Chapter 13 ☆ Wut und Geständnisse
Nach einer Stunde landeten wir auf Dantooine. Es war schon tief in der Nacht und nur die Scheinwerfer der Razor Crest und die schwachen Monde am Himmel warfen Licht auf die Grasebene.
Wir gingen stumm die Einstiegsrampe hinunter. Ich verfluchte mich, dass ich nicht andere Schuhe mitgenommen hatte, denn meine Füße schmerzten.
Kaum hatten wir die Weide betreten, baute sich Din vor Eris auf. Und noch ehe ich reagieren konnte, ballte er seine Faust und schlug Eris so heftig ins Gesicht, dass er von der Wucht zurücktaumelte. Ich sog erschrocken die Luft ein.
"Din!", rief ich entsetzt, als ich rotes Blut aus Eris Nase fließen sah. Der Mandalorianer wendete sich langsam von seinem Freund ab, seine Fäuste waren noch immer geballt.
"Er hat es verdient", sagte er gelassen. "Und ich auch. Ich hätte dich niemals anweisen sollen, mit Mr. Woor das Casino zu verlassen. Ich hätte wissen müssen, dass auf Eris kein Verlass ist."
"Du weißt ganz genau, dass das nicht stimmt, Mando", schaltete sich Eris ein. Er wischte sich das Blut von den Lippen, als wäre es nur Bier. Ich hörte aus seiner Stimme heraus, dass er genauso wütend war. Und verzweifelt.
"Ich stünde nicht hier, wenn ich dir nicht immer loyal gewesen wäre. Das weißt du", beteuerte er eindringlich und näherte sich Din.
"Warum hast du sie dann alleine gelassen?"
Eris strich mit seiner Hand über sein Gesicht und seufzte. "Scheiße ich weiß es doch auch nicht!"
Er wandte seinen Blick zu mir. Die Dunkelheit malte Verzweiflung in sein Gesicht. Ein dunkler Schatten fuhr über ihn hinweg, als er zur mir sprach: "Rhea, es tut mir so Leid. Ich hätte da sein sollen...Ich-"
"Das reicht", schnitt Niesken ihn ab, "Sei froh, dass Mando schneller war als ich. Von mir hättest du nicht nur einen Schlag ins Gesicht bekommen. Du konntest dir vorstellen, was Rhea durchmachen musste. Und doch hast du zugelassen, dass dieses Arschloch sie BELÄSTIGT!" Zum Ende hin brüllte sie die Worte nur noch. Ihre orangenen Augen sprühten Feuer in der Dunkelheit.
"Hey!", rief ich, "Hört auf euch zu streiten. Ich kann auch selber für mich reden." Die drei richteten ihren Blick ruckartig auf mich, als hätten sie ganz vergessen, dass ich noch anwesend war. Eris verzweifelt, Niesken wütend und Din sah mich an wie immer. Hinter seinem Helm. "Ich will das alleine mit Eris klären. Bitte...lasst uns einfach nach Dantonar gehen."
Ich rieb mir erschöpft die Schläfen. Ein leichter Kopfschmerz hatte angefangen, gegen meinen Schädel zu pochen. Die anderen sagten nichts mehr. Stillschweigend setzten wir uns in Bewegung. Selbst als wir an dem Steinhaus angekommen waren, sprachen wir nicht mehr als das Nötigste. Diese Nacht war ein Albtraum gewesen.
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Sanfte Sonnenstrahlen weckten mich an diesem Morgen. Gähend streckte ich meine Glieder und rieb meine Augen. Niesken war schon aufgestanden, denn die andere Seite des Bettes war verlassen. Als ich aufstand, beschwerte sich mein Kreislauf und ich musste mich leicht taumelnd am Fensterbrett festhalten. Erinnerungen an Gestern fluteten meinen Kopf. Mr. Woor, der mich unangenehm berührte und Eris, der mich einfach allein mit ihm ließ.
Seufzend schloss ich die Augen. Ich hatte keine Lust, ihm gleich zu begegnen. Zu sehr schmerzte mich, was er getan hatte. Noch viel wütender machte mich jedoch, dass es mich so störte, dass Eris mit dieser Fremden geflirtet hatte. Konnte es mir nicht einfach egal sein? Eris würde eh nichts ernsthaftes von mir wollen. Und ich verstand mich selber nicht mehr, dass ich überhaupt so über ihn dachte. Als wären wir mehr als Freunde, dabei flirtete er mit jeder Frau, die ihm über den Weg lief.
Nachdem ich mich im Bad frisch gemacht hatte, ging ich hinunter in die Küche. Zu meiner Erleichterung war Eris nirgends zu sehen. Nur Din saß auf einem der Barstühle und tippte etwas auf seinem Holopad. "Morgen", grüßte ich ihn müde.
"Wie gehts dir?", fragte Din. Ich zuckte mit den Schultern und nahm eine Schüssel aus dem Küchenschrank.
"Ganz ok." Ein paar Barlathianische Pflaumenkekse fielen mir ins Auge, die ich auch immer auf Asteridea gegessen hatte.
"Die Pflaumenkekse sind für dich", informierte mich Din. Lächelnd nahm ich einen der Handteller großen, violetten Kekse und biss in das weiche Gebäck.
"Mmh das sind meine liebsten", meinte ich und füllte ein wenig Honigmilch in meine Schüssel, um den Keks eintunken zu können. "Mit Honigmilch schmecken sie nochmal besser", lächelte ich und schloss genießerisch die Augen.
"Eris hat sie heute morgen gebacken", erwähnte Din etwas leiser. Ich stoppte in meiner Kaubewegung und drehte mich zu ihm um. Mit den Schultern zuckend entgegnete ich: "So lange er sie nicht vergiftet hat." Und schon nahm ich mir noch einen der Pflaumenkekse.
"Wo ist er eigentlich?", wollte ich wissen und zog leicht die Augenbrauen zusammen. Die Pflaumenkekse sorgten dafür, dass meine Laune nicht in den Keller sank.
"Ich habe ihn heute Morgen von hier fortgeschickt, damit du deine Ruhe hast. Niesken ist mit ihm gegangen. Ich hoffe sie hat ihn nicht umgebracht."
"Die Sorge ist berechtigt", meinte ich grinsend. Ich fand es lieb von Din, dass er sich so viele Gedanken gemacht hatte.
"Hast du nochmal mit ihm über gestern gesprochen?"
"Nur über unser weiteres Vorgehen", antwortete Din und legte das Holopad zur Seite, "Ich habe nichts mehr von meinem Auftraggeber gehört. Er muss wissen, dass ich nicht in Canto Bight bei dir war. Ich hoffe, er lässt uns damit in Ruhe."
"Immerhin war es die Mühe wert gewesen", meinte ich leise. Ich setzte mich neben Din, ohne ihn nochmal anzusehen.
"Ich kann mir Eris Verhalten auch nicht richtig erklären. So kenne ich ihn nicht. Normalerweise ist er die loyalste Person, die ich kenne."
"Vielleicht hat es etwas mit dieser Frau zutun, die bei ihm an der Bar stand", überlegte ich und tunkte den Rest meines Pflaumenkekses in die Schüssel.
"Welche Frau? Mit der er geredet hat, nachdem er euch etwas zu trinken holen wollte?", fragte Din. Ich konnte deutlich die Skepsis aus seinen Worten hören.
"Ja...vielleicht war er zu sehr von ihr abgelenkt", meinte ich augenrollend. Wenn ich an die Frau in dem kurzen Kleid und ihre tausend Ringen zurückdachte, kam Eifersucht in mir auf. Aber sie konnte nichts dafür, dass Eris mit ihr geflirtet hatte.
"Eris hat ein Schwäche für schöne Frauen. Deshalb stellt er sich auch an wie ein Idiot, wenn er in deiner Nähe ist." Ich verschluckte mich fast an meinem Keks. Was hatte Din da gerade gesagt? Ich musste ihn mit großen Augen anstarren, doch der Mandalorianer saß so lässig wie eh und je auf seinem Barstuhl. Bedeutete das, dass Eris mehr in mir sah als nur eine Freundin? Ich war verwirrter denn je. Wieso hatte Eris mit dieser Frau geflirtet? Gleichzeitig freute ich mich heimlich darüber, dass Din mir ein Kompliment gemacht hatte. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf meine Lippen, doch ich erwiderte nichts.
„Sag mir Bescheid, wenn Eris wieder Unfug treibt. Ich werde mich um ihn kümmern", bestimmte der Mandalorianer mit Nachdruck. Ich konnte aus seiner Stimme heraushören, dass es ihm Ernst war und er etwas anderes nicht zulassen würde. Deshalb nickte ich ergeben.
„Ich werde ein paar weitere Recherchen anstellen. Bleib bis dahin hier. Ich vertraue den Bewohnern hier nicht", beschloss Din, als er von dem Barstuhl aufstand. Er überragte mich, sodass ich meinen Kopf leicht in den Nacken legen musste. Eigentlich hatte ich vorgehabt, das Dorf zu erkunden. Doch wenn Din es als zu gefährlich befand, musste ich mich dem wohl fügen.
„Okay, dann gehe ich nachher mit Niesken raus", meinte ich leicht enttäuscht. Die Enge des Steinhauses versetzte mich in Unruhe.
Der Mandalorianer nickte knapp. Kurz bevor er das Haus verließ, verabschiedete er sich von mir.
Dann war es still. Lediglich ein leises Rauschen der Wasserrohe war zu hören und das leise Zirpen kleiner Vögel. Der Blick aus den großen Fenstern in den kleinen Garten offenbarte mir, dass draußen die Sonne hell und warm schien. Vor mich hin grübelnd nahm ich meinen halb gegessenen Pflaumenkeks und trat hinaus auf die kleine Terrasse, die mit großen, flachen Steinen gepflastert war und wunderbar von der Sonne aufgewärmt wurde.
Das schöne Wetter besserte meine Laune und ich konnte für einen kurzen Moment aufhören, an gestern zu denken. Stattdessen blickte ich nach vorne. Wie würde es wohl weiter gehen, jetzt da wir den Auftraggeber überzeugt hatten, dass Din mich nicht mehr in Gewahrsam hatte? Würden die Angreifer endlich Ruhe geben? Vielleicht wäre es das Beste, wir würden eine Weile auf Dantooine bleiben. Ich mochte die Friedlichkeit des Ortes. Es entschleunigte mich auf eine Weise, wie ich es nie auf Asteridea erlebt hatte. Nicht mal die Urlaube an den Küsten des weißen Meeres hatten mir eine solche Ruhe gegeben. Ich schüttelte den Kopf und aß meinen Pflaumenkeks auf. Es brachte nichts, mir über die Vergangenheit den Kopf zu zerbrechen. Am liebsten wollte ich vergessen, woher ich kam.
Ich hörte, wie die Tür hinter mir aufging und zuckte leicht zusammen. Schnell drehte ich mich um und spannte mich im gleichen Moment an. Wer vor mir stand, ließ mich wieder umdrehen und auf den kleinen, überwucherten Garten schauen.
"Hey", sagte Eris heiser. Ich rollte mit den Augen, was er zum Glück nicht sehen konnte. Ich erwiderte nichts und spürte nur, wie er neben mich trat. Mein Körper spannte sich leicht an.
"Rhea, können wir reden?"
Ich seufzte leise und drehte mich halb zu ihm. Mit Genugtuung betrachtete ich seine bläulich verfärbte, leicht angeschwollene Nase, die Zeuge seiner Taten war. Ich sagte weiterhin nichts, sondern sah ihn einfach an. Sah seine mit Müdigkeit untermalten Augen und seinen schuldbewussten Gesichtsausdruck.
"Es tut mir Leid Rhea. Wirklich Leid", fing Eris leise an. Er streckte eine Hand nach mir aus, doch ich wich instinktiv zurück. Etwas schimmerte in seinen Augen, dass ich fast Mitleid für ihn empfand. "Ich weiß nicht, wie ich das gestern erklären soll. Es war einfach nur schlecht von mir. Ich...ich weiß nicht, warum ich sowas gemacht hab."
Seine Augenbrauen waren fest zusammengekniffen und seine große Hand in seine Haare gekrallt.
"Niesken hat mir etwas mehr von deiner Vergangeheit erzählt. Sei nicht sauer deswegen, ich habe sie so lange genervt, bis sie es mir erzählte", er warf mir einen entschuldigenden Blick zu. "Das was du auf dem Markt angedeutet hast...ich habe nicht kapiert, wie schlimm das alles für dich ist. Ich-"
"Ist schon gut", unterbrach ich ihn und schlang meine Arme um mich.
"Es tut mir Leid", wiederholte Eris leise. Er tat den Schritt auf mich zu, den ich von ihm zurückgewichen war. Ich sah zu ihm auf in seine himmelblauen Augen, die bedeckt waren von Schwere.
"Um ehrlich zu sein - und bitte sei deshalb nicht sauer, es ist einfach dumm - hat mich gestört, wie du mit ihm geflirtet hast", beichtete Eris und konnte mich dabei nicht ansehen. Ärger stieg in meinem Bauch hoch.
"Und deshalb hast du einfach mit einer anderen geflirtet und mich im Stich gelassen?!", stieß ich aus. Meine Gesichtszüge entglitten mir.
"Ich mochte es einfach nicht, wie du zu diesem Ekel warst. Und vor allem, wie er dich angesehen hat und mit dir gewagt hat, zu sprechen. Als wärest du sein Nachtisch. Ich wollte ihn jeden Moment dafür erschießen, okay?"
Sprachlos sah ich ihn für einen Moment nur an. Der Ärger in meinem Bauch mischte sich mit einem flattrigen Gefühl, das ich einfach nicht einzuordnen wusste.
"Aber du weißt doch ganz genau, dass ich das nur gespielt habe?"
"Irgendwie schon. Es hat aber so echt ausgesehen, dass ich es geglaubt hab!" Eris Stimme war lauter geworden, sodass ich leicht von ihm zurückweichen musste.
"Ich hab Übung", meinte ich bitter und hoffte gleichzeitig, dass Eris es nicht hören würde.
"Rhea bitte", flehte der Pilot nun fast. Ich bekam mit, wie er sich mir wieder näherte. Dann umfasste er sanft meine Oberarme mit seinen warmen Händen. Ich ließ es geschehen.
"Ich war auf einmal so wütend auf diesen Mr. Woor. Irgendwann konnte ich es einfach nicht mehr aushalten, sonst hätte ich dem Typen eine reingehauen. Ich hatte mich einfach nicht mehr unter Kontrolle!"
"Und wieso hast du dann mit dieser Frau geflirtet?", entgegnete ich und es klang verzweifelter, als ich wollte. In Eris Augen suchte ich nach einer Erklärung, doch sie blickten mich für einen Moment nur verwirrt an. Blinzelnd antwortete er mir: "Die Frau? Sie war nur eine Ablenkung", seine Hände umgriffen meine Oberarme fester und zogen mich ein kleines Stück zu sich.
"Dann war sie aber eine ziemlich gute 'Ablenkung'." Selbst in meinen Ohren klang ich wie die eifersüchtige Partnerin, die ihren Mann mit einer anderen erwischt hatte. Ich atmete tief durch. Seit wann hatte ich meine Emotionen so wenig unter Kontrolle?
Eris Blick wurde sanfter, was mir eine leichte Röte in die Wangen trieb. Hatte es sich für ihn genauso verzweifelt angehört wie für mich?
"Ich hätte meinen Blick nicht von dir abwenden sollen. Und es gibt auch keine Entschuldigung dafür, dass ich dich mit Mr. Woor allein gelassen habe", versuchte Eris mich zu besänftigen. Ich spürte das Beben seiner Finger an meinem Arm. "Ich verspreche dir, dass ich dich das nächste Mal beschützen werden, wenn ein Mann dich wieder belästigt. Ich verspreche es dir, Rhea."
Ich sah mit leicht geweiteten Augen zu ihm auf, der Ärger wich aus meinem Körper und meine Muskeln entspannten sich.
"Okay", brachte ich nur leise hervor. Doch als ich Eris himmelbauen, klaren Blick begegnete, las er, dass ich ihm vergeben hatte.
Und als er mich sanft in seine beschützenden, warmen Arme zog, konnte auch der letzte Rest in mir nicht mehr böse auf ihn sein.
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Liebe LeserInnen!
Vielen Dank für die über 500 Reads! Es freut mich sehr, dass ihr mich unterstützt und weiter lest. :) Ich hoffe wie immer, euch hat das Kapitel gefallen. Freut euch auf das nächste!
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