#15 - Him.
Wie sehr liebte ich diesen Satz:
Grün traf grün.
Smaragd traf Katze.
Es gab nichts Wichtigeres in meinem Leben. So dämlich sich das auch anhörte.
Die Welt blieb mal wieder stehen, alle anderen in diesem Raum verschwanden aus meinem Sicht- und Hörfeld und sonst interessierte mich auch niemand mehr außer diesem einen Menschen dort gegenüber von mir auf der schwarzen Ledercouch.
Wie konnte man sich so sehr in jemanden verlieben? Und das gleich sofort am Anfang.
Liebe auf den ersten Blick.
Hah.
Wie hatte ich immer darüber gelacht! Das war Blödsinn. Das ging nicht. Wie sollte das denn funktionieren? – Aber ich war eines Besseren belehrt worden. Natürlich liebte man sich nicht sofort von Anfang an, denn wenn man jemanden nicht kannte, konnte man ihn auch nicht lieben, aber man fühlte sich zu der Person hingezogen. Die Anziehungskraft war so stark, dass man nichts sonst mehr machen konnte. Man konnte an nichts Anderes mehr denken und man war einfach vollkommen benebelt. So, wie man es noch nie in seinem gesamten Leben erfahren hatte.
Und das Gefühl würde bleiben. Ich glaubte daran. Für immer würde ich so fühlen, wenn ich ihn ansah.
Bevor ich mich versah, sprang Harry von der Couch auf und stürmte auf mich zu. Es kam niemand noch dazu, überhaupt irgendetwas zu sagen, so schnell war er bei mir und nahm mich in den Arm. Ich schlang die Arme um seinen Hals und die Beine um seine Hüfte. Meinen Körper durchfuhr ein heftiger Stromschlag, als wir uns endlich wieder berühren konnten. Ich roch seinen wunderbaren, einzigartigen Geruch und wollte am liebsten weinen.
Ich liebte ihn so sehr.
Er war die Person, die meinem grauen Leben Farbe verpasst hatte. Er hatte all die Bleistiftzeichnungen mit dicken, nicht mehr löschbaren Markern ausgemalt und auf seine ganz eigene Weise geprägt. Er hatte mir gezeigt, was Leben wirklich war und dass ich wieder zurückkommen musste, nachdem ich so lange passiv vor mich hin vegetiert hatte.
Und jetzt war ich da. Zu einhundert Prozent, und nichts und niemand würde mich jetzt aufhalten können. Ich war bereit für das, was die Welt mir zu bieten hatte.
„Endlich", hauchte er in mein Ohr und ich spürte seinen Atem an meinem Nacken. Eine Gänsehaut lief mir den Rücken hinunter. Ich wusste nicht, was die anderen alle sagten, weil ich sie immer noch nicht hören konnte, aber es war mir auch herzlich egal.
Ich löste mich ganz leicht von ihm, sodass ich ihm in die Augen sehen konnte. Die kleinen Lachfältchen waren an seinen Schläfen zu sehen und automatisch lächelte ich ebenfalls. Ich strich ihm eine seiner zu langen Locken aus der Stirn.
„Endlich habe ich dich wieder", sagte er leise und legte seine Lippen ganz zart auf meine. Ich schloss automatisch sofort die Augen und vergrub die eine Hand in seinen Haaren.
Ein Feuerwerk der Gefühle brach in mir aus, es brannte lichterloh und zischte in voller Lautstärke, und ich konnte es nur ein zweites Mal sagen: am liebsten würde ich weinen.
So gerne.
Ich war im Himmel.
Harrys Zunge strich sanft über meine Unterlippe und seine Hände fuhren meinen Rücken hinauf.
Irgendwo in meinem Hinterkopf sagte mir mein Unterbewusstsein, dass ich total unhöflich war, da ich mich bei den zwei Tomlinson-Schwestern, Lou und 5 Seconds Of Summer nicht vorgestellt hatte – aber was konnte ich dafür, wenn Harry mich sofort in Beschlag nahm?
Sie liefen ja nicht weg, also bitte.
„Ich habe dich so vermisst", murmelte ich in seinen Mund. Ob er mich akustisch verstanden hatte, wusste ich nicht, aber ich wusste, dass ich ihm das gar nicht sagen brauchte, denn er konnte es spüren.
Ich spürte, wie eine kleine Träne unter meinen geschlossenen Lidern hervortrat. Mein Herz explodierte beinahe in meiner Brust. Ich konnte nicht einmal in Worte fassen, wie ich mich gerade fühlte. Eigentlich war es ja gar nicht lange her, dass wir uns gesehen hatten, aber es war so viel in der kurzen Zeit passiert, dass es sich wie Jahre anfühlte, die wir uns jetzt nicht gesehen hatten.
Wir lösten uns wieder voneinander, denn irgendwie fand ich es doch ein wenig peinlich, wenn wir jetzt so vor allen hier rumschmierten. Das war eigentlich nicht so mein Stil. Aber Harry konnte ich einfach nicht widerstehen.
Ich rückte also ein paar Zentimeter von ihm ab und sah wieder in seine funkelnden Augen.
Trotzdem interessierten wir uns nicht für die anderen, obwohl wir uns nicht mehr küssten. Wir hatten nur Augen füreinander.
Harry und Sam gegen den Rest der Welt.
So würde es sein und so würde es auch immer bleiben. Uns würde nichts mehr auseinander kriegen.
Außer Harry wollte irgendwann nicht mehr mit mir zusammen sein. Das war das Einzige, was unsere Beziehung jemals beenden konnte. So schnell, wie dieser Gedanke gekommen war, schob ich ihn auch wieder in die Ecke zurück, in der er lauerte.
Ich hasste diese Angst, die zu jeder Tages- und Nachtzeit in mir schlummerte. Dass ich nicht genug war und es niemals sein würde.
Aber laut Ray war ich ja in drei Tagen eh ein Superstar, den die ganze Welt kannte und feierte.
Wenn ich an diese Worte dachte, konnte ich nur lachend den Kopf schütteln. Drei Tage? Wie sollte das denn möglich sein?
Aber... dann kam mir der Plan der kommenden Woche in den Sinn, den er mir in Papierform in die Hand gedrückt hatte, und ich sah ihn vor meinem inneren Auge und schluckte. Vielleicht ging sein Plan ja sogar auf. Es war so krass, so unglaublich, dass es sogar möglich war.
Wir würden es sehen.
„Ich glaube, die hören uns nicht. Sehr unfreundlich, was die beiden hier gerade abziehen!"
*
~ Janas Sicht ~
Ich konnte den Satz nur wiederholen:
Bitte tötet mich.
Ich war wie angewurzelt stehen geblieben und starrte in den Raum rein. Das war eindeutig zu viel des Guten. Zu viel für Janas arme Nerven, die eh schon den gesamten Tag über viel zu strapaziert gewesen sind.
Mein Blick wanderte kurz durch den Raum. Ich wollte ihn nicht anstarren. Okaaay, das hatte ich gerade schon getan, aber ich ... was wollte ich gleich noch einmal sagen?
Ich hatte den Faden verloren.
Ich konnte nicht mehr klar denken. Noch nie – hört ihr, noch nie! – hatte mich jemand so aus der Bahn geworfen! Ich meine, Quirin hatte mich damals schon ein wenig an den Wegrand geschubst, aber jetzt war ich so Off-Road, dass die Tante beim Autonavigationssystem sagen würde: Wenn möglich, bitte wenden.
Aber das kam überhaupt nicht in Frage. Wenden? Hier? Jetzt?
Forget it, sweetheart.
Hier würde mich niemand wegkriegen.
Langsam betrat ich den Raum und schloss die Tür hinter mir. Im Augenwinkel bekam ich mit, wie Harry total filmreif auf Sam zustürzte und sie hochhob und so festhielt, dass man nicht mehr erkennen konnte, wo Harry anfing und Sam aufhörte.
Mein Blick klebte an Luke.
Lucas Robert Hemmings.
„Hi Jana!", sagte jetzt Niall und lachte.
„Hallo Saaaaaaam!", quäkte Louis, aber Sam und Harry waren anderweitig beschäftigt.
„Hey, wir sind 5SOS, aber-"
„Ähm, das weiß ich, du Clown", unterbrach ich Calum und verzog schockiert im nächsten Moment das Gesicht, weil ich mal wieder zuerst geredet und dann nachgedacht hatte.
Oh man, ich war noch nicht einmal zehn Sekunden hier und blamierte mich schon wieder bis auf die Knochen! Super, Jana! War ja nur One Direction und 5 Seconds Of Summer, läääuft!
Ich erntete aber zu meiner Überraschung eine laute Lachsalve von all den Leuten hier im Raum.
Harry und Sam klebten immer noch aneinander.
Ich stand also jetzt hier und war ein wenig überfordert mit der Sache.
Calum kam jetzt grinsend auf mich zu und umarmte mich kurz.
„Jana heißt du also?"
„Ja, das ist Sams Cousine. Und das ist Saaaaaam", sagte jetzt Liam, aber sie reagierte natürlich nicht. Liam schüttelte nur den Kopf und versuchte, ein Grinsen zu unterdrücken.
Lou, die Hair- und Makeup-Stylistin von One Direction, umarmte mich auch kurz, während ihre kleine, süße Tochter Lux sich verschämt hinter ihren Beinen versteckte und partout nicht hallo zu mir sagen wollte, was mich nicht störte, Lou dafür umso mehr.
„Also ich heiße Frederic", stellte sich das älteste Mitglied von 5 Seconds Of Summer vor und präsentierte mir seine Grübchen, die Harrys Grübchen eindeutig in den Schatten stellten.
„Und ich bin Magda", sagte Michael mit quiekender Stimme und schubste Ashton zur Seite.
„Und ich bin...."
Der letzte in dem Viererbund kam auf mich zu und nahm sein Lippenpiercing nachdenklich und ein wenig verlegen nach innen zwischen seine Lippen.
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