Schicksal 41

Ibis POV

"Na endlich! Ich dachte schon, Noah hätte dich überzeugt nicht zu gehen." stieß ich teils erleichtert und zum anderen Teil erfreut die Luft aus, als ich Elijah erblickte. Er kam mit einem leicht perplexen Blick zu mir. "Warum sollte er das machen?" hackte er forschend nach und hob eine Augenbraue. "Hat er etwa nicht?" erstaunt riss ich meine Augen auf und ließ schon beinahe die Zügel los, die ich in meiner Hand hielt.

Wenigstens zwei Pferde konnte ich Vanni abschwatzen, im Gegenzug sollen wir jedoch das gestohlene von Luxus zurück bringen.

"Doch.. mich wundert es nur, dass du davon ausgehst, dass er es machen würde." antwortete der Blonde und haderte mit seiner Augenbinde. Ich steckte meinen Arm durch die Zügel und stellte mich gleich helfend hinter den kleineren. "Es wundert mich nicht, dass es dich wundert." gab ich schmunzelnd zurück und half ihm mit geschickten Fingern beim Knoten. Seine Schultern hoben sich kurz als er tief durchatmete. "Mir kommt es so vor, als würde ich etwas offensichtliches übersehen." gestand er in einem nachdenklichen Ton. Ein kleines Kichern entkam mir bei seiner so wahrheitsgemäßen Vermutung. "Keine Sorge, du kommst schon noch drauf." munterte ich ihn auf und klopfte sacht auf seine Schultern.

"Alsooo.. können wir?" fragte ich dann ungeduldig und stand mit zwei Schritten wieder vor ihm. "Einen Moment." bat er mich und drehte sich nochmal Richtung Eingang. Wie auf Befehl wurde erneut die Tür geöffnet und der Braunhaarige Jäger trat hinaus. "Wartet!" rief er hastig und kam auf uns zu gejoggt. Ein Lächeln umspielte meine Lippen. Hatte er etwa angst, wir würden ohne ihn gehen? "Keine Sorge, Noah. Wir wären nicht ohne dich gegangen." kam es mit einem kleinen Lächeln von Elijah, was wohl jegliche Sorgen von Noah davon blies. "Und erst recht nicht mit meinem Umhang." setze er nach und deutete auf den roten Stoff, der über Noahs Arm gelegt war. "Wie könntest du auch.." schmunzelte dieser und legte Elijah mit einem liebevollen Lächeln das Gewand um die Schultern.

Sie sahen wirklich süß zusammen aus.

"Ich nehme an, ihr teilt euch dann ein Pferd?" durchbrach ich die Vertrautheit, angetrieben von meiner Ungeduld und inneren Unruhe. Energisch und mit einem lächeln nickte Noah, worauf ich ihm die Zügel übergab.

Damit begann dann wohl eine neue Reise.

°~*~*~°

Wir ritten bis tief in die Nacht, ehe wir eine Pause machten. Elijah war müde und auch mein Arsch war ziemlich platt vom Sitzen. Zum Glück gab es hier eine nahe Unterkunft. Es war zwar ziemlich riskant, da Elijah noch immer ein hohes Kopfgeld hatte, doch es war besser als nochmal draußen schlafen zu müssen. Wir könnten uns wohl kaum gegen ehrgeizige Banditen schützen, und auch wenn die Söldner die hier gerne mal unterkamen, nicht weniger gefährlich waren, namen wir das Risiko in kauf.

Ich blieb noch unten in der Taverne etwas sitzen und schwenkte den Wein in meinem Becher. Es war nicht der leckerste, vor allem da ich süßen bevorzugte, doch etwas Alkohol wird mich beruhigen.

Wenn ich daran denke, wie Luxus eventuell sterben könnte, dann erfüllt mich tiefste Angst. Ich wüsste nicht was ich ohne ihn machen soll. Seit dem Tag, an dem ich ihn fand, spürte ich, dass er einmal eines Tages wichtig werden würde für mich...

~~ Rückblende ~~

Es war Anfangs Herbst, die Zeit in der ich freiwillig als Mensch unterwegs bin. Der Herbstbalz bei den Eulen hat begonnen und ich möchte wirklich nicht dazwischen geraten. Ich bin nicht an so was interessiert, geschweige denn, an Frauen! Wäähh..

Ich bin alt genug um mein Nest zu verlassen, also werde ich auch genau das tuen! Und nichts kann-...

In meinen Gedanken versunken, stolperte ich über irgendwas. Das Laub raschelte und wirbelte leicht auf, als ich zu Boden fiel. Ein dunkles Knurren ertönte und ich nahm gleich Abstand von dem Objekt, über das ich gefallen bin. Unter den vielen Blättern blitzte weißes Fell durch und der vertraute Geruch von Blut stieg mir in die Nase.

Versteinert, starrte ich auf den Laubhaufen, der sich leicht zu Bewegen begann. Das war bestimmt keine Igelfamilie oder so! Je mehr Laub von dem Tier fiel, desto größer war meine Anspannung.

Um Himmelswillen, ein Wolf! Wieso denn gerade jetzt?! Ich bin viel zu unerfahren für einen Kampf und meine Verwandlung klappen auch noch nicht ganz flüssig.

Doch noch ehe ich mir fast vor angst in die Hosen machte, sah ich es - das viele Blut an ihm, die tiefen Wunden, das starke Zittern seiner Beine als er sich langsam aufstemmte und den erschöpften Ausdruck in seinen roten Augen.. Moment.. rote Augen.. weißes Fell.. und diese Größe...

"Ein Alpha!" entfuhr es mir und sofort erhob ich mich, nur um gleich auf ein Knie zu fallen. Eigentlich sollte man seinen Blick senken, doch ich war zu fasziniert und zugleich schockiert von seinem Aussehen. Er sah ganz schön mitgenommen aus.

"Verschwinde.." knurrte er schwach und fiel leicht in sich zusammen, doch fing sich noch ehe er den Boden berührte. Ein Alpha.. dass ich jemals einen von der Nähe sehen würde? Wir waren schätzungsweise gleich alt.. Er war also noch nicht einmal ausgewachsen, und trotzdem schon so groß..

"Ich sagte du sollst...!" weiter kam er nicht, als ihn erneut seine Kraft verließ und er zu Boden fiel. Blut tränkte nicht nur sein Fell sondern auch das Laub unter ihm, welches ich erst jetzt bemerkte. Wie lange lag er hier denn schon? Kämpfte er etwa mit seinem Tod!? Ich musste was unternehmen! Alphas sind Heilig, und einen sterben zu lassen, könnte ich mir niemals verzeihen. Außerdem spürte ich etwas an ihm... Es war als läge ein Schleier der Traurigkeit über ihm, vielleicht auch der Einsamkeit. Wenn ich es mir so recht überlege, waren Wölfe Rudeltiere.. wo ist also sein Rudel?

Ich sah mich nach allen Seiten um. "Vergiss es, ich habe keins." vernahm ich nur seine raue und dunkle Stimme. Mein Blick legte sich erneut auf das Tier, welches den Blick ins Leere gerichtete hatte und die Sehnsucht nicht zu verbergen schaffte.

Ein Wolf ohne sein Rudel.. ein Alpha dazu.. Was hat das nur zu bedeuten?

Langsam näherte ich mich ihm um einen Blick auf seine Verletzungen zu werfen. Zu meinen Glück, bekam er es entweder nicht mit, oder er ließ mich gewähren. Großteils waren es Bisswunden und keine Kratzer.. Ein Bär war es also nicht. Welches Tier könnte es denn sonst mit einem Alpha Raubtier aufnehmen, selbst wenn er einen nicht befehligt? Bei der Anzahl der Bisse muss es bestimmt drei Köpfe gehabt haben... oder es waren mehrere.

Ich sollte mir darum erstmal keine Gedanken machen. Wenn der oder die Verursacher zurückkommen, dann bin bestimmt auch ich dran.

"Ich bring dich in Sicherheit, also wehr dich nicht.." sprach ich ihn vorsichtig an und musterte ihn nochmal etwas unbeholfen. War mein Körper überhaupt Stark genug für ihn? Selbst wenn er mager aussieht, war dennoch immer noch groß. Ach quatsch! Ich musste es schaffen!

Gerade als ich meine Arme unter seinen Körper schieben wollte, schoss sein Kopf in meine Richtung und er fletschte seine Zähne. "Ich sagte lass mich!" donnerte es in meinem Kopf, doch es war kein Befehl, jedenfalls fühlte es sich nicht wie einer an. "Ich will dir nur helfen! Du bist ein Alpha und-" - "Was und? Bin ich deswegen etwa was besonders?! Ich will keiner sein! Ich will einfach ein normaler Wolf sein und zu meinem Rudel zurück!" schrie er und sah mich an.

Ach du heilige.. So viel Trauer.. Es muss ihn schwer erwischt haben! Wenn er wirklich 13 oder so ist, dann ist es eigentlich noch kein Alter in dem man so verzweifelt und traurig sein sollte. Wie in Trance ließ ich mich auf die Knie fallen und streckte vorsichtig eine Hand nach ihm aus. Seine roten Augen schimmerten mich mit bodenloser Trauer an, und er ließ mich ihn berühren. Sein Fell, welches nicht vom Blut beschmutzt war, war dicht und weich. Trotz der kühlen Temperaturen, strahlte er eine sehr angenehme Wärme aus.

Langsam senkte er seinen Kopf, legte ihn auf seinen Pfoten ab und beobachtete mich nur schweigend aus seinem Augenwinkel. Während ich ihm durch sanfte Berührungen Trost spendete, hinkte ich meinen eigenen Gedanken nach. Er war anders.. und ich auch..

Vielleicht war es ja das Schicksal welches uns zusammen gebracht hatte? Es fühlte sich auf jeden Fall nicht nach bloßem Zufall an, dass ich ihn hier in dieser Verfassung fand.



"Ibis, du bist ja noch immer wach?" holte mich eine bekannte und zugleich überraschte Stimme aus meinen Erinnerungen. Ich hob meinen Blick und setzte ein leichtes Lächeln auf um dem Braunhaarigen Jägersjungen keine Sorgen zu bereiten. Noah ließ sich mir gegenüber auf den Stuhl sinken und musterte mich genauer. "Oh ja, ich wollte den Wein hier probieren, er soll wirklich gut sein." redete ich mich munter lächelnd aus möglichen Spekulationen. Verblüfft hob der wahrscheinlich jüngere eine Augenbraue und senkte seinen Blick auf meinen Krug.

"Wirklich? Darf ich mal probieren?" fragte er und ehe ich es verhindern konnte, hatte er bereits den Behälter in der Hand. "Oho~" gurrte ich mit einem verschmitzten Grinsen, als Noah zum trinken ansetzte. "Von der Seite habe ich getrunken..." setzte ich nach damit er verstand. Sofort senkte er den Becher, schluckte die Flüssigkeit in seinem Mund hart herunter und sah mich aus leicht geweiteten Augen an. "Kyaaa~ Du hats mich indirekt geküsst!" kicherte ich und fächerte mir überdramatisch Luft zu. "Wenn das Elijah erfährt.." säuselte ich weiter und der Ausdruck in seinen Augen wechselte von Scham zur Panik.

"Nein! Bitte sag es ihm nicht! Ich flehe dich an!" hektisch sprang er auf, ging um den Tisch und griff nach meinen Händen. Ein leises Kichern konnte ich mir nicht verkneifen, ehe ich ihm amüsiert anblickte. "Na gut, aber mein Schweigen hat einen Preis." zwinkerte ich verschwörerisch und stellte fest, wie er langsam am verzweifeln war. "Keine Sorge, kein Gold oder Silber.. ich denke, deine Gesellschaft tut es auch." beruhigte ich ihn dann locker und lächelte ihn breit an. Ein Seufzen entkam dem Braunäugigen, der wieder zurück zu seinem Platz ging und sich darauf fallen ließ.

Es war besser wenn ich nicht allein bin. So kann ich mich selbe von meinen Gedanken ablenken und werde nicht ganz so nostalgisch oder traurig. Noah kommt wie gelegen für mich.

Ich nahm den Becher wieder an mich und nippte daraus, mit Absicht an der Selben stelle, an der auch schon Noahs Lippen waren. Haha, es macht Spaß ihn zu ärgern.. Die Atmosphäre beruhigte sich zwischen uns und kurzzeitig schweiften wir beide gedanklich ab, doch nicht lange, da unterbrach Noah erneut die Stille.

"Ibis, warum hast du mich angelogen?" wollte er ernst und vor allem vorwurfsvoll wissen. Seine Blicke bohrten sich hart in meine und für eine kurze Zeit rutschte mir das Herz in die Hose. Hat er mich durchschaut? Aber meine Maske ist perfekt! Nicht einmal Luxus kann durch sie hindurch blicken!

"Der Wein schmeckt scheußlich! Keiner würde sagen, dass er gut schmeckt." schnaubte er dann mit einem angewiderten Blick auf die dunkelrote Flüssigkeit in meinem Krug. Ein Lächeln von Erleichterung geprägt legte sich auf meine Lippen, ehe ich ihn wieder direkt ansah. "Ja, der von dem ich es gesagt bekomme, hat einen komischen Geschmack." rechtfertigte ich meine kleine Notlüge und schmunzelte dann.





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Kleine Randinfo, nur damit ihr euch nicht wundert: Die Wunden von Wandlern heilen schneller als von normalen Menschen, deswegen hat sich Ibis nicht sonderlich auf die Verarztung gekümmert. Ihm Gesellschaft zu leisten und ihm einen gewissen Schutz zu bieten, reicht schon, damit Luxus Körper sich mehr auf die Heilung konzentrieren konnte :)

Man sagt, dass Medaillen immer zwei Seiten haben und ich denke, dass trifft sehr gut auf Ibis zu ^^ Es gehört zu seiner aufopferungsvollen Art, die er hat, dass er andere nicht mit seinem Leid belasten möchte - wenn es nicht gerade unumgänglich ist.

Ps: ich kam nicht dazu Korrektur zu lesen also Sorry für eventuelle Fehler >.<

Peace! Eure Keks ;*

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