Chapter 30 ☆ Diese letzten Stunden
Die Uniform der beiden Wachen waren unbequem und zu weit. Eris hatte sie an dem gleichen Stationsturm wie zuvor überwältigt und ihre leblosen Körper am im Inneren des Turms versteckt. Mir lief ein Schauer über den Rücken wenn ich daran dachte, wer den Stoff auf meiner Haut nicht einige Minuten zuvor an seinem Leib getragen hatte.
Es schüttelte mich, doch ich zwang mich, weiterzugehen und weiterhin so zutun, als hätten wir Niesken gefunden und festgenommen. Ich war mir unsicher, ob sie uns das abnehmen würden. Hoffentlich erkannten sie nicht mein Gesicht, ich hatte den Helm der Wache schon so weit wie möglich in mein Gesicht gezogen und die Haare versteckt.
„N35 an Base, wir haben einen Flüchtigen! Ich wiederhole, wir haben einen Flüchtigen! Ende", setzte Eris wie besprochen den Funkspruch ab. Vielleicht würden sie es uns abkaufen. Wir waren nicht mehr weit von der Base entfernt. Vielleicht 100 Meter. Aus dieser Entfernung konnte ich vor dem großen Schiebetor des Gebäudes einige stationierte Krieger in weißen Uniformen erkennen.
Je näher wir kamen, desto schlimmer wurde das nervöse, kalte Gefühl in meinem Bauch. Was, wenn sie uns unsere Tarnung nicht abnahmen? Was, wenn wir Din nicht fanden? Ich schluckte meine Angst hinunter, atmete tief durch.
Kurz vor dem Tor trat uns ein groß gewachsener Mann entgegen, dessen Stirn eine Narbe zog. An dem goldenen, schmalen Abzeichen an seiner Schulter konnte man erkennen, dass er ein höherer Offizier sein musste.
„Gut gemacht Jungs, bringt das Drecksweib auf die 8, wo sie hingehört", wies er uns breit grinsend an. Ich hätte ihm dieses Lachen am liebsten aus dem Gesicht geschlagen. Wenigstens kauften sie uns unsere Tarnung ab. Das wäre also schonmal geschafft.
„T20, T51 begleitet sie", wies er zwei Männer an - mein Blut gefror augenblicklich. Hektisch tauschte ich einen Blick mit Eris aus, welcher mir jedoch nur ruhig zunickte. Er würde schon einen Plan haben. Zu Dritt konnten wir sie überwältigen, redete ich mir ein.
Wir gingen die sterilen, breiten Flure entlang, die rechts eine Fensterfront aufwiesen, von der aus man einen Blick auf den Maschinenraum der Base hatte. Am liebsten wäre ich stehen geblieben, um mit eigenem Auge ansehen zu können, welches Ausmaß dieses neue Imperium schon erreicht hatte. Wir marschierten jedoch unerbittlich voran, bis wir schließlich die achte Ebene erreichten.
Es war das reinste Labyrinth aus brüllenden, finster dreinblickenden Gefangenen, die in dick verglasten Zellen steckten. Da waren nicht nur Menschen, sondern auch Sullustaner und andere Spezies. Je zu zweit waren sie in einer kleinen, verglasten Zelle eingepfercht, die zu vier Blöcken in der riesigen Halle standen. Wie sollten wir Din hier je finden, bevor jemand bemerkte, dass wir Eindringlinge waren?
Die anderen beiden Wächter gingen uns immer noch voraus, als wir den Durchgang zu den Zellen passierten, der schwer von einem Dutzend Männern bewacht wurde. Wir würden so weit wie möglich aus deren Blickrichtung müssen, um die Zwei vor uns irgendwie überwältigen zu können.
Ich bemerkte, dass Niesken und Eris einige Blicke austauschten, als wir um die Ecke gebogen waren und somit aus dem Sichtfeld der Durchgangskontrolle gelangt waren. Doch noch immer bestand die Gefahr, von einer Patroullie entdeckt zu werden.
Dann ging plötzlich alles schneller, als ich über die vielen Gefahren nachdenken konnte. Eris und Niesken stürmten gleichzeitig los, rammten die Wachen zu Boden, welche mit einem lauten Rumms hinfielen und verpassten ihnen einen Schuss mit dem Blaster. Es knallte nur leise, doch es war möglich, dass die anderen Wächter es gehört hatten. Mir wurde schlagartig übel.
"Ging leichter als gedacht", kommentierte Niesken, während sie sich wieder aufrappelte und den Blick prüfend umherschweifen ließ. Ich hatte nur wenig Zeit, um mich wieder zu sammeln.
„Sollen wir uns aufteilen?", fragte ich leise. Eris blickte noch immer zwischen den ersten Gefangenen-Blöcken hin- und her, als er erwiderte: „Nein, das ist zu auffällig. Offiziell sollen wir Niesken hier immer noch abliefern und außerdem will ich dich nicht alleine lassen."
Ich antwortete nichts, zu sehr drückte die Sorge und Angst um Din auf mich. Es war, als hätte sich ein dichter Nebel um mein Herz gewoben, seit wir die Gefängnisebene erreicht hatten. Ich konnte beinahe spüren, dass Din hier irgendwo sein musste und es doch nicht richtig greifen. Verdammt wo sollten wir nur anfangen?
"Was machen wir mit ihren Körpern?", formulierte ich ohne jegliches Gefühl, noch immer war mir übel.
Plötzlich ertönte eine ohrenbetäubende Sirene um uns herum, die uns erstarrt stehen ließ. Die Gefangenen um uns herum wurden noch unruhiger, schrien Dinge wild umher und fingen an, gegen die Scheiben zu schlagen. Da wir in einem Nebengang standen, konnte ich die Gefangenen nur aus ein paar Metern Entfernung beobachten, doch es reichte, um mir Angst einzujagen. Ich wollte mir nicht ausmalen was passierte, wenn sie jetzt frei gelassen werden würden.
Doch nicht nur die gefangenen Männer brüllten. Auch von den Wächtern hörte ich barsche Schreie und das schnelle Marschieren ihrer Stiefel. Irgendwo ertönten Schüsse. Plötzlich erzitterten die Wände um uns - zeitgleich mit einem ohrenbetäubenden Knall.
"Die Base wird angegriffen", stellte Eris fest. Ich konnte nicht aus seinem Gesicht lesen, ob er sich freute oder sich sorgte.
"Scheiße wie sollen wir Din in diesem Chaos finden?", fragte Niesken laut.
Und in dem Lärm und Chaos um mich herum spürte ich es plötzlich - es brach wie ein Lichtstrahl durch eine dicke Wolkendecke zu mir durch. Wie ein Leuchtturm auf wütender See - ich spürte es in der Luft und dem Raum um mich herum. Auf einmal wusste ich, wo ich lang musste. Ein innerer Kompass, der mich zielsicher zu Din leitete.
Ich lief einfach los, ignorierte Eris und Nieskens Rufe. Blendete die Wächter aus, die zahlreich an mir vorbei zum Ausgang der Halle strömten und die wütenden, keifenden Gefangenen zu meinen beiden Seiten.
Ich wollte gar die Augen schließen, um mich von diesem Gefühl leiten zu lassen, das mir der Mondschein in der tiefsten Nacht war. Meine Füße trugen mich durch die Halle der Gefangenen, bogen um die Blöcke und liefen schließlich einen langen Nebengang entlang bis ganz zum Ende. Die Angst in mir - oder war es doch etwas anderes? - nahm immer weiter zu, bis sie ihren Höhepunkt erreichte. Und dann stand ich endlich vor ihm. Stand vor Din, der mich mit seinen schokoladenbraunen Augen überrascht ansah.
„Din!", rief ich aus - halb weinend, halb überglücklich.
Dieses Glück konnte ich nicht beschreiben, das ich in dem Moment fühlte, als ich Din wiedersah. Und ihn zum ersten Mal wahrhaftig anblickte. Ich konnte nicht fassen, sein Gesicht endlich zu sehen, endlich in seine warmen, liebenden braunen Augen blicken zu dürfen. Und er sah so unbeschreiblich gut aus, dass mein Herz zerbersten wollte.
Mit einem schnellen Griff zog ich den kleinen Blaster aus meiner Hose hervor und feuerte mehrmals auf das dicke Schloss der Türe. Kaum dass die Metalltür auf war, stürmte Din aus der Glaszelle und schon spürte ich seine starken Arme um mich herum geschlungen.
„Rhea meine Geliebte, wie hast du mich gefunden?", rief Din, seine Hände packten mich noch ein Stückchen fester.
Ich konnte erst nicht antworten, zu überwältigend war es, wieder seine Arme um mich zu fühlen. Dann erwiderte ich langsam: „Es...es war ein Gefühl."
Aber als ich seinen Körper an mir spürte und seine beschützenden Arme um mich herum, da wusste ich, dass es seine Gefühle gewesen waren, die mich geleitet hatten.
„Ich...ich habe dich gespürt. Deine Angst um mich. Ich habe sie bei keinem anderen in diesem Gefängnis gespürt...außer bei dir."
Din lachte leise, bevor er mich wieder von sich wegschob. Zum ersten Mal konnte ich sein attraktives Gesicht aus der Nähe betrachten. Den Bart über seinen schönen Lippen, seine leicht lockigen, haselnussbraunen Haare und seine warmen, schokoladenbraunen Augen.
„Wieso hast du deinen Helm nicht mehr auf?", fragte ich ihn besorgt, obwohl ich mich innerlich freute, ihn endlich betrachten zu dürfen.
„Sie haben ihn mir abgenommen, als Demütigung."
„Das tut mir Leid, Din", sagte ich sanft. Ich wusste, dass ihm der Kodex wichtig war.
Din sah mich für einen kurzen Moment traurig aus diesen wunderschönen Augen an, in die ich mich nochmal verlieben und nochmal verlieben würde. Wortlos nahm er mein Gesicht in seine großen, schwieligen Hände, strich sanft über meine Wangen und beugte sich zu mir runter, um seine Lippen sehnsüchtig mit meinen zu verschließen.
Ich schmeckte das Blut des Kampfes auf seinen Lippen, und doch hatte ich das Gefühl, noch nie etwas besseres erfahren zu haben. Genauso sehnsüchtig wie er erwiderte ich den Kuss und seufzte in seinen Mund. Ich wollte, dass er mich nie mehr losließ.
Doch schon nach einer kurzen Zeit löste er sich wieder von mir und strich mit seinem Daumen sanft über meine Lippen. "Wir müssen los Rhea. Die Republik muss die Base tatsächlich gefunden haben. Sie werden versuchen, sie zu sprengen."
Ich konnte ihn nur mit großen Augen ansehen. Das alles war zu viel, um es wirklich zu begreifen. Die Angst in mir kochte erst wieder hoch, als eine weitere Bombe die Wände der Base erzittern ließ.
"Schnell, wir müssen die anderen finden - und meinen Helm", beschloss Din, bevor er mit schnellen Schritten loslief. Ich hatte keine andere Wahl, als es ihm gleichzutun. Als wir zwischen den gläsernen, rot beleuchteten Zellen entlangliefen, sah ich aus dem Augenwinkel wie die Gefangenen verzweifelt versuchten, aus ihrem Glasgefängnis auszubrechen. Das schlechte Gewissen schlug in meinem Magen ein wie die nächsten Bomben auf die Base. Wir konnten sie nicht hier einfach sterben lassen.
Din steuerte unterdessen zielsicher auf die Durchgangspforte zu, an der nur noch ein zwei verzweifelt aussehende Wächter standen. Als sie uns sahen, richteten sie ihre Blaster auf uns und schrien: "Halt, keinen Schritt weiter!" In ihren Augen konnte ich Entschlossenheit, aber auch Angst sehen.
Na ganz toll, was war nochmal Dins Plan gewesen?
Ich hob langsam und beschwichtigend meine Hände und trat einen winzigen Schritt auf sie zu.
"STEHEN BLEIBEN habe ich gesagt!", keifte mich der linke, kleinere Mann an. Ich schluckte, aber ließ mich nicht aus der Ruhe bringen.
"Es ist aus, die Base wird bombardiert. Diese Ebene wird uns in ein paar Minuten um die Ohren fliegen. Geht und rettet euer Leben", redete ich bestimmt auf sie ein.
Die beiden Männer warfen sich hektische Blicke zu. Es sah aus, als wollten sie einen letzten Widerstand leisten, doch dann drehte sich der kleinere Mann plötzlich um und rannte durch die Durchgangspforte auf den Auzug zu. Sein Kamerade folgte ihm nur wenige Sekunden später.
"So kann man es auch machen", schmunzelte Din neben mir. Dann setzte er sich wieder in Bewegung und stieg die Leiter zur Wachstation hoch, welche zu beiden Seiten des Durchgangs aufgebaut worden war. Während ich wartete, hielt ich nach Niesken und Eris Ausschau. Sie mussten doch hier irgendwo sein?
"Eris!", schrie ich so laut ich konnte, doch die Sirene und das wütende Gebrüll der Gefangenen schluckte meine Stimme sofort.
"Eris ist mit euch gekommen?", fragte der Mandalorianer plötzlich hinter mir. Ich zuckte zusammen, da ich ihn nicht erwartete hatte.
"Ja, er hat uns gefunden, nachdem wir fliehen konnten", erklärte ich und drehte mich zu ihm um. Zu meiner Enttäuschung hatte er wieder seinen Helm aufgezogen - und seine gesamte Ausrüstung ebenfalls wieder bei sich.
Doch auch ohne dass ich sein Gesicht sah, hörte ich an seiner Stimme, dass er sich freute. "Diesen verdammten Hund wird man nie los."
Wie als hätte er den Teufel gerufen, bogen Niesken und Eris plötzlich um eine Zelle. Sobald sie uns erblickt hatten, rannten sie auf uns zu. Eris breitete seine Arme aus und zog Din prompt in eine feste Umarmung.
"Es tut mir so Leid", bedauerte er mit erstickter Stimme, ließ den Mandalorianer nicht mehr los.
"Am liebsten würde ich dich vom höchsten Gebäude in Corouscant werfen, aber ich glaube dann wäre ich dich immer noch nicht los", erwiderte Din scherzhaft. Mit seiner Hand schlug er fest auf Eris Rücken, bevor er ihn wieder von sich schob.
"Gute Arbeit geleistet Kleine. Hätte nicht gedacht, dass du ihn findest", meinte Niesken zu mir, bevor auch sie Din in eine kurze Umarmung zog. Als sie sich wieder gelöst hatte, blickte sie genervt zu den Gefangenen. "Genug der Kuscheleinheiten. Ich will endlich weg aus diesem Drecksloch."
Wir rannten den Flur entlang, weg von der Durchgangspforte und zu den Treppen. Glücklicherweise waren diese unbeschädigt geblieben, sodass wir schon nach wenigen Minuten die Oberfläche erreicht hatten.
Als wir das Treppenhaus und den Flur entlang des Maschinenraums passiert hatten, erreichten wir die reinste Hölle. Die riesige Shuttlehalle war erfüllt von Rauch und Blasterschüssen. Nur wenige Fighter hatten es geschafft, abzuheben, bevor die Halle beschossen worden war. Die meisten Raumschiffe standen in Flammen oder waren bis zur Unkenntlichkeit zerstört. Draußen konnte man die X-Fighter der Republik wild auf die Base und die Armee der Wächter zielen sehen. Es war der reinste Untergang.
"Komm Rhea!", rief Eris mir zu. Ich war wohl unwillkürlich stehen geblieben. Plötzlich hob er seinen Arm und zielte mit seinem Blaster genau auf mich. Vor Schreck riss ich meine Augen weit auf, als er abdrückte - doch der Schuss traf nicht mich, sondern etwas hinter mir, das mit einem dumpfen Geräusch zu Boden fiel. Ein Blick nach hinten verriet mir, dass es ein groß gewachsener Mann in weißer Uniform mit einem auffällig roten Abzeichen gewesen war.
"Scheiße Rhea", fluchte Eris, als er auf mich zugerannt kam. "Verdammte scheiße du hättest sterben können!", regte er sich auf. Seine Hände schlossen sich sanft um mein Gesicht, als seine hellblauen Augen mich panisch nach Verletzungen absuchten.
"Eris beschütze Rhea. Ich mache uns den Weg frei", befahl Din etwas weiter entfernt. Ich blinzelte, konnte nur ein paar mal flach ein- und ausatmen. Dann zog mich Eris mit sich, seine Hand sicher auf meinem Rücken platziert.
"D-danke", brachte ich heraus. Hätte Eris nicht so schnell reagiert, wäre ich jetzt vielleicht tot.
"Bitte, danke mir nicht", meinte Eris neben mir, während er mit seiner freien Hand auf weiße Soldaten schoss, die uns gefährlich nahe kamen. Vor uns kämpften Niesken und Din uns so geht es ging den Weg frei. Es war, als würden sie eine Schneise durch das Chaos kämpfen. Eris schlang seinen Arm um meine Schultern und drückte mich leicht nach unten, dann feuerte er einen Schuss über meinen Kopf hinweg ab.
"Wir haben es gleich geschafft", versuchte Eris mich zu beschwichtigen, als ich mit zitternden Händen nach meinem kleinen Blaster griff und vergeblich auf ein paar der weißen Wächter feuerte. Ich bemerkte gar nicht, dass wir das Gelände der Base verlassen hatten, bis die Kampfgeräusche und das Einschlagen von Laserschüssen leiser wurde.
Ich bekam noch mit, wie wir das enge Tal zur Razor Crest erreichten, dann gaben meine Beine unter mir nach, sodass Eris mich auffangen musste.
"Din!", hörte ich ihn besorgt rufen.
Bevor meine Kraft gänzlich verschwand, hoben mich zwei starke Arme auf und pressten mich an einen gepanzerten Körper...
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