Schneeweißchen, Rosenrot ... und Rotkäppchen? 54
Elijah pov
"Vielen Dank für die Suppe Rose.", bedankte ich mich bei der Braunhaarigen in dem wundervollen roten Kleidchen. Sie lächelte und strich sich eine ihrer lockigen Strähnen hinters Ohr. "Immer gerne doch.", entgegnete sie und griff auch nach einem Becher mit warmer Milch. "Elijah, wie lange bleibst du eigentlich?", fragte nun auch ihr kleinerer Bruder Shiro, während dieser sich zu mir an den Tisch setzte. "Ich weiß es noch nicht. Nicht mehr lange, dann wird man nicht mehr nach mir suchen. Wäre das für euch in Ordnung?", meinte ich und blickte in die Gesichter des Geschwisterpaar, welches tief im Wald lebte. Sie hatten keinen Erwachsenen bei sich, doch Rose kümmert sich sehr gut um ihr kleines Brüderchen.
Sie hielten sich eine Kuh und vier Hühner im Hinterhof der kleinen, aber wirklich hübschen Hütte. Während Rose ein paar Jahre älter, als ich sein musste, war ihr kleiner Bruder noch ziemlich jung. Wie das wohl ist, so allein zu leben? Weit weg von allen anderen? Die beiden Waisen schien es jedenfalls nicht zu stören und sie freuten sich über neue Bekanntschaften.
Plötzlich klopfte es heftig an der Tür. Aufmerksam wendete ich meinen Blick zu dieser. "Oh, das wir Herr Bär sein.", lächelte Rose freudig und folgte ihrem Brüderchen der bereits eilig auf dem Weg zur Tür war. Der kleine, etwas bleiche Junge mit dem aschblonden Haar zog die Tür auf, und kaum war diese offen, trat ein pelziger Besucher herein. Ein Bär, um genauer zu sein. Dicker, brauner Pelz, gewaltige Pranken und eine lange Schnauze.
Kurz spannte ich mich an, doch das erlosch sofort, als er zu sprechen begann. "Rose, Shiro.. ihr habt Besuch?", sprach er etwas verwundert und schnupperte in meine Richtung. Abwartend blickten die beiden zu mir, doch wendeten dann sich lächelnd an den Bären. "Ja, das ist Elijah. Er wird von ein paar Banditen gesucht und ist wohl ziemlich weit weg von Zuhause.", erklärte Shiro als erstes und fing an, sich an das Tier zu schmiegen. "Woher kommst du denn?", nun wendete er sich direkt an mich und schien tatsächlich etwas vorsichtig mir gegenüber.
"Eisenhof.", antwortete ich ebenso etwas skeptisch. Die beiden machten mir nicht den Anschein, als seien sie Wandler. "Du kannst ihn also auch verstehen?", wendete sich die Dunkelhaarige überrascht an mich, gleich nachdem sie die Tür hinter dem Raubtier schloss. Mit einem kleinen Lächeln nickte ich. Entweder wussten sie selber nicht, dass sie Wandler waren oder sie gingen nicht davon aus, dass ich einer bin. "Ich hätte nicht gedacht, dass du aus diesem Königreich kommst.", gestand der Bär und legte sich vor das Feuer, welches die Hütte beheizte. "Mir gefällt das einfache Leben in Eisenhof einfach zu sehr.", beantwortete ich gleich all seine Fragen.
Er wusste wohl wer ich war, oder zumindest, von wem ich abstammte. Er war also auch kein gewöhnlicher Bär. Jetzt war ich wohl am Zug ihn auszufragen. "Was macht ein Bär denn bei zwei Menschen?", fragte ich ihn und löffelte derweil die Suppe, bevor diese kalt wurde. "Die beiden sind wirklich lieb zu mir und lassen mich, mich am Feuer aufwärmen.", erzählte er und ließ die beiden gewähren, als diese sich in seinen dichten Pelz kuschelten. "Verstehe.", gab ich nickend zurück und widmete mich dem Mahl.
Rose und Shiro erzählten mir, wie sie 'Herr Bär' kennengelernt haben und noch ein paar andere Geschichten, die darauf schließen ließen, dass sie nichts von uns Wandlern wussten.
'Uns' Wandlern.. Es fühlt sich immer noch komisch an darüber nach zu denken, besonders, weil ich keinerlei Veränderung spürte. Ich hatte nicht das Gefühl mehr Kraft zu besitzen, schneller zu sein oder gar schlauer. Es war, als wäre das alles nur ein Traum gewesen. Wäre es mal nur so gewesen, dann säße ich nicht hier - mitten in einem mir fremden Wald, mit Fremden.
Warum musste ich auch in einen Wald laufen? Ich hätte ahnen können, dass ich mich verlaufe und den Ausgang nicht mehr finde. So etwas ist mal wieder ganz typisch Elijah. Wenigstens haben meine Verfolger aufgegeben. Ich hoffe die anderen sind entkommen und auf der Suche nach mir.
Doch die Tage vergingen, und ich gab langsam die Hoffnung auf. Suchten sie mich und konnten mich bloß nicht finden, oder sind sie zu sehr mit Legina beschäftigt? Ob sie überhaupt noch lebten?
Frustriert zog ich meine Beine an meinen Körper, schloss meine Arme darum und lehnte mich zurück an den Baum. Die Kälte störte mich nicht, da ich momentan viel zu sehr in meinem Selbstmitleid ertrank.
Ich habe schon häufiger versucht den Ausgang zu finden, doch hatte ich nur das Gefühl ich würde mich laufen, also kehrte ich immer wieder zurück. Außerdem, vielleicht treffen meine Freunde ja genau dann hier ein, wenn ich weg bin. Es wäre das schlauste zu warten, gerade weil ich niemals allein nach Eisenhof könnte. Ich werde gesucht, habe kein Geld, kein Proviant und schützen kann ich mich auch nicht. Selbst meine Verwandlung würde mir nicht helfen, da ich mich nicht verwandeln kann. Schon mehrmals habe ich es versucht, immer im Geheimen natürlich, um die Geschwister nicht aufklären zu müssen. Der Bär scheint es wohl für richtiger zu halten, die beiden nicht über ihre tierischen Wurzeln zu informieren. Ob ich das jetzt gut oder schlecht heiße ist dahin gestellt. Nur weil ich es gut aufgenommen habe, muss es ja für die Beiden nicht ebenso sein. Vielleicht würde das ihr friedliches Leben hier zerstören, wenn sie von uns und von sich selber wüssten.
"Warum schmollst du denn so?", sprach mich die brummige Stimme des Bären an und ich hob meine Blicke. Tatsächlich stand er da, nicht weit zu meiner linken. Er kam langsam auf mich zu gewankt und schnupperte an mir. "Ich glaube ich habe Heimweh..", murmelte ich und legte mein Kinn auf die Arme. Ratlos sah ich den Wandler an, der bisher nicht einmal seine menschliche Form angenommen hatte. Vielleicht war er ja auch so ein Freigeist, wie Luxus. Mich störte es nicht solange ich ihn verstehen konnte.
"Hm.. Warte noch eine Weile und dann bringe ich dich nach Eisenhof.", bat er mir an, und versetzte mich in einen Zustand purer Verwunderung. "Wie meinst du das?", fragte ich nicht ganz verstehend nach und kräuselte meine Stirn. "Sobald der Winter zu Ende ist, muss ich auch dahin. Ich kann dich dann gerne mitnehmen.", schlug er mir vor und ließ sich auf seinen Hintern plumpsen. "Was machst du denn in Eisenhof?", hackte ich etwas misstrauisch nach. "Ich habe auch noch ein menschliches Leben, verbringe aber meine Winter hier bei den Geschwistern im Wald, um ihnen zu helfen." erklärte er wobei er irgendwie etwas stolz klang.
"Ich weiß nicht ob es..-", ich wurde durch ein helles Schreien unterbrochen. Sofort sprangen der Bär, dessen richtiger Name mir nicht bekannt war, und ich auf. Das klang sehr nach Rose. Sofort setzten wir uns in Bewegung, wobei natürlich das Tier deutlich schneller war, als ich und eher am Ort des Geschehens eintraf. Wie es scheint wurde Rose von ein paar Männern angegriffen, als sie gerade im Wald nach Feuerholz suchen wollte. Während ich das zierliche Mädchen in Sicherheit brachte, kümmerte sich der Wandler gekonnt, um die unbewaffneten Männer. "Sie wollten ganz schreckliche Dinge mit mir machen!", schniefte Rose und krallte sich an meinem Hemd fest. Mitfühlend streichte ich ihr durch ihr braunes, zu einem Zopf geflochtenes Haar. "Keine Sorge. Herr Bär, hat sie wohl schon vertrieben.", informierte ich sie mit einem Blick auf die schreienden Männer, die das Weite suchten.
Langsam kam der Bär wieder zu uns zurück, und ich entließ Rose aus meiner sachten Umarmung. Sie fiel dem Tier, um den Hals, drückte sich an ihn und dankte ihm an die tausend mal für die Hilfe. Sacht platzierte sie ihre Lippen auf den Nasenrücken des stämmigen Fellklumpen, der sich kurz darauf in einen recht hübschen jungen Mann verwandelte. Schockiert zog Rose die Luft ein und wich zurück, doch der Braunhaarige junge Mann ergriff noch rechtzeitig ihre Hand. "Fürchte dich nicht meine liebe Rose, ich bin es: Der Bär, der euch besuchen kam und dich gerettet hat. Dein Kuss hat den Fluch von mir gelöst.", sprach er sanft mit seiner freien Hand auf seiner Brust.
Ich musterte die menschliche Gestalt des Wandlers genau. Seine Kleidung sah sehr teuer aus, sein kurzer Bart war fein getrimmt und sein dunkelbraunes Haar glänzte sogar leicht. "Mein Name ist Sir Bernhardt von Bärenfels.", stellte er sich vor und erstaunte mich erneut. Er war ein Adliger? Warum sollte ein Adliger seine Winter hier verbringen? Bei genauerer Betrachtung verstand ich warum. Sein Blick war mit Liebe gefüllt, als er sich auf Rose richtete und bei ihr war es wohl nicht unbedingt anders.
Ich erkannte, wann es Zeit war für mich war, die beiden allein zu lassen und zog mich deshalb zurück. Es erwärmte mir tatsächlich mein Herz, auch wenn ich es gewiss nicht unterstützen würde, dass eine Beziehung auf Lügen aufgebaut ist. Allerdings ist das Bernhardts Entscheidung und nicht meine. So wie ich ihn die letzten Tage kennengelernt habe, schien er mir ein verantwortungsvoller und aufrichtiger Wandler zu sein. Er wird schon das Richtige tun.
Shiro wird bestimmt noch im Haus sein und das Mittagessen vorbereiten. Ich bin sicher ich kann ihn dabei helfen.
Falsch gedacht.
Denn noch bevor ich überhaupt in die Nähe des Hauses kam, wurde ich umgerissen. Mein Körper befand sich kurze Zeit in der Luft und alles wirbelte um mich herum. Ehe ich es überhaupt realisierte, lag ich wieder auf dem Boden, rollte mich auf meinen Rücken und starrte auf die Zentimeter langen Zähne, welche über meinem Gesicht schwebten. Kurz hielt ich die Luft an, und das nicht nur weil der Atem des Tieres nicht unbedingt appetitlich war, sondern weil ich für eine Sekunde wirklich Angst hatte. Als ich jedoch die dämonisch roten Augen, das weiße Fell und den restlichen Wolfskörper erblickte, entspannten sich all meine Muskeln gleichzeitig.
Erleichterung machte sich in mir breit, überwältigte mich so dermaßen, dass Tränen meine Augen füllten. Der Wolf hörte auf angestrengt zu hecheln und drückte seine Schnauze gegen mich. "Endlich habe ich dich gefunden.", hörte ich seine Stimme in meinem Kopf. Ich nickte nur, unfähig etwas zu sagen und zitterte leicht vor Freude.
Er lebt, und er hat mich gefunden. Jetzt wird alles wieder gut. Jedenfalls dachte ich das, denn unsere Wiedervereinigung wurde mit einem lauten Kampfschrei unterbrochen.
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Bernhardt.. weil you know. BÄRnhardt.. 8D Höhö
Voted für das Kapitel wenn es euch gefallen habt, das würde mich sehr freuen :3 Und wenn ihr mehr von mir lesen wollt, könnt ihr mir auch gerne folgen *Q* (Vielleicht kriegen wir ja die 1,0k noch dieses Jahr hin)
Fleißige Kommentarschreiber kriegen einen Muffin (Da ich keinen Kannibalismus dulde xD) und wenn euch ein goldenes Sternchen verdienen wollt, dann erzählt euren Freunden von diesem Buch .. hehe ^^
Übrigens, da in letzter Zeit viele neu dazu gekommen sind: Auf meinem Profil findet eine Abstimmung statt ^^ Ihr könnt gerne dran teilnehmen, besonders wenn ihr eines der Bücher gelesen habt, welches eventuell gedruckt werden soll ^^
Glg eure Keks ;*
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