31 - Habub
*Der Habub (arab. starker Wind) ist ein blitzartig entstehender Sandsturm, der vorrangig in den Sommermonaten von Mai bis September in der Sahara auftritt. Charakteristisch für ihn ist die große Menge Sand, die der Sturm bei einer Geschwindigkeit von über 80 km/h bis zu 900 Meter hoch aufwirbelt. Diese Sandwalze entsteht meist unerwartet und wird durch das Auftreffen des feuchten Monsunwindes auf trockene Luftschichten ausgelöst.
Song zum Kapitel: Playing games - Summer walker ft. Bryson Tiller
N I A L L
Es war nicht schwer, Julia ihr Unbehagen anzusehen. Es war genau, was ich erwartet hatte.
Kaum kam ich von der Toilette zurück, überfiel mich eine Tänzerin.
„Ich will nicht", sagte ich barsch zu der Blonden. Sie ließ ihren Oberkörper nach hinten an meine Brust fallen. Ohne zu zögern, legte sie meine Hände an ihren Bauch.
„Ich wurde bereits bezahlt", war alles, was sie sagte, ehe sie ihren Hintern in kreisförmigen Bewegungen an mir rieb und sich wieder erhob. Sie streckte mir ihr Hinterteil entgegen.
Sauer wollte ich aufstehen, da drückte mich der Bruder von Alex wieder in den Stuhl. „Genieße die Show. Bin ich dir wegen letztens noch schuldig." Er sprach von seinem Junggesellenabschied. Die Jungs und ich hatten die dumme Idee, ihm eine Tänzerin zu buchen. Dabei hatte ich aber nie erwähnt, einen Tanz retour zu wollen.
Die Blonde drehte sich zu mir, berührte langsam ihre Brüste. Ich wandte den Blick von ihren ab und sah dorthin, wo ich Julia vermutete. Doch die Tänzerin ließ nicht von mir ab. Kaum einen Atemzug später saß sie rittlings auf mir. Sie bewegte ihr Becken vor und zurück. Wieder nahm sie meine Hand, legte sie auf ihren Körper. Dabei stand sie leicht auf. Ihr Oberkörper berührte, während sie sich vor und zurück bewegte, mein Gesicht.
Ich versuchte, dem Körperkontakt zu entkommen, versuchte mich ein Stück nach hinten zu lehnen.
Mir wurde schlagartig ganz heiß.
Sie ließ von mir ab und ich konnte endlich tief durchatmen. Doch falsch gedacht. Die Tänzerin ging einmal um den Stuhl herum. Ihre Finger berührten meinen Hals, zogen eine Spur nach sich. Kaum stand sie wieder vor mir, beugte sie sich, um ihren Kopf zwischen meinen Schenkel zu platzieren. Ein Kopfstand. Sie machte einen verdammten Kopfstand.
Die Menge um uns jubelte.
Sie hielt sich an mir fest, öffnete die Beine, um einen Spagat zu machen. Schlug die Schenkel wieder zusammen. Ich konnte es sogar klatschen hören, als sie ihre Beine berührten.
Ich traute mich erst gar nicht nach Julias Blick zu suchen.
Die Tänzerin ließ ihren Hintern gegen meine Brust fallen. Ihre Beine fielen über meine Schulter. Mit einem Ruck zog sie sich hoch. Ich musste sie halten, da sie mir ansonsten das Genick gebrochen hätte. Meine Nase berührte ihren Bauch. Wieder ein Ruck und sie war von meinen Schultern auf meinen Schoß geplumpst.
Sie kniete sich auf meine Oberschenkel und drückte dabei mit ihren Füßen meine Beine auseinander. Wie eine gerade Kerze rutschte sie an mir hinab auf den Boden. Sie legte sich vor mich, spreizte die Beine, bewegte ihre Becken in stoßartigen Bewegungen.
Erneut grollend die Männer um uns herum auf. Auf ihren Lippen lag ein verspieltes Lächeln.
Sie stand auf und sah mich über die Schulter hinweg an. Ehe sie sich auf meinen rechten Oberschenkel setzte und sich nach hinten über meine Beine legte. Besitzergreifend nahm sie eine Hand von mir, führte sie über Bauch, hinauf auf ihren Brustkorb.
Drei Tanzbewegungen später endete der Tanz und ließ mich atemlos zurück. Die Blonde stieg auf den Schoß ihres nächsten Kunden.
Mit weichen Beinen erhob ich mich vom Stuhl und torkelte zurück, wo ich Julia stehen gelassen hatte.
Steph sah mich vorwurfsvoll und kopfschüttelnd an. Doch es war Julias ausdrucksloses Gesicht, das mich innehalten ließ.
„Ich ... ich habe ihr gesagt, dass ich nicht möchte", sagte ich, als Versuch mich herauszureden.
„Ja, ist klar. Es ist alles okay."
Der belanglose Unterton in ihre Stimme, sagte mir, dass nichts okay war. Gar nichts.
„Ich habe nicht, um diesen Tanz gebeten. Der Bruder von Alex hat die Frau bezahlt", versuchte ich es weiter. Julias Lippen zogen eine gerade Linie. Sie verschränkte die Arme vor der Brust.
Warum rechtfertigte ich mich überhaupt? So weit ich wusste, waren wir kein Paar.
Steph stemmt eine Hand gegen die Hüfte. Die andere erhob sie, um mir dem Finger auf mich zu zeigen. „Soll das heißen, wenn Logan für Miller eine Stripperin bezahlt, muss auch er das über sich ergehen lassen?", zischte sie fragend. Die Antwort lag auf der Hand.
„Nein, natürlich nicht." Ich kratzte mich verlegen am Nacken. Es war ja nicht so, als hätte ich es zu Beginn nicht versucht, sie von mir zu schieben.
Zu meiner Verteidigung, ich bin auch bloß nur ein Mann und mein letzter Körperkontakt mit einer Frau, war schon eine Weile her.
Bei dem Gedanken musste ich Julia in Augenschein nehmen. Die enge Hose, die sie heute trug, betonte ihre schlanken Beine.
Ob sie wohl auch hin und wieder an uns zusammen dachte? An die Art, wie sich unsere Lippen aufeinander anfühlten?
Herrje, ich musste den Gedanken wieder loswerden. Sonst würde das zu einer peinlichen Sache führen.
Miller schien Getränke für uns bestellt zu haben. Er drückte mir ein Bier in die Hand. „Kommt setzen wir uns an einen Tisch", sagte er dabei.
Wir setzen uns etwas abseits der kleinen Bühnen, auf denen erotisch getanzt wurde. Steph saß auf Millers Schoß. Er flüsterte ihr etwas ins Ohr, was zu einem Kickern ihrerseits führte.
Julia sah gedankenverloren in die Ferne. Ihre Finger spielten mit dem Etikett der Flasche Bier, das sie noch nicht angerührt hatte.
„Hey", sprach ich sie von der Seite an.
Erschrocken zuckte sie zusammen. Sie lächelte mich halbherzig an. „Ja?"
„Willst du nach Hause?"
Sie schüttelte den Kopf. „Wir sind doch erst eine Stunde hier." Es lag nahe, dass sie das nur sagte, weil sie überzeugt war, dass ich enttäuscht sein könnte. Doch es war mir egal. Hauptsache sie war nicht traurig. Denn so wirkte sie auf mich.
Ich zuckte mit der Schulter. „Und? Macht doch nichts."
„Niall ich-", sie sah auf und brach den Satz ab, als sie mir in die Augen schaute. Ihre Lippen standen einen Spalt offen. Sie wirkte verloren.
„Was?", hakte ich nach. Ich beugte mich etwas weiter zu ihr heran.
„Nichts", sagte sie nach kurzen Bedenken.
„Bist du sicher, dass nichts ist?"
„Ja", bestätigte sie. Ihr Blick fiel auf den Boden. Ich sah ihr dabei zu, wie sie an ihrer Unterlippe herum biss. Es versetzte mich in Wallung. Der Tanz von vorhin hatte mich etwas in Stimmung gebracht. Eines stand fest, heute durfte ich Julia nicht zu nach Hause begleiten oder sie zu mir einladen. Es würde böse enden. Dazu kannte ich mich zu gut.
„Hey, Hübscher." Eine dunkelhäutige Schönheit mit schwarzen Haaren sprach mich an. Mit den Fingern berührte sie meinen Arm.
„Nein, danke." Ich wimmelte ihre Hand ab. Ihre Augen fielen auf Julia, die sie mit großen Augen ansah.
„Ich tanze auch für Frauen, falls du Interesse hast", sagte die Tänzerin zu Julia, die stotternd nach Worten suchte.
„Verschwinde!", zischte Steph von ihren Platz auf Millers Schoß aus. Die Frau taumelte einen Schritt zurück und ging weiter.
„Warum wollen die ständig für dich tanzen?", fragte Julia an mich gerichtet.
Ich wollte gerade antworten, da ergriff Steph das Wort: „Weil die wissen, dass Niall Kohle hat. Setz dich auf seinen Schoß und schon haben wir Ruhe." Kaum hatte sie das gesagt, presste sie ihre Lippen auf die von Miller. Eine Knutscherei entstand, der ich eigentlich nicht zuschauen wollte.
Julia sah mich fragend an. „S-soll ich das wirklich?"
Mein verräterisches Herz schlug mir bis zum Hals. Der Teil meines Hirns, der die Lust steuerte, schrie ein lautes: „Ja, verdammt! Komm her!"
Ich bändigte erst das Feuer in mir, bis antwortete: „Wie du willst."
Nur langsam erhob sie sich von ihrem Stuhl und ließ sich auf mir nieder. Ich legte meine Arme um sie. Dabei blieb eine Hand so liegen, dass ich die Innenseite ihres Schenkels berühren konnte. Es war nicht mit Absicht, jedoch nahm ich die Hand auch nicht wieder weg.
Für einen Augenblick schloss ich die Augen und biss mir auf die Zunge.
„Niall?", hörte ich Julias leise Stimme.
Ich öffnete die Augen und sah, wie sie mich über die Schulter hinweg anblickte. Kaum in der Lage zu sprechen brachte ich nur ein: „Hm?", heraus. Das Blut rauschte in meinen Ohren.
Julias Wangen färbten sich rot. Ich sah es auch noch, obwohl Scheinwerfer den Raum in Blau färbten. „Hast es dir gefallen, wie die Frau für dich getanzt hat?"
Etwas überrumpelt von der Frage, blieb mir die Spucke weg.
Wäre es falsch mit Ja zu antworten und dafür ehrlich zu sein? Oder sollte ich Nein sagen und lügen.
Ich entschied mich für einen Mittelweg.
„Ein bisschen." Amüsiert grinste ich sie an. Julia sollte das alles nicht zu ernst nehmen, weshalb ich noch etwas hinzufügte. „Der Spagat hätte vielleicht nicht sein müssen."
Jetzt schmunzelte sie endlich wieder. „Ja, der war etwas übertrieben."
Leise lachend zog ich sie an mich heran und legte mein Kinn auf ihre Schulter. Julia sah zu einer der Tänzerinnen, die sich um eine Stange drehte.
„Wie kann man nur so selbstbewusst sein?", sagte Julia und seufzte danach. Ich ging davon aus, dass es nur ein stiller Gedanke hätte sein sollen.
„Du bist auch selbstbewusst", rief ich ihr in Erinnerung.
Julia lachte auf. „Nein. Nein, das bin ich nicht."
„Doch das bist du." Ich drückte ihr einen Kuss auf die Schulter. Meine Hand, die an der Innenseite ihres Schenkels lag, spielte mir der Naht.
„Nein", beharrte sie weiter stur. „Denn wenn es so wäre, dann hätte ich der Frau, die sich auf deinen Schoß breit gemacht hatte, gesagt, dass sie verschwinden soll. So wie es Steph getan hat."
Mir gefiel der Gedanke, dass Julia ein klein wenig eifersüchtig gewesen ist. Ich ließ von der Naht ab und malte kleine Kreise stattdessen. Sie atmete hörbar aus. Ich schien hier eine gute Stelle erwischt zu haben.
„Weißt du", begann ich. „Das hat nichts mit Selbstbewusstheit zu tun, sondern mit Mut."
„Mut?", wiederholte sie. Ihre Stimme etwas heißer als zuvor.
Ich hob den Kopf und küsste sie unterhalb ihres Ohrs. „Mhm." Ein Gefühl in meinem Magen trieb mich an, ihr wieder und wieder einen Kuss auf die empfindliche Stelle zu drücken.
Julia wankte und ließ sich gegen meine Brust sinken. Lusttrunken beuget sie den Rücken durch. Ob beabsichtigt oder nicht begann sie sich langsam auf mir zu bewegen.
Hitze stieg mir in den Kopf. Meine Finger glitten von ihrem Schenkel hoch, sehnten sich, danach ihre Haut zu berühren. Ich schob sie unter ihr weißes schulterfreies Oberteil ... als sie plötzlich innehielt und sich auf meinen Armen befreite.
Mit geröteten Wangen und nach Luft ringend sah die mich verärgert an. „I-ich möchte nach Hause. Jetzt sofort."
Ich sah mich um. Niemand beobachtete uns. Nicht mal Miller und Steph. Das bald Ehepaar war mit sich selbst beschäftigt.
Räuspernd, weil ich spürte, dass meine Stimme belegt sein würde, stand ich auch. „Dann lass uns gehen."
Beim Verlassen des Clubs durch den Hinterausgang schwiegen wir. Julia sah mich nicht mal mehr an. Kein einziger Blick.
Sah ganz danach aus, als hätte ich wieder irgendetwas falsch gemacht.
Einige Meter vor ihrer Haustür hielten wir schließlich an. Auch jetzt nicht konnte Julia sich zusammenreißen, um mich anzuschauen. Das schlechte Gewissen überkam mich.
„Willst du mir nicht sagen, was ich gemacht habe?"
Sie öffnete die Tür und stieg aus. Bevor sie die Tür schloss, entschied sie, dass ich doch noch einen letzten Blick wert war. Ihre Augen glänzten. Sie stand kurz davor zu weinen „Ich ... ich wollte nur nach Hause. Sonst nichts."
Ich löste den Gurt von mir und rutschte über die Rückbank zu ihr und stieg aus. Julia trat einige Schritte zurück. Tränen liefen ihr über die Wangen.
„Hey", sagte ich sanft und nahm sie in die Arme, während sie schluchzte und schluchzte.
Sie war am Ende.
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