[06]

Jisung PoV

Erneut konnte ich den ganzen Unterricht lang die Augen nicht von dem hübschen Jungen lassen, auch wenn er mich an die Schmerzen des gestrigen Abends erinnerte. Aber diese fühlten sich nur noch halb so echt an, wenn ich ihn ansah. Jetzt war da wieder nur er in meinen Gedanken.

Er schien mein Starren zu bemerken, denn er drehte sich um und zwinkerte mir zu, weshalb ich rot wurde. Er grinste nur leicht, als er sah, wie verlegen er mich damit machte, und sah dann wieder nach vorne. Ich versuchte mich ausnahmsweise auch mal am Unterricht zu beteiligen, was meinen Lehrer so sehr zu überraschte, dass er much bei fast jeder Frage dran nahm. Han Jisung war eben nicht dafür bekannt, sich am Unterricht zu beteiligen.

Zwar wollte ich in der Pause unglaublich gerne zu Minho, aber ich traute mich einfach nicht, weil ich Angst hatte, dass ich ihm zu aufdringlich werden würde. Stattdessen setzte ich mich alleine hin und verbrachte meine Zeit so, bis sich ein kleines Fellknäul an meinen Rücken schmuste.

"Oh, wer bist du denn?", fragte ich die kleine Katze, die mich anscheinend bereits lieb gewonnen hatte, weshalb ich sie hinter ihren süßen Ohren streicheln konnte. Sie schnurrte zufrieden und genoss die Streicheleinheiten offensichtlich. "Leistest du mir ein bisschen Gesellschaft, Kleines? Ja?"

"Kleine Verräterin.", hörte ich Minho lachen, woraufhin er sich dicht neben mich setzte. "Lernst du schon mal Hannie kennen, bevor er uns mal besucht, hm?"

"Hannie?", fragte ich und wurde leicht rot. In meinem Kopf hatte er mich immer 'Sungie' oder 'Jisungie' genannt, aber 'Hannie' gefiel mir noch besser.

"Passt doch zu dir oder nicht?"

-Ein süßer Name für einen süßen Jungen.-

Jetzt verzieh dich. Ich hab hier gerade ein wichtiges Gespräch.

-Jaja.-

"Ich mag den Namen.", lächelte ich ein wenig schüchtern, was ihn zum Lachen brachte. Gott, sein Lachen war so schön... Ich könnte Minho gerade einfach nur küssen.

"Nicht so zurückhaltend.", erwiderte er und schubste mich einmal kurz mit seiner Schulter ein Stück. "Du brauchst mal ein bisschen Selbstbewusstsein. Das steht dir bestimmt."

"Selbstbewusstsein...?", fragte ich und starrte ihm in die Augen. "Reicht das an Selbstbewusstsein?"

Ohne den Blickkontakt zu lösen, kam ich ihm näher und wollte ihn küssen. Ich wollte es so unfassbar gerne, doch ich konnte es nicht. Er war nicht der Minho, der mich täglich begleitete. Er war nicht der Minho, der mich liebte. Aber er konnte es werden.

"Sorry...", murmelte ich und drehte mich wieder weg. Jetzt hatte ich alles kaputt gemacht. "Wir kennen uns ja noch nicht mal richtig und ich kann verstehen, wenn du mich jetzt auch nicht mehr kennenlernen willst."

"Hey, hey, hey... Das ist doch okay, Hannie. Ich möchte dich immer noch besser kennen lernen.", meinte er und strich mir einmal über den Hinterkopf. Die wohl angenehmste Berührung, die ich seit langem hatte. "Wir müssen ja auch nicht zwingend mit dem Ziel reingehen, dass wir irgendwann eine Beziehung haben. Lass es uns einfach locker sehen und schauen, was kommt, ja? Und wenn wir uns ineinander verlieben, ist das halt so. Wenn nicht, dann eben nicht. Ich bin dir auch nicht böse für das eben."

Trotz seiner wirklich süßen Worte, konnte ich nicht anders, als mir wirklich dumm vor zu kommen. Es war ein Fehler, der nicht hätte passieren dürfen. Ich war einfach ein riesiger Idiot.

"Warum kommst du nicht morgen Nachmittag mal zu mir und wir verbringen ein bisschen Zeit zusammen? Lernen uns besser kennen und so. Wirklich viel gibst du von dir im Unterricht ja nicht gerade bekannt. Musst du ja auch nicht, aber, um ehrlich zu sein, wusste ich die ersten Jahre nichtmal deinen vollständigen Namen. Ich verstehe nicht, wie du es alleine so lange aushalten konntest... Keine Ahnung, ob ich das geschafft hätte."

"Man schleicht sich halt irgendwie durch und versucht sich nicht zu sehr runter ziehen zu lassen.", meinte ich und zuckte mit den Schultern. "Aber ja, ich würde mich wirklich gern morgen mit dir treffen, Minho."

"Magst du gleich nach der Schule mit zu mir kommen?"

Ich nickte und konnte gar nicht anders, als dabei breit zu lächeln.

"Das ist das süßeste Lächeln, das ich je gesehen habe...", meinte er leise, woraufhin meine Wangen rot wurden und ich schüchtern zur Seite sah. Mein Herz raste wie wild bei seinem Kompliment. "Ah, ah, ah. Sieh mich an, Hannie."

Mit immer noch knallroten Wangen drehte ich mich zurück zu ihm, doch konnte ihm nicht in die Augen sehen, deshalb starrte ich auf seine Lippen.

Sie sahen so weich aus und schmeckten bestimmt toll. Wie oft ich mir schon vorgestellt hatte, dass er damit meine berührte...

Lass mich dich küssen, Minho... Nur ein einziges Mal...

"Woran denken wir gerade, hm?", fragte er und schnippste mir gegen die Stirn, die ich mir daraufhin rieb.

"An gar nichts...", grummelte ich beleidigt. "Komm, wir müssen rein."

"Schmollbacke.", lachte er amüsiert und ging mit mir zusammen rein.

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