Chapter 9 ☆ Ankunft auf Dantooine
Dantooine lag am Äußeren Rand im Raioballo-Sektor und war reich an Wäldern und Seen. Da ich sonst nicht viel über diesen Planeten wusste, war ich umso gespannter darauf, ihn zu besuchen. Wobei, auf ihm Zuflucht finden war wohl eher der passendere Ausdruck.
Ich stellte mich nah an ein rundes, kleines Fenster der Razor Crest und beobachtete, wie die weißen Streifen des Hyperraums sich verlangsamten und schließlich zu funkelnden Sternen wurden. Vor uns erhob sich Dantooine: eine riesige, leuchtend grüne Kugel, die mit glitzerndem Blau übersät war. Mit hoher Geschwindigkeit kamen wir dem Planeten immer näher und schon bald konnte ich kleine, weiße Punkte unter uns erkennen, die das Wasser an den Himmel gemalt haben musste. Wir tauchten ein in die bauschigen Kleckse und als wir das dichte Weiß hinter uns gelassen hatten, erstreckte sich unter uns eine saftig grüne Fläche, die bis zum Horizont reichte.
Wir landeten sanft auf der weiten Grasebene, an dessen Rand hohe, dicke Bäume wuchsen, dessen Äste beinahe den Boden erreichten.
Als sich die Eingangsrampe öffnete war ich die Erste, die nach draußen lief und den kühlen Duft nach frischem Gras einatmete. Die Sonne ließ die unzähligen Halme glitzern, welche sich unter dem kalten Wind von Dantooine bogen und uns einen einstudierten, synchronen Tanz vorführten. Ich schloss kurz die Augen und atmete tief ein und aus. Wann hatte ich mich jemals so frei gefühlt wie in diesem Moment? Die Fesseln meines Vaters waren viele Sterne und Planeten entfernt.
Ein breites Lächeln verbreitete sich auf meinem gesamten Gesicht, als ich die weite Graslandschaft erblickte, die kein Ende nahm. Blumen mit tausenden blassrosa Blüten oder großen, violetten Kelchen bildeten immer wieder kleine Farbinseln. Wie eines der abstrakten Bilder, die ich in den Museen auf Asteridea immer bewundert und nach denen ich mich gesehnt hatte. Sie hatten mich immer in eine andere Welt verführt und es mir erlaubt, an meine Zukunft zu denken.
"Willkommen auf Dantooine", vernahm ich die Stimme von Din neben mir.
"Es ist wunderschön", antwortete ich. Mein Blick war wie festgeklebt auf die unendliche Weite vor mir. Wie wäre es wohl, hier zu leben?
"Wir müssen weiter, Rhea", meinte Din. Ich wendete mich langsam von dem schönen Ausblick ab. Wenn es nach mir ging, hätten wir hier noch ewig verweilen können. Niesken reichte mir eine alte Tasche aus verblichenem Leder und meinen grauen Umhang. Ich dankte ihr mit einem Lächeln und hoffte, ich würde keine Rückenschmerzen von dieser schweren Tasche bekommen. Was hatte sie da rein getan?
"Ich kenne ein Dorf, in dem wir eine Unterkunft finden werden. Es ist 20 Minuten von hier entfernt", ließ Din verlauten und betätigte dabei ein paar Knöpfe, damit sich die Eingangsrampe verschloss.
"Folgt mir!", rief er und verstärkte dies noch einmal mit einem Wink seiner Hand.
"Der alte Wichtigtuer", kam es von Eris, der sich neben mich gestellt hatte und Dins Getue mit einem Grinsen auf den Lippen verfolgte.
"Ist der immer so?", wollte ich halb im Scherz, halb ernst wissen.
"Wenn wir zusammen auf Mission sind, dann schon."
"Wart ihr schon oft zusammen auf Mission?", hakte ich nach. Das interessierte mich wirklich.
"Wir kennen uns schon seit einigen Jahren. Haben deshalb die ein oder andere Mission hinter uns gebracht."
"Ging es um Dins Kopfgelder?"
Eris wiegte den Kopf hin und her. "Manchmal. Oft haben wir auch Kriminelle gejagt, selten sogar Imperiale. Es war immer ein Gemetzel."
Ich schluckte, als sich mir ein Bild vor Augen drängte, in dem Din und Eris zusammen kämpften und töteten. Ich hatte erst zweimal gesehen, wozu Din fähig war. Insgeheim machte es mir Angst.
"Copikla", kommentierte Eris meinen Gesichtsausdruck, als er mein Unwohlsein sah.
"Necke sie nicht Eris. Nicht damit", kam es von Niesken, die einen Meter weiter vor uns lief. Ich runzelte die Stirn.
"Was bedeutet 'copikla'?", wollte ich wissen. Niesken antwortete an Eris statt: "Süß, niedlich. Du solltest das Kämpfen und Töten nicht auf die leichte Schulter nehmen, Junge."
Ich errötete leicht, als ich hörte, wie Eris mich genannt hatte. Gleichzeitig stieg Ärger in meinem Bauch hoch. Sollte ich seiner Meinung nach das Kämpfen wie eine normale Alltagstätigkeit ansehen? Ein Hobby etwa? Ich schluckte meinen Ärger runter und konzentrierte mich auf den Weg, der mitten durch das kniehohe Gras auf den Rand eines dichten Waldes zuführte.
Den Rest des Weges sprach ich nicht mehr mit Eris, sondern hörte nur zu, wie er und Niesken sich darüber stritten, welche Aussprache von Mando'a (der Sprache der Mandalorianer) richtig sei. Irgendwann wurde es Din zu bunt und erklärte, dass Beide falsch lägen. Von da an grummelten Niesken und Eris nur noch vor sich hin. Ich musste ein Lachen unterdrücken.
Die dicken Bäume lichteten sich allmählich und man konnte erste Häuser ausmachen. Sie standen gedrungen beieinander und waren allesamt aus einem groben, hellgrauen Stein gebaut. Nur die Dächer waren mit unterschiedlichen Materialien bedeckt, meist Holz. Vor beinahe jeder Tür konnte man hohe, großblättrige Pflanzen ausmachen, die den mittelgroßen Häusern etwas lebhaftes und gemütliches verliehen.
Die Straße war teils mit Kies und teils mit großen, flachen Steinen befestigt worden. Je näher wir in das Dorf vordrungen, desto glatter und gleichmäßiger wurde die Straße. Wir begegneten nicht vielen Bewohnern. Doch sie alle sahen uns misstrauisch an, als wir an ihnen vorüberzogen. Bei Dins Erscheinung war das nicht weiter verwunderlich. Nach einer Viertelstunde kamen wir auf einem großen Platz an, der von dünnen Bäumen mit großflächigen Blättern umgeben war. Doch das interessante hier waren eher die vielen kleinen, halbkugelähnlichen Zelte, die sich auf dem Platz befanden und in denen allerlei Dinge angeboten wurden. Hunderte Menschen drängten sich durch die schmalen Wege und um die Stände. Die meisten trugen einfache Kleidung in den verschiedensten Grüntönen.
"Was ist das für ein Ort?", fragte ich Din, der schräg vor mir ging. Er musst sich halb zu mir umdrehen, um das geschäftige Treiben der Leute zu übertönen.
"Das ist Dantonar, einer der größten Orte auf Dantooine."
„Din wir sollten uns umhören, wo wir eine Unterkunft finden", meinte Niesken und machte sich auch schon auf den Weg zu dem nächsten Stand. Wir folgten ihr und beobachteten in einigen Metern Entfernung, wie sie den kleinen Sullustaner unter seinem weißen Zelt ansprach, in dem er allerlei Werkzeuge aus Metall und Holz verkaufte. Niesken war beinahe doppelt so groß wie er. Ich bemerkte, wie der Verkäufer uns ein paar mal beäugte, bevor er mit der Hand in eine Richtung wies. Niesken nickte ihm zu, bevor sie sich wieder zu uns wandte.
„Dieser Knirps hat so undeutlich geredet, dass ich ihn kaum verstanden habe", beschwerte sich Niesken, sobald sie bei uns angekommen war, „Er hat irgendwas von einem Gewürzhändler erzählt, der ein paar Unterkünfte anzubieten hat. Es gibt nur einen hier also werden wir ihr schon finden. Sein Name hat geklungen wie eine huttesische Beleidigung."
Ich musste ein Lachen unterdrücken, denn Niesken sah leicht genervt aus, wie sie da mit zusammengezogenen Augenbrauen und orange glühendem Blick stand. Ich nahm mir vor, sie besser kennenzulernen, wenn wir schon Zeit miteinander verbrachten. Sie war ein kleines Mysterium für mich.
☆○☆○☆○☆○☆○☆○☆○☆○☆○☆
Der Gewürzverkäufer hatte sich als eine Frau herausgestellt mit dem Namen Elekktra. (Wie hatte sich Niesken nur so verhören können?) Sie hatte uns nicht so misstrauisch beäugt, wie sonst jeder auf diesem Markt. Ich war fest davon überzeugt, dass Din endlich mal seine glänzende Rüstung ausziehen sollte. Elekktra hatte uns mit einem freundlichen Lächeln ein Steinhaus weiter weg vom Zentrum angeboten, das pro Tag nur ein paar Credits kostete. Sie hatte so freundlich gewirkt, dass ich mir vornahm, sie noch einmal zu besuchen.
Als wir an den beschriebenen Weg genommen und nach einem Steinhaus mit kaperngrünen Fenstern Ausschau gehalten hatten, kamen wie schließlich an. Das kleine Haus sah so anders aus, als alles, was ich bisher gekannt hatte. Wie neben jeder Tür standen auch hier eine Reihe an hohen Pflanzen und als wir die kleine Unterkunft betraten, wurden wir angenehm überrascht. Ich hatte mich schon auf eine ungemütliche Baracke eingestellt, doch das kleine Steinhaus war sehr einfach, aber sauber und freundlich eingerichtet. Der Boden war mit hellen Holzdielen ausgelegt, die einen Kontrast zu den dunkelgrünen, großen Fenstern boten. Wir hatten sogar Zugang zu einem kleinen Garten, der bepflanzt war mit den gleichen, großblättrigen Gewächsen wie vor der Tür. Eine schmale Treppe (Din fluchte, als er sie erklimmen musste) führte in die obere Etage, auf der sich drei Schlafzimmer befanden. Ich würde mir das größte Zimmer mit Niesken teilen, was gemischte Gefühle in mir hervorrief. Sie würde keine komplizierte Mitbewohnerin sein, doch ich kannte sie erst seit einem Tag.
Gegen Mittag erklärten sich Eris und ich bereit, etwas zu Essen zu besorgen, während sich Din und Niesken um unser nächstes Vorgehen kümmerten. Ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung, wie man etwas kochte. Auf Asteridea hatten das immer private Köche für mich erledigt. Ich wusste nur, wie man Drinks zubereitete und einfache Snacks für Zwischendurch machte. Auf dem Weg fragte ich Eris, weshalb er überhaupt hier blieb, wenn er einfach wieder nach Corellia zurückfliegen konnte.
„Ich kann unseren Mando ja nicht alleine den ganzen Spaß haben lassen", meinte er nur daraufhin und zwinkerte mir zu. Ich erkannte in seinen Worten, dass es etwas viel tieferes war; die langjährige Freundschaft zu Din.
Als wir wieder den Markt erreichten hatten, fügten wir uns zum Glück in die Menge ein und nur wenige Anwohner warfen uns Blicke zu. Ich sagte ja, dass Din einfach viel zu auffällig war für dieses kleine Dorf.
"Eris, kannst du kochen?", fragte ich ihn leicht verzweifelt, als wir vor einem Stand hielten, der krummes, buntes Gemüse anbot. Keines hatte ich jemals zuvor gesehen.
"Du nicht?", stellte er die Gegenfrage und sah mich schmunzelnd an.
"Nein, ich musste nie kochen in meiner Heimat."
"Ah da kommt die kleine Prinzessin in dir raus", kommentierte Eris, während er ein rundes, gelbliches Gemüse in einen dünnen Beutel füllte.
"Was hast du nur den ganzen Tag gemacht, wenn du nicht gekocht hast?"
"Rumgesessen", antwortete ich sarkastisch, "Nein, meistens musste ich mich mit irgendwelchen wirtschaftlichen Handelswegen meines Vaters auseinandersetzen. In meiner Freizeit haben mich Freunde besucht, aber ich konnte nur wenig raus, weil ich noch nicht verheiratet bin", erklärte ich und wurde zum Ende hin immer stiller. Was würde Eris nur über mich denken?
"Was? Du konntest nicht raus, weil du keinen Ehemann hattest?", wiederholte Eris ungläubig und stoppte in seiner Bewegung.
Ich sah ihn mit verschränkten Armen an und druckste herum: "Ja, auf Asteridea ist das normal."
Eris schüttelte den Kopf und fing an, den zweiten Beutel mit Gemüse und Früchten zu befüllen. Er sagte nichts, bis er den Verkäufer bezahlt hatte. Bestimmt hatte ich ihn mit den Ansichten meiner Welt verschreckt. Ich wusste, dass es auf vielen Planeten normal war, dass Frauen sich frei bewegen konnten.
"Das tut mir Leid für dich, Rhea", sagte Eris schließlich leise und schenkte mir einen mitfühlenden Blick.
Ich sah zu Boden. "Es ist nicht überall so auf Asteridea. Mein Vater war...ist nur sehr konservativ", versuchte ich zu revidieren.
"Als was musstest du eigentlich unter ihm arbeiten?", fragte Eris unvermittelt, als wir uns auf den Weg zum nächsten Lebensmittelstand machten. Ich schluckte und das Herz sank mir in die Hose. Wenn er wüsste, was ich wirklich für meinen Vater machen musste, dann würde er mich mit anderen Augen sehen.
"Ich habe mich meistens mit seinen Geschäftspartnern getroffen. Immer Männer. Frauen haben nicht viel zu sagen, wenn es um Macht und Geld geht", versuchte ich ihm zu erklären, ohne große Details nennen zu müssen. Ich bemerkte, dass Eris mich ansah, doch ich brachte es nicht über mich, seinen Blick zu erwidern.
"Aber du hattest Einfluss?"
"Einen gewissen, ja. Aber nicht so, wie du vielleicht denken würdest. Es ging nicht um wirkliche Verhandlungen, als ich mich mit ihnen getroffen habe." Eine leichte Röte kroch in meine Wangen. Mir wurde es immer unangenehmer, mit Eris darüber zu sprechen. Doch gleichzeitig befreite sich etwas in meinem Inneren, als ich die Wahrheit aussprach.
"Was machst du für uns zu Essen?", wechselte ich das Thema. Mehr wollte ich noch nicht von meiner Vergangenheit preisgeben.
Eris räusperte sich, dann hielt er an einem Stand mit verschiedenen Pulvern und Getreiden an.
"Lass dich überraschen, Prinzessin. Dein Privat-Koch wird etwas absolut umwerfendes für dich zaubern!" Ich musste kichern und war ihm dankbar, dass er mich aufmunterte und den Themenwechsel annahm.
„Mein Privat-Koch also? Da bin ich ja mal gespannt", sagte ich mit übertrieben skeptischer Stimme und blickte wieder zu Eris hoch, der mir ein breites Grinsen schenkte. Das konnte ja noch was werden...
☆○☆○☆○☆○☆○☆○☆○☆○☆○☆
Liebe LeserInnen und Mando-Fans!
Ich hoffe wie immer, dass ihr beim Lesen Freude hattet und für einen Moment von eurem Alltag abgelenkt werden konntet. Das hier war ein Füllkapitel, aber im nächsten gibt es wieder Action also bleibt gespannt!
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top