[03]
Jisung PoV
Minho... Bitte lass mich hier jetzt nicht alleine. Komm schon, du kannst mich doch nicht hängen lassen... Bitte, Minho! Ich flehe dich an!
Immer verzweifelter rief ich nach der anderen Stimme in meinem Kopf, doch nichts passierte. Er tauchte nicht auf und es zerfraß mich förmlich. Es war viel zu einsam in meinem dunklen Zimmer, das nur von einer einzelnen LED-Leiste in einem tiefen Dunkelblau beleuchtet wurde, weil ich so meine Umgebung besser vergessen konnte als mit der Deckenlampe. Aber ohne Minho wirkte das sonst beruhigende Blau an meinen Wänden nur kalt und leer.
Ich brauche dich, Minho. Lass mich hier jetzt nicht allein!
Noch immer tauchte seine Stimme nicht auf, egal wie oft ich nach ihm rief. Ich spürte, wie mein Herz schwerer wurde und mich die Einsamkeit zurück in ihre eisigen Fänge zog. Wut entflammte in mir, doch ich schob sie einfach beiseite. Trat die kleinen Funken aus, die in mir ein regelrechtes Feuer an Wut aufbringen konnten. Stattdessen ertrank ich weiter in der Einsamkeit, gegen die ich ohne Minho nicht ankam. Mein Zimmer wirkte ohne ihn so groß und leer, aber er tauchte einfach nicht auf.
"Lass mich jetzt nicht allein...", flüsterte ich so leise, dass ich es über die Musik in meinen Kopfhörern nicht einmal hörte, doch noch immer schwieg er. Ich starrte einfach geradeaus und versuchte in eine der Szenen einzutauchen, die ich bereits tausende Male in meinem Kopf durchgespielt hatte. Szenen davon wie wir uns küssten, kuschelten oder einfach nur Zeit zusammen verbrachten.
Ich schloss die Augen und stellte mir vor, wie er seine Lippen auf meine drückte und sie liebevoll gegen meine bewegte. Augenblicklich begannen meine Lippen zu kribbeln, als hätte er sie wirklich geküsst. Ohne dass ich es bewusst steuerte, wanderte meine rechte Hand zu meiner linken Wange und ich ließ sanft meine Fingerspitzen darüber streichen mit dem Gedanken, dass es seine waren. Dass er es war, der mich so sanft und liebevoll berührte, auch wenn er dies wahrscheinlich nie tun würde. Doch in diesem Moment waren mir Wahrscheinlichkeiten herzlich egal. Ich sehnte mich einfach nur nach seiner Liebe und verzerrte mich schon förmlich nach ihr. Natürlich war ich mir bewusst, dass das hier nicht gesund für meine Psyche war, aber anders hielt ich es in dieser Welt nunmal nicht aus.
Immer wieder spielten sich unsere Küsse in meinem Kopf ab wie ein ewiger Loop, der erst unterbrochen wurde, als ich hörte, wie meine Mutter die Treppe hochkam, um mir zu sagen, dass sie jetzt schlafen gehen würde und ich das Gleiche tun sollte, doch ich würde noch nicht schlafen können. Dennoch stand ich schon auf, putzte Zähne und machte mich bettfertig, damit niemand mich anmotzte, wenn ich es erst erst später machte. Ich schlüpfte aus meiner Jeans und suchte mir ein großes, bequemes Shirt, in dem ich mich wieder in mein Bett legte und mich in meine Decke kuschelte.
Vielleicht sollte ich doch schon schlafen gehen. Nachrichten bekam ich sowieso nicht und so langsam wiederholten sich die Beiträge, die ich auf Social Media sah, nur noch, was mich nur noch mehr deprimierte als alles andere. Andererseits war ich aber noch nicht wirklich müde und hatte auch keine Lust schlafen zu gehen. Über meine Tagträume hatte ich Kontrolle, aber über meine normalen Träume nicht, was häufig zu Phasen führte, an denen ich vor Alpträumen kaum einschlafen konnte und es auch gar nicht mehr wollte. Die letzte davon lag zwar glücklicherweise inzwischen ein bisschen zurück, aber wirklich sicher war ich vor den Alpträumen nie.
Ich blieb noch ein paar Stunden wach, in denen ich eigentlich nichts anderes tat, als auf meinem Handy irgendwelche random Seiten durch zu scrollen und leise Musik zu hören. Sie durfte nicht zu laut sein, sonst würde meine Mutter sie hören und wusste, dass ich noch wach war. So wie ich sie kannte, würde sie dann mein Handy einziehen oder so, aber darauf konnte ich gut verzichten.
Es dauerte nicht lange, bis ich mich wieder einmal auf Minho's Insta Profil geschlichen hatte. Ich folgte ihm zwar nicht, aber ich sah immer wieder nach seinen Fotos und zu meinem Glück hatte er vor ein paar Stunden wieder etwas hochgeladen. Die Kommentare interessierten mich jedoch herzlich wenig, weshalb ich sie einfach weg ignorierte und stattdessen den wunderschönen Jungen auf dem Bild betrachtete.
Wenn er mich doch nur so ansehen könnte... Alleine bei der Vorstellung so von ihm angesehen zu werden, wurden meine Beine weicher. Wie es wohl wäre, wenn er mich mit lustverschleiertem Blick ansehen würde... Wenn ich das einzige wäre, was er begehrte... Und er mir das zeigte, indem er mich zu seinem machte...
Mir wurde langsam heiß und ich konnte nicht anders, als mir vorzustellen, wie Minho mich berührte, seine Hände über meinen Körper wandern ließ und mich heiß küsste. Ein leises Wimmern verließ meine Lippen, als ich an den traumhaften Körper des Älteren dachte und daran, wie er sich gegen meinen bewegte, sein Becken gegen meins rollte, womit er nur noch mehr Erregung in mir auslöste und mich hart werden ließ.
Meine Hand strich über meinen Oberkörper, wobei ich mir wieder einmal vorstellte, dass es seine war. Bevor ich am Bund meiner Boxershorts ankam, stoppte ich jedoch.
War ich echt schon so tief gesunken, dass ich mir auf ein Bild von Minho einen runter holen wollte?
Genervt von mir selbst stöhnte ich auf und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Dann musste ich halt was anderes gegen meinen Ständer machen, auch wenn eine kalte Dusche gerade nicht drin war. Dafür war es schon zu spät.
"Alte, hässliche Frauen, Jisung. Alte, hässliche Frauen. Generell nackte Frauen.", murmelte ich und versuchte mich somit meine Gedanken zu etwas zu lenken, dass mich nicht weiter anmachte. "Hundewelpen. Kätzchen. Tote Tiere. Die Spinne an der Wand. Die ersten 7 Stellen von Pi. Wie waren die noch gleich? 3,14... 3,142? 147?"
Meine Aufzählung zog sich ins unendliche, bis ich schon fast vergaß, warum ich sie eigentlich machte. Als meine Lust sich wieder gelegt hatte, würde ich tatsächlich müde, weshalb ich mein Handy ausmachte und meine Kopfhörer beiseite legte. Dann drehte ich mich auf die andere Seite und schloss die Augen.
-So müde, Baby?-
Hmm... War ein anstrengender Tag.
-Ja, das war er definitiv. Versuch dich ein wenig auszuruhen, Sungie...-
Bleibst du jetzt bei mir? Ich will nicht wieder allein einschlafen müssen...
-Natürlich, mein Kleiner.-
Ich liebe dich, Minho.
-Ich dich auch. Und jetzt versuch zu schlafen, ja?-
Ich versuche es.
-Sehr gut. Dann träum etwas schönes.-
Du auch.
Er antwortete nicht mehr, aber ich spürte, wie er seine Arme um mich legte und sich an mich drückte, was mir ein kleines Lächeln auf die Lippen zauberte. Wie sehr ich mir doch wünschte, das hier wäre echt...
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