Heimkehr mit Hindernissen
Heimkehr mit Hindernissen
Gemeinsam mit Neville betrat das Quartett den Geheimgang hinter dem Gemälde von Ariana Dumbledore, wobei Amberle irgendwie trotz aller Dunkelheit ein wenig Vorfreude verspürte, wieder nach Hause zurückzukehren. Denn genau das war Hogwarts für sie: ihre Heimat!
,,Den Gang hab ich auf der Karte des Rumtreibers nie gesehen.", merkte Ron an und Neville hatte sogar die einzig logische Erklärung dafür.
,,Tja, weil er bisher nicht existiert hat. Die sieben Geheimgänge sind gesperrt worden, bevor das Schuljahr losging. Jetzt geht's nur noch hier rein oder raus. Auf dem Gelände wimmelt es von Todessern und Dementoren.", erklärte Neville und Hermine warf ihm einen besorgten Blick zu.
,,Wie schlimm ist es mit Snape als Schulleiter?"
,,Den sehen wir nur selten. Die Carrows sind viel übler.", gestand Neville, was Harry aufhorchen ließ.
,,Die Carrows?"
,,Ja. Bruder und Schwester, zuständig für Disziplin. Die stehen auf Bestrafung, die Carrows.", erwiderte Neville und Amberle starrte ihn fassungslos an.
,,Haben die dich etwa so zugerichtet?"
,,Ja. Wir sollten heute in dunkle Künste den Cruciatus-Fluch üben. Ein Erstklässler. Ich hab mich geweigert."
Der Gryffindor zuckte mit den Schultern, doch Amberle konnte gar nicht anders, als seinen Mut diesbezüglich anerkennend zu loben.
,,Du bist wahrlich ein Gryffindor, Neville. So viel Mut haben nicht viele. Du kannst stolz auf dich sein."
,,Danke, Amberle. Übrigens, McGonagall hat deine Nachricht erhalten und alles in die Wege geleitet.", teilte Neville ihr mit und Amberle wirkte zufrieden.
,,Sehr gut. Dann kann ja nichts mehr schiefgehen."
In der Tat war es für Amberle erfreulich zu hören, dass ihre jüngste Botschaft Minerva erreicht hatte. Denn heutzutage konnte man ja niemals sicher sein, ob die Briefe nicht abgefangen wurden, aber auf Artemis schien wie immer Verlass gewesen zu sein.
Gemeinsam gingen sie weiter und näherten sich langsam dem Ende des düsteren Geheimganges, der wohl jedem anderen eine Gänsehaut beschert hätte. Doch die Freunde hatten schon zu viel gemeinsam durchgemacht, als dass sie eine derartige Atmosphäre noch schockiert hätte. Und Neville grinste mit einem Mal äußerst schadenfroh, was Amberle amüsiert betrachtete.
,,Dann machen wir uns jetzt mal einen kleinen Spaß, was?"
Er öffnete die Tür des Gemäldes vom Ausgang und Amberle lugte ein wenig über seine Schulter, woraufhin sie den Raum der Wünsche erkannte, wo einige Schüler und Schülerinnen waren. Anscheinend hielten sie sich hier versteckt und Amberle war froh darüber, dass der Raum der Wünsche ihnen dadurch die perfekte Möglichkeit bot.
,,Hey. Seht mal her, Leute. Ich hab eine Überraschung dabei.", rief Neville aus und Seamus konterte sogleich mit seiner Schlagfertigkeit.
,,Kein Essen von Aberforth, will ich hoffen. Wäre eine Überraschung, wenn wir es verdauen könnten."
Anstatt zu antworten, trat Neville einfach beiseite und gab somit den Blick auf Harry und die anderen frei, woraufhin donnernder Applaus im Raum der Wünsche ertönte. Alle feierten die Rückkehr des goldenen Quartetts und es folgte eine stürmische Begrüßung, wovon auch Amberle nicht verschont blieb. Deshalb nahm sie nur am Rande wahr, wie sich Neville an Nigel wandte.
,,Remus und die anderen müssen erfahren, dass Harry wieder da ist."
Nigel nickte und eilte sofort los, um dem Orden eine geheime Botschaft zu übermitteln. Amberle war erleichtert und auch stolz darauf, dass alle so großen Zusammenhalt bewiesen und hervorragend miteinander zusammenarbeiteten. Das gab ihr die Hoffnung, dass in der Tat alles wieder gut werden könnte.
Neville, der sich zwar ebenfalls für die Wiedersehensfreude begeistern konnte, wollte aber wohl wieder alle auf den Boden der Tatsachen bringen. Denn er hob beschwichtigend die Hände und überhallte die Jubelrufe mit seiner Stimme.
,,Okay! Bringen wir ihn nicht um, wenn Ihr-wisst-schon-wer nicht seine Chance hatte."
Amberle schmunzelte leicht und hörte, wie Nigel die Botschaft geschickt verpackt überbrachte.
,,Die Wetterwarnung: der Blitz hat eingeschlagen. Ich wiederhole, der Blitz hat eingeschlagen!"
,,Wie sieht dein Plan aus?", wollte Neville derweil von Harry wissen und dieser wirkte etwas überrumpelt, versuchte dann aber dennoch, die Lage zu schildern.
,,Okay. Wir müssen was Bestimmtes finden. Etwas, das hier in Hogwarts versteckt ist. Vielleicht führt es zum Sieg über Ihr-wisst-schon-wen."
,,Was ist es?", fragte Dean Thomas, als Amberle vielsagend in die Runde schaute.
,,Wir sind uns zwar nicht ganz sicher, aber ich vermute, es handelt sich bei dem Objekt um das verschollene Diadem von Rowena Ravenclaw."
Es herrschte kurzes Schweigen, als die Schüler untereinander nachdenkliche, aber auch irritierte, Blicke tauschten. Und Cho war die Erste, die das Schweigen durchbrach.
,,Aber wie du bereits gesagt hast, Amberle. Es ist verschollen...seit vielen Jahrhunderten. Niemand, der noch lebt...hat es jemals gesehen."
,,Sie hat Recht. Wie sollen wir es dann finden?", wandte Seamus ein und Amberle warf ihm einen eingehenden Blick zu.
,,Niemand hat gesagt, dass es einfach wäre. Denn wäre dem so, dann wäre Tom Riddle schon vor langer Zeit vernichtet worden."
,,Was macht dich da so sicher?"
Neville sah Amberle irritiert an, die für einen kurzen Moment so aussah, als hätte man sie bei einer Straftat ertappt. Sie spürte sämtliche Blicke auf sich liegen, doch bevor sie sich zu der Frage von Neville äußern konnte, öffnete sich für einen kurzen Moment die Tür vom Raum der Wünsche. Alle Anwesenden drehten sich um, als Ginny Weasley in den Raum gestürmt kam und dann für einen kurzen Moment innehielt, als sie völlig erleichtert zu ihrem Freund sah, der mal wieder mitten im Geschehen war.
,,Harry.", brachte sie hervor und der Junge mit der Blitznarbe wirkte ebenso emotional überwältigt wie sie.
,,Hi, Ginny."
Niemand wagte sich zu rühren und Amberle konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen. Die schüchternen und sehnsüchtigen Blicke von Harry und Ginny sprachen Bände, was niemandem entgehen konnte. Und nur Ron schaffte es mal wieder, diesen besonderen Augenblick durch seine Aussage zunichte zu machen.
,,Ich war 6 Monate weg und sie lässt mich stehen, wie einen faden Nachtisch. Ich bin ja nur ihr Bruder.", brummte er beleidigt und Seamus grinste breit über das ganze Gesicht.
,,Von denen hat sie viele, aber nur einen Harry."
,,Klappe, Seamus.", wies der Rotschopf den großmäuligen Gryffindor zurecht, als Neville bereits den Ernst der Lage erkannte.
,,Was ist, Ginny?"
,,Snape weiß Bescheid. Er weiß, dass Harry in Hogsmeade gesichtet wurde."
Ginny war höchst alarmiert und alle Blicke richteten sich auf Harry, dessen Blick sich nun verfinsterte. Doch dann spürte Amberle förmlich, dass der Wettlauf mit der Zeit in diesem Augenblick begonnen hatte und sie ergriff kurzer Hand die Initiative, woraufhin sie sich vor versammelter Mannschaft postierte und ernst in die Runde schaute.
,,Gut, wir haben demnach keine Zeit zu verlieren. Wir müssen strategisch vorgehen. Der Orden ist informiert und wird demnach sicher bald eintreffen. Harry, du und die anderen versucht bitte, das verschollene Diadem zu finden. Sucht überall, wo es sich befinden könnte und geht bei Merlin sorgfältig um. Wir brauchen dich immerhin lebend, wenn wir Voldemort vernichten wollen. An euch alle: verlasst den Raum der Wünsche und findet heraus, wie gut unser neuer Schulleiter informiert ist. Je mehr wir über die aktuelle Lage in Erfahrung bringen können, desto besser sind wir vorbereitet."
,,Und was tust du?", wollte Ron wissen, woraufhin Amberle ihn ein wenig schalkhaft belächelte.
,,Ich habe noch etwas zu erledigen."
,,War ja klar."
Ron schnaubte und schmollte. Doch Amberle kümmerte das wenig, da sie den Anwesenden signalisierte, sofort das Weite zu suchen und diese kamen der Aufforderung nach. Harry und Amberle nickten sich noch zu, als Neville an Amberle vorbeigehen wollte. Sie packte ihn am linken Arm und hielt ihn zurück.
,,Neville, du weiß doch noch von dem Anliegen, welches ich dir habe zukommen lassen, oder?", fragte sie und der Schwarzhaarige nickte.
,,Na, klar."
,,Gut. Denn es ist an der Zeit, dass wir es umsetzen.", fuhr sie fort, woraufhin er sie perplex ansah.
,,Was? Etwa jetzt?"
,,Oh, ja. Ich bereite alles vor. Sorge du nur dafür, dass dann alle bereit sind.", ordnete sie an und obwohl er etwas vor den Kopf gestoßen wirkte, so würde Neville sie ganz gewiss niemals enttäuschen.
,,Ist gut. Ich kümmere mich drum."
,,Danke."
Neville nickte ihr entschlossen zu und folgte dann den anderen, während Amberle ihren Zauberstab aus der Innentasche ihrer Jacke zog und sich dann umdrehte, um den Raum der Wünsche im Großen und Ganzen zu betrachten. Aktuell hatte er die Form eines abgeschiedenen Lagers angenommen. Wie ein geheimer Zufluchtsort, wie sich alle zurückziehen konnten, um vor den Attacken der Todesser in Hogwarts sicher zu sein. Doch Amberle wusste, dass der Kampf unmittelbar bevorstand und deshalb wappnete sie sich innerlich dafür, die Form des Raumes in etwas Spezielleres zu verwandeln.
,,Also, gut. Dann wollen wir mal."
Die Hexe schloss die Augen und dachte an jenen Raum, der ihr in ihren Gedanken vorschwebte. Zugleich konnte sie hören und auch fühlen, wie der Raum der Wünsche sofort auf ihre Vorstellungen einging und sich um sie herum veränderte. Und als Amberle ihre Augen wieder öffnete, stand sie in jenem Raum, wo sie schon damals vor vielen Jahren einmal gestanden hatte. Es war der Tag der Zeremonie in Bhutan gewesen, wo ihr Vater und die anderen den Geheimplan bezüglich der Koffer umgesetzt hatten. Es war der Tag gewesen, an dem Amberle zum allerersten Mal gefallen war.
,,Sehr gut. Dann können wir wohl nur hoffen, dass auch alles glatt geht.", brachte sie hervor und schwang einmal ihren Zauberstab, sodass die Formierung für eine gewisse Zeitspanne Bestand hielt, damit die anderen sie auch entsprechend vorfanden.
Nur kurze Zeit später begab sich Amberle wieder auf den Weg zum Raum der Wünsche, nachdem sie einen kleinen Abstecher ins ehemalige Büro ihres Vaters gemacht hatte. Nun, da Snape der neue Schulleiter von Hogwarts war, hatte sich dort natürlich ein bisschen was verändert, doch Amberle hatte kurzer Hand ihre Magie spielen lassen und dem Büro wieder seinen alten Glanz verliehen. Von der Tatsache, dass Snape dort bisher agiert hatte, konnte man nun nichts mehr erkennen.
Im Schloss war es noch relativ ruhig. Amberle schielte nur einmal über das Geländer auf die Treppen herunter, wo sich gerade alle Schülerinnen und Schüler in geordneter Formierung auf den Weg zur großen Halle machten, wohin der Schulleiter sie zitiert hatte. Amberle konnte ihre Freunde zwar nirgends entdecken, wusste aber auch instinktiv, dass diese sich an den Plan hielten und nun war es höchste Zeit, dass sie ihren in die Tat umsetzte.
Deshalb setzte sie ihren Weg fort und war erleichtert, als sie den Raum der Wünsche endlich erreichte. Mit einem Schwenker ihres Zauberstabes öffnete sie die Tür und sie konnte bereits Gemurmel vernehmen, als sie die Tür hinter sich wieder schloss und dann den Raum betrat.
Dort waren bereits alle Schüler und Schülerinnen der ersten drei Jahrgänge versammelt, die von Neville hierher geführt worden waren. Auch Seamus war anwesend, der ihm dabei zur Hand gegangen war, sowie zwei Zauberer, denen Amberle ein kurzes Lächeln zuwarf, welches sie mit einem Nicken erwiderten. Dann sah die Hexe zufrieden auf die anwesende Truppe.
,,Ah, ihr seid schon alle da. Ausgezeichnet. Harry und die anderen befinden sich schon auf dem Weg nach unten, deshalb sollten wir keine Zeit verlieren.", setzte sie an und Neville deutete vielsagend auf die Schüler, die er auf Wunsch von Amberle eingesammelt hatte.
,,Ich hab alle hergebracht, wie du wolltest."
,,Vielen Dank, Neville. Nun gut, ich möchte euch zwei gute Freunde von mir vorstellen. Zum Einen, das hier ist Sirius Black. Er dürfte euch vielleicht vom Namen her bekannt sein. Und das hier ist Newt Scamander. Ein äußerst bekannter Autor und sehr guter Freund von mir aus alten Tagen.", stellte Amberle ihre Gehilfen vor, als Newt ihr eine kleine Korrektur zugestand.
,,Aus sehr alten Tagen, meinst du wohl."
Diese Aussage ließ Amberle etwas schmunzeln, alle anderen jedoch ziemlich ahnungslos aus der Wäsche gucken. Nur Sirius grinste ein wenig, da er die wahren Umstände natürlich kannte und Amberle wurde nach dem flüchtigen Moment wieder ernst, weshalb sie den Anwesenden kurz und bündig ihr Anliegen schilderte.
,,Also, gut. Da Hogwarts bereits in Kürze mit großer Wahrscheinlichkeit zu einem Schlachtfeld werden wird, habe ich beschlossen, dass es für euch alle besser wäre, wenn ihr diesbezüglich nicht mehr anwesend seid. Ihr seid in eurer Ausbildung noch lange nicht an dem Punkt, wo man die Verteidigung gegen die dunklen Künste auch praktisch beherrschen sollte und deshalb habe ich einen Plan entworfen, der euch alle in Sicherheit bringen wird. Dabei werden mir meine beiden Freunde hier behilflich sein. Sie bringen euch an einen sicheren Ort, von dem aus ihr von euren Eltern abgeholt und nach Hause gebracht werdet.", erklärte sie und Seamus runzelte ein wenig irritiert die Stirn.
,,Und was machen wir?"
,,Du wirst dich bitte nach unten begeben und auf den Orden warten, Seamus. Sobald dieser hier eintrifft, wird ziemlich sicher die Hölle über uns hereinbrechen, denn Voldemort ist bereits auf dem Weg hierher.", gab Amberle zurück, als ein Schüler der ersten Klasse sie erschrocken ansah.
,,Woher weißt du das?"
,,Ich kenne ihn ziemlich gut. Besser, als mir lieb ist. Glaub mir, er wird kommen."
Amberle bedachte den jungen Zauberer mit ernstem Blick, denn es brachte nichts, die Wahrheit zu beschönigen. Doch dann räusperte sich Neville, der noch ein wenig ratlos zu sein schien.
,,Dann gehe ich wohl mit Seamus, oder?", warf er in den Raum, doch Amberle schüttelte den Kopf.
,,Oh, nein. Du kommst mit mir, Neville. Denn wir beide haben noch etwas zu erledigen, bevor der Kampf losgeht und deshalb werden wir auch zuerst aufbrechen."
,,Aufbrechen? Aber wohin denn?"
Die Frage von Neville blieb unbeantwortet, da sich Amberle in diesem Moment bereits umgedreht und ihm den Rücken gekehrt hatte. Sie zog den Zettel hervor, den sie aus dem Büro ihres Vaters hatte und las sich kurz die darauf verzeichnete Anleitung vor. Dann schwang sie ihren Zauberstab und aus der Decke kam der Portschlüssel von damals nach unten gefahren.
Die runde große Gebetsmühle, welche wie ein Zylinder aussah, war mit den edlen goldenen Verzierungen und auch dem Qilin als Symbol, noch immer so faszinierend anzusehen wie damals. Amberle bewunderte den Portschlüssel für einen kurzen Moment, ehe sie ihren Stab wieder zurücksteckte und stattdessen ihre linke Hand erhob.
Ein Raunen ging hinter ihr durch die Menge, welches Amberle jedoch gekonnt ausfilterte. Sie legte ihre linke Hand behutsam an den Portschlüssel, welcher sich daraufhin aktivierte, nachdem eine goldene Welle von Magie ihn durchzuckt hatte. Das Qilin kniete nieder und der Portschlüssel begann sich zu drehen, woraufhin Amberle grinsend zu Newt sagt.
,,Funktioniert noch einwandfrei."
Er schmunzelte und schien sich an den gleichen Tag zurückzuerinnern, wie es Amberle tat. Doch die Erinnerungen an die Vergangenheit taten jetzt nichts zur Sache, weshalb sich die Braunhaarige wieder der Truppe zuwandte, welche sie erwartungsvoll und geradezu ehrfürchtig ansah. Vor allem Seamus schien so langsam zu realisieren, dass Amberle keineswegs die Hexe war, für die er sie seit dem ersten Schuljahr gehalten hatte.
,,Wer bist du?", brachte er hervor und Amberle sah ihn geheimnisvoll an.
,,Jemand, der immer auf eurer Seite stehen wird. Nun, denn. Bist du bereit für unsere Mission, Neville?"
Amberle fixierte den hochgewachsenen Dunkelhaarigen mit ihren Blicken und streckte ihm ihre linke Hand entgegen, die sie soeben in die schwarzen magischen Handschuhe gesteckt hatte und sie sah Neville seine Unsicherheit deutlich an. Aber das war ja auch kein Wunder. Schließlich hatte er keine Ahnung, wo es hinging und für ihn war es daher eine Reise mitten ins Unbekannte.
Zögerlich trat Neville vor und streckte langsam seine rechte Hand entgegen, konnte seine Nervosität jedoch keineswegs vor ihr verbergen.
,,So bereit, wie ich je sein werde...schätze ich mal."
Amberle richtete noch ein „Viel Glück" an Sirius und Newt, als sie auch schon die Hand von Neville ergriff und ihn mit sich zog. Überrumpelt wurde Neville mit gerissen, als sie beide auch schon im Portschlüssel verschwanden. Die Schüler und Schülerinnen, die so etwas noch nie live miterlebt hatten, kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus und Sirius wandte sich erwartungsvoll an Newt Scamander.
,,Wollen wir?"
,,Nach Euch."
Der magische Zoologe ließ dem einstigen Gefangenen von Askaban den Vortritt und dieser deutete den Kindern an, sich in zwei Gruppen aufzuteilen. Und nachdem sie das getan hatten, verschwand er mit seiner Truppe zuerst im Portschlüssel, ehe auch Newt und sein Gefolge es ihm gleichtaten.
Und kaum, dass alle fort waren, hörte der Zylinder auf, sich zu drehen und der Portschlüssel deaktivierte sich vorerst. Seamus war als Einziger übrig und sah sich ein wenig um, da es ihm ein wenig schauderhaft vorkam, so ganz allein im Raum der Wünsche zu sein, während alle anderen zu einer verhängnisvollen Mission aufgebrochen waren. Und wie durch ein Wunder, war trotz seiner Anwesenheit, mal nichts in die Luft geflogen.
,,Ist ja mal wieder typisch. Große Abenteuer stehen an und ich darf nicht mit."
Amberle sah noch, wie der Portschlüssel sich deaktivierte und schließlich zum Stehen kam. Ihr Vater und alle Anwesenden waren verschwunden, während sie zurückgeblieben war. Keineswegs freiwillig, den sie hatte ihrem Vater ja das Versprechen geben müssen, dass sie ihn und die anderen nicht nach Bhutan begleitete. Obwohl sie bereits ahnte, dass diese Reise verhängnisvolle Folgen mit sich bringen würde.
Sie rührte sich auch nicht, als sich die Tür vom Raum der Wünsche öffnete und sie Schritte vernahm. Denn diese waren ihr bereits so vertraut, dass Amberle sie nur anhand ihres Ganges identifizieren konnte.
,,Sie sind weg?", fragte Josie, als sie sich im Raum umsah und Freya, die das wohl für eine sinnlose Schlussfolgerung hielt, seufzte ergeben.
,,Das siehst du doch. Sonst würde Amberle kaum alleine hier stehen."
Die Tochter von Dumbledore schüttelte nur kaum merklich den Kopf. Ihre Freundinnen waren schon sehr speziell und allein Freya, die mit ihrem Übermut und hitzköpfigen Ader manchmal etwas über die Stränge schlagen konnte, war einfach nur einzigartig. Josie, die sich eher auf ihre klugen Einfälle und kreativen Strategien verließ, kam ihr dagegen stets wie der Ruhepol vor, der die zwei anderen Hexen stets zur Besinnung brachte. Und genau so war es wohl auch dieses Mal, da sie versuchte, Amberle und ihr Vorhaben zu hinterfragen.
,,Bist du dir wirklich sicher, dass du das tun willst, Amberle? Dein Vater hat dir doch ausdrücklich gesagt, dass du hierbleiben sollst.", rief sie ihr ins Gedächtnis und Amberle, die sich nun von dem Anblick der Gebetsmühle losriss, wandte sich ihren Freundinnen zu.
,,Ja, das stimmt. Aber ich weiß auch, dass Grindelwald vor nichts zurückschrecken wird, um meinen Vater aus dem Weg zu räumen. Immerhin ist er der Einzige, der ihm Einhalt gebieten könnte und allein das ist schon ein Grund für meinen Onkel, sich ihm zu entledigen."
,,Kaum zu glauben, wenn man bedenkt, was die Zwei mal miteinander verbunden hat. Ich meine, immerhin waren sie doch mal..."
Freya brach ab, als sie bemerkte, wie sich ein Schatten auf das Gesicht ihrer Freundin Amberle legte. Diese schwieg bezüglich der Aussage, was schon Antwort genug für die beiden anderen Hexen war. Aber Josie wollte Amberle auch keineswegs hängen lassen. Egal, wie riskant ihr dieses Manöver auch vorkommen mochte.
,,Nun, wenn du das wirklich durchziehen willst, dann stehen wir hinter dir. Wir werden dich begleiten und dir zur Seite stehen. So, wie es schon seit jeher gewesen ist.", versicherte ihr die Blondine und Amberle kam nicht umhin, ein klein wenig zu lächeln.
,,Ich danke euch. Für alles, was ihr bislang mit mir durchgestanden habt."
,,Das ist doch selbstverständlich.", erwiderte Freya, woraufhin Amberle ihr jedoch widersprach.
,,Nein, ist es nicht. Mir fiel es niemals ganz leicht, die Tochter von Albus Dumbledore zu sein und noch dazu diese spezielle Magie in mir zu tragen. Aber ihr habt niemals Vorurteile gehabt. Ihr habt mich immer so akzeptiert, wie ich bin und dafür danke ich euch. Denn ihr seid ohne Zweifel die besten Freunde, die man sich wünschen kann."
Freya und Josie tauschten einen kurzen Blick, ehe sie an Amberle herantraten und die Drei sich an den Händen umfassten. Ihre Freundschaft hatte schon so viele Strapazen überstanden und hielt seit ihrem ersten Schultag in Hogwarts seit jeher Bestand. Und was auch noch kommen würde, es könnte sie niemals auseinanderreißen.
,,Tja, dann wollen wir Grindelwald mal zeigen, wer hier die größte Macht besitzt.", äußerte Freya und Josie nickte ihr zu.
,,Gemeinsam."
Amberle war froh, dass ihr beiden Freundinnen sie begleiten würden und in der Tat waren sie stärker als Grindelwald, allein schon durch ihre Freundschaft. Und dennoch beschlich Amberle erneut das ungute Gefühl, dass diese Reise ihre letzte sein könnte.
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