Meine alte Gang

                                                                                Meine alte Gang

Der Entschluss von Amberle aus jener Nacht stand fest, aber ein bisschen Zeit verging dennoch, bis der Tag schließlich gekommen war, an dem sich weitaus mehr ereignen sollte, als ein weiterer Alleingang von Amberle Dumbledore.
Denn es war der 26. Juli 1997 und heute würde der Orden seinen geheimen Plan in die Tat umsetzen und Harry Potter eskortieren, um ihn zum sicheren Unterschlupf des Fuchsbaus zu bringen. Dafür wurden natürlich sämtliche Geschütze aufgefahren und der Plan war im Grunde ziemlich einfach.
Es würde sieben Potters geben, was mit Vielsafttrank zu bewerkstelligen war und ein jeder von ihnen bekam einen Beschützer zur Seite gestellt. Somit sollte es den Todessern erschwert werden, den richtigen Harry zu erkennen, für den Fall, dass sie einen Angriff wagen sollten. Und obwohl Amberle den Plan zum Teil mit entworfen hatte, würde sie nicht an der Mission teilnehmen und stattdessen eine andere Verabredung wahrnehmen, die für den heutigen Tag festgelegt war. Etwas, das bei Molly Weasley für große Besorgnis sorgte.
,,Ich halte das immer noch für keine gute Idee, Amberle. Immerhin bist du mindestens genauso im Visier wie Harry und es ist gefährlich, so allein da draußen umher zu wandern.", sagte die rothaarige Hexe, als Amberle sich ihre dünne Jacke überzog.
,,Molly, ich bin schon bei weitaus riskanteren Manövern alleine unterwegs gewesen und weiß mich durchaus zu verteidigen. Ich verstehe deine Sorge, aber ich kann auf mich aufpassen. Sorgt ihr nur dafür, dass Harry und alle wohlbehalten hier ankommen. Der Plan darf nicht fehlschlagen. Es steht zu viel auf dem Spiel."
,,Deshalb wäre mir wohler dabei, wenn du dabei wärst. Du bist immerhin unsere Geheimwaffe, sozusagen.", meinte Molly und Amberle rang sich zu einem Lächeln durch.
,,Das klingt ein wenig übertrieben, aber ich nehme es hin. Doch genau aus diesem Grund darf ich heute Abend nicht anwesend sein. Denn sollte etwas schiefgehen, braucht ihr noch jemanden in der Hinterhand. Wir müssen auf alles vorbereitet sein."
Amberle legte Molly eine Hand auf die Schulter, die daraufhin nur ergeben nickte. Danach verließ Amberle das Haus und begab sich auf den Weg zur Schutzbarriere, als sie Ginny entdeckte, die draußen stand und in die Ferne starrte. Nachdenklich musterte Amberle ihre rothaarige Freundin und gesellte sich zu ihr.
,,Ginny, ist alles in Ordnung? Du wirkst ein wenig aufgewühlt."
,,Es ist wegen Harry. Ich habe so fürchterliche Angst, dass ihm etwas passiert.", brachte Ginny hervor und Amberle seufzte ein wenig.
Seit dem vorzeitigen Ende des 6. Schuljahres war einiges passiert, weshalb es der Hexe irgendwie seltsam vorkam, dass sich all das in nur wenigen Wochen zugetragen hatte. So waren Harry und Ginny endlich zusammen, wie auch Ron und Hermine, was zumindest die Liebesprobleme gelöst hatte. Auch das Geheimnis von Snape hatte Amberle gelüftet und bewahrte es bis heute vor allen anderen, weil der Zeitpunkt der Offenbarung noch nicht gekommen war. Auch, wenn Remus und Sirius durchaus versucht hatten, etwas aus Amberle herauszubekommen. Doch sie war nun einmal eine Dumbledore und die hüteten ihre Geheimnisse besser als irgendjemand anderes.
,,Keine Sorge, Ginny. Ich bin mir sicher, es wird alles gut. Hab Vertrauen.", versuchte Amberle sie aufzubauen und Ginny warf ihr einen zweifelhaften Blick zu.
,,Für dich ist das leicht zu sagen. Du bist ja auch die mächtigste Hexe der Welt."
,,Und bin trotzdem zweimal gestorben.", erwiderte Amberle, ehe sie Ginny eine Hand auf die Schulter legte. ,,Harry hat schon so viel durchgestanden und er wird auch das hier schaffen. Denn du bist für ihn Grund genug zu überleben und nur darauf kommt es an."

Ginny lächelte ein wenig, denn die Worte von Amberle schafften es tatsächlich, ihr ein bisschen Hoffnung zurückzugeben. Doch dann runzelte Ginny ein wenig verwundert die Stirn, da ihr der Aufzug von Amberle keineswegs entging.
,,Du siehst so aus, als hättest du etwas Bestimmtes im Sinn."
,,Äußerst scharfsinnig, Miss Weasley. In der Tat habe ich noch eine Verabredung und sollte mich deshalb auf den Weg machen. Ich verspäte mich nur ungern."
Amberle überraschte es selbst noch, dass ihre alten Gewohnheiten jeden Tag ein Stück mehr zu ihr zurückkehrten. Zum Glück zählte Ginny ja zu den wenigen Personen, die von Amberles wahrer Identität wussten und daher musste sich Amberle in ihrer Gegenwart nicht verstellen. Doch die Neugier von Ginny hatte sie nun ohne Zweifel geweckt.
,,Klingt spannend. Verrätst du mir, wer deine Verabredung ist?", fragte sie und Amberle grinste ein wenig und wirkte dabei dennoch sehr geheimnisvoll.
,,Sagen wir einfach, ich treffe mich mit einem wichtigen Teil aus meiner Vergangenheit. Es dürfte mir ein wenig Licht ins Dunkel bringen und mir eröffnen, wie mein weiteres Vorgehen aussehen sollte. Und eine gute Tasse Tee hat noch niemandem geschadet. Wir sehen uns später."
Amberle wartete keine Antwort von Ginny ab, sondern ging weiter ihrer Wege und durchquerte schließlich die Schutzbarriere des Fuchsbaus. Außerhalb dieser Mauer war Amberle auf sich gestellt und es fühlte sich schon fast an wie früher, wo sie ziemlich oft alleine durch die Gegend gestreift war, während düstere Zeiten geherrscht hatten.
Mit dem Gedanken daran, schloss Amberle die Augen und disapparierte vom Fuchsbau fort. Es riss sie von den Füßen, doch im Vergleich zum Besuch bei Horace Slughorn, wusste Amberle nun wieder genau, was sie erwartete. Und deshalb landete sie auch sicher auf beiden Füßen, als sie ihr Ziel schließlich erreichte.
Vor ihr erstreckte sich die weite Landschaft von Südwest-England, wo der Ort Dorset lag. Es handelte sich dabei um eine traditionelle und zeremonielle Grafschaft, die ein wenig abgelegen lag. Im Grunde genau der perfekte Ort für betreffende Person, mit der sich Amberle heute treffen würde. Und die Verabredung ließ auch nicht lange auf sich warten, als ein junger Mann auf Amberle zukam und ihr ein freundliches Lächeln schenkte.
,,Hallo, Amberle. Willkommen in Dorset.", sagte er und Amberle warf ihm ebenfalls ein Lächeln zu.
,,Danke, Rolf. Und auch, dass du bereit warst, dich mit mir zu treffen. Ich wünschte, du wärst mir in Hogwarts eher aufgefallen. Aber zu meiner Verteidigung, hatte ich keine Ahnung, wer ich wirklich bin."

Rolf wirkte amüsiert und war ein herzensguter Mensch, weshalb es nicht verwunderlich war, dass er dem Haus Hufflepuff angehörte. Bislang hatte Amberle ihm in Hogwarts keine sonderlich große Beachtung geschenkt, doch seit der Rückkehr ihrer Erinnerungen war immerhin einiges passiert und der Nachname von Rolf war das Detail gewesen, welches für Amberle entscheidend war.
,,Naja, ich wusste ja auch nicht, wer du wirklich bist, bis mein Großvater mich aufgeklärt hat. Und ich dachte, als Nachfahre von Newt Scamander hätte ich es schon nicht leicht gehabt. Aber du übertriffst ja wirklich alles. Na, komm. Wir sollten uns nicht zu lange hier aufhalten."
Rolf Scamander deutete Amberle an ihm zu folgen, was diese auch tat und sie musterte den jungen Zauberer. Er hatte rot-bräunliches Haar, eine schmale Figur und erinnerte Amberle in vielen Dingen an seinen Großvater Newt. Daher war es Amberle schleierhaft, wie er ihr in Hogwarts nicht hatte auffallen können, doch sicher hatte ihr Vater auch dort seine Finger mit im Spiel gehabt. Denn eine Begegnung mit dem Enkel von Newt Scamander, hätte womöglich verfrühte Erinnerungen in Amberle erwecken können.
Umso froher war Amberle, dass sie Rolf jetzt persönlich kennenlernte und er die Verabredung heute arrangiert hatte.
,,Danke, dass du dieses Treffen arrangiert hast, Rolf.", brach Amberle das Schweigen und er winkte lächelnd ab.
,,Oh, ich muss dir danken. Seit ich meinem Großvater das Foto gezeigt und ihm von dir erzählt habe, hat er mich fast Tag und Nacht gefragt, ob ich dich nicht mal zu ihm und Großmutter bringen kann. Ich kann immer noch nicht fassen, dass ihr euch von früher kennt. Nichts für ungut, Amberle...aber das kam mir echt...unglaublich vor."
,,Ich bin geschmeichelt, Rolf. Aber ich muss dir gestehen, ich bin älter als ich aussehe. Zumindest vom logischen Sinn her.", erwiderte die Hexe, während Rolf seine Faszination kaum verbergen konnte.
,,Ist es wahr? Du bist wirklich...unsterblich?"
,,Ja. Man kann mich zwar töten, aber früher oder später bringt das Schicksal meine Seele zurück in die Welt der Lebenden. Ich weiß, es ist kompliziert und auch total verrückt. Wenn ich es nicht selbst durchlebt hätte, würde ich es vermutlich auch kaum glauben können."
Das war nicht mal gelogen, denn für Amberle war es ja selbst ein unbeschreibliches Erlebnis gewesen, als sie zum ersten Mal nach dem Tod ins Leben zurückgekehrt war. Zumindest, als sie sich wieder daran erinnert hatte, wie es dazu kommen konnte. Doch all diese Erinnerungen verdrängte sie jetzt, denn die Vorfreude auf das Wiedersehen mit Newt war viel zu groß, als dass sie sich das von der Vergangenheit verderben ließ.

Rolf beließ es dabei und führte Amberle durch die Straßen, wobei diese sich aufmerksam umsah. Obwohl Dorset ein friedlicher Ort zu sein schien, fühlte sich Amberle aufgrund ihrer Herkunft und Fähigkeiten allzeit verfolgt, was sich nicht einfach abstellen ließ. Deshalb war die Hexe erleichtert, als Rolf ein kleines Haus ansteuerte, das abgelegen von den anderen lag und dafür umso einladender wirkte.
Er holte einen Schlüssel heraus und schloss die Haustür auf, als von drinnen schon ein Poltern und Klappern zu hören war. Amberle trat ein und Rolf schloss die Tür hinter ihnen, als er bereits den Ursprung der Geräusche identifizierte.
,,Oh, dieser Radau klingt verdächtig nach..."
,,Niffler.", vollendete Amberle seinen Satz und ihr huschte ein Grinsen über das Gesicht.
Nur allzu gut erinnerte sie sich an das Abenteuer in New York, welches sie gemeinsam mit Newt erlebt hatte. Wenn man es Abenteuer nennen konnte, als sämtliche Tierwesen aus dem Koffer von Newt entwischt waren und die große amerikanische Stadt unsicher gemacht hatten. Aber wie auch immer, es war ein unvergessliches Ereignis gewesen.
Deshalb strahlte Amberle auch förmlich über das ganze Gesicht, als sie mit Rolf gemeinsam das Wohnzimmer betrat und dort ein paar kleine Niffler-Babys umher toben sah.
,,Aww, wie ich diese kleinen Kerlchen doch vermisst habe.", brachte Amberle hervor und auch Rolf bedachte die kleinen Niffler mit einem Lächeln, als eine ziemlich aufgebrachte Tina Goldstein, oder besser gesagt Scamander, in dem Moment durch das ganze Haus rief.
,,Newt! Die Niffler Babys sind schon wieder ausgebüchst. Wenn ich wieder mein ganzes Silber zusammensuchen muss, dann werde ich..."
Tina kam in diesem Moment um die Kurve und blieb wie erstarrt im Türrahmen stehen, als sie die anwesenden Personen bemerkte. Die Niffler-Babys rückten in diesem Moment in den Hintergrund und auch für Amberle war es ein Moment, der viele Emotionen in ihr hervorrief. Rolf wirkte dafür umso entspannter und winkte Tina beiläufig zu.
,,Hallo, Grandma!"
,,Bei Merlin...Newt! Komm schnell!", rief die Hexe aus, ehe sie sich der Begleitung ihres Enkels näherte. ,,Amberle?", brachte sie ungläubig her und Amberle lächelte ein wenig.
,,Hallo, Tina!"
,,Bist du es wirklich?"
,,Ja."
Amberle konnte ja selbst kaum glauben, dass sie hier gerade Tina gegenüberstand, mit der sie damals ebenfalls sehr viel Zeit verbracht hatte. Und schon früh hatte Amberle damals gemerkt, dass Newt und Tina das absolute Traumpaar waren. Aber dennoch hatte es eine Weile gedauert, bis die Zwei das ebenfalls eingesehen hatten. Umso erfreulicher war es für Amberle, dass ihre beiden Freunde nun ein gemeinsames Leben führten und sehr glücklich zu sein schienen.

Tina fasste sich schließlich ein Herz und überbrückte den Abstand zwischen sich und Amberle, indem sie die Hexe in eine Umarmung zog. Amberle ließ es geschehen und obwohl Tina natürlich sichtlich gealtert war, so hatte sich für Amberle nichts zwischen ihnen geändert und auch Tina wurde von ihren Gefühlen überwältigt.
,,Ich dachte, ich würde dich nie wiedersehen."
,,Es ist ja auch lange her.", sagte Amberle, als Tina die Umarmung löste und Amberle mit Tränen in den Augen ansah.
,,Viel zu lange."
Amberle nickte zustimmend und war einfach froh, ihre gute Freundin nach all den Jahren wiederzusehen. Doch der Moment wurde jäh unterbrochen, als eine weitere Person ihre Stimme erhob.
,,Keine Sorge, Tina. Die Niffler Babys bringe ich sofort wieder nach unten.", kam es aus dem Flur, als Newt Scamander ins Wohnzimmer gestolpert kam und perplex stehen blieb. ,,Oh."
Ganz typisch Newt schien dieser vollkommen überrumpelt zu sein und sagte erstmal gar nichts mehr. Das bereitete Amberle natürlich umso größere Freude, da sich manche Dinge wohl trotz der langen Zeitspanne nicht geändert hatten. Und sie freute sich ungemein darüber, den sanftmütigen Zoologen endlich wiederzusehen.
,,Newt Scamander! Es ist schön dich zu sehen.", sagte sie und Newt erlangte nun ebenfalls seine Fassung wieder zurück.
,,Amberle Theodora Dumbledore! Du hast dich...kaum verändert."
Er neigte den Kopf ein wenig, während er sie musterte und Amberle sah an sich selbst herunter.
,,Tja, ich schätze...das ist der Preis den die Unsterblichkeit mit sich bringt."
Im Gegensatz zu ihren Freunden sah Amberle ja noch so aus wie früher und zuletzt hatten Newt und die anderen sie gesehen, als sie von Grindelwald ermordet worden war. Es war ein schrecklicher Tag gewesen, der für Amberle noch allzeit präsent war und für ihre Freunde schon lange zurück lag. Und da Newt noch immer der zurückhaltende Zauberer zu sein schien, dessen größte Hingabe den phantastischen Tierwesen galt, ergriff Amberle die Initiative und umarmte den Zoologen, der seine Arme ebenfalls langsam um Amberle legte und für sie beide war es unbeschreiblich, nach all der langen Zeit endlich wieder vereint zu sein.

Ein wenig später hatte sich Rolf Scamander verabschiedet und das Trio alleine gelassen, da dies seiner Ansicht nach viel zu besprechen hatte. Während Tina einen Tee gekocht hatte, war Amberle Newt dabei zur Hand gegangen und gemeinsam hatten sie die frechen Niffler-Babys eingefangen, die mal wieder eine Menge Chaos verursacht hatten.
Und nun saß Amberle auf einem Sofa, während Newt und Tina auf dem gegenüberliegenden saßen und die Hexe aufmerksam beobachteten. Anscheinend suchten sie nach sichtbaren Beweisen, dass es sich auch wirklich um ihre gute Freundin aus den alten Zeiten handelte. Und selbst für Amberle war es ein komisches Gefühl, sich nun im Haus der beiden zu befinden, was so harmonisch und friedvoll wirkte, dass es Amberle fast schon vergessen ließ, dass sich dort draußen ein Krieg anbahnte.
Die Einrichtung des Hauses war schlicht und dennoch stilvoll gehalten, denn Tina und Newt waren beide stets dezent gewesen. Und wenn man von dem Keller mal absah, wo sich zweifellos das Paradies von Newt's Tierwesen befand, strahlte das Haus eine angenehme Ruhe aus, wodurch man sich gleich wie zu Hause fühlte.
,,Als Rolf uns erzählt hat, dass du wieder in Hogwarts bist...wir konnten es kaum glauben.", durchbrach Tina schließlich das Schweigen und Amberle stellte ihre Teetasse auf dem Tisch ab.
,,Wusstet ihr, dass ich...am Leben bin?"
,,Ja. Dumbledore hat es Newt in einem Brief geschrieben. Aber, er hat uns ausdrücklich darum gebeten keinen Kontakt zu dir aufzunehmen. Er sagte, es würde deine wahre Identität aufdecken und das wollte er so lange wie möglich hinauszögern.", erklärte Tina und Amberle nickte zustimmend.
,,Das hat er auch. Bis zu seinem Tod, genauer gesagt."
Wieder blitzte das Bild von Dumbledore vor Amberles Augen auf, wie er vom Astronomieturm stürzte. Sie konnte diesen Anblick einfach nicht vergessen und er hatte sich förmlich in ihr Gedächtnis eingebrannt. Wahrscheinlich fiel es ihr auch deshalb so schwer, ihre Trauer wahrhaft zuzulassen und ihren Vater zu betrauern. Weil sein Tod sie in jeder Sekunde gnadenlos verfolgte.
,,Dumbledore hat versucht dich zu beschützen, Amberle. Und zwar mit allen Mitteln."
Newt ergriff Partei für Dumbledore, was er damals schon oft getan hatte und Amberle widersprach ihm nicht einmal.
,,Ich weiß. Das hat er immer getan. Ich wünschte nur, ich hätte wenigstens einmal in diesem Leben mit ihm reden können...als Vater und Tochter. Er hat so oft vor mir gestanden und wir haben so viel gemeinsam durchlebt, aber ich habe die Wahrheit einfach nicht erkannt."
,,Nun, Dumbledore war ja auch ein mächtiger Zauberer. Er hat sicher sämtliche Vorkehrungen getroffen."

Tina brachte es ziemlich genau auf den Punkt, denn der Bann war immerhin sehr mächtig gewesen, den Dumbledore Amberle auferlegt hatte. Das musste er auch, wenn er so lange die Erinnerungen und Kräfte der jungen Hexe verbergen konnte. Und Newt hatte noch ein weiteres Argument, welches für Dumbledore sprach.
,,Aber er hat seine Versprechen immer gehalten, Amberle. Er hat damals Grindelwald besiegt, wie er es dir versprochen hat. Und er war...am Boden zerstört als er glaubte, er hätte dich für immer verloren."
Newt senkte ein wenig betreten den Kopf und Tina ergriff seine Hand. Im Gegensatz zu ihm war sie damals nicht vor Ort gewesen, als Amberle ihrem Onkel Gellert bei der Zeremonie gegenübergetreten und gestorben war. Aber Newt hatte es mit angesehen und er wusste auch, wie schwer dieser Schicksalsschlag Dumbledore getroffen hatte.
,,Manchmal glaube ich, die alten Zeiten waren besser. Zumindest, weil ich damals gewusst habe wer ich wirklich bin.", sagte Amberle leise und Tina legte den Kopf ein wenig schräg.
,,Aber du hast doch gesagt, du erinnerst dich."
,,Das tue ich auch. Aber es fühlt sich trotzdem so an, als würde ein Teil von mir fehlen. Wisst ihr, ich bin vielleicht unsterblich, aber...jedes Mal, wenn eine Lebensspanne von mir beendet wird, bleibt ein Stück von mir im Grab zurück. Es ist jedes Mal...etwas schwieriger zurückzufinden."
Zum ersten Mal sprach Amberle offen aus, was tief in ihr verborgen lag. Kaum jemand wusste, wie es sich für sie anfühlte, erst zu sterben und dann wiedergeboren zu werden. Sie verlor mit jedem Tod einen Teil von sich selbst, was sie vor allem im letzten Leben gemerkt hatte. Und nun, wo ihr Vater gestorben war, fühlte sich Amberle so allein und verlassen, dass es ihr regelrecht Angst einjagte. Da nützten ihr auch ihre enormen Phönixkräfte nichts.
,,Aber dennoch bist du hier und hast schon so viel durchgestanden, Amberle. Du bist stärker als jeder Einzelne von uns.", versuchte Tina sie zu ermutigen, doch Amberle warf ihr einen vielsagenden Blick zu.
,,Das scheint nur so, Tina. Meine Kräfte haben die nützliche Angewohnheit, dass ich meine wahren Gefühle geschickt vor der Außenwelt verbergen kann. Somit ist es mir möglich den Schein zu wahren, aber im Inneren sieht es ganz anders aus. Und ich habe mehr verloren als nur meinen Vater."
In diesem Moment hatte Amberle wieder Draco vor Augen, wie er sein dunkles Mal entblößte und sich als Todesser offenbarte. Es hatte sie noch tiefer getroffen, als sein Geständnis bei ihrer Trennung, dass die gemeinsame Beziehung ihm nichts bedeutet hatte. Wahrscheinlich hatte er deshalb auch die Brosche bei Amberle zurückgelassen. Damit ihn nichts mehr daran erinnerte, dass sie einmal zusammen gewesen waren.

Newt und Tina tauschten einen kurzen Blick, ehe sie wieder zu Amberle sahen. Diese wirkte so niedergeschlagen und verzweifelt, wie sie es noch nie zuvor gesehen hatten. Und sie konnten es Amberle nicht einmal verübeln, dass sie so tief am Boden war, denn immerhin war der Tod von Dumbledore keineswegs einfach für sie und Amberle hatte schon so viel in ihren Leben ertragen müssen. Da war es nur verständlich, dass diese Bürde ungemein schwer auf ihren Schultern lastete.
Deshalb erhob sich Newt und ging zu dem Sofa, ehe er sich neben Amberle setzte und einen Arm um ihre Schultern legte. Überrascht sah Amberle auf, denn für gewöhnlich ergriff Newt eher selten die Initiative und dieser warf ihr nun einen zuversichtlichen Blick zu.
,,Amberle Theodora Dumbledore, du bist die stärkste Person, die ich jemals getroffen habe und ich weiß, dass du alles schaffen kannst, was du dir in den Kopf setzt. Es mag dir jetzt vielleicht nicht so vorkommen und ich weiß nicht, was du alles in diesem Leben schon einbüßen musstest, aber bisher hast du es immer geschafft, einen Ausweg zu finden. Und vergiss bitte eins nicht: du bist nicht allein. Du hast deine Freunde und ein Wort von dir genügt, damit wir dir wieder folgen. Wir haben doch schon einmal gegen das Böse gekämpft und wir können es wieder tun. Alles was wir dafür brauchen sind Mut und Hoffnung. Beides Dinge, die du seit jeher in dir trägst. Also gib nicht auf und glaube an dich. Denn wir beide tun es."
Newt deutete auf Tina und diese nickte zustimmend, woraufhin Amberle sich zu einem schwachen Lächeln durchrang. Sie war froh, dass sie diesen Weg eingeschlagen und sich mit ihren alten Freunden getroffen hatte. Denn in der Tat half es ihr dabei, die richtige Entscheidung zu treffen und Amberle spürte, dass Newt Recht hatte. Sie war nicht nur der wiederkehrende Phönix, sondern allen voran eine Dumbledore. Und als diese konnte sie alles schaffen, wenn sie nur fest genug darauf vertraute.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top