Mythen und Fakten

Hallo, zusammen. Zum heutigen Muttertag gibt es wieder ein neues Kapitel und ich wünsche allen Müttern einen schönen Ehrentag :) Dafür stehen heute wieder eine Menge Mythen und Fakten auf dem Programm ;) Mal sehen, wohin das unsere magischen Freunde führt. Viel Spaß beim Weiterlesen und ich freue mich darauf zu hören, was ihr zu dem Kapitel sagt :)

Liebe Grüße,
eure Hela

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Mythen und Fakten

Die darauffolgenden Wochen vergingen wie im Flug und waren so voller wechselhafter Ereignisse, dass es Amberle und ihren Freunden schon fast wie ein Rausch vorkam. Die ersten Besuche in dem kleinen Dorf Hogsmeade fanden statt, woran Harry jedoch nicht teilnehmen konnte und so mussten Amberle, Hermine und Ron alleine mit den anderen die Läden und Umgebung besichtigen. Es war natürlich aufregend, etwas Neues zu sehen und dennoch war Amberle mit ihren Gedanken hauptsächlich bei ihren immer wiederkehrenden Träumen, in denen sie dem schwarzen Hund gegenüberstand und auch die Sache mit ihrem Irrwicht machte gab ihr zu Denken.
Als sie ihm direkt gegenüber gestanden hatte, war sie viel zu verwirrt und fassungslos gewesen, um es überhaupt richtig zu realisieren. Im Nachhinein versuchte sie sich natürlich einen Reim darauf zu machen, was es mit der Form ihres Irrwichtes auf sich hatte. Fürchtete sie sich wirklich vor sich selbst oder war es nur ein Abbild von dem, was wirklich dahinter steckte? Und auch der kurze Moment mit Draco, der sie so intensiv gemustert hatte, als würde er direkt in ihre Seele blicken, ließ sie einfach nicht los. Deshalb mied sie die Umlaufbahn des blonden Slytherin noch mehr als ohnehin schon und alleine die Tatsache, dass Valentin einen immer größeren Groll gegen sie zu hegen schien, bestätigte sie in diesem Entschluss, denn die Slytherin waren einfach ein zu gefährliches Pflaster.
Aber das wohl viel beunruhigendere Ereignis war ohne Zweifel der Einbruch von Sirius Black in den Gryffindor Gemeinschaftsraum. Nach ihrem ersten Ausflug in Hogsmeade, hatten die Gryffindor die Tür zu ihrem Gemeinschaftsraum ohne fette Dame vorgefunden, die von Sirius Black aus ihrem Gemälde vertrieben worden war. Dieser hatte sich irgendwie trotz Dementoren Zutritt zur Schule verschafft und Dumbledore hatte ganz Hogwarts daraufhin sichern und durchsuchen lassen. Die Nacht hatten alle Schüler in der großen Halle verbracht und Amberle machte sich insgeheim Sorgen um Harry, da Sirius ja immerhin hinter ihm her zu sein schien. Auch Ron und Hermine machten sich mehr Gedanken als sie zugaben, denn Amberle spürte ihre Unsicherheit und sie alle waren sich sicher, dass die Bedrohung noch lange nicht vorbei war.
Einen weiteren Rückschlag hatten die Gryffindor beim Quidditch-Spiel einstecken müssen. Nicht, nur das Unwetter hatte die Chancen auf Sieg erheblich erschwert, denn es war letztendlich der dramatische Zwischenfall gewesen, der Hufflepuff den Sieg eingebracht hatte. Während des Spiels war Harry auf der Jagd nach dem Schnatz von den Dementoren angegriffen worden und metertief gefallen, wobei er von Dumbledore persönlich gerettet worden war. Die Dementoren waren daraufhin vom Schulleiter weggeschickt worden und Harry trauerte seinem geliebten Besen nach, der durch ein unfreiwilliges Rendezvous mit der Peitschenden Weise zu Kleinholz verarbeitet worden war.
Wer ebenfalls für Fragen sorgte, war Professor Remus Lupin. Denn der war mindestens einmal im Monat abwesend und deshalb waren Amberle und ihre Klassenkameraden öfters von Snape unterrichtet worden, der sie vor allem mit dem Thema Werwolf in die Mangel genommen hatte. Und irgendwie wurde Amberle das Gefühl nicht los, dass Snape eine persönliche Abneigung gegen Lupin hegte. Warum, das wusste sie aber natürlich mal wieder nicht.

,,Guten Morgen."
Die Stimme von Harry holte Amberle aus ihrem Gedankenrausch, als sich ihr bester Freund neben ihr am Frühstückstisch niederließ. Sie hatte ihn gar nicht kommen gehört und war so in ihre Gedanken vertieft gewesen, dass sie gar nichts anderes wahrgenommen hatte. Nun lächelte sie jedoch ein wenig und war überrascht, dass Harry heute sogar vor Hermine und Ron beim Frühstück aufkreuzte.
,,Hey. Wie geht's dir denn? Du warst die letzte Zeit ja noch ganz schön mitgenommen wegen der Sache mit den Dementoren.", wollte sie wissen und Harry begann, in seinem Toast herumzustochern.
,,Naja, körperlich ist alles super, aber es ärgert mich, dass wir deswegen das Spiel verloren haben."
,,Da kannst du doch nichts für, Harry. Es ist halt nun einmal passiert und davon geht die Welt auch nicht unter...nur, weil Cedric Diggory den Schnatz gefangen hat. Unter normalen Umständen hätte er doch gar keine Chance gegen dich gehabt.", versuchte sie ihn aufzubauen und entlockte Harry immerhin ein kleines Lächeln.
,,Danke. Immerhin habe ich jetzt eine Lösung für das Problem."
,,Und welche?"
,,Professor Lupin wird mich nach den Ferien darin unterrichten, wie man die Dementoren bekämpft. Immerhin hat er auch den im Zug verjagt und da ich für diese Ungeheuer so anfällig bin, hat er sich dazu bereit erklärt, mir zu helfen.", erklärte Harry und Amberle sah ihn überrascht an.
,,Wow, das ist echt nett von ihm."
,,Ja. Dann habe ich immerhin eine Sorge weniger."
Ohne zu fragen wusste Amberle, dass Harrys Gedanken auch noch um Sirius Black kreisten. Der Gefangene von Askaban war immer noch Gesprächsthema und würde es wohl auch solange sein, bis er wieder hinter Gittern saß. Doch anscheinend schien Harry nicht länger Mittelpunkt der Konversation sein zu wollen, denn er nahm einen Schluck Kürbissaft und musterte Amberle dann neugierig.
,,Wie sieht's bei dir aus? Du warst die letzten Wochen ziemlich still und abwesend. Ist es immer noch wegen der Sache mit deinem Irrwicht?"
,,Was soll damit sein?", meinte Amberle nur abwesend, doch Harry sah sie eindringlich an.
,,Mir kannst du doch nichts vormachen. Es hat dich nachdenklich gemacht und ehrlich gesagt, ein bisschen seltsam war es schon, dass der Irrwicht genauso aussah wie du. Fürchtest du dich wirklich vor dir selbst?"

Harrys Stirn legte sich in Falten und Amberle fühlte sich ein wenig ertappt. Aber er kannte sie eben einfach zu gut, als dass sie ihm etwas verschweigen könnte und es entsprach ja auch der Wahrheit. Doch Amberle wusste selbst nicht einmal genau, wie sie damit umgehen sollte.
,,Ich weiß es nicht. Vielleicht ist es eher die Tatsache, dass ich mich selbst im Moment nicht richtig einschätzen kann. Die ganze Sache mit diesen Träumen und Zwischenfällen...es nimmt irgendwie immer mehr Überhand und ich weiß einfach nicht, wie ich das interpretieren soll. Hermine hat sogar schon die Theorie aufgestellt, dass ich nicht aus einer reinen Muggelfamilie stamme.", erwiderte sie und Harry runzelte die Stirn.
,,Wäre das denn möglich?"
,,Keine Ahnung. Ich wollte meine Eltern nicht per Brief über unseren Stammbaum ausfragen und die Weihnachtsferien verbringe ich dieses Jahr wieder hier, also...werde ich wohl in den Sommerferien versuchen, diesbezüglich was rauszukriegen. Obwohl ich es mir ehrlich gesagt nicht vorstellen kann. Ich meine, wenn das der Fall wäre, dann hätten mir meine Eltern das wohl kaum verschwiegen, oder?"
Amberle warf einen gemischten Blick auf Harry, doch der hatte auch nicht wirklich eine Antwort darauf. Und Amberle konnte einfach nicht glauben, dass dies möglich war, denn sie kannte ihre Eltern und sie hatten auch keine Geheimnisse vor ihr. Harry wirkte nachdenklich und lenkte das Thema dann wieder zurück auf den Irrwicht.
,,Findest du es nicht auch komisch, dass dein Irrwicht sogar zu dir gesprochen hat?"
,,Das fand ich in der Tat merkwürdig und deshalb habe ich Professor Lupin diesbezüglich gefragt. Er meinte aber, dass Irrwichte in menschlicher Gestalt durchaus fähig sind zu sprechen und ich mir deshalb keine Gedanken machen soll. Obwohl es schon komisch war, was mein anderes Ich da von sich gegeben hat. Erkenne dich selbst. Noch geheimnisvoller ging's wohl nicht.", brummte Amberle, doch dann kam ihr etwas anderes in den Sinn. ,,Apropos geheimnisvoll, was ist deiner Meinung nach der Grund für Lupins Abwesenheit? Ich meine, einmal im Monat ist schon ein wenig auffällig, oder?", meinte sie und Harry zuckte mit den Schultern.
,,Keine Ahnung. Vielleicht hat er eine chronische Krankheit oder Termine. Wir kennen ihn dafür zu wenig und wissen so gut wie nichts über ihn."
,,Richtig. Und deshalb habe ich ein wenig nachgeforscht.", gab Amberle zurück und Harry schmunzelte.
,,Und dabei ist doch sonst Hermine unser Bücherwurm."
,,Tja, da die in diesem Schuljahr aber ständig wie vom Erdboden verschluckt ist, bevor sie aus dem Nichts wieder auftaucht, habe ich mich selbst darum gekümmert und ich habe eine Theorie.", setzte sie an, als sich ein verschlafener Ronald Weasley zu ihnen gesellte.
,,Theorie für was?"

Der Rotschopf gähnte herzhaft und ließ sich auf der Bank gegenüber von seinen beiden Freunden fallen. Die musterten ihn etwas kritisch, da Ron aussah, als wäre er eben gerade erst aus dem Bett gefallen und Amberle war sich ziemlich sicher, dass auch genau dies der Fall war. Und während Ron sich nun hungrig über die Köstlichkeiten am Tisch hermachte, richtete er das Wort mit vollem Mund wieder an Amberle.
,,Nun sag schon. Was für eine Theorie schwirrt dir im Köpfchen rum?", schmatzte er und Amberle verzog angesichts der mangelnden Tischmanieren ein wenig das Gesicht, ehe sie sich dazu erbarmte doch zu antworten.
,,Im Bezug auf Professor Lupin. Haltet mich für verrückt, aber alle Anzeichen deuten daraufhin."
,,Worauf?", hakte Harry nach und Amberle sprach ein wenig leiser.
,,Angst vorm Vollmond, einmal im Monat nicht fähig zu unterrichten...hallo, klingelt es? Das Thema Werwölfe, Jungs. Gerade erst bei Snape im Unterricht gehabt. Verdammt! Wir haben doch alle sogar einen Aufsatz darüber schreiben müssen."
Ron verschluckte sich an seinem Müsli und Harry starrte Amberle ungläubig an, woraufhin sie die Augen verdrehte. Fast schon hatte die Hexe befürchtet, dass die Zwei ihr nicht glaubten, doch sie war sich ziemlich sicher. Was sollte sonst der Grund für Lupins Abwesenheit sein und sein Irrwicht spiegelte immerhin seine größte Furch wieder. Was im Bezug auf einen Vollmond eindeutig für die Theorie sprach.
,,Du willst also sagen, dass du glaubst...Professor Lupin ist ein Werwolf?", kam es perplex von Ron und Amberle schnaubte.
,,Wenn du es so direkt aussprechen willst...ja."
Ron sah skeptisch zu Harry und der hüllte sich in sicheres Schweigen. Amberle nahm es hin und zuckte nur mit den Schultern. Wenn die Jungs ihrer Theorie keinen Glauben schenken wollten, dann war das ihre Sache. Sie hielt zwar daran fest, fand es jetzt aber nicht so dramatisch, denn Lupin zog sich selbst immerhin aus dem Verkehr und stellte somit keine Gefahr für seine Schüler dar.
,,Wie ihr wollt. Glaubt es oder lasst es bleiben. Das ist meine Theorie und dazu stehe ich.", meinte Amberle und Ron warf ihr einen abschätzenden Blick zu.
,,Was ist denn mit der ständigen Abwesenheit von Hermine? Hast du dafür auch eine Theorie?"
,,Ist noch in Bearbeitung."
Tja, was ihre beste Freundin anging...da war Amberle selbst noch überfragt. Zwar kannte sie den grenzenlosen Fleiß von Hermine, doch in diesem Jahr schien es Überhand zu nehmen. Alleine schon die Tatsache, wie sie all diese Kurse zur gleichen Zeit belegte war das reinste Mysterium und Amberle spürte, dass Hermine ihnen etwas verschwieg. Da sie aber selbst so viel um die Ohren hatte, war der Fokus von Amberle eher auf ihre eigenen Probleme gerückt. Aber dennoch entging ihr keineswegs, dass Hermine in diesem Schuljahr irgendwie anders war. Sie würden schon noch rausfinden, was sich dahinter verbarg. Zumindest hoffte Amberle das.
,,Ich muss nochmal in die Bibliothek. Entschuldigt mich. Wir sehen uns später.", verabschiedete sie sich und Harry sah perplex auf.
,,Ferien und du willst in die Bibliothek? Willst du Hermine etwa vertreten?"
,,Interessante Vorstellung, aber eher nicht. Ihr wisst doch...Hermine ist unser Bücherwurm und ständige Rettung in der Not. Mein Fachgebiet sind die Mythen, die uns hoffentlich stets zu den Fakten und Hintergründen führen. Bis dann."

Amberle ließ Harry und Ron in der großen Halle zurück und eilte in den Korridor, der zur Bibliothek führte. Auf dem Weg dorthin fragte sich Amberle, ob sie wohl die Einzige war, die das Geheimnis von Lupin erahnte. Snape schien seinen neuen Kollegen ja immerhin nicht besonders zu mögen und suchte sicher bereits nach Möglichkeiten, um diesen wieder loszuwerden. Zumindest spürte Amberle die Abneigung der beiden immer, wenn sie ihnen über den Weg lief oder sie beim Essen beobachtete.
Ahnte vielleicht auch Dumbledore schon etwas? Der Schulleiter war von allen sowieso das größte Mysterium, da er allein durch seine bloße Erscheinung so geheimnisvoll wirkte, dass man nur erahnen konnte, dass er stets immer mehr wusste, als er preisgab. Ob er das Geheimnis von Lupin also kannte und einfach darüber hinwegsah?
Amberle wurde jäh aus ihren Gedanken gerissen, als sie in jemanden hineinrannte und verdutzt aufsah. Vor ihr stand niemand anderes als Professor Dumbledore persönlich und dieser schenkte ihr ein freundliches Lächeln, während Amberle schluckte.
,,Tut mir leid, Professor. Ich habe nicht richtig aufgepasst.", brachte sie hervor, doch Dumbledore winkte ab.
,,Das macht doch nichts. Du scheinst es ja sehr eilig zu haben und das in den Ferien."
,,Ähm, ja...ich wollte nochmal in die Bibliothek. Es gibt ein paar Dinge über die ich was nachschlagen muss.", erklärte die Hexe und ihr Schulleiter nickte wissentlich.
,,Das kann ich mir vorstellen. Obwohl mir Professor Lupin eigentlich versichert hat, dass du die erste Begegnung mit deinem Irrwicht inzwischen ganz gut verkraftet hast."
Nun war Amberle irritiert und sie sah Dumbledore verwirrt an. Zwar war ihr natürlich bewusst, dass Lehrer sich mal unterhielten, aber sie hätte nicht gedacht, dass Dumbledore darüber Bescheid wusste, was sie für einen Irrwicht gehabt hatte. Offenbar hatte sie die Lehrer unterschätzt.
,,Lupin hat Ihnen...von meinem Irrwicht erzählt?", fragte Amberle, woraufhin Dumbledore die Hände hinter dem Rücken verschränkte.
,,Nun, es kommt nicht sehr häufig vor, dass der eigene Irrwicht die Gestalt von einem selbst annimmt. Und wenn ich ehrlich bin, dann war ich auch neugierig. Du scheinst mir jedenfalls nicht so schnell Furcht zu empfinden, wenn man die Ereignisse der vergangenen zwei Jahre bedenkt. Ich bin gespannt, was du und deine Freunde dieses Jahr auf die Beine stellt."

Erneut überrumpelte er Amberle mit seiner Aussage, während Dumbledore schmunzelte. Die Hexe sah ihm in seine blauen Augen hinter der Halbmondbrille und irgendwie hatte sie das Gefühl, dass Dumbledore schon etwas ahnte. Was wusste dieser Mann alles? Niemand konnte so weise sein und alles wissen, oder etwa doch?
,,Hoffen wir mal, dass es sich diesmal auf Kleinigkeiten beschränkt. Ich brauche nicht immer Gefahren und Abenteuer. Aber offenbar hat das Schicksal wohl andere Pläne für mich, wenn es mich immer wieder auf solche Pfade lenkt. Tut mir leid, ich will Sie damit nicht langweilen. Ich bin halt eine Hexe mit Problemen, aber davon gibt es hier in Hogwarts sicher viele. Und Sie sind als Schulleiter schon immer so beschäftigt, da sollte ich Sie nicht mit meinen Angelegenheiten behelligen.", sagte Amberle etwas kleinlaut, doch Dumbledore tätschelte ihr aufmunternd die Schulter.
,,Du musst dich nicht entschuldigen. Ich freue mich, wenn meine Schüler sich mir anvertrauen, obwohl du ohne Zweifel stärker bist, als du glaubst. Das spürt jeder und du musst keine Angst vor dir selbst haben, Amberle. Vertraue einfach auf deine Fähigkeiten und darauf, dass du das Richtige tun wirst. Woran ich keinerlei Zweifel hege. Und vergiss nicht: die Dinge...sind nicht so, wie sie scheinen."
Bei diesen Worten erstarrte Amberle förmlich, denn sie erinnerte sich schlagartig an den ersten Traum, wo sie dem Grimm gegenüber gestanden hatte. Auch da hatte sie diese Worte vernommen...nur von einer anderen Stimme. Es brachte sie so sehr aus dem Konzept, dass sie nur stumm nicken konnte und Dumbledore ließ sie schließlich alleine im Korridor zurück, nachdem er ihr einen seiner typisch bohrenden Blicke zugeworfen hatte. Amberle sah ihm noch nach und fragte sich eins: wusste Dumbledore auch mehr über sie selbst oder war das nur eine Vermutung?

Im Gemeinschaftsraum der Slytherins lag Draco auf dem Sofa und blätterte in einem Schulbuch über Irrwichte nach. Er war froh, dass der Vorfall mit Potter verhindert hatte, dass überhaupt alle in der Klasse an der Reihe gewesen waren, denn er war nicht sonderlich scharf darauf, dem Irrwicht gegenüberzutreten. Aber Potter war bei Weitem nicht das Interessanteste in der Stunde gewesen, sondern vielmehr Amberle Harvey. Die kleine Gryffindor hatte doch allen Ernstes einen Irrwicht in ihrer eigenen Gestalt heraufbeschworen und dabei hatte sie auf Draco nicht den Eindruck gemacht, als hätte es sie so sehr erschüttert, wie man es vielleicht angenommen hätte.
Sie hatte vielmehr irritiert und nachdenklich gewirkt. Fast so, als hätte sie im selben Augenblick nach einer Erklärung für dieses Ereignis gesucht. Ohnehin wirkte die junge Hexe stets nachdenklich und wusste ohne Zweifel immer mehr, als sie selbst offenbarte. Woher Draco das wusste? Tja, er beobachtete sie mehr als es ihm selbst lieb war, denn es faszinierte ihn auf eine gewisse Art und Weise. Diese Hexe hatte etwas an sich, was ihn einfach nicht losließ und er würde nur zu gerne die Hintergründe erfahren, warum der Irrwicht von Amberle ihre eigene Gestalt angenommen hatte. Und vor allem die Aussage des Gestaltwandlers hatte Draco zum Nachdenken gebracht. Was hatte der Irrwicht damit gemeint, dass Amberle erkennen sollte, wer sie wirklich war?
Immer mehr Geheimnisse rankten sich um die Gryffindor-Schülerin, die ihm doch allein schon wegen ihrer Muggel-Abstammung vollkommen gleichgültig sein sollte. Aber stattdessen weckte sie seine Neugier und im letzten Jahr hatte er sich doch tatsächlich dazu hinreißen lassen, sie vor der drohenden Attacke Valentins zu bewahren, obwohl sie ihm doch kurz zuvor eine Ohrfeige verpasst hatte.
Gut, er hatte ihre beste Freundin beleidigt und da war die Reaktion wohl abzusehen gewesen, weshalb er auch seinem Vater nichts davon erzählt hatte. Aber natürlich hatte Valentin es Lucius brühwarm aufs Brot geschmiert und dieser hatte Draco dann angeordnet, einen weiten Bogen um die Hexe zu machen, die laut ihm ja offenbar nur für Ärger sorgte. Und in der Tat gab sich Draco die größte Mühe, Amberle einfach großzügig zu ignorieren und ihr aus dem Weg zu gehen, doch manchmal gab es Momente, denen er sich einfach nicht entziehen konnte und er stellte sich immer mehr die Frage, was das wohl zu bedeuten hatte.
,,Draco! Gut, dass du hier bist. Ich muss etwas mit dir besprechen.", durchbrach Valentin die Stille und Draco seufzte, ehe er das Buch zuklappte und zu seinem Klassenkameraden aufsah.
,,Und worüber bitte?"
,,Das Miststück Harvey! Wegen ihr habe ich Nachsitzen bei Snape kassiert und glaub mir, nochmal schrubbe ich die Kessel nicht.", zischte der Schwarzhaarige, doch Draco rollte nur genervt mit den Augen.
,,Erstens hat Lupin dich dazu verdonnert und zweitens bist du selbst schuld daran. Ich habe dir schon öfters gesagt, dass du deine Impulsivität im Zaum halten sollst. Du stellst uns Slytherin noch als unbeherrschte Vollidioten dar, wenn du so weitermachst. Was kümmert dich Amberle Harvey überhaupt? Die spielt doch gar nicht in unserer Liga."
,,Ich könnte dich auch fragen, warum du Potter und seine Clique ständig terrorisierst. Aber stattdessen nehme ich es nur hin und helfe dir sogar dabei, also kannst du mir jetzt auch helfen.", entgegnete Valentin und Draco hob eine Augenbraue.
,,Helfen? Wobei?"
,,Diese Harvey hat ohne Zweifel etwas zu verbergen. Vorhin habe ich sie mit Dumbledore gesehen und irgendwie...keine Ahnung. Es gefällt mir nicht, wie er sie behandelt. Ohnehin hat dieser Trottel einen Narren an ihr und Potter gefressen. Fast schon, als wären sie seine Schützlinge und ich will endlich wissen warum."

Valentin schmollte und Draco runzelte die Stirn. Es hatte ihn zwar auch schon gewurmt, dass die Clique rund um Potter ständig mit allem durchkam und als die reinsten Helden von Hogwarts galten, aber etwas daran ändern konnte er auch nicht. Und die Abneigung, welche Valentin gegenüber Amberle hegte, hatte etwas an sich, was selbst dem blonden Eisprinzen nicht gefiel. Es war ein weiteres Geheimnis, welches er zu entschlüsseln versuchte.
,,Und was genau, habe ich damit zu tun?", wollt Draco schließlich wissen und Valentin verschränkte die Arme vor der Brust.
,,Du kannst doch bestimmt rausfinden, was unsere kleine Hexe so besonders macht. Lass deinen Charme spielen und manipuliere sie ein bisschen. Ich würde es ja selbst tun, aber bei mir riecht sie den Braten sofort und Potter tut schon alles, um mich soweit es geht von ihr abzuschirmen. Denkt wohl, ich merke das nicht."
,,Du willst mir allen Ernstes sagen, dass ich mich der kleinen Gryffindor an den Hals schmeißen soll, um dir dann zu sagen, was sie für Geheimnisse hat? Du tickst doch nicht mehr richtig. Überhaupt habe ich einen Ruf zu verlieren und wenn ich mich Harvey auf diese Weise an den Hals werfe, dann werde ich zum Gespött von ganz Hogwarts. Ganz zu schweigen davon, dass mein Vater mir dann den Hals umdreht und mich enterben wird. Also vergiss es.", zischte Draco, doch Valentin ließ nicht locker.
,,Er muss es ja nicht erfahren und du musst es ja nicht so offensichtlich machen. Es gibt bestimmt ein paar Momente, die du geschickt zu unserem Vorteil drehen kannst. Also sei ein Freund und hilf mir. Diese Hexe ist ein Problem und das müssen wir beseitigen...so schnell wie möglich."
Mit diesen Worten ließ Valentin ihn stehen und verließ den Gemeinschaftsraum, während Draco ihm fassungslos nachsah. Allein die Forderung von Valentin war schon absurd und machte Draco wütend, da er sich nie etwas von seinen Mitschülern sagen ließ. Er war immerhin der Eisprinz von Slytherin, während Valentin einfach dazugehörte und wegen seiner hochrangigen Familie respektiert wurde. Aber vor allem fragte sich Draco, was Valentin damit gemeint hatte, dass Amberle ein Problem war. Was wusste Valentin über sie? Denn irgendwas musste er wissen und Draco beschloss, dass er dies zuerst rausfinden musste, bevor er selbst das Mysterium Amberle Harvey entschlüsseln würde. 

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