"Ich liebe dich" - Teil 5
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Die goldgelbe Sonne wanderte langsam hinter die Berge. Sie leuchtete immernoch hell, aber Willow genoss hauptsächlich die Wärme, die sie spendete.
Am meisten mochte er die Dämmerung.
"Guten Abend" Eine weiche, freundliche Stimme ließ ihn aufblicken.
"Chupy!", schnurrte er erfreut.
"Kann ich mich zu dir gesellen?", fragte sie schüchtern.
"Gerne." Willow rückte ein Stück zur Seite, sodass Chupy sich ebenfalls auf die Wärmesteine legen konnte. Tagsüber fingen sie Wärme und gaben sie abends an die Katzen ab.
Chupy schloss ihre Augen, die Schnauze gegen die sonne gerichtet. Im Licht der Sonne sah sie noch schöner aus. Willow wollte diesem Moment nimals entkommen, doch ein Adlerschrei ließ ihn aufschrecken.
"Was war das?" Chupy war ebenfalls aufgesprungen. Sie stand kampfbereit neben ihm.
"Ein Adler glaube ich...", murmelte Willow.
"Das war aber ein komischer Adler", meinte die Jägerin und legte den Kopf schief, die Ohren steif nach oben Gerichtet, damit ihr kein laut entging.
Wieder der komische laut.
*Nein, es hört sich wirklich nicht an wie ein Adler!*, dachte Willow.
"Willow, was ist das?" Ihr Nackenfell stand in alle Richtungen ab und sie kauerte sich langsam zusammen.
So hatte er sie noch nie gesehen. Sie war zwar etwas schüchtern, aber bei den meisten war sie stark und sogar etwas frech.
"Lass uns nachsehen...", schlug der weiße Tiger vor.
"Was?!" Chupy schluckte. "Du willst das Ding suchen, dass dieses Geräusch macht?"
"Es ist wohl die einzige Möglichkeit, um herauszufinden, ob es gefährlich für dich und das Windcamp ist, oder nicht."
Die kleine Scheeleopardin sah ihn aus großen blauen Augen an.
"Dann lass ich dich aber ganz sicher ncit alleine gehen!"
Willow überlegte kurz.
"Gut", miaute er dann. "Sei aber bitte vorsichtig!"
Er wollte nicht, dass der kleinen Jägerin etwas zustieß. Der Kämpfer mochte sie sehr.
Chupy nickte und lief aus dem Windcamp-Lager.
"Das Geräusch kommt von da hinten", flüsterte Willow und zeigte mit der Schwanzspitze in Richtung Wald.
Sie krochen, tief an den Boden gesenkt, dem Gestrüpp entgegen, das die laute von sich gab.
Willow sah Chupy vielsagend an und striff dann mit einer Vorderpfote das dichte Blattwerk zur Seite.
Der Anblick, der sich ihnen bot war schrecklich.
Eine kleine, goldene Leopardin lag mit Wunden übersahtem Fell auf der Seite. Blut tropfte aus den Kratzern. Ihre Augen waren glasig und starrten einen Punkt weit weit weg an.
Neben ihr lagen zwei kleine goldbraune Junge. Ihr Fell war noch nass und sie zitterten fürchterlich. Sie hatten die kleinen Mäulchen erhoben und krächzten.
"Wir müssen sie trocken lecken!", rief Chupy aus und stürzte zu den Jungen.
Sie nahm sich eines der beiden Jungen und trug es einige Schwanzlängen vom ihrer Mutter weg.
Willow nahm sich das andere und leckte sein Fell gegen den Strich sauber.
Nach einigen Zungenstrichen waren die Kleinen trocken und gaben wieder das krächzende Geräusch vom sich.
"Sie machen das Krächzen doch so leise! Wie können wir es dann im Lager hören?", sprach Willow seinen Gedanken laut aus.
"Wenn sie es so kurz nachdem Geburt machen, ohne, dass sie ein einiges mal miaut haben, dann wird es die Mutter ihnen warscheinlich so beigebracht haben", meinte Chupy und leckte das andere Junge weiter.
"Aber warum sollte ihre Mutter ihnen nur das beibringen?" Willow konnte sich das nicht wirklich vorstellen.
"Maunzen hätten wir im Lager nicht gehört. Dann würden sie hier sterben."
Willow nickte. "Trotzdem. Ich denke, die Mutter hat das laute Krächzen gemacht."
"Aber wie hätte sie das machen sollen, wenn sie tod ist?", warf Chupy ein.
"Keine Ahnung. Lass uns jetzt zurück zum Lager gehen."
"Sollen wir sie mitnehmen?" Chupy sah die Jungen wehmütig an.
"Gut, wir nehmen sie mit."
Gemeinsam liefen sie zurück zum Lager.
"Was ist denn das?!" Fau kam auf die beiden zugelaufen. "Und was Viel wichtiger ist... wo warst du?! MacHuge hat die Abendgruppe zum Jagen schon losgeschickt! Jetzt denkt er warscheinlich, du bist überhaupt nicht geeignet."
*Das will ich auch gar nicht!*, dachte Willow verbittert und legte das Junge, dass er im Maul getragen hatte, ab.
"Wir haben diese-", fing er an, doch Vita unterbrach ihn.
"Junge!", rief sie erfreut aus.
"Junge?" Viella trat aus dem Bau von Maya.
Mit gesenktem Kopf lief die Leopardin aus dem Bau. Ihr Bauch war nun nicht mehr zu dick.
"Du hast deine Jungen bekommen!", stellte Chupy ebenfalls fest.
"Sie sind alle to-" Ihr stockte der Atem, als sie die zwei Jungen sah.
Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen.
Was war denn so schlimm an ihnen?
"Junge...", flüsterte sie.
"Wenn deine... nun ja... wenn sie nun nicht mehr da sind... dann kannst du ja diese nehmen? Du hast doch genug Milch, oder?", fragte Chupy.
"J-ja", stotterte sie.
"Das ist ja wunderbar!", schnurrte Viella.
*Sie sehen aus wie sie... das wird es leichter machen. Für sie Beide. Vielleicht wird sie den Jungen nicht einmal erzählen, dass sie nicht ihre eigenen sind*, dachte Willow und musste schmunzeln.
Er fand den Gedanken schön, wenn er daran dachte,dass Chupy und er mal gemeinsam solche kleine Fellbündel trugen. Sie liebten, pflegten, putzten und fütterten. Willow genoss ihren weichen Pelz, der sich an sie schmiegte.
Für einen Moment schloss er die Augen und führte sich das Bild vor Augen, dass ihn mit Chupy und zwei kleine weiße Jungen zeigte.
"Chupy?", flüsterte er.
"Ja?" Willow dachte, dass er träumte.
"Ich liebe dich...", hauchte er.
"Ich dich auch..."
Erst als sie ihre Schnauze an seine Brust legte, merkte er, dass es kein Traum war. Es war wahr.
Sie liebte ihn.
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