Weißes Kaninchen 37

Elijah POV

Das Anwesen war prächtig und sehr edel. Ibis erzählte uns von der Dame des Hauses, und auch, dass sie die Beraterin der Königin war. Es war ihr Ferienanwesen, da Eisenhof nah an einem ruhigen Fluss lag in dem man gut fischen konnte. Anscheinend war es ihr Hobby und auch der Grund, warum sie gerade nicht anwesend war. 

Ibis übernahm die Aufgabe des Führers und zeigte uns unsere Zimmer, die direkt nebeneinander lagen. Es war bestimmt Absicht, so wie ich ihn einschätzte. Ob Luxus auch schon von uns wusste? Wie er wohl reagiert hat? Ich kann mir vorstellen, dass er Noah ziemlich aggressiv gegenüber treten wird, wenn sie sich das nähste mal sehen. 

Aber was soll ich machen? Ich verdanke Noah wirklich viel und außerdem, wollte ich es testen. Das erste mal, als wir in die Stadt kamen, feierte man das Fester der Liebe. Überall waren Pärchen und sie sahen wirklich glücklich aus. Ich war tatsächlich etwas neidisch. Als Noah dann endlich seinen Mut gesammelt hat und mich geküsst hat, fand ich es eine gute Gelegenheit zu sehen, ob ich zu sowas in der Lage bin. Mir ist im klaren was Noah für mich empfindet, und auch wenn ich es noch nicht ganz zurückgeben kann, will ich ihm wenigstens das Gefühl geben, als würde ich es können. 

Er hat seine Familie verlassen, seine Heimat, für einen Jungen den niemand mochte und der vielleicht sogar verflucht ist. Die Tatsache dass ich mit Wandlern sprechen kann, machte ihm bestimmt anfangs sehr zu schaffen. Trotzdem blieb er bei mir und kümmerte sich gut um mein Wohlergehen. 

"So ich lass euch dann mal allein." die Stimme von Ibis riss mich aus meinen Gedanken und ich blickte auf. "Macht euch etwas frisch und kommt dann gleich zum Mittagessen. Lady Vanni hat da noch eine kleine Überraschung für euch." zwinkerte er fröhlich und wendete sich dann dem gehen zu. Mein Blick glitt zu Noah hoch, der noch neben mir stand. Er hatte wohl nicht das Bedürfnis in seinem Zimmer zu bleiben, und kam wohl deswegen mit rüber ins meins. 

Ob er nun endlich auf meine Bitte von heute Morgen zurück kommt? Es würde mich freuen, wenn es etwas geben würde, was Noah mir beibringen könnte. In vielen Sachen war ich viel belesener, doch diese eine Sache war für mich komplettes Neuland. Großmutter sorgte dafür, dass die Bücher die ich in die Hände bekam nichts sexuelles enthielten und sich rein um Fakten und Informationen drehten. Selbst die Seiten die sich um die Fortpflanzung von Tieren drehten wurden von ihr heraus gerissen und verbrannt.

Natürlich wusste ich ungefähr, wie der Sex bei Menschen funktionierte, doch verstand nicht, warum man Sex hat, obwohl man keine Kinder bekommen möchte. Fühlt es sich gut an? Stärkt das die Bindung? Ist es ein Ritual? 

Viele Fragen kamen mir in den letzten Tagen auf und ich konnte sie alle Noah nicht stellen. Er würde vor Scham noch explodieren. Selbst die Frage mit der Masturbation schien ihn an seine Grenzen gebracht zu haben. Es kann aber auch gut sein, dass er es selbst nicht weiß. In diesem Fall sollte ich mich an eine erfahrene Person wenden und es ihm dann auch beibringen. 

Luxus wäre meine erste Anlaufstelle, doch da dieser nicht da ist sollte ich Ibis in Erwägung ziehen. Er scheint keine Probleme damit zu haben darüber zu sprechen, das Gegenteil ist wohl der Fall: Es macht ihm unglaublich Spaß. 

Nach dem Essen wäre eine gute Gelegenheit. Ich ziehe ihn bei Seite und frage nach dem Gefallen und dann auch über die Masturbation. Ibis kann Sachen wirklich gut erklären, weswegen er es mir auch nicht zeigen bräuchte. 

"Was meinte er mit frisch machen?" erkundigte sich Noah etwas ratlos und sah sich in dem Gästezimmer um. Es war recht groß, besaß ein großes Fenster und einen schönen Teppich. Das gemütlichste schien jedoch das Bett, welches direkt unter dem Fenster stand und genug Platz hatte für zwei Personen. 

Wenn das keine Einladung ist. Ich schielte zu Noah, der wohl auch das Doppelbett bemerkt hatte. Als auch seine Blicke zu mir glitten, machte sich die gewohnte Röte auf seinen Wangen bereit. Er schien wohl den selben Gedanken zu haben. "Ehm.. ich gehe mich dann mal nach einem Bad zum waschen schauen." ergriff er die Flucht und huschte aus meinem Zimmer. Direkt gegenüber von meiner Tür war das gesuchte Zimmer auch schon, und ich war sicher, dass es nichts das einzige ist. Irgendwo sollte es noch eins geben, und ich sollte das selbe wie Noah machen. Meine Haare haben schon lange keine Seife mehr gesehen. 

Ich verließ also ebenso das Zimmer und machte mich auf den Weg um ein weiteres Bad zu suchen. Ob die Dame auch ein paar Sachen für uns hat? Zwar konnten wir uns bereits jeder ein neues Oberteil leisten, doch es wäre schön mehr als zwei Hemden zu haben - wo von eines noch im Haus ist. 

Ich sollte mich auch deswegen mal bei Ibis oder der Dame selber erkundigen. Bei Gelegenheit kann sie auch gleich fragen, warum sie uns half. Schon klar. Luxus bat sie drum, doch warum sollte sie einer Bitte einfach so nachkommen? Entweder Luxus hat was gegen sie in der Hand oder die beiden haben eine engere Verbindung. 

Ich blieb erfolglos mit meiner Suche und hatte das Gefühl mich zu verlaufen, wenn ich zu tief hinein ging. Schon einmal fand ich mich in einem Raum wieder, bei dem ich nicht wusste, wie ich den gefunden hatte. Ich schiebe es auf mein Glück, dass ich die Eingangshalle wieder erreicht hatte. 

Aus dem Augenwinkel erkannte ich eine Person auf mich zu kommen, und kaum sah ich sie richtig an, erkannte ich Ibis. Er hatte sich seinem Umhang und auch seinem Waffengürtel entledigt. Man sah deutlicher, dass er nicht ganz so kräftig wie Luxus war, sondern eher wie Noah nur Ansätze von Muskeln aufwies. 

"Oh Elijah, schon auf dem Weg zum essen?"  sprach er mich freudig an und schenkte mir ein offenes Lächeln. Ich wollte echt ungern zugeben, dass ich mich auf der Suche nach einem Bad verlaufen hatte, also nickte ich einfach nur. "Wie praktisch, dahin wollten wir auch gerade." grinste er und verschränkte locker seine Arme hinter dem Kopf während er bei mir zum stehen kam. 

Wir? "Ibis, er ist nicht in seinem Zimmer, vielleicht ist er scho-.." die Stimme von Noah verstummte, als er mich erblickte. "Oh.. da bist du ja." lächelte er dann etwas verlegender und kam eilig zu uns. Seine Haare waren feucht, da er sie sehr wahrscheinlich gewaschen hatte. "Wolltest du mich abholen?" - "Hehe.. ja" beschämt lächelnd und mit einer Hand im Nacken sah Noah mich an. Ich lächelte sacht. "Da war ich dann wohl schneller." entgegnete ich und setzte mich dann nach Ibis in Bewegung.

Er brachte uns zum Speisesaal, den ich zwar auf meiner kleinen Tour bemerkt hatte, aber es nicht für nötig hielt einen längeren Blick hinein zu werfen. 

Der große Tisch war bereits reichlich gedeckt und wie es aussah etwas zur Seite gezogen. Auch die Stühle wurden an einer Seite weg gestellt. Die 'Überraschung' der Lady brauchte wohl etwas Platz. "Setzt euch doch einfach." die plötzliche weibliche Stimme hinter uns, ließ mich herum wirbeln. Die roten Augen erinnerten mich für einen Bruchteil der Sekunde an Luxus, doch als eine grünlich schimmernde Strähne in ihr Gesicht fiel, verblasste das Bild auch gleich wieder. 

Die Dame schien etwas älter als wir und sehr vornehm. Entgegen meinen Erwartungen trug sie jedoch kein Kleid sondern einen feinen, dunkelroten Anzug. Noah und ich wichen erschrocken etwas zurück und machten der offensichtlichen Dame des Hauses Platz, damit sie an uns vorbei konnte. 

"Ganz eindeutig, bist du wohl das Rotkäppchen, von dem Luxus mir erzählt hat." sie blieb vor mir stehen und musterte mich. Ihre scharfen Blicke waren zwar für einen Moment etwas unangenehm, doch es war die selbe Schärfe wie sie Luxus im Blick hatte - also wird es wohl nichts schlechtes sein. Allerdings gefiel mir diese Bezeichnung nicht. Sie erinnerte mich zu sehr an die Gesichter der Leute im Dorf, die sich über mich lustig gemacht haben. 

"Du bist in der Tat sehr einzigartig, vor allem diese Augen." gestand sie schmunzelnd und richtete sich dann auf um sich Noah zuzuwenden, der deutlich nervöser als ich war. "Und du bist wohl der Jäger der sich anschloss." schlussfolgerte sie und Noah nickte darauf nur hastig. "Keine Sorge süßer, ich werde dich schon nicht fressen." schmunzelte sie locker, klopfte ihm auf die Schulter und ging dann auf den Tisch zu. Sie setzte sich in die Mitte der 5 Stühle die an einer Seite standen und sah dann abwartend zurück. 

Wir kamen der Aufforderung von eben nach und nahmen unsere Plätze ein. Ich saß rechts von der Dame und hatte Noah neben mir sitzen. Ibis saß auf ihrer anderen Seite. "Ich nehme an sie sind dann wohl Lady Vanni." sprach ich sie an, welche ihr grünlich schimmerndes Haar zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden hatte. Sie sah mehr nach einer Soldatin aus, als nach einer feinen Adligen. "Nennt mich doch bitte einfach nur Vann, an mir ist nichts Ladyhaftes außer meinem äußeren." schmunzelte sie leicht worauf ich nickte. 

Sie richtete ihren Blick auf die Raummitte, in der ein Tisch aufgebaut wurde. Mit einem Klatschen wurden die Vorhänge des Speiseraum zugezogen und Kerzen angezündet. Es war noch gerade hell genug um zu essen. "Lasst die Vorstellung beginnen." verkündete Vanni neben mir und klatschte einmal in ihre Hände. Zwei Personen kamen von rechts aus der Tür, die auch die Bediensteten benutzten. 

Mann und Frau wie ich es von der Statur her deutete. Tatsächlich bestätigte sich meine Vermutung als sie ins hellere Kerzenlicht traten. Sie waren eigenartig angezogen. Die Frau trug ein aufreizendes Kleid und der Mann ein Anzug und einen feinen Zylinder. In seiner Hand hatte er eine Art kasten unter einem Tuch, den er auf dem Tisch abstellte, welcher mit einer dunklen Decke bedeckt wurde. 

Neugierig beobachtete ich das Spiel und vergaß sogar glatt, das durchaus köstlich riechende Essen vor mir. Noah wies mich mit einem sanften Stupsen darauf hin und ich wendete kurzzeitig meinen Blick ab um mir etwas auf den Teller zu häufen. Kaum erhob der Mann die Stimme, sah ich jedoch wieder gespannt auf. 

"Vielen Dank Lady Vanni für diese unglaubliche Möglichkeit vor Ihnen spielen zu können. Wir sind Ihnen sehr dankbar und hoffen Ihnen gefällt unsere Magie." Der Mann mit dem dunklen Haar zog seinen Hut und verbeugte sich tief während er mit Vanni sprach. Auch die Frau verbeugte sie elegant und stellte sich neben den Tisch um ihrem Partner Platz zu machen. 

Magie? Was meinte er? 

Er zeigte uns ein Kartendeck und übergab dieses seiner Partnerin. Sie kam zu mir und ließ mich eine der vielen Karten ziehen. Ich sollte sie niemanden zeigen und sie gut einprägen. Nachdem ich sie zurück ins Kartendeck gesteckt habe, ging sie zurück zum Mann. 

Ich war wirklich erstaunt als er mit den Karten herum wedelte und genau meine Karte aus dem Stapel zog. Das war fantastisch! Es folgten noch weitere faszinierende Kartentricks, eher er das Tuch von der zuvor abgestellten Box zog. Zum Vorschein kam ein Leerer Käfig. 

"Und nun, sehen sie genau hin, denn ich werde ein Tier heraufbeschwören." erklärte uns der Magier und ließ seine Hände mysteriös über den Käfig gleiten während er leise einen Zauberspruch aufsagte. Seine Partnerin legte das Tuch derweil wieder rüber den Käfig, nur damit es der Magier - nachdem sein Spruch vollendet war - das Tuch heben konnte. Tatsächlich saß in dem Käfig nun ein weißes Kaninchen. 

Ich zog überrascht die Luft ein und unterdrückte den Klang zu klatschen. Ich muss ihn unbedingt fragen wie er das gemacht hat! 

Der Käfig samt Kaninchen wurde auf den Boden gestellt, und somit von der bodenlange Tischdecke verdeckt. Als die Dame sich wieder aufrichtete hielt sie zwei große Metallringe in der Hand. Der Magier nahm sie ihr ab und schlug sie ein paar mal aufeinander. Erst als er sie aneinander rieb schienen sie sich zu verbinden und hielten auch fest. 

"Wie macht er das?" flüsterte mir Noah leise zu, doch ich war zu fasziniert um ihn anzusehen. Ich wollte nichts verpassen. "Ich wüsste es auch gern." antwortete ich ihm ebenso flüsternd und sah den weiteren kleineren Tricks zu. 

Für den letzten Trick zeigte uns der Magier den leeren Innenraum seines Zylinders, ehe er ihn auf den Tisch ablegte mit der Öffnung nach unten zeigend. Er erklärte uns, dass er nun aus diesem Zylinder das Kaninchen von eben herbeizaubern wird. 

Mit Schwung nahm er seinen Zylinder auf, drehte ihn dabei und ließ seine Hände erneut über die Öffnung kreisen. Er murmelte wieder einen Zauberspruch, ehe er in den Zylinder griff und tatsächlich das weiße Kaninchen von eben am Nackenfell hinaus zog.

Ein letztes mal verbeugten sie sich, mit dem Kaninchen auf den Arm. Während Noah, Ibis und ich begeistert klatschten, erhob sich Vanni nur. Verwundert sah ich zu ihr hoch. Sie sah gar nicht belustigt aus. Ihre Blicke waren noch schärfer als sonst und ihr Gesicht wirkte hart. Wir hörten auf zu klatschen als wir dies bemerkten und jeder Blick lag auf Vanni. 

"Ha- Hat es Ihnen nicht gefallen?" verstutzt erhob sich der Magier wieder. Er wirkte nervös und auch seine Partnerin schien sich unwohl zu fühlen. 

"Nein, kein bisschen. Soll ich euch auch sagen warum?" fragte sie in einer erhabenen Stimme. "Ich bitte darum." entgegnete er mit dem letzten Rest seines Selbstbewusstsein. "Komm her Sagi, du musst dich nicht mehr fürchten. Ich kümmere mich um sie. " sprach sie jemanden an, doch keiner fühlte sich angesprochen. Plötzlich befreite sich das weiße Kaninchen aus dem Griff des Magiers und kam mit großen Sprüngen rüber. Er hopste auf den Tisch, übersprang den gebratenen Hasen, und von da aus in den Arm von Vanni. 

Noch ehe jemand fragen konnte, wandelte sich das Tier. Ein junges Mädchen mit weißem, langen Haar einer kleinen Stupsnase, hellroten, runden Augen und einem pinken Rüschenkleid stand nun auf dem Stuhl auf den bis eben Vanni noch saß und kuschelte sich an ihre Seite. 

Eine Wandlerin? 

Das Mädchen lugte mit verängstigten Blicken zu den beiden Magiern, die noch immer nicht glauben konnten, was sie gerade sahen. "Wie hast du das gemacht?!" durchbrach der Mann plötzlich die Stille und deutete anklagend auf Vanni. Sie zuckte nur mit den Schultern und grinste grausam. "Magie? Vielleicht bin ich ja eine Hexe, eine sehr wütende dazu. Wie konntet ihr meine kleine Sagi nur einsperren?!" ihre Stimme donnerte durch den Saal und sanft drückte sie das Mädchen auf den Stuhl nieder, damit sie sich setzte. 

Starr vor Angst konnten sich die Magier nicht mehr bewegen und beobachteten - genauso wie auch wir - wie Vanni auf den Tisch stieg. Elegant überquerte sie den Tisch der noch immer voller Speisen war. Sie trat genau da hin, wo gerade so genug Platz für ihre Schuhe war. Als sie runter sprang, kam sie jedoch nicht als Mensch auf. Überrascht über ihr verschwinden sprang ich von meinem Platz auf, doch wie es sich herausstellte hatte sie sich nur verwandelt. 

Mein Blick glitt langsam hoch zu den beiden Personen. Ihnen rutschte wohl gerade das Herz in die Hose, und das war wohl auch berechtigt. Würde ich diesem Tier begegnen, von dem ich bisher nur in Büchern gelesen habe, würde selbst ich etwas Angst bekommen. 

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Diesmal ist es etwas schwerer das Tier zu erraten ;D Ich habe diesmal nicht die lateinische Sprache verwendet für den Namen. Aber ich sage euch was: 

Wer als erstes das Tier errät, dem widme ich das nähste Kapitel <3 

Vielleicht hilft euch der Name '(Nou)Sagi' etwas ^^ 

Ratet los! Welches Tier ist wohl unsere Vanni? Sagen wir mal: Drei Versuche pro Person ^^ 

Glg Keks ;* 

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