Chapter 43

"Wo geht es dieses Mal hin? Nicht wieder auf irgendeine Feier oder?", fragte ich ihn und lehnte mich im Auto zurück.
"Warte, lass mich raten: ist eine Überraschung." Ganz ehrlich, für eine klitzekleine Sekunde wollte ich die Sache wirklich mit Henry klären und alles klar stellen, aber nach dem was Madison und er durchgezogen hatten, hatte ich wirklich keine Lust mehr. Am liebsten würde ich jetzt einfach kur wieder in mein Bett gehen und auf den morgigen Tag warten.

"Du kennst mich einfach viel zu gut", erwiderte Henry grinsend und beschleunigte das Auto.

Gelangweilt sah ich aus den Fenster und beobachtete die Gegend. Die Sonne stand hoch am Himmel und ich möchte mir nicht vorstellen, wie es ohne Klimaanlage wäre. Heute war einer dieser Tage, die unerträglich heiß waren und man einfach nichts machen wollte, oder man ging an den Strand.

Plötzlich legte sich eine Hand auf meine und ich drehte mich zu Henry. Er sah kurz zu mit rüber bis unsere Blick sich trafen und dann sah er grinsend weg. Als erstes hatte ich vor meine Hand wie sonst immer wegzuziehen, aber ich ließ sie dort liegen. Wenn ich jetzt schon hier war, dann konnte ich auch herausfinden, was ich für ihn fühlte.

Während Henry's Hand auf meiner lag, schloss ich meine Augen und versuchte herauszufinden, wie es sich für mich anfühlte. Ich konnte mich aber nicht wirklich darauf konzentrieren, da es mich seine Hand auf meiner zu sehr ablenkte. Immer wieder musste ich rüber zu meine Hand schauen und ich konnte nicht aufhören zu denken wie groß und stark sie war. Ganz vorsichtig bewegte ich meine Hand und verschränkte sie von ganz allein in seine.

Vorsichtig sah ich zu Henry, aber der schien total auf die Straße fixiert zu sein. Ich fragte mich, was er wohl gerade dachte. Freute er sich darüber? Freute er sich nicht? Wollte er, dass ich meine Hand wieder weg nahm? Dachte er überhaupt darüber nach? Warum dachte ich so viel darüber nach?

In den Moment als ich das dachte, ließ ich meine Hand automatisch los, doch Henry verfestigte seinen Griff und ich sah zu ihm.

"Ich lasse doch nicht so einfach gehen", meinte er und ich sah schnell weg. Ohne das ich es verhindern konnte, fingen mein Herz an wie verrückt zu rasen.

"Das sagst du jetzt", erwiderte ich und versuchte mein Herz zu beruhigen. Leider gelang es mit nicht wirklich, denn er fing an mit seinen Daumen über mein Handrücken zu streichen und mein Herz schien mir aus meiner Brust springen zu wollen.

Auf einmal nahm er seine Hand weg, um eine scharfe Kurve zu fahren und Kälte machte sich auf meiner Hand breit. Auch wenn es gar nicht so kalt war, fühlte ich, wie sich eine Gänsehaut auf meinem Arm ausbreitete. Sofort wünschte ich mir wieder seine Hand in meiner zu haben.

Für die weitere Fahrtzeit ließ Henry seine Hand am Lenker und ich nahm meine Hand auch weg. Es sollte nicht so aussehen, als würde ich darauf warten, dass er wieder meine Hand nahm.

Nach weiteren Minuten wurde das Auto langsamer und ich sah mich neugierig um, leider war es nicht wirklich das, was ich dachte. Ich dachte, dass er mich wieder zu einer Feier bringt oder zu irgendeinem romantischen Ort, aber stattdessen standen wir vor einem Spielplatz. Wirklich, ein Spielplatz.

"Du bist nur den ganze weiten Weg gefahren, um mich zu diesem Spielplatz zu bringen?", fragte ich und runzelte die Stirn.

"Ja", meinte Henry schulterzuckend und stieg aus. Ich, immer noch etwas verwirrt, stieg auch aus und sah ihn fragend an.

"Wenn du auf einen Spielplatz wolltest , warum hast du dir nicht einen in der Nähe ausgesucht?", wollte ich wissen.

"Wirst du gleich sehen." Henry ging zu seinem Kofferraum und holte da eine Schaufel raus. Total perplex starrte ich ihn an. Was wollte er mit der Schaufel? Auf einem Kinderspielplatz?
Als wäre es etwas total normales marschierte er mit der Schaufel zum Spielplatz zu. Zuerst dachte ich, dass er auf die Sandkiste zuging, aber er überquerte sie und ging weiter bis zur kleinen Burg, die sich auf dem Spielplatz befand. Henry umrundete sie einmal und ich folgte ihm. Hinter der Burg war es sehr schattig und man konnte sich hier gut verstecken, oder einen Mord begehen, wer weiß.
Jetzt hielt er die Schaufel richtig fest und fing an ein Loch zu graben.

"Henry, was macht du da?!"

"Siehst du das nicht? Ich grabe ein Loch", antwortete er und grub weiter.

"Warum?" Das ergab für mich alles keinen Sinn. Wie komisch musste es denn aussehen, wenn man und entdeckte. Zwei Teenager mit einer Schaufel hinter der Burg, die ein Loch in den Boden graben. Was sollte man sich da denken?

"Sag nicht, du willst mir jetzt gestehen, dass du dort eine Leiche vergraben hast?", scherzte ich und lehnte mich an die Burg.

"Erwischt", meinte Henry grinsend und grub weiter. Ich sah ihm zu, wie er weiter grub und sah mich ab und zu mal um.

Schneller als ich gedacht hatte, war Henry mit dem Graben fertig. Es machte sich bemerkbar, als seine Schaufel gegen etwas hartes stieß. Henry hockte sich hin und fing mit den Händen den Rest Sand wegzuschieben. Neugierig stieß ich mich von der Burg ab und warf ein Blick ins Loch hinein.

Vorsichtig hob Henry eine silberne Stahlbox hoch und legte sie neben sich. Jetzt kniete ich mich neben ihm hin und sah zu, wie er die Kiste auf macht. Immer wieder versuchte ich reinzuschauen, aber Henry verdeckte jedes Mal den Inhalt der Kiste.

"Darf ich etwa nicht reingucken?", fragte ich ihn und gab auf hineinzugucken.

"Doch, aber jetzt nicht." Henry verschloss die Kiste wieder und grub das Loch wieder schnell zu, was viel schneller ging. Er klopfte sich den Sand von der Hose und schnappte sich die Kiste. Verwirrt folgte ich ihm zu Auto und wir stiegen wieder ein.

"Wohin fahren wir jetzt?", wollte ich wissen und schielte leicht zu Kiste.

"Wirst du dann sehen", war seine knappe Antwort und er fuhr los. Langsam wurde ich ungeduldig und genervt. Ich verstand es nicht. Warum sagte er mir nicht einfach was das alles sollte? Das war echt mehr als nervig. Es fühlte sich an, als würde er mur mit mir spielen und lässt mich ihm nur hinterher laufen, was bis jetzt der Fall war.

"Kannst du mir nicht ein Mal eine ordentliche Antwort geben?", sagte ich genervt und starrte ihn von der Seite an. Ich wartete auf irgendeine Antwort von ihm, aber er sagte nichts. Stattdessen tat er so, als hätte er mich nicht gehört und starrte auf die Straße. Das reichte mir.

"Fahr mich zurück", befahl ich ihm und starrte wie er auf die Straße. "Oder halte hier an, damit ich raus kann."

"Warte noch ein bisschen", erwiderte er schließlich und sah kurz zu mir rüber.

"Nein, halt an!" Mein eigentliches Ziel war es herauszufinden, wie ich ihm gegenüber empfand, aber das bewirkt genau das Gegenteil. Ich war total genervt von ihm und wollte wieder zurück nach Hause.

"Hailey, bitte, wir sind gleich da." Darauf sagte ich nichts mehr. Er wusste, dass ich raus wollte und vor uns kam die nächste rote Ampel, wo ich aussteigen konnte. Laut seinem Seufzen zu folgte, wollte er mich wohl aussteigen lassen, aber ich hatte mich geirrt. Anstatt bei der Ampel anzuhalten, gab er noch mal Vollgas und fuhr über die rote Ampel.

"Was soll das?", fragte ich aufgebracht und hielt mich am Griff fest, da wir ziemlich schnell fuhren.

"Nach was sieht es denn aus, ich beschleunige es etwas." Mit höchster Geschwindigkeit rasten wir durch die Straßen und ich war mir ziemlich sicher, dass wir jeden Moment von der Polizei angehalten werden.

"Bist du verrückt? Fahr langsamer!", sagte ich leicht panisch.

"Nur wenn du nicht mehr gehen willst", forderte Henry.

"Okay, ja, ich werde bis zum Ende bleiben!", stimmte ich schnell zu, damit er endlich langsamer fuhr. Ich atmete erleichtert aus und lehnte mich zurück. Schweigend sah ich aus dem Fenster und wartete bis wir endlich da waren.

Erst nach fast einer Stunde waren wir da. Henry hatte uns zu einem kleinen Hügel gefahren, wovor wir ausstiegen. Er nahm die Koste mit und wir stiegen den Hügel hinauf. Zum Glück war er nicht so hoch und steil, denn ich hatte keine Lust total verschwitzt oben anzukommen.

Ganz oben angekommen ging Henry rüber zu einem kleinen Busch und holte einen Korb raus. Er packte eine Decke aus, die er ausbreitete und kramte noch etwas Gebäck und was zu trinken aus dem Korb.

"Setzt dich", sagte er und setzte sich auf die Decke. Ich tat was er sagte und setzte mich neben ihn. Danach hielt er mir dir silberne Schachtel hin und ich nahm sie zögernd an.

"Du darfst reingucken", meinte er, legte aber eine Hand auf die Schachtel. "Du musst wissen, dass es sehr peinlich für mich wird und bitte kein Kommentar."

Ich nickte und Henry nahm seine Hand weg, damit ich endlich reingucken konnte. Das erste, was mir in die Augen sprang war ein Bild von mir. Es war definitiv eine Weile her seit dem es aufgenommen wurde, das erkannte ich daran, dass ich noch nicht so lange Haare hatte und es schien heimlich aufgenommen geworden zu sein. Ich nahm das Foto heraus und sah mir die Rückseite an, wo sich meistens immer ein Datum befand. Tatsächlich war hinten ein Datum mit Text und das Jahr verriet mir, dass ich damals 15 Jahre alt war, das war um die Zeit, in der ich noch in Henry verknallt war. Warum hatte er ein Foto von mir? Ich sah ihn fragend an, aber er legte sich den Zeigefinger an seine Lippen und deutete mir nichts zu sagen.

Ich legte das Foto zur Seite und sah mir die nächsten Fotos an. Alle waren von mit und alle waren wie das erste; heimlich aufgekommen wurden. Die Fotos waren alle von verschiedenen Orten, in der Schule, auf der Straße, mit Freunden, beim Einkaufen. Von meinem 15 jährigen Ich gab es unzählige Bilder an verschiedenen Orten. Es war wirklich unheimlich, wie Henry immer da gewesen war und mich beobachtet hatte. Das letzte Bild, dass er von mir geschossen wurde war am Tag der Party.

Die Texte hinter den Fotos hatten immer den selben Inhalt. Er schrieb immer, wie sehr er mich geliebt hatte und sich nicht getraut hatte es mir zu sagen.

"Reicht dir das? Als Beweis?", fragte Henry mit sanfter Stimme und ich sah zu ihm.

Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Das war echt unheimlich. Diese ganzen Fotos von mir, das war einfach nicht mehr normal. Wie sollte ich also auf seine Frage antworten?

"Das." Ich zeigte auf die Kiste mit den Fotos, die ich zurückgelegt hatte. "Ist echt gruselig."

"Habe ich nicht gesagt, kein Kommentar", wiederholte er und sah mich unsicher an.

"Ich... ich weiß es nicht, was ich dazu sagen soll", sagte ich ehrlich. Er hatte mich also die ganze Zeit geliebt und hatte heimlich Fotos von mir gemacht. So etwas zu erfahren und dann noch die Beweise in der Hand zu halten war unbeschreiblich.

"Du musst auch nichts sagen." Henrys Stimme wurde leiser und er lehnte sich weiter zu mir. Ich wusste, dass er mich küssen wollte und ich mich jetzt entscheiden musste, ob ich es zuließ oder nicht. Das war wie das Nein oder Ja auf seine vorherige Frage.
Sein heißer Atem streifte meine Wangen und ich bekam eine Gänsehaut. Das was er getan hatte war echt gruselig, aber irgendetwas in meinem Körper wollte seine Lippen auf meinen spüren. Ich wollte seine Hand auf mir fühlen und durch sein dichtes Haar streifen.

Sein Gesicht kam immer näher und nach quälenden Sekunden berührten sich unsere Lippen, aber nur ganz leicht. Dann lehnte er sich wieder leicht zurück und sah mir in die Augen. Seine Augen schienen zu brennen und ich konnte sehen, dass er den Kuss genau so sehr wollte wie ich, sich aber trotzdem zurückhielt. Ich ergriff dann die Initiative und küsste ihn. Henry zögerte keine Sekunde und küsste sich zurück. In mir spürte ich, wie das Feuer ausbrach und ich noch mehr von ihm wollte. Mit meiner Hand strich ich durch sein Haar und er knurrte einmal. Ich grinste und er küsste mich intensiver. Eine Hand legte sich auf meine Taille und seine andere Hand strich meine Wange.
Langsam drückte Henry mich nach hinten und ich ließ mich fallen. Weich landete ich auf der Decke und schlang meine Arme um ihn.

Ich wünschte mir, dass er Kuss noch länger anhielt, aber Henry löste sich von mir sah mir direkt in die Augen. Vorsichtig strich er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und ich legte meine Wange in seine Hand.

"Ich möchte, dass du weiß, wie sehr ich dich Liebe. Die ganze Zeit schon. Damals hatte ich nicht gewusst, wie ich mich ausdrücken sollte und habe wirklich dumme Sachen gemacht. Als du mich dann angefangen hast du hassen, wusste ich nicht, wie ich anders in deiner Nähe sein konnte, als mich ständig mit dir zu Streiten. Das hört sich bekloppt an, stimmst?"

"Ja, das tut es", bestätigte ich und grinste ihn an, aber das alles war einfach verrückt. Ich war ihn ihn verliebt, dann hasste ich ihn und wollte ihn nie wieder sehen. Und jetzt lag ich auf einer Decke und küsste Henry. Einfach verrückt.

-----

"Ich werde dich vermissen", sagte Mum und umarmte mich noch einmal.

"Ich dich sich." Ich drückte sie fest und ließ erst nach einer Weile zurück.

"Es wird langsam Zeit", meinte Dad und drückte mich auch kurz.

Ich schulterte meine Tasche und sah noch mal alle an. Sie standen Arm in Arm vor mir und lächelten mich an. Jetzt wünschte ich mir, dass die anderen auch dabei waren, aber ich wollte Chris nicht sehen. Ich war mich nicht sicher, ob meine Gefühle für ihn ganz verschwunden waren und ich wollte nicht, dass sie wieder hoch kamen. Das war vielleicht nicht den anderen fair, aber ich habe allein einen Brief geschrieben. Ich sah schon, dass ich sobald ich in England war von Nachrichten bombardiert wurde.

Ein letztes Mal winkte ich meiner Familie zu und ging zum Check-In. Es dauerte eine Weile, bis ich mit allem durch war und dann noch ein paar Stunden, bis ich ins Flugzeug steigen konnte.

Ich suchte meinen Platz und setzte mich hin. Während ich darauf wartete, bis der Flug los ging sah ich mir die Zeitschrift an, die man sich einfach nehmen konnte. Jemand setzte sich neben mich und ich ignorierte ihn erst. Es könnte jeder sein, der den Platz neben mir hatte, aber ich bekam das Gefühl angestarrt zu werden. Vorsichtig sah ich auf und erschrak mich, als ich Henry neben mir sah.

"Was machst du hier?", fragte ich ihn und ließ die Zeitung fallen.

"Wonach sieht es denn aus? Ich fliege nach England", sagte er und nahm meine Hand in seine. "Du bist nicht die einzige, die bestanden hat."

"Warum hast du nichts gesagt?", wollte ich wissen.

"Dann wäre es doch keine Überraschung", meinte er grinsend. "Du entkommst mir nicht so einfach." Das war echt unfassbar. Ich starrte ihn einfach nur an uns wusste nicht, was ich sagen sollte. Von automatisch bildete sich ein Lächeln auf meinen Lippen. Von jetzt an wusste ich nicht, wie es zwischen und weiter ging, aber ich wollte bei ihm sein, das war alles was zählte.

The End

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top