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„Guten Tag! Wie kann ich ihnen helfen?"

Die Brünette hinter dem Tresen lugte über eine stylische Sonnenbrille hervor und hatte ein professionelles Lächeln auf den Lippen.
Der Salon war klein, aber fein und der Geruch von Haarspray lag in der Luft.

„Haben Sie einen Termin?", hing sie noch hinten dran, was Alice mit einem Kopfschütteln verneinte.

„Wäre gerade jetzt zufällig noch einer frei? Ich habe es verdammt eilig.", erklärte sie und untermalte ihr Schauspiel, indem sie von einem Bein auf andere trat.

Die Frau blätterte in ihrem Kalender und begann dann strahlend zu nicken.
„Ja! Mir hat zufällig eine Kundin vorher abgesagt! Bitte, folgen Sie mir."

Der Raum war voll. Überall huschte Personal herum um die richtigen Werkzeuge für ein neues, haariges, Kunstwerk zu holen.
Alice fuhr sich gedankenverloren durch die braunen Strähnen und setzte sich dann auf einen der Sessel, der ihr angeboten wurde.

„Also? Wie kann ich helfen?", wiederholte die Frisörin ihre Worte vom Anfang und lehnte sich leicht an ihren Sessel.

„Ähm... kurz, schulterlänge und schwarz, wäre super.", antwortete sie mit einem Lächeln.

Es war nicht das erste Mal, dass sie durch ihr dauerndes Untertauchen ihren Stil oder ihre Haare hatte ändern müssen!
Es war ein nötiges Übel, dass nicht nur verdammt viel Geld in Anspruch nahm, sondern auch noch ziemlich riskant war.
So ein Styling brauchte seine Zeit. Zeit in der sie locker von der Polizei, oder ihm gefunden werden könnte!

Daher konnte sie sich auch nicht entspannen.

Als es zum Abschneiden ihrer mittlerweile langen Haare kam, sah ihr die Frau noch einmal in die Augen.
„Sicher, dass du die abschneiden willst? Sie sind so schön."

Wann sie zum „du" gewechselt waren, wusste Alice auch nicht so genau, aber es war ihr auch ziemlich egal. Sie hatte keine Zeit sich mit Floskel aufzuhalten. Am liebsten hätte sie ihr gesagt, sie solle einfach ihren Job machen, anstatt unnötige Fragen zu stellen! Doch Menschen wie diese Frisörin hatten nur eine einzige Sorge im Leben. Geld.

„Ja, sicher.", antwortete sie mit einem breiten Lächeln und danach wurde auch nicht mehr nachgefragt.
Knappe zwei Stunden später, besah sie sich prüfend im Spiegel. Die Polizei würde sie schon einmal nicht wieder erkennen, denn auf den Fahndungsfotos hatte sie sogar noch blonde Haare. Damit konnte sie nicht in einen Frisörsalon spazieren, ohne erkannt zu werden. Also hatte sie sich einfach schnell braun gefärbt und jetzt professionell schwarz.

Es stand ihr und mit einem zufriedenen Lächeln legte sie das letzte bisschen an viel Geld, dass sie besessen hatte, auf den Tresen.

„Das wären dann 145 bitte." Eine unnötige Aussage, aber sie musste ja immer professionell wirken.

Sie zählte die Scheine, gab ihr ein paar zurück und rechnete ab. Dann konnte Alice endlich hinaus in die Stadt.
Sie hatte nur noch knapp hundert übrig und das hieß, sie musste auch bald einen Job finden. Am besten einen besser situierten.
Die Polizei erwartete, sie in einem Bordell zu finden und er würde sie vermutlich eher noch außerhalb der Stadt suchen, schließlich war das bis heute ihr Fluchtmuster gewesen.

Jetzt galt es damit zu Brechen. Wenn sie nicht gefunden werden wollte, musste sie dort sein, wo man sie am wenigsten vermutete.

Mit einem Blick zur Seite, begann sie breit zu lächeln.

Und wo würde man wohl ein straffälliges Mädchen, das auf der Flucht ihres Entführers war, am wenigsten Vermuten?


Türen fielen scheppernd ins Schloss und Schritte hallten durch die leere Lagerhalle.
Es war kein Leichtes mehr, diese Trottel auf Achse zu halten, vor allem, seit er sie wieder gefunden hatte!
Und wieder verloren.

Sie war schlau und schnell. Etwas das ihr einen Vorteil verschaffte. Allerdings wusste er, dass sie nicht ewig laufen konnte. Sie hatte Angst und stand unter Druck. Somit war es nur eine Frage der Zeit, bis sie einen Fehler machen und ihn zu sich locken würde.

Leider war für ihn die Zeit knapp. Es war wie ein verdammter Wettlauf gegen die Polizei, die ebenfalls nach seinem Goldstück suchte.

Somit wäre es dumm von ihm, ihr nachzustellen und sie zu suchen. Sie war noch in der Stadt, soviel hatte er mitbekommen. Sie war untergetaucht und hatte sich in „Plain Sight" versteckt.
Eine sehr schlaue, aber wenig effektive Methode, denn es machte ihr nur noch mehr Druck.

Er hatte entschieden, wie er vorgehen würde.
Wenn er nicht zu ihr konnte, musste sie eben zu ihm. Früher oder später wäre sie sowieso gekommen. Alles was er brauchte, war jemand der sie so weit in die Enge trieb, dass sie keine andere Wahl mehr hatte als ihn zu suchen und um Hilfe zu bitten.

Und er hatte das große Glück zu wissen, wen er dafür brauchte...

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