Maniküre 50

Noah POV

"Wie wurdest du denn bitte geschnappt?!" seufze Luxus etwas aufgebracht als er das blonde Mädchen betrachtete, was zumindest noch ein Hemd und eine ziemlich locker sitzende Stoffhose anhatte. Anscheinend hatte sie diese Sachen von einem anderen Kerl bekommen, den sie ausgeraubt haben, zumindest saß dort ein gefesselter Mann der nciht mehr anhatte als Unterwäsche. Sie pustete sich aggressiv ihre blonden Haare aus dem Gesicht und funkelte den Wolf aus ihren überwiegend blauen Augen. "Indem sie ein Netz auf mich fallen ließen?!" erklärte sie und drückte demonstrierend gegen dieses. Wie auch wir saß sie in so einem und wartete ab bis sie das selbe Schicksal ereilte wie es bei Ibis gerade war. 

Zwar wurde er aus dem Netzt geholt, doch gleich daraufhin an Händen und Füßen gefesselt. Keine reizende Vorstellung, doch besser als in diesem Netz zu hocken wie ein gefangenes Tier. Und wo wir da schon gerade waren... 

Elijah konnte fliehen. Laut Legina haben sie sich getrennt. Er wollte sich lieber verstecken, als mit ihr weg zu rennen. Zum Glück war er damit erfolgreicher als sie, immerhin stand sein Leben auf dem Spiel. 

"Komm her, Püppchen!" grunzte ein Typ und packte den Arm von Legina, während das Netzt geöffnet wurde. Ziemlich grob zog er sie auf die Beine. "Lass mich los!" schnaufte die Blondine protestierend und schlug um sich, erfolglos. Ihre Arme wurden gepackt und an den Körper gedrückt und dort mit einem Seil festgehalten. Das war ja noch unangenehmer als bei Ibis. "Moment mal!" der bärtige, Mann hielt inne und packte das Gesicht der Blondine. "Eh! Vanessa, schau dir das mal an!" forderte er den 'Boss' heran. Die Rothaarige trat an seine Seite und warf wohl auch ein Blick auf die Wandlerin. "Da brat mir doch einer einen Storch.. könnte sie eine Nachfahrin von diesem toten König sein?" fiel es dem Mann auf. "Hm.. gut möglich. Wir bringen sie in die Hauptstadt und übergeben sie an die Königin. Vielleicht haben wir ja glück und werden entlohnt, und das reichlich." entschied die bogenlose Bogenschützin. 

"Klasse." seufze Luxus nur und verdrehte seine Augen. 

Mir war es jedoch erstmal egal. So lange Elijah nicht gefangen wurde, machte ich mir kaum sorgen. Sie scheinen uns ja nicht wirklich töten zu wollen, sondern am besten unser Kopfgeld einheimsen. Wahrscheinlich haben wir noch etwas länger zu leben. Jedoch, wenn sie uns Richtung Hauptstadt schleppen, vergrößert das den Abstand zu Elijah enorm. Feental liegt fast in die komplett andere Richtung wie Eisenhof. 

Ich hoffe wir haben möglichst bald eine Gelegenheit uns zu befreien und zu flüchten. 


Nachdem wir alle wie Ware 'verladen' waren, setzte sich der Planwagen in Bewegung. Mit meinen Händen und Füßen gefesselt, war es ganz schön schwer eine gemütliche Position einzunehmen. Da wollte ich schon glatt mit Legina tauschen, die außerhalb bei einem der Söldner mit ritt. "Geht es?" fragte man mich und ich richtete meinen Blick zu Ibis, der es wohl irgendwie geschafft hatte sich aufzusetzen. "Ja ja." nuschelte ich zu stolz seine Hilfe anzunehmen. In letzter Zeit hatte ich keine Möglichkeit mein eigenes Können unter Beweis zu stellen. Selbst Elijah hat in letzter Zeit mehr gemacht als ich, und das soll schon was heißen. 

Nicht dass er es nicht kann.. oh nein, mit solchen Zähnen und Krallen wäre es ein leichtes jeden Oberkörper zu zerreißen.. A-aber ich wollte derjenige sein der ihn beschützt, nicht anders herum. 

Nach fast endloser Zappellei, schaffte ich es mich ebenfalls an der Außenwand des Planwagens hoch zu drücken und saß aufrecht und seitlich zur Fahrtrichtung. Der unebene Weg, der die Kutsche mehrfach erschüttete, machte es aber nicht leicht diese Position bei zu behalten. "Setzt dich an dieses Ende, hier fällst du nicht so schnell um." bot mir Ibis an und rutschte etwas dichter an Luxus damit auch ich noch Platz hatte am Kopfteil. Geschickter als zuvor, rutschte ich zu den Beiden herüber und lehnte mich ans Holz der kleinen Brüstung. 

"Wenn du dich verwandelst, würdest du dann nicht frei kommen?" fragte ich Ibis mit gesenkter Stimme. Er lächelte mich an. "Würde ich bestimmt, aber das würde nichts bringen. Zwar habe ich ein Schwert, doch kann ich nicht damit so gut umgehen, um es mit allen gleichzeitig aufzunehmen." erklärte er mir. "Du könntest Hilfe holen." schlug ich vor. Es gibt bestimmt Wandler hier in der Umgebung, oder der gleichen.  "Ich lasse euch ungern zurück, und außerdem, weiß ich nicht was sie mit euch anstellen wenn sie herausfinden, dass ich fliehen konnte." schüttelte er mit einem besorgten Lächeln den Kopf. 

War er schon immer so aufopferungsvoll? Irgendwie macht ihn das zu einen guten Freund. Luxus kann sich wirklich glücklich schätzen. 

"Ich könnte euch aber befreien." fiel es ihm ein und er schielte zu dem rotäugigen herüber. "Das nützt erstmal nichts. Selbst wenn du uns befreist, und ich mich verwandel ist die Gefahr zu groß, dass man uns sieht. Ohne eingebildet zu klingen, aber mein Fell ist wahrscheinlich nicht nur eine weiche Decke sondern auch viel wert." bestritt dieser, und das mit einem kleinen grinsen. Obwohl er nicht eingebildet klingen wollte, ja ne ist klar. 

"Was dann?" wollte ich wissen mit meinen Ideen langsam am Ende. "Abwarten auf einen guten Zeitpunkt. So weit wie ich weiß hat es kein Bastard jemals in die Hauptstadt geschafft. Ich bin sicher uns erwartet noch etwas." murmelte Luxus mit einem verhängnisvollen, dunklen Unterton. Ob ich so scharf auf dieses etwas war, konnte ich definitiv bestreiten. Am liebsten wäre ich jetzt wieder in meinem und Elijahs kleinen Haus und würde zu Abendessen. Mein Magen meldete sich schon seit einer Weile und langsam wurde mir doch tatsächlich übel. Das ständige Ruckeln der Kutsche machte es nicht besser. 

~~~

"Ibis.." murmelte ich nach einer Weile, die Augen schon fast ganz geschlossen. "Hm?" fragte er leise um den schlafenden Luxus nicht zu wecken. "Kann ich mich bei dir anlehnen?" bat ich ihn zaghaft. Durch das ständige Schaukeln kippte mein Kopf hin und her, weshalb ich nicht schlafen konnte. Der Wolf hatte bereits seinen Kopf an die Eule gelehnt und schlief wohl prächtig, da wurde ich doch glatt neidisch. "Klar." erlaubte er mir so müde klingend, wie ich mich fühlte. 

Ohne zu Zögern rutschte ich etwas tiefer und lehnte meinen Kopf gegen die Schulter des Gelbäugigen. Zugegeben, es war etwas hart, aber wenigstens machte mich nicht jeder kleinere Stein über den die Räder polterten wach. "Nachti." hörte ich ihn noch nuschelnd und kurz darauf einen leichten Druck auf meinem Kopf spürend. Anscheinend war mein Kopf gemütlicher als der seines besten Freundes, doch mich sollte es nicht stören. 

Ich wollte nur noch schlafen. 


~~~

Grelles Licht ließ mich wach werden und ich kniff meine Augen zusammen. Meine Glieder fühlten sich steif an und Rücken schmerzte von dieser komischen Haltung, doch es kam noch besser. Als wäre die kalte Luft, die direkte Sonne in meiner Fresse und die Schmerzen in meinem Körper noch nicht genug, spürte ich Feuchtigkeit in meinem Mundwinkel. 

Ich habe im Schlaf gesabbert.. auf Ibis Schulter.. Oh mein Gott, bitte zwing mich nicht meine Augen jemals wieder aufmachen zu müssen. 

Ich weiß nicht genau weswegen, doch es war mir mega peinlich. Ich wusste nicht wie ich mich dafür entschuldigen konnte. Er hat mir gestattet sich bei ihm anzulehnen und ich verteile meinen Speichel auf seinem Hemd. 

Aber zugegeben, er roch aber auch wirklich gut. Irgendwie nach Nadelwald, und das obwohl er sich vor mehreren Tagen das letzte mal gewaschen hatte. Ich mein, wie machte er das bloß? Hat er irgendwo Seife versteckt oder besitzt er einfach keine Schweißdrüsen? 

Ich will nicht wissen wie ich riechen muss. Gott.. dieser Gedanke macht meine Lage nicht besser. 

"Noah?" seine kratzige Stimme, die so klang, als sei er gerade erst aufgestanden durchbrach meine Gedankengänge. Ich reagierte nicht und versuchte so entspannt wie möglich zu bleiben. Im Schlafen stellen war ich anscheinend recht gut, denn Ibis unternahm keinen weiteren Versuch mich anzusprechen. 

Gut.. ich habe die vermeidliche Bloßstellung noch ein paar Sekunden hinausgezögert. 

Meine Entspannung hielt nur wenige Sekunden, denn die Kutsche machte einen abrupten Halt. Luft einziehend schaffte ich es gerade noch so mein Gleichgewicht zu halten. Alarmiert sah ich mich um, blickte dabei auch in das Gesicht von Luxus und Ibis, welche wohl genauso wachsam waren. Leises Stimmengewirr war zu hören, kurzes Gelächter und dann erneute Stimmen. Sie waren zu leise um irgendwas zu hören, doch davon schien der Wolf nicht betroffen. Ich musterte seine Mimik, wie sie etwas entgleiste. Seine roten Augen schossen zu uns rüber und wirkten auf einmal gefährlich ernst. "Diese Idiotin.. " murmelte er Fassungslos. Noch ehe ich fragen konnte, setzte er erneut an. "Kein Wort!" mahnte er uns dunkel. 

Ich verstand nichts mehr, konnte aber auch nicht mehr Fragen. Ein Schatten legte sich über die Sonnenstrahlen, die durch die Öffnung des Planwagen strahlten. Einer unserer Entführer wie es sich schnell herausstellte. "Gut.. wer von euch wird am ehesten reden?" das grausame Grinsen in dem Gesicht des vernarbten Muskelprotz verhieß nichts gutes. Instinktiv wich ich weiteren Blicken aus. Egal was hier vor sich ging, mein Bauchgefühl sagte mir, dass es gewiss nichts gutes war. 

Angespannte Stille legte sich für kurze Zeit über uns und die Zeit schien kaum noch zu vergehen. Lief sie überhaupt noch weiter? Hatte er schon eine Entscheidung getroffen? Ich konnte es nicht wirklich sagen, da mein Herz so laut pochte. Vor was hatte ich eigentlich angst? 

Vorsichtig wagte ich einen Blick zu dem Kerl, leider zum ungünstigsten Moment. Unsere Blicke kreuzten sich und ich wusste, anhand wie sich sein Gesicht aufhellte, dass er seine Entscheidung getroffen hatte. Seine Lippen spalteten sich und mein Herzschlag wurde schneller. Er wollte gerade meinen Namen verkünden, da hörte ich ein Japsen neben mir. Die Blicke des Typen schossen zu Ibis, und meine auch. 

Er sah ziemlich ängstlich aus und hatte stoßweisen Atem. Von der Nähe sah ich zwar, dass es nur eine Scharade war und nur gespielt, doch für den Kerl sah es wohl echt aus. "Du siehst vielversprechend aus." grinste er breit, lehnte sich ins Innere und packte Ibis an dem Seil, welches sich um seine Füße schloss. Mit einem Ruck wurde er aus unserer Mitte gezogen, konnte sich nur knapp fangen bevor sein Kopf auf den Boden aufschlug. Alles ging recht schnell und noch bevor ich mein aufgeregtes Herz beruhigen konnte, war auch schon alles vorbei. Der Kerl war mit Ibis über der Schulter verschwunden und es wurde still um uns. 

"Legina hat Elijah erwähnt. Sie wissen, dass wir mit dem Mörder der Schwester Kontakt haben und wollen herausfinden wo er sich versteckt." klärte mich Luxus nun endlich auf, wobei er ziemlich tonlos klang. War er.. entsetzt? "Was noch?" hackte ich nach und räusperte mich einmal. Irgendwie steckte mir noch immer ein gewaltiger Kloß im Hals. Der Blick des Wolfes glitt ins Leere und ich erwartete schon gar keine Antwort mehr - doch ich bekam eine. 

Ein entsetzlicher Schrei zerriss die Luft um uns. Meine Haare stellten sich auf dem ganzen Körper auf. Ich konnte nicht beschreiben wie schrecklich er sich anhörte, da es meiner Meinung kein so starkes Wort gab welches ich kannte. Ich würde aber nicht lügen, wenn ich sagte, dass es das schlimmste war, das ich bisher gehört habe. 

"W-war das Ibis?" fragte ich leise, mit brüchiger Stimme und starrte Luxus an. Wieder bekam ich keine Antwort von ihm, sondern von dem vermeidlichen Ibis der mich mit einem erneuten, nicht weniger schlimmen Schrei, in meiner Annahme bestätigte. 

Paralysiert starrten wir nach draußen, als ob wir sehen konnten was man mit ihnen macht, doch wir konnten es nicht. Es hörte sich an, als wären sie ein Stück weiter weg. Was machten sie verdammt nochmal mit ihm?!

Und warum hat er sich so schwach gegeben?! Ich hätte jetzt an seiner Stelle sein müssen. Gott.. mach bitte, dass er nicht noch mehr leiden muss!

Gerade als ich mein stummes Gebet absendete, ertönte der nähste Schrei, welcher einen kalten Schauer des Entsetzten über meinen Rücken fließen ließ. Ich presste fest mein Lider zu, wollte mir meine Ohren zu halten und einbilden, als ob das alles nicht passierte. 

Bitte Gott! Bitte! 

Nur noch halb bekam ich mit, wie man uns ein Stück trockenes Brot hinwarf. Selbst wenn meine Hände nicht hinter dem Rücken gefesselt wären, würde ich nicht einen Bissen davon nehmen. Luxus ging es wohl genauso. Ihm schien es aber weniger schlecht zu gehen als mir. Pure Wut loderte in seinen Augen und sein Körper zitterte. Er sah so aus, als wäre er kurz vor dem explodieren - der nähste Schrei machte es nicht besser. Schnaubend starrte er nach draußen, presste seinen Kiefer so hart aufeinander, dass seine Zähne ein ungesundes Knirschen von sich gaben. 

Wenn er jetzt die Kontrolle verliert, war es das. Ich musste ihn beruhigen, auch wenn ich dadurch eine Hand verlieren würde. Langsam rutschte ich zu ihm rüber. "Luxus.. beruhig dich." versuchte ich auf ihn einzureden, doch das Zittern in meiner Stimme ließ mich wohl sehr ungläubig wirken. "Luxus!" sprach ich ihn nochmal an, diesmal etwas bestimmter. Wieder zeigte er keine Reaktion, schien mich überhaupt nicht mehr wahrzunehmen. 

Er ließ mir keine andere Wahl. Ich drehte mich etwas, so dass ich seitlich zu ihm saß. Auf meinem Po balancierend,hob ich meine zusammen gebundenen Beine und stieß ihm diese etwas gröber gegen seine Seite. Ein animalisches Knurren entkam ihm als sein Kopf zu mir rum schoss. "Beruhig dich verdammt nochmal!" fauchte ich nun laut und schaffte es doch tatsächlich Verstand in ihn rein zu prügeln. Seine Atmung normalisierte sich wieder und das Knirschen stoppte, doch die Anspannung blieb. Es war wohl noch schlimmer für ihn, immerhin war es sein bester Freund. 

~~~

Nach gefühlten Stunden die wir damit verbrachten hier zu sitzen und den schmerzgetränkten Schreien von Ibis zuzuhören, wurde es ruhiger. Dennoch konnten Luxus und ich uns nicht entspannen, denn Ibis tauchte nicht auf. Innerlich hatte ich bereits angst, dass er tot war, doch gerade dann tauchte sein Schopf am Eingang des Planwagens auf. 

Ein Stein fiel mir vom Herzen als ich ihn atmend sah, doch war gleich wieder da, als er zu uns hinein kam. Mir blieb der Atem weg als ich seine blutigen Hände sah, die wirklich mit seinem Blut überströmt waren. Kraftlos und sichtbar verschwitzt ließ er sich zwischen Luxus und mir fallen. Ich konnte meine Blicke nicht von seinen Fingern abwenden, an denen sich kein einziger Fingernagel mehr befand.



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Ein sehr weiser Mann sagte mal:

"Wer auspackt, tut das schon nach dem ersten (Fingernagel)"

- Levi Ackermann

Naja, sicherlich kennen noch einige das Gefühl von euch, das Noah bei der Auswahl empfand.

Jemand muss etwas vorstellen, ob es Hausaufgaben, Projektarbeit oder ein Referat ist spielt dabei keine Rolle. Noch schlimmer wird es, wenn es eine Rechnung ist die man Lösen soll, oder Vokabeln die man übersetzen muss. Genau das Thema, was du nicht gelernt hast. Du hast angst dich zu blamieren. "Meldet sich jemand freiwillig?" kommt die obligatorische Frage seitens des Lehrers. Anspannung breitete sich im Raum aus und jeder Schüler senkt den Kopf, tut so als sei er mit etwas furchtbar beschäftigt. Man hofft jemand meldet sich tatsächlich freiwillig, jemand opfert sich zum Wohle der Anderen. Nach endlosen Sekunden der Stille, ein Seufzen. "Dann muss ich wohl jemanden aussuchen." diese Worte intensivierten die Anspannung gleich noch mehr. Jetzt ist es soweit. Trotz dass die Chance gering ist, dass gerade du ausgewählt wirst, kannst du dich nicht davon abhalten innerlich zu beten, dass nicht du der unglückliche Wurm bist der vor zur Tafel muss. Und dann.. Erlösung... du bist noch mal mit dem Schrecken davon gekommen.

Gebt es zu... ihr wart schon mal in dieser Situation 8D

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