Operation Umbridge
Hallo, meine Lieben. Ich habe wieder einmal ein neues Kapitel für euch und was für eins. Diesmal geht es besonders aufregend her und ich bin sehr gespannt auf eure Meinungen. Jedenfalls wünsche ich euch ganz viel Spaß beim Lesen und habt einen schönen Sonntag :)
Liebe Grüße,
eure Hela
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Operation Umbridge
Dass Dolores Umbridge zur Großinquisitorin von Hogwarts ernannt worden war, stellte nicht nur die Schüler vor neue Herausforderungen, wie sich zeigen sollte. Alle Lehrer wurden in ihren Unterrichtsfächern von der Ministeriumshexe mehrfach genauestens unter die Lupe genommen und die scheute sich auch nicht, diese dabei auf ganzer Linie zu blamieren oder wie inkompetente Vollidioten aussehen zu lassen.
Von der kleinen Größe von Professor Flitwick, über die mangelnde Intelligenz von Professor Trelawney und bis hin zum gescheiterten Versuch von Professor Snape, sich für das Fach Verteidigung gegen die dunklen Künste zu bewerben war alles dabei und Amberle beobachtete das Verhalten von Umbridge mit immer mehr wachsendem Argwohn.
Es gefiel ihr nicht, wie sich die Hexe aufführte und dabei verhielt, als wäre Hogwarts ihr persönliches Revier, wo immer sie tun und lassen konnte, was sie wollte. Immer wieder war Amberle kurz davor einzuschreiten und Umbridge in die Schranken zu weisen, hielt sich jedoch zurück. Zum einen, weil Dumbledore ihr dazu inständig geraten hatte und zum anderen, weil Draco sie davon abhielt. Denn der hatte nun stets ein wachsames Auge auf Amberle.
Seit sie ihm offenbart hatte, was der Zauber vom Buch der Schatten für Konsequenzen hatte, schien er umso mehr um sie besorgt zu sein und sogar die Bibliothek hatte er bereits durchforstet, um Möglichkeiten zu finden, die Doppelgängerin von Amberle wieder zu vertreiben. Nur war sich Amberle nicht sicher, ob das möglich und die richtige Entscheidung war.
Denn so sehr es ihr auch missfiel von ihrem anderen Ich heimgesucht zu werden, so wurde sie einfach das Gefühl nicht los, dass dies eine größere Bedeutung hatte. Welche, das wusste Amberle natürlich nicht, aber sie hatte stets ihrem Instinkt vertraut und immerhin war ihr anderes Ich die erste konkrete Spur, die Amberle im Bezug auf die offenen Fragen hatte.
Von Dumbledore würde sie keine Antworten erhalten, denn dieser hüllte sich in Schweigen und daran würde sich auch nichts ändern, solange er es nicht selbst für nötig erachtete. Valentin Blackwell wusste zwar mit Sicherheit ebenfalls etwas, doch ihn ins Kreuzverhör zu nehmen, könnte eindeutig nach hinten losgehen und ein erneuter Zauber aus dem Buch der Schatten kam überhaupt nicht in Frage. Das hatte zumindest Draco mehr als deutlich gemacht, nachdem er von den Folgen des letzten Jahres erfahren hatte.
Selbst der Unterricht in diesem Schuljahr brachte Amberle und ihre Freunde nicht sonderlich weiter. Da die Lehrer unter Beobachtung durch Umbridge ausgebremst wurden und zunehmend genervt waren, ging der Stoff eher schleppend voran und in Verteidigung gegen die dunklen Künste lernten die jungen Hexe und Zauberer kaum etwas dazu. Amberle hatte sogar zugeben müssen, dass sie selbst bei Gilderoy Lockhart im zweiten Schuljahr mehr gelernt hatte als bei Umbridge.
Denn die war vielmehr damit beschäftigt, ihre absurden Regeln aufzustellen und darauf zu achten, dass diese auch eingehalten wurden. Es hatte sich dadurch viel in Hogwarts geändert und Amberle war schon jetzt der Meinung, dass dies Schuljahr das schlimmste von allen war, die sie bisher in Hogwarts verbracht hatte.
Auch ihre Freunde waren frustriert und fühlten sich die ganze Zeit über beobachtet. Fast schon, als wären sie alle Insassen einer Gefängnisanstalt und Umbridge war die strenge Aufseherin, die jeden auf den Folterstuhl setzen würde, der ihre kostbaren Regeln missachtete.
Mit Draco hatte sich Amberle in den vergangenen Tagen auch nicht wirklich treffen können, denn Valentin wich kaum von der Seite des blonden Slytherin und schien bereits zu ahnen, was zwischen ihnen vor sich ging. Und auch ihre Freunde wurden immer misstrauischer, weil Amberle sich öfters davongestohlen hatte und deshalb hatten sie und Draco vereinbart, vorerst ein wenig Distanz zu wahren, bis sich die Situation wieder etwas beruhigt hatte.
Besonders leicht fiel ihnen das natürlich nicht und der einzige Vorteil am Unterricht von Umbridge war, dass sie die Sitzordnung im Klassenzimmer beibehalten hatte und Amberle weiter neben Draco sitzen durfte. Das lag aber wohl vor allem daran, dass die Lehrerin der Meinung war, Draco wäre eine gute Möglichkeit, um Amberle im Zaum zu halten und weitere Zwischenfälle wie in der ersten Stunde zu vermeiden.
So waren Amberle und Draco vorerst dazu verdammt, sich lediglich verstohlene Blicke zuzuwerfen und im Unterricht von Umbridge unauffällige Berührungen auszutauschen. Das Risiko von den anderen durchschaut zu werden war einfach zu hoch und das Problem Umbridge wuchs mit jedem weiteren Tag, der verging. Auch heute beim Frühstück in der Halle zeichnete sich ab, was die Anwesenheit von Umbridge für Auswirkungen auf alle anderen hatte. Denn Ron war unglaublich genervt und machte seinem Ärger am frühen Morgen schließlich Luft.
,,Diese eingebildete Hexe hat echt Nerven. Jetzt hat sie sogar die scherzhaften Artikel von Fred und George verboten. Nur, weil sie den Schülern damit ein bisschen Freude im Alltag zurückgeben wollten.", brummte er und Hermine seufzte.
,,Du weißt doch mittlerweile, wie Umbridge ist. Die nimmt sich unglaublich viel aus ihrer Position heraus und mit dem Ministerium im Rücken hält sie sich für unbesiegbar."
,,Zumindest scheint Filch Gefallen an ihr zu finden. Der ist ihr doch von Anfang an gänzlich verfallen.", pflichtete Harry tonlos bei und Amberle musste ein wenig schmunzeln.
In der Tat war ihnen keineswegs entgangen, dass der sonst so grimmige Hausmeister Filch in der Anwesenheit von Umbridge förmlich aufblühte. Sogar ein Lächeln brachte er zustande und das sollte in seinem Fall wirklich etwas heißen. Und die Tatsache, dass Filch sein verbittertes Herz ausgerechnet an Dolores Umbridge verloren hatte, brachte Amberle in genau diesem Augenblick auf eine ziemlich verrückte Idee.
Sie suchte ja schon länger nach einer Möglichkeit, um Umbridge zumindest aus dem Hintergrund heraus, einen Denkzettel zu verpassen und Filch schien die rettende Antwort darauf zu sein.
Ein freches Grinsen stahl sich auf das Gesicht von Amberle und ihr Blick wanderte etwas weiter nach vorne zum Gryffindor-Tisch, wo sie das Weasley-Duo erspähte, das bei Ginny saß und die Geschwister wirkten recht ausgelassen. Hermine, der die Reaktion von Amberle keineswegs entgangen war, sah diese sofort skeptisch an und ihre Alarmglocken schienen bereits zu schrillen.
,,Ich kenne diesen Blick. Amberle, was hast du vor?", wollte sie sogleich wissen, doch Amberle zwinkerte ihr nur zu.
,,Wartet es ab. Entschuldigt mich bitte kurz."
Schnell erhob sich Amberle von ihrem Platz und ging zu Ginny, neben der sie sich prompt niederließ und dabei direkt gegenüber von Fred und George saß. Während Ginny sichtlich überrascht bezüglich des unerwarteten Besuchs war, so grinsten die Zwillinge breit um die Wette und sangen mal wieder förmlich im Chor.
,,Amberle Harvey. Was verschafft uns denn die Ehre?"
,,Ihr müsst mir einen Gefallen tun, Jungs. Ich plane gewissermaßen ein geheimes Attentat und könnte dabei eure Hilfe gebrauchen, wenn ihr gewillt seid, sie mir zu gewähren.", erklärte Amberle und sofort leuchteten die Augen des Weasley-Duos regelrecht.
,,Uh, klingt spannend. Lass hören."
,,Ich will jetzt nicht ins Detail gehen, aber ihr habt mir in den Ferien doch euren tollen Liebestrank der Eigenproduktion präsentiert. Nun, es wäre langsam an der Zeit, diesen mal auszutesten, findet ihr nicht auch?"
Amberle warf einen erwartungsvollen Blick auf die Zwillinge, während Ginny irritiert versuchte, aus dem Gespräch schlau zu werden. Fred und George tauschten einen kurzen Blick, ehe ihr Grinsen noch etwas breiter wurde und Fred lehnte sich dann etwas über den Tisch, ehe er mit gedämpfter Stimme zu Amberle sprach.
,,Wen willst du denn verzaubern, Schätzchen? Ich hätte nicht gedacht, dass ausgerechnet du einen Liebestrank brauchst. Die Herzen sämtlicher junger Zauberer würden dir mit Sicherheit nur so zufliegen, solltest du ihnen genügend Aufmerksamkeit schenken.", meinte er, doch Amberle winkte ab.
,,Doch nicht für mich, Fred. Ich bin viel eher in geheimer Mission unterwegs und glaubt mir, ihr würdet sicher liebend gern ein Teil davon sein. Oder wollt ihr der pinken Furie keine Lektion darin erteilen, dass wir uns in Hogwarts nicht so leicht unterkriegen lassen?"
Amberle warf den Zwillingen einen vielsagenden Blick zu, die dann unauffällig zum Lehrertisch schielten und Umbridge kurz musterten. Dann sahen sie wieder auf die junge Hexe ihnen gegenüber und schienen zu ahnen, was Amberle im Sinn hatte. Denn sie nickten folglich synchron und grinsten triumphierend, da die Vorfreude ihnen bereits jetzt zu Kopf stieg.
,,Na, aber hallo. Das klingt nach einem aufregenden Abenteuer. Amberle Harvey, wir sind ganz Ohr."
Nachdem Amberle mit den Zwillingen ausgemacht hatte, den geheimen Plan unter 6 Augen zu besprechen und dies getan hatte, brannte sie schon förmlich darauf, diesen in die Tat umzusetzen. Fred und George waren natürlich sofort Feuer und Flamme gewesen, weshalb sie umgehend damit begonnen hatten, einen Liebestrank nach ihrem eigenen Rezept zu kreieren und sie wollten Amberle informieren, sobald dieser einsatzfähig war.
Ihren Freunden gegenüber bewahrte Amberle Stillschweigen, egal wie sehr sie auch versuchten sie zu löchern. Sie wollte die Überraschung keineswegs verderben und hoffte einfach nur inständig, dass alles glatt laufen würde. Denn wenn dies der Fall war, dann hätte Hogwarts trotz der aktuellen Umstände immerhin mal wieder was zu Lachen.
Gut, eigentlich hielt sich Amberle ja auch zum größten Teil im Hintergrund und überließ den größten Teil Fred und George. Aber das war für die Zwillinge auch kein Problem, denn ihnen genügte schon die Möglichkeit, Umbridge mal eins auszuwischen und sie hatten die Angelegenheit mit Freuden an sich genommen.
Und heute, ein paar Tage später, hatten sie Amberle beim Frühstück die Nachricht zugesandt, dass der Trank fertig war und sie den Plan umgehend in die Tat umsetzen wollten. Deswegen hatte Amberle alle Mühe sich ein Grinsen zu verkneifen, als sie auf dem Weg zum Unterricht Zaubertränke war. Irgendwann im Laufe des Tages würde Umbridge ihr blaues Wunder erleben und Amberle hoffte, dass es ein Ereignis sein würde, das Hogwarts ewig im Gedächtnis blieb.
,,Was heckst du schon wieder aus?", erklang auf einmal die Stimme von Draco neben ihr und Amberle zuckte leicht zusammen, da ihr Freund sie regelrecht ertappt hatte, spielte aber die Unschuldige.
,,Ich habe keine Ahnung, wovon du redest."
,,Genau. Und ich bin Minister Fudge. Amberle, ich kenne dich mittlerweile ziemlich gut und alles an dir verrät mir, dass du irgendwas vorhast. Also, was ist es?", wollte er wissen und Amberle zuckte grinsend mit den Schultern.
,,Lass dich überraschen."
Draco hob prüfend eine Augenbraue, schüttelte dann aber leicht den Kopf und Amberle grinste noch immer. Offenbar verfluchte er sie in Gedanken bereits jetzt für das, was kommen würde. Doch das nahm sie in Kauf und ihre Vorfreude wuchs mit jeder Minute, womit es ihr sicher schwer fallen würde, sich heute bei Snape im Unterricht zu konzentrieren. Zum Glück ignorierte die Fledermaus alle Gryffindors für gewöhnlich recht großzügig und Amberle hoffte, dass dies heute auch der Fall sein würde.
Aber dann wurde sie nachdenklich und musterte Draco neugierig, mit dem sie sich nun gemeinsam auf den Weg Richtung Kerker machte.
,,Was machst du überhaupt schon so früh hier? Ich dachte, ihr hättet Quidditch-Training.", meinte sie und Draco nickte.
,,Hatten wir auch. Aber ich habe mir erlaubt, etwas früher als die anderen zu gehen. Immerhin will ich nicht zu spät zum Unterricht kommen."
,,Der beginnt erst in einer halben Stunde. Also, was machst du jetzt schon hier?", gab Amberle zurück und Draco warf ihr mit einem Mal einen undefinierbaren Blick zu.
Ohne etwas zu sagen, zog er die junge Hexe in die schmale Nische zwischen zwei Korridoren. Etwas perplex ließ sich Amberle mitziehen und ehe sie den Grund dafür erfragen konnte, hatte Draco den Abstand zwischen ihnen überbrückt und küsste sie. Obwohl der Kuss unerwartet für sie kam, erwiderte Amberle ihn und nun kannte sie natürlich den Grund für Dracos frühe Anwesenheit. Und als sie den flüchtigen Kuss beendeten, musste Amberle erneut grinsen und sah ihn verschmitzt an.
,,Ah, ich verstehe. Ein Überfall."
,,Nun, eine andere Möglichkeit hat sich eben nicht ergeben und wenn wir uns zurzeit schon kaum sehen, müssen wir jede Chance nutzen.", erwiderte Draco und Amberle stimmte ihm zu.
,,Wohl wahr. Ich hab das Gefühl, Umbridge ist überall. Ihren Blicken zu entkommen ist nicht gerade leicht."
Amberle konnte nicht leugnen, dass sie das beschäftigte. Zwar ließ sie sich die meiste Zeit über nichts anmerken, aber die eingeschränkte Freiheit setzte ihr immer mehr zu. Es war fast so, als sperrte Umbridge sie alle in einen Käfig und warf den Schlüssel weg, sobald man sich ihr widersetzte.
Draco strich Amberle eine Haarsträhne hinters Ohr und bedachte sie mit zuversichtlichem Blick.
,,Ich verstehe, was du meinst. Es ist zwar nicht leicht, aber irgendwie schaffen wir das schon. Es braucht eben etwas Zeit und wir werden eine Lösung finden. Genau wie für das andere Problem. Hast du diesbezüglich schon etwas rausfinden können?"
Ohne zu fragen war Amberle klar, dass er von ihrer mysteriösen Doppelgängerin sprach. Für Draco hatte dieses Thema oberste Priorität, da er wohl fürchtete, der Zwilling von Amberle könnte ihnen gefährlich werden. Doch Amberle zweifelte noch immer daran, ob dies der richtige Weg war.
,,Nicht wirklich.", gab sie schließlich zu und Draco fuhr sich mit den Händen durchs blonde Haar.
,,Bei Merlin. Amberle, das ist wichtig. Wir müssen einen Weg finden, um deinen Schattenzwilling zurück ins Reich der Traumwandler zu verbannen. Das könnte sonst noch üblere Folgen mit sich bringen."
,,Ich weiß, Draco. Und glaub mir, ich bin dir dankbar dafür, dass du mir helfen willst. Nur weiß ich nicht, ob wir das wirklich tun sollten.", erwiderte die Braunhaarige zögerlich, was ihr Freund mit Skepsis quittierte und dazu brachte, die Arme vor der Brust zu verschränken.
,,Warum?"
Amberle zögerte noch, als sie seinen kritischen Blick bemerkte und gab sich dann einen Ruck.
,,Ich kann es nicht genau erklären, Draco...aber ich werde einfach das Gefühl nicht los, dass wir sie brauchen. Die andere Amberle, meine ich. Auf irgendeine Art und Weise bin ich mit ihr verbunden und das liegt nicht am Zauber vom Buch der Schatten. Es ist irgendwas anderes und sie weiß etwas. Wenn mir jemand bei der Suche nach Antworten helfen kann, dann sie.", erklärte Amberle, doch Draco hatte noch immer Zweifel.
,,Amberle, ich kann ja verstehen, dass du Antworten willst und ich werde dir dabei helfen, sie zu finden. Aber dieser anderen Amberle zu vertrauen, das ist der falsche Weg. Was sollte sie sonst sein, wenn nicht eine bösartige Illusion, um dich zu täuschen und im schlimmsten Fall ins Verderben zu stürzen?"
,,Eine Illusion ist sie nicht. Das glaube ich zumindest.", meinte Amberle nachdenklich, woraufhin der Blick von Draco umso ernster wurde.
,,Und was soll sie sonst bitte sein? Nur du bist im Stande sie zu sehen und das auch nur, weil du das Buch der Schatten geöffnet hast."
,,Ganz genau. Draco, was ist, wenn sie...wenn die andere Amberle schon die ganze Zeit über hier war? Ich habe sie nur nicht gesehen, weil der Schleier noch intakt gewesen ist. Aber jetzt, wo er von mir eingerissen wurde, kann ich sie sehen und mit ihr kommunizieren."
Amberle wusste, dass diese Theorie vielleicht etwas schräg klang, aber dieser Gedanke war ihr in letzter Zeit immer öfter gekommen. Es konnte schließlich kein Zufall sein, dass die andere Amberle immer dann auftauchte, wenn sie selbst etwas vorhatte oder versuchte, eine Angelegenheit zu lösen. Ihre Worte stimmten Draco noch nachdenklicher, aber er schien zu verstehen, was sie ihm indirekt sagen wollte.
,,Du glaubst also, dass die andere Amberle der Grund dafür ist, dass du über die Jahre all diese...Träume hattest?", hakte er nach und Amberle nickte kaum merklich.
,,Träume, Visionen...nenn es, wie du willst. In jedem Einzelnen von ihnen habe ich immer entfernte Stimmen gehört und ich glaube, es waren dieselben wie aus dem Traumreich. Die andere Amberle konnte es erst verlassen, nachdem ich den Schleier eingerissen habe und dennoch glaube ich, dass sie irgendwie versucht hat, mir zu helfen. Ich glaube, sie ist nicht das Böse, Draco. Viel eher ist sie der Schlüssel zu allem."
Die junge Hexe hielt an ihrer Überzeugung fest, egal wie verrückt das auch klingen mochte. Sie glaubte daran, dass die andere Amberle ihr die erforderlichen Antworten liefern würde. Nur musste sie noch herausfinden, wie sie das erzielen konnte.
Draco sah Amberle noch immer nachdenklich an, seine Sorge konnte sie ihm aber ansehen. Es war ihr nach wie vor ein Rätsel, dass seine verletzliche Seite ihr so lange verborgen geblieben war. Sonst konnte Amberle andere stets gut durchschauen, aber Draco zählte eindeutig zu den Ausnahmen.
Und nicht nur er hatte eine dunkle Seite. Amberle selbst, besaß sie auch und das war ihr spätestens dann klar geworden, als sie das Ritual vom Buch der Schatten erfolgreich durchgeführt hatte. Vielleicht waren sie und Draco auch aus diesem Grund miteinander verbunden. Weil sie beide eine dunkle Seite hatten und diese nicht immer erfolgreich verbergen konnten.
,,Gut. Wir werden es auf deine Weise machen, aber sollte sich herausstellen, dass du dich irrst, dann werden wir diese andere Amberle zurück in die Hölle werfen, aus der wir sie befreit haben, verstanden? Ich werde nämlich nicht zulassen, dass sie dich irgendeinen Preis bezahlen lässt, der dich am Ende noch wer weiß was kostet.", sagte Draco schließlich und Amberle nickte, da sein Blick ohnehin keinen Widerspruch duldete.
,,Einverstanden."
Er schien sich daraufhin etwas zu entspannen und Amberle gab ihm noch einen flüchtigen Kuss, ehe sie gemeinsam die Nische verließen und ihren Weg zum Klassenzimmer von Snape fortsetzten. Und das genau zum richtigen Zeitpunkt, denn es trafen mittlerweile auch die übrigen Schüler ein, weshalb Amberle sich wieder von Draco distanzierte. Stattdessen ging sie auf ihre drei Freunde zu, die etwas abseits standen und sich unterhielten. Sie sahen auf, als Amberle zu ihnen stieß und Hermine hakte sich sogleich bei der Hexe ein.
,,Da bist du ja. Ich finde es wirklich unfair, dass du uns nichts verraten willst. Was habt ihr nur vor?", startete sie einen weiteren Versuch, doch Amberle grinste nur.
,,Hab Geduld, Hermine. Irgendwann heute werdet ihr es erfahren."
,,Ich hoffe nur, es lohnt sich. So gut drauf waren meine Brüder jedenfalls schon lange nicht mehr und das kann meist nichts Gutes bedeuten.", murmelte Ron, während Harry Amberle ein wenig nachdenklich ansah.
,,Wo warst du eben überhaupt? Wir haben dich gesucht, weil wir zusammen mit dir zum Unterricht gehen wollten."
,,Oh, tut mir leid. Ich war nochmal kurz in der Eulerei bei Artemis und bin dann von dort aus hergekommen."
Amberle rang sich zu einem Lächeln durch und obwohl ihr bester Freund nichts weiter erwiderte, spürte sie seine Unsicherheit. Harry war in den letzten Tagen weitaus misstrauischer als die anderen geworden, da er Amberle gegenüber bereits den Verdacht geäußert hatte, dass sie sich wieder mal auf einem Alleingang befand. Welches die wahren Gründe für die häufige Abwesenheit der Hexe waren, kannte er zum Glück nicht und Amberle hoffte, dass dies auch so blieb.
Gemeinsam begaben sich alle schließlich ins Klassenzimmer, wo sie auf ihre Plätze gingen und als Snape schließlich mit wehendem Umhang den Raum betrat, bemerkte Amberle sofort, dass die Fledermaus noch grimmiger aussah als sonst. Und die Ursache dafür folgte dem Zauberer dicht auf den Fersen, wobei das grelle Pink wieder einmal die düstere Atmosphäre der Kerker zerschnitt.
Amberle, die neben Hermine saß, verbarg ihr Gesicht in der rechten Hand und stöhnte innerlich auf. Also stand Snape heute mal wieder auf der Liste von Umbridge und das konnte nur bedeuten, dass der Lehrer für Zaubertränke heute unausstehlich sein würde.
,,Schlagt die Bücher auf, Seite 85.", knurrte Snape regelrecht in die Runde, während Umbridge sich einen Stuhl nahm und abseits von der Anhöhe setzte.
Wieder einmal hatte sie ihr Klemmbrett und die pinke Feder dabei, womit sie sich die ganze Stunde über Notizen machen würde. Amberle hielt diese Frau ohne Zweifel für einen Kontrollfreak, der viel zu stark von sich selbst eingenommen war. Ohnehin behauptete Umbridge, das Niveau von Hogwarts würde immer stärker in sich zusammensinken und machte sich damit nicht gerade beliebt. Sowohl bei den Schülern, als auch bei den Lehrkräften.
Snape schien die Ministeriumshexe und Kollegin wider Willen jedoch so gut es ging zu ignorieren, denn er war verbissen wie immer und herrschte seine Klasse an, als er die nötigen Fakten zu einem neuen Zaubertrank erklärte, welchen sie in Kürze lernen würden. Dabei war Snape noch so ziemlich der einzige Lehrer, der den Unterricht konsequent vorantrieb und Umbridge im Großen und Ganzen weitaus auszublenden schien.
Immer wieder schielte Amberle zu der Hexe in Pink, die seelenruhig auf ihrem Stuhl saß und den Unterricht überwachte. Sie schwieg und ließ lediglich ihre wachsamen Augen über die Schüler wandern, als wäre sie eine Raubkatze, die ihre Beute begutachtete. Irgendwann im Laufe der Stunde kam nur einmal Filch herbeigeeilt, der Umbridge mit strahlendem Lächeln eine Tasse Tee brachte und dann wieder das Weite suchte, nachdem er die Hexe mit schmachtenden Blicken beäugt hatte.
Snape verdrehte aufgrund dessen nur genervt die Augen und forderte sofort die Aufmerksamkeit seiner Schüler wieder ein, unter denen ein paar natürlich kicherten, da mittlerweile jeder von der Schwärmerei von Filch für Umbridge wusste. Amberle schüttelte nur wortlos den Kopf und machte sich stattdessen weiter Notizen, da Snape Gryffindor sonst mit Sicherheit wieder Punkte abziehen würde und das wollte Amberle nun wirklich nicht riskieren.
Der Unterricht verlief im Großen und Ganzen recht friedlich, doch diesmal wagte Amberle nicht, einen Blick in Richtung von Draco zu werfen. Denn Snape war unglaublich aufmerksam und würde mit Sicherheit etwas merken, geschweige denn Umbridge, die sofort erahnen würde, was zwischen den beiden Schülern vorging. Deshalb folgte Amberle schweigsam dem Unterricht und blendete alles andere ein wenig aus.
Sie ahnte nichts Böses, bis sie aus dem Augenwinkel mit der Zeit wahrnahm, dass Umbridge nicht mehr so entspannt wirkte, wie zu Anfang der Stunde. Unauffällig warf Amberle deshalb einen Blick zu ihrer Lehrerin, die sich gerade mit ihrem Klemmbrett etwas Wind zu fächerte.
Irritiert runzelte die Hexe die Stirn, denn im Klassenzimmer von Snape war es im Grunde eher recht kühl als warm, was auch an den Kerkern lag, wo es sich befand. Auch Hermine warf einen verdutzten Blick auf die Lehrerin und beugte sich etwas zu Amberle rüber.
,,Was ist denn mit der los?", flüsterte sie, doch Amberle konnte den Blick nicht von Umbridge abwenden.
,,Ich bin mir nicht ganz sicher."
Snape, der zum Glück noch nichts bemerkt hatte und stattdessen hochkonzentriert aus seinem Buch die Fakten vortrug, ignorierte sogar die beiden jungen Hexen und Amberle hatte mit einem Mal ein ungutes Gefühl, welches sich zusammenbraute. Denn Umbridge begann nun etwas nervös auf der Anhöhe umher zu gehen und ihr Klemmbrett diente die ganze Zeit über als Fächer.
Amberle suchte für eine Erklärung, als Umbridge sich mit den Händen nun an einem Schrank abstützte und tief durchatmete. Diese Haltung hatte man noch nie zuvor bei der Frau gesehen, die wie eine Furie sonst stets darauf bedacht war, in jeder Sekunde ihre Contenance zu wahren.
,,Kann ich Ihnen behilflich sein, Professor?", brummte Snape mürrisch in die Richtung seiner Kollegin, die mit dem Rücken zu ihm stand und nur eine Hand erhob.
,,Alles bestens. Ich brauche nur einen Moment."
Snape brummte nur vor sich hin und wandte sich dann wieder dem Buch zu. Die Klasse hatte mittlerweile jedenfalls realisiert, dass etwas Ungewöhnliches vor sich ging. Ron, der auf der anderen Seite von Amberle saß, raunte Harry einen Platz weiter daraufhin eine eigene Meinung zu.
,,Die hat bestimmt was eingeworfen."
Als er das sagte, erstarrte Amberle mit einem Mal und warf einen entsetzten Blick Richtung Umbridge. Es fiel ihr wie Schuppen von den Augen, sodass sich die Erklärung nun wie ein Puzzle vor ihrem inneren Auge zusammensetzte.
,,Oh, nein.", brachte Amberle leise hervor und Hermine sah sie verwirrt an.
,,Was ist denn?"
Amberle erwiderte nichts, sondern sank ein wenig auf ihrem Platz zusammen und ahnte bereits, dass der eigentlich gut durchdachte Plan nun ohne Zweifel in einem Desaster enden würde. Denn die einzige Erklärung für das sonderbare Verhalten, welches Umbridge gerade an den Tag legte, konnte nur sein, dass Fred und George ihr bereits den Liebestrank untergejubelt hatten und der konnte sich eigentlich nur im Tee befunden haben, den Filch seiner Herzensdame ahnungslos ausgehändigt hatte.
Immer tiefer sank Amberle auf ihrem Stuhl zusammen und bemühte sich verzweifelt um Fassung, welche androhte, sie jeden Augenblick zu verlassen, woraufhin sie nur ein leises „Doch nicht jetzt!" von sich gab.
Ein paar Schüler tuschelten beim Anblick von Umbridge untereinander und Draco warf nun einen fragenden Blick zu Amberle, die nur unauffällig den Kopf schüttelte und sichtlich prekär dreinschaute. Dann sah Draco wieder zu Umbridge und schien bereits eine Schlussfolgerung zu ziehen, während Ron sich nun an Amberle wandte.
,,Sag mir bitte nicht, dass dies euer genialer Plan ist."
Amberle gab keine Antwort, denn genau in dem Moment sah Snape mächtig genervt zu Umbridge und schien sie nur zu gerne rauswerfen zu wollen, um sich von ihrer lästigen Anwesenheit zu befreien. Denn er beäugte die Hexe, als wäre sie ein lästiges Insekt, welches schnellstens zerquetscht werden musste.
,,Miss Umbridge, was soll das werden?", zischte er in ihre Richtung, woraufhin Gerufene sich umdrehte und mit dem Rücken an die Vitrine der Utensilien lehnte.
,,Kein Grund zur Aufregung, Snape. Ich verlange Disziplin und...Ordnung."
Das letzte Wort hauchte Umbridge lediglich noch, als ihr Blick auf den Lehrer für Zaubertränke fiel. Dieser beäugte sie argwöhnisch, während Amberle sich bereits innerlich auf die schlimmste aller Folgen einstellte. Und genau diese schien sich bereits anzukündigen, als der Blick von Umbridge sich mit einem Mal veränderte.
Anstatt heimtückisch und wie ein Biest zu wirken, entspannten sich die Gesichtszüge der Hexe wie durch ein Wunder und ihre Augen hatten ein Funkeln an sich, wie man es noch nie zuvor gesehen hatte. Es hatte fast den Anschein, als wäre Umbridge für einen kurzen Moment schwerelos und sie warf einen schon fast begierigen Blick auf Snape, der aussah, als würde er jeden Augenblick explodieren.
,,Schön. Dann halten Sie sich entweder selbst an Ihre eigenen Vorsätze oder verlassen nun meinen Unterricht. Denn Sie scheinen etwas von Sinnen zu sein und sollten besser Madame Pomfrey aufsuchen.", murrte er mit geschlossenen Zähnen, doch Umbridge war von ihm offenbar nur hin und weg, was sich auch nicht länger verbergen ließ.
,,Oh, Severus."
Voller Inbrunst warf Umbridge in diesem Moment ihr Klemmbrett von sich und steuerte geradewegs auf Snape zu, den sie wie gebannt ins Visier genommen hatte. Und ehe sich die schwarz gekleidete Fledermaus versah, fiel Dolores Jane Umbridge über ihn her, als der Liebestrank seine volle Wirkung entfachte und sie ihn stürmisch küsste.
Und während die Klasse in Gelächter ausbrach, schlug Amberle die Hände über dem Kopf zusammen und fragte sich, was bei Merlin sie nur angerichtet hatte.
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