Masken voller Falschheit
Ich hasste Elternsprechtage wie die Pest. Ich brauchte gar nicht nachfragen, wie es gelaufen war, weil meine Mutter immer auf mich einredete, als sie dann endlich von den Lehrern gekommen war. Irgendwann hatte sie dann keine Lust mehr und mein Dad musste gehen, welche die Sache zwar immer etwas lockerer sah, aber dennoch alles sofort mit meiner Mutter absprach.
Ich musste mich immer mit meinen Geschwistern vergleichen lassen, und umso mehr sie mich damit fertig machten, umso schlechter wurde ich wiederum in der Schule. Es war ein Teufelskreis.
In der fünften Klasse hatte ich eine sehr gute Freundin, mit der ich mich sehr wohl fühlte. Sie gab mir einen Grund, wieder gerne in die Schule zu gehen.
Doch bald darauf fingen meine Eltern, sowie die Lehrer an, mich von ihr wegzubekommen. Sie hätte einen schlechten Einfluss auf mich und sie würde mich vom Unterricht ablenken.
Ich verstand die Welt nicht mehr. Ich hatte etwas gefunden, dass mich am Leben hielt und schon wollte man es mir wegnehmen.
Meine Mutter hasste alle meine Freundinnen. Egal an welche ich zurückdenke. An jeder hatte sie irgendetwas gefunden, um sie nicht zu mögen. Ich wollte niemanden mehr zu mir nach Hause einladen, vorausgesetzt ich hätte es gedurft, da das sowieso so gut wie nie vorkam. Schon bald begann mich die falsche Maske meiner Mutter zu nerven. Kaum war jemanden bei uns zu Hause, war sie die liebe Mutter uns spielte schönes Familienleben, kaum waren sie weg, zog sie ihre Maske ab und war wieder die Alte.
Ich stritt mich früher viel mit meinen Freundinnen. Fast jedes Jahr hatte ich eine neue. Bald schon wurde ich immer mehr zum Außenseiter. Ich war nie beliebt, stellte mich nie in den Mittelpunkt, das hatte ich mir abgewöhnt.
Vielleicht dachte ich auch nur, dass ich immer mehr zur Außenseiterin wurde, denn ich begann mir immer mehr Gedanken zu machen, was andere denken. Und das hat sich bis heute nicht geändert. Ich achtete darauf, was ich anhatte, was ich sagte, was ich tat. Ich verlor an Selbstbewusstsein und wurde schüchterner, obwohl ich das ohnehin schon war.
In der fünften und sechsten Klasse habe ich aufgehört meine Verbesserungen bei meinen Hausübungen in Mathematik zu machen. Wenn ich an diese Zeit zurückdenke, wird mir speiübel. Ich kann euch nicht sagen, warum ich sie nicht gemacht habe, ich weiß es einfach nicht. Vielleicht lag es einfach daran, dass ich Mathematik hasste, nicht konnte, oder nicht verstand.
Als meine Eltern also das erste Mal von meiner Lehrerin erfahren haben, dass ich nie meine Verbesserungen machte, und ich ihnen meine Hefte aushändigen musste, wurde ich noch nie in meinem bisherigen Leben so zusammengeschrien, wie damals.
Komischerweise, war es mein Dad und nicht meine Mutter, welcher mich gefühlt jeden verdammten Abend an den Esszimmertisch drillte, und mich zusammenstauchte, bis ich endlich damit fertig war.
Ich hatte so viel geheult damals und es war ihnen einfach egal.
Ich weiß sogar noch, welche Farbe die Umschläge hatten. Gelb für Schulübungen und lila für Hausübungen.
Einmal, da hat mein Dad sogar eines meiner Hefte zerstört. Er hat es mir solange gegen den Kopf geschlagen, bis es in Stücke zerfiel.
Das war der erste Mal, dass jemand aus meiner Familie Gewalt gegen mich anwandte.
Am nächsten Tag kam ich dann wieder mit einer nicht gemachten Verbesserung nach Hause.
Manchmal habe ich meine Hefte bewusst in der Schule vergessen, selbst als sie mir immer wieder eintrichterten, dass ich sie jeden Tag mitnehmen musste.
Ich wollte einer Standpauke entkommen. Manchmal kam es auch ohne Vorwarnung vor, dass mein Dad nach meinen Heften verlangte. Mein Herz raste dann, mir wurde schlecht und auf dem Weg nach oben in mein Zimmer überlegte ich schon, wie ich diesen Abend überleben sollte, da ich genau wusste, dass ich nicht alles verbessert hatte.
Mein Bruder fand es immer sehr amüsant, wenn nicht sogar witzig, wenn ich Ärger bekam und er uns beobachtete, sogar oft das Treiben vom Wohnzimmer aus verfolgte, während ich weinend und zusammengekauert auf dem Esszimmertisch saß.
Ich glaube es war eine Genugtuung für ihn. Die Bestätigung, dass er besser war als ich. Und das gefiel ihm. Er bekam die Aufmerksamkeit, die er wollte.
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