Kapitel 55: Das zweite Mal

Als die Hochzeit von Sirius und Marlene vorbei war, wurde es wieder etwas ruhiger bei allen. Jeder lebte seinen Alltag vor sich hin. Und doch war im Inneren eines jeden eine gewisse Unruhe vorhanden, die einzig und allein Voldemort geschuldet war. Alle fragten sich, wann der nächste Angriff kommen würde; dass er sehr groß sein würde, war allen klar, da es nun schon seit Monaten keine direkten Angriffe mehr gab. Voldemort schien etwas gigantisches zu planen und das Einzige, woran man merkte, dass der dunkle Lord noch existierte, waren die schrecklichen Entführungen und Morde. Insgeheim hatten alle die Vermutung, dass Voldemort es auf Hogwarts abgesehen haben könnte. Und wann sollte man besser dort angreifen können, als zum Schuljahresende, wo die Schüler, genauso wie die Lehrer, ausgelaugt und unaufmerksam waren? Also wurde umso härter trainiert, je näher der Juni - und damit das Ende des Schuljahres kam. Am letzten Tag im Mai trafen sich alle Mitglieder des Ordens, bis auf Remus und Albus, die in Hogwarts waren, auf dem Anwesen der Potters, um mit Fleamont zu trainieren. "Ich freue mich, dass ihr alle gekommen seid! Heute werden wir uns mit der Königsdisziplin - der Okklumentik und der Legilimentik - beschäftigen. Anschließend werden wir noch ein paar Duelle machen und dann sind wir hoffentlich gut gerüstet!", begrüßte Fleamont alle, die gekommen waren und erklärte zugleich den Alnlauf des Trainings. "Wir beginnen mit der Okklumentik, da diese notwendiger ist und man sie auch leichter lernen kann. Ich bitte jetzt mal alle nach vorne, die die Okklumentik und die Legilimentik breits beherrschen." Hermine, Severus, Alastor, der sich extra für dieses Training freigenommen hatte, Euphemia und Minerva traten zu Fleamont. "In Ordnung. Ich werde einmal bei jedem von euch Legilimentik anwenden, um zu sehen, ob ihr die Okklumentik ausreichend gut könnt.", erläuterte Fleamont sein weiteres Vorgehen und drang nacheinander in die Gedanken der fünf ein. Niemand ließ ihn durch und Fleamont nickte zufrieden. "Gut! Wir sechs werden jetzt in eure Gedanken eindringen, damit ihr die Okklumentik lernen könnt. Ihr braucht keine Angst haben, wir werden vorsichtig sein! Aber bevor wir anfangen, erkläre ich euch noch schnell, was ihr tun müsst: Um eure Gedanken und auch Gefühle zu schützen, müsst ihr sie in eurem Kopf sinnbildlich verstecken. Das nennt man "Geist leeren". Stellt euch vor, ihr baut eine Mauer, durch die niemand außer euch durchkommt, die niemand irgendwie überwinden kann. Oder ihr packt eure Gedanken und Gefühle, die nicht gesehen werden dürfen in eine Truhe, die nur ihr öffnen könnt. Denkt euch etwas aus, was gut geschützt ist! Dafür habt ihr jetzt ein paar Minuten Zeit, und dann geht es los.", sagte Fleamont.

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Zwei Stunden später beherrschte dann der Großteil der Ordensmitglieder Okklumentik einwandfrei, was aber womöglich auch daran lag, dass viele sich schon selbst damit beschäftigt hatten. Diejenigen, die Okklumentik schon vorher konnten, Legilimentik jedoch noch nicht beherrschten, hatten nun während dieser Zeit eine kleine Einführung in eben diese Kunst bekommen und beherrschten sie zu Teilen sogar schon. Abschließend zu diesen Training sagte Fleamont schließlich: "Ich kann euch allen nur ans Herz legen: Übt, übt und übt noch mehr. Es reicht schon, wenn ihr einfach jedes Mal vor dem Schlafengehen euren Geist leert. Damit übt ihr erstens und zweitens schützt es eure Gedanken, Erinnerungen und Gefühle. Denn im Schlaf könnt ihr keine Okklumentik anwenden, folglich seid ihr am angreifbarsten, wenn ihr schlaft. So, und jetzt gehen wir über zu den Duellen. Mir ist es egal, wer mit wem kämpft, also findet euch bitte mmer in Paaren zusammen!"

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"Uff, das war echt hartes Training heute.", meinte Ginny am Abend zu Harry, als die beiden es sich noch in ihrem Wohnzimmer auf der Couch gemütlich gemacht hatten. "Ja, das stimmt. Fleamont ist echt streng, aber ich bin auch froh, dass er uns soetwas wie Okklumentik und Legilimentik beibringt.", erwiderte Harry, stand seufzend auf und hielt Ginny seine Hand entgegen. "Komm Schatz, wir gehen ins Bett." "Ja, ist gut, ich komme gleich. Ich gehe nur nochmal kurz ins Badezimmer.", meinte diese und erhob sich ebenfalls.

Die Schlafzimmertür knurrte leicht, als Ginny ein par Minuten später zu Harry kam. Da das Licht schon aus war, tastete sie sich im Dunkeln zum Bett. Als sie endlich lag, kuschelte sie sich schließlich an Harry und so schliefen sie ein, natürlich nicht, ohne vorher ihren Geist zu leeren.

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Wenige Stunden später flog die Tür mit einem lauten Knall auf. "Harry, Ginny, Aufwachen! Zieht euch schnell an und kommt dann in den großen Salon!", rief Sirius. Sofort schreckte Harry auf. In der Zeit, in der er mit Hermine und Ron auf Horkruxjagd gewesen war, hatte er sich angewöhnt, sofort aufzuwachen wenn er geweckt wurde. Das kam ihm nun zugute, denn während Ginny noch im Bett lag, sich räkelte und lauthals gähnte, war Harry schon dabei, sich T-Shirt, Hose und Umhang überzuziehen. "Was ist denn los? Warum werden wir mitten in der Nacht geweckt?", fragte Ginny gähnend. "Also erstens ist es nicht mitten in der Nacht, wir haben immerhin schon 5 Uhr, und zweitens greifen Voldemort und die Todesser Hogsmeade an. Grund genug?", fragte Sirius. "Ja, das reicht als Grund. Aber warum bist du hier?", Ginny blickte Sirius mit müden Augen an. "Albus wurde durch einen seiner Schutzzauber davon in Kenntnis gesetzt, dass sich Todesser in Hogsmeade aufhalten und hat erstmal Remus, Dorcas, Minerva und Hagrid benachrichtigt. Die haben dann die restlichen Ordensmitglieder geweckt, unter denen unter anderem ich war. Und wir sollten ebenfalls Mitglieder wecken.", erklärte Sirius, während Ginny sich fertig anzog. "Verdammt, wo ist denn jetzt mein Strumpf?!", schimpfte diese ärgerlich und suchte vergeblich, bis sie ihn schließlich in ihrem Schuh fand. Seufzend verdrehte sie die Augen, während sie erst in den Strumpf und dann in ihre Schuhe schlüpfte. "Fertig.", sagte sie mit einem verlegenen Grinsen und die drei machten sich auf den Weg in den Salon. "Weiß man schon, wie viele es circa sind?", fragte Harry, der sich vergeblich bemühte, nicht laut zu gähnen. Dafür erntete er von seinem Patenonkel einen belustigten Blick, bevor er seine Antwort bekam. "Nein, aber wir vermuten, dass sie der Überzahl sind." "Wäre ja nicht das erste Mal.", murmelte Ginny grimmig und Harry drückte ihre Hand. "Hey Leute, guten Morgen!", hörten sie plötzlich die Stimme von Hermine und blieben kurz stehen, um mit ihr, Ron und James, von dem das Paar wahrscheinlich geweckt worden war, gemeinsam weiterzugehen. "Wie kann ein Mensch um diese Uhrzeit so munter sein?!", grummelte Ron und Harry grinste. "Es ist immerhin besser, als noch im Halbschlaf zu sein, sonst denken die Todesser noch, du wärst von ihnen gelangweilt.", lachte er, doch alle wussten, dass hinter diesem Scherz bitterer Ernst steckte. Wer heute nicht bei der Sache war, hatte verloren...

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Knapp zehn Minuten später war ein Plan aufgestellt und alles geregelt. Während alle anderen begannen, nach Hogsmeade zu apparieren, wurden Sirius und James von Fleamont und Alastor aufgehalten. "Lily, Marlene, wartet kurz.", rief James den beiden Frauen zu, die gerade ebenfalls apparieren wollten. "James, Sirius, einer von euch beiden muss ins Ministerium und der Aurorenzentrale bescheidgeben. Alastor und ich werden womöglich noch eher gebraucht, als ihr. Und außerdem ist es mkr ganz recht, wenn wenigstens einer meiner Söhne für etwas längere Zeit in Sicherheit ist. Wer von euch würde sich bereiterklären, die Koordination des Einsatzes zu übernehmen und ins Ministerium zu apparieren?", fragte Fleamont seine Söhne. Die beiden blickten sich an und James sagte schließlich: "Mach du es. Ich möchte bei Harry und Lily sein." "Dann versprich mir, dass du auf Marlene aufpasst!", verlangte Sirius im Gegenzug. James nickte entschlossen und die Brüder umarmten sich nocheinmal, bevor James mit einem lauten "Es kann losgehen, Ladies!" zu seiner Frau und Marlene ging. Letztere gab Sirius noch schnell einen Kuss und verabschiedete sich noch schnell von ihm, bevor sie mit Lily und James disapparierte. "Achso und wenn einer der Auroren meckert, dann sag ihnen, dass diese Anweisung, dass du den Einsatz leitest, von ganz oben kommt! Und wenn sie nicht hören, dann schicke uns einen Patronus und wir schicken unseren zurück!", sagte Alastor grimmig, klopfte seinem Schüler einmal kräftig auf die Schulter, bevor er es seinen Vorgängern gleichtat und ebenfalls disapparierte. Auch Fleamont verabschiedete sich von seinem Ziehsohn und dann war Sirius alleine in Potter Manor. Seufzend blickte er sich ein letztes Mal um, bevor er sich auf den Weg ins Ministerium machte.

Dort angekommen lief Sirius schnurstracks in die Aurorenzentrale, in der sich noch die zwei Nachtwachen aufhielten. Nach einem prüfenden Blick auf seine Uhr stellte er fest, dass in fünf Minuten Schichtwechsel war. Das bedeutete, er hätte direkt mehrere Auroren vor Ort und es müssten weniger benachrichtigt werden. "Was ist denn, Black? Willst du da etwa Wurzeln schlagen?", fragte einer der Auroren höhnisch. Es war einer der älteren und Sirius hatte ihn vom ersten Augenblick an nicht leiden können. "Nein, Johnson. Ich bin hier, um die Auroren zusammenzutrommeln. Todesser greifen Hogsmeade an und ich habe den Auftrag von ganz oben bekommen, diesen Einsatz zu koordinieren und zu leiten. Die beiden Chefs, James und Lily Potter, Peter Pettigrew, Emmeline Vance, Frank Longbottom und Alice Fortescue sind schon in Hogsmeade, auf sie müssen wir also nicht warten. Na los, ihr beiden benachrichtigt die restlichen Auroren und ich überlege mir derweil, wie wir vorgehen werden.", ratterte Sirius alles hinunter, was wichtig war und die beiden Auroren machten sich daran, ihre Kollegen zusammenzurufen, jedoch nicht, ohne Sirius vorher einen neidischen Blick zuzuwerfen, denn einen Einsatz zu leiten gehörte eigentlich noch gar nicht zu seinem Aufgabengebiet.

Einige Minuten später waren alle Auroren in der Zentrale eingetroffen und Sirius erklärte die Lage. Zum Glück zweifelte niemand an, dass er diesen Auftrag bekommen hatte; das war seine größte Sorge gewesen. Aber trotzdem bekam der junge Mann hier und da ein paar abschätzende Blicke zu spüren, was ihn allerdings herzlich wenig interessierte.

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Wie es schien, kamen die Auroren genau im richtigen Augenblick an, denn das erste, was sie sahen, war Voldemort, wie er verbissen mit Lily und James kämpfte, jedoch nicht gegen die beiden ankam. Suchend sah Sirius sich nach seiner Frau um, während er näher an das Geschehen herantrat und schließlich fand er sie, wie sie gemeinsam mit Emmeline gegen Bellatrix und Rabastan Lestrange kämpfte. Hin und hergerissen fragte Sirius sich, was er tun sollte. Sollte er Lily und James zur Seite stehen, oder doch lieber seiner Frau und Emmeline helfen? Er warf Albus, den er in der Menge entdeckte, einen fragenden Blick zu. Dieser Verstand und deutete mit seinem Kopf in die Richtung von Marlene und Emmeline, während er gleichzeitig mit dem Finger schnippste, um einen Stein zwischen sich und den für ihn bestimmten, grünen Lichtblitz zu befördern. Sirius nickte ihm dankbar und bewundernd zu und gesellte sich zu seiner Frau und Emmeline, um seiner Cousine und dessen Schwager etwas Feuer unter dem Hinterteil zu machen.

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Ein Schrei ertönte. "Lily, alles okay?", rief James besorgt, könnte sich jedoch nicht zu seiner Frau umdrehen, da sonst sein Schild zusammengebrochen wäre. "Ja, es war nur ein Schneidefluch. Aber der war verdammt stark und er hat meine Zauberstabhand getroffen. Ich weiß nicht, wie lange ich noch durchhalte und verstehe auch nicht, wieso uns keiner hilft.", meinte der Rotschopf verzweifelt. Doch kaum hatte sie das gesagt, war Albus auch schon bei den beiden und übernahm das Schutzschild, damit James sich um Lily kümmern konnte, die ihre Wunde mit ihrer Nicht-Zauberstabhand nicht heilen konnte. Also tat James es für sie und halt ihr auf. Es sah eng aus für Albus und so halfen Lily und James ihm, die Flüche abzuwehren. Der Kampf dauerte nun schon mehrere Stunden und James bemerkte, dass Albus ab und an leicht schwankte. "Albus, geh dich ausruhen, wir schaffen das!", meinte er und nach einem letzten prüfenden Blick lächelte der Schulleiter ihm dankbar und erleichtert zu und zog sich zurück. Einige Minuten könnten Lily und James dem dunklen Lord standhalten, ihm sogar Paroli bieten, doch langsam aber sicher waren sie erschöpft und am Ende ihrer Kräfte. Als schließlich James von einem Cruciatus getroffen wurde und nach der Folter auf dem Boden liegen blieb, musste Lily alleine gegen Voldemort kämpfen. Verzweifelt sah sie sich nach Hilfe um, doch alle waren selber in Kämpfe verwickelt. Als die junge Frau kurz unaufmerksam war, würde sie schließlich von Voldemort entwaffnet. "Lass sie in Ruhe, du Scheusal!", keuchte James, und versuchte, sich aufzurichten und nach seinem Zauberstab zu greifen. Doch Voldemort kickte diesen lässig mit seiner Fußspitze davon. Er wollte gerade den Cruciatus auch bei Lily anwenden, als er von hinten angerempelt wurde und ihm sein Zauberstab aus der Hand fiel. Das war die Chance für Lily, seinen Stab zu greifen und einen Schockzauber nach dem anderen auf ihn abzufeuern. Voldemort, der Severus noch ärgerlich anblickte, da dieser daran Schuld war, dass Voldemort seinen Zauberstab fallen gelassen hatte, wendete stablose Magie an, doch diese würde Lily nicht lange standhalten, das spürte er. Denn auch seine Magie war langsam ausgezehrt. Also trat er den Rückzug an und nach und nach disapparierten die Todesser ebenfalls. Keuchend erhob sich James, um Lily um den Hals zu fallen. "Danke, Liebling!", sagte er erschöpft und Lily gab ihm einen kurzen Kuss. "Danke Severus!", sagten Lily und James nun wie aus einem Mund und der ehemalige Slytherin nickte ihnen mit einem leichten Lächeln zu, bevor er und Regulus, die als einzige Todesser noch da waren, ebenfalls disapparierten.

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