Chapter 11 ☆ Blütenwein in Canto Bight

Mein saphirblaues Kleid schmiegte sich an meinen Körper, als ich den kurzen Weg in das Wohnzimmer ging. Meine glitzernden, offenen Schuhe mit Absatz waren etwas unbequem, doch wenigstens konnte ich ohne Probleme in ihnen laufen. Ich fühlte mich ein bisschen wie bei meinen Geschäftessen mit meinem Vater und anderen Unternehmern. Ich hatte immer perfekt die charmante, junge Dame gespielt, welche die Männer bei Laune hielt und sie umgarnte, wenn es nötig war. Es war jedes Mal ein Schauspiel gewesen, das ich inn- und auswendig gelernt aufgeführt hatte.

Ich fürchtete mich davor, dass mich die anderen mit genauso schmierigen Blicken ansehen würden, wie es die Geschäftsmänner immer getan hatten. Als ich jedoch in das kleine Wohnzimmer trat, begegnete mir nur der Blick von Niesken und Eris. Es war Letzterer, der mir all meine Ängste nahm und mich wohlfühlen ließ, denn seine hellblauen Augen strahlten mich an, wenngleich er mich nur leicht anlächelte. Sein Blick fing meinen ein und er musste nichts sagen, denn ich erkannte an dem Glanz in seinen Augen, dass ich schön aussah.

"Gut siehst du aus, Mädchen", sagte mir Niesken und aus ihrer Stimme sprach nur Wärme.
"Heute darf ich dich mal entführen. Das wollte ich schon machen, seit Din mir zuvor gekommen ist", scherzte Eris und zwinkerte mir zu. Ich konnte ein leises Lachen nicht unterdrücken. Mein Blick glitt zu dem Mandalorianer, der bis jetzt nur still an der Wand gelehnt hatte, die Beine überschlagen. Ich wusste ganz genau, dass er mich durchdringend anguckte. Doch statt dass er damit Unwohlsein in mir hervorrief, stieg nur eine leichte Röte auf meine Wangen. Schnell sah ich wieder weg.

"Geht schonmal vor", bestimmte der Mandalorianer dunkel, bevor er sich von der Wand abstieß und auf mich zukam.
"Beeilt euch", warf Niesken noch ein. Dann hörte ich, wie sie und Eris den Raum verließen und wartete gespannt darauf, was Din mir zu sagen hatte.
"Pass bitte auf dich auf, wenn du nach Canto Bight in den Club gehst. Bleib immer bei Eris, egal was du tust. Ich war schon oft dort. Der Reichtum und Glanz überdeckt oft, welche Kriminalität dort lauert", redete Din eindringlich auf mich ein. Er war mir so nah gekommen, dass ich meinen Kopf leicht in den Nacken legen musste, um ihn anzuschauen.

"Machst du dir etwa Sorgen?", antwortete ich und ein leichtes Lächeln legte sich auf meine Lippen. Seit wann war Din, der mich doch erst von Asteridea entführt hatte, so vorsichtig?
"Ich mache mir nur Sorgen, dass dein hübsches Kleid nicht heil hier ankommt" entgegnete er, was mich endgültig zum Lachen brachte. Ich verstummte jedoch, als er mit seiner Hand nach meiner griff. Sein Lederhandschuh fühlte sich kühl auf meinem Handrücken an, als er mir einen kleinen Blaster an einem Lederriemen in die Hand drückte.
"Für alle Fälle", sagte Din nur, dann ließ er meine Hand wieder los. Sprachlos sah ich auf den Blaster hinab.
"Du weißt, dass ich nicht damit umgehen kann. Und wo soll ich den überhaupt verstauen? Meine Tasche werden sie kontrollieren!"
"Er ist nur für den Notfall. Wenn du Eris verlierst ist das das Einzige, womit du dich verteidigen kannst. Vertraue mir. Und befestige den Blaster an deinem Oberschenkel unter dem Kleid."

So langsam wurde ich doch nervös. Konnte es wirklich so gefährlich auf Canto Bight sein? Ich hatte mich auf einen angespannte Abend eingestellt, doch nicht auf noch mehr Angriffe. Wir würden es schon irgendwie schaffen, vor den Imperialen versteckt zu bleiben.

Mit leicht hochgezogenen Brauen inspizierte ich den dunkelbraunen, glänzenden Lederriemen näher, der so dick war wie mein Handgelenk. Ein kleiner, kompliziert aussehender Verschluss sollte beide Enden zusammenhalten. Schultern zuckend entblößte ich mein Bein, indem ich es aus dem langen Schlitz an meinem Kleid hielt und stellte mich damit auf die Zehenspitzen. So schwer sollte das doch nicht sein. Ich legte den Lederriemen mit dem Blaster nach Außen um meinen Oberschenkel, konnte aufgrund der vielen Lagen Stoff jedoch nicht so viel sehen. Leise fluchend werkelte ich an dem Verschluss, bis ich schließlich Din seufzen hörte und das Rascheln von Stoff, als er seine Handschuhe auszog. Der Mandalorianer kniete sich vor mich hin. Seine Hände fanden den Weg zu meinem Oberschenkel und schoben sanft meine Hände weg. Endlich spürte ich seine wirklichen Finger auf meiner Haut. Es ging eine Wärme von ihnen aus, die unvergleichlich war mit der Kühle seiner Lederhandschuhe. Er fühlte sich wie ein richtiger Mensch an und nicht wie ein Cyborg.

Lächelnd richtete ich mich auf und beobachtete, wie der starke Krieger vor mir niederkniete, nur um den Blaster an meinem Bein richtig zu befestigen. Dieses Bild würde für immer eingerahmt in meinen Erinnerungen wohnen.
Seine heißen Finger berührten die empfindliche Haut meiner Innenschenkel. Von dem Punkt seiner Berührung breitete sich ein warmes Gefühl in meinem Bauch aus, was meinen gesamten Körper erfasste und entspannen ließ. Ich atmete überrascht ein. Wusste Din, was er mit mir anstellte? War er sich überhaupt seiner Wirkung bewusst? Dins Blick war starr auf meinen Oberschenkel gerichtet. Er zog den Lederriemen fester und umfasste dabei mein Bein. Seine große Hand lag kraftvoll und besitzergreifend auf meinem Oberschenkel, was mir weitere heiße Stöße durch meinen Körper sandte. Verdammt, was machte Din nur mit mir?

Wie aus Reflex legte ich meine Hand auf seine breite Schulter, um mich abzustützen. Din kommentierte es nicht, doch ich merkte an der Art, wie er sich zu mir lehnte, dass er meine Berührung gewährte. Der Mandalorianer zog ein letztes Mal an dem Lederriemen. Bevor er sich von mir entfernte, tat er jedoch etwas so sanftes und zugleich schnelles, dass ich es mir auch nur eingebildet haben könnte. Sein Daumen fuhr über meine nackte, weiche Haut bis zu dem Lederriemen. Dann zog er seine Hände blitzschnell weg. Din ließ mein Herz beinahe still stehen. Es verlangte nach mehr. Nach mehr Wärme seiner Hände. Stattdessen stützte er sich auf seinem Knie ab und stand auf, sodass er mich wieder überragte.

Ich konnte schwören, dass sein Blick noch etwas länger auf meinem entblößten Bein lag, was mir eine verräterische Hitze in die Wangen steigen ließ. Zu gern hätte ich gesehen, was unter seinem Helm vor sich ging. Schnell verbarg ich mein Bein unter dem Stoff meines Kleides. Was war das eben gewesen?
"Danke", brachte ich hervor. Für mehr Worte traute ich meiner Stimme nicht genug.
"Pass auf dich auf", erwiederte Din. Er nickte mir noch einmal zu. Dann ging er auch schon aus dem Raum.

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"Was habt ihr noch so lange gemacht?", begrüßte Eris uns und zog neckisch seine Augenbrauen hoch. Er legte einige Schalter um und kontrollierte eine Anzeige neben der Cockpittür. Seine Hand war dabei lässig in der rechten Hosentasche seines schwarzen Anzugs versenkt. Ich musste insgeheim zugeben, dass er ziemlich sexy aussah, wenn er den coolen Piloten gab.

"Unanständige Dinge", antwortete Din ernst. Eris wendete seinen Kopf zu uns und für einen kurzen Moment sah ich Überraschung in seinen Augen aufblitzen. Im nächsten Moment erfasst ein Grinsen seine Lippen und er erwiderte: "Unanständige Dinge? Weißt du überhaupt was das ist, Mando?"
"Er weiß genau wie er mit einer Dame umzugehen hat", meinte ich grinsend und streckte mein Bein aus dem Kleidschlitz hervor, damit er den kleinen Blaster sehen konnte.
Der Blick des blonden Pilots wanderte von meiner Hüfte abwärts über mein ausgestrecktes Bein und wieder zurück. Seine Lippen spalteten sich leicht und er steckte die andere Hand in seine Hosentasche. Als er seinen Blick wieder hob, hatte sich etwas in ihm verändert.
"Du bist eine gefährliche Frau Rhea", sagte er leise, ein leichtes Lächeln zupfte an seinen Mundwinkeln. Es war so anders als sein sonst freches, herausforderndes Grinsen.

Ich ließ den schweren Stoff meines Kleides wieder über mein Bein fallen. Eris beobachtete meine Bewegung. Erst dann drehte er sich um und setzte sich auf den hinteren Sitz im Cockpit. Wir hatten entschieden, dass Din uns fliegen würde. Als Din ein paar Knöpfe drückte und den dicken Hebel neben ihm am Cockpit umlegte, musste ich an die Situation im Wohnzimmer denken. Ich spürte noch immer seine warmen Finger auf meinem Oberschenkel und eine leichte Hitze stieg in meine Wangen. War sich Din bewusst gewesen, was er tat?
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Wir landeten auf einem grasbewachsenen Hügel etwas außerhalb der Stadt. Leicht nervös machte ich mich fertig. Niesken, Eris und ich hatten nochmal alles genau durchgesprochen. Die Togruta würde etwas nach uns in das berühmteste Casino von Canto Bight kommen und uns an einer Bar im Blick behalten, während Eris und ich erstmal einen passenden Kandidaten für unseren Plan ausfindig machen würden. Din würde die ganze Zeit über in der Razor Crest auf uns warten und über Funk verbunden bleiben. Da konnte doch wohl kaum etwas schief gehen, oder?

Nach einer halben Stunde hatten wir das riesengroße, prunkvolle Casino erreicht. Eris band sich ein schwarzes Tuch vor das Gesicht, sodass nur noch seine hellblau strahlenden Augen zu erkennen waren. Es war besser, wenn man meine Begleitung nicht erkennen würde, um jegliches Risiko, aufzufliegen, zu minimieren. Insgeheim fand ich, dass ihm dieser Look sehr gut stand.
Halbmondförmige, große Fenster ließen das helle Licht des Casinos aus dem hohen, runden Gebäude erstrahlen. Schon von draußen hörte man Musik und konnte zahlreiche Gäste in teuren Gewändern vor dem Casino stehen sehen. Mein Herzschlag verschnellerte sich, als ich knapp hinter Eris durch die vergoldeten Flügeltüren ging und von der Wärme und den Gerüchen des Casinos willkommen geheißen wurde. Direkt vor uns in ein paar Meter Entfernung befand sich eine große, kreisrunde Bar, über der ein gewaltiger Kronleuchter thronte. Obwohl ich Prunk und Reichtum gewohnt war, konnte ich nicht umhin die vergoldeten Marmorsäulen, den spiegelnden Boden, die mit Metall verzierten Fenster und die zahlreichen, einladenden Sitzgelegenheiten zu bewundern.

Ich spürte, wie Eris auf einmal seine große, heiß glühende Hand auf meinen Rücken legte, sodass seine Fingerspitzen meine Haut berührten. Seine Berührung ließ mich sicherer fühlen. Er wollte mich wissen lassen, dass er die ganze Zeit hinter mir stehen und aufpassen würde. Ich atmete einmal tief durch, bevor ich ein freundliches Lächeln aufsetzte und gemächlich zur Bar schlenderte. Dabei versuchte ich so viel von dem Saal zu erfassen, wie möglich. Rechts von uns befanden sich eine Vielzahl an Pokertischen, die beinahe alle besetzt waren. Links von uns luden kreisförmige Sitzeinheiten mit großen Glastischen dazu ein, etwas zu trinken und zu essen. Die meisten Unternehmer würden ihre Geschäfte dort verhandeln.

Eris bestellte mir einen sündhaft teuren Blütenwein an der Bar.
„Hast du schon unser Opfer erspäht?", fragte mich Eris leise, während er mir das bauchige Glas mit süßem Wein in die Hand drückte. Ich kniff leicht die Augen zusammen und ließ meinen Blick über die Sitzgelegenheiten schweifen.
„Bis jetzt habe ich noch niemanden erkannt, den ich von meinem Vater her kennen würde", antwortete ich leise und probierte den Blütenwein, von dem ich schon vieles gehört hatte.
„Mmmh", machte ich und schloss für einen kurzen Moment genießerisch die Augen, „Sie haben einen guten Geschmack Mr. Vorpan." Eris runzelte für einen kurz die Stirn, bis er sich wieder an seinen Decknamen erinnerte: „Ich bin eben nicht nur ein guter Bodyguard."
Er richtete sich etwas auf und verschränkte die Arme vor der Brust. Jetzt wirkte er wirklich, als wäre er ein Bodyguard.
„Sie sind sehr furchteinflößend, Mr. Vorpan", machte ich mich über ihn lustig, was mir einen bösen Blick bescherte.
Konzentriert euch", kam es über den Funk in meinem Ohr. Din musste natürlich den Spielverderber spielen.

Wir standen noch eine Weile an der Bar, um einen geeigneten Kandidaten aussuchen, mit dem ich vermeintlich etwas geschäftliches besprechen konnte.
„Niesken ist da", informierte mich Eris. Ich schaute nicht zu ihr rüber, sondern nickte nur. Es war Zeit, in Richtung des Sitzbereiches zu gehen.
Keine Sorge, copikla chaab*", hörte ich Din in meinem Ohr sagen. Amusement schwang in seiner Stimme mit. Ich rümpfte leicht die Nase und nahm einen Schluck des süßen Blütenweins, um meine Nerven zu beruhigen. Das alles hatte ich doch schon hunderte Male gemacht. Ich musste nur wieder mein Schauspiel aufführen wie jedes Mal.

„Ich bin bereit", meinte ich dann mit fester Stimme. Das Spiel konnte beginnen.

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*„copikla chaab" - „kleine Angst" (Mando'a)

Hallo meine lieben Leser und Leserinnen!

Ich freue mich, das Kapitel endlich hochladen zu können, da jetzt mal ein bisschen mehr Spannung aufkommt. Auch Spannung zwischen zwei gewissen Personen... ;) Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen und lasst gerne ein Vote da. Ich freue mich jedes Mal über jeden einzelnen Leser und Feedback von euch! :)

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