Mir geht's gut | 53
Noah POV
Der Schock saß tief in meinen Knochen, als Elijah tatsächlich nirgendswo in dem Anwesen aufzufinden war. "Ich sagte euch, dass er ist nicht hier ist!", schnaufte Vanni über unser fehlendes Vertrauen in ihre Worte - doch die Panik ließ uns nicht anders handeln.
Wir wussten nicht, ob er gefangen wurde, auf dem Weg nach Feental war oder sogar schon tot. Die Anspannung war in unserer Gruppe deutlich spürbar, zumindest bei zweien. Während Ibis,aufgrund seiner Augen, die nicht für zu viel Tageslicht geschaffen waren, erst nachts wirklich nach ihm suchen konnte. - schien Legina sich keine großen Sorgen zu machen, dafür hatte sie - zu ihrer Verteidigung, auch keine Zeit.
Sie wurde sogleich von Vanni und Sagi geschnappt, um die Grundlagen einer Königin zu lernen. Von morgens bis Abends wurde sie in verschiedenen Bereichen unterrichtet. Genaueres wusste ich jedoch nicht, da ich fast Tag und Nacht unterwegs war, um meinen Elijah zu finden, oder zumindest eine Spur von ihm. Ein Gerücht über seine Festnahme, Krönung oder Hinrichtung würde mir schon reichen. Doch niemand aus der Stadt wusste etwas darüber, und hatten das letzte mal etwas von ihm gesehen, als Ibis uns ganz 'unauffällig' zu Vanni brachte. Diesbezüglich wurde ich des Öfteren befragt und auch wenn ich eigentlich keine Zeit hatte, fiel es mir schwer unsere besorgten Nachbarn im dunkeln zu lassen. Ich erfand also eine Geschichte, dass Elijah Vanni kannte und wir bei ihr unterkommen konnten, da es in unserem Haus einen schrecklicher Schimmelbefall gäbe. Es war keine gute Lüge, doch sie wurde mir abgekauft. Nachfragen hätten sie bei mir sowieso nicht können, da ich dann meist schon wieder unterwegs war.
Zwei Abende vergingen, und langsam packte mich die pure Frustration und Verzweiflung. Schon die ganze Zeit wuchs sie stetig in mir, wie eine Ranke, welche sich langsam um mein Herz schlang und dieses nun langsam, aber sicher begann zu zerdrücken. Ich warf mich mit ausgestreckten Gliedern auf das Bett und starrte ratlos gegen die Decke. Wie konnten wir uns nur trennen?! Das war eine richtige beschissene Idee gewesen.
Wenn ich denn nur wüsste wie es Elijah momentan geht - falls er denn überhaupt noch lebt.
Hat er Angst? Geht es ihm körperlich gut? Verhungert er? Sehr wahrscheinlich hatte er sich irgendwo verlaufen, oder sich in Gefahr begeben. Diesmal erschien eine Rettung für mich erneut unmöglich, da ich keinen Anhaltspunkt zu seinem Verbleib hatte. Wo soll ich nur noch suchen? Von Luxus habe ich leider auch schon eine Weile nichts mehr gehört, aber das ist wohl auch kein Wunder, wenn er stetig die Wälder nach Geruchsspuren absucht.
Wenn er nicht in den Wäldern ist und auch nicht in der Stadt.. Wo war er denn dann? Etwa noch am Hafen? Würde er so lange dort warten? Er wusste doch, dass wir uns hier treffen wollten. Seine neuen Fähigkeiten, sich in ein Tier zu verwandeln, würden ihm doch bestimmt hilfreich bei einer Gefangennahme sein.
Vielleicht kommt er ja jede Sekunde durch die Tür spaziert, als wäre nichts gewesen. Doch wie unwahrscheinlich wäre das?
Genau in diesem Moment klopfte es. Ich fuhr kurz zusammen und saß kerzengerade in meinem Bett. Konnte es etwa doch möglich sein? "Ja?", fragte ich gedehnt und die Tür öffnete sich kurz darauf. Ich hielt den Atem an, doch stieß ihn gleich wieder aus, als es es nur Ibis war. "Habe ich dir etwa Hoffnungen gemacht?", fragte er schelmisch grinsend und lugte ins Innere. "Tut mir leid.. ich wollte nicht so niedergeschlagen wirken.", entschuldigte ich mich und stützte meine Ellbogen auf die Knie. Der Braunhaarige mit den Strähnen betrat das Zimmer, in seiner Hand ein langer rot farbener Stoff. "Ist das Elijahs Umhang?", fragte ich verblüfft und nahm ihn entgegen, als er ihn mir reichte. "Nicht ganz.. es ist eine Kopie. Ich bezweifelte, dass wir seinen ursprünglichen Umhang wieder finden.", klärte Ibis mich mit einem entschuldigenden Lächeln auf. "Denkst du, er wird ihm gefallen?", fragte er dann und ließ sich zaghaft neben mir auf dem Bett nieder. "Da bin ich sicher.", nickte ich während ich den samtigen Stoff durch meine Finger gleiten ließ. Er war wirklich gut verarbeitet und fühlte sich angenehm auf der Haut an. Elijah wird sich darin bestimmt wohl fühlen, und nicht ganz so niedergeschlagen sein, wenn er erfährt, dass sein alter Mantel wohl für immer verschollen sein wird. Zwar wusste ich nicht genau, warum Elijah seinen Mantel trug - mal abgesehen davon, dass dieser ihn vor wilden Tieren schützte, doch es wird wohl etwas wirklich Wichtiges sein. "Wer hat ihn genäht?" fragte ich Ibis um keine Stille zwischen uns aufkommen zu lassen. "Sagiy während Legina zugeschaut hat.", antwortete er locker lächelnd und ließ seine Blicke durch das Zimmer gleiten.
Ich wollte keine komische Stimmung hervorrufen, weswegen ich ebenfalls lächelte und den Umhang sorgfältig beiseite legte. Irgendetwas lag hier in der Luft, was ich nicht benennen konnte. "Ibis.. ich konnte dir noch gar nicht danken für alles was du getan hast auf unserem kleinen Abenteuer.", sprach ich ihn aufrichtig darauf an. Sein Lächeln wurde breiter und er sah zu mir rüber. "Brauchst du auch nicht Noah. Ich war schon immer jemand, der andere nicht leiden sehen konnte, und habe es auch keine Sekunde bereut dir in irgendeiner Weise geholfen zu haben.", lächelte er so, als wäre es für ihn das Normalste der Welt.
Sich freiwillig zu opfern, sich um jemanden kümmern und es als selbstverständlich ansehen.. Das sind Dinge, die ich genauso für Elijah machen würde und das ohne eine Sekunde drüber nach zu denken.
Er ist doch nicht...
Mein Herz schlug auf einmal kräftig gegen meinen Brustkorb und ließ Adrenalin durch meine Adern rauschen. Der Stress verbreitete sich in mir,wie eine Seuche und ließ meine Hände schwitzig werden. Ich hatte keine wirkliche Angst vor dem Gedanken, sondern eher vor dem enormen Druck der auf mich zukommen würde, wenn er wirklich.. Etwas.. Für.. Für mich..
"Noah, ist alles in Ordnung mit dir?", erkundigte er sich besorgt und seine Hand legte sich auf meine. Instinktiv zog ich diese zurück und sah ihn etwas panisch an. Was ist nur auf einmal los mit mir? Sonst reagiere ich doch auch nicht so auf ihn. Doch diese Frage ließ in meinem Kopf nicht locker und schüttelte meinen Körper heftig durch.
Ich musste ihn fragen! Ich musste Gewissheit haben, damit ich wieder normal werden konnte.
"Ibis.. empfindest du etwas für mich?", fragte ich ihn mit all meinem Mut. Mein Herz begann zu schmerzen und die Anspannung zerriss mich fast innerlich. Ich spürte, wie sich meine Fingernägel in meinen Handballen gruben, doch ich konnte mich nicht davon abhalten. Der Junge mit dem bernsteinfarbenen Augen betrachtete mich kurz prüfend, ehe ein unbeschwertes Lächeln aufsetzte. "Nein, du bist einfach nur ein Freund von mir.", antwortete er dann und schloss seine Augen, während er mich breit anlächelte.
Die Erleichterung ließ mein Herz sich beruhigen und die Anspannung fiel von meinen Schultern, wie ein schweres Paket. Irgendwo tief in mir spürte ich jedoch etwas - etwas das sich mit dieser Antwort nicht zufrieden gab. Es war nur eine kleine Stimme in meinem Inneren, die ihm nicht glauben wollte, und ich entschied mich klar dagegen ihr Gehör zu schenken. Wahrscheinlich war es mein Ego, welches sich etwas verletzt fühlte. Wer wird denn auch schon gerne abgewiesen?
"Ich mache mich dann einmal fertig für meinen Rundflug. Man sieht sich Noah.". Mit diesen Worten erhob sich Ibis und verließ meiner Meinung nach ein wenig zu schnell mein Zimmer. Die Tür fiel ins Schloss und sofort umhüllte mich die Stille, welche wieder leicht auf mich eindrückte. War alles in Ordnung mit ihm? Vielleicht war er ja krank geworden, durch die viele Anstrengung. Ich weiß, er meint es nur gut, doch er sollte etwas Rücksicht auf sich selber nehmen.
Ibis POV
Kaum war ich aus Noahs Zimmer, fiel mir das Atmen wieder wesentlich leichter. Der Kloß, welcher bis eben meine Lungen blockierte war wieder weg und die frische Luft auf dem Flur kühlte mich ab. Ich ließ mich mit dem Rücken gegen die Wand neben seiner Tür fallen und atmete einmal tief durch, während ich mir mit beiden Händen über das Gesicht wischte.
Während ich meine linke Hand fallen ließ, legte sich die Rechte auf die Mitte meines Brustkorbes, worunter ich deutlich mein Herz pochen spürte. Ich belächelte das ziehende Gefühl, welches sich den Platz mit meinem Herzen teilte. "Wie erbärmlich..", bezeichnete ich mein Verhalten mit eben diesem bitterem Lächeln.
"Alles gut bei dir Ibis?", sprach man mich an, wobei ich die Person anhand ihrer jungen und sanften Stimme gleich als Sagi identifizierte.
Ich hob mein Gesicht und lächelte sie an. "Oh ja. Mir geht's gut.", wank ich lächelnd ab und stieß mich von der kühlen Wand ab. "Das sah aber nicht so aus. Hast du etwa Streit mit Noah?", fragte sie und blieb dicht bei mir stehen. Ihre großen, runden Augen musterten mich genauer, doch fanden wohl nichts Bedeutendes, weswegen sie bloß nach meiner Hand griff und mich neben sich her führte. "Nein. Vielleicht habe ich etwas gelogen.", lächelte ich ertappt und legte mir meine freie Hand in den Nacken. "Kann sein, dass ich wegen der vielen Anstrengung einfach nur etwas müde bin.", log ich dann jedoch direkt wieder, was diesmal auch den Hasen überzeugte. "Du solltest dir ein wenig Ruhe gönnen.", schlug sie vor und sah nach vorne. "Das kann ich immer noch, wenn Elijah wieder da ist.", tat ich es locker ab und ging weiterhin neben ihr her. Selbst wenn es mir wirklich schlecht deswegen gehen sollte, würde ich mich ganz sicher nicht ausruhen, während die anderen Beiden ihr Bestes gaben, um ihn zurück zu holen.
Ich blickte mich während des Gehens, in den Fluren um, die recht schön tapeziert und mit verschiedenen Gemälden verziert waren. Wohin Sagi mich wohl brachte? So weit ich wusste, war die Tür - die wir ansteuerten, verschlossen. Ich habe mich schon immer gefragt, was dahinter war. Eine Bar wäre schön, mit hübschen, jungen Kellnern. Da die Residenz jedoch nichts dergleichen an Personal besaß, konnte ich mir das wohl gleich wieder abschminken. Dafür erreichten wir aber durch die Tür, welche wohl doch nicht mehr verschlossen war, den Wintergarten, in dem noch alles schön grün war. Es war angenehm warm hier drinnen und roch nach den verschiedensten Blumen. Sagi setzte sich mit mir auf eine Bank und betrachtete stumm ihre Umgebung.
Sie war schon ein wenig seltsam, doch das war ja nichts schlechtes. Die meisten interessanten Persönlichkeiten brauchten ihre Zeit bis sie sich zeigen und ich war sicher in Sagi steckte mehr, als das, was sie von sich bisher preis gab.
Entspannt lehnte ich mich zurück und atmete die warme Luft ein. "Mir ist dieser Raum noch nie zuvor aufgefallen.", gab ich etwas über mich selbst verwundert zu. "Vanni hatte den Garten, während meiner Abwesenheit für Fremde unzugänglich gemacht. Es ist so gesehen mein Rückzugsort, an den keiner sonst hin darf, außer ich und die Gärtnerin.", erklärte mir das Kind mit einem kaum erkennbaren Lächeln auf den rosafarbenen Lippen. Berührt verzogen sich auch meine Mundwinkel ein Stück nach oben. Ich legte zart eine Hand auf ihr weiches, weißes Haar. "Danke, dass ich hier her kommen durfte.", bedankte ich mich aufrichtig. Sie schielte zu mir hoch und erwiderte schweigend mein Lächeln.
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