Kapitel 9: Der verfluchte Klatscher
Vica wünschte, sie könnte sagen, dass der Schulalltag seinen gewohnten Gang ging, doch das wäre gelogen. Die Gerüchteküche brodelte. Auch wenn nichts Auffälliges mehr geschah, war die Stimmung in der gesamten Schule angespannt, als würden alle nur darauf lauern, dass der Übeltäter erneut zuschlug.
Hermine, Ron und Harry waren dank eines brillianten Einfalls von Hermine an ein Buch aus der verbotenen Abteilung gelangt, mit dessen Hilfe sie einen Vielsafttrank zu brauen gedachten. Ihr Plan sah vor, sich mithilfe des Trankes in drei Slytherins zu verwandeln und in deren Gemeinschaftsraum den arrogantesten und bekennenden Muggelhasser Malfoy unauffällig auszuhorchen. Ron und Harry waren sich sicher, dass Malfoy mit seiner reinen Abstammungslinie und der Tatsache, dass sämtliche Malfoys dem Hause Slytherins zugeteilt waren, der Erbe Slytherins sein müsste. Alles was sie jetzt noch brauchten war Gewissheit und die erhofften sie sich durch dieses riskante Unternehmen. Einen Vielsafttrank zu brauen war nämlich alles andere als ein Kinderspiel. Die Vorbereitung würde mehrere Wochen in Anspruch nehmen und ein Teil der Zutaten war nicht so einfach zu beschaffen.
Als die drei Vica ihren Plan erklärten, war diese begeistert und bot sich an, die fehlenden Zutaten nach und nach aus Snapes Vorratsraum zu stehlen. Auch wenn sie nicht wusste weshalb, irgendwie schien Snape Vica für seine Verhältnisse gut leiden zu können und dieser Umstand würde sie hoffentlich weniger verdächtig machen.
"Ich könnte auch ein paar von Odillas Haaren stehlen und euch begleiten. In Verwandlung sitzt sie direkt vor mir. Mit ein, zwei Zaubersprüchen wäre die Sache erledigt", meinte Vica zu den anderen, während sie im Kreis auf dem Klo der Maulenden Myrte saßen.
"Kommt nicht in Frage", sagten Harry, Ron und Hermine wie aus einem Mund.
Vica sah sie mit einer Mischung aus Kränkung und Trotz an. "Wieso denn nicht?", fragte sie und konnte nicht verhindern, wie ein quengelndes Kind zu klingen.
"Wenn du erwischt wirst und dann auch noch rauskommt, dass du einen Lehrer bestohlen hast, wirst du sofort der Schule verwiesen", erklärte ihr Hermine. "Es ist besser, wenn zwischen uns keine Verbindung besteht. Man sollte uns auch nicht so oft zusammen sehen, nur für den Fall, dass etwas schief läuft. Es ist schon verdächtig genug, dass wir an dem einen Abend zusammen waren, als Mrs Norris gefunden wurde"
"Wenn ihr erwischt werdet, wird Snape es sowieso euch anhängen, egal ob ihr die Zutaten genommen habt oder nicht. Das macht keinen Unterschied. Ihr wollt mich also einfach nicht dabei haben", stellte Vica beleidigt fest.
"So ist es nicht", versuchte Harry sie zu beruhigen. "Hermine hat recht. Du solltest nicht auch noch Schwierigkeiten bekommen. Halte dich einfach im Hintergrund"
Wütend funkelte Vica ihn an. "Im Hintergrund halten? Ich bin Erstklässlerin, kein Kleinkind. In weniger als zwei Monaten werde ich zwölf, also versucht gar nicht erst so zu tun, als wärt ihr um Längen älter und weiser als ich"
Sie stand auf und schulterte ihre Schultasche. "Wenn ihr unbedingt alleine gehen wollt, bitte. Sagt einfach Bescheid, was ihr für den Trank braucht. Ihr wisst ja, wo ihr mich findet"
An der Tür drehte sie sich noch einmal um und endlich erschien auch wieder ein Grinsen auf ihrem Gesicht. "Ach übrigens, viel Glück, Harry, für das Spiel morgen"
Sie lächelte versöhnlich zum Abschied und zog die Tür hinter sich zu. Sie konnte sich die verblüfften Mienen der anderen darüber, dass sie so schnell einlenkte, gut vorstellen, auch ohne sie zu sehen. Es verletzte Vica sehr, dass die drei die Sache lieber ohne sie durchzogen, aber sie würde in der Zwischenzeit bestimmt nicht tatenlos rumsitzen. Sie hatte ihre Karte und sie könnte einige Schüler befragen. Mit ihren Überlegungen zufrieden, schlug sie den Weg in Richtung Eulenturm ein. Bisher hatte sie in keinem ihrer Briefe an ihren Vater etwas über die merkwürdigen Vorkommnisse erwähnt und sie plante, es auch weiterhin so zu halten, bis ihr Vater eventuell von selbst Wind von der Sache bekam. Um sein Misstrauen gar nicht erst zu wecken, schrieb sie nun regelmäßig, auch wenn es nicht immer etwas zu erzählen gab.
Vica hatte gerade einer der Schuleulen ihren Brief ans Bein gebunden, als sie unten vom Hof her laute Geräusche hörte. Neugierig lief sie an eines der Fenster und suchte mit den Augen den Platz unter ihr ab, bis sie zwei leuchtend rote Haarschöpfe entdeckte, die einen weiteren schwarzen Schopf flankierten. Vica zweifelte nicht eine Sekunde daran, um welche drei Gestalten es sich handelte. So schnell sie konnte rannte sie die Stufen des Westturmes herunter und bahnte sich ihren Weg zum Hof.
Fred, George und Lee standen mit den Rücken zu ihr. Fred hielt etwas zwischen seinen Handflächen verborgen, das ihm wohl zu entkommen versuchte, jedenfalls bewegte es sich in seinem kleinen Gefängnis ziemlich heftig hin und her.
"Lass es bloß nicht los, Fred!", warnte Lee lachend und George grinste.
"Hallo, Jungs!"
Erschrocken fuhren die drei bei Vicas Begrüßung herum. Fred vergaß für einen Moment, die Hände fest geschlossen zu halten und schon zwängte sich ein blaues, geflügeltes Wesen zwischen seinen Fingern durch und flog davon.
"Oh Mist! Und das Drecksvieh hat mich auch noch gebissen", schimpfte Fred und führte seinen blutenden Zeigefinger an den Mund. "Das ist ohne Zweifel deine Schuld, Harrison"
Vica lachte und sah dem immer kleiner werdenden blauen Punkt nach. "War das einer von Lockharts Wichteln?"
"Ja, war es", bestätigte George und folgte ihrem Blick. "Lebewohl, du geflügelte kleine Ratte"
"Was hattet ihr mit dem armen Ding denn vor?"
"Was wir vorhatten?", fragte Lee entgeistert. "Hast du denn vergessen was morgen für ein Tag ist?"
Vica hob die Augenbrauen und antwortete gedehnt: "...Samstag?"
"Das Quidditch-Match Gryffindor gegen Slytherin!", half Fred ihrem Gedächtnis auf die Sprünge. "Und du hast gerade unseren kleinen Vorteil in die Welt hinaus fliegen lassen"
"Ihr hattet vor den Wichtel in den Slytherinumkleideraum zu schmuggeln, richtig?", Vica schüttelte traurig den Kopf. "Amateure! Um ein echtes Chaos zu verursachen, hättet ihr wesentlich mehr gebraucht. Und mindestens eine Stinkbombe"
"Vermutlich hast du recht", stimmte ihr Lee resigniert zu. "Und selbst wenn wir die Slytherins mit Stinkbomben bewerfen, schlechter spielen werden sie dadurch auch nicht"
Vica nickte. "Ach, darum geht es also"
Fred und George zogen lange Gesichter und sahen einander an. "Wenn ich nur an diese Schleimbrocken denke, auf ihren superschnellen, teuren, neuen Besen..."
"Streu nicht noch Salz auf die Wunde, Fred!", flehte George seinen Zwillingsbruder gepeinigt an.
"Tut mir leid, George, aber der Gedanke macht mich einfach krank"
Lachend verdrehte Vica die Augen. "Na dann kennt ihr ja wohl auch die Lösung. Schlagt ihnen einfach die Klatscher an den Kopf, bis sie von ihren ach-so-supertollen Besen fliegen! Ihr seid Treiber, verdammt. Wo bleibt euer Einsatz?!"
Die drei Jungs stimmten in ihr Lachen mit ein.
"Ja, haut dem blonden Weichei einen Klatscher ins Gesicht, das würde ich nur zu gern sehen!", sagte Lee.
"Erwähne das nur nicht bei deiner Moderation morgen, sonst zieht McGonagall dich noch aus dem Verkehr", warnte ihn George und Lee wedelte mit der Hand unbestimmt in der Luft herum als wolle er ein lästiges Insekt verscheuchen.
Fred stieß Vica den Ellenbogen leicht in die Seite. "Du jubelst aber auf jeden Fall uns zu, verstanden? Wehe du schließt dich deiner kichernden Freundin mit den Babybacken an und klatscht für die Schlangen"
Vica wich ihm aus und versteckte sich halb hinter Lee. "Wird das eine Drohung?"
"Oh ja!"
Fred sprang nach vorne und George kam von der anderen Seite, um Vica einzukreisen. Beide hatten die langen Arme vor sich gestreckt, bereit zuzupacken. Vica lachte und zog an Lees Umhang.
"Lee! Hilf mir"
Mit wichtiger Miene schlang Lee die Arme um das Mädchen und reckte das Kinn hoch in die Luft, um größer zu wirken, obwohl die Zwillinge ihn dennoch überragten. "An mir kommt ihr nicht vorbei"
"Das werden wir ja sehen"
Noch ehe einer von ihnen nach Vica greifen konnte, wirbelte sie herum und rannte quer über den Hof um den alten knorrigen Baum herum, der in dessen Mitte wuchs. Sie zog ihren Zauberstab und warf einen Blick über die Schulter um zu sehen, ob die Zwillinge und Lee die Verfolgung aufgenommen hatten.
"Levicorpus!", rief sie und richtete den Stab auf die drei. Fred, der einen Tick näher bei ihr war als die anderen beiden, wurde von ihrem Spruch getroffen und in die Luft gehoben. George und Lee stoppten, als sie sahen, wie es Fred buchstäblich von den Füßen riss und lachten. Freds Gesicht färbte sich langsam rot während er wie wild mit den Armen ruderte, jedoch ohne Erfolg.
Vica kam langsam auf ihn zu bis er etwa auf Augenhöhe vor ihr schwebte. Sie grinst frech.
"Wenn du ganz brav bist, lasse ich dich wieder runter, aber du musst schon 'Bitte' sagen"
Fred verdrehte die Augen, was komisch wirkte, da er aus Vicas Perspektive zu Boden sah, statt nach oben. "George, Lee, tut doch etwas!", flehte er und versuchte, sich in der Luft zu drehen, sodass er seinem Bruder und seinem besten Freund einen flehenden Blick zuwerfen konnte.
George schüttelte langsam den Kopf. "Nein, danke, Freddie"
"Sonst ergeht es uns nachher noch wie dir!", ergänzte Lee verschmitzt.
"Verräter", murmelte Fred und sah zu Vica. "Bitte, bitte, bitte, lass mich wieder runter, damit ich sie für ihren Verrat bestrafen kann"
"Ganz schön hohe Töne für jemanden in deiner Situation", neckte ihn Lee, aber Vica zeigte schließlich Erbarmen und sprach den Gegenzauber. Vorsichtig ließ sie den hochroten Fred wieder auf den Boden zurück sinken und steckte den Zauberstab zurück in ihren Gürtel.
George reichte Fred die Hand und zog ihn zurück auf die Beine.
"Alles klar?"
"Meine Beine fühlen sich an wie Wackelpudding aber ansonsten alles Bestens, danke"
Die vier setzten sich auf eine der Steinmauern, obwohl diese nicht gerade warm waren und ganz besonders nicht im November. Aber heute war einer der wenigen sonnigen Tage seit langem und es wäre zu schade, wegen dem bisschen Kälte und Wind nach drinnen zu gehen. Außerdem, so behaupteten die Zwillinge, würde das sie alle abhärten. Quidditch spielte man schließlich auch bei Wind und Wetter.
"Apropos Quidditch", fragte Vica. "Wie sieht eure Taktik für morgen aus? Wood hat sich doch sicherlich einen Schlachtplan überlegt"
Fred und George sahen sie schockiert an. "Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass er uns erlauben würde, mit dir darüber zu sprechen, oder?"
Vica schmunzelte. "Vermutlich nicht"
"Wie sieht es eigentlich bei dir aus?", fragte Lee. "Die Besenflugstunden sind ja jetzt vorbei. Bewirbst du dich nächstes Jahr fürs Team?"
Vicas Augen begannen vor Vorfreude förmlich zu leuchten. "Auf jeden Fall"
"Oh nein", stöhnten die Zwillinge synchron. "Wir haben dich wirklich gern, Ronnie, aber als Ravenclaw müssen wir dich während den Spielen einfach hassen"
"Ich werde euch das sicher nicht übel nehmen", meinte Vica zwinkernd. "Ich denke nämlich nicht, dass es bei mir anders wäre"
"Und welche Position?", fragte George nun. "Jäger? Sucher? Hüter?"
Fred musterte Vica mit schief gelegtem Kopf. "Jägerin"
"Ich tippe auf Sucher", riet Lee und tippte sich nachdenklich gegen das Kinn. "Sie ist ziemlich eigensinnig. Ich denke, so eine Egopostion würde zu ihr passen. Und sie ist klein und leicht, das sind gute Voraussetzungen. Außerdem erntet man da den meisten Ruhm"
Vica boxte ihn gegen die Schulter. "Wir werden ja sehen, jetzt ist erstmal dieses Schuljahr dran. Damit habe ich ja auch schon genug Ärger"
Die Jungs sahen sie stumm an, während Vica mit den Füßen gegen die Steinmauer trommelte.
"Ginny hat uns erzählt, dass dieses Slytherinmädchen in eurem Jahrgang Ärger macht... Sollen wir ihr mal zeigen, wo sie sich ihre Reinblütigkeit hinstecken soll?", fragte Fred scherzhaft und Vica verneinte lächelnd.
"Odilla ist nervig, ohne Frage, aber mit der komme ich schon zurecht"
"Bist du sicher?", fragte George. "Ich wollte schon immer mal ein paar Denkzettel im Slytheringemeinschaftsraum hinterlassen... Ein paar kleine Tümpel... Oder zwei von Hagrids feuerpockigen Kröten"
"Hm... Verlockendes Angebot...", antwortete Vica und strahlte ihn an. "Vielleicht komme ich irgendwann darauf zurück"
Die Jungs merkten, dass Vica nicht erzählen wollte, was sie wirklich beschäftigte und beließen es dabei. Es war ihnen lieber, wenn sie von sich aus darauf zu sprechen kam. Vica legte den Kopf in den Nacken und reckte ihr Gesicht den kaum noch wärmenden Sonnenstrahlen entgegen.
"Ich will nicht, dass es Winter wird", seufzte sie. "Von mir aus könnte es für immer Herbst bleiben"
"Und was wird dann aus Weihnachten?", fragte Lee schockiert.
"Und Schneeballschlachten?", fragten die Zwillinge.
Vica überlegte. "Hm... Vielleicht wäre ich mit Dezember als einzigen Wintermonat auch einverstanden. Der Januar kann meinetwegen ruhig wegfallen"
"Dann wärst du aber für immer elf, Ronnie", meinte George ernst. "Der elfjährige Zwerg aus Ravenclaw"
Vica lachte. "Das ist doch mal ein toller Titel, oder nicht? Veronica Harrison, der elfjährige Zwerg aus Ravenclaw"
Sie rutschte von der Steinmauer. "Also dann, viel Glück für morgen. Ich will vollsten Einsatz von euch sehen, verstanden?"
Die Zwillinge hoben synchron ihre Daumen. "Verstanden, Miss"
Am darauffolgenden Samstagmorgen war die angespannte Stimmung, die bisher in Hogwarts herrschte, auf einmal verflogen und machte einer ausgelassenen Vorfreude auf das heutige Quidditch-Spiel Platz. Obwohl Ravenclaws Mannschaft heute nicht selbst antreten würde, freuten sich die Schüler trotzdem auf das Spiel.
Cammie hatte sich aus ihrem Koffer gerade ein grünes Haarband ausgesucht und legte es sich an. Kritisch beäugte sie ihr Ebenbild in dem silbernen Spiegel, der neben ihrem Bett hing.
"Beißt sich das Grün mit meinem Schal?", wollte sie von Pixie wissen, die mit Vica auf deren Bett hockte und den Schwebezauber übte. Sie ließ gerade diverse Schokofroschkarten über ihren Köpfen tanzen und sah daher voller Konzentration auf die Karten, statt zu Cammie. Trotzdem antwortete sie: "Nein, sieht toll aus"
"Lügnerin", sagte Cammie beleidigt und steckte das Band mit ein paar Haarnadeln fest. Jocelyn, die, in einem von Lockharts Schulbüchern vertieft, bäuchlings auf ihrem Bett lag, stöhnte genervt.
"Cammie, zieh einfach irgendetwas an. Solange du nicht gerade in einem funkensprühenden Schlangenkostüm auf der Tribüne sitzt, bemerkt dich Malfoy sowieso nicht, egal ob dein Haarband nun grün oder blau ist"
"Vollkommen richtig", stimmte Vica Jocelyn zu und applaudierte, als Pixie die Karten wilde Salti vorführen ließ. "Super, Pixie! Damit wirst du Flitwick glatt von seinem Bücherstapel fegen!"
Pixie senkte ihren Zauberstab und die Karten segelten zu Boden. Ein stolzes Grinsen erhellte ihr Gesicht. Vica schaute auf ihre Armbanduhr.
"Es ist halb elf. Bald beginnt das Spiel, wir sollten langsam los. Ich sag Luna Bescheid"
Sie sprang von ihrem Bett und lief runter in den Gemeinschaftsraum, wo es sich Luna nach dem Frühstück auf einem der himmelblauen Sessel bequem gemacht hatte. Ihren Zauberstab hatte sie nachlässig hinters Ohr geklemmt und blätterte in der neusten Ausgabe des Klitterers. Vica setzte sich auf die Lehne des Sessels und zog ihrer Freundin sanft das Heft aus der Hand.
"Die Pflanze der Henker- Die wirklich wahre magische Wirkung der Alraune", las sie den Titel der aufgeschlagenen Seite vor. "Klingt interessant"
"Ist es auch", stimmte Luna zu. "Ich habe meinen Dad auf die Idee zu diesem Titel gebracht. Jetzt, wo wir die Alraunen doch für Filchs Katze brauchen"
Vica überflog den Artikel. Sie war überrascht, wie gut dieser Artikel war. Er beschrieb tatsächlich die bekannte Geschichte der Alraune und wie man sie seit jeher anwendete. Gegen Ende gab es zwar ein paar wilde Spekulationen zu weiteren Anwendungsgebieten, die, zugegebener Maßen, ein bisschen absurd waren, aber ansonsten war der Artikel ungewohnt sachlich.
"Luna... Hast du das geschrieben?"
Luna lächelte leicht und schüttelte den Kopf. "Nein, aber ich habe für den Artikel recherchiert und alles, was ich wusste, meinem Dad geschickt. Er hat es überarbeitet und in Form gebracht"
"Wow, wirklich toll. Willst du später etwa Journalistin werden?"
"Ich weiß es noch nicht... Es wäre natürlich toll, wenn ich den Klitterer übernehmen würde...", sagte Luna zögerlich und sah in die Ferne. Sie blinzelte kurz und wandte sich dann wieder Vica zu. "Wieso bist du eigentlich hier unten? Ich dachte, du und Pixie wolltet noch ein bisschen üben...?"
"Oh, richtig", meinte Vica, der plötzlich wieder einfiel, wieso sie Luna aufsuchen wollte. "Wir gehen gleich runter zum Spiel. Kommst du mit?"
Luna nickte fröhlich. "Gerne"
In diesem Moment kamen auch Pixie und Cammie die Treppe hinunter. Jocelyn würde hierbleiben. Sie konnte Quidditch nicht sonderlich viel abgewinnen.
"Ich kann mir sinnvollere Sachen vorstellen, als vierzehn Typen auf ihren Besen dabei zuzusehen, wie sie sich gegenseitig mit Bällen bewerfen", waren ihre genauen Worte.
Sobald die vier in Richtung der Treppen liefen, stießen sie auf all die anderen Schüler, die sich zum Spiel auf machten.
"Mist!", fluchte Vica. "Kommt, wir drängeln uns durch, sonst bekommen wir nur noch die dümmsten Plätze"
Sie nahm Pixie an die eine und Luna an die andere Hand und schlängelte sich durch die Masse. Viele Schüler schimpften, als sich die kleine Brünette rücksichtslos an ihnen vorbei quetschte.
"Vica, warte", bat Cammie sie, die sich an Pixies freiem Arm klammerte, um nicht verloren zu gehen. Aber Vica hörte nicht auf sie und als sie endlich die engen Schulkorridore verließen und ins Freie traten, rannte sie los und zog die anderen mit sich.
Keuchend und außer Atem hielten sie erst vor den Aufgängen der Tribüne an. Cammie und Pixie rissen sich los und holten japsend Luft. Ihre Haare waren zerzaust und ihre Gesichter rot angelaufen. Auch Lunas Haare wirkten noch unordentlicher als sonst.
"Mach. Das. Nie. Wieder", forderte Cammie von Vica zwischen mehrmaligem Luftholen. Vica, die selbst kaum angestrengter wirkte als sonst, grinste nur.
"Hat doch geklappt. Wir haben beinahe freie Platzwahl", meinte sie mit einem lässigen Schulterzucken.
Die Mädchen stiegen die Tribüne hinauf, wo sich einige Slytherins und Gryffindors bereits versammelt hatten und ein paar Banner hoch hielten. Cammie, die eigentlich auf die Slytherinseite zusteuern wollte, hielt inne, als sie die vertrauten erdbeerblonden Haare von Odilla Burke bemerkte. Gemeinsam mit ihrer Freundin Scarlett hatte sie es sich in der ersten Reihe bequem gemacht.
Vica nutzte die Gelegenheit, um die anderen in Nähe der Gryffindors zu platzieren und winkte Lee zu, der sich bereits vor seinem Pult als Kommentator des Spieles befand. Er winkte zurück, sobald er sie entdeckte und deutete nach hinten zu den Umkleiden, vor denen Vica eine Gruppe Schüler in rot-goldenen Uniformen entdeckte. Zwei davon waren dank ihrer Größe und den leuchtend roten Haaren sofort zu erkennen. Vica formte die Hände wie einen Trichter vor den Mund und rief so laut sie kann:
"FRED! GEORGE!"
"Ahhh...", beschwerte sich Pixie, die direkt neben ihr stand und sich das nun schmerzende Ohr rieb. "Spinnst du?"
Vica achtete nicht auf sie. Die Treiber hatten sie trotz des Lärms der ganzen Schüler gehört und suchten mit ihren Blicken die Menge nach ihr ab. Als sie Vica entdeckten, grinsten sie breit.
"VIEL GLÜCK!!!", rief Vica und hielt ihre gedrückten Daumen nach oben. Die Zwillinge nickten, ehe sie in den Umkleiden verschwanden. Ihnen folgte Harry, der ganz schön blass aussah, wohl vor Nervosität. Vica pfiff laut auf zwei Fingern, um seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Als er zu ihr hoch sah, winkte sie und formte mit den Lippen ein tonloses 'Viel Glück'. Er schien sie verstanden zu haben, denn er lächelte leicht und winkte, ehe er ebenfalls in der Umkleide verschwand.
Vica drehte sich zu den anderen dreien um, die bereits Platz genommen hatten. Cammie richtete ihr Haarband erneut und strich ein paar ihrer abstehenden blonden Haare glatt, während Luna zu Vicas rechten saß und zusah, wie sich die Tribüne immer mehr mit Schülern füllte.
"Sieh mal, da ist Ginny", sagte sie zu Vica und zeigte auf eine Gestalt zwei Reihen hinter ihnen. Ginny versuchte sich an ihren Mitschülern vorbei zu drängeln und einen guten Platz zu ergattern. Vica fuchtelte wie wild mit den Armen.
"GIIIIIIIINNNY! Hier drüben"
Ginny zuckte zusammen, als sie Vicas Stimme hörte und lächelte leicht, als sie sah, wie energisch Vica sie zu sich winkte.
"Hey", begrüßte Ginny sie und Luna, als sie endlich neben ihnen stand.
"Hey", grüßte Vica fröhlich zurück und rutschte zur Seite, damit Ginny sich zwischen sie und Luna setzen konnte. Ginny ließ sich auf den freien Platz fallen und warf einen Blick rüber zu Pixie und Cammie. Pixie lächelte ihr kurz zu, stellte sich vor und sah dann zurück aufs Spielfeld, Cammie, deren Haarband inzwischen wieder an Ort und Stelle saß, nickte knapp.
"Die beiden sind Slytherin-Fans", meinte Vica fast schon entschuldigend zu Ginny. "Aber mit dir sind wir Gryffindor-Fans in der Überzahl"
"Du siehst müde aus", stellte Luna fest, nachdem sie Ginny eine Weile lang still und ohne zu Blinzeln gemustert hatte.
Ginny wurde noch etwas blasser, als sie sowieso schon war. "Ich... Ich kann in letzter Zeit nicht so gut schlafen, das ist alles"
Luna sah Ginny weiterhin an, bis diese unruhig auf der Bank umherzurutschen begann.
"Das liegt bestimmt am Vollmond. Ich habe mal gehört, dass viele Menschen bei Vollmond schlechter schlafen können, weil das hellere Licht ihren Schlafrhythmus beeinflusst, oder so", sprang Vica Ginny zur Seite und Luna hörte endlich auf, sie mit ihrem forschenden Blick zu durchbohren. Trotzdem gab Vica Luna innerlich recht. Ginny sah sehr müde aus. Die dunklen Ringe unter ihren Augen, die sie schon eine ganze Weile hatte, waren trotz Aufpäppelungstrank nicht verschwunden. Vica wertete es aber als gutes Zeichen, dass Ginny zum Spiel erschienen war. Vor allem, dass sie begeistert den Kopf vor reckte, um Harrys Einfliegen nicht zu verpassen.
Viele der Ravenclaws und Hufflepuffs trugen etwas in Rot oder Gold, um Gryffindor zu unterstützen. Slytherin war schon zu lange ungeschlagen und außerdem fanden es viele unfair, dass sie sich mit teuren Rennbesen bestechen ließen. Sie alle warteten nur darauf, Slytherin von ihrem Thron stürzen zu sehen und als die Spieler endlich aufs Spielfeld geschossen kamen, begann der tosende Lärm.
"GRY-FFIN-DOR! GRY-FFIN-DOR! GRY-FFIN-DOR", schrien Ginny und Vica synchron so laut sie konnten und stampften mit den Füßen. Luna klatschte laut mit. Die Slytherins buhten und taten ihr bestes, um die Anfeuerungsrufe der anderen Häuser zu übertönen.
Madam Hooch, die wie immer die Rolle der Schiedsrichterin übernahm, forderte beide Mannschaftskapitäne dazu auf, sich die Hände zu reichen. Es sah zwar aus, als wollten die beiden sich lieber zigtausend Flüche an den Hals jagen, aber sie kamen der Aufforderung nach und machten sich anschließend bereit.
"Gleich geht es los", sagte Vica aufgeregt und stieß Ginny den Ellenbogen in die Seite.
"Unser erstes Quidditch-Spiel in Hogwarts", antwortete Ginny nicht minder begeistert.
Der Pfiff ertönte und alle vierzehn Spieler schossen hoch in die Luft. Die Slytherins waren einen Tick schneller als das gegnerische Team, das war unbestreitbar, aber die Grffindors ließen sich davon nicht einschüchtern.
"Da oben fliegt Harry!", rief Ginny und deutete auf die rote Gestalt am Himmel, die deutlich über den anderen Spielern flog.
"Und da kommt auch schon Malfoy...", kommentierte Vica trocken, als Malfoy sich Harry näherte, nur um wie ein Pfeil unter ihn hindurch zu schießen. "Unglaublich, wie schnell er ist", schwärmte Cammie so laut, dass Vica sie sogar über den Lärm hinweg verstehen konnte. "Die neuen Besen machen wirklich etwas her"
Vica verdrehte die Augen. Zu mehr als Angeberei war dieses Flugmanöver nicht zu gebrauchen. Da musste Malfoy schon mehr tun, um zu beweisen, dass sein Platz im Team gerechtfertigt war. Auf einmal spürte Vica Ginnys Finger, die sich in ihren Arm krallten.
"Autsch!"
Sie sah in die Richtung, in die Ginny starrte und bemerkte, wie sich ein Klatscher direkt auf Harry zu bewegte. Sie beide verfolgten gebannt, wie Harry nur knapp dem Klatscher ausweichen konnte. Es hätte nicht viel gefehlt und er hätte ihn hart an der Schulter erwischt. In dem Moment kam George auf Harry zugeflogen und donnerte den Klatscher mit seinem Schläger fest in Richtung des Slytherinteams. Vica riss begeistert beide Arme nach oben, was dazu führte, dass Ginny, die sich noch immer an ihr festhielt, einfach mitgezogen wurde. "KLASSE GEORGE!!!!"
"Pass doch auf!", schimpfte einer der Schüler hinter ihr, der beinahe von ihren fuchtelnden Armen getroffen worden wäre.
Der Klatscher, der jetzt eigentlich den Slytherinjäger Pucey im Visier haben sollte, schließlich war dieser dem Klatscher am nächsten, kehrte um und schoss erneut auf Harry zu.
"Das gibt es doch nicht!", entrüstete sich Vica und senkte die Arme. "Das dürfte gar nicht sein!"
Vor lauter Fixierung auf Harry bemerkten sie fast gar nicht, wie Slytherins Jäger sich die Ablenkung zu Nutzen machten und ein Tor nach dem anderen erzielten.
"Verflucht!", schimpfte Vica, als Lee Tor Nummer fünf für Slytherin verkündete. "Das ist unfair! Harry kann sich gar nicht auf den Schnatz konzentrieren und Fred und George haben alle Hände voll damit zu tun, Harry auf dem Besen zu halten"
Ginny stimmte ihr zu. "Wieso unternimmt niemand etwas dagegen?"
Harry wurde vom Klatscher über das gesamte Spielfeld gejagt. Fred und George taten ihr Bestes, um den durchgedrehten Ball fortzuschlagen, aber egal wie oft sie es taten, er kehrte immer wieder zurück, wie ein Bumerang. Das wirklich Dumme dabei war, dass der zweite Klatscher völlig normal funktionierte und weiterhin Jagd auf alle Spieler machte, einschließlich der Gryffindors, die ohne Treiber völlig wehrlos dem Klatscher ausgeliefert waren.
"Oh nein, oh nein, oh nein", stöhnte Ginny, als die Jägerin Angelina, die sich mit dem Quaffel zu einem Wurf bereitmachte, beinahe von dem zweiten Klatscher erwischt wurde. Angelina riss rechtzeitig ihren Besen nach oben, verlor aber dabei den Quaffel, der wiederum nun in die Hände der Slytherins fiel. Die grünen Schlangen nutzten ihre Chance, flogen auf die Ringe der Löwen zu und passten sich den Ball schnell hin und her. Durch ihre Schnelligkeit waren sie kaum aufzuhalten. Vica betete, dass Wood den kommenden Wurf abwehren konnte. Pucey und Marcus Flint waren zu ihrem Unglück aber gut eingespielt und auch der jetzt einsetzende Regen brachte sie kaum aus dem Gleichgewicht. Flint täuschte einen Wurf auf einen der äußeren Ringe an, Wood flog rüber, um ihn aufzuhalten, aber ehe es zum Wurf kam, passte Flint an Pucey und er schoss geradewegs durch den mittleren Ring.
"Slytherin liegt in Führung, mit sechzig zu null Punkten", verkündete Lee den neuen Spielstand. Der Unmut war deutlich aus ihm heraus zu hören.
Fred und George hatten Harry inzwischen in ihre Mitte genommen und bildeten einen menschlichen Schutzwall um ihren Sucher.
"So wird Harry den Schnatz niemals fangen", schnaubte Ginny. "Er sieht ja nicht einmal, wo er hinfliegt"
"Immer noch besser, als Harry ganz zu verlieren, weil der Klatscher ihm den Kopf abgerissen hat", verteidigte Vica die Strategie der Zwillinge.
Schließlich bat Wood Madam Hooch um eine Auszeit. Ginny und Vica atmeten beide erleichtert aus, als alle Spieler wieder festen Boden unter ihren Füßen hatten, vor allem, weil der Klatscher auch jetzt noch Harry hinter her sauste.
"Wer könnte ihn verhext haben?", überlegte Luna laut und sprach somit genau den Gedanken aus, der den anderen beiden ebenfalls durch den Kopf ging.
"Ich habe ja ganz klar Malfoy im Verdacht", sagte Ginny. "Er hat Angst, sich zu blamieren, also schaltet er Harry aus"
"Das glaube ich nicht", warf Vica ein. "Dazu müsste er in Hoochs Büro eingebrochen sein und der Fluch ist auch nicht ganz einfach. Da müsste er vermutlich etwas mehr auf dem Kasten haben, als bloße Angeberei. Sehr unwahrscheinlich, also"
Cammie und Pixie, die den letzten Teil ihres Gesprächs mitbekommen hatten, mischten sich ein.
"Draco hat nichts damit zu tun, wenn die beiden Treiber es nicht mal schaffen einen simplen Klatscher abzuwehren", sagte Cammie grimmig.
"Das ist nicht die Schuld der Weasleys, Cam", widersprach ihr Pixie, ehe Vica ihr wütend die Meinung geigen konnte. "Du hast doch gesehen, was passiert ist. Das war nicht normal"
Cammie verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich glaube trotzdem nicht, dass es jemand aus dem Slytherinteam war. Sie wären doch zuallererst im Verdacht und würden den Sieg aberkannt bekommen. Das würden sie nicht riskieren, außerdem können sie auch ohne solche Tricks gewinnen"
"Du sprichst hier von der Mannschaft mit den meisten Fouls in der ganzen Geschichte von Hogwarts!", wies Ginny sie zurecht.
Vica blickte zurück aufs Spielfeld auf den Kreis, den die Gryffindor-Mannschaft gebildet hatte. Sie konnte sehen, wie sie wild aufeinander einredeten, vor allem Fred und George waren wütend, offenbar auch auf Wood. Weswegen, konnte Vica nicht sagen.
Schließlich beendete Madam Hooch die Auszeit und die Spieler stiegen erneut auf ihre Besen. Inzwischen hatte sich auch noch das Wetter verschlechtert und der Regen fiel stärker.
Sobald Harry in der Luft war, heftete sich auch schon der Klatscher an seine Fersen.
"Nicht schon wieder", stieß Ginny aus.
"Wo sind Fred und George?", fragte sich Vica laut und sie bemerkte, dass die Treiber zwar besorgt zu Harry sahen, der dem Klatscher in wendigen Flugmanövern auszuweichen versuchte, aber nicht mehr zu ihm hinflogen, um ihn zu decken. Stattdessen hielten sie nun den zweiten Klatscher in Schach, wodurch die Jäger endlich wieder öfter in den Quaffelbesitz kamen.
"So sieht ein guter Flieger aus!", freute sich Ginny, als Harry wieder einen ganz raffinierten Sturzflug hinlegte, um den Klatscher, der wesentlich langsamer war als Harry auf seinem Nimbus, auszutricksen.
"Er ist gut", stimmte Cammie ihr widerwillig zu. "Aber ein Sucher sollte den Schnatz fangen und das macht er sicher nicht"
"Dein heißgeliebter Malfoy aber auch nicht", erwiderte Vica grinsend und deutete auf einen kaum auszumachenden flirrenden Fleck neben Malfoys Kopf.
Pxie kniff die Augen zusammen und beugte sich vor um zu erkennen, was Vica ihnen zeigen wollte. "Ist das...?", fragte sie. "Der Schnatz?"
"Er ist es", jubelte Ginny. "Und Malfoy bemerkt ihn nicht einmal!"
Doch Harry tat es. Die Mädchen konnten sehen, wie er sich bereit machte, auf Malfoy zuzufliegen, als dieses fiese Mistding von Klatscher mit voller Geschwindigkeit auf ihn zustürmte.
"HARRY!", schrie Ginny. "PASS AUF!"
Natürlich hörte Harry Ginnys Warnrufe nicht und als der Kaltscher gegen seinen Ellenbogen prallte hatte er Mühe, sich auf dem Besen zu halten. Sein Arm hing merkwürdig geknickt herunter.
"Eindeutig gebrochen", meinte Luna, die während des Spiels eigentlich kaum etwas sagte."Der Arme"
Der Klatscher flog einen Bogen und kam zurück, eindeutig mit der Absicht, Harry nun endgültig den Rest zu geben, aber Harry wich taumelnd aus. Er war sichtlich angeschlagen.
"Der Schnatz, Harry! Schnapp ihn dir", rief Vica. "Los!"
Als hätte er sie gehört, raste Harry in diesem Moment auf Malfoy zu, der, vermutlich aus Angst, Harry wollte ihn angreifen, entsetzt in die andere Richtung flog und den Schnatz Harry geradezu überließ.
"Draco, nicht!", fluchte Cammie. "Kehr um"
Aber das tat Malfoy nicht, sondern flog weiter Harry und dem Schnatz davon. Harry war inzwischen nur noch eine Armlänge vom goldenen Schnatz entfernt und sie alle verfolgten gebannt, wie er den gesunden Arm so weit es ihm möglich war, von sich reckte. Doch nun hatte er keinen Halt mehr auf dem Besen und das war bei einem Sturztflug wirklich mehr als ungelegen. Unaufhaltsam schoss er auf den Boden zu und dieses Mal ließ Vica es ohne Beschwerde zu, dass Ginny sich an ihr festkrallte.
Sie und ein Großteil der Zuschauer schrien entsetzt auf als Harry, unfähig abzubremsen, aufschlug. Der Regen hatte den Boden aufgeweicht und Schlamm spritzte hoch und in alle Richtungen.
Lees Stimme unterbrach die Szene: "Harry Potter hat den Schnatz gefangen! Gryffindor erhält einhundertfünzig Punkte und gewinnt mit hundertfünzig zu sechzig Punkten gegen Slytherin!!"
Die Schreie schlugen in Jubelrufe um und Vica fiel Ginny um den Hals. "Sie haben gewonnen, sie haben gewonnen", rief sie und die beiden sprangen dabei auf und ab wie kleine Kinder.
"Glückwunsch", sagte Pixie kameradschaftlich zu ihnen und Vica grinste sie glücklich an.
"Seht mal, was tut Professor Lockhart denn da unten?", fragte Luna und sie sahen runter aufs Spielfeld, wo sich die gesamte Gewinnermannschaft um Harry versammelt hatte.
"Lass uns runter gehen", bat Ginny und Vica nickte. Sie stiegen die nassen Stufen der Tribüne hinunter und suchten sich ihren Weg durchs Gedränge. Vica sah, wie Fred und George mit dem verhexten Klatscher kämpften und steuerte auf sie zu.
"Geh du nur zu Harry", meinte sie zu Ginny. Als die Zwillinge sie entdeckten, wäre ihnen der Klatscher beinahe wieder entwischt.
"Schnell, Ronnie, die Kiste", keuchte George. Vica griff nach ihrem Zauberstab und die Kiste für die Quidditchbälle flog ihr nach einem stummen Aufrufzauber entgegen.
"Hier", sagte sie und rannte mit der Kiste im Arm zu den Brüdern. Fred stopfte den Klatscher mit Müh und Not an seinen Platz während George ihn sicherte. Als die Ketten endlich einrasteten, stießen sie alle einen erleichterten Seufzer aus und ließen sich zu Boden sinken.
"Was für ein Spiel", meinte Fred schließlich und stand auf. George und Vica taten es ihm gleich. Die Zwillinge trugen die Kiste zu Madam Hooch, die sie mit mürrischer Miene entgegen nahm, ehe sie zu Harry und den anderen gingen. Vica stellte sich neben Ginny, die eher etwas abseits einen Blick auf Harry warf und die Zwillinge gesellten sich dazu. Schweigend sahen sie zu, wie Lockhart seinen Zauberstab auf Harrys Arm richtete.
"Ach übrigens... Das nenne ich Treiber-Einsatz", sagte Vica unvermittelt und sah lächelnd zu Fred und George.
"Ja... Ihr hättet beinahe verhindert, dass Harry den Schnatz fängt, aber sonst...", erwiderte Ginny ironisch und die Zwillinge verstrubbelten ihr das nasse rote Haar. Auch Vica wurde nicht verschont.
"Hey", protestierte sie halbherzig.
"Ihr zwei seid echt zu niedlich", meinte Fred und George nickte grinsend. "Wie zwei nasse Knuddelmuffs"
Ein geschocktes Raunen der Menge ließ sie wieder nach vorne sehen, wo Harry mit vor Entsetzen verzerrter Miene an seinem Arm hinab sah... Oder das, was von seinem Arm übrig war. Ginny keuchte auf.
"Was hat er mit seinem Arm gemacht?"
"Oh. Mein. Gott", sagte Vica.
***
Vielen, vielen Dank für eure Geduld und die über 300 Votes!!! Ihr seid alle der Wahnsinn und ohne euch würde ich vermutlich auf ewig im Dschungel der Schreibblockaden und Zeitfresser rumirren. Ich habe euch ein kleines Video passend zu meiner FF zusammengebastelt (mit einer Demo-Version) und habe eigentlich absolut keinen Plan von diesen Dingen, aber es hat Spaß gemacht und ich hoffe, es gefällt euch trotzdem. Seht es als verspätetes Ostergeschenk an ;)
Eure Evynne <3
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