54 ☾ SIE

Ich muss irgendetwas tun! Nur was? Frederik blutet, liegt am Boden und ich? Ich ... stehe ... nur so da ... W-w-was soll ich tun? Da packt mich auf einmal eine Hand und holt mich zu mir in meinen Umkreis. Ich war keine Ahnung, wo ich war ... Und dann sehe ich Frederik ... Und nun ... hat er – dieser eine Typ von denen – mich. Erst jetzt höre ich Fritzis Bellen. Tu etwas!, schreie ich mich innerlich an. Es wirkt. Ich trete und zerre. Doch leider bringt mir das gar nichts. Er ist viel zu stark für mich.

»Oh oh. Sie mal an. Das Mädel mit der komischen Sprache wehrt sich ja. Na ja, sie versucht es zumindest«, belustigt sich der Typ über mich und lacht dabei.

»Keine komische Sprache!«, empöre ich mich. Woher auch immer nur dieser Mut jetzt kommen mag.

»Wir haben gehört, dass du ständig seltsame Dinge von dir gegeben hast.« Er lacht schon wieder so dreckig. »Hat-Schi oder so was.«

»Nicht mehr. Und was kann ich dafür, dass ich mein Zuhause nicht aussprechen konnte. Das war ja wohl eure Schuld.« Und mit meinen Worten spucke ich ihm vor die Füße.

Er lacht auf. »Oho. Frech ist sie auch noch. Hast wohl Selbstbewusstsein gefunden.« Er macht sich wohl durchweg über mich lustig.

»Das musste ich nicht finden.«

»So ein Glück, dass das Armband und dein Gedächtnis zwei verschiedene Experimente sind. Hah!« Und erneut lacht er widerlich auf. Zwei Experimente? Unterschiedliche?

»Du weißt es echt nicht mehr oder?«, was eher nach einer Aussage klingt als einer Frage. »Du wurdest zu Beginn betäubt und dann, tja, haben wir – na ja, die – dir mit einer sehr speziellen Technik einen Teil deiner Erinnerung genommen«, setzt er zur Klärung an. »Zur Sicherheit, falls so etwas passiert. Damit du uns nicht entwischen kannst.« Nun verfällt er in einen Lachanfall, weil er mich für dumm hält. Na dann stelle ich mich auch dumm. Er muss ja nicht wissen, dass ich schon den Großteil meiner Erinnerungen wieder habe. Sollen sie doch denken, dass ich immer noch nichts weiß.

»Na, hat es dir nun die Sprache verschlagen? Kein bissiger Kommentar oder irgendetwas Kluges?«

Ich beiße mir auf die Innenseite meiner Wangen, um mir so einiges verkneifen zu können.

»Nun gut, dann lasst uns gehen. Genug geplaudert. Der Tag ist früh und je eher wir euch abliefern, desto schneller wieder Feierabend für uns.« Ich muss schnauben, was ihn unterbrechen lässt. »Und außerdem wollen die endlich ihr Experiment zu Ende bringen. Also los jetzt.« Das lässt mich wiederum aufhorchen. Zu Ende bringen?

»Tja, da guckst du blöd, ne? Die waren noch nicht fertig. Was denkst du denn, was die wollen? Die wollten dich doch nicht nur mit dieser Sprache ärgern.« Nun schnaubt er verächtlich und ich komme mir wirklich dumm vor. Ich habe keine Ahnung, was die wollen.

Der Zweite, der durchweg bei Frederik stand, wahrscheinlich um aufzupassen, dass der nicht abhaut, hebt diesen hoch. Das Traurige ist, dass ich nicht mal glaube, dass Frederik eine Chance genutzt hätte, um zu fliehen.

Als wir beide halbwegs stehen, stoßen sie uns von hinten an, damit wir uns in die Richtung bewegen, aus der wir kamen. Beziehungsweise müssen sie Frederik stützen. Der hat ganz schön was einstecken müssen. Ich hoffe, er wird wieder. Immer wieder schaue ich zu ihm rüber. Er sieht nicht gut aus. Wenn ihn niemand halten würde, würde er umklappen. So kommt es mir vor. Immerhin sind nun schon beide Augen wieder auf.

Wer kommt denn jetzt noch? Die haben es doch gar nicht nötig, Unterstützung zu bekommen. Wir sind doch schon fertig. Dennoch begrüßen sie gerade eine Person, die uns auf einem Pferd entgegenkommt.

»Hey Kara«, ruft einer von denen, woraufhin Frederik den Kopf etwas hebt. Es wirkt ja fast so, als würde er sie kennen.

Sie nimmt ebenso eine Hand zur Begrüßung hoch, wie ich dachte, doch dann ... ist es auf einmal ganz anders, als ich dachte. Die beiden Männer liegen auf dem Boden. Etwas abseits davon Frederik und ich stehe hier. Fritzi winselt herum und ich weiß gar nicht mehr, was hier wie um mich geschieht. Diese Kara steigt von ihrem Pferd ab und nähert sich vorsichtig und schleichend den zwei Männern. Sie guckt zu mir und legt einen Finger auf die Lippen. Das Zeichen verstehe ich. Ich nicke, wäre sowieso zu nichts anderes gerade imstande. Sie pirscht sich weiter an und dann – sie hat eben wohl auch schon geschossen und mein Kopf hat auf „aus" gestellt?! – tut sie wohl, was sie meint, tun zu müssen. 

Danach tretet sie ihnen gegen die Körper, sie geben nichts mehr von sich. Sichtlich zufrieden darüber steckt sie ihre Waffe weg und geht auf Frederik zu. Da hat sich meine Wahrnehmung nicht getäuscht. Eine liebevolle Beziehung kann das aber nicht sein, so wie sie ihm ebenso mit dem Fuß, wenn auch weniger kräftig, gegen die Seite stößt.

Frederik gibt Lebenszeichen von sich, was mich enorm beruhigt. Er versucht sich aufzurappeln, wobei sie ihm hilft. 

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