23| dreiundzwanzig

23|| nelli

Ich weiß nicht warum, aber ein Sommergewitter am Abend, ist das beste, was man kriegen kann, wenn man sich ein wenig entspannen möchte. Vor allem vom Festival.

Harvey greift nach meiner Hand. Verschränkt meine mit seinen Fingern.

Ich sehe zu ihm auf und lächle im zurück.

Seine weißblonden Haare sind nass und hängen ihm gelockt in die Stirn. Ich wünschte, dass es bei mir auch so wäre. Doch meine Haare werden einfach nur aalglatt und mein Pony hängt mir, wie ein Vorhang, vor den Augen.
Ich puste ihn ein Stück zur Seite.

"Wow. Ich glaub', ich könnt' mich jedes Mal aufs Neue in diesen Anblick verlieben.", seufzt Harvey. Er meint nicht mich. Sondern das Maisfeld rechts von uns.
Die Sonne geht dahinter unter. Färbt alles in rot, orange und gold.

"Wäre es nicht praktisch, dass wenn ein Blitz einschlägt, es dann Popcorn gibt?", frage ich.
Ich schaue wieder zu meinem Freund auf. Ich glaube, dass er sich das ganze versucht vorzustellen. Dann grinst er. "Ja"

Wir gehen weiter.

Der Wald links von uns wird immer dichter und der schmale Trampelpfad führt uns weiter hinein.

Es riecht nach feuchtem Gras, Moos, Holz. Ich schließe für einen Moment die Augen und atme tief ein.
Ich liebs.

-

Irgendwann lichtet sich der Wald wieder und gibt klare Sicht auf einen kleinen Bach. Das Wasser glitzert und in ihm spiegelt sich die Sonne.

Ich zücke mein Handy und mache ein Foto davon. Danach von Harvey, der erstaunt sein Spiegelbild im Fluss mustert.

Ich grinse zufrieden.
Und sehe meine Schnappschüsse.

Harvey ist inzwischen ein paar Schritte weitergegangen und inspiziert einen großen Baum. Beziehungsweise Weihnachtsbaum. Die genauen Namen kann ich mir nicht merken. Es sind halt einfach Bäume oder Weihnachtsbäume.

Ich gehe zu ihm und entdecke ebenfalls, die eingeritzten Namen, Daten, Herzen oder sonstige obskure Formen.
Plötzlich holt mein Freund ein Taschenmesser
raus, klappt es auf und ich habe einen kurzen Moment Angst um mein Leben.
Doch dann setzt mein Verstand wieder ein und mir wird klar, wer hier vor mir steht.

Harvey, der nichtmal einen ToGo-Kaffeebecher richtig halten kann, ohne dass er sich verbrennt oder der Becher ihm aus der Hand rutscht.
Ich muss wieder lachen, bei der Erinnerung daran.

Daraufhin wirft er mir einen komischen Blick zu, doch setzt dann seine Arbeit fort.
Er ritzt ebenfalls ein Herz mit unseren Namen in den Baum. Natürlich nicht, ohne sich vorher zu verschreiben.
Aber naja... das ist nicht so schlimm. Passiert mir auch ständig. Also... eigentlich nicht, aber ich will nicht fies sein und ihn für sowas auslachen.
Obwohl. Ich tue es doch.

Dann frage ich ihn, warum er bitte ein Messer mit hat, wenn er mit mir unterwegs ist.

"Damit ich dich beschützen kann", antwortet er und ich bin mir nicht ganz sicher, ob das süss ist oder ich jetzt doch Angst haben sollte.

Denn wirklich beruhigt bin ich nicht, wenn Harvey irgendwas bekämpfen will. Mit einem Taschenmesser.
Aber mehr Angst macht mir die Tatsache, dass er es hat.

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