Grindelwald und Dumbledore

Hallo, meine Lieben :) Es geht wieder weiter in unserer magischen Welt und auf die große Offenbarung folgt weiterhin viel Spannung. Noch ist die Reise aber noch nicht vorbei und deshalb wünsche ich euch jetzt ganz viel Spaß beim Weiterlesen ;)

Liebe Grüße,
eure Hela

                                                                                                   ~~~

                                                                       Grindelwald und Dumbledore

Der Tod von Albus Dumbledore schockierte nicht nur jeden Einzelnen in Hogwarts, sondern hatte auch zur Folge, dass man das Schuljahr vorzeitig beendete. Minerva McGonagall übernahm zunächst die Aufgaben von Dumbledore und organisierte alles, bis hin zu seiner Bestattung, die am heutigen Tage stattfinden würde. Es war das letzte Ereignis, bevor man alle Schüler und Schülerinnen nach Hause schickte und ein jeder von ihnen wusste, dass von nun an nichts mehr so sein würde, wie es einmal war.
Vor allem Amberle spürte die wachsende Veränderung und die Abwesenheit von Dumbledore war in jeder einzigen Sekunde deutlich spürbar. Ihr Vater hatte Hogwarts gewissermaßen mit zu dem gemacht, was es heute war und, dass er nun nie wieder durch diese Hallen gehen würde, kam ihr daher irgendwie unwirklich vor.
Doch obwohl die Trauer um ihn nach wie vor schwer auf Amberle lastete, so konzentrierte sie sich darauf, sämtliche Vorbereitungen zu treffen. Harry, Hermine und Ron hatten ihr geschworen, kein Wort über ihre wahre Identität zu verlieren und auch McGonagall hatte es Amberle versprechen müssen. Hagrid gab ebenfalls zu, von Dumbledore zur Verschwiegenheit verpflichtet worden zu sein und gab Amberle sein Wort, dass es zunächst auch weiterhin ein Geheimnis bleiben würde. Und sie vertraute ihm nach wie vor, denn immerhin hatte sie nun ihre Erinnerung zurück und wusste, dass sie dem Halbriesen schon in ihrem letzten Leben hatte vertrauen können. Schließlich waren sie schon damals Freunde gewesen.
Der heutige Tag würde mit Sicherheit einer der schwersten werden, die Amberle in ihrer bisherigen Existenz erlebt hatte. Die Beerdigung ihres Vaters machte seinen Tod schließlich endgültig und trotz des bevorstehenden Abschiedes, durfte sie sich das große Anmaß an Trauer keineswegs anmerken lassen. Nur so konnte sie nach wie vor geheim halten, wer sie wirklich war und das musste sie um jeden Preis.
Allerdings gab es eine Sache, die Amberle noch vorher erledigen musste und deshalb befand sie sich gerade auf dem Weg zu dem Ort, der das Grab von Dumbledore sein würde. Und sie musste es hinter sich bringen, bevor alle anderen dazu stießen, da niemand wissen durfte, was sie dorthin führte. Nicht einmal ihre Freunde.
Die letzte Ruhestätte von Albus Dumbledore befand sich auf einer kleinen Insel, die im schwarzen See ein wenig entfernt von Hogwarts lag. Minerva hatte diesen Ort vorgeschlagen und Amberle fand ihn perfekt, da sie sich sicher war, dass es ihrem Vater gefallen hätte, dort beerdigt zu werden.
Dennoch weckte der Ort ein merkwürdiges Gefühl in Amberle, als sie die Insel erreichte und sich einmal mehr versicherte, dass ihr niemand gefolgt war. Doch die anderen befanden sich alle in der großen Halle, wo McGonagall noch eine kleine Ansprache halten wollte, bevor die Trauerfeier beginnen würde. Und weil ihr deshalb nicht mehr viel Zeit blieb, begab sich Amberle schnellen Schrittes auf das weiße Grabmal zu, welches sich mitten auf der Insel befand und wo man den Körper ihres Vaters bereits hineingelassen hatte.
Der Anblick ließ Amberle zunächst erschauern und sie hielt inne, da ihr mit einem Mal wieder schmerzlich bewusst wurde, dass ihr Vater wahrhaftig nicht mehr unter ihnen weilte. Natürlich verspürte sie dennoch seine Gegenwart auf eine gewisse Weise, doch es war nicht mehr dasselbe. Sie konnte ihn nicht mehr vor sich sehen und auch nicht mehr mit ihm sprechen. Etwas, das sie mehr vermisste, als ihr zunächst bewusst gewesen war.
Amberle unterdrückte einen weiteren Anflug von Trauer und richtete ihre rechte Hand auf die schwere Steinplatte, welche das Grab verschloss und hob diese an, ehe sie die weiße Platte in der Luft levitieren ließ und einen Blick in das Grabmal warf.

Albus Dumbledore hatte die Augen geschlossen und lag so friedlich in seinem Grab, als würde er lediglich schlafen. Doch jegliches Leben hatte seinen Körper verlassen, das spürte Amberle und sie wusste es auch mit Gewissheit. Das Grabmal schützte lediglich seinen Körper und Amberle kam sich schon wie eine Verbrecherin vor, dass sie es noch einmal geöffnet hatte, nachdem es schon verschlossen gewesen war.
Doch die Hexe griff nun in die Innentasche ihres Umhanges und zog den Grund hervor, weshalb sie hier war. Sie sah auf den Elderstab in ihrer Hand und konnte spüren, wie seine unermessliche Macht im Inneren pulsierte. Es war nicht ohne Grund der mächtigste Zauberstab der Welt und er war noch so viel mehr als das.
,,All diese Geheimnisse und dann hinterlässt du mir auch noch ein Heiligtum des Todes-meinem ärgsten Feind. Die Ironie dahinter ist wahrlich erstaunlich. Aber immerhin weiß ich jetzt, weshalb du mich indirekt dazu gebracht hast, dich vor deinem Tod noch zu entwaffnen. Du hast demnach wirklich an alles gedacht."
Amberle richtete diese Worte an ihren Vater, obgleich er nichts darauf erwidern konnte. Dann ging sie in die Hocke und beugte sich ein wenig ins Grab hinunter, wo sie den Elderstab in die kalten leblosen Hände von Dumbledore legte. Sie hatte lange überlegt, wo er am besten aufgehoben war und es waren zu gefährliche Zeiten, als dass sie mit diesem mächtigen Zauberstab sorglos durch die Weltgeschichte spazieren könnte.
Ein letztes Mal sah Amberle auf ihren Vater herab, ehe sie sich wieder aufrichtete und vom Grab zurücktrat. Dann zog sie ihren eigenen Zauberstab hervor und fügte sich einen leichten Schnitt in die Handfläche zu. Einzelne Blutstropfen traten aus der Wunde hervor und Amberle richtete die Hand wieder auf die Steinplatte, um diese zurück auf das Grab legen. Mit dem einzigen Unterschied, dass sie das Grabmal diesmal mit ihrem eigenen Blut versiegelte und damit mehr bezweckte, als nur ein persönliches Detail zu hinterlassen.
,,Jetzt kann Tom gerne versuchen, an den Elderstab zu gelangen. Nur wird er dieses Grabmal nicht ohne mich öffnen können und das wird ihn früher oder später zu mir führen. Hoffen wir also, dass dein Plan aufgeht und seine Ära schon bald enden wird. Aber ich verspreche dir, dass ich alles dafür tun werde. Und diesmal...werde ich mein Versprechen halten, Vater."
Amberle sah noch eine Weile auf das geschlossene Grabmal, als sie mit einem Mal Schritte vernahm und bemerkte, dass die anderen nun die Insel erreichten. Ihre Freunde schritten relativ weit vorne in der Menge und Amberle entfernte sich etwas vom Grab, als sie dem Blick von Minerva begegnete. Diese hob leicht eine Augenbraue und Amberle nickte kaum merklich, was McGonagall zu genügen schien. Deshalb widmete sie sich wieder der Organisation und ordnete den Schülern und Schülerinnen an, sich mit sicherem Abstand vor dem Grabmal zu versammeln. Amberle gesellte sich derweil zu dem Trio, mit dem sie seit ihrer Einschulung in Hogwarts schon so viel Zeit verbracht und welches sich zu ihrem neuen engsten Freundeskreis entwickelt hatte.
,,Was machst du denn schon hier? Wir haben dich in der großen Halle vermisst.", meinte Hermine, doch Amberle rang sich nur zu einem schwachen Lächeln durch.
,,Ich wollte die Gelegenheit nutzen, um mich persönlich zu verabschieden. Wenn ihr versteht, was ich meine."

Ihre Freunde nickten zustimmend, denn natürlich verstanden sie es. Seit Amberle ihnen die Wahrheit über sich offenbart und damit auch die persönliche Verbindung zu Dumbledore offengelegt hatte, waren da zwar noch einige Fragen, doch die Drei gaben Amberle auch die nötige Zeit, um sie zu beantworten. Wobei Amberle jetzt schon wusste, dass sie ihnen keineswegs die ganze Geschichte offenbaren konnte.
So wussten ihre Freunde auch nicht um den Elderstab, der nun in den Händen ihres Vaters ruhte. Verborgen in seinem weißen Grabmal und geschützt vor Tom Riddle, der früher oder später ohne Zweifel versuchen würde, ihn in seinen Besitz zu bringen. Doch das würde ihm erst gelingen, wenn der Zeitpunkt dafür gekommen war.
Minerva McGonagall trat nun vor die versammelte Menge und auch ihr war die Trauer um Dumbledore deutlich anzusehen. Aber das war auch kein Wunder, denn sie waren auf ihre eigene Weise eng miteinander befreundet gewesen und Amberle wusste, dass ihr Vater Minerva von Anfang an mit ins Vertrauen gezogen hatte. Und auch sie vertraute der Hexe, weshalb sie in den Augen von Amberle die perfekte Kandidatin wäre, um in die Fußstapfen von Dumbledore zu treten und neue Schulleiterin von Hogwarts zu werden.
,,Ich danke euch allen, für euer Erscheinen. Wir ehren heute Albus Percival Wulfric Brian Dumbledore und gedenken uns seiner als die Person, die er gewesen ist. Professor Dumbledore war nicht nur ein Schulleiter, sondern auch ein Freund und Verbündeter von jedem Einzelnen hier. Sein Verlust ist nicht in Worte zu fassen und erinnert uns wieder einmal daran, dass unsere Zeit in diesem Leben begrenzt ist. Niemand von uns weiß, wie viel uns von ihr bleibt und wann sie enden wird. Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir sie weise nutzen und nicht als selbstverständlich erachten. Dumbledore sagte, dass man selbst in Zeiten der Dunkelheit Glück und Zuversicht zu finden vermag. Man darf nur nicht vergessen, ein Licht leuchten zu lassen. Und genau daran sollten wir festhalten, denn uns stehen ohne Zweifel dunkle Zeiten bevor. Der Tod von Dumbledore hat eine tiefe Lücke hinterlassen, aber Dumbledore würde nicht wollen, dass wir deswegen aufhören zu leben. Er würde wollen, dass wir weitermachen und somit das Licht weiterhin am Leuchten erhalten. Und wenn wir das beherzigen, wird er nicht umsonst gestorben sein. Er wird uns weiterhin auf unserem Weg begleiten und jedes Mal, wenn wir in der Ferne ein Licht leuchten sehen, werden wir wissen, dass er da ist und nie wirklich von uns gehen wird."
Die Ansprache von Minerva brachte es ziemlich genau auf den Punkt und Amberle dankte ihr dafür. Niemand hätte es besser sagen können und sie war froh, dass Minerva sich dazu bereit erklärt hatte. Diese gab nun allen Schülern noch die Gelegenheit, ein paar persönliche Worte am Grab von Dumbledore zu sagen und dort Blumen abzulegen. Es war ein Anblick, der Amberle berührte und sie war dankbar für die große Anteilnahme, die ganz Hogwarts am Tod ihres Vaters nahm.

,,Von jetzt an wird alles anders.", sagte Harry neben ihr, der gemeinsam mit Amberle zum Grab von Dumbledore sah, wo sich nun nach und nach alle von dem Schulleiter verabschiedeten und Amberle stimmte ihrem besten Freund zu.
,,Ja. Die Dunkelheit wird sich ausbreiten und der Krieg ist von nun an unausweichlich. Aber das bedeutet nicht, dass wir keine Chance auf Sieg haben."
,,Es tut mir leid, Amberle.", brachte Harry hervor und die Braunhaarige sah ihn ein wenig verwirrt an.
,,Was meinst du?"
,,Dumbledore ist wegen mir gestorben und er war immerhin dein Vater. Wäre ich nicht gewesen...", setzte er an, als Amberle ihn unterbrach.
,,Hätte das nichts geändert. Harry, all jene, die gestorben sind, taten das nicht wegen dir. Sie sind gestorben, weil sie an eine bessere Welt geglaubt haben. Weil sie davon überzeugt gewesen sind, dass du das Böse besiegen kannst und weil sie darauf vertrauten, dass der Frieden eines Tages wiederkehrt. Mein Vater hat dir vertraut und er tut so etwas niemals ohne Grund, das kannst du mir glauben. Der Tod gehört nun einmal zum Leben dazu und niemand entkommt ihm."
,,Du schon.", warf der Schwarzhaarige ein, doch der Blick von Amberle verlor sich daraufhin ein wenig in der Ferne.
,,Fürs Erste vielleicht. Aber früher oder später...holt er uns alle."
Sie spürte, dass der Blick von Harry nun eingehend auf ihr lag, doch Amberle richtete ihre Konzentration stattdessen auf das, was vor ihnen lag. Für sie zählte von jetzt an nur noch, dass der Plan von Dumbledore aufging und sie Tom Riddle vernichten konnten. Und als Ron gemeinsam mit Hermine auf sie zukam, machte dies jede Möglichkeit für Harry zunichte, weiter auf das Thema von eben gerade einzugehen. Amberle verspürte ein großes Maß an Freude, dass die Zwei endlich zueinander gefunden hatten und hoffte inständig, dass sie später einmal sehr glücklich werden würden.
,,Auch wenn wir niemandem sagen dürfen, wer du bist, Amberle...mein Beileid wegen Dumbledore.", sagte Ron und Amberle lächelte ein wenig.
,,Danke, Ron. Das bedeutet mir viel."
,,Ich kann immer noch nicht glauben, dass Snape das getan hat.", pflichtete Hermine bei und Harry machte keinen Hehl daraus, dass der ehemalige Lehrer für Zaubertränkte nun komplett bei ihm in Ungnade gefallen war.
,,Er hat uns verraten. Dumbledore hat ihm vertraut und Snape dankt es ihm, indem er ihn tötet. Wenn ich es früher gemerkt hätte, dann hätte ich noch handeln können."
Amberle spürte die tiefe Abneigung, welche Harry gegenüber Snape empfand und hüllte sich dennoch in Schweigen. Sie kannte die Wahrheit und eines Tages würde auch Harry sie kennen, aber fürs Erste musste sie ihren besten Freund in dem Glauben lassen, Snape wäre ein Verräter. Nur so würde der Plan ihres Vaters Bestand haben und das war alles, was zählte.
,,Konzentrieren wir uns auf das, was vor uns liegt. Wir müssen diesen Sommer alles vorbereiten, um die Horkruxe zu finden. Sie sind der Weg, um Voldemort zu vernichten.", ordnete Amberle an und Ron schmunzelte ein wenig.
,,McGonagall hat Recht. Der Tod von Dumbledore ist tragisch, aber über eine Tatsache bin ich doch ziemlich froh."
,,Und was für eine?", wollte Hermine wissen, woraufhin der Rotschopf vielsagend auf Amberle deutete.
,,Dumbledore mag zwar gefallen sein, doch wir haben immer noch seine Tochter in unseren Reihen. Somit bleibt uns wenigstens ein Dumbledore erhalten, auch wenn du wohl die Letzte deiner Sippe bist, Amberle. Und solange wir eine Dumbledore bei uns haben, stehen unsere Chancen gar nicht so schlecht."
Die Worte von Ron fanden die Zustimmung von Harry und Hermine, während sie Amberle nachdenklich stimmten. Ihr Blick wanderte nun unauffällig zum Festland und mit einem Mal wusste sie, dass sie einen Ort noch aufsuchen musste, bevor sie vorerst nach Hause zurückkehren würde.

Es war schon Nachmittag, als Amberle das Gelände von Hogwarts hinter sich ließ und Erleichterung verspürte, dass der Tag sich dem Ende neigte. Der Abschied ihres Vaters hatte sich so endgültig angefühlt, dass es ihr ziemlich schwer gefallen war, ihre Trauer zu verbergen.
McGonagall hatte Amberle versprochen, im kommenden Jahr alles im Auge zu behalten und soweit es ging, den Posten ihres Vaters fortzuführen. Denn Amberle ahnte, dass vor allem Hogwarts in Gefahr sein könnte, wo Dumbledore nun gefallen war. Das machte das Schloss angreifbar und das würde Voldemort früher oder später ausnutzen.
Ihren drei Freunden hatte Amberle das Versprechen abgerungen, sich den Sommer über zurückzuhalten und zu warten, bis der Orden sich eine geeignete Strategie zurechtgelegt hatte. Das würde Amberle in die Wege leiten, doch zunächst musste sie noch etwas klären, was in ihr gemischte Gefühle hervorrief.
Das verstärkte sich, als sie Hogsmeade schließlich erreichte und zum ersten Mal in diesem Leben sah sie das Dörfchen mit den Augen von früher. Sie wurde bei dem Anblick von so vielen Erinnerungen eingeholt, dass es ihr einen leichten Schauer über den Rücken jagte und auch sie ein wenig wehmütig stimmte. So viel hatte sie damals hier erlebt und kaum jemand wusste, dass Hogsmeade ebenfalls ein wichtiger Teil ihrer Vergangenheit war.
Die anderen befanden sich bereits auf dem Rückweg nach Hause, was Amberle auch lieber war. Denn das hier musste sie allein tun und es zählte ebenfalls zu den Dingen, die fürs Erste ihre Geheimnisse bleiben würden.
Als die Hexe schließlich das entsprechende Haus erreichte, blieb sie einen Moment davor stehen und betrachtete das Schild Eberkopf, denn diesmal würde sie die Gasstätte zum ersten Mal mit ihren Erinnerungen betreten. Etwas, das die Angelegenheit nicht unbedingt einfacher, sondern viel eher kompliziert machte.
Dennoch öffnete Amberle schließlich die Tür und betrat die Gaststätte, welche mal wieder gut besucht war. Doch die Tochter von Albus Dumbledore interessierte sich nicht für das Geschäft, sondern vielmehr für eine spezielle Person und deshalb wandte sie sich an einen Kellner, der soeben von einem Tisch zurückkehrte.
,,Verzeihung, ich würde gerne den Eigentümer sprechen.", sagte sie und der Kellner zögerte zunächst, deutete dann jedoch auf ein Hinterzimmer, welches sich in der Nähe vom Tresen befand.
,,Er ist dort hinten. Soll ich Sie ankündigen?"
,,Oh, nein. Das ist nicht nötig, danke.", winkte Amberle ab und machte sich stattdessen auf dem Weg, zu dem Arbeitszimmer des Geschäftes.

Es war mehr als nur ein Besuch seit langer Zeit, was nun vor Amberle lag. Sondern vielmehr eine Konfrontation mit ihrer eigenen Vergangenheit. Und obwohl es Amberle nervös machte und für Anspannung sorgte, so war sie dennoch entschlossen und ließ sich durch nichts und niemand davon abbringen.
Die Tür war nur angelehnt, weshalb die Hexe sie öffnete und einen Mann erkannte, der mit dem Rücken zu ihr an einem Tisch saß. Er hatte langes graues Haar und hob nun leicht den Kopf, da er zweifellos bemerkt hatte, dass er nicht mehr alleine in diesem Raum war.
,,Joe, ich habe doch gesagt, dass ich nicht gestört werden will. Wo hast du nur deine Manieren gelassen?", meinte er mit tonloser Stimme und Amberle nutzte die Aussage, um die Situation ein wenig aufzulockern.
,,Müssen mir wohl entfallen sein. Wobei, Höflichkeit wird hier ja ohnehin nicht wirklich großgeschrieben."
Der Mann vor ihr erstarrte und Amberle wusste, dass es nun kein Zurück mehr gab. Einen Moment lang geschah überhaupt nichts, doch dann erhob sich der Mann vom Stuhl und drehte sich langsam zu ihr um, wo sie zum ersten Mal seit langer Zeit sein Gesicht wieder vor Augen hatte. Und obwohl seit ihrer letzten Begegnung einige Zeit vergangen war, so erkannte sie noch immer deutlich seine früheren Gesichtszüge und rang sich zu einem leichten Lächeln durch.
,,Hallo, Onkel Aberforth!"
,,Amberle! Das ist ja mal eine Überraschung.", gab er zurück, ohne eine Reaktion zu zeigen und Amberle hatte auch nichts anderes von ihm erwartet.
,,Keine gute, wie es mir scheint."
,,Dass du hier bist, kann nur bedeuten, dass du deine Erinnerungen zurück hast.", schlussfolgerte Aberforth und Amberle verschränkte die Arme vor der Brust.
,,Weißt du, ich hatte wenigstens gehofft, dass du heute ein wenig von deiner verbitterten Art absehen könntest. Aber du hast es ja noch nicht einmal zur Beerdigung deines eigenen Bruders geschafft. Das ist wirklich traurig und sagt wohl alles über unsere Familie aus."
Es war kein Geheimnis, dass die Bande zwischen ihrem Vater und seinem Bruder Aberforth schon vor langer Zeit zerbrochen waren. Das lag natürlich zum größten Teil auch an der Vergangenheit, welche die Familie Dumbledore wie ein Schatten verfolgte. Aber zu Amberles Überraschung hatte Aberforth sogar eine gute Erklärung für seine heutige Abwesenheit.
,,Albus sagte mir, dass ich dort nicht in Erscheinung treten soll und es lag auch nicht in meinem Interesse, Amberle. Du kennst die Gründe dafür und wieder einmal muss ich feststellen, dass du ihm mit jedem Leben ähnlicher wirst."

Diese Aussage brachte Amberle zum Schweigen, denn es führte ihr einmal mehr vor Augen, wie abfällig Aberforth mittlerweile selbst über sie zu denken schien. Seit ihrem ersten Leben verglich er sie mit ihrem Vater und daran war zum Teil auch ihre spezielle Phönix-Magie Schuld. Aber auch etwas anderes trug einen großen Anteil daran.
,,Soll das zufällig eine Anspielung auf die Tatsache sein, dass ich nicht nur Teil der Dumbledore-Familie bin? Dann läufst du Gefahr, mich wütend zu machen und wir wissen beide, dass dies kein gutes Ende nehmen würde.", entgegnete Amberle und Aberforth seufzte ein wenig.
,,Ich bin mir durchaus bewusst, wie du über den anderen Teil deiner Abstammung denkst."
,,Gut. Deshalb würde ich mich freuen, wenn du mir ein bisschen sympathischer gegenübertreten würdest. Ein Onkel mit Abneigung für Menschlichkeit reicht mir und ich trage keine Schuld an dem, was sich damals zugetragen hat. Also lassen wir doch einfach die Vergangenheit außen vor. Allen voran die Geschichte zwischen Dumbledore und Grindelwald."
Amberle wollte nicht daran denken müssen, wie es einst zu ihrer Existenz gekommen war. Denn das würde nur alte Wunden aufreißen und sie an die Zeiten erinnern, die zu den dunkelsten in all ihren Leben zählten. Und zum Glück lenkte Aberforth ein wenig ein.
,,Schon gut. Dein Vater hat ja schon damit gerechnet, dass du alte Gewohnheiten an den Tag legen würdest. Er meinte, ich sollte darauf vorbereitet sein. Also, warum bist du hier, Amberle? Wohl kaum, um einen sentimentalen Moment mit deinem Onkel zu erleben.", meinte Aberforth und die Hexe schloss die Tür hinter sich, um ihr Gespräch von der Außenwelt abzuschirmen.
,,Über meine genauen Gründe werde ich dich im Unklaren lassen, so ist es besser. Glaub mir. Aber ich wollte mir zumindest ein Bild davon machen, wie es um den letzten verbliebenen Teil meiner Familie steht. Muss an dem nostalgischen Teil in meinen Genen liegen."
,,Ohne Zweifel ganz der Humor deines ursprünglichen Ich's. Du warst schon damals sehr darauf bedacht, nicht zu viel an die Außenwelt heranzulassen. Geheimnisse sind faszinierend, Amberle. Aber sie haben ebenso ihren Preis.", brachte Aberforth hervor und Amberle rollte mit den Augen.
,,Schluss jetzt mit diesen Anspielungen, Aberforth. Hat mein Vater dir etwas Nützliches gesagt, was mich im Bezug auf den bevorstehenden Krieg weiterbringen könnte?"
,,Ah, deshalb bist du also hier. Bedaure, aber bei mir bist du an der falschen Adresse. Was du dir eigentlich hättest denken können, denn dein Vater und ich hatten nicht die beste Beziehung, wie du weißt.", gab Aberforth zurück und Amberle funkelte ihn daraufhin leicht erzürnt an.
,,Was man durchaus hätte ändern können, wenn du ihm die Möglichkeit dazu gegeben hättest. Aber du musst ja um jeden Preis an den Schattenseiten der Familie Dumbledore festhalten. Ich hätte es wissen müssen. Du hast dich kein bisschen verändert. Es war ein Fehler herzukommen."

Amberle kehrte Aberforth den Rücken und öffnete wieder die Tür, um das Arbeitszimmer zu verlassen. Ihr Onkel hinderte sie nicht daran und das zeigte ihr einmal mehr, wie zerrüttet das Verhältnis zwischen ihnen im Grunde bereits war. Sie vermisste ihren Vater dadurch umso mehr und sie hatte nicht vor, nur eine Sekunde länger im Eberkopf zu bleiben.
Als ihr der Wind draußen entgegenschlug, brauchte Amberle einen kurzen Moment und ärgerte sich darüber, wie Aberforth nur so verbittert sein konnte. Dabei hatte sie gehofft, dass ihn zumindest der Tod ihres Bruders ein wenig berühren würde, doch auch dies schien nicht der Fall zu sein. Zu sehr trug Aberforth seinem Bruder Albus wohl die Taten der Vergangenheit noch nach.
Es brachte Amberle unwiderruflich dazu, an die alten Zeiten zu denken. Jene Zeiten, in denen vor allem das Geheimnis rund um Grindelwald und Dumbledore so viel in ihrer Familie zerstört hatte. Bis heute hatte sie all dies noch nicht ganz verwunden und durch die Rückkehr ihrer Erinnerungen, legte sich diese Last erneut auf ihre Schultern. Eine Last, die sie eigentlich gehofft hatte, eines Tages endgültig ablegen zu können.
Doch es war wohl unvermeidlich, dass die Vergangenheit Amberle auch diesmal verfolgte und auf ihrem Weg begleiten würde. Sie hoffte nur, dass sie ihr bei dem bevorstehenden Kampf gegen das Böse diesmal nicht im Weg stehen würde. Denn dafür stand zu viel auf dem Spiel und Amberle war entschlossen, der Schreckensherrschaft von Tom Riddle ein für allemal ein Ende zu setzen.

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