Als ich das Licht der Welt erblickte
Meine Geschichte begann lange vor meiner Geburt. Etwa acht Monate, bevor ich das Licht der Welt erblickte.
Ich musste irgendwann im Juni des Vorjahres gezeugt worden sein. Und auch wenn ich das zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, so war ich immer nur das Kind, dass nicht sein hätte dürfen.
So fühlte es sich zumindest immer an.
Da gab es nämlich noch meinen Bruder, der genau 10 Minuten vor mir geboren wurde.
So waren wir, mit meiner großen Schwester, drei Kinder, die versorgt werden mussten, ganz zum Übel meiner Eltern.
Ich kann euch nicht sagen, wie meine Eltern darüber denken und vermutlich würden sie wor Wut rot anlaufen, wenn sie dies hier lesen würden, aber alles was ich hier schreibe, entspricht meiner Wahrheit. So wie ich all die Jahre gefühlt habe.
Denn umso mehr sie versucht haben, es uns mit Geld und Bildung recht zu machen, umso mehr schwanden meine Gefühle für sie. Und mit denen auch meine Bindung zu ihnen.
Anfangs waren es nur Kleinigkeiten, die mir auffielen, aber je älter ich wurde, desto bewusster nahm ich Sachen war, die mich ins negative Licht rückten.
Wie schon erwähnt, war ich einfach nur das dritte Kind von zwei Wunschkindern. Im Prinzip war es mir egal, aber manchmal, da spürte ich, dass es in unserer Familie nicht immer gerecht zuging. Zwar wurde immer gerecht geteilt, jeder bekam gleich viel Geld und wenn unsere Schwester etwas besonderes bekam, konnten wir darauf hoffen, dass es auch das Selbe für uns in zwei Jahren geben würde.
Wir waren vier, als unsere Schwester eingeschult wurde. Ich weiß noch genau, dass ich mich damals sehr auf die Schule gefreut habe und als wir im letzten Jahr im Kindergarten auf die Schule vorbereitet wurden, war ich immer mit Eifer dabei.
Das änderte sich schlagartig, als ich Monate, wenn nicht sogar Wochen nach unserem ersten Schultag merkte, dass mein Bruder einfach besser war als ich.
Ich musste früh beginnen zu kämpfen, denn meine Geschwister hatten es immer leichter mit den Noten.
Irgendwann verging mir die Freude an der Schule, ich wollte regelrecht nicht mehr dort hin. Ich hasste es, mit meinem Bruder in der selben Klasse zu stecken. Egal was ich auch tat, so konnte ich damit rechnen, dass er mich am selben Tag zu Hause bei meiner Mutter verpetzte. Ich wollte ihn einfach nicht mehr sehen, denn ich musste mich im wahrsten Sinne des Wortes verstecken. Ich bemühte mich nicht aufzufallen, machte nicht mehr im Unterreicht mit, um ja nichts Falsches zu sagen, was mir später zur Last fallen würde.
Schon damals denke ich, machte es mich traurig, wenn nicht depressiv, dass ich schlecht in der Schule war. Wenn es nur dabei geblieben wäre, wäre es vermutlich noch erträglich gewesen. Aber das Schlimmste daran war noch immer, dass mich meine Eltern ansahen, als wäre ich nicht genug.
Nun gut, so versank ich also immer mehr in dieser Trauer. Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass ich nicht genug lernte, daran kann ich mich nicht mehr erinnern, aber ich glaube einfach, dass ich mir Dinge nicht so schnell merkte.
Mein Bruder, sogar meine Schwester, war damit gesegnet, sich Sachen schnell einzuprägen und ich gönne es ihnen wirklich.
Leider hat aber damals niemand verstanden, dass es auch Kinder gibt, denen das Lernen schwer fällt.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top