Kapitel 17: Hagrids Vergangenheit

Als Vica an diesem Morgen aufwachte hatte sie ein flaues Gefühl im Magen. Zuerst vermutete sie krank zu sein, doch dann fiel ihr ein, was für ein Tag heute war. Valentinstag. Seit sie dem Kindergarten entwachsen war hasste sie diesen Tag. Es ging an diesem besonderen Tag im Februar nicht wirklich um Liebe oder Zuneigung, sondern vor allem darum festzustellen, wie beliebt jemand war. Alle verglichen, wie viele Karten sie bekommen hatten oder Rosen, gaben damit an, schickten sich zur Not selbst welche nur um nicht mit leeren Händen dazustehen. Vollkommen absurd. Manche von Vicas früheren Lehrer hatte dies umgehen wollen indem sie die Schüler zwangen, für jeden aus der Klasse ein Kärtchen zu gestalten und diese in extra für diesen Zweck angefertigten Tütchen zu sammeln. Natürlich half dies kein bisschen. Unbeliebte Kinder bekamen hässliche Karten. Beliebte nicht. Vica zählte zum Glück nicht zu den armen Schluckern, die nur grob ausgeschnittene Karten mit nichts weiter drauf als 'Happy Valentines Day' erhielten, aber sie konnte einfach nichts Gutes an diesem Tag finden. Seine Zuneigung konnte man jeden Tag zeigen und wieso um alles in der Welt musste man es unbedingt mit Rosen und Schokolade tun?

In Großbritannien wurde das Ganze zwar nicht so materialistisch ausgelegt, aber da die Bräuche erst aus diesem Land stammten, kam man auch hier kaum drum herum. Die  Londoner Privatschule, die sie für das eine Jahr besuchte, hatte nicht einmal ansatzweise so einen Wirbel um den Tag veranstaltet wie ihre alte Junior School, dennoch hatten viele Schüler nur das eine Thema. Sie verabredeten sich zum gemeinsamen Lieder singen oder suchten sich einen Valentinsschatz wie die Älteren. Es war ihnen wichtig, dass möglichst viele einen dazu auserkoren, auch wenn man bereits einen hatte. Natürlich fragte niemand Vica oder verabredete sich für den Nachmittag mit ihr. Es war ihr ganz recht gewesen, doch offenbar merkte man Vica an, dass es ihr nicht ausmachte, von den Valentinstagsplänen ausgeschlossen zu werden. Der Tag hatte kein gutes Ende genommen. Es war nicht das erste Mal gewesen, dass Vica sich zurück in ihre Heimat wünschte, doch dafür hatte sie sich noch nie zuvor so sehr nach den Karten und Schokoladentafeln zurückgesehnt. Vicas Eltern hatten den Valentinstag nie gefeiert. Sie gingen an diesem Abend nicht einmal aus, es war einfach ein ganz normaler Tag. Auch nach dem Tod ihrer Mom konnte ihr Dad den Tag einfach übergehen, ohne von Erinnerungen heimgesucht zu werden. Darum beineidete sie ihn.

Stöhnend drehte sich Vica in ihrem Bett um bis ihr wieder einfiel, wo sie sich befand. In Hogwarts würde man sicher nicht so ein Tamtam machen wie in der Alltagswelt, oder? Sie konnte sich kaum vorstellen, dass die Professoren umgingen und Kindern im Austausch gegen Liebesliedern Süßigkeiten verteilen würden oder für jeden einen Valentinsschatz bestimmten. Von diesem Gedanken ermutigt schwang sich Vica aus dem Bett... Und wünschte sich gleich wieder, sie könnte einfach zurück kriechen. Cammie war bereits wach, stand vor dem Spiegel und steckte sich die letzten Haarlocken fest. Sie musste sehr früh aufgestanden sein um die komplizierte Frisur in aller Ruhe hinzubekommen. Sie bemerkte Vica und drehte sich mit einem strahlenden Lächeln zu ihr um.
"Guten Morgen!", sagte sie fröhlich, eher zwitschernd.
"Morgen", murmelte Vica zur Antwort und musterte sie. Sie sah irgendwie anders aus als sonst und das nicht nur wegen der Hochsteckfrisur. "Bist du etwa geschminkt?"

Cammie verdrehte die Augen. Ihre Wimpern waren lang und schwarz statt dunkelblond und auch ihre Augenbrauen waren in Form gezupft worden. "Ich bin fast dreizehn, Vica, da kann man ja wohl gelegentlich etwas Wimperntusche tragen"
"Spiel dich nicht so auf, du wirst erst im September dreizehn", korrigierte sie Pixie, die gerade aus dem Bad kam. Auch sie war bereits angezogen, doch im Gegensatz zu Cammie hatte sie sich nicht besonders herausgeputzt. Sie grinste Vica an. "Ein wenig verschlafen? Du bist doch sonst so ein Frühaufsteher"
"Heute nicht", murrte Vica und beeilte sich mit ihrer Morgenroutine. Cammie summte ein Liebeslied und als die anderen merkten, wie sehr es Vica auf die Stimmung schlug, stimmten sie mit ein.
"Leute, muss das sein?", schnaubte Vica während sie sich die Haare kämmte. Es war ja schön, dass Cammie zum ersten Mal seit langem wieder richtig gute Laune hatte, aber musste das ausgerechnet an diesem Tag sein?
Cammie kicherte und auch Jocelyn grinste.
"Endlich haben wir einen Schwachpunkt von dir entdeckt", sagte Pixie triumphierend. Gequält sah Vica zu Luna, die mit den Schultern zuckte und ihr ein kleines aufmunterndes Lächeln schenkte.

In der großen Halle traf Vica fast der Schlag. Es sah aus, als hätte ein Riese zehntausend Valentinstagpartys gefressen und seinen Mageninhalt danach in der Halle entleert. Überall an den Wänden hingen riesige rosafarbene Blumen die stetig Blütenblätter fallen ließen, auf denen die Schüler beinahe ausrutschten. Als wäre das nicht schon genug hatte sich sogar die Decke der großen Halle gegen sie verschworen und ließ herzförmiges Konfetti auf ihre Köpfe herabregnen, wie rosarote verformte Schneeflocken. Cammie klatschte vor Begeisterung in die Hände und Pixie lachte lauthals über Vica, die aussah, als würde sie sich lieber vom Astronomieturm werfen als in diesem Raum zu essen.

Da sah sie Fred und George fröhlich winken, Ginny saß bereits neben ihnen und Vica verabschiedete sich nur zu gern von ihren schadenfrohen Zimmergenossinnen. Je länger sie sich in der Halle befand, umso mehr Konfetti verfing sich in ihren Haaren auch wenn sie versuchte, es mit ihren Fingern rauszukämmen. Als sie endlich Platz nahm und erkennen musste, dass sogar im Rührei kleine Herzen klebten, fiel ihre Laune endgültig unter den Gefrierpunkt.

"Ich würde ja fragen, allerdings kann ich mir schon irgendwie denken, wer dafür verantwortlich ist", sagte sie verdrießlich zu ihren Freunden. Ginny tätschelte ihr mitfühlend die Schulter und deutete mit der anderen Hand lässig zum Lehrertisch, wo Lockhart bereits von seinem Platz aufstand und grinsend sein Werk begutachtete. Wie ein Pfau die Federn plusterte er sich in seinem, natürlich, rosafarbenen Umhang auf, der mit goldenen Herzstickereien verziert war. Er rieb sich abwartend die Hände, offenbar plante er eine Rede zu halten.
"Nicht auch das noch", murmelte Vica in sich hinein und griff nach ihrem Saft. "Ich kann vieles ertragen, aber irgendwann explodieren ich"
"Ich hätte nicht erwartet, dass dich die ganze geballte Liebe so kalt lässt, Ronnie", sagte George mit erhobener Augenbraue. "Ich dachte das wäre, wie hast du es noch genannt? Dein natürliches Element?"
"Das natürliche Element der Amerikaner allgemein", widersprach sie. "Ausnahmen bestätigen die Regel"
Sie biss in ihren Toast und verzog angewidert das Gesicht, als sie Papier schmeckte. Offenbar hatte sie eines dieser verfluchten Herzen übersehen. Die übrigen Lehrer am Tisch teilten Vicas Begeisterung für Lockharts Valtentinsprogramm. Sie alle waren wie versteinert. McGonagall schnippte sich gelegentlich Konfetti von der Schulter und Snape sah aus, als würde er mit den Zähnen knirschen. Doch es kam noch schlimmer. Lockhart hielt seine Rede, dankte seinen Bewunderern und bekräftigte die Annahme aller, dass er allein hinter dieser rosaglitzernden Katastrophe steckte. Als er endete, marschierten lauter Zwerge in Amorkostümen in die Halle, die Miene finster, die Flügelchen golden. Ihre Liebsboten für den heutigen Tag. Einige trugen Harfen, andere Flöten und wieder andere hatten sich Ukulelen umgeschnallt. Ginnys Augen leuchteten auf.
"Oh nein, Ginny, bitte mach das nicht", flehte Vica. Ginny sah sie nicht an sondern beschäftigte sich ausgiebig mit ihrem Frühstück, als forderte dies ihre gesamte Konzentration. Doch sie lächelte. Beiden entgingen die Blicke der Zwillinge, die sich wissend angrinsten.

Die Boten waren überall. Vica hasste es. Sie störten den Unterricht mit ihren schiefen Liedern, fingen ihre Opfer auf brutale Weise ein, wenn diese nicht freiwillig stehen blieben und verbreiteten eher Chaos als liebevolle Stimmung.

"Die mit Abstand dümmste Idee aller Zeiten", sagte Vica zu Luna als sie gerade auf dem Weg zu Geschichte der Zauberei waren. Ein Zwerg hatte vor ihnen gerade Cho Chang erwischt, die jedoch ganz andächtig seinen Worten lauschte und errötete. Als er geendet hatte, griff Cho voller Elan nach den Händen ihrer Freundin Marietta und beide freuten sich über diesen Liebesbeweis eines anonymen Verehrers.
"Furchtbar", sagte Vica noch mal mit Nachdruck, als der Zwerg sich plötzlich umdrehte und sie musterte.
"Du!", sagte er und deutete auf sie. Verdutzt hielt Vica inne. "Ich?"
"Ja, du" Der Zwerg holte eine Rolle Pergament aus seiner Toga hervor und schien kurz etwas nachzulesen, ehe er sich räusperte. "Öffentliches Ständchen für Ronnie Harrison"
"Diese Mistkerle!", fluchte Vica sofort und dachte an die Zwillinge. Sie sah sich nach einem Fluchtweg um, aber der Zwerg hatte damit gerechnet, hechtete vor und umschloss ihre Beine.
"Man hat mir bereits gesagt, dass du so etwas versuchen könntest", sagte der Zwerg. "Widerstand ist zwecklos"
Vica versuchte noch eine Weile ihn abzuschütteln, während der Zwerg bereits mit tiefer Stimme zu rezitieren begann:

"Oh Ronnie, oh Ronnie,
zu meinem Clyde bist du die Bonnie.

Wild wie zehn Raubkatzen
liebe ich auch deine Fratzen.
Ich will nur eines-"

Vica schaffte es, ein Bein aus der Umklammerung zu lösen und verpasste dem armen Zwerg ungewollt einen heftigen Tritt. Er stöhnte, ließ jedoch nicht los. Stattdessen schüttelte er sich, holte noch einmal tief Luft und schrie:

"ICH WILL NUR EINES KLEINER SPATZ,
BITTE SEI MEIN VALENTINSTAGSSCHATZ!"

Dann ließ er sie so unvermittelt los, dass Vica um ihr Gleichgewicht kämpfen musste und sprintete den Flur entlang, ehe sie ihm noch mal irgendwelchen Schaden zufügen konnte.
Luna grinste.
"Das war doch nett", sagte sie.
"Haha", antwortete Vica grimmig. "Immerhin ist es jetzt vorbei. Sie hatten ihren Spaß"

Doch da hatte Vica die Rechnung ohne die Zwillinge gemacht. Der Zwerg war nur der erste von vielen, die noch kommen sollten. Sie verfolgten Vica den ganzen Tag, hingen sich an ihre Beine, griffen nach ihren Armen oder ihren Haaren, je nachdem, was sie zuerst zu fassen bekamen, um sie vom Weglaufen abzuhalten. Ein Ständchen war schiefer und absurder als das vorherige, es war verrückt, wie die beiden das in so einer kurzen Zeit überhaupt bewerkstelligen konnten. Bald schon hatte Vica das Gefühl, von einer ganzen Armee aus Liebesboten verfolgt zu werden. Gehetzt raste sie von einer Unterrichtsstunde zur nächsten, doch nicht einmal in den Klassenräumen war sie sicher, im Gegenteil, dort saß sie erst recht in der Falle. Auch wenn sie schneller war als die Zwerge, sobald sie erst einmal im Unterricht saß kamen sie rein und stimmten ihre Lieder an, ohne dass sie jemand daran hindern konnte. Mittlerweile hatte Vica herausgefunden, dass es ihr eine Menge Peinlichkeiten ersparte, wenn sie die Zwerge in einen verlassenen Korridor führte, wo niemand sonst die Ständchen hören konnte. Dummerweise schienen die Zwerge Anweisungen bekommen zu haben, die genau dies vermeiden sollten. Je weiter abseits sie von einer Menschenmenge waren, desto lauter wurden sie.

Nach einer weiteren erfolglosen Hetzjagd entdeckte Vica aus den Augenwinkeln Fred und George, die sie amüsiert beobachteten. Augenblicklich machte sie kehrt und stürmte auf sie zu, wohl wissend was für einen Anblick sie ihnen bieten musste mit den zerzausten Haaren, den vor Anstrengung geröteten Wangen und dem wilden Blick. So fest sie konnte stieß sie beide gleichzeitig in die Brust.

"Mir reicht es jetzt! Keine Lieder, Gedichte oder sonstige Schwüre mehr, verstanden? Ihr pfeift eure Armada zurück!"

Die beiden lachten und rieben sich die schmerzende Brust.
"Du bist ja eine tobende Todesfee", sagte Fred.

"Mit Augen blau wie ein Gletschersee", ergänzte George und bemühte sich, sein Lachen zu unterdrücken. Wieder versetzte Vica ihnen einen Stoß.
"Wenn ich noch einen Reim höre, hetzte ich euch die Krätze an den Hals, das schwöre ich. Erst recht nichts mit meinem Namen in Verbindung mit Peperoni. Das passt nicht einmal wirklich!"

"Zu schade, das war meine liebste Stelle", sagte Fred.
Vica zwang sich zum Durchatmen und schloss kurz die Augen. "Ihr seid wirklich unmöglich" Dann öffnete sie die Lider wieder und lächelte. "Aber auch ganz schön produktiv und kreativ, das muss ich euch lassen"
"Der Anfang fiel uns noch schwer, aber dann wurde es immer leichter", sagte George stolz. "Ginnys Lied für Harry hat uns dann aber noch zusätzlich inspiriert"

"Will ich es wirklich wissen?", fragte Vica nach.
"Vermutlich hörst du es sowieso, aber Georgie und ich singen es dir gerne vor"

Die beiden sangen das Lied, ehe Vica sie stoppen konnte und schunkelten dabei als wären sie in einer Bar und hätten Bierkrüge in der Hand. Das Lied war kurz, aber das war auch gut so. Jeder Vers, der die Worte 'gepökelte Kröte' enthielt, hatte es naturgemäß schwer, den schlechten Eindruck wieder wettzumachen. Es klang furchtbar.
"Das kann Ginny doch unmöglich ernst gemeint haben", sagte Vica ungläubig. "Das klingt mehr nach einem Reim für euch als nach ihr. Da hatte ich mit meinem 'Bonnie und Clyde'-Reim ja noch Glück"

Fred und George sahen sie verwirrt an. "Bonnie und Kleid? Welches Kleid?"

"Nicht Kleid sonder Clyde. Die beiden waren ein Gangsterpärchen zur Zeit der Wirtschaftskrise. Sie haben die Polizei zwei Jahre lang ganz schön auf Trab gehalten, auch ohne-", wollte Vica gerade erklären, als sie stutzte. "Moment, dann war das Lied gar nicht von euch?"
Die Zwillinge zuckten gleichzeitig mit den Schultern. Manchmal fragte sich Vica, ob sie das vorher einstudierten, oder ob das nur eine Art Nebeneffekt der Zwillingssache war.
"Hat es dir denn gefallen?", fragte Fred.
"Es war jedenfalls nicht so furchtbar wie die anderen"
"Dann war es definitiv nicht von uns", bestätigte George ihren Verdacht. "Wir haben uns solche Mühe gegeben, damit du so wenig Gefallen wie möglich daran findest"
"Zumindest das ist euch gelungen", brummte Vica und biss sich auf die Lippe. "Dann hatten es wohl noch mehr Leute heute auf mich abgesehen"
"Gut möglich", sagte Fred. "Falls es dich tröstet: Wir haben das letzte Lied vor über einer Stunde mit einem der geflügelten Zwerge losgeschickt"
"Unseren Teil hast du also vermutlich schon hinter dir", ergänzte George.
"Das ist wirklich sehr beruhigend", sagte Vica sarkastisch. "Na ja, hoffen wir mal, dass es für heute alles war. Es ist zwar durchaus irgendwie lustig, bärtige kleine Männer in Stoffhüllen rumrennen zu sehen, aber irgendwann reicht der Anblick dann auch für ein ganzes Leben"


Sie hatte tatsächlich Glück, kein weiterer Zwerg lauerte ihr mehr auf. Dennoch lief Vica automatisch den Rest des Tages langsamer, wenn sie vor sich einen entdeckte. Sicher war sicher. Nach dem Unterricht schleppte sie sich erschöpft die Stufen zum Gemeinschaftsraum hoch. Sie brauchte auch mehrerer Minuten für das heutige Rätsel, entweder war es besonders schwer oder Vica war einfach nur körperlich wie geistig zu ausgelaugt, um sich genügend zu konzentrieren.

Als die Tür dann endlich aufschwang, wollte sie sich nur noch auf eines der himmelblauen Sofas niederlegen und sich ausruhen bis es Zeit fürs Abendessen wurde. Zu ihrem Pech waren die Sofas restlos belegt, doch eines von ihnen von Pixie und Cammie, deren Mienen sich deutlich aufhellten, kaum dass sie Vica sahen. Auch Jocelyn, die lesend in einem Sessel neben ihnen saß, sah interessiert auf.
"Na, hast du unsere Grüße bekommen?", fragte Pixie neckisch.
"Hätte ich mir doch gleich denken können, dass ihr das wart", sagte Vica. "Fred und George hatten schon genug Post für mich, ihr hättet wirklich nicht auch noch mitmachen müssen"
"Sie haben uns erst auf die Idee gebracht", gestand Cammie mit einem Schmunzeln. "Sogar Jocelyn hat liebend gerne mitgemacht"
"Verräter, allesamt", sagte Vica und machte eine auffordernde Handbewegung zu den beiden. "Rutscht mal auf"
Dann ließ sie sich auf das Sofa plumpsen und legte den Kopf zufrieden in den Nacken. Endlich hatte sie ihren Moment der Ruhe, auf den sie sich so sehr gefreut hatte. Der Stoff des Sofas war angenehm kühl unter ihren Fingern und das Polster ließ sie  darin versinken, so weich war es. Am liebsten wäre sie nie mehr aufgestanden. Sie seufzte zufrieden. 
"Harter Tag?", fragte eine Stimme, die Vica mit geschlossenen Augen als von schräg-oben-kommend einordnete. Träge öffnete sie ein Lid und sah Damians braunen Lockenkopf vor ihr aufragen. Er lächelte sie schief und etwas entschuldigend an als bereute er es, sie gestört zu haben. 

"Ich habe heute nur die endgültige Bestätigung dafür gefunden, dass nicht einmal Magie diesen Tag rettet", antwortete Vica.
"Sie hasst tatsächlich den Valentinstag", sagte Cammie und schüttelte den Kopf. "Ich frage mich, wie du die Sache in ein zwei Jahren siehst"
Damians Finger trommelten auf der Sofalehne in einem schnellen Rhythmus. "Ich fand es heute mal eine nette Abwechslung. In diesem Schuljahr gab es bisher nicht viel zu feiern"
Vica gab ihre halbliegende Position auf und setzte sich aufrechter hin, einen Arm auf die Lehne gestützt, um sowohl Cammie , Jocelyn und Pixie als auch Damian ansehen zu können. Jocelyn klappte das Buch in ihrem Schoß zu und richtete sich die Brille. 

"Wir sollten nach vorne sehen", begann sie. "Bald ist der Alraunentrank fertig, die Versteinerten kommen wieder zu sich und wir können uns voll und ganz auf die Abschlussprüfungen konzentrieren"
"Ich wusste gar nicht, dass du eine Optimistin bist, Jocelyn", stellte Vica spöttisch fest.
"Ich bin nur pragmatisch, Vica. Es gibt genügend andere Dinge, auf die wir uns konzentrieren sollten und nicht jeder von uns wurde mit einem Zauberstab in der Hand geboren" In ihrem Ton schwang Bitterkeit mit und Vica war klug genug, um nichts darauf zu erwidern. Damian sah dies allerdings anders. 

"Wir werden alle mit den gleichen Kräften geboren, egal ob muggelstämmig oder nicht", sagte er überzeugt, Jocelyns Aufschnauben ignorierend, obwohl sich seine Ohren sichtbar rot färbten. "Ich wette, Vica wäre auch die Beste in Flitwicks Unterricht wenn sie aus einer normalen Familie stammen würde"

"Sicherlich", sagte Jocelyn tonlos, ihr Blick war kalt. Als sie sich erhob waren ihre Finger so sehr um das Buch gekrallt, dass die Knöchel weiß hervor stachen. "Ihr entschuldigt mich sicher. Ich für meinen Teil habe zu lernen"
Dann stieg sie mit wehenden Haaren die Treppen zum Schlafsaal hoch. Erst als man ihre Schritte auf den Stufen nicht mehr hörte, sagte Damian reumütig:
"Ich glaube, ich habe sie verärgert"

"Nein", sagte Vica sofort in beruhigendem Ton. "Sie ist vielleicht etwas empfindlich, was ihre Noten und ihre Herkunft angeht. Nicht deine Schuld"
"Sie ist vor allem neidisch", stellte Cammie klar. "Sie ist so verknallt in Magie und alles, dass sie es niemand anderem gönnt" Sie senkte verschwörerisch die Stimme. "Sie verbringt Stunden in der Bibliothek und sucht nach irgendwelchen Vorfahren von ihr. Ich glaube, sie hofft sogar adoptiert zu sein und dadurch ihre wahren magischen Eltern zu finden"

Die Geste, die Cammie vollführte zeigte eindeutig, wie wenig sie von der Idee hielt. "Sie kriegt bestimmt die Krise, wenn sie in den Sommerferien heim geschickt wird"

"Sei nicht so gemein, Cam"

Cammie zuckte lässig mit der Schulter und beachtete Pixies halbherzigen Protest ansonsten nicht weiter. "Soll sie von mir aus machen, was sie will. Solange sie uns damit nicht auf die Nerven geht"
"Ich dachte, ihr wärt befreundet", sagte Damian zögerlich und auch Vica war es neu, dass die beiden so wenig von Jocelyn hielten. Schließlich waren sie oft gemeinsam unterwegs.

"Jemand wie Jocelyn hat keine Freunde. Nur Konkurrenten und Verbündete. Ich wette, die würde uns für eine gute Note auf dem Schwarzmarkt verhökern, wenn man sie ließe"

"So denken doch alle über uns Ravenclaws", warf Vica ein. "Das heißt noch lange nicht, dass es stimmt. Und ihr würde ich das auch nicht zutrauen"
"Abwarten. Das Schuljahr ist noch nicht zu Ende und wir haben noch sechs weitere Jahre vor uns. Komme ihr sicherheitshalber nicht in die Quere wenn es um die Wahl des Schulsprechers geht"

"Ich glaube, in dieser Zeit sollten wir alle wachsam sein", flüsterte Damian Vica mit einem Schmunzeln zu. "Hast du die Sechstklässler mal gesehen? Die zerfetzten sich jetzt schon gegenseitig"
Vica lachte. Auch ihr war der Konkurrenzkampf der Älteren nicht entgangen.

"Ich glaube aber, dass sie eigentlich harmlos sind. Vorausgesetzt, du versteckst nicht ihre Bücher oder verhext das Stundenglas mit den Bonuspunkten", flüsterte sie zurück und Damian hustete, um sein Lachen zu überspielen. Vica stand auf und streckte sich.
"Ich suche mal Ginny, ehe das Abendessen beginnt. Ich muss ihr schließlich von meinem Leid erzählen, wenn mich hier keiner ernst nimmt"

"Grüße sie von mir", sagte Damian automatisch wie aus der Pistole geschossen. Dann raufte er sich die Haare. "Moment, das ist dämlich, lass das lieber, ich sehe sie ja im Unterricht"

"Zu spät, Ginny weiß deine Grüße sicher zu schätzen. Besonders am Valentinstag", sagte Vica laut und beeilte sich aus dem Gemeinschaftsraum zu kommen.

Ginny und Vica hatten inzwischen ein System, das unnötiges Herumstreunen durch sämtliche Korridore und wildes Durchfragen vermeiden sollte, wenn sie einander suchten. Zum einen hatten sie ihre Stundenpläne abgeglichen, das allein half bereits weiter. Doch auch für die Zeit außerhalb des Unterrichts hatten sie nun eine Lösung. Vica war in einem Buch über magische Schwüre auf einen Bindungszauber gestoßen, der zwei Objekte aneinander band. Der eigentliche Zauber war ziemlich kompliziert und sehr umfassend, aber Vica hatte das Grundprinzip gut genug verstehen können, um es zumindest in abgeschwächter Form auf zwei schlichte Metallringe anwenden zu können. Färbte man einen der Ringe ein, so änderte auch der andere Ring langsam die Farbe, sofern man sich innerhalb eines gewissen Radius befand. Sie hatten die Ringe getestet, die Entfernungen ausgereizt und es gab keine zwei Punkte auf dem Schulgelände, bei denen die Verbindung nicht funktioniert hätte. Ginny hatte den dafür nötigen Farbzauber schnell erlernt und kam auch auf die Idee, jedem Treffpunkt in Hogwarts eine eigne Farbe zuzuordnen. Dann wusste die jeweils andere nicht nur, dass man sich gerne treffen würde, sondern auch gleich, wo diejenige auf die andere warten würde. Weil das System so gut funktionierte, haben sie den Bindungszauber auch gleich auf einen dritten Ring erweitert und ihn Luna gegeben. Diese benutzte ihn zwar selten, trug ihn aber mit sichtlichem Stolz als einen weiteren Anhänger an ihrer Halskette.

Nachdem die Tür des Gemeinschaftsraumes hinter ihr zu fiel, zog Vica ihren Zauberstab und tippte beiläufig mit der Spitze gegen ihren Metallring. Sie konnte den Farbzauber fast schon im Schlaf denn sofort begann sich das Metall an ihrem Finger zu verändern und der silberne Stich verschwand zusehends. Stattdessen wurde der Ring immer durchscheinender und glänzender bis man meinen könnte, er sei aus Glas gefertigt in dem sich das Licht der Fackeln spiegelte. Zufrieden mit ihrem Werk musterte Vica ihn kurz und stieg die Stufen des Turmes hinab, auf den Weg zur Eingangshalle, die sie als Treffpunkt auserkoren hatte. Der Ring an ihrem Finger wurde von einem Augenblick zum anderen eisig kalt und Vica musste der Versuchung widerstehen, ihn sich von der Hand zu reißen, bis sich das Glas allmählich zurück in Metall verwandelte und zu einer normalen Temperatur zurückkehrte. Ein lästiger Nebeneffekt der Rückverwandlung, den Vica bis jetzt noch nicht beseitigen konnte, der jedoch nur auftrat, wenn diese an einem anderen als den ursprünglich veränderten Ring vorgenommen wurde. Hätte Vica das Glas verschwinden lassen, hätten weder Ginny noch Luna oder gar sie selbst einen Unterschied gespürt bis auf den offensichtlichen. Es ärgerte Vica ein wenig, dass der Zauber noch nicht perfekt war, aber immerhin zeigte dieser Nebeneffekt ihr sofort, dass Ginny den Ring bemerkte und nun unterwegs war.  Es hatte alles seine Vor- und Nachteile.
In der Eingangshalle hielt Vica nach ihrer Freundin Ausschau, konnte sie jedoch zunächst nicht entdecken. Erst eine Bewegung in Nähe der Stundengläser ließ sie ihre Augen auf Ginny richten, die sich halb im Schatten verbarg. Ihre Augen waren gerötet, als hätte sie die letzten Stunden über nur geweint. Sofort ging Vica zu ihr und legte ihr die Hand auf dem Arm.
"Er wird mich nie lieben, Vica. Ich bin ihm lästig", brachte Ginny hervor und Tränen quollen aus ihren Augen. "Er hat meinen Gruß vor allen abgewehrt und Malfoy hat ihm verraten, dass er von mir kam"
Voller Mitleid drückte Vica Ginnys Arm. Sie will Ginny nicht leiden sehen, wusste aber, dass ein gut gemeinter Ratschlag nicht helfen würde. Es half ihrer Freundin jetzt nicht, wenn Vica behauptete, die Liebesboten wären von Anfang an eine dumme Idee gewesen. Oder dass Ginny ihrer Meinung nach mehr erreichen würde, wenn sie einfach normal mit Harry sprach. Also blieb sie stumm, schluckte die Worte auf ihrer Zunge herunter und wartete darauf, dass Ginny weiterredete.

"Das Schlimmste ist, dass er das Buch hat", sagte Ginny schließlich und holte zitternd Luft. "Wenn er es liest... Dann weiß er alles"
Jetzt konnte Ginny nichts mehr halten, ihre Schultern bebten. Schluchzend vergrub sie ihr Gesicht in Vicas Umhang und weinte ungehemmt. Vica stellte sich so vor sie, dass vorbeigehende Schüler nicht auf den ersten Blick erkannten, wie es um Ginny stand. Dann drückte sie ihre Freundin an sich und streichelte ihr beruhigend übers Haar. Erst als sie merkte, dass Ginny ruhiger wurde, stellte sie dir Frage: "Welches Buch meinst du überhaupt?"
"Den Kalender... " Ginny hickste. "Mein Tagebuch. Er muss es gefunden haben"
"Oh" Das war allerdings ein ernsthaftes Problem. Ginny löste sich von Vica und rieb sich mit dem Ärmel über das Gesicht um die Tränen zu trocknen. Sofort reichte Vica ihr ein Taschentuch, dass sie dankend annahm. 
"Vielleicht kann ich so tun, als wäre es mein Tagebuch und es von Harry zurück holen. Wo hast du es denn verloren? Dann frage ich danach"
"Auf der Mädchentoilette", sagte Ginny und murmelte in das Taschentuch. Auf einmal durchzuckte es Vica wie ein Blitz. Sie wusste von einem Buch, das Harry auf dem Mädchenklo fand, sie selbst hatte es sich mit ihm angesehen und es zu enträtseln versucht- Das Tagebuch von Tom Riddle.
"Hatte es einen schwarzen Ledereinband? Mit einer eingeprägten Jahreszahl vorne auf dem Umschlag?", fragte sie Ginny und beobachtete ihre Regungen genau. Tatsächlich begann die Hand, in der Ginny das Tuch umklammert hielt, merklich zu zittern. Ihre braunen Augen wurden groß als sie Vica fragte:
"Hat er es dir gezeigt?"
"Vermutlich ist es nur eins, das so aussah wie deines. Denn in Harrys Buch gibt es nur leere Seiten, bis auf den Namen des Besitzers und das ist nicht deiner"
"Oh", sagte Ginny und versuchte zu lächeln. "Dann bin ich ja beruhigt"
Vica konnte sehen, dass dies nicht stimmte. Im Gegenteil, Ginny wirkte, als hätte sie nun den endgültigen Beweis dafür gefunden, dass Harry ihr Buch in seinem Besitz hatte. Für Vica gab es keine Zweifel mehr.

"Du weißt, wie man es liest"

Verwirrt runzelte Ginny die Stirn. "Wie meinst du das?"
"Das Tagebuch von Tom Riddle. Du hast es das Klo runterspülen wollen und ich wette, du weißt, wie man es liest"
"Ich weiß gar nicht, wovon du sprichst", behauptete Ginny und senkte die Lider. Frustriert packte Vica ihre Freundin an den Schultern und zwang sie, ihr ins Gesicht zu sehen.
"Ginny, Tom Riddle hatte damals höchstwahrscheinlich irgendwie mit der Kammer des Schreckens zu tun! Wenn du irgendetwas weißt, musst du es mir sagen. Oder den Lehrern. Oder wirst du von irgendjemanden erpresst? Hast du deswegen versucht, das Buch loszuwerden?"
"Du irrst dich!", stieß Ginny heftig hervor und machte sich los. "Es ist nur ein Buch. Denk nicht weiter darüber nach"
Dann stürmte sie davon.

"Ginny! Bleib hier!", rief Vica ihr hinterher. Ginny log, sie war in die Sache verwickelt und sie wollte oder konnte Vica nicht erzählen was wirklich los war. Mit einem flauen Gefühl im Magen folgte Vica den Gruppen fröhlich schwatzender Schüler, die sich zum Abendessen in die Große Halle aufmachten. Gleich morgen früh würde sie Harry bitten, ihr das Buch zu überlassen, vielleicht konnte Vica selbst hinter das Geheimnis kommen.


"Hagrid hat was?", fragte Vica fassungslos. Sie saß mit Harry, Ron und Hermine in einem der leeren Klassenzimmer und starrte die drei ungläubig an. Nachdem sie heute eigentlich vor gehabt hatte, Harry um Tom Riddles Tagebuch zu bitten, war sie überrascht gewesen, als er sie bat, sich hier zum Kriegsrat zu treffen. Nun erzählte er ihr nicht nur, dass er herausgefunden hatte, wie das Buch funktionierte, sondern gleich, dass er wusste, wer damals die Kammer des Schreckens öffnete und warum. 

"Ich kann mir nicht vorstellen, dass Hagrid so etwas zulassen würde. Er mag sich für Monster aller Art interessieren, aber er hat sie mehr oder weniger im Griff. Er würde doch kein Wesen schützen, das seine Mitschüler umbringt... Oder?", fragte sie in die Runde und blickte in betretende Gesichter. 

"Du hast selbst gesagt, dass Hagrid etwas über die Kammer weiß, das er uns nicht erzählen möchte und wir alle wissen, dass er damals von der Schule flog", sagte Ron. Sie alle wirkten gereizt und doch irgendwie resigniert, als hätten sie das Thema zuvor schon tausend Mal durchgekaut ohne eine andere Lösung zu finden. Vermutlich war dem auch so. 
"Die einzige Möglichkeit wäre, ihn direkt zu fragen, aber das ist eher unwahrscheinlich", sagte Hermine mit einem Seufzen. 

Unruhig sprang Vica von ihrem Stuhl und begann im Klassenzimmer auf und ab zu tigern. 
"Und du bist dir sicher, Harry, dass diese Bilder, die du gesehen hast, echte Erinnerungen von Tom Riddle waren, die er in seinem Tagebuch versteckt hat?"
"Es waren nicht nur Bilder", versuchte Harry ihr erneut zu erklären. "Ich habe in das Buch geschrieben und er hat mir irgendwie geantwortet. Als wäre sein Geist da drin. Dann hat mich das Tagebuch irgendwie in sich hinein gezogen und ich war in der Erinnerung. Ich konnte mit niemandem sprechen und nichts berühren, aber ich konnte alles sehen und hören. Es war... ziemlich merkwürdig"
"Aber du kannst dir nicht sicher sein, dass sie wahr sind", stellte Vica fest. "Außer, wir fragen jemandem, der dabei war und es uns bestätigen kann"
Die drei stöhnten genervt auf. Vica pochte schon die ganze Zeit darauf, dass die Erinnerung manipuliert sein könnte. 

"Wenn du Hagrid unbedingt ausfragen möchtest, bitte!", sagte Ron. "Das wird ein lustiges Gespräch"
"Es waren noch mehr Leute beteiligt. Du hast Dumbledore erwähnt, Harry. Und außerdem: Wer ist Tom Riddle überhaupt? Das Ganze ist 50 Jahre her und wenn er wirklich so ein begnadeter Schüler war, was ist aus ihm geworden? Hagrid lebt und arbeitet hier, man vertraut ihm, was, wenn Tom sich damals geirrt hat?"
"Das Gleiche habe ich auch schon gedacht", räumte Hermine ein. "Aber Ron und Harry haben Recht. Wie wahrscheinlich ist es schon, dass eine ganze Horde Monster in Hogwarts versteckt leben, abgesehen von denen, die Hagrid behütet? Vermutlich hätte er nie gedacht, dass dieses Ding jemanden umbringen würde und wollte es nur pflegen. Vielleicht ist es ihm jetzt einfach wieder entwischt"
"Denkt ihr nicht, dass er in diesem Fall versuchen würde, es wieder einzufangen? Mit Hilfe der Lehrer und von Dumbledore?"
"Vielleicht tun sie es ja. Verdeckt", meinte Harry.

Frustriert blieb Vica endlich stehen und fuhr sich durch die Haare. "Das sind ganz schön viele Vielleichts. Wir können uns nicht sicher sein, solange wir die Fakten nicht kennen"
Es passte nicht zusammen. Hagrids Schulverweis, seine jahrelange Arbeit als Wildhüter, die plötzliche schreckliche Wiederholung der Geschehnisse, das Tagebuch. Die Stimme.
"Außerdem...", begann Vica zögerlich während sie versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. "Harry du hast erzählt, dass das Monster haarig war mit vielen Beinen und Greifzangen"
Harry nickte und sie fuhr fort: "Das klingt eher nicht nach einem schlangenartigen Geschöpf. Parsel nutzt nichts bei anderen Lebewesen. Selbst in Toms Erinnerungen hättest du in der Lage sein müssen, Parsel zu verstehen, wenn es eingesetzt wird. Ich bezweifle im Übrigen auch sehr, dass Hagrid Parsel spricht. Das würde entweder bedeuten, dass die körperlose Stimme nichts mit dem Angreifer oder dem Monster zu tun hat, oder aber, dass Hagrids Monster nicht das Monster aus der Kammer ist" 

Auf einmal setzte sich Hermine auf und ein begeisterte Schimmer trat in ihre Augen. "Du hast Recht. Hagrid kann gar nicht das Monster aus der Kammer befreit haben. Slytherins wahrer Erbe muss ein Parselmund sein, genau wie er selbst einer war, um es zu bändigen, alles andere macht auch gar keinen Sinn! Hagrid ist unschuldig, das müssen wir jemanden sagen"
"Ach ja?", warf Ron skeptisch ein. "Und wie? Wollt ihr in Dumbledores Büro spazieren und sagen, dass Hagrid es nicht sein kann, weil er kein Parsel spricht und ihr das wisst, weil ihr es könnt? Harry ist jetzt schon der Hauptverdächtige Nummer eins und Ronnie kommt sicher auch kurz danach"

Sie sahen sich schweigend an. Niemand konnte Hagrids Unschuld wirklich beweisen ohne sich selbst zu belasten, außer, sie fanden endlich den wahren Angreifer und sein Monsterschoßtier. 

"Dann tun wir also nichts", stellte Harry mit Bitterkeit in der Stimme fest. "Und wenn es einen neuen Angriff gibt?"
"Dann wissen wir hoffentlich mehr", sagte Hermine. "Ich werde weiter in der Bibliothek recherchieren"

"Ich helfe dir dabei", bot Vica sofort an. 
"Hast du denn in der Zwischenzeit wieder etwas gehört?"

"Nein", sagte Vica. "Harry?"
Auch Harry schüttelte den Kopf. Vica vermutete, dass er das Gleiche fühlte wie sie. Eine Mischung aus Enttäuschung, Erleichterung und Hoffnung. Bald waren die Alraunen ausgewachsen, vielleicht hat der Angreifer auch einfach aufgegeben. Doch wer konnte in diesem Fall garantieren, dass es niemals wieder geschehen würde?
"Irgendwie hatte ich mir mein erstes Schuljahr etwas anders vorgestellt", sagte sie halb im Scherz und Harry grinste. 

"Ich mir auch. Eigentlich dachte ich, dass es im zweiten Jahr etwas ruhiger werden würde"
"Es wäre kein richtiges Schuljahr wenn nicht irgendetwas versuchen würde uns umzubringen, oder?", stieg auch Ron mit ein. Hermine lachte laut auf und die ganze Situation war so komisch, so verrückt, dass sie alle mitlachten.


***

Hallo ihr Lieben!
Kennt ihr das, wenn ihr eine Idee habt, die in Gedanken immer weiter ausarbeitet, aber ja eigentlich schon an gefühlt einem Dutzend unfertiger Storys sitzt? So geht es mir seit einer Weile. Ich habe eine weitere Fanfiction aus dem Harry Potter Universum, genauer gesagt eine über die 3. Generation (Oder die 4., wenn man die Rumtreiber dazu zählt). Storyline, Titel, Cover, Charaktere, das erste Kapitel... Alles schon digital festgehalten, aber bevor HPudES fertig ist, traue ich mich nicht, damit wirklich anzufangen. Wenn ich schon hier Monate an einem Kapitel sitze, wie lange werde ich wohl für zwei Geschichten brauchen? Jahre? xD

Egal, das wollen wir lieber nicht herausfinden, hier ist jedenfalls das neue Kapitel. Hoffentlich hat es euch gefallen!

Eure Evynne

P.S.: Oder soll ich das erste Kapitel der neuen FF einfach mal für euch zum Reinlesen veröffentlichen? Was meint ihr?

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