Wer bist du, Tom Riddle?
Hallo, meine Lieben. Es geht weiter und es bleibt natürlich spannend in Hogwarts ;) Immerhin hat das sechste Jahr einige düstere Facetten und heute müssen wir uns wohl eine wichtige Frage im Bezug auf die Vergangenheit stellen. Oder besser gesagt Amberle und ihre Freunde tun das. Viel Spaß beim neuen Kapitel.
Liebe Grüße,
eure Hela
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Wer bist du, Tom Riddle?
Nachdem Amberle und die anderen schließlich die Stunden Verwandlung und auch den Apparierlehrgang hinter sich gebracht hatten, begab sich Amberle schließlich zum Büro von Dumbledore. Mittlerweile war es Abend geworden und für den Rest des Tages war sie Valentin nicht mehr über den Weg gelaufen, was ihr eine gewisse Erleichterung verschaffte.
Sie war wirklich nicht in der Stimmung für weitere Begegnungen dieser Art und konnte deshalb gut darauf verzichten, nochmal den Weg ihres Erzfeindes zu kreuzen. Ohnehin fragte sie sich, warum er ihr immer das Leben schwer machen musste. Als wäre es nicht auch schon ohne seine Attacken kompliziert genug.
Allerdings war die junge Hexe in erster Linie nun neugierig, was Dumbledore mit ihr zu besprechen hatte. Denn bezüglich des Treffens hatte Snape ja kein weiteres Wort verloren und das konnte nur bedeuten, dass er die genauen Gründe nicht kannte oder von Dumbledore zum Schweigen verdonnert worden war. Fast schon wirkte Snape wie der persönliche Bote von Dumbledore und es wunderte Amberle daher überhaupt nicht, dass er immer so grimmig aus der Wäsche guckte.
Die Braunhaarige betrat die Treppe vom Wasserspeier und ließ sich nach oben bringen, wo sie kurz an die Tür klopfte und dann eintrat. Doch zu ihrer großen Überraschung traf sie nicht nur ihren Schulleiter Dumbledore in seinem Büro an, sondern auch ihren besten Freund Harry.
,,Ah, Amberle. Du hast meine Nachricht auch erhalten, komm rein.", sagte Dumbledore und winkte die Hexe zu sich, die perplex auf Harry starrte.
,,Hey, was machst du denn hier?"
,,Ähm, das wollte ich dich auch gerade fragen.", entgegnete Harry, als sich der Schulleiter auch schon erhob.
,,Ihr beide seid aus ein- und demselben Grund hier. Bevor wir beginnen, ich hoffe doch sehr, dass Snape sich um das Problem Blackwell gekümmert hat, Amberle."
Die Hexe sah verdutzt auf und nickte dann flüchtig.
,,Ja, das hat er."
,,Ausgezeichnet. Wir müssen uns vorsehen und dieses Jahr mehr denn je.", äußerte Dumbledore, was für noch mehr Irritation unter den beiden Freunden sorgte.
Dann entfernte sich der Zauberer von seinem Schreibtisch und begab sich in den hinteren Teil seines Büros. Er winkte Harry und Amberle zu sich heran, die ihm daraufhin folgten. Ihr Schulleiter war an etwas herangetreten, das wie eine Art Pyramide aussah und worin sich auf mehreren Etagen gläserne Fläschchen mit Aufschriften befanden.
,,Ihr beide fragt euch sicher, warum ich euch heute herbestellt habe. Die Antwort liegt vor euch. Es sind Erinnerungen, die wir hier betrachten. In diesem Fall einen speziellen Menschen betreffend: Voldemort! Oder wie er damals hieß...Tom Riddle.", sagte Dumbledore ruhig, als er ein Fläschchen herausholte und es an Harry reichte. ,,Die Erinnerung in dieser Phiole ist eine ganz besondere. Meine erste Begegnung mit ihm. Seht sie euch genau an. Sie ist wichtig."
Der Blick von Dumbledore war ernst und Harry griff nach der Phiole, wo Amberle nur Tom Marvolo Riddle 1938 drauf lesen konnte. Gemeinsam gingen sie alle drei zu der Steinschale des Denkariums, die heute in der Luft schwebte und Harry postierte sich gegenüber von Amberle. Diese sah kurz zu Dumbledore, der auffordernd nickte und schließlich signalisierte Amberle ihrem besten Freund, dass sie bereit war.
Harry öffnete die Phiole und träufelte die Erinnerungen von Dumbledore in das Wasser, ehe er und Amberle mit ihren Gesichtern die Oberfläche durchstießen und tief in die Vergangenheit aus dem Jahre 1938 abtauchten.
Es war ein regnerischer Tag in London, als der deutlich jüngere Professor Albus Dumbledore als Gesandter der Schule Hogwarts endlich das abgelegene Waisenhaus erreichte, wo er heute einen möglicherweise neuen Rekruten antreffen würde.
Sonderbare Zwischenfälle bezüglich eines 11-jährigen hatte die Schule aufmerksam gemacht und Dumbledore war entsandt worden, um die Sache zu überprüfen. Es war ein Muggel-Waisenhaus und für normale Menschen war so etwas wie Magie nur ein Mythos oder pure Fantasie.
Die Nebelschwaden nahmen langsam nach und nach mehr die klaren Formen von Autos, Häusern und Menschen an, jedoch blieb die Umgebung düster und kahl. Einzig und allein Dumbledore in seinem Anzug und mit der Krawatte stach hervor, während er seinen Regenschirm aufgespannt hatte und sein Ziel nun direkt vor Augen hatte.
Der Name „Wool's Waisenhaus" zierte das Gitter vor dem Eingang und Dumbledore passierte die kleinen Stufen, ehe er das Haus betrat und dort bereits von einer Dame in Empfang genommen wurde, die zu der Verwaltung gehörte und den Professor bereits erwartete.
,,Ihr Brief hat uns hier im Waisenhaus sehr überrascht, Mr. Dumbledore. In all seinen Jahren bei uns, hatte Tom nie Besuch von einem Verwandten. Es gab Zwischenfälle mit den anderen Kindern. Unschöne Dinge.", erklärte die Frau mittleren Alters, während sie Dumbledore die Treppe heraufführte und vor einem Zimmer stehen blieb, wo sie anklopfte und dann die Tür öffnete. ,,Tom, es ist Besuch für dich da."
Sie trat zur Seite und ließ Dumbledore den Vortritt, der einen Schritt über die Türschwelle machte und zum ersten Mal einen Blick auf besagten Jungen erhaschen konnte. Da war er. Tom Riddle. Ein ganz gewöhnlicher Junge, wie man damals vermutlich dachte und niemand hätte zu dem Zeitpunkt wohl jemals annehmen können, dass er eines Tages mal die größte Bedrohung aller Zeiten sein würde.
,,Na, alles klar, Tom?", fragte Dumbledore und die Frau ließ ihn mit Tom allein.
Tom, 11 Jahre alt und mit glatten schwarzen Haaren, stand vor Dumbledore und betrachtete den fremden Besucher. Dann kehrte er ihm den Rücken und starrte aus dem Fenster. In der Bank lagen sieben Steine und auf dem Tisch in der Ecke befand sich ein einzelnes Buch und an der kahlen Wand hing eine Karte, die einen seltsamen Ort präsentierte, wo sich Felsen und Wasser befanden.
Tom sagte kein einziges Wort, bis Dumbledore Anstalten machte, den einzelnen Schrank in der Ecke berühren zu wollen.
,,Nicht!", hielt Tom ihn auf und Dumbledore ließ sich nach kurzem Zögern auf dem schmalen Bett nieder, während Tom sich auf den Stuhl setzte. ,,Sie sind der Doktor, oder?", fragte er zögerlich, doch Dumbledore schüttelte den Kopf.
,,Nein. Ich bin ein Professor."
,,Ich glaub' Ihnen kein Wort. Sie will, dass mich einer untersucht. Die denken, ich bin...anders.", sprach Tom und seine Stimme trug einen nahezu flüsternden Unterton, wovon sich der Professor keineswegs beirren ließ.
,,Und sie haben vielleicht Recht."
,,Ich bin nicht verrückt.", gab Tom zurück und Dumbledore blieb ruhig.
,,Hogwarts ist kein Ort, wo man Verrückte hinbringt. Hogwarts ist eine Schule...für Zauberei."
Dumbledore sah Tom eindringlich an, der ihm jedoch mit einem Blick der Skepsis begegnete. Er wirkte fast schon unschuldig in seinen abgetragenen Kleidern und Dumbledore hakte etwas nach.
,,Du kannst Dinge tun...oder, Tom? Dinge, die andere Kinder nicht können."
,,Ich kann Sachen bewegen, ohne sie in die Hand zu nehmen. Ich kann Tieren Dinge befehlen, ohne sie zu dressieren. Ich kann machen, dass Leuten, die gemein zu mir waren, schlimme Sachen passieren. Ich kann ihnen Schmerzen bereiten...wenn ich will. Wer sind Sie?", forderte Tom zu wissen und Dumbledore zögerte, ehe er ihm die Antwort preisgab.
,,Naja, ich bin wie du, Tom. Ich bin anders."
Doch die Aussage allein genügte dem Waisenjungen nicht.
,,Beweisen Sie es!"
Für einen kurzen Moment geschah nichts, doch dann ging der Schrank in der Ecke urplötzlich in Flammen auf, ohne ihn wirklich zu verbrennen, und es erklang ein lautes Klappern aus dem Inneren des Möbelstücks. Dumbledore sah wieder zu Tom, dem er einen bedenklichen Blick zuwarf.
,,Es scheint mir, als wollte da etwas aus deinem Schrank raus, Tom."
Tom ging nach kurzem Zögern zu dem Schrank und öffnete die noch immer brennenden Türen, ehe er eine Metallkiste herauszog und das Feuer erlosch, als der Junge die Türen wieder geschlossen hatte. Den Inhalt der Kiste breitete Tom auf seinem Bett aus und Dumbledore bedachte ihn mit ernstem Blick.
,,Diebstahl wird in Hogwarts nicht geduldet. In Hogwarts lehrt man dich nicht nur, wie du Magie benutzt, sondern wie du sie kontrollieren kannst. Verstehst du mich?"
Der Professor musterte den schweigsamen Schüler, der keine Antwort gab und machte dann schon Anstalten das Zimmer zu verlassen. Doch eine Äußerung von Tom hielt Albus Dumbledore nochmal zurück.
,,Ich kann auch mit Schlangen reden. Sie finden mich...flüstern mir Sachen zu. Ist das normal für jemanden wie mich?"
Die Frage blieb unbeantwortet. Denn in dem Moment, als sich Dumbledore wieder zu Tom Riddle umdrehte, verwandelten sich die beiden wieder in Nebelschwaden und die Erinnerung verblasste, als sie sich auflöste und ihren gesamten Inhalt verschwinden ließ.
Zeitgleich tauchten Harry und Amberle wieder aus dem Denkarium auf und während die Hexe zunächst schwieg, stellte Harry eine überaus wichtige Frage an ihren gemeinsamen Schulleiter.
,,Wussten Sie es da schon? Damals?"
,,Dass er einmal der gefährlichste dunkle Zauberer aller Zeiten sein würde? Nein. Wenn ich es geahnt hätte..."
,,Naja, eine düstere Aura hat ihn schon irgendwie umgeben. Zumindest war sein jüngeres Ich mir unheimlich.", kam es von Amberle und Dumbledore seufzte, ehe er sich an Harry wandte.
,,Als er dann hier in Hogwarts war, wandte sich Tom Riddle einem bestimmten Lehrer zu. Errätst du, welcher Lehrer das war?"
Harry musste nicht lange überlegen, da er und auch Amberle die Antwort auf diese Frage schon kannten.
,,Sie haben Professor Slughorn nicht nur hergebracht, um Zaubertränke zu unterrichten."
,,Nein, allerdings nicht. Nun, Professor Slughorn besitzt etwas, das ich sehr begehre, Harry. Und er wird es nicht so einfach hergeben.", offenbarte Dumbledore, woraufhin Harry ein wenig schluckte.
,,Sie sagten, Professor Slughorn will mich für seine Sammlung."
,,Das sagte ich."
,,Soll ich dem nachgeben?", fragte Harry und Dumbledore nickte.
,,Ja."
Harry zögerte, ehe er durch ein stummes Nicken seine Zustimmung gab. Amberle fragte sich, was Slughorn wohl besaß, worauf es Dumbledore abgesehen haben könnte. Und eine Frage brannte der Hexe ebenfalls noch auf der Seele.
,,Und was für eine Aufgabe hab ich?"
Irritiert sah sie zu dem Schulleiter, der daraufhin um Harry herumging und kurzer Hand einen Arm um Amberle legte, die er eindringlich ansah.
,,Du, Amberle...musst Slughorn im Auge behalten, doch er darf keinen Verdacht schöpfen. Unsere Mission darf nicht scheitern und darüber hinaus, müssen wir wachsam sein. Das alles muss unser Geheimnis bleiben, denn wir wissen nicht, wem wir trauen können. Hast du verstanden?", sagte Dumbledore und Amberle gab ein Nicken von sich.
,,Ja, Professor."
,,Gut. Dann geht jetzt."
Dumbledore gab Amberle frei und kehrte langsam zu seinem Schreibtisch zurück. Amberle und Harry nickten dem Schulleiter noch zu, ehe sie dessen Büro verließen und gemeinsam den Weg zum Gryffindor-Gemeinschaftsraum antraten.
,,Was glaubst du, könnte Slughorn haben?", fragte Harry und Amberle war nachdenklich geworden.
,,Keine Ahnung. Aber es muss etwas mit Tom Riddle zu tun haben. Zumal Myrte auch so eine merkwürdige Andeutung gemacht hat."
,,Moment mal, Myrte? Etwa DIE Myrte?", hakte Harry nach, woraufhin Amberle nickte.
,,Ja. Ich dachte mir, fragen kostet ja nichts und sie hat immerhin zu der Schulzeit von Tom Riddle gelebt. Und außerdem wurde sie von seinem Basilisken ermordet. Sie hat vielleicht etwas gesehen oder gewusst, was anderen verborgen blieb."
Die beiden Freunde waren stehen geblieben und Amberle hoffte in der Tat, dass die Maulende Myrte ihr vielleicht noch ein paar weitere Informationen geben konnte. Harry wirkte etwas ratlos, denn er verschränkte die Arme vor der Brust und bedachte Amberle mit abwartendem Blick.
,,Und wie gehen wir jetzt am besten vor?"
,,Tja, ich würde sagen...wir halten uns erstmal an den Plan von Dumbledore. Versuch du irgendwie, eine Art Beziehung zu Slughorn aufzubauen und ich beobachte ihn ein bisschen. Aber ich werde auch versuchen, etwas mehr über die Schulzeit deines Todfeindes rauszufinden. Ich bin mir sicher, die Antworten, die wir suchen, liegen irgendwo verborgen in der Vergangenheit."
Es war zumindest der Ansatz eines Plans und das genügte Amberle fürs Erste, doch als sie ihren Weg bereits fortsetzen wollte, umfasste Harry ihren rechten Unterarm und hielt die Hexe zurück.
,,Was denn?", fragte sie irritiert und Harry wirkte ein wenig befangen.
,,Amberle, ich wollte mich noch bei dir entschuldigen. Wir haben noch nicht über unseren Streit gestern gesprochen und ich hätte das nicht von dir verlangen dürfen. Ich weiß ja, wie du zu Draco stehst."
Der Schwarzhaarige warf Amberle einen reumütigen Blick zu und die seufzte ein wenig. Sie hatte die Auseinandersetzung den ganzen Tag über verdrängt, da all die anderen Sachen ihre Konzentration mehr in Anspruch genommen hatten. Doch nun musste sie wieder an die Vermutung von Harry denken und auch an die Bitte, die er ihr unterbreitet hatte.
,,Schon gut, Harry. Einigen wir uns doch einfach darauf, dass Draco zwischen uns nicht mehr zur Sprache kommt, okay? Die Beziehung zwischen ihm und mir geht dich nichts an und wir sollten uns jetzt ohnehin auf diese Spezialmission konzentrieren. Oder willst du Voldy etwa nicht mehr zur Strecke bringen?", meinte sie ein wenig herausfordernd und Harry gab ihren Arm wieder frei.
,,Doch, natürlich."
,,Gut. Dann plan lieber schon mal dein erstes Rendezvous mit Slughorn und überlasse die Forschung in der Vergangenheit mir. Denn im Ausgraben von Geheimnissen bin ich ja inzwischen...Weltmeister."
Die Hexe musste ein wenig schmunzeln und sie setzten ihren Weg fort. Harry widersprach ihr nicht und runzelte dennoch ein wenig die Stirn.
,,Aber schon merkwürdig, dass Dumbledore dich auch in die Sache mit reinzieht. Ich meine, Voldemort war ja schon immer eher mein Problem."
,,Du bist aber nicht allein, Harry. Und Voldemort mag ja vielleicht dein Todfeind sein, aber im Krieg jagt er uns alle.", rief Amberle ihrem besten Freund ins Gedächtnis und der nickte daraufhin.
,,Auch wieder wahr."
Amberle tätschelte Harry die Schulter und die beiden Freunde kehrten zurück in ihren Gryffindor-Turm. Das Treffen mit Dumbledore war äußerst aufschlussreich, aber auch geheimnisvoll gewesen und sie standen erst am Anfang ihrer Mission. Es lag also eine Menge Arbeit vor ihnen.
https://youtu.be/nW0QtF1J1D0
Fernab vom Gryffindor-Turm ging Draco Malfoy durch die verlassenen Korridore. Es herrschte eine gespenstige Stille in dem Abteil des Schlosses und der Slytherin-Schüler begab sich auf direktem Weg zu dem Ort, der einmal nur schöne Erinnerungen in ihm hervorgerufen hatte. Denn er stand nun direkt vor der Wand, hinter der sich der Raum der Wünsche verbarg.
Es war stets der geheime Treffpunkt von ihm und Amberle gewesen, was es für Draco umso unangenehmer machte, dass er nun Teil seiner Mission werden würde. Eine Mission, die Draco niemals hatte haben wollen und die so schwer auf seinen Schultern lastete, dass es sich beinahe anfühlte, als würde diese Last ihn begraben.
Draco schloss kurz die Augen und stellte sich den Raum der Wünsche vor, wie er ihn brauchte und nur Sekunden später stand er mittendrin. Der Raum glich nun einem Lager voll aus Gegenständen und Gerümpel, wo Ordnung eindeutig ein Fremdwort war. Mit einem Apfel in der rechten Hand, bahnte sich Draco langsam einen Weg durch das Chaos, während seine Gedanken erneut zu Amberle zurückkehrten.
Wie sollte er das nur durchstehen? Es war für Draco schon schlimm genug gewesen, nicht auf ihre vielen Briefe antworten zu können, aber was hätte er Amberle auch berichten sollen? Dass der Dunkle Lord sich in seinem eigenen Zuhause eingenistet und dies in sein Hauptquartier des Schreckens verwandelt hatte? Oder, dass man ihm wegen des Misserfolgs seines Vaters diese grauenhafte Aufgabe aufgebürdet hatte, die ihn im schlimmsten Fall das Leben kosten und im besten Fall zum Mörder machen würde?
Nein. Er konnte mit Amberle nicht darüber sprechen und auch würde er sein Versprechen an sie nicht einhalten können, welches er ihr kurz vor Ende des fünften Schuljahres gegeben hatte. Es war der letzte Tag gewesen, wo er noch wahrhaftig geglaubt hatte, dass Amberle und ihn nichts jemals auseinanderbringen könnte.
Doch die Dinge waren nun einmal nicht so gekommen, wie Draco es sich erhofft hatte und ihm blieb nichts anderes übrig, als Amberle auf Abstand zu halten. Dies war natürlich keine dauerhafte Lösung und früher oder später würde das Unvermeidliche eintreten, doch irgendwie schob Draco es immer vor sich her. Er wollte keineswegs so weit gehen und dennoch wusste er, dass er keine Wahl hatte. Ohnehin hatte er nie eine Wahl gehabt. Ganz egal, ob Amberle das im letzten Jahr noch anders gesehen hatte. Aber da hatten sie beide ja auch noch nicht gewusst, was das kommende Schuljahr mit sich bringen würde.
Draco hatte das Gefühl, dass so viele Emotionen auf ihn einstürzten, gegen die er sich nicht wehren konnte. Angst, Wut, Trauer und Verzweiflung...all das, was er bis jetzt versuchte auszusperren, bahnte sich nach und nach einen Weg zu ihm. Hoffnung hatte er schon längst keine mehr, denn die war ihm in dem Augenblick genommen, als der Dunkle Lord ihn gezeichnet hatte. Er hatte ihn auserwählt, weil er wusste, dass Draco scheitern würde und von jenem Tag an war das Schicksal von Draco besiegelt gewesen.
Wie naiv war er auch gewesen zu glauben, dass er mit Amberle eine gemeinsame Zukunft haben könnte? Sie standen doch auf zwei völlig unterschiedlichen Seiten und wenn sie erfahren würde, was er hier tat, dann würde sie ihn hassen. Jegliche Gefühle von ihr für ihn würden ausgelöscht werden und sie würde in ihm nichts mehr sehen als ein Monster und dann würde er sie für immer verlieren. Ebenfalls etwas, das unvermeidlich war.
Energisch schüttelte Draco den Kopf und zwang sich, die Gedanken an Amberle zu verdrängen. Er konnte und durfte jetzt nicht an sie denken, denn Amberle war das Einzige, was ihn ernsthaft von seiner Mission abbringen könnte. Und das durfte nicht passieren, denn es stand zu viel auf dem Spiel.
Deshalb richtete Draco seine Konzentration auf seine Umgebung und er suchte nach einem ganz bestimmten Objekt, welches sich unter all diesen Artefakten und Gegenständen befinden musste.
Es verging eine gefühlte Ewigkeit, bis Draco mit einem Mal inne hielt und ein seltsames Gefühl verspürte. Der blonde Zauberer drehte sich langsam um und erkannte unmittelbar sich ein abgedecktes Artefakt, welches er kurzer Hand von dem staubigen Tuch befreite. Und zum Vorschein kam genau das, wonach er gesucht hatte und welches von seiner Aufgabe von so großer Bedeutung war: das Verschwindekabinett!
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