3. Kleiner Horrorladen
Er stimmte verschrocken zu und zog seine Jacke aus, um sie mir zu überreichen.
,, Danke" sprach ich zu ihm und verstaute seine schlicht schwarze Jacke in einen der rund eindutzend Fächer der Garderobe.
Es war ein stickiger Raum, ohne Fenster und bloß beleuchtet durch ekeliges künstliches Licht.
,, Danke, wofür ?" Roger blickte mir völlig ehrlich entgegen, denn er hatte wahrhaftig keinen blassen Schimmer.
Obwohl, es lag doch auf der Hand.
,, Für das mit dem Kaffee".
Ich klärte ihn auf, als ich mich zu ihm wandte und gen Tür schritt. Seine Augen folgten, doch der Groschen schien langsam gefallen zu sein.
,, Ach das!" Leicht beschämt kratzte er sich am Hinterkopf und begann, in meinen Augen, seine Heldentat klein zu reden.
Mit Argumenten wie; das war doch selbstverständlich und ich hielt dich ja auf, versuchte er von sich abzulenken.
Es hatte den Anschien, als würde es ihm ungeheuerlich in Verlegenheit drängen.
Mit einem einfachen ,, Ich danke dir, Roger. Du hast mir wohlmöglich den Job gerettet" beendete ich sein Unbehagen und klopfte ihm bloß auf die Schulter.
Er lächelte und schien die Sachen nun abzuhaken, um zu vergessen. Es kam mir merkwürdig vor, denn er erschien ausgeglichen, als könnte selbst ein Löwe ihn nicht aus der Ruhe bringen.
Offensichtlich täuschte ich mich gewaltig.
Langsame trottend kam Roger mir nach, als ich zuerst die Umkleide verließ, um mich anschließend durch das Dunkle des Flurs kämpfte.
,, der Letzte macht die Tür zu".
Murmelte ich ihm zu, als er die Tür offen ließ, denn ihn vor Benji's Zorn zu bewahren war nun meine größte Aufgabe.
Eine Art, um die Schuld zu begleichen, für die, die Zeit ungünstigerweise nicht reichte.
,, Dein Boss ist ja wirklich eine Plage !"
,, Psst ! Nicht so laut".
Ich bekam einen Schreck, denn Roger sprach für Benji's Gehör einige Töne zu laut, dies hätte Folgen haben können.
Die Runde saß noch da wie zuvor, doch war schweigend ins Gespräch vertieft.
Man hätte wohlmöglich eine Stecknadel, im Nachbarhaus fallen und aufprallen hören können. Es war zum eingehen still, das bedeutete nichts sonniges.
Ich räusperte mich möglichst leise, doch so, dass sie alle bemerkten, wir seien wieder zurück.
,, Ah, Ophal, schön.. gut, gut. Bereite bitte alles für die Musikaufnahmen vor. Ich mache mich dann auf, die Familie wartet".
,, Ja, ..... was ein Glück"
Den Schluss des Satzes murmelte ich zwar verärgert vor mich her, doch wusste ich;
dieser Kerl hat das sicherlich verstanden".
,, Wie bitte ?".
Natürlich verstand er, was ich ihm so gerne laut und deutlich entgegnet hätte, doch woher dann das Geld, wenn nicht stehlen.
,, Ich sagte; ein Glück können Sie zurück zu ihrer Familie, schönen Feierabend".
,, Aha ! Gleichfalls. Bis demnächst die Herren, die Dame".
Die Hände zuerst allen im Raum gebend und dann zur Tür stolzierend, machte er sich endlich davon und bewirkte, dass sich das gesamte Klima im Raum, um einige bedeutende Grade ins positive richtetet.
,, Was ein Glück, endlich !"
Sprach der, der mich so besonders anlächelte und nun herzlich umarmte. Zuvor klopfte er dem, schon fast an der Schulter seines lockigen Freundes eingenickten jungen Mann, auf den Oberschenkel. Er schreckte hoch, blickte sich verwundert um und rieb sich darauf seine verschlafenen Augen.
,, Ein Glück sind wir diesen Querschläger endlich los" lachte er genüsslich, als er mich aus seiner Umarmung befreite. Er wirkte wie ausgetauscht. Anstatt gehorsam auf der Couch kauernd, tänzelte er nun vor den anderen herum und befehligte Zukünftiges.
,, Schön, dass du es auch endlich zu uns geschafft hattest, Rog" Sprach der Lange, erhob sich von der Couch und griff hinter die breite Rückenlehne, anscheinend nach seinem Gitarrenkoffer.
,, Ich... ich wurde aufgehalten"
Entgegnete Roger und verzog daraufhin beleidigt die Schnute. Schelmisch begann ich zu grisen, denn Roger stand da, wie ein beleidigtes Kind, wartend auf eine Entschuldigung.
,, Jetzt reißt euch alle einmal wieder zusammen, meine Lieben. Ihr verwirrt das arme Mädel ja noch völlig !".
Sprach der mit dem außergewöhnlichem Lächeln und begann sich und seine Kumpanen vorzustellen.
,, Entschuldige die Jungs, einer von uns muss immer die Zeit vergessen, das gehört zu uns dazu, wie die Queen zu England" kichernd legte er seinen Arm um meine Schulter und bat mich zum sitzen. Ich war, um ehrlich zu sein, in diesem Augenblick etwas sprachlos, denn es schien als hätten diese vier unschuldig dreinschauenden Jungs, mit einfachen Worten den Laden in diesen Momenten kurz übernommen. Sie schienen ihr Ding zu machen, bei was ich sie auf keinen Fall stören mochte, da man dem Schauspiel einfach schweigend beiwohnen wollte.
Einfach hinsetzen und zusehen, es war einfach zu schön.
,, Also, du bist Ophal, wie ich zwischen den Kommandos, wie die eines armen Hundes, heraushören konnte ?", ich nickte etwas eingeschüchtert, konnte jedoch nicht mit einfachen Worten antworten, da ich fürchtete ihn zu unterbrechen.
,, Du brauchst doch nicht so still zu werden, wir beißen nicht, Darling". Lächelnd rieb er mir über die Schulter und holte mich aus meiner Unfähigkeit wieder heraus.
,, Ja, entschuldige... ich wurde etwas. Wow, nun ja... Nebensache". Ich stotterte was das Zeug nicht alles hielt, gewann meine Stimme jedoch langsam zurück.
,, Nun gut. Ich stell die andern und mich mal kurz vor, denn denen gehts wohl gerade wie dir". Er warf dem Lockigen einen schelmischen Blick zu und begann die andern vorzustellen.
,, Der lockige, mit dem langen Gesicht, das ist Brian. Ein ganz lieber. Braucht nur etwas Zeit zum warm werden. Der stille, mit dem freundlichen Lachen, ist John".
John winkte mir freundlich zu und der Exotische versprächen keine Sekunde etwas falsches.
,, Wie du vielleicht schon weißt, der blonde Strohkopf, das ist Roger. Nur nenn ihn bloß nicht, wie ein alter Bekannter von uns, da gehen ihm ab und zu die Pferdchen durch."
Ich blickte ihn fragend an und setze ein grinsen auf, als er mir von dem Spitznamen Rogers erzählte.
,, Tim, ein Freund, nannte ihn Sex auf zwei Beinen. Glaub mir, das wird Roger niemals mehr los, aber psst ! Nur als aller letzte Reserve einsetzten", füsterte er, doch wusste Roger ganz genau worüber sein Kollege seine Worte nicht einfach wieder runterschlucken konnte.
,, Sehr lustig, Fred ! Der Witz ist schon so alt und träg einen Bart".
Er war beleidigt. Es war ja kaum zu übersehen.
,,Die sansibarische Plaudertasche an deiner Seite ist Farrokh. Stimme von uns, aber manchmal könnte er sie auch einfach nicht ERHEBEN !" Farrokh schien gar nicht über Rogers Aussage erfreut zu sein und holte zum Gegenschlag aus.
,, Freddie ! Freddie Mercury, dearest Meddows Taylor !"
,, Jetzt haben sie gegenseitig den Nerv getroffen...".
,, Ja, direkt ins Schwarze".
Bejahte Brian John's Erkenntnis und schüttelte bloß den Kopf.
Ratlos blickte ich den beiden Streithähnen entgegen und konnte mich Brian und John bloß anschließen.
,, Also... Fred ist etwas pingelig in solchen Situationen, ebenso Roger. Das kommt öfters vor, aber danach sind die beiden wieder unzertrennlich. Ein altes Ehepaar eben."
Brian wandte sich zu mir und berichtete, doch der Hahnenkampf war auch ein wenig belustigend.
Wie ein altes Ehepaar. Brian hatte recht, denn es war einfach zu amüsant.
Rätselnd, wie man das Gezankte am schnellsten und effektivsten aus der Welt schaffen konnte, war für mich nun ein kaum zu bewältigendes Drama, doch beschloss ich einfach rational zu handeln, denn schlimmer konnte es kaum werden.
,, Bitte, Ladys, reißt euch jetzt für die nächsten vier Stunden wieder zusammen, dann könnt ihr euch meinetwegen die Augen gegenseitig auskratzen".
Das mutig erhobene Wort stieß sofort auf gehör, zur Überraschung meinerseits.
Es wurde still, die Anspannung verflog und die Steithähne legten ihre Waffen zur Seite. Beschämt schauten sie niemanden in die Augen.
,, Entschuldige..." Freddie's Stimme klang heiser, genau wie die Roger's.
,, Das Aufwärmen eurer Stimmen könnt ihr wohl nun gewaltig sparen".
Einen letzten Seitenhieb konnte sich nun Brian nicht verkneifen. Mit dem Gitarrenkoffer in der Hand machte er sich auf Richtung Tonstudio. Aufgrund der mehr als deutlichen Wegbeschreibung, in Benji's kleinem Horrorladen, war es selbst für einen Leien, wie Brian, kein Hindernis ans Ziel zu kommen.
Er nahm mir in gewissermaßen, die Arbeit ab, worüber ich ihm allerdings dankbar war, denn der Spaziergang heute morgen, bei Wind und Wetter, war wahrhaftig kein Zuckerschlecken.
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