Wölfe sind die besseren Jäger 68

Luxus POV 

Die Tage zogen ins Land, und der Frühling beanspruchte immer mehr Platz. Schnee gab es kaum noch und die Tage, an denen die Sonne schien, häuften sich. Einige erste Blumen sprossen aus der Erde und Blätter entfalteten sich bereits bei einigen Bäumen. Es war ein gutes Gefühl, das Grün zurückkehren zu sehen. Leider, so wie jeden Frühling, machte sich aber ein gewisses Gefühl an Traurigkeit erfüllte mich. Laut Ibis lag es daran, dass jetzt die Paarungszeit für meine Art herrschte, und mein Tier frustriert ist, dass es niemanden hat mit dem es Nachwuchs machen kann. 

Um keinen auf damit auf die Nerven zu gehen, zog ich mich ein wenig zurück, auch wenn das heißt eine Pause bei den Fortschritten mit Elijah einzulegen. Die letzte Zeit kamen wir uns näher, nie etwas nennenswertes, doch wir wurden behaglich beieinander. Selbst wenn mein Fell kaum noch Haare auswarf, bürstete er mich jeden Abend. Wir redeten zwar nicht viel, doch ich konnte merken, wie wir uns näher kamen. Zwischen ihm und Noah schien auch alles wieder in Ordnung. Sie sprachen miteinander, doch mehr war dort nicht, selbst wenn diese kleine Stimme in meinem Hinterkopf mir versuchte etwas da einzureden. 

Ich rollte mich auf der Terrasse zusammen, ließ die Sonne auf mein Fell scheinen, und schloss die Augen. Der Steinige Boden war auch recht warm und mein Fell durch das tägliche Bürsten weich und flauschig. 

Im nachmittaglichen Sonnenschein, döste ich schließlich ein, doch nicht für lange. Ich wurde nach kaum einer Minute durch ein sachtes Rütteln geweckt. Etwas schreckhaft hob ich meinen und rollte mich auf den Bauch. Wie es schein, habe ich mich auf die Seite gerollt während des schlafens. Der Himmel hatte eine leichte orangene Färbung angenommen. Anscheinend war es wohl doch etwas länger als eine Minute. Mein Blick schweifte dann zu der Person, welche mich geweckt hatte. Der rote Mantel gab es allerdings schon preis um wen es sich handelte, auch ohne in das Gesicht blicken zu müssen. Aus sorgevoll großen Augen blickte mich Elijah an, mit einer Hand noch immer in meinem Fell. "Alles in Ordnung?", fragte er und musterte mich forschend. "Hm.. warum auch nicht?", entgegnete ich nur und gähnte einmal beherzt. Das Nickerchen war wirklich nötig. Mir ging es schon etwas besser. 

"Du hast gefiept als du geschlafen hast.", klärte er mich auf, womit er mich tatsächlich überraschte. "Bist du dir sicher?", versicherte ich mich, worauf er nur nickte. Ich? Gefiept? War es etwa wegen der Paarungszeit? War meine wölfische Seite wirklich so ein Pussy? 

"Was machst du eigentlich hier?", fragte ich ihn, um das Thema schnell wechseln zu können. "Ibis meinte, du machst momentan eine schwere Zeit durch, da du in er Paarungszeit bist aber keine Partnerin hast mit der du dich paaren kannst..", erklärte er mir ganz unverblümt und setzte sich neben mich. 

Meine Gesichtszüge entgleisten und ich starrte ihn an. Das hat er nicht wirklich...

Heute Abend gibt es Geflügel.. 

Ich sprang auf meine Beine und  mein Fell sträubte sich. Wie konnte er Elijah das nur sagen?! Er denkt jetzt ich bin verweichlicht oder so... Wie peinlich! "Luxus, beruhig dich. Ich habe ein Gespräch von ihm und Sagi gehört, in dem sie über dich geredet haben. Er hatte keine andere Wahl, als mir zu sagen, was Sache ist." beruhigte mich das hübsche Rotkäppchen und stand ebenfalls auf. Eine Haand vergrub sich in meinem deutliche kürzeren Fell.  "So wie ich die beiden Einschätze, haben sie darauf gewartet bis du in der Nähe bist um darüber zu sprechen. " brummte ich leise und schnaufte einmal. "Dein Fell ist schön warm." bemerkte Elijah und streichelte über meinem Rücken, der bis eben noch in der Sonne schmorte. "Und du haarst auch nicht mehr so viel.." setzte er deutlich leiser hinterher,  wobei ich tatsächlich so etwas wie Bedauern raushören konnte. "Du hast Recht. Ich bin so gut wie durch mit meinem Fellwechsel. Du musst mich also nicht mehr bürsten.", stimmte ich ihm zu und beobachtete neugierig seine Reaktion. Seine Lippen verzogen sich für wenige Sekunden und ich sah, wie er tief durchatmete. "Aber...", fing ich an und fing damit seine Aufmerksamkeit auf. ".. ich würde mich freuen, wenn du mich trotzdem noch bürstest", beendete ich meinen Satz und man konnte sehen wie seine Augen kurzzeitig aufleuchteten.  Er nickte stumm, seinen Blick abwendend und auf mein weißes Fell richtend. 

Schien so, als würde das ein Ritual werden.. welches ich sehr willkommen hieß. Nicht nur wird mein Fell gepflegt, nein, ich kann auch noch mehr Zeit mit Elijah verbringen. "Lust auf einen kleinen Trip in den Wald?", fragte ich ihn und hob leicht eine Augenbraue. Scharfsinnig wie er war, blickte er mich erstaunt und zugleich etwas skeptisch an. "So?", er deutete auf meine wölfische Gestalt. "Hm, ja.. und du in deiner Löwenform.",  nickte ich und wendete mich dem Garten zu, welcher durch die langsam grüner werdende Hecke abgeschirmt wird. Keine Hecke würde uns jedoch bremsen, und nochmal durch das Anwesen und Gefahr laufen in irgendwelchen Aufgaben reingezogen zu werden war definitiv keine Option. 

Nach heftigen Zögern und Abwägen der Optionen gab der frische Wandler nach und wechselte seine Gestallt, welche er nun schon deutlich besser unter Kontrolle hat. Hin und wieder fühlte er sich zwar noch unwohl, doch beide Seiten scheinen langsam einen ausgewogenen Teil seiner Selbst auszumachen. Seine natürlichen Instinkte kamen besser und, zumindest sein Löwe, ordnet sich mir langsam unter - er springt mir jedenfalls nicht mehr aus dem Nichts an die Kehle. Wäre schön, wenn Elijah an sich das selbe tuen könnte. 

Ich möchte ihn langsam berühren, küssen und aller Welt klar machen, dass er mir gehört. Vor allem aber möchte ich es Noah beweisen, bei dem ich noch immer das Gefühl habe, er konnte sich noch nicht ganz von dem hübschen Blonden trennen. Er beobachtete ihn noch immer sehnsüchtig und scheint des öfteren in Gedanken zu schwelgen. 

"Na dann komm schon.", riss mich Elijahs Stimme, welch kaum einen Unterschied zu seiner eigentlichen aufwies, und stieß mich mit seiner Nase an. Meine Ohren richteten sich aufmerksam nach vorne und ich verdrängte meine besitzergreifende Gedanken. 

~.~.~.~

Zusammen mit Elijah durch den Wald zu jagen war ein herrliches Gefühl. Euphorie pumpte durch meine Adern und ihm schien es ähnlich zu gehen. Natürlich kam der Jagdtrieb immer wieder in mir auf, doch eine Jagd auf Frischfleisch wäre noch zu viel für Rotkäppchen. Ich gab mich also mit bloßen Rumrennen und Toben zufrieden. Bisher hatte ich niemanden, mit dem ich auch etwas grober sein konnte, da die Wölfe in meinem eigentlichen Rudel zu klein sind. Ein Löwe hingegen hält da schon mehr aus, und kann auch ordentlich austeilen. Gott sei Dank hat Elijah noch nicht so ganz raus, wie man seine Krallen ausfährt, sonst sehe das ganze hier schon anders aus - und zwar deutlich röter und blutiger. 

Jäh wurde jedoch unser Spiel unterbrochen. Gebell und fremde Gerüche ließen unsere Instinkte Alarm schlagen. Jäger.. Aber natürlich.. Die Rehe hier haben sich mächtig vervielfacht, aufgrund der wenigen Fressfeinde. Wie es aussah, haben die Hunde unsere Fährte aufgenommen, denn das Gebell und langsam auch Stimmen wurden hörbarer. 

"Was jetzt?", wollte Elijah etwas angespannt wissen und trat näher an mich. Seine Schulter streifte meine und ich richtete meinen Kopf in die Richtung der Geräusche. "Verwandel dich zurück.", wies ich ihn knapp ab und fixierte einen unbestimmten Punkt, während mein Gehirn ratterte und mein Herz schlug. 

Zwei Jungs mitten im Wald.. Wir sahen weder aus wie Jäger noch wie Holzfäller oder Beerenpflücker.. 

Die ersten Bewegungen wurden erkennbar und auch die Hunde schienen auf uns zu zujagen. "Spiel mit.", noch während ich das sagte nahm auch ich meine menschliches Aussehen an, zog Elijah an seiner schmalen Hüfte zu mir und zog ihm die Kapuze des roten Mantels über. Ich neigte meinen Kopf zu ihm runter, so nah, dass meine Lippe seine Wange streifte.  "Dreh dich nicht um..", flüsterte ich ihm leise zu und blickte in seine etwas geweiteten Augen. Ich ließ eine Hand auf seine Wange nieder, fühlte die erhitze Haut unter meinen Fingerspitzen und bändigte gerade so noch das verlangen ihn wirklich zu küssen.  

Gott sei Dank kamen die Jäger im richtigen Moment. Sie kamen um den großen Busch herum, einige Meter von uns weg und hinter Eliahs Rücken. Die Hunde, kaum hatten sie uns erblickt, hörten auf an ihren Leinen zu ziehen und jeder schien wohl über dieses Bild verblüfft. Ich richtete meinen Blick auf die vier groß gebauten Männer, welche uns nur ganz verdutzt ansahen. Sie musterten mich und die Gestallt im Bodenlangen Mantel. "Kann ich euch helfen, meine Herren?", frage ich, mit meiner Stimme deutlich machend, dass ich nicht gestört werden wollte. Einer kratze sich nachdenklich am Kinn und auf seinem Gesicht zeichnete sich ein udefinierbarer Gesichtsausdruck ab. "Ehm nein?", es klang mehr wie eine Frage, und ratsuchend blickte er seine Kollegen an. Noch bevor jedoch jemand anderes was sagen konnte, redete ich weiter: "Dann würde ich es begrüßen wenn ihr mich und meine Freundin alleine lasst.. ihre Eltern sind sehr streng und wir haben nur wenig Zweisamkeit.". 

Erneut schwiegen die Männer und nur das unruhige Winseln der Hunde war zu hören. "Na gut.. aber passt auf euch auf.", kam es nun von einem anderen, dem die ganze Situation wohl mächtig unangenehm war. Zögerlich wendeten sich die Männer ab und zerrten ihre Dreckstölen mit sich. 

Elijah, welcher sich an meine Brust gepresst hatte, brachte nun wieder etwas Abstand zwischen uns, und blickte mich an. So wie sein Gesicht aussah, könnte man meinen, sein Umhang färbte ab. "Hast du mich gerade zur Frau gemacht?", fragte er etwas empört, worauf ich nur locker schmunzelte. "Hm.. besser du gewöhnst dich dran, im Bett werde ich es nämlich wieder tun.", raunte ich und tätschelte ihm spielerisch auf seine Wange. 

Ein kleines Grinsen legte sich auf seine Lippen und er blickte mich kurzzeitig etwas abwesend an. Doch bevor ich mir Sorgen machen konnte, kam er wohl wieder zur Besinnung. "Ich glaube ich bin bereit es zu versuchen..", von unten herauf sah er mich an, die Unsicherheit flimmerte in seinen Augen und ließ ihn unglaublich süß wirken. "Was versuchen?", wollte ich wissen, im Hinterkopf schon eine klare Vermutung habend. 

"Eine Beziehung mit dir.. Ich kann dir aber nicht versprechen wie lange.. Die Sache mit Noah belastet mich noch immer.", klärte er mich auf, was mich zum strahlen brachte. Mit überschwänglicher Freude, schloss ich ihn in meine Arme und drückte seinen zierlichen Körper an meinen. "Keine Sorge Elijah.. ich weiß wie ich dich behandeln muss.", versicherte ich ihm murmelnd. 

Endlich ist er mein. Wölfe waren eben schon immer die besseren Jäger. 

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