Chapter 16 ☆ In der Trainingshitze
POV ERIS KATHOU
Schon als ich die enge Treppe mit den knarzenden Holzstufen hinaufstieg, ebbte die völlige Besinnungslosigkeit und das Hochgefühl ab. Stattdessen drängte sich ein unangenehmer Gedanke in meinen Kopf: Scheiße was war da in mich gefahren?
Als ich in meinem kleinen Zimmer mit der Dachluke ankam, rieb ich mir müde über das Gesicht. Das Gefühl, etwas gehörig falsches gemacht zu haben, wollte nicht verschwinden. Aber Rhea hatte es doch gefallen oder nicht? Zumindest hatte sie mich nicht aktiv abgewehrt... Ich wollte nicht wissen wie Din reagierte, wenn er den roten, Aprikosen-großen Fleck auf ihrem weichen, hellen Hals bemerkte. Er würde ausrasten und mir eine in die Fresse hauen. Er konnte manchmal so jähzornig werden, doch in letzter Zeit schien diese Eigenschaft an ihm zugenommen zu haben. Ich wusste, dass er tief in seinem Inneren Rhea mehr mochte, als er zugeben wollte. Der große, beskarharte Mandalorianer, der nichts und niemanden an sich ranließ. Ich musste bitter auflachen. Und ausgerechnet jetzt schien sein Herz für die Frau aufzuweichen, die ich wollte. Ich wusste, dass ich eine gewisse Wirkung auf Rhea hatte, so wie ich es auf die meisten Frauen hatte. Dass ich sie aus dem Konzept bringen konnte, wenn ich wollte. Ja dass ich sie mit meinen Küssen beinahe um den Verstand bringen konnte.
Ärger stieg in mir auf wenn ich daran dachte, dass Din ebenfalls eine solche Wirkung auf sie haben könnte. Doch ich würde den Kampf um sie gewinnen, bevor er überhaupt begonnen hatte.
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POV RHEA DE STEUR
Einen ganzen Tag und einen ganzen Abend später, an dem ich nur noch einen hochgeschlossenen Pullover getragen hatte, hielt ich es in dem kleinen Steinhaus nicht mehr aus. Zum Glück war weder Din noch Eris hier, was es etwas erträglicher machte. Nur Niesken saß bei mir am Frühstückstisch und sah immer wieder skeptisch zur mir hinüber. Ich versuchte ihre Blicke zu ignorieren und mich auf den warmen Früchtebrei vor mir zu konzentrieren. Die Sonne schien an diesem Morgen hell durch die Fenster in die Küche und hob meine Laune etwas. Dennoch zog ich es vor, mich in Schweigen und Grübeln zu hüllen.
Der gesamte gestrige Tag hatte nur daraus bestanden, sowohl Eris als auch Din aus dem Weg zu gehen. Stattdessen hatte ich mich mit Niesken in den Garten zurückgezogen und darüber gesprochen, was als nächstes passieren würde. Niesken hatte gemeint, dass wir alle zusammen darüber sprechen mussten. Da aber diese seltsame Stimmung im Haus lag, hatte sie beim Abendessen das Thema nicht angesprochen. Ich war nur verwundert darüber gewesen, dass Din so ruhig geblieben war. Doch er hatte weder mit mir noch mit Eris gesprochen.
Ein Seufzen unterbrach meinen Gedankenfluss. Eine Tasse mit dampfendem Tee wurde vor mir mit einem leisen Klock abgestellt. Geistesabwesend tauchte ich den Teebeutel ein und aus, sodass das heiße Wasser beinahe über den Rand der Tasse schwappte.
"Mädchen jetzt erzähl mir endlich, was passiert ist. Ihr alle drei geht mir so auf die Nerven", kam es plötzlich von Niesken. Überrascht hob ich den Kopf und sah, dass die Togruta mit verschränkten Armen in ihren Stuhl gelehnt war. Ihr Gesichtsausdruck lag zwischen saurer Milch und Verständnislosigkeit.
"Es...hat gestern nur einen Zwischenfall gegeben", druckste ich herum und spielte weiter mit dem Teebeutel.
"Und deswegen spielt Din die beleidigte Blechbüchse?" Niesken blickte mich mit hochgezogenen Brauen an.
"Eris ist alles Schuld", fing ich an.
"Ach ne", kam es genervt von der Togruta, "Er ist immer Schuld, wenn es um Frauen geht."
Ich erstarrte für einen Moment und hob den Blick langsam von meiner Tasse.
"Schau mich gar nicht so verdutzt an. Ich rieche auf 10 Meter Entfernung, dass es nur darum gehen kann."
Ich atmete gequält aus. Dann entschloss ich Niesken einfach zu zeigen, was das Problem war. Obwohl es mir etwas unangenehm war, zog ich den Kragen des Pullis so weit runter, dass sie den roten Fleck an meinem Hals begutachten konnte.
Auf Nieskens Gesicht erschien ein fettes Grinsen und sie lachte laut auf.
"Ich hätte es wissen müssen", meinte sie kopfschüttelnd, sodass ihre Lekku hin- und herwackelten, "Es kam mir schon seltsam vor, dass du dieses alte Dingen anziehst. Viel zu unfein für dich."
Ich überging ihre Bemerkung mit einem Augenrollen. Dann erzählte ich. "Eris hat mich einfach aus dem Nichts geküsst. Ich wollte gerade aus der Haustür gehen, als es geschah. Und Din hat es natürlich sofort entdeckt. Er war so sauer", erzählte ich gequält, "Ich weiß einfach nicht, was ich jetzt machen soll. Und ich habe auch eigentlich keine Lust darauf, mich vor Din rechtfertigen zu müssen. Aber es fühlt sich sonst einfach nicht richtig an."
"Dann sprich mit Din. Sag ihm, dass es nicht seine Sache ist, was zwischen dir und Eris läuft. Aber sei dir darüber im klaren, dass Eris noch nie etwas Festes hatte, so lange ich ihn kenne."
Wollte ich etwas Festes mit ihm? Meine Gefühle waren ein einziges Chaos für mich. Aber ich musste Nieskens Rat befolgen, wenn ich wieder Frieden unter die Gruppe bringen wollte. Und überhaupt - was war das eigentlich zwischen Eris und mir? Hatte er mich nur geküsst, um Din zu ärgern? Am besten ich beobachtete Eris erstmal nur. Vielleicht konnte ich so herausfinden, ob er irgendwelche Gefühle für mich hatte. Ich wollte nicht einfach ein weiterer seiner One-Night-Stands in der Reihe der seiner vielen Liebschaften sein.
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Ich hatte beschlossen, mich aus dem Steinhaus zu schleichen. Din wollte eigentlich nicht, dass ich alleine in Dantonar rumlief. Aber nachdem er mich so beleidigt hatte, wollte ich nicht mehr einsehen, dass mich irgendwelche Angreifer in dieser gottverlassenen Gegend angreifen könnten. Ich hatte es satt, den ganzen Tag über nur im Steinhaus auf der Terrasse zu sitzen und zu lesen. Es kam mir fast wie in Cassiopeia auf Asteridea vor. Vater hatte mir es nie erlaubt, abends alleine mit meinen Freunden auszugehen. Er behauptete immer, dass er Angst um mich habe so spät Nachts, doch in Wirklichkeit wollte er nicht, dass irgendwelche Gerüchte über mich aufkamen und unseren guten Ruf beschmutzten.
Diese bitteren Gedanken begleiteten mich noch den ganzen Weg über aus Dantonar raus. Erst als ich den traumhaft ruhigen Wald trat, wurden mit ihm meine Gedanken besänftigt. Bäume mit dicken Baumstämmen und hellgrünen Blättern säumten den kleinen Weg, den wir schon bei unserer Ankunft gegangen waren. Der dichte Waldboden dämpfte jeden meiner Schritte, sodass ich den vielen kleinen Vögeln in den Baumwipfeln lauschen konnte. Mit jedem Schritt wurde ich ruhiger und sog die frische Luft in meine Lungen. Ich beschloss, einfach zum Raumschiff und wieder zurück zu gehen. So ein langer Spaziergang würde mir gut tun.
Nach einer guten halben Stunde lichtete sich der Wald allmählich und der Strauchbewuchs nahm zu. In einigen Metern Entfernung konnte ich die weite, grün leuchtende Grasebene ausmachen, auf der wir gelandet waren. Als ich fast den Waldrand erreicht und schon die Razor Crest ausmachen konnte, bemerkte ich, dass ich nicht alleine war. Ich verlangsamte meine Schritte und blieb neben einem Baum am Rand der Grasebene stehen. In ein paar Metern Entfernung sah ich Din, der augenscheinlich am trainieren war. Ich rollte genervt die Augen und wollte am liebsten wieder umdrehen. Doch die Bewegungen, die er ausführte, waren zu faszinierend. Dass ich sauer auf ihn war, vergaß ich in diesem Moment.
Din schwang eine lange, glänzende Lanze aus schwarzem Metall kraftvoll in die Luft und ließ sie um sich herum wirbeln. Jeder Hieb, den er vollführte, war präzise und schnell. Doch am meisten gefielen mir seine feucht glänzenden Unterarme, die unter seinem grauen, hochgekrempelten Leinenhemd hervorkamen. Wie gebannt starrte ich auf das Muskelspiel seiner starken Unterarme, die sich bei jeder Bewegung erneut anspannten. Ich konnte mir in diesem Moment erst richtig vorstellen, wie geschickt Din gegen seine Feinde kämpfen musste. Mein Bauch wurde weich und durchflutet von einem warmen Gefühl. Ich wagte, von dem Baum wegzutreten, um den Krieger noch besser betrachten zu können.
Auch sein Hemd selber ließ nicht viel der Fantasie über. Es klebte an seinem muskulösen Oberkörper und umrahmte jede kraftvolle Bewegung, die er mit der Lanze ausführte. Mein Mund klappte leicht auf, als er einen Sprung vollführte und die Lanze als Hilfe nahm, um sich abzustoßen. Mit einer Rolle landete er wieder auf den Füßen. Es sah fast schon verführerisch aus, wie er die Lanze schließlich mit voller Stärke in den Boden rammte, den gesamten Körper in der Bewegung mitnehmend.
„Rhea!", rief er, ohne mich angesehen zu haben. Ich zuckte zusammen. Sofort schoss die Röte in meine Wangen. Wie lange hatte er schon von meiner Anwesenheit gewusst?
Er drehte sich zu mir und kam mit schnellen Schritten auf mich zu, die Hände zu Fäusten geballt.
„Habe ich dir nicht gesagt, du sollst im Haus bleiben? Es ist viel zu gefährlich hier draußen und du kannst dich nicht wehren", grollte er, was mich dazu veranlasste, einen Schritt zurück zu machen. Ich schlang meine Arme um meinen Körper und beobachtete stocksteif, wie der zornige Din schließlich vor mir stehen blieb. Seine Brust hob und senkte sich in einem schnellen Takt. Schweiß rann seinen Hals hinunter und verschwand in dem Schlitz seines Hemdes, das ein Stück seiner nackten Brust freigab. Ich konnte kein Wort sagen, sondern nur seine Gestalt bewundern, die mir nie so schön und stark vorgekommen war wie jetzt. Meine Augen fuhren wie von selbst über das feuchte Hemd, das an seinem breiten, muskulösen Körper klebte und seine Hände, die noch immer zu zitternden Fäusten geballt waren.
„Bist du jetzt fertig mit deiner Inspektion? Ich habe dich etwas gefragt kleines Kopfgeld", knurrte er. Meine Wangen färbten sich noch ein Stückchen roter und meine Augen schnellten hinauf zu seinem Helm. Oh Rhea wie kannst du ihn nur so schamlos betrachten, während er so wütend vor dir steht?
„I-ich wollte nur einen Spaziergang machen", sagte ich kleinlaut und fasste ohne einen weiteren Gedanken an meinen Hals, um mich zu beruhigen.
Din streckte plötzlich die Hand nach meinem Handgelenk aus und zog meine Hand mit einem Ruck von der Stelle weg. Mit wild klopfendem Herzen und völliger Leere in meinen Gedanken sah ich mit zu, wie er mit der anderen Hand über das Liebesmal an meinem Hals strich. Seine Finger fühlten sich heiß und schwielig auf meiner kühlen Haut an und lösten eine Gänsehaut aus, die sich über meinen gesamten Rücken ausbreitete. Aus einem inneren Impuls heraus legte ich meine noch freie Hand auf seinen erhitzten Unterarm, der sich hart und muskulös anfühlte. Din ließ seine Fingerspitzen immer noch auf der Stelle an meinem Hals ruhen. Sein Daumen wagte es, über mein Schlüsselbein zu streichen. Innerlich dankte ich mir selber dafür, dass ich ein Shirt mit einem großen Ausschnitt angezogen hatte.
Seine Unterarmmuskeln entspannten sich ein wenig unter der Berührung meiner Hand. Wir blieben einfach so stehen. Ich genoss seine sanfte Berührung, die überhaupt nicht zu dem schwer atmenden Krieger passte.
„Es war nicht richtig, was ich gestern zu dir gesagt habe", fing Din an. Seine Stimme klang nur noch halb so wütend.
„Ist das eine Entschuldigung?", fragte ich leise. Din strich noch einmal sanft über mein weiche Haut, dann senkte er die Hand und ließ von mir ab.
„Wenn du es so nennen willst", gab Din zurück. Sein Atem hatte sich beruhigt und seine Fäuste hatten sich gelöst.
„Das mit Eris gestern...es kam von ihm aus", stellte ich klar und wusste nicht mal, weshalb ich es ihm sagte.
„Ich weiß." Es herrschte eine kurze Stille zwischen uns. Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte, doch so viele unausgesprochene Worte lagen in der Luft.
„Wie lange wusstest du, dass ich dich beobachte?", lenkte ich auf ein anderes Thema. Mir gefiel diese Spannung zwischen uns nicht.
Ein leises Lachen kam von Din, das mir durch Mark und Knochen ging.
„Seit du den Waldrand erreicht hattest."
„Und warum hast du mich nicht schon eher angesprochen?" Ein Lächeln drängte sich auf meine Lippen.
„Ich dachte, dir würde es gefallen, mich ungestört beobachten zu können", meinte der Krieger mit einem Necken in seiner Stimme. Ich musste peinlich berührt zu Boden sehen und griff nach ein paar Haarsträhnen meiner offenen, braun-roten Haare. Oh wie Recht er doch hatte!
"Trainierst du immer mit dieser Lanze?", lenkte ich ab, doch noch immer spürte ich Dins bohrenden Blick auf mir.
"Manchmal. Doch sie ist keine richtige Waffe, sondern nur zum trainieren gedacht." Er blieb für einen kurzen Moment still. "Lass uns nach Dantonar zurückkehren. Ich werde dich begleiten. Warte kurz hier."
Der Mandalorianer lief auf die Razor Crest zu, um die Lanze zu verstauen. Als er wieder aus dem Raumschiff auftauchte, hatte er sich seinen üblichen Mantel übergeworfen und seinen Oberkörperpanzer Beskar'gam samt Jet-Rucksack angelegt. Ich wartete, bis er mich eingeholt hatte. Dann machten wir uns schweigend auf den Rückweg durch den Wald. Ich genoss es, einfach nur neben dem Krieger zu spazieren und die Ruhe der Sonnenstrahlen und Pflanzen zu genießen. Wir fingen an, über belangloses zu reden. Über seltsame Bräuche auf Asteridea und Din erzählte mir, welche Planeten und Monde er schon besucht hatte. Es waren so viele, dass ich sie mir nicht merken konnte.
Der Rückweg verlief viel schneller, sodass wird schon bald die ersten kleinen Häuser von Dantonar erblicken konnten. Ein erleichertes, freudiges Lächeln hatte sich auf meinen Lippen festgesetzt. Es tat gut, normal mit Din zu reden.
Wir hatten fast das kleine Steinhaus erreicht, als wir einen großen, blonden Mann auf uns zugehen sahen. Eris. Reflexartig blieb ich stehen. Ich hatte keine Ahnung, wie ich auf ihn reaagieren sollte. Seit dem Kuss hatten wir nicht mehr miteinander gesprochen. Geschweige denn, dass Din mit Eris gesprochen hatte. Ich spürte, wie Din seine rechte Hand hinter meinen Rücken legte und mich sanft zu unserer Unterkunft schob. Vor unserer Tür neigte er den Kopf zu mir hinunter. Er sagte so leise, dass nur ich es hören konnte: "Warte drinnen. Ich muss mit Eris reden. Alleine."
Ärger stieg in mir hoch. Konnte ich nicht einmal bei wichtigen Gesprächen dabei sein? Dins starke Hand auf meinem unteren Rücken gab mir jedoch unmissverständlich zu verstehen, dass er alleine mit Eris sein wollte. Ich seufzte genervt. Dann bekam die Blechbüchse eben seine Extrawurst. Ohne ihn noch einmal anzusehen, zog ich mich ins Steinhaus zurück. Als ich jedoch die lauten Stimmen der beiden Männer hörte, konnte ich nicht anders, als durch das kleine, verhangene Fenster neben der Haustür zu spähen. Ich wünschte, ich hätte es nicht getan...
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Hallo meine Lieben,
vielen Dank für eure fleißige Unterstützung, das bedeutet mir sehr viel! Mal sehen wie sich Din und Rhea noch entwickeln werden...
Habt ein schönes Wochenende und bis zum nächsten Kapitel
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