Verlorene Erinnerungen
Hallo, meine Lieben. Ich wünsche euch einen schönen entspannten Feiertag und wie versprochen geht's heute weiter. Für den Feiertag gibt es noch einmal zwei Kapitel und es bleibt natürlich spannend. Vor allem jetzt, wo die wahre Identität von Amberle gelüftet ist. Ich wünsche viel Spaß beim Weiterlesen und freue mich wieder auf eure Feedbacks :)
Liebe Grüße,
eure Hela
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Verlorene Erinnerungen
Amberle starrte eine gefühlte Ewigkeit auf die Zeilen, die ihr Vater an sie gerichtet hatte und verspürte gemischte Gefühle dabei, das Pergament in ihren Händen zu halten. Dieser Brief war das Letzte, was ihr von ihm geblieben war und darin war eine klare Botschaft versteckt. In der Tat wusste Amberle nun, was sie zu tun hatte und dennoch fühlte sie sich etwas unwohl bei dem Gedanken daran, all dies umzusetzen.
Es war ihr keineswegs fremd aus dem Hintergrund heraus zu agieren, denn das hatte sie auch schon früher getan und selbst ohne Erinnerungen, war sie auch in diesem Leben auf diese Weise vorgegangen. Doch wie Dumbledore es selbst mal gesagt hatte: Geheimnisse hatten immer ihren Preis.
Zögerlich griff Amberle nun nach der Phiole, die dem Brief beilegt worden war und worin sie die schimmernden Fäden von den Erinnerungen ihres Vaters erkannte. Dieses kleine Gefäß würde ihr den Weg zur ganzen Wahrheit ebnen und gleichzeitig eine gewaltige Last auferlegen. Noch nie hatte Amberle sich so ratlos und verlassen gefühlt. Obgleich Dumbledore ihr versprochen hatte, immer bei ihr zu sein, so würde dies hier der gefährlichste Alleingang werden, den sie jemals in ihrem Leben angetreten hatte.
Langsam erhob sich die Hexe und legte den Brief zum Elderstab auf dem Schreibtisch ab, ehe sie die Phiole umschloss und Richtung Denkarium ging. Es würde ihr den erforderlichen Blick in die Erinnerungen bieten, die Aufschluss darüber gaben, wie der Sieg gegen Voldemort erreicht werden konnte.
Dass die Horkruxe dabei eine entscheidende Rolle spielten, wusste Amberle bereits. Immerhin war das Geheimnis von Voldemort nun gelüftet, doch schon damals war Amberle dahinter gekommen, was Tom Riddle während seiner Schulzeit alles getrieben hatte. Nur trug sie zu jener Zeit den Namen Amber Ravenwood und die „Visionen", die sie letztens gehabt hatte und an welche Amberle sich nun wieder vollständig erinnerte, waren Bruchstücke ihrer eigenen Erinnerungen gewesen. Erinnerungen, die durch den mächtigen Bann von Dumbledore lange Zeit verloren gegangen waren.
Doch nun hatte Amberle sie zurückerlangt und es war alles anders. Deshalb trat sie an das Denkarium und holte die Steinschale heraus, welche sie in die Mitte des Raumes gleiten ließ. Sie öffnete die Phiole und als sie vor der Schale stand, ließ sie die Erinnerungen ihres Vaters in die Flüssigkeit fließen. Amberle nahm noch einen tiefen Atemzug, ehe sie sich innerlich wappnete und anschließend tief in die verborgenen Erinnerungen von Albus Dumbledore abtauchte.
Zunächst war es nur eine Reihe von Bildern, die an Amberle vorbeirauschte wie der Hogwarts-Express. Rasend schnell zogen sie in blitzenden Facetten an ihr vorbei, bis sich die Nebelschwaden der Erinnerungen schließlich zu einem festen Bild formten und in diesem erkannte Amberle die große Halle. Es war das erste Schuljahr, welches sie in diesem Leben in Hogwarts angetreten hatte und ihr jüngeres Ich saß gerade auf dem Stuhl, als der sprechende Hut lautstark seine Entscheidung verkündete.
,,Gryffindor!"
Die Gryffindor am Tisch applaudierten, während die junge Amberle zu ihnen lief und die jetzige Amberle sah neben sich, wo sie Dumbledore am Tisch der Lehrer erblickte. Er wirkte zufrieden und sie wurde Zeugin eines verdächtigen Gesprächs zwischen ihm und Minerva.
,,Sind Sie sicher, dass es der richtige Weg ist, Amberle die Wahrheit zu verschweigen?", wollte sie wissen und der Blick von Dumbledore wurde ernst.
,,Ja. Nur so können wir Amberle beschützen."
,,Aber sie wird nicht wissen, wer sie ist und auch nicht, wer Sie sind. Können Sie das verantworten, Albus?"
Minerva hatte ganz eindeutige Zweifel und Dumbledore schwieg für einen Moment. Amberle konnte ihm ansehen, dass dieser Entschluss keine leichte Entscheidung gewesen war und dennoch hielt ihr Vater daran fest. Das hatte er von Anfang an getan.
,,Ich habe keine andere Wahl, Minerva. Amberle ist meine Tochter und auch, wenn sie die Wahrheit derzeit nicht kennt, so wird sie es eines Tages wieder wissen. Und bis dahin...erinnere ich mich einfach für uns beide."
Das Bild löste sich auf und mit einem Mal stand Amberle wieder im Büro von Dumbledore, wo auch McGonagall und Snape versammelt waren. Sie warfen kritische Blicke auf Dumbledore, der nachdenklich auf und ab ging. Etwas schien ihn zu beschäftigen und Minerva war wieder die Erste, die das Schweigen brach.
,,Sie sind sich absolut sicher, dass er es ist?", brachte sie hervor und Dumbledore warf ihr einen eingehenden Blick zu.
,,Eindeutig. Er sieht nicht nur genauso aus wie im vergangenen Leben, sondern hat seinen Standpunkt schon mehr als deutlich gemacht. Nur mit dem Unterschied, dass er diesmal aggressiv an die Sache heran geht."
,,Ich werde ihn im Auge behalten, aber wir werden seiner Macht kaum gewachsen sein. Niemand ist das.", stellte Snape klar und Minerva war mehr als besorgt.
,,Vielleicht sollten wir Amberle zumindest über ihn aufklären."
,,Nein! Wir wissen, dass ihr Instinkt im Bezug auf Valentin abwehrend reagiert und das ist alles, was zählt. Um alles weitere kümmern wir uns. Severus, Sie müssen Valentin in Schach halten und Minerva, Sie kümmern sich um Amberle. Haben Sie ein Auge auf sie und berichten mir, sobald etwas Auffälliges passieren sollte. Ich werde derzeit versuchen, eine Lösung für dieses Problem zu finden.", entschied Dumbledore, doch Minerva war keineswegs davon überzeugt.
,,Albus, Ihre Tochter wird vom Tod persönlich verfolgt. Ich glaube kaum, dass es dafür Ausweichmöglichkeiten gibt. Und wenn Amberle im vergangenen Leben wirklich..."
,,Minerva!", unterbrach Dumbledore die Hexe und sein Blick brachte sie umgehend zum Schweigen. ,,Ich sagte, ich kümmere mich darum. Theodora hat mir damals das Versprechen abgenommen, dass ich Amberle beschützen würde und das werde ich. Meine Tochter wird keineswegs in die Fänge des Todes geraten. Nicht, solange ich noch atme."
Die Entschlossenheit von Dumbledore schien in diesem Moment grenzenlos zu sein und Minerva nickte nur schweigsam. Sie wollte sich seiner Anordnung keineswegs widersetzen und auch Snape schien es für die beste Möglichkeit zu halten, warf jedoch noch ein entscheidendes Argument in den Raum.
,,Blackwell in Schach zu halten, wird vielleicht kompliziert, aber ist nicht unmöglich. Jedoch wage ich zu bezweifeln, dass wir die Wahrheit ewig vor Amberle verheimlichen können. Denn wenn Ihre Tochter nur ein bisschen nach Ihnen kommt, wird sie sehr schnell erkennen, dass Valentin Blackwell kein gewöhnlicher Schüler ist. Die Wahrheit wird Amberle auch nur so lange verborgen bleiben, wie der Bann besteht."
,,Was exakt der Dauer meiner Lebensspanne entspricht, also haben wir noch etwas Zeit. Zeit, um Amberle auf alles vorzubereiten und unseren Plan zu entwerfen, wie Harry Voldemort vernichten kann."
Dumbledore wusste, dass noch eine Menge Arbeit vor ihnen lag und die Geheimhaltung hatte oberste Priorität. Vor allem Amberle durfte auf keinen Fall zu früh erfahren, wer sie wirklich war und welche Form von Schicksal ihr bevorstand.
Erneut veränderte sich das Bild und Amberle stand mit einem Mal im Krankenflügel, wo sie sich selbst im Bett liegen sah. Es musste der Abend sein, an dem sie nach der Trennung von Draco die Erinnerung an ihr vergangenes Leben gesehen hatte und daraufhin zusammengebrochen war. Nur hatte sie ja bislang noch keine Gewissheit darüber gehabt, weshalb sie sich nicht mehr an den Abend hatte erinnern können. Bis zu dem Zeitpunkt, wo ihr Vater ermordet und der Bann dadurch gebrochen worden war.
Deshalb war es für sie auch ein vollkommen neues Bild, welches sich ihr hier offenbarte und Amberle war emotional ergriffen, als sie ihren Vater sah, der an ihrem Krankenbett saß und sichtlich mitgenommen wirkte.
,,Du wirst dich nicht an den Zwischenfall von heute Abend erinnern. Zumindest vorerst nicht. Du wirst auch nicht wissen, dass ich hier war...bis zu dem Zeitpunkt, wo du die Wahrheit erfährst. Und ich wünschte wirklich, ich könnte es dir selber sagen.", sprach er und senkte ein wenig den Kopf. ,,Draco Malfoy hat dir das Herz gebrochen, aber ich weiß, dass er dich liebt. Er tut das alles nur, weil er keine andere Wahl hat. Sein Auftrag ist, mich zu töten und er will dich um jeden Preis beschützen, wofür ich ihm dankbar bin. Nur leider wird er kaum verhindern können, dass du und Tom euch erneut gegenüberstehen werdet. Doch dieses Mal...wirst du deine ganzen Kräfte gegen ihn verwenden können. Dass du das im letzten Leben nicht konntest, war ganz allein meine Schuld. Ich dachte, wenn ich deine Kräfte eindämmen würde, könnte ich dich dadurch beschützen und doch hat es dir letztendlich nur den Tod gebracht. Ein weiteres Mal."
Amberle betrachtete diese Erinnerung und konnte gut verstehen, wie ihr Vater sich in diesem Moment wohl gefühlt haben musste. Er litt unter Schuldgefühlen und jetzt, wo sie ihre Erinnerungen zurückbekommen hatte, ging es ihr nicht anders. Zweimal war sie bereits gestorben und das erste Mal hatte sie dadurch ein Versprechen gebrochen, welches sie Dumbledore unmittelbar vor ihrem Tod noch gegeben hatte.
Doch ihre Gedanken daran wurden nebensächlich, als ihr Vater in der Erinnerung mit einem Mal die Hand ihres bewusstlosen Ich's ergriff und Amberle glaubte, Tränen in seinen Augen schimmern zu sehen.
,,Es tut mir so leid, Amberle. Dass du das alles durchmachen musst, tut mir unendlich leid. Wenn du nur wüsstest, wie sehr ich..." Dumbledore brach kurz ab und atmete tief ein, ehe er fortfuhr und etwas gefasster wirkte. ,,Schon bald wirst du die Wahrheit wieder kennen und dich an alles erinnern, das verspreche ich. Auch wenn ich dann nicht mehr bei dir sein kann...du bist niemals allein und warst es auch nie. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen. Alles, was ich getan habe...war nur zu deinem Schutz und ich konnte dich nicht noch einmal sterben sehen. Dieses Mal bin ich derjenige, der fallen wird. Obgleich ich fürchte, dass dies dein Schicksal kaum verhindern mag. Sei stark, Amberle und vertraue dir selbst. Hab keine Angst davor, was du bist. Denn schließlich bist du eine Dumbledore und allen voran meine Tochter. Ich liebe dich, vergiss das nie."
Er erhob sich von seinem Stuhl, beugte sich über Amberle und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. Dann verließ Dumbledore langsam den Krankenflügel, warf jedoch noch einmal einen Blick über seine Schulter und trat erst dann den endgültigen Rückweg zu seinem Büro an.
Und noch während die Erinnerung um Amberle herum verblasste, so sah sie ihrem Vater wehmütig nach und hatte das Gefühl, dass ihr Herz mit einem Mal unendlich viele Tonnen wiegen würde.
Als die nächste Erinnerung Amberle einholte, stand sie ein weiteres Mal im Büro von ihrem Vater. Und diesmal wirkte die Atmosphäre ein wenig düsterer, denn es befanden sich lediglich ihr Vater und Severus Snape im Raum, die eine ziemlich angespannte Diskussion führten.
,,Severus, sie wird stärker. Ihre Fähigkeiten werden nun nach und nach zurückkehren. Sie wissen, was das heißt.", warf Dumbledore aus und Snape verzog keine Miene, während er die Antwort treffend auf den Punkt brachte.
,,Ihre Tochter wird zur mächtigsten Hexe, die jemals existiert hat. Das sagten Sie bereits."
,,Ja. Wenn die Blockade erstmal eingebrochen ist, wird sie ihre Erinnerungen zurückbekommen, sowie auch alle ihre Kräfte. Aber erst, wenn ich tot bin, kann Amberle das gesamte Ausmaß ihrer Fähigkeiten nutzen. Wir können nicht mehr warten, Severus. Ich werde mit jedem Tag schwächer, Amberle stärker. Sie müssen Ihr Versprechen schon bald einlösen."
Dumbledore bedachte Snape mit ernstem Blick und noch immer konnte Amberle kaum glauben, dass ihr Vater wahrhaftig seinen eigenen Tod in Auftrag gegeben hatte. Und Snape schien ebenfalls Zweifel zu haben, allerdings vielmehr an ihrem Potential, denn er richtete eine angemessene Frage an den Schulleiter.
,,Sind Sie denn sicher, dass sie es mit dem dunklen Lord aufnehmen kann?"
,,Daran habe ich keinen Zweifel. Sie hat schon einmal gegen ihn gekämpft. Damals jedoch, standen ihre Kräfte schon unter dem Bann meiner Lebenskraft, da ich sie an mich gebunden hatte, um sie unter Kontrolle zu halten. Ich ließ Amberle nicht ihre gesamte Stärke nutzen, das war ein Fehler. Hätte ich sie nicht zurückgehalten, hätte sie das Duell überlebt. Sie hätte Voldemort vernichtet. Nur leider habe ich erst viel zu spät erkannt, was er wirklich für ein Monster ist. Im Gegensatz zu Amberle. Sie hatte es gespürt und tut es immer noch."
Amberle fühlte sich beim Anblick dieser Erinnerung seltsam von ihrem zweiten Leben verfolgt, welches um ein Vielfaches düsterer gewesen war als ihr erstes. Die Schulzeit mit Tom Riddle war keineswegs ein Thema, an das sie gerne zurückdachte und dennoch würde es hilfreich dabei sein, ihn ein für allemal zu besiegen.
Snape wirkte in der Erinnerung mit einem Mal ungewöhnlich befangen und Amberle konnte ihm ansehen, dass der Plan von Dumbledore ihm missfiel.
,,Vielleicht gibt es einen anderen Weg. Wenn wir Amberle die Wahrheit vorher offenbaren würden..."
,,Würde es keineswegs etwas an der Tatsache ändern, dass ich sterben werde, Severus. Sie wissen selbst, dass meine Zeit fast abgelaufen ist und wenn Sie mich nicht töten, dann muss es der junge Malfoy tun. Und ich will keineswegs zulassen müssen, dass die große Liebe meiner Tochter mein Blut an ihren Händen trägt.", wandte Dumbledore ein und als Snape zögerte, wurde der Blick von dem Schulleiter eindringlich. ,,Wir haben keine Wahl, Severus. Wenn wir Voldemort vernichten wollen, dann braucht Harry die Hilfe meiner Tochter. Doch Amberle kann ihm erst helfen, wenn sie sich an alles erinnert und das gesamte Potential ihrer Fähigkeiten nutzen kann.", entgegnete er und Snape wagte einen letzten Versuch, das Ruder noch umzulenken.
,,Sie sind sich wirklich sicher, dass Sie das tun wollen?"
,,Mein Leben kann ohnehin nicht mehr gerettet werden. Ich kann Harry nicht mehr schützen, aber meine Tochter kann es. Vielleicht besser, als jeder andere und sie alleine ist auch im Stande, den jungen Malfoy zu retten.", erwiderte Dumbledore, woraufhin der schwarzhaarige Zauberer hellhörig wurde.
,,Wie?"
,,Sie wird es wissen, wenn sie sich an alles erinnern kann. Das Schlimmste für mich ist nur...Amberle ist dann vollkommen auf sich allein gestellt. Deswegen müssen Sie ihr zur Seite stehen, wenn es die Situation erfordert, Severus.", drängte Dumbledore seinen Verbündeten, der daraufhin ein wenig schnaubte.
,,Ihre Tochter vertraut mir auch jetzt schon nicht und wenn ich Sie töte, was die Erinnerungen von Amberle zurückbringt, wird sie mich verachten. Sie wird mich wohl kaum als Ansprechpartner in Betracht ziehen."
Dumbledore warf Snape einen flüchtigen Blick zu, schien seine Meinung aber keineswegs zu teilen.
,,Ich glaube, Sie unterschätzen die Fähigkeiten meiner Tochter ungemein, Severus. Ein Blick genügt Amberle meistens schon, um den Charakter einer Person zu erkennen. Und ich glaube, sie misstraut Ihnen nicht so sehr, wie es vielleicht den Anschein hat. Glauben Sie mir. Sobald Amberle die Wahrheit erkennt...wird sie Ihre Hilfe in Anspruch nehmen. Davon bin ich überzeugt."
Dumbledore wirkte einmal mehr fest entschlossen und Snape nickte kaum merklich, während sich ein leichter Schatten auf seinem Gesicht ausbreitete.
,,Was ist mit Potter? Sie sagten immerhin, er müsste durch die Hand von Voldemort sterben, damit jener Teil in ihm vernichtet wird, der sich einst von der Seele des dunklen Lords abgetrennt hat."
,,Und daran führt kein Weg vorbei. Amberle wird das Puzzle richtig zusammensetzen, wenn sie sich erstmal an alles erinnern kann. In ihrem letzten Leben kannte sie den Plan von Voldemort, Horkruxe erschaffen zu wollen und konnte es nur niemandem mehr sagen, weil er sie vorher getötet hat. Sie wird Harry auf den nötigen Pfad führen und das ist entscheidend."
Als Amberle aus dem Denkarium wieder auftauchte und somit in die Realität zurückkehrte, war sie zunächst ein wenig aus der Fassung. All diese Erinnerungen waren ein wenig viel auf einmal und Amberle brauchte einen Moment, um es zu verarbeiten.
So viele Gedanken und Emotionen strömten gerade durch ihren Körper, was eine neue Flut von Chaos mit sich brachte. Und sie wusste gar nicht, wie sie mit der ganzen Sache umgehen sollte.
Ihr Vater war tot, Draco ein Todesser und die Rückkehr ihrer Erinnerungen hatte alles verändert. Amberle wusste nun zwar wieder, wer sie wirklich war und dennoch kam es ihr so vor, als wäre ihr bisheriges Leben dadurch komplett aus den Fugen geraten. Doch eine Erinnerung von ihrem Vater hatte Amberle noch eine Tatsache unmittelbar vor Augen geführt: ihr alter Feind war zurück!
Und damit war nicht Lord Voldemort gemeint, obgleich Amberle natürlich auch mit ihm eine Vergangenheit hatte, sondern Valentin Blackwell. Dieser hatte bei ihrer letzten Begegnung ja bereits angemerkt, dass Amberle ihn schon bald mit anderen Augen sehen würde und das tat sie nun. Sie erinnerte sich daran, wer er wirklich war und an die Tatsache, dass er ihr schon seit dem zweiten Leben hinterherjagte.
Valentin Blackwell war niemand Geringeres als der Tod selbst, der sich betrogen dadurch fühlte, dass Amberle durch ihre Phönix-Magie wiedergeboren wurde. Sie war nie im Reich der Toten gelandet, sondern ihre Seele hatte die Zeit nach dem Tod und bis zur Wiedergeburt stets in der Schattenwelt verbracht...der Leere, wo sie im vierten Schuljahr zum ersten Mal auf ihr anderes Ich getroffen war. Eine andere Version von ihr, die lediglich ein Schatten war und ihr künftiges Ich verkörpert hatte. Doch nun war es fort, da Amberle die Grenze bereits überschritten hatte und es ihrem Schatten-Ich nur möglich war, bis zu einem bestimmten Zeitpunkt in Erscheinung zu treten.
Schon in ihrem zweiten Leben war Amberle von ihren eigenen Abbildern verfolgt worden, sowie von Valentin Blackwell, der damals jedoch noch einen anderen Namen getragen hatte. Alles war damals anders gewesen und noch heute fragte sich Amberle, welches ihrer bisherigen Leben eigentlich das Düsterste von allen war.
Ihr Vater hatte Valentin natürlich sofort erkannt und alles versucht, um ihn von Amberle fernzuhalten, aber es konnte nun einmal niemand den Tod bezwingen. Nicht einmal Amberle, denn sie war ihm bislang lediglich entkommen und das brachte immer einen Preis mit sich. Einen Preis, den die Phönix-Magie für sämtliche Macht früher oder später immer einforderte.
Die Erinnerungen an die Vergangenheit verblassten ein wenig und gaben Amberle die Möglichkeit, wieder voll und ganz in der Realität anzukommen. Es war in der Tat ein wenig überwältigend, welche Menge an Informationen sie heute zu verarbeiten hatte und sie ließ das Denkarium durch Magie an seinen Platz zurückkehren, ehe sie sich zu der kleinen steinernen Treppe begab und dort auf den kalten Boden sank.
Obwohl ihre Fähigkeiten mit jeder Minute wieder stärker wurden, fühlte sich Amberle ausgelaugt und ratlos. Sie kannte nun die Wahrheit und auch den Plan ihres Vaters, der eindeutig Harry mit einbezog.
Harry Potter. Der Junge, der überlebt hatte und dazu bestimmt war, Lord Voldemort ein für allemal zu vernichten. Und jetzt, da Amberle sich schon wieder an das Meiste erinnern konnte, wusste sie natürlich auch, weshalb sie an ihrem 11. Geburtstag dieses Lebens den Tod der Potters gesehen und sich seit der ersten Begegnung mit Harry verbunden gefühlt hatte.
Tom Riddle hatte auch Amberle getötet. Dadurch hatte er zwar keinen Horkrux erschaffen, weil Amberle nicht wahrhaftig gestorben war, sondern eine Verbindung geschaffen, die es der jungen Hexe möglich machte, in seinen Geist einzudringen. Keineswegs wie es der Okklumentik-Zauber tat, sondern eher wie eine Art heimlicher Besucher. Sie hatte durch seine Augen sehen können, wie er die Eltern von Harry einst ermordete und die Begegnung in der Vergangenheit rund um die Kammer des Schreckens, war eine Erinnerung an damals gewesen. Doch das hatte Amberle zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht wissen können und nun ergab alles einen Sinn.
Alle ungeklärten Fragen lösten sich nach und nach auf, je mehr sich der Schleier hob, der die Sicht von Amberle auf die Vergangenheit bislang verborgen hatte. Sie wusste auch, dass sie im Zaubereiministerium nicht zum ersten Mal den Todesfluch gebannt und daran gehindert hatte, sein Ziel zu eliminieren. Schon in ihrem ersten Leben hatte sie etwas dergleichen getan, nur hatte es damals ein anderes Ende genommen als in diesem Leben.
Alles, was sich Amberle bislang nicht erklären konnte, ergab nun einen Sinn und das war auf der einen Seite zwar eine Erleichterung, aber auch ein wenig beängstigend. Denn nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Gegenwart lasteten schwer auf der Hexe und sie erinnerte sich an den Moment, wo sich alles für immer verändert hatte.
Der Tod ihres Vaters Dumbledore hatte alles aus dem Gleichgewicht geworfen und noch immer erschütterte es Amberle bis ins Mark, dass sie ihn verloren hatte, bevor ihr bewusst gewesen war, in welcher Verbindung sie zueinander standen. Aber ihr Vater hatte sich bewusst für diesen Weg entschieden und sein eigenes Leben geopfert, um ihr den Weg zu ihren Erinnerungen zu ebnen und dafür zu sorgen, dass seinem geheimen Plan bezüglich Harry nichts mehr im Wege stand. Und Snape, der in den Augen aller nun scheinbar als Verräter da stand, war im Grunde von Anfang an Dumbledores Komplize gewesen. Er hatte Dumbledore auf dessen eigener Anordnung hin getötet und damit nicht nur zweifellos das Vertrauen von Voldemort für sich gewonnen, sondern auch Draco vor dieser entsetzlichen Bürde bewahrt.
Amberle verspürte erneut, wie sich eine tiefe Abneigung gegenüber Tom Riddle in ihren Geist grub. Schon damals, seit ihrer ersten Begegnung in dem Waisenhaus, hatte sie ihm misstraut und die dunklen Facetten seiner Seele erblickt. Das Böse in ihm war von Anfang an präsent gewesen und es hatte nur auf den richtigen Moment gewartet, um herausbrechen zu können. Und zwar in Form von Lord Voldemort, zu dem Tom Riddle letztendlich geworden war.
Doch Amberle hatte ihn nie als Dunklen Lord betrachtet. Hatte nie Furcht vor ihm verspürt, sondern immer nur den Instinkt gehabt, ihn aufhalten zu wollen. Ganz gleich, ob er nun der mächtigste dunkle Zauberer aller Zeiten war, er war in ihren Augen nicht anders als ihr Onkel Gellert Grindelwald. Denn dieser hatte vor langer Zeit auch versucht, durch Furcht und Gewalt die Kontrolle über die magische Welt zu erlangen.
Grindelwald war durch ihren Vater Albus letztendlich aufgehalten worden und Amberle wusste, dass auch Tom Riddle gestoppt werden musste. Der Auserwählte dafür war Harry und ihr Vater hatte gewusst, was kommen würde. Was nötig war, um der Bedrohung durch Voldemort ein Ende zu setzen und genau das würde Amberle tun. Sie würde den geheimen Plan von Dumbledore fortführen und Harry im Kampf gegen Voldemort unterstützen. Und obgleich sie dafür hauptsächlich aus dem Hintergrund heraus agieren musste, so stand eine Tatsache völlig außer Frage: ihre Freunde mussten erfahren, wer sie wirklich war!
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