Chapter 27

Es fühlte sich so an, als würde sich die Welt in Zeitlupe bewegen. Ich spürte das Nichts unter meiner Fußsohle, das Holz an meiner Haut. Ich hörte das Blut in meinen Ohren und ich sah den Boden unter mir.

Dann fing plötzlich alles so schnell. Die Schreie meiner Freunde drängten dich in mein Ohr und ich sah, wie der Boden immer näher auf mich zu kam. Das Holz entglitt meiner Hand und versuchte die Stange noch festhalten. Es war knapp, aber ich schaffte es noch grade so. Mein Körper wurde gestoppt und alles war still.

Immer noch geschockt und erleichtert atmete ich ein und bemerkte erst dann, dass ich die Luft angehalten hatte. Meine Hände zitterten noch mehr als davor und meine Beine wurden weich wie Wackelpudding.

"Alles okay?", hörte ich Lacy von unten rufen.

"Ja", sagte ich, aber viel zu leise, dass die anderen es hören konnten. Es war sowas wie eine Versicherung für mich selber, dass alles okay war.

"Ja!", sagte ich, dieses Mal aber deutlich lauter.

"Es sind nur noch paar Meter, dann hast du es geschafft", rief Chris.

Ich versuchte mich wieder auf meine Beine zu konzentrieren. Langsam arbeitete ich mich Schritt für Schritt vor, damit sowas wie eben nicht nich mal passierte. Es dauerte sehr lange, bis ich dann endlich das andere Ende erreichte. Auf der anderen Plattform angekommen, ließ ich mich erst mal auf den Boden plumpsen. Ich würde sowas nie wieder machen. Wirklich, nie wieder.

"Komm schon nach unten", rief mir Nick von unten zu.

Rechts von mir gab es eine Leiter, die direkt nach unten führte. Ich musste sie nur noch runterklettern, nur war es leichter gesagt, als getan. Schon als ich die Leiter nach unten sah, wusste ich, dass ich das nicht könnte. Es war viel zu hoch.

Wieder stieg Panik in mir auf. Ich würde hier nie wieder runter kommen. Für den Rest meines Lebens müsste ich hier oben verbringen.

"Mach schon!", rief Greyson.

"Ich kann nicht", sagte ich mit zitternder Stimme. "Es ist zu hoch."

"Das ist nicht dein Ernst, oder?", schrie Nick.

"Hailey, wie wärst, wenn ich auch nach oben klettere und dir helfe?", fragte mich Chris. "Denkst du, du könntest es schaffen?"

Meine Herz schlug schneller und machte einen Aussetzer, aber nicht vor Angst. Chris war immer so lieb und nett und einfach perfekt. Dafür liebte ich ihn.

Ich nickte, aber dann bemerkte ich, dass er es gar nicht sehen konnte. "Ja, ich denke schon."

Einige Sekunden später hörte ich die Leiter knarren. Sie ertönten in regelmäßigen Abständen und kamen immer näher zu mir. Nach einer Weile sah ich seine braunen Haare und danach seine wunderschönen blauen Augen. Ich lächelte erleichtert, als er sich auf die Plattform kniete und mir seine Hand hinhielt. Zittern nahm sie an. Als ich seine warme Hand spürte, war all meine Angst wie verflogen. Wenn jemand mich gefragt hätte, vor was ich mich so gefürchtet hatte, dann wüsste ich nicht was ich antworten sollte. Denn sobald Chris in meiner Nähe war, gab es nichts wovor ich mich fürchten müsste.

"Die anderen warten schon", sagte er und lächelte mich an.

Chris kletterte zuerst die Leiter hoch. Nach paar Sprossen blieb er stehen und winkte mich runter.

"Ich werde nicht zulassen, dass du dir wehtust", meinte Chris und wieder setzte mein Herz einen Schlag aus.

Ich drehte mich um und setzte langsam einen Fuß auf die erste Sprosse, dann den Nächsten.  Meine Beine zitterten ein bisschen, aber nach und nach verschwand es. In der Mitte der Leiter, spürte ich, wie seine Hand meine Wade streifte.

"Du hast doch nur auf diese Gelegenheit gewartet", sagte ich neckend und sah zu ihm runter.

"Nein, aber wenn sich die Chance schon ergibt, will ich mich nicht beklagen." Chris grinste mich an und ich musste lachen.

Einige Sprossen weiter waren wir auch schon nach unten. Als ich den sicheren Boden unter meinen Füßen spürte, atmete ich erleichtert aus. Sofort kam Lacy zu mir gerannt und drückte mich ganz fest.

"Du hast es geschafft!", quiekte sie glücklich und ließ mich los.

Wir gingen alle zurück zum Zaun und krochen durch die Öffnung.

"Kommt, da gibt es noch etwas". Nick legte einen Arm um meine Schulter und drückte mich ein Mal.

"Wohin gehen wir den noch?", fragte ich nach, aber niemand antwortete mir.

"Wir wärst mit einen kleinen Wettrennen?", schlug Greyson vor und sah uns an.

"Woher sollte ich wissen, wohin ich muss?", fragte ich nach, als alle sich fertig machen.

"Laufe einfach an diese Richtung", sagte Nick und zeigte von sich aus nach rechts. Von da müssten wir gekommen sein. "Du wirst es nicht übersehen können."

"Und...los!", rief Chris und alle liefen los.

Die kalte Luft strömte durch meine Haare. Ich wurde mit jedem Schritt schneller und schneller und freier hatte ich mich noch nie gefühlt. Es war so, als würden alle meine Sorgen sich in Luft auflösen. Ich lachte und genoss den Moment. Die Anderen an meiner Seite schienen es genau so zu genießen wie ich. Das Gefühl war einfach unglaublich. Es fühlte sich fast an wie fliegen.

Einige Meter weiter stoppten wir alle vor einem See. Wir mussten hier drum rum gegangen sein. Es war atemberaubend. Der Mond schien auf das stille Wasser und irgendwie hatte es etwas magisches an sich. Nur für diesen einen Moment glaubte ich, dass alle Träume war werden konnten.

Um mich herum fingen alle an sich auszuziehen, bis auf die Unterwäsche und sprangen in den See. Ich blieb einfach nur stehen und guckte ihnen zu. Sie waren wirklich verrückt. Einen Moment später zog ich mich auch aus und sprang auch ins Wasser. Wir machten eine Wasserschlacht und niemand blieb verschont. Als ich mal einen Moment nicht aufpasste, packte mich Chris von hinten und hob mich hoch. Noch während ich schrie, schmiss er mich schon ins Wasser. Ich tauchte schnell wieder auf und sprang auf ihn, um ihn ins Wasser zu drücken. Wie platschten beide ins Wasser und tauchten wieder auf. Dabei wahren unser Gesichter sich näher als sonst. Ich konnte seinen Atem auf meiner nassen Haus spüren. Um uns herum wurde alles ausgeblendet. Es gab nur noch ihn und mich. Aber keine Sekunde später überschwemmte und ein Wall Wasser und der Moment war vorbei.

Nach einer Weile kamen wir alle völlig erschöpft aus dem Wasser und legten uns aufs Gras. Für einen Moment blieben wir einfach nur liegen und schauten uns den Nachthimmel an. Es gab nicht oft solche Momente, deshalb sollte man sie so lange genießen wie man nur konnte.

Die Jungs standen als erstes auf und zogen sich an. Lacy und ich blieben noch ein bisschen liegen. Wir wollten das alles noch einen Moment genießen.

"Wir gehen schon mal vor. In spätestens einer halben Stunde müsst ihr zurück sein. Sonst fahren wir ohne euch", informierte uns Greyson und die Jungs gingen los.

Wir zogen uns danach auch an, da es ziemlich kalt wurde. Danach setzten wir uns wieder auf das Gras und schauten auf den See.

"Was für eine seltsame Welt", sagte Lacy ohne mich anzugucken. "Egal wo man hin geht, man trifft nur auf kaputte Menschen, überall , aber meistens wissen sie es nicht mal." Sie machte eine lange Pause. Ich dachte für einen Moment schon, dass nichts mehr käme. "Sie machen weiter und weiter, verstecken alle ihre Sorgen unter einem Lächeln, bis ihnen alles zu viel wird, bis sie letztendlich zusammenbrechen."

Stille. Dieses Mal würde nichts mehr kommen. Eine Frage schlich sich in meinen Kopf, die ich unbedingt beantwortet haben wollte.

"Was ist mit dir und Josh?", fragte ich sie endlich.

"Mit mir und Josh?", wiederholte sie und schaute mich kurz an, bevor sie ihren Blick wieder nach vorne richtete. "Nichts. Da ist rein gar nichts mehr. Es ist vorbei", sagte sie. "Ich habe es ihn gesagt. Ich habe ihm auch gesagt, dass ich nicht erwarte, dass er mir verzeiht, dass er mich noch eine Chance gibt. Das hat er schon viel zu oft getan." Plötzlich fing Lacy an zu lachen. Sie lachte und mit jeder Sekunde tat es mir immer mehr weh. "Was soll man auch anderes erwarten? Ich bin ein Miststück, eine Schlampe. Wie hätte ich jemals denken können, dass irgendetwas mal klappt." Ihr Lachen verklang langsam und Tränen liefen ihr über die Wangen. Es wurden immer mehr und sie weinte immer heftiger. Bei den Anblick zerriss sich mein Herz in Zwei. Es tat mir mehr als nur weh sie so zu sehen.

Ich legte einen Arm um ihre Schulter und drückte sie an mich. Tränen rollten mir über die Wangen und ich fing auch an zu weinen.

Sie hatte recht. Wir alle sind auf irgendeine Art und Weise kaputt. Und irgendwann werden wir alle zusammenbrechen.



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