Roter Samt 36
Elijah POV
Langsam kam ich aus meinem Schlaf zu mir. Es war recht kühl in dem Zimmer, da der Ofen wahrscheinlich schon vor längerer Zeit ausgefallen ist. Zu meinem Glück habe ich jedoch eine wunderbare Wärmequelle direkt hinter mir liegen. Ich rutschte dichter an Noahs Körper heran und drückte meinen Rücken sacht gegen seine Brust. Als hätte er meine stumme Aufforderung verstanden, schlang sich ein Arm von hinten um meinen Körper und drückte mich noch ein weniger dichter an ihn.
Ich seufze zufrieden und zog die Wolldecke noch etwas höher. Mein Hunger konnte noch etwas warten. Ich empfand noch nicht das Verlangen aufzustehen, ganz im Gegenteil. Es gab da etwas, was ich schon lange einmal probieren wollte.
Ich drehte mich mit Geschick im Griff von Noah, so dass ich in sein friedliches Gesicht blicken konnte. Er war bestimmt auch schon wach, doch wollte wohl ebenso wie ich, noch ein wenig liegen bleiben. Ich hoffe ich störe ihn dabei nicht mit meiner Bitte.
"Noah, kannst du mir beibringen wie man sich selbst befriedigt?" fragte ich ihn ruhig und gerade heraus. Als würde der Alarm los gehen riss er seine Augen auf und starrte mich an. Es verstrichen ein paar Sekunden in denen er mich stumm anstarrte. Habe ich was falsches gesagt? War ich zu direkt?
Er schluckte hart und seine Wangen nahmen eine knallig rote Verfärbung an. "Eh... also.. Elijah!" entsetzte bedeckte er sein Gesicht mit seinem Kissen.
Ich sollte indirekter fragen, doch wie? Ich denke, es reicht wenn ich es einmal sehe. "Okay.. Tut mir leid. Das ging etwas zu weit." entschuldigte ich mich einsichtig und beobachtete er wie er vorsichtig hinter dem Stoff hervor lugte. "Befriedigst du dich dann bitte vor mir?" versuchte ich es so und sah ihn bittend an. Seine Augen weiteten sich ein Stück ehe er sich wieder die Decke ins Gesicht presste und sich eilig umdrehte. Immer noch zu direkt?
Hm.. Vielleicht sollte ich ihm noch etwas Zeit geben? "Also.. lass es dir einfach durch den Kopf gehen. Ich gehe mich waschen." bat ich ihn und setzte mich dann auf.
Jetzt stehe ich, entgegen meines Verlangen, doch schon auf. Naja, besser als diese Stille zwischen uns, die sich irgendwie komisch anfühlte. Ich stellte meine nackten Füße auf das raue Holz des Bodens und griff nach einer Jacke, um mir diese überzulegen. Kaum stand ich, vernahm ich ein Klopfen an der Tür. Aufmerksam wendete ich meinen Blick zu dieser und runzelte leicht meine Stirn. Einer von Noahs Freunden? Vielleicht brachten sie uns ja Frühstück, oder so was. So könnte ich mir den Gang zum Markt sparen.
Da Noah wohl noch immer beschäftigt war, seinen Scham unter Kontrolle zu bringen, blieb das öffnen der Tür wohl an mir. Ich seufze einmal stumm, da ich eigentlich noch keine Lust hatte auf irgendwelche Interaktionen mit fremden Menschen.
Es klopfte erneut, diesmal jedoch energischer. Ob es funktionierte, wenn wir uns tot stellen? Wir sind einfach nicht da - so einfach. Da verzichte ich sogar auf das Frühstück.
"Macht die Tür auf! Wir kommen im Namen der Beraterin der edlen Königin!" schallte es von draußen. Hat sie uns etwas schon gefunden? Wir sind doch schon in einem anderen Königreich! Wir müssen auf jeden Fall hier weg, denn ich möchte wirklich nicht wissen was die Königin mit mir vorhat. Ein kalter Schauer entfuhr mir und sofort sah ich zu Noah. Er hatte sich wohl wieder zusammengerissen und sah mich schockiert an. Stumm deutete er auf unser Badezimmer, woraufhin ich einverstanden nickte.
Während Noah eilig in seine Klamotten schlüpfte, griff ich nach meinem Mantel und meinen Stiefeln. Hektisch und so leise wie möglich huschte ich ins Bad und wollte dort das Fenster öffnen, doch wie so häufig klemmte dieses. Natürlich musste sowas in den unpassendsten Momenten sein! Noah ging mir jedoch so gleich zur Hand und riss das schmale Fenster auf. Hoffentlich passte ich hindurch. Vorsichtig hob Noah mich an den Hüften an, damit ich besser hinaus krabbeln konnte. Trotz der Hilfe von meinem Freund, stellte ich mich recht ungeschickt an. Meine Beine verhedderten sich im Umhang und ich verlor den Halt, wodurch ich sehr unsanft auf dem Boden fiel. Ich stöhnte schmerzvoll auf und hielt mir meinen unteren Rücken. Verdammt! Warum muss immer mir sowas passieren?!
"Na, wen haben wir denn da?" die unbekannte Stimme ließ mich sofort aufschauen. Mein Herz blieb eine Sekunde stehen als ich die beiden Ritter, in ihrer glänzenden Rüstung sah.
Also so langsam glaube ich, dass mich das Unglück verfolgte. Heute war wohl wirklich nicht mein Tag.
Schnell stand ich auf und wollte bereits losstürmen, doch einer der beiden hatte wohl wirklich gute Reflexe und packte meinen Umhang. Mit ungeheurer Kraft zog er mich nach hinten und packte meinen Arm als ich zurück stolperte. "Lasst mich los!" verlangte ich fluchend und blickte zum Fenster. Hoffentlich hat Noah gemerkt, dass sie hier draußen auf uns warteten und kommt mir nicht wie ein Idiot hinterher. "Sir ich habe den anderen." drang es nun von einer anderen Stimme. Ich blickte dieser sofort entgegen und sah auch schon, dass dieser Idiot doch nicht entkommen konnte. Man hielt ihn an beiden Armen fest und er schenkte mir ein entschuldigendes Lächeln.
Halb so wild. Wir werden schon einen Weg finden um zu fliehen. Der Weg ist weit bis zur Hauptstadt in Feental*. Die Königin muss ganz schön ehrgeizig sein, dass sie mich bis hier hin gejagt hat - was ganz bestimmt nicht gutes ist, zumindest für uns nicht.
(*Feental ist das Reich aus dem sie geflohen sind)
"Hört bitte auf, euch zu wehren. Ihr bereitet uns nur Umstände." seufze der Ritter, der meinen Arm hatte. Wehren würde eh nichts bringen. Sie waren deutlich in der Überzahl und dazu trainiert und bewaffnet. Wahrscheinlich würde es der Königin nichts ausmachen, wenn man ihr nur unsere Köpfe bringt. Wir müssen also vorsichtig sein und den perfekten Moment abwarten.
Ich hoffte Noah wusste das, sonst könnte es übel für ihn aussehen. Es kann sein, dass er ebenso gesucht ist, weil er mir zur Flucht verholfen hatte. Das macht ihn nicht weniger schuldig in Augen der Königin.
Die Ritter begleiteten uns zu einer Kutsche die auf der Straße, vor unserem Haus stand. Kaum näherten wir uns dem rot bemalten Fahrzeug, sprang die Tür auf. Ein bekannter Schopf traf ans Tageslicht. Die verschiedenen braunen Strähnen und diese hellen braunen Augen waren einzigartig, weswegen ich ihn auch sofort erkannte. "Noah! Elijah!" rief er uns entgegen und sprang aus dem Gehäuse der Kutsche. Was machte Ibis mit diesen Männern? Er war offensichtlich kein Gefangener und erst recht nicht einer von ihnen.
Ich warf einen Seitenblick auf den Harnisch des Ritters neben mir. Entgegen meiner Vermutung, schmückte eine Schlange seine Brust und kein Löwe mit einem Einhorn. Sie sind also gar nicht von meiner Jägerin? Weswegen sollten sie uns denn mitnehmen wollen?
"Ihr seid bestimmt verwirrt." spekulierte Ibis auf meine deutlichen Gesichtszüge hin und machte eine Einladende Geste ins Innere der Kutsche. Die Ritter entließen uns ebenfalls uns holten ihre Pferde, die etwas weiter weg entfernt angebunden waren. Zaghaft kam ich der Bitte von Ibis nach und betrat das Innere der, nach Rosen duftenden Kutsche.
Die Bezüge der Sitze waren ebenfalls rot und schienen sehr teuer. Ibis schloss die Tür und klopfte einmal gegen die Wand hinter sich. Kurz darauf gab es einen kleinen Ruck und die Kutsche setzte sich in Bewegung. Bis eben dachte ich noch, wir wären Gefangene und jetzt saßen wir in dieser teuren Kutsche. Vielleicht war es doch nicht so ein schlechter Tag.
Während der Fahrt erzählte Ibis uns, dass Luxus diese Beraterin wohl darum gebeten hat uns einzusammeln, da ein hohes Kopfgeld auf mich ausgesetzt wurde. Er versprach auch gleich, dass es keine permanente Lösung war und wir nur so lange im Ferienhaus von Lady Vanni blieben, bis ein Bastard auf den Thron kam. Luxus sohl wohl schon auf dem Weg sein um diesen zu holen.
"Seht es als Urlaub an." grinste Ibis fröhlich nach seiner Erklärung. "Aber wirkt das nicht komisch auf unsere Bekannte wenn wir einfach so verschwinden?" gab Noah zu bedenken und war augenscheinlich gar nicht mal so erfreut über den bevorstehenden Luxus (In diesem Fall sind die teuren Sachen gemeint).
"Ach, macht euch darum Gedanken, wenn es soweit ist." lächelte Ibis locker und überkreuzte gelassen seine Beine. "Außerdem, verurteilt euch keiner im Anwesen, wenn ihr euer Liebesleben auslebt." zwinkerte er mit einem verschwörerischen Grinsen im Gesicht. Ich brauchte nicht einmal in das Gesicht von Noah zu blicken, um zu wissen, dass dieser wieder errötet ist. "Woher weißt du das?" wollte ich ruhig wissen. Ibis war keiner vor dem es einem peinlich sein muss. Er selber schien das locker zu sehen und würde wahrscheinlich nicht einmal daran denken, Ekel zu empfinden. "Ich habe euch gestern Abend gesehen. Noah hat dich in einer Gasse geküsst. Nicht sehr romantisch wenn ich so drüber nach denke." schmunzelte der Wandler und blickte nachdenklich gegen die Decke. "Ich habe mir auch mehr erhofft." stieg ich miT ein. "Was?" erklang es nun seitlich von mir und ich warf einen Blick in das erschütterte Gesicht meines Freundes. "Das war ein Witz Noah." klärte ich ihn auf und nahm ihm damit wohl eine große Last von den Schultern. "Oh.. haha.." er lachte kurz peinlich berührt auf und legte eine Hand in seinen Nacken.
"Hahaha Elijah und Witze. Morgen lernen womöglich Schweine noch fliegen." kicherte Ibis und strahlte uns an. "Ich kann auch witzig sein, nur bisher empfand ich es nicht für nötig." verteidigte ich mich und runzelte leicht meine Stirn. "Ich freue mich schon drauf." grinste Ibis, beugte sich vor und wuschelte mir durchs Haar. Sein Blick glitt seitlich zu meinem Freund. "Oh, Noah.. du schaust aber eifersüchtig. Soll ich dir auch durchs Haar streicheln?" neckte Ibis ihn grinsend und bemerkte wohl den leicht giftigen Blick von Noah. Sofort schreckte er aus diesem heraus und sah den Gelbäugigen an. Wahrscheinlich wollte er verneinen, doch Ibis war schneller. "Na, na.. tut mir leid, dass ich dich vernachlässigt habe." entschuldigte sich Ibis und wuschelte auch ihm durch sein braunes Haar. Eine leichte Röte zierte die Wangen von Noah und nach einer kurzen Schrecksekunde, schlug er die Hand von Ibis fort und wendete sich ab. Sein Blick glitt vorsichtig zu mir.
"Ich habe nichts dagegen, wenn du darauf hinaus willst mit diesen Blicken." klärte ich ihn auf und lehnte mich dann wieder zurück ins gemütliche Polster. "Wie lange werden wir fahren?" mein Blick glitt zu Ibis zurück, der diesen auch gleich auffing. "Ich schätze nur wenige Stunden. Wir kommen pünktlich zum Mittagessen. Zum Glück habt ihr euch so schnell einfangen lassen." strahlte er fröhlich und merkte gar nicht, dass uns das etwas unangenehm war.
Wären sie wirklich von der bösen Königin gekommen, dann wären wir schon tot. Erschreckend wie wenig wir uns wehren konnten. "Ibis?" sprach ich ihn erneut an und biss mir einmal auf die Unterlippe. "Ich habe eine Bitte an dich." mit diesen Worten hoben sich gespannt seine Augenbrauen, doch noch werde ich ihm nicht sagen, was ich möchte. Er muss auf einen ungestörten Moment warten.
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Tja was Elijah wohl möchte? :) Naja.. bis auf zu lernen wie man sich einen runterholt 8D
Vielleicht ändert Rotkäppchen ja auch seine Meinung, wenn er einmal vom Luxus gekostet hat und möchte doch König werden? ;D
Glg Keks :*
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