Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Hallo, meine Lieben :) So, ich melde mich aus dem Urlaub zurück und mache mich gut erholt natürlich wieder frisch ans Werk. Kaum zu glauben, aber mit dem heutigen Kapitel startet auch schon das fünfte Schuljahr unserer Freunde. Und das wird so einige Abenteuer mit sich bringen ;) Ich wünsche euch daher viel Spaß beim Lesen und freue mich auf eure Meinungen.

Liebe Grüße,
eure Hela

                                                                                            ~~~

                                                     Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Am Abend vom 02. August saß Amberle Harvey an ihrem Schreibtisch und durchforstete die neuen Schulbücher, welche sie am heutigen Tage mit ihren Eltern in der Winkelgasse gekauft hatte. Diesmal war es ein eher ruhiger Einkauf gewesen, denn obwohl Amberle schon befürchtet hatte, war sie diesmal Valentin nicht in der Winkelgasse über den Weg gelaufen, wie es im letzten Jahr der Fall gewesen war. Und auch jetzt, zwei Monate nach dem Ende des vierten Schuljahres, wurde Amberle noch immer von den Erinnerungen an die düsteren Ereignisse verfolgt.
Das trimagische Turnier hätte eigentlich ein herausragendes Ereignis werden sollen, doch stattdessen hatte es sich zu einem Desaster entwickelt, was mit dem Tod von Cedric Diggory und der Rückkehr von Lord Voldemort geendet hatte. Wie von selbst wanderte der Blick von Amberle daraufhin zur heutigen Ausgabe des Tagespropheten, wo das Ministerium mal wieder stur verleugnete, dass der dunkle Lord zurückgekehrt war.
,,Idioten.", brachte Amberle beim Anblick vom Foto hervor, welches Cornelius Fudge und seine Kollegen zeigte, ehe sie die Zeitung zerknüllte und in den Papierkorb warf.
Den ganzen Sommer über hatte sich Amberle den Kopf darüber zerbrochen, wie sie im Bezug auf Voldemort nun vorgehen sollten und Harry hatte ihr in seinen Briefen angedeutet, noch immer von dem Mord an Cedric in seinen Träumen geplagt zu werden.
Von Ron und Hermine hatte Amberle in den Ferien nur manchmal Post erhalten, was sie zwar ein wenig irritiert hatte, aber ihre Zeit zum Briefe schreiben war ohnehin eher begrenzt gewesen. Dafür war eine andere Person beim Schreiben durchaus ein wenig zu engagiert gewesen und so war es wohl auch heute wieder.
Denn als Amberle Artemis, die bei ihr auf dem Schreibtisch saß und ihr Gefieder putzte, sanft über den Kopf strich, erklang mit einem Mal die laut fluchende Stimme ihrer Mutter Mary von unten aus der Küche.
,,Amberle, dieser verdammte Uhu hockt schon wieder in meiner Küche!"
Amberle stoppte in der Bewegung ihrer Streicheinheiten und Artemis hob erschrocken den Kopf, da Mary Harvey nur selten laut im Tonfall wurde. Doch der jungen Hexe entfuhr nur ein genervtes Seufzen und sie schloss für einen kurzen Moment die Augen.
,,Das darf nicht wahr sein."
Widerwillig erhob sich Amberle vom Stuhl und eilte die Treppe herunter, während Artemis ihrer Besitzerin nachsah. Die junge Hexe kam ins Wohnzimmer, wo ihr Vater auf dem Sofa saß und ihre Mutter wortlos auf die Küche deutete, wo Amberle von einem nur allzu vertrauten und gefiederten Postboten mit großen Augen angestarrt wurde. Beim Anblick des Uhus, verengten sich die blauen Augen von Amberle zu Schlitzen und sie steuerte auf den geflügelten Briefträger zu.
,,Ares! Hast du denn gar keinen Anstand? Runter von dem Kochtopf und zwar sofort."
Das ließ sich der Uhu nicht zweimal sagen und hüpfte prompt auf die Arbeitsplatte. Ein leises Schuhu der Begrüßung verließ seinen Schnabel und er streckte ihr sein linkes Bein entgegen, woran ein Brief befestigt war. Seufzend befreite Amberle das Tier von seiner Fracht, während ihre Mutter argwöhnisch den Vogel auf ihrer Küchenzeile betrachtete.
,,Bitte sag deinem Freund, dass er seiner Eule Manieren beibringen soll. Sonst mache ich aus ihr Uhufrikassee."
,,Er ist nicht mein Freund!", stellte Amberle sofort klar, als sie den Brief von Ares' Bein entfernt hatte und ihr Vater hob skeptisch eine Augenbraue.
,,Sicher? Vielleicht solltest du die Briefe auch mal öffnen und nicht gleich ins Feuer werfen."
,,Wozu? Um mir irrsinniges Geschwafel durchzulesen, das von einem arroganten Macho kommt, der sowieso nichts davon ernst meint? Es wäre vergeudete Zeit meines Lebens.", schnaubte Amberle abfällig, woraufhin Andrew seufzte und anklagend auf den gefiederten Gast deutete, der mit großen Augen zwischen den Dreien hin und her sah.
,,Amberle, dieser Uhu ist fast jeden zweiten Tag seit Ende eures letzten Schuljahres mit einem Brief hier aufgetaucht. Wenn du mich fragst, meint dieser Draco Malfoy es sehr wohl ernst."

Bei der Erwähnung seines Namens, zuckte Amberle zusammen und spannte sich sogleich wieder an. Zwar hatte sie ihren Eltern grob geschildert, was sich im vergangenen Schuljahr ereignet hatte und diese waren natürlich ziemlich neugierig geworden, da sich offenbar ein junger Zauberer für ihre Tochter interessierte. Doch Amberle hatte keinen einzigen Brief von Draco geöffnet, der sie erreicht hatte und die meisten davon waren sogleich im Kaminfeuer gelandet. Manche hatte sie aber auch ungeöffnet zurückgeschickt, da sie im Grunde gehofft hatte, dass Draco dann aufgeben würde. Nur schien dies ganz und gar nicht der Fall zu sein und ihr graute jetzt schon davor, dem Slytherin in Hogwarts wieder über den Weg laufen zu müssen.
,,Rede doch nochmal mit ihm. Ihr wärt bestimmt ein süßes Pärchen und ich würde ihn sehr gerne mal kennenlernen.", schlug Mary vor, doch Andrew stellte sogleich Bedingungen klar.
,,Vorher muss er bei mir die Prüfung der Würdigkeit ablegen, bevor er unser Haus betritt."
,,Ach, Schatz. Das ist doch nun wirklich etwas übertrieben.", wandte Mary ein, als Amberle ihre Eltern harsch unterbrach.
,,Stopp!!! Habt ihr zwei überhaupt jemals etwas über die Familie Malfoy gehört? Nein? Dann werde ich euch mal ein bisschen aufklären. Die Malfoys zählen zu den angesehensten Adelsfamilien unserer Welt, sozusagen. Wir bezeichnen sie als Reinblüter. Sie sind egoistische, eingebildete und heimtückische Intriganten, die sich für etwas Besseres halten und alle anderen wie Dreck unter den Teppich kehren. Also, nein. Draco Malfoy und ich wären ganz sicher kein süßes Pärchen und er wird unser Haus gewiss niemals betreten. Vorher lade ich eher Professor Snape zum Kaffeekränzchen ein."
Wütend funkelte Amberle ihre Eltern an, die beim Ausbruch ihrer Tochter einen überraschten Blick getauscht hatten und nun sichtlich sprachlos waren. Amberle wandte sich kurzer Hand an die Eule von Draco, die noch immer auf der Küchenzeile hockte und die Hexe erwartungsvoll musterte.
,,Ares, kommt mit. Ich werde deinem Herrchen jetzt einen Heuler schicken, das ihm hören und sehen vergeht. Danach wird er es nicht mehr wagen, einen verdammten Brief leerer Versprechungen an mich zu schicken."

Amberle deutete dem Uhu an ihr zu folgen und der flatterte ihr gehorsam nach, als sie in ihr Zimmer nach oben zurückkehrte. Sie gewährte Ares Einlass und er flog sogleich zum Stuhl, wo er sich auf der Kante niederließ. Artemis begrüßte den Gast mit einem flüchtigen Laut, den Ares erwiderte und Amberle schloss die Tür hinter sich.
Der Uhu hüpfte kurzer Hand zu Artemis auf den Schreibtisch, als Amberle den Stuhl zurückzog und zu ihrem Briefpapier griff. Den Brief von Draco legte sie an die Seite und während sie damit begann den Heuler zu verfassen, wanderte ihr Blick immer wieder flüchtig zu dem Umschlag. Jener war aus edlem Papier und sogar das Wappen der Familie Malfoy prangte auf dem Verschluss der Rückseite. Doch Amberle verwarf den Gedanken, den Brief zu öffnen, sogleich wieder und wollte sich wieder dem Verfassen des Heulers widmen, als ihr ins Auge stach, wie Artemis und Ares kleine Liebkosungen durch ihre Schnäbel austauschten und dann damit anfingen, gegenseitig ihr Gefieder zu putzen. Der Anblick hatte sogar etwas Niedliches an sich, doch Amberle konnte nur seufzen und verfluchte das Schicksal in Gedanken.
,,Na, toll. Meine Eule und der Uhu von Kronprinz Malfoy persönlich. Amor hätte sich echt mal was Besseres einfallen lassen können. Hoffentlich kommt ihr nicht auf den Gedanken, eine Eulenhochzeit abhalten zu wollen.", ermahnte sie die zwei Eulen, als eine andere Stimme zu ihr durchdrang.
,,Wäre doch ein romantisches Ereignis."
Amberle hielt inne, als sie das nächste Wort zu Papier bringen wollte und wagte es nicht, den Blick Richtung Bett zu wenden, wo ihr Ebenbild saß und sie wieder einmal eingehend musterte.
,,Was willst du?"
,,Ganz schön kratzbürstig heute. Vergiss bitte nicht, dass ich gar nicht hier sein wollte. Aber du hast dich ja über alle Warnungen hinweg gesetzt und das Ritual vollendet. Ich sagte dir bereits, dass es Konsequenzen haben würde.", rief ihr die Doppelgängerin ins Gedächtnis, woraufhin Amberle sich dann doch noch zu ihr umdrehte.
,,Dennoch musst du nicht zu meinem persönlichen Plagegeist werden. Ich habe es verstanden, okay? Selbst Professor Dumbledore hat mir eine Predigt darüber gehalten, wie du weißt. Was willst du noch?"
Ihr Gegenüber zeigte keinerlei Reaktion und wieder einmal erschauerte Amberle beim Anblick ihres anderen Ichs. Es sah zwar genauso aus wie sie, aber dennoch war es anders. Die Erscheinung wirkte um ein Vielfaches düsterer und manchmal wirkte der Blick der anderen Amberle ziemlich kalt und emotionslos, was Amberle jedes Mal eine Gänsehaut versetzte. Sie konnte nicht leugnen, dass sie sich in der Gegenwart ihres anderen Ichs sichtlich unwohl fühlte und diesem schien es nicht anders mit ihr zu gehen.
,,Na, ganz sicher keine Live-Darbietung von deinem Liebesdrama. Aber jetzt mal ehrlich...Draco Malfoy? Hätte es nicht jemand anderes, als ausgerechnet der Prinz der Slytherin sein können? Du findest etwas Besseres, Schätzchen."

Amberle schloss die Augen und hatte Mühe, einen Wutanfall runterzuschlucken. Die absurden Bemerkungen ihrer dubiosen Doppelgängerin musste sie nun schon die ganzen Ferien über sich ergehen lassen. Verfolgte sie Amberle doch wie ein Schatten auf Schritt und Tritt, was die junge Hexe dazu veranlasst hatte, sich mehr und mehr zurückzuziehen. Ihre Eltern waren über das neue Verhalten ihrer Tochter natürlich zunehmend irritiert gewesen und hatten versucht, Amberle zum Reden zu bringen. Doch die Hexe hüllte sich in Schweigen, denn sie konnte ihren Eltern ja unmöglich gestehen, dass sie schwarze Magie angewandt hatte, weshalb nun eine düstere Version von ihr selbst durch ihr Haus geisterte.
,,Erstens, stehe ich keineswegs auf Draco Malfoy und zweitens, würde ich mich wirklich besser fühlen, wenn du mich in Frieden lassen würdest.", presste sie zwischen den Lippen hervor und ihr anderes Ich wirkte fast ein wenig belustigt.
,,Du bist so niedlich, wenn du wütend bist. Nur kannst du mir überhaupt nichts vormachen, denn ich weiß, was du denkst und auch, was du fühlst."
,,Warum? Weil du aussiehst wie ich?", blaffte Amberle zurück, als der Blick der anderen Amberle wieder ernst wurde.
,,Ich sehe nicht nur aus wie du, ich bin du. Ein Schatten von dir, wenn man so sagen will. Sagen wir einfach, ich bin der Teil von dir, der anderen verborgen bleibt und den du selbst noch nicht erkannt hast."
,,Großartig. Also muss ich nur erkennen wer ich wirklich bin, wie mir immer angedeutet wird, und du löst dich in Luft auf?", gab Amberle sarkastisch zurück und ihr Zwilling zuckte mit den Schultern.
,,So ungefähr."
,,Hervorragend. Ich bekomme gerade eine schreckliche Vorstellung davon, wie meine Zukunft aussehen wird."
Amberle verbarg ihr Gesicht in den Händen und stützte sich mit den Ellbogen auf der Tischplatte ab. Wusste sie doch um die geringe Chance, überhaupt jemals Antworten auf ihre Fragen erhalten zu würden. Zu ihrer Überraschung versuchte sich ihr Zwilling daraufhin sogar in Einfühlungsvermögen.
,,Du solltest dich etwas in Geduld üben. Jetzt ergibt für dich noch nichts davon einen Sinn, aber das wird es. Sobald der Zeitpunkt dafür gekommen ist."
,,Wann wird das sein?", kam es schon fast verzweifelt von Amberle, woraufhin die Stimme ihres anderen Ichs etwas sanfter wurde.
,,Schneller, als du vielleicht denkst. Aber glaub mir, sobald sich die Wahrheit offenbart hat, wirst du dir die Ungewissheit zurückwünschen. Denn wie ich dir bereits sagte, die Wahrheit hat ihren Preis und er wird ungeheuer hoch sein."

Amberle nahm es hin, denn sie wusste, dass sie nicht mehr aus ihrem anderen Ich herausbekommen würde. Zu ihrer Überraschung blieb es danach still und ein weiterer Blick auf das Bett verriet, dass dies nun leer war. Ihr Schattenzwilling war verschwunden und hatte sie zurückgelassen. Es war ein Kommen und Gehen, welches die andere Amberle an den Tag legte und immer brachte sie ein weiteres Stück Rätselhaftigkeit mit sich.
Seufzend legte Amberle ihre Schreibfeder weg, die sie gerade wieder in die Hand genommen hatte und schob das Papier von sich fort. Ihr war die Lust am Heuler schreiben vergangen und erneut warf sie einen Blick auf den Brief von Draco. Jedes Mal aufs Neue befand sie sich im Zwiespalt, ob sie ihn öffnen sollte oder nicht. Ihr Herz sagte ihr, dass sie einen Blick reinwerfen sollte und ihr Verstand zählte ihr die Konsequenzen auf, die folgen würden, sollte sie es tun.
Gerade, als sie sich dazu durchgerungen hatte, doch einen Blick zu riskieren, klopfte es aus heiterem Himmel plötzlich an ihr Fenster. Sie hob den Kopf und entdeckte eine Schneeeule, die einen Brief im Schnabel hatte und geduldig wartete, bis Amberle das Fenster öffnete und ihr Einlass gewährte. Das Tier hüpfte auf den Schreibtisch und Amberle schüttelte den Kopf, während sie ein wenig schmunzelte.
,,Noch mehr Artgenossen von euch heute und ich kann eine Eulerei eröffnen.", meinte sie an die Eule gewandt, die sie stumm anstarrte und nahm ihr schließlich den Brief ab.
Ein Blick auf das Siegel genügte, um Hogwarts als Absender zu identifizieren und Amberle runzelte die Stirn. Da sie die Liste der Schulbücher bereits bekommen hatte, war es ihr ein Rätsel, weshalb man ihr noch einen Brief zuschickte. Als sie über ihrem Namen dann aber noch den Schriftzug Streng vertraulich las, hatte sie bereits eine Vorahnung, dass es sich mal wieder um eine Spezialbotschaft des Schulleiters persönlich handelte. Sie öffnete den Umschlug und zog ein kleines Stück Pergament hervor, worauf eine Adresse samt Nachricht verzeichnet war.

Grimmauldplatz 12, London
Treffpunkt 03. August um 17:30 Uhr

Mehr stand nicht auf dem Pergament und Amberle war sichtlich irritiert, was ihr das sagen sollte. Ihre erste Vermutung war, dass Dumbledore sie wohl morgen Abend bei genannter Adresse erwartete. Aber warum, das stand dort nicht und sie fragte sich, was er wohl diesmal von ihr wollte.
Sie steckte das Stück Pergament wieder zurück in den Umschlag und legte ihn beiseite, ehe sie der Schneeeule einen Eulenkeks gab und dann eine flüchtige Antwort verfasste, dass sie die Nachricht erhalten hatte und dieser nachkommen würde. Mit Brief im Schnabel flog die Eule wieder aus dem Fenster in die Abenddämmerung hinaus und Amberle schloss das Fenster, ehe sie wieder zum Brief von Draco sah. Und diesmal gab sie sich einen Ruck, woraufhin sie den Umschlag öffnete und den Brief auseinanderfaltete, wo sie die feinen Linien erkannte, die von Dracos Schreibfeder auf das Papier gebracht worden waren.

Amberle,

vermutlich ist es absurd, dass ich dir nach den unzähligen Briefen, die du nicht beantwortet oder vermutlich gar nicht geöffnet hast, überhaupt noch schreibe. Nenn es Verzweiflung oder irrsinnige Hoffnung darauf, dass du dich doch noch dazu entschließt, mich anzuhören.
Was im letzten Schuljahr passiert ist, tut mir ehrlich leid und wenn ich die Möglichkeit hätte es ungeschehen zu machen, würde ich es tun. Nur werde ich dazu kaum in der Lage sein, aber dennoch würde ich alles dafür tun, es zumindest wieder gutzumachen. Ich weiß, ich habe kein Recht, dich darum zu bitten und hoffe trotzdem, dass du mir die Chance dazu gibst.
Wenn du bereit dafür bist, würde ich mich gerne vor Beginn des neuen Schuljahres mit dir treffen. Solltest du dazu bereit sein, dann gib' Ares einfach deine Rückmeldung mit. Falls er ein weiteres Mal ohne Brief zurückkehrt, ist das auch eine Antwort.

Draco

Amberle starrte auf die Zeilen und wusste nicht, was sie darüber denken sollte. In der Tat schien Draco es ernst zu meinen, doch erneut musste sie an den Moment denken, in dem er sie als Schlammblut bezeichnet hatte. Es war nur ein Augenblick gewesen, aber dennoch hatte er alles zunichte gemacht und schien die anderen gemeinsamen Momente wie ein Schatten unter sich zu begraben. Und selbst wenn sie es wollte, wüsste sie keineswegs, wie sie ihm noch vertrauen könnte. Bei jedem Versuch hatte es einen herben Rückschlag gegeben und Amberle fürchtete sich davor, erneut von Draco auf derartige Art zurückgewiesen zu werden.
Aber wie wäre es auch ausgegangen, selbst wenn sie sich nicht an jenem Abend gestritten hätten? Sie waren so unterschiedlich wie Tag und Nacht, ganz zu schweigen von der Tatsache, dass ihre Häuser schon seit Ewigkeiten befeindet waren. Freundschaften konnten auf derartigen Ebenen keinen Bestand haben und zwischen ihnen lagen Welten, was mit jedem Zwischenfall deutlicher geworden war.
Amberle legte den Brief zurück auf den Tisch und betrachtete ihn mit gemischten Gefühlen. Sie fühlte sich einfach ausgelaugt, da Draco Malfoy ihr nach wie vor keine Ruhe ließ und das, wo sie ihn doch einfach nur aus ihrem Leben streichen wollte. Während ihr Verstand das auch schon längst begriffen hatte, so schien ihr Herz sich mit Händen und Füßen gegen diesen Entschluss wehren zu wollen, was die junge Hexe fast wahnsinnig machte. Warum konnte sie den blonden Slytherin nicht einfach zum Teufel jagen und vergessen, dass sie ihm je begegnet war?
Frustriert zerknüllte sie das Papier und warf es zu der Zeitung in den Papierkorb, wohin auch der Umschlag folgte. Amberle bemerkte den Blick der beiden Eulen auf sich, ehe sie das Fenster öffnete und Ares auffordernd anblickte.
,,Tut mir leid, Ares. Aber du musst jetzt gehen. Flieg zurück nach Hause.", ordnete sie an und nach kurzem Zögern flatterte der Uhu widerwillig aus dem Fenster, welches Amberle unmittelbar danach wieder schloss und dem vorwurfsvollen Blick ihrer eigenen Eule begegnete. ,,Sieh mich nicht so an, Artemis. Glaub mir, es ist besser so. Malfoys sind kein guter Umgang für uns und dazu zählt leider auch jegliche Art von ihrer Gesellschaft. Selbst, wenn es nur eine Eule ist."
Das protestierende Piepsen ihrer Eule ignorierend, ging Amberle ins Badezimmer und machte sich für das Bett fertig. Sie wollte nicht mehr über Dinge nachdenken, die vergangen waren und sich nicht mehr ändern ließen. Umso wichtiger war es doch, die Zukunft nicht außer Acht zu lassen. Schließlich war Voldemort zurück und sie mussten einen Weg finden, wie sie den mächtigen dunklen Zauberer besiegen konnten.
Amberle spürte, dass ein Sturm aufziehen würde. Jede Faser ihres Körpers signalisierte ihr, dass die Dunkelheit näher rückte und das mit jedem weiteren Tag, der an ihnen vorbeizog. Sie umklammerte den Rand des Waschbeckens mit ihren Händen und warf einen Blick in den Spiegel, wo ihr Spiegelbild ihr entgegenblickte.
In ihren eigenen Augen konnte Amberle ablesen, was allen anderen verborgen blieb. Die Gewissheit, dass sie einen großen Teil des Unvermeidbaren ins Rollen gebracht hatte. Sie wusste genau, was sie im letzten Sommer getan hatte. Sie hatte die Entscheidung getroffen, diesen Pfad einzuschlagen und dadurch Mächte entfesselt, die ihr selbst vielleicht noch gar nicht bewusst waren.
Die Präsenz ihres anderen Ichs war wieder deutlich spürbar und ohne neben sich zu sehen, wusste Amberle, dass ihr Ebenbild dort stand. Und erneut sprach es jene Worte aus, die es auch schon an Amberle gerichtet hatte, nachdem diese das verhängnisvolle Ritual vollendet und damit den Schleier niedergerissen hatte.
,,Bist du bereit, den Preis für all dies zu bezahlen?"

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top