16 - Silvester 1.0 - Anders als geplant

Anders als geplant.

Ich fand den Gedanken merkwürdig, dass ich jetzt noch ganz woanders sein könnte. Irgendwo verwahrlost in einer Gasse, völlig durchgefroren und verängstigt. -War es nicht das, was mir während meiner gesamten Flucht hätte widerfahren können?
Stattdessen waren Menschen an meiner Seite gewesen, die mich beschützt hatten.

Das war es woran ich dachte, als ich in das schwarze Kleid schlüpfte, was heute zusammen mit dem Koffer eingetroffen war. Es saß immer noch perfekt, wie an Heiligabend. Verträumt roch ich an dem Saum und erkannte mit Freude, dass es tatsächlich noch nach dem unverwechselbaren Geruch aus Kjetills Wohnung roch! Ich vergrub mein Gesicht in dem Stoff, zwang mich dann aber damit aufzuhören.

Heute war Silvester.

Ich hatte nicht viel übrig für unnötige Vorsätze und Versprechen, die eh nicht gehalten wurden. Aber über eine Sache war ich mir im klaren: So weitermachen wie im letzten Jahr kam nicht in Frage.

Es klingelte an der Tür, was mich erschrocken aus meinen Gedanken riss. Schnell lief ich an mein Fenster und erkannte, dass es Noah war der im Anzug vor der Tür stand. Meine Augen weiteten sich, als ich noch weitere Personen darunter ausmachte, dessen Stimmen ich nun durch unser Haus schallen hörte, da die Tür mit einem Ruck aufgezogen wurde.

Wie erstarrt blickte ich auf Noah hinab, während ich einzelne Wortfetzen aufnahm, die im erregten Stimmengewirr schwer zu erfassen waren.
Was um alles in der Welt geschah gerade?! Es war nicht abgemacht gewesen, dass Noah mich von Zuhause abholte, geschweige denn, sich mit seinen Eltern hier blicken zu lassen!

Als hätte er meine Gedanken gehört, hob er plötzlich seinen Kopf und blickte zu mir hoch. Ich brach den Blickkontakt nicht und sah nur mit geweiteten Augen zu ihm herab. Ein schwaches Grinsen legte sich auf seine Lippen, welches sich in ein anerkennendes Schmunzeln verwandelte, als er mein Kleid betrachtete. Dann grinste er wie ein Honigkuchenpferd das Geburtag hatte und winkte mir Vorfreudig zu.

Verdattert stieß ich mich vom Fenstersims ab und trat ein paar Schritte zurück. Ich musste erst mal verarbeiten was gerade passierte, da rief schon die harte Stimme meines Vaters nach mir:"Ella! Komm bitte runter!"

Ich versuchte gar nicht erst Zeit zu schinden, sondern begab mich mit polterndem Herzen die Treppenstufen nach unten. "Was ist denn los?" , fragte ich verwundert und blickte dann in die freudigen Gesichter von Noahs Eltern. "Hallo Ella! Schön dich zu sehen, wir haben uns echt Sorgen gemacht die letzten Tage!", sagte Marleen, die Mutter von Noah. "Schön dass du mit uns Silvester feiern willst.", schob nun auch Noahs Dad Sven hinterher.

Ein paar mal blinzelte ich überrascht, lächelte aber sogleich freundlich, um nicht unhöflich zu wirken. Wärme erfüllte mich bei den beiden und wie fürsorglich sie mit mir waren, obwohl ich doch bloß die alte Mathe Nachhilfe für Noah war und das komische Nachbarsmädchen, das nie raus durfte.
Dass meine Eltern präsent waren viel mir aber auch in diesem Moment ein und so blickte ich erschrocken zu meinem Vater rüber, der mit gerunzelter Stirn im Rahmen der Wohnzimmertür lehnte. Meine Mutter stand immer noch an der Tür und schien leicht zu zittern, den Blick gesenkt.

"Wir dachten wir holen dich einfach mal ab und fahren dann gemeinsam zur Gemeinde. Bist du Startklar, hast du alles?", trällerte Marleen gut gelaunt. Die angespannte Stimmung die im Flur schwebte schien ihr gar nicht aufzufallen. Noah, der sich im Hintergrund gehalten hatte, trat jetzt auch dazu und ließ es sich nicht nehmen unseren Flur und die anliegenden Räume genauestens mit seinem neugierigen Blick unter die Lupe zu nehmen. Mir fiel wieder ein, dass er noch nie bei mir gewesen war.

"Ähh..Ja klar bin fertig. Wir können los!", sagte ich kurz angebunden mit einem viel zu hektischen Lächeln, als dass es echt ausgesehen haben konnte. Ich weiß nicht ob ich gehofft hatte dem Kommenden zu entgehen indem ich mich einfach beeilte, aber was auch immer: es gab kein Entkommen.

"Einen Moment bitte.", erhob sich die Stimme meines Vaters, als ich mich dran machte meine Schuhe anzuziehen. Alles in mit krampfte sich zusammen und auch die Miene meiner Mutter versteifte sich.

"Du hast nichts davon gesagt, dass du Silvester mit anderen feiern willst. Willst du uns verscheißern?"

Seine Stimme war grob, ruhig und angriffslustig. Das Zeichen, dass man jetzt lieber keinen Wiederspruch leistete. Ich wagte nicht aufzuschauen, während ich mit zittrigen Fingern versuchte eine ordentliche Schleife in meine Winterboots zu bekommen. Ich wollte den Blicken der anderen ausweichen und gleichzeitig jedem einzelnen warnende Blicke zuwerfen, damit bloß keiner etwas falsches sagte. Die Bombe war am ticken. Und zu meinem Entsetzten hatte ich schon wieder Angst davor, wenn sie explodierte.

"So läuft das nicht, Fräullein. Abhauen und jetzt auch noch meinen dein eigenes Ding zu machen, häh? Du gehst nirgendwo hin, verstanden?"
Seine Stimme war erstaunlich ruhig, aber das sollte mir nicht unbekannt sein. Es war bloß das vorwarnende Knurren, falls ich vorhatte mich zu widersetzten.

Langsam hob ich meinen Blick vom Boden, die Atmosphäre im Raum knisterte unheilvoll. Vorsichtig erhaschte ich einen Blick zu meiner Mutter, die regungslos auf den Boden starrte. Erneut brach etwas in mir bei diesem Anlick, der sich mir bot. Was war auch zu erwarten gewesen.

Selbst Noahs Eltern schienen begriffen zu haben dass etwas nicht stimmte, denn Sven kratzte sich unwohl am Hinterkopf und Marlens Lächeln wirkte in sich eingefallen.

"Wir wollten keine Unannehmlichkeiten verbreiten, wir dachten Sie wüssten Bescheid dass unser Sohn Noah ihre Tochter eingeladen hat mit uns zu feiern!", versuchte Marleen die angespannte Stimmung zu lockern.

Noahs Blick war besorgt. Ich sah, dass er sich Vorwürfe machte, weil er wusste dass meine Eltern schwierig waren. Er versuchte zu verstehen was hier geschah. Kaum merklich schüttelte ich den Kopf als er etwas sagen wollte und brachte ihn damit stumm zum Schweigen.

"Schon gut."

Mein Kopf schoss nach oben, mindestens zeitgleich mit dem meines Vaters. Mom hatte den Blick gehoben. In ihren Augen lag dieser müde Blick und gleichzeitig etwas anderes, was ich noch nie in ihnen gesehen hatte. Sie lächelte leicht, wenn auch mit zitternden Fingern und schob die Türe etwas weiter auf, so dass wir nicht mehr so gequetscht voreinander standen.

Ich war wie erstarrt bei ihren Worten, die so unerwartet kamen. Mit zarter Stimme fuhr sie fort: "Danke für die Einladung. Berndt macht sich bloß noch Sorgen um unsere Tochter nachdem was passiert ist."

Ich war so sprachlos. Ich brachte tatsächlich keinen einzigen Ton über die Lippen, so sehr geschockt war ich über die Interaktion meiner Mutter und dass sie es wirklich fertig gebracht hatte etwas zu sagen. Zu meinem Entsetzen tat sie es in keinerlei feindseeligen Art und Weise, sondern viel eher beschützte sie meinen Vater auch noch für das, was er gesagt hatte.
Ich wollte wütend sein, weil sie mich nicht einmal dabei anblickte und wieder so redete, als sei ich nicht da. Weil sie Dad beschützte, anstatt gegen ihn anzugehen.

Aber ich konnte nicht.

Weil Mom seit Ewigkeiten etwas gesagt hatte, um den Wutanfall meines Vaters zu stoppen. Seit  Ewigkeiten war es ihre Stimme die sich erhob, bevor die Bombe explodierte.

"Aber selbstverständlich! Das verstehen wir natürlich voll und ganz!", bestätigte Sven beschwichtigend und legte seinem Sohn eine Hand auf die Schulter. Dieser wirkte ziemlich betroffen und blickte mich aus großen Augen an. "Warum feiert ihr nicht einfach alle mit uns zusammen?", bot Marleen in ihrer freundlichen, herzlichen Art an und lächelte dabei so herzerwärmend fröhlich, dass selbst meine Mutter aufzutauen schien. "Naja..", begann sie ruhig und blickte dann zum ersten mal in meine Richtung. "Warum eigentlich nicht?"

Ich blinzelte schon wieder.

"Was hältst du davon, Berndt?", fragte Mom, ihre Stimme klang fester als zuvor, jedoch schwang etwas in ihr mit, was ich auf Sorge zuschreiben konnte.

Nun blickten alle zu meinem Vater. Auch er schien irgendwie nicht mit sowas gerechnet zu haben.

"Nun ja..", er kratzte sich am Kopf. "Ich schätze da bleibt mir nichts anderes übrig."

***

So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Ich saß mit Noah auf der Rückbank seines Autos und starrte aufgewühlt auf meine Hände, in dem Wissen, dass Mom und Dad gleich hinter uns waren und uns den Weg zur Gemeinde folgten. Ich hatte mir einen ausgelassenen Abend zusammen mit Noah vorgestellt und mich nicht darauf vorbereitet in der Nähe meiner Eltern das Neue Jahr zu feiern. Wie sollte ich mich da entspannen?

"Was ist los, Ella?", fragte Noah leise, während seine Eltern vorne über etwas redeten. Der feuchte Schnee glänzte an der Scheibe, ein bekanntes Weihnachtlied düdelte fröhlich aus dem Radio.
Ich sah zu ihm auf. Seine Augen sprangen unruhig zwischen meinen hin und her und schienen etwas zu suchen. "Ich wollte dich nicht überrumpeln. Tut mir leid, dass das so eine große Sache geworden ist, ich hatte keine Ahnung dass es so weit kommt, bloß weil ich dich abholen wollte.." Ich sah seinen schuldbewussten Blick und kam nicht umhin versüßt zu schmunzeln. "Mach dir doch nicht so einen Kopf Noah. Das ist nicht deine Schuld. Ich mache mir bloß Sorgen, weil meine Eltern so.."-ich stockte. Wie sollte man erklären, dass sie total versteift und aufgesetzt waren und mit dem Gottesdienst vermutlich überhaupt nichts anzufangen wussten? Würde mein Vater sich betrinken? Würde irgendetwas schief laufen?

Ich merkte, dass ich wieder total wo anders war, als Noah leicht meine Wange berührte. Ich zuckte zusammen und sofort zog er seinen Daumen zurück. "Ich glaube eher du machst dir zu viel einen Kopf.",sagte er bestimmt und überging einfach, was gerade passiert war. Ich ließ die Schultern hängen. "Du hast recht."
Dann lächelte er und ich beschloss, dass ich wenigstens versuchen würde irgendwie Spaß zu haben. Für ihn. Und auch für mich.

"Wir sind da!", rief Marleen freudig von vorne und der Motor wurde ausgeschaltet. Ich lächelte aufgeregt und kämpfte noch damit mich aus meinem Gurt zu befreien, da war Noah auch schon ausgestiegen, ums Auto geeilt und hielt mir dann grinsend die Türe auf. "Danke.", lächeltend nahm ich seine Hand an, um mir aus dem Auto zu helfen.

Wir gingen auf das Gebäude zu, Noahs Eltern schlossen sich meinen Eltern an. "Deine Eltern sind echt total cool.", sagte ich ehrlich bewundernd. "So nett ist echt nicht jeder." Noah lachte. "Ja, besonders meine Mom. Sie liebt es Leute einzuladen und neue Bekanntschaften zu machen. Sie mochte dich schon immer."
"Aber sie kennt mich doch gar nicht wirklich?"
Noah lachte verhalten, als hätte er sich verplappert. "Ach nicht?"
Wie aufs Stichwort stießen die anderen zu uns. "Ella, Schätzchen. Ich freue mich, dass wir alle was zusammen unternehmen. Noah hat immer so viel Gutes über dich erzählt, ich hatte immer das Gefühl wir würden uns deswegen schon viel besser kennen!"

Ich errötete. Als ich zu Noah schielte, erkannte ich auch auf seinem Gesicht eine leichte Röte, was ich einfach mal der Peinlichkeit seiner Eltern zuschrieb. Ich persönlich konnte bloß schlecht mit Komplimenten umgehen.

Wir erreichten den Eingang der Gemeinde. Sofort wurden wir von einem Welcome-Team begrüßt, dass Glitzer und Konfetti über uns warf. "Herzlich Willkommen!!", riefen alle und ich hatte ein heftiges Déjà-vu von dem Moment, als ich mit Kjetill seine Gemeinde betrat. Meine Eltern waren total überrascht, verwirrt und etwas überfordert. Das sah ich, auch ohne dass sie etwas sagten. Ich musste zurückdenken, als ich so begrüßt wurde. Ja, ich war auch überrascht gewesen. Das erwartete man irgendwie nicht, wenn man an eine klassische Kirche dachte. Was natürlich ziemlich von Vorurteilen geprägt war.

Ich war erneut überwältigt. Das bedeutete Kirche? Die Leute waren alle so freundlich und herzlich und ich fühlte mich tatsächlich sofort wohl, als ich das innere des Gebäudes betrat. "Die Deko ist cool.", sagte ich an Noah gewandt. "Komm mit ich muss dir was zeigen!", sagte dieser grinsend und so verschwanden wir aus dem Blickfeld meiner Eltern in einen großen Nebenraum, der ausgestattet war mit einer großen freien Fläche und einem Buffet, das noch unangetastet auf langen Tischen ausgebreitet lag. "Wow.", hauchte ich überwältigt. "Ich krieg schon Hunger."
"Hier werden wir gleich die Silvesterparty feiern! Und oh!-" Er grinste. "Hier habe ich immer meine Trompetenstunden absolviert." Ich schmunzelte. "Sieh, da ist auch ein Klavier! Du musst gleich unbedingt was spielen! Du spielst doch was, oder?" , drängte er mich. Bei dem Anblick des Flügels wurde mir warm ums Herz. "Vielleicht."

Wir gingen zurück in den Hauptsaal und begaben uns dann zu unseren Plätzen, die unsere Eltern uns reserviert hatten. Mein Vater hatte diese Miene aufgesetzt, die voller falscher Andächtigkeit war. Zumindest bemühte er sich darum einen Respektvollen Kirchenbesucher abzugeben und sah den kreischenden Kindern streng hinterher, die lachend den Gang durch die Stuhlreihen liefen. Meine Mom blickte neutral. Ich bemerkte sogar, wie sie ein paar Mal zu mir und Noah herüber sah, während Noah mir unaufhaltsam von seiner Gemeinde erzählte. "Schickes Kleid übrigens.", warf er irgendwann dazwischen. "Danke. Du siehst auch gut aus.", gab ich das Kompliment zurück. Noah strahlte. Es war so einfach ihn zum lachen zu bringen. Ich merkte, dass mir seine positive Art richtig gut tat. Diese Unbeschwertheit erinnerte mich an meine Kindheit, wo ich mir noch keine Sorgen über das alles gemacht habe. Und dass Noah Teil meiner Kindheit war, war irgendwie beruhigend. Wir kannten uns schon so lange. Auch wenn nicht so wirklich, wie Freunde das villeicht tun sollten. Aber ich musste erkennen, dass ich nicht die beste darin wahr Freundschaften zu pflegen. In der Schule hatte ich so gut wie keine richtigen Freunde, bloß Leute mit denen ich ab und zu redete und gut klar kam. Noah war irgendwie schon immer da gewesen, aber wenn ich so darüber nachdachte, war er irgendwie immer so der Taschentuch-Freund gewesen. Wann hatte ich ihm jemals das zurückgegeben, was er mir gegeben hatte? Schuldgefühle regten sich in mir.
Und Kjetill? Da ging es auch nur um mich. Über ihn wusste ich quasi nichts. Tess? - Tess hatte ich verbannt. Weil sie meinen Maßstäben nicht gerecht wurde.

"Ella. Ich sehe ganz genau, dass du schon wieder über etwas nachdenkst. Hör auf dir immer den Kopf zu zerbrechen."  Als ich aufsah, musste ich aufpassen, dass mir nicht die Tränen kamen. Ich war viel zu emotional. "Du kennst mich gut.", stellte ich fest. Schon wieder lächelte Noah. "Ich weiß."

Dann ging der Gottesdienst los. Die Predigt war ziemlich locker gestaltet und wurde von einem relativ jungen Mann gehalten, der mich immer wieder mit seinen Aussagen zum Lachen brachte. Nicht weil es unsinnig war was er sagte, sondern weil er Humor hatte. Mein Vater anscheinend nicht, denn er sah immer wieder streng zu mir herüber, wenn ich zu laut lachte. Noah schien ebenso amüsiert. Es ging um das Thema Sähen und Ernten in Verbindung mit den Vorsätzen, die man vielleicht für das nächste Jahr hat. Der Prediger Namens Benjamin erzählte davon, dass dies ein Fakt sei: Man erntet immer das, was man zuvor auch gesäht hat. Sei es etwas Gutes oder Schlechtes. Du bekommst die Früchte, die deine Saat versprechen. Er stellte die Fragen: "Was willst du für das nächste Jahr sähen? Worin möchtest du Frucht sehen? Was möchtest du in Ordnung bringen, bevor die Früchte gedeihen? Was möchtest du verhindern, bevor andere diese schlechten Früchte ernten, die du gesäht hast. Oder was kannst du tun, damit andere eben Gutes ernten?"

"Ich werde euch nun eine kleine Geschichte vorlesen: Ein Mädchen betritt einen Laden.Hinter der Theke steht ein Engel. Hastig fragt es ihn: "Was verkaufen sie hier?" Der Engel antwortet:"ALLES , was du willst." Das Mädchen beginnt aufzuzählen: "Dann hätte ich gerne das Ende vom Krieg und Terror in der Welt, bessere Bedingungen für Benachteiligte und Bedürftige, Beseitigung der Elendsviertel, Arbeit für die Arbeitslosen, mehr Gemeinschaft und Liebe in Kirche und Gesellschaft, freundlichere Mitmenschen, mehr Vertrauen und Verständnis zwischen Kindern und Erwachsenen,.." da fällt ihm der Engel ins Wort: " Entschuldige, du hast da was falsch verstanden. Wir verkaufen keine reifen Früchte, wir verkaufen nur den Samen."
Seht ihr? Wir können Gott um alles bitten, aber er gibt uns nicht das Endprodukt, welches wir gerne hätten. Er gibt uns den Samen."

Als letzten Vers gab er noch mit:
"Er kann euch so reich beschenken, ja, mit Gutem geradezu überschütten, dass ihr zu jeder Zeit alles habt, was ihr braucht, und mehr als das. So könnt ihr auch noch anderen auf verschiedenste Art und Weise Gutes tun."

Benjamin verließ die Bühne, die Leute klatschten und ein Moderator kündigte den weiteren Verlauf des Abends an. Wir würden noch ein paar Lobpreislieder singen, dann würde das Buffet geöffnet werden und ein bunter Abend stattfinden, wo jeder einen Beitrag beisteuern durfte. Für die Jüngeren gab es eine Betreuung bis 24:00 Uhr und dann würde es Punkt Null  Uhr losgehen mit Silvesterknallern draußen auf dem Gemeindegrundstück. Anschließend durfte dann noch getanzt werden, bis halb eins.

Ich schielte zu meinen Eltern, während die Band zu spielen begann. Zu meinem Erstaunen hatte Mom Tränen in den Augen, die sie nicht zurückzuhalten versuchte. Sie saß schweigend da und starrte mit gedankenverlorenem Blick auf das Kreuz vorne am Altar. Dad schien damit nichts anfangen zu können und unterdrückte ein Gähnen. Wieder wanderte mein Blick zu Mom, aber da schob sich Marleen in mein Blickfeld und beugte sich zu meiner Mutter, um sie zu trösten. Sie reichte ihr ein Taschentuch und fragte sie flüsternd irgendetwas, woraufhin Mom beisteuernd nickte.

So sehr ich meine Mutter verabscheute, in diesem Moment wollte ich sie fragen, warum sie weinte. Klar, die Predigt war toll und ich konnte was damit anfangen, aber dass sie so tränenrührend war?
Ich zwang mich nach vorne zu sehen und mich auf den Text zu konzentrieren, der gesungen wurde.

Wir verließen den Saal. Ich achtete nicht darauf wohin meine Eltern gingen, auch nicht was Mom und Marleen beredeten. Ich ging mit Noah zügig in den Nebenraum und dort ließen wir uns auf den besten Platz fallen, den es zu ergattern gab: das Sofa.
"Warte hier, ich hol uns was zu Essen", sagte Noah und verschwand zum Buffet, um zwei Teller mit den Köstlichkeiten zu füllen. Der Raum füllte sich langsam mit Leuten, Gelächter erfüllte ihn und anschwellende Gespräche durchdringten die vorherige Stille.
Auch wenn mich hier keiner kannte, wahr die Wahrscheinlichkeit doch hoch, dass mich jemand erkannte. Als das Mädchen, dass Tage lang vermisst wurde. Es wunderte mich schon genug, dass Noahs Eltern nicht mehr darauf eingegangen waren. Was man wohl über meine Eltern dachte?

"Glaubst du meine Eltern sind hier, weil sie ihr Image aufpolieren wollten?", fragte ich Noah, als er mit zwei vollen Tellern zurückkam. Er runzelte die Stirn. "Nein, ich glaube sie sind notgedrungen mitgekommen, weil man meine Mom nicht zurückweisen kann." Er lachte. "Dein Vater sitzt sicher nicht freiwillig hier. Und deine Mutter schien mir so, als hätte sie das Angebot zögerlich, aber dankbar angenommen."

Ich nickte zufrieden. Er hatte recht.
Dieser Abend war zu wertvoll um ihn meinen Eltern zu widmen. Jetzt wollte ich verdammt nochmal Spaß haben!

🎆🎇✨✨🎇🎆

Das Kapitel ist länger geworden, als beabsichtigt..ups. Daher muss ich das jetzt splitten und einen Silvester Teil 2.0 erstellen. 

Ich hasse eigentlich diese Autorenkommentare unter den Kapiteln, aber ich muss etwas loswerden.

Auf meinem Profil habe ich schon eine Nachricht darüber gepostet, aber ich bin mir nicht sicher wer das alles gelesen hat.
Und zwar geht es darum, dass ich es enttäuschend finde, wie wenig Feedback man hier auf Wattpad bekommt, wenn man nicht gerade der bekannteste Nutzer ist. Nicht um sonst bedanken sich alle immer wie bekloppt, wenn mal was gevoted oder kommentiert wird. Das sollte doch eigentlich selbstverständlich sein, oder nicht? Muss das wirklich sein?
Diese Plattform ist dafür GEMACHT, dass wir uns austauschen, pushen, verbessern und motivieren können. Wenn du hier bist um nur zu lesen, dann kannst du doch auch einfach papiergebundene Bücher außerhalb von Wattpad lesen! ICH kann auch einfach für mich privat schreiben, wenn ich es sowieso gefühlt für mich tue.
Das soll auf keinen Fall Likegeil wirken und beim besten Willen, das ist nicht meine Absicht. Aber ein Autor ATMET und LEBT von der Kritik anderer! Es ist nicht einfach ein Buch zu schreiben und deswegen verstehe ich einfach nicht, warum die ganzen Geisterleser ihren Finger nicht rühren? Es ist doch nicht so schwer auf den Vote-Button zu drücken, wenn einem das Geschriebene gefällt? Offensichtlich tut es das ja, ich sehe doch die Leserzahlen.
Ich meine ich kanns ja verstehen, dass man nicht immer Zeit oder Lust hat was dazu zu kommentieren und manchmal hat man vielleicht auch einfach nichts zu sagen. Okay, das verstehe ich und erwarte es auch gar nicht mehr. Aber ist es zu viel verlangt dieses kleine Sternchen zu drücken? Das wäre mir schon Zeichen genug dafür, ob das was ich schreibe wirklich gut ist. Die Anforderungen sind doch schon so niedrig.

Ich bin wirklich von Herzen dankbar für all die Leute die sich die Mühe gemacht haben mir Feedback zu geben, gezeigt haben was sie toll fanden und was nicht so gut war.

Ich schreibe weil es MIR Spaß macht und deswegen bringt mich das Ganze auch nicht davon ab zu schreiben.

Aber ihr solltet wissen, dass es wehtut, wenn man sein ganzes Herzblut in etwas steckt und es einfach als selbstverständlich angesehen wird. Bitte tut mir den Gefallen und liked, was ihr auch wirklich mögt. Wenn euch das Buch so schlecht gefällt, warum lest ihr es dann?

Danke fürs durchlesen.❤

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