Kapitel 59: Novembernacht
Zwei Tage später - an Emmeline's Geburtstag - wollte Regulus die einzige Möglichkeit, seine Verlobte zu befreien, nutzen. In der Nacht von ihrem Geburtstag zum dritten November war eine Todesserversammlung in Lestrange Manor, dem Hauptsitz Voldemorts, angesetzt. Sowohl Severus, als auch Regulus sollten dabei sein. Der Plan war, dass Regulus sich während der Versammlung zur Toilette entschuldigen würde. Aber anstatt zu besagtem Raum zu gehen, würde er versuchen, Emmeline und, wenn möglich, auch die anderen Gefangenen zu befreien.
Pünktlich 20 Uhr apparierten Severus und Regulus zu den Lestranges. Gemeinsam gingen sie zum großen Saal, in dem die Versammlung stattfand. Als schließlich auch die letzten Todesser eingetrudelt waren, ging es los...
Als ungefähr die Hälfte der vorgesehenen Zeit verstrichen war, drängelte sich Regulus durch die Menge, um angeblich zur Toilette zu gehen. Den ganzen Weg, bis er zur Tür hinausgegangen war, konnte er Voldemorts stechenden Blick in seinem Rücken spüren, was ihm überhaupt nicht gefiel. Den ganzen Abend hatte sein Herr ihn kein einziges Mal mit einem Blick gewürdigt; dabei war Regulus einer seiner angeblich treusten Diener. Kurz schüttelte der junge Black den Kopf, für solche Gedanken war jetzt keine Zeit. Zügig ging Regulus in Richtung Kerker, wo sich die Gefangenen befanden. Vor der letzten Kurve blieb er stehen, zückte seinen Zauberstab und schockte die Wächter mit einem stummen Stupor. Schnellen Schrittes lief er zur Kerkertür, schloss sie auf und stürmte in den kleinen Raum. Sofort hoben alle Gefangenen - vorausgesetzt, sie waren noch in der Lage dazu - ihre Köpfe. "Reg!", flüsterte Emmeline überrascht, aber zugleich mit sorgenvollem Blick. "Emmy... Merlin sei Dank bist du noch am Leben!", stieß Regulus erleichtert aus und schloss seine, mittlerweile im vierten Monat schwangere Verlobte in die Arme. "Reg du musst verschwinden! Sie wissen bescheid! Sie haben mich gefoltert und... und... sie sind zusätzlich in meine Gedanken eingedrungen... Ich konnte sie unter Folter nicht mehr verschließen und sie haben dich gesehen... Sie wissen alles. Wirklich alles.", flüsterte Emmeline, während sie zwischendurch immer wieder von heftigen Schluchzern geschüttelt wurde. "Dann müssen wir uns beeilen! Ich werde dich retten, und wenn ich dafür mein Leben geben muss! Du bist das Glück in meinem Leben, du bist mein Leben und wenn du stirbst, werde ich sowieso sterben. Und sie wollen dich umbringen, das weißt du." "Aber du kannst fliehen, dich verstecken! Ohne mich bist du schneller!" "Aber ohne dich ist in meinem Leben kein Sinn mehr! Komm' mit, wir können es schaffen!", sagte Regulus eindringlich und hielt ihr seine Hand entgegen, um Emmeline aufzuhelfen. So schnell es ging, liefen sie zur Tür, dann um Ecke und den schnellsten Weg, der nach draußen führte, entlang. Hand in Hand und sie waren sich sicher, dass sie es schaffen konnten...
Doch plötzlich ertönte hinter ihnen eine leise, aber sehr bekannte Stimme: "Wohin wollt ihr denn so schnell? Kommt doch mit in den Saal, wir wollen die Enttarnung eines Spions feiern!" Erschrocken drehte sich das Paar um. Hinter ihnen stand der dunkle Lord höchstpersönlich.
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"Jetzt beruhigt euch!", versuchte Albus nun schon zum x-ten Mal, die Freunde zu beruhigen. "Was, wenn etwas schief geht? Wenn sie umgebracht werden?", fragte Dorcas sorgenvoll. "Ich habe Reg doch erst wiederbekommen, er darf jetzt noch nicht wieder gehen!", sagte Sirius panisch und starrte an die rote Wand. "Sie werden es bestimmt schaffen, Tatze!", meinte James zuversichtlich, obwohl er sich da selbst nicht so sicher war. Doch er musste jetzt stark sein. Für seinen besten Freund und auch für seine Frau, die voller Angst und Sorgen in seinen Armen lag. "Wir sollten nicht zu negativ denken, sondern einfach hoffen! Es bringt uns nichts, einfach nur ängstlich dazuhocken, davon erfahren wir es auch nicht früher.", meinte Peter und Frank nickte zustimmend. "Also schön, dann lasst uns etwas spielen. Wer hat Lust auf Rommè?", fragte Remus in die Runde und tatsächlich stimmten alle zu, mitzuspielen. Nach einer Weile begann es, zu regnen und zu gewittern. Ab und zu schaute Sirius sorgenvoll in den schwarzen Himmel und hoffte, dass er sich morgen um diese Zeit keine Sorgen mehr machen musste.
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"Weiß er...?", fragte Regulus seine Verlobte kaum hörbar und diese schüttelte sachte den Kopf. "Er weiß nur von dir.", formte sie mit den Lippen, sie hatte keine Kraft mehr, um zu sprechen. Stumm blickten sich Regulus und Emmeline an und führten eine nonverbale Kommunikation. Kaum hörten sie ein leises Rascheln von Voldemort's Umgang, rannten sie wie auf Kommando los. Und Voldemort lief lachend hinterher. "Ihr habt gedacht, ihr könntet mich austricksen! Aber niemand wird jemals etwas gegen mich unternehmen können! Niemals wird es einen Spion in meinen Reihen geben, den ich nicht aufdecken kann! Niemals!", rief Voldemort lauthals lachend und hob im Laufen seinen Zauberstab. "Ich liebe dich, Emmy!", rief Regulus verzweifelt und er vernahm noch ein leises: "Ich dich auch, Reg!", bevor seine Verlobte, die Liebe seines Lebens, die sein Kind unter ihrem Herzen trug, von dem grünen Licht getroffen wurde und zu Boden fiel. "Neeeeeeeeiiiiiiiinnnnnn!!!", schrie Regulus herzzerreißend und dieser Schrei ging selbst den Todessern im Saal durch Mark und Bein. In diesem Moment wusste Severus, dass es schief gelaufen war. Mit aller Kraft versuchte er, seine Tränen zu unterdrücken, doch eine einzelne rann ihm trotzdem die Wange hinunter und zeigte damit allen, die ihn beobachteten, dass er wohl doch ein Herz hatte.
"Crucio!", rief Voldemort und sah Regulus mit einer Grimasse voller Genugtuung an. "Keiner wird mich je verraten und hintergehen, ohne, dass ich ihn enttarnen und für seine Taten bestrafen werde!", sagte er lachend und genoss die Schreie des jungen Mannes, der soeben seine zukünftige Frau und sein zukünftiges Kind verloren hatte und der nun bald auch noch sein Leben verlieren würde. Eine Weile ergötzte Voldemort sich noch an den Schreien, dem Schmerz und den Tränen von Regulus bevor er den Cruciatus abbrach. "Du bist... bist so abscheulich!", stieß Regulus schwer atmend zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. "Eines Tages wirst du besiegt werden, das schwöre ich dir, so wahr ich Regulus Arcturus Black bin!" Voldemort lachte hingegen bloß und sagte: "Da ich so unglaublich gnädig bin, werde ich dir erlauben, noch einen letzten Satz zu sagen, zu rufen oder zu flüstern - was immer du willst - bevor ich es beende. Ich höre?" "SIRIUS, ICH LIEBE DICH!", schrie Regulus mit der allerletzten Kraft, die er noch aufbringen konnte und hoffte, dass Severus es hören und seinem Bruder sagen konnte. Dann sprach Voldemort die tödliche Formel und das Leben verschwand aus seinen sturmgrauen Augen, die nun ganz stumpf und leer waren. Nach einem letzten, enttäuschten, aber auch zufriedenen Blick kehrte Voldemort zu seinen restlichen Todessern zurück, berichtete vom Geschehenen und erklärte die Versammlung für beendet. "Herr?", fragte Severus vorsichtig und näherte sich Voldemort. "Ja, Severus?" "Dürfte ich die Körper des Verräters und seiner Verlobten mitnehmen? Ich würde zu gerne diesen Gryffindors eins auswischen mit dieser Nachricht." "Natürlich Severus! Die Körper befinden sich im Korridor neben dem Kerker. Viel Spaß!", wünschte Voldemort mit einer grausamen Grimasse, die wohl ein Lächeln darstellen sollte. Innerlich schüttelte es Severus vor Ekel, doch er ließ sich davon nichts anmerken, verbeugte sich und eilte zu den beiden Leichen. Er packte sich je eine unter den Arm und apparierte direkt zu den Potters.
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Schnell ging er, inzwischen triefend nass vom Regen, zur Tür des Salons, in dem sich alle anderen aufhielten. Als diese seine Schritte hörten, sprangen sie sofort auf und liefen ebenfalls zur Tür, um zu schauen, ob es die erwarteten Personen waren. Sirius, der als erster hinausspähte und den klitschnassen Severus mit seinem toten Bruder und dessen zukünftiger Frau sah, brach mit einem leisen Schrei zusammen. Den anderen, die nun auch draußen waren, erging es ähnlich. Auch Albus war zutiefst erschüttert und es gab niemanden, dem keine Tränen über die Wangen liefen. Der Regen prasselte gegen die Fenster und spiegelte sich in den Herzen aller wieder. "Es... es tut mir so leid!", sagte Severus hilflos und Fleamont und Albus, die als die einzigen halbwegs die Fassung wahrten, reagierten sofort und nahmen dem jungen Mann die Leichen ab, um sie auf je ein Sofa zu betten. Am Boden zerstört kroch Sirius zu seinem leblosen Bruder, hielt die Hand an dessen Wange, spürte, wie sie immer kälter wurde, schluchzte noch lauter, vergrub seine Hand schließlich in Regulus' Haaren und legte den Kopf hilflos schluchzend auf die Brust seines Bruders, in der kein Herz mehr schlug. Marlene, der der Tod ihrer Freundin sehr nahe ging, ging jedoch zu ihrem Mann, um ihm sanft über den Rücken zu streichen. Doch was sie noch tun konnte, das wusste sie nicht. Sie sah einen Schatten über sich und Sirius und blickte auf. Sie sah die, durch ihre tränennassen Augen verschwommene, Gestalt von Severus, der sich nun zu ihr und Sirius kniete. "Mir ist es wichtig, dass ihr es auch erfahrt, die anderen wissen jetzt schon, was ich euch nun sagen werde. Ich habe diese Informationen nur von Voldemort, aber ich weiß nicht, ob sie stimmen, vermute es jedoch stark. Emmeline wurde gefoltert, während Voldemort in ihre Gedanken eingedrungen ist. Durch die Folter konnte sie keine Okklumentik anwenden und Voldemort hat Regulus gesehen und ihn so enttarnt. Emmeline ist zuerst getötet worden, Regulus hat noch einen letzten Satz frei gehabt, den er so laut es nur ging geschrien hat. Wahrscheinlich sollte ich es hören. Er hat gerufen: "Sirius, ich liebe dich!" Ich denke, er wollte, dass du das weißt, Sirius. Er liebt dich und du musst für ihn weiterleben, wieder aufstehen und stark bleiben! Mach ihn stolz, Sirius, das hat er mehr als nur verdient!", meinte Severus eindringlich und Sirius nickte einmal schniefend. "Du hast recht. Es tut nur so weh... Ich weiß nicht, ob ich das kann...", meinte er verzweifelt und ein weiterer Bach aus Tränen floss aus seinen Augen. "Schatz, du schaffst das! Wir schaffen das!", sagte Marlene zuversichtlich, obwohl es auch ihr sichtlich schwerfiel, die Tränen zurückzuhalten...
Dorcas, Lily, Alice und Hestia ging es nicht viel anders, als Sirius. Sie hatten sieben Jahre mit Emmeline verbracht, hatten sie durch die schwere Zeit der Tode ihrer Eltern gebracht und sie wie eine Schwester geliebt. Und nun war sie weg. Schluchzend lagen sich die vier Mädchen in den Armen, während sie neben ihrer toten Freundin saßen. "Sie war schwanger und verlobt... Sie war endlich wieder glücklich, nach dem Tod ihrer Eltern, also warum sie?!", weinte Lily und James, der hinter ihr saß, strich ihr durch die Haare. "Beruhige dich, Schatz! Beruhige dich!", flüsterte er, während auch seine Augen feucht waren. Zwischendurch warf er immer mal wieder einen Blick zu seinem besten Freund, doch dieser wurde bestens versorgt. Mit einem Blick bedeutete James Severus, zu ihm zu kommen, was dieser auch tat. "Danke Severus, dass du die beiden hierher gebracht hast! Das müssen wir dir alle hoch anrechnen!", meinte James und blickte seinen ehemaligen Erzfeind aus dankbaren, aber zugleich auch tieftraurigen Augen an. Severus nickte nur, zum Reden war er nicht in der Lage.
Und während all dies geschah, prasselte der Regen gegen die Fenster und es schien, als würde der Himmel ebenfalls um diese zwei wunderbaren Personen trauern, deren Leben viel zu früh beendet wurde...
Hey Leute, ich hoffe, ihr seid mir nicht allzu böse, dass die beiden gestorben sind. Aber der Krieg fordert eben leider auch Opfer.
Am Ende der Woche werde ich übrigens ein Special für die 2k Votes hochladen. Es wird aus Voldemort's Sicht sein. Ich hoffe, ihr freut euch!
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