Gefährliche Liebschaften

So, meine Lieben...weiter geht's. Ich hoffe, ihr hattet schöne Ostern und seid bereit fürs neue Kapitel. Das wollte ich eigentlich schon Montag hochladen, aber ich musste erst ein neues Kabel für meinen Laptop besorgen. Doch wie heißt es so schön: besser spät als nie ;) Viel Spaß beim Weiterlesen.

Liebe Grüße,
eure Hela

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                                                               Gefährliche Liebschaften

Noch vor dem Abendessen machte sich Amberle umgehend auf den Weg zu Professor Dumbledore. Schon seit der Rückkehr nach Hogwarts hatte sie eigentlich das Gespräch mit ihm suchen wollen, doch bisher war ja immer etwas dazwischen gekommen. Deshalb wollte sie es lieber sofort hinter sich bringen, bevor noch irgendetwas oder irgendjemand sie davon abhalten konnte.
Der Weg zum Wasserspeier kam Amberle schon fast wie Routine vor, da sie das Büro des Schulleiters schließlich nicht zum ersten Mal aufsuchte. Nur würde sie ihn diesmal zur Not ins Kreuzverhör nehmen müssen, wenn er nicht freiwillig mit der Sprache herausrückte. Immerhin war es schon merkwürdig, dass er ausgerechnet eine Fünftklässlerin in den Reihen seiner geheimen Rebellion haben wollte.
Amberle erreichte schließlich den prachtvollen Wasserspeier und sprach das Passwort, woraufhin sich die dunkle Skulptur auch schon in Bewegung setzte und nach oben bewegte. Jedes Mal bekam Amberle eine Gänsehaut und sie hoffte inständig, dass ihr Weg nicht umsonst sein würde.
Als der Speier sein Ziel erreichte und Amberle direkt vor der Tür stand, die sie zum Büro von Dumbledore führen würde, hielt sie nochmal inne und überlegte, ob sie ihr Vorhaben in die Tat umsetzen sollte. Doch dann gab sie sich einen Ruck und klopfte an, woraufhin ein „Herein" erklang. Sie nahm noch einen Atemzug und öffnete dann die Tür, um ihr Anliegen hinter sich zu bringen.
Zögerlich öffnete Amberle die Tür und verharrte auf der Türschwelle, als Dumbledore von seinem Schreibtisch aufsah und ein freundliches Lächeln seine Lippen umspielte.
,,Ah, Amberle. Bitte komm doch rein. Was verschafft mir denn die Ehre?", begrüßte er sie und Amberle trat ein, ehe sie die Tür hinter sich schloss und vor dem Schreibtisch des Schulleiters schließlich Halt machte.
,,Ich muss mit Ihnen über etwas sprechen, Professor."
,,Und worüber?"
Dumbledore richtete sich auf und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Sein Blick war mehr als erwartungsvoll und Amberle zögerte kurz, ehe sie ihm ihr Anliegen schließlich offenbarte.
,,Der Orden des Phönix."
Für einen kurzen Moment schwieg Dumbledore und musterte sie eingehend. Es war wieder einer dieser Blicke, der Amberle wahrlich unter die Haut ging und es schien eine halbe Ewigkeit zu vergehen, bis Dumbledore sein Schweigen wieder brach.
,,Natürlich. Was möchtest du wissen?"
Die junge Hexe überlegte kurz und beschloss, ihn ein wenig auf die Probe zu stellen.
,,Sie haben ihn gegründet, nicht wahr?", wollte Amberle wissen und er nickte.
,,Damals, ja. Zu Zeiten des ersten Kriegs gegen Lord Voldemort. Nun ist es an der Zeit ihn wiederzubeleben."
,,Und wenn Sie ihn gegründet haben, dann sind Sie auch der Boss.", zog Amberle die Schlussfolgerung, was Dumbledore ein leichtes Schmunzeln entlockte.
,,Ich bevorzuge die Bezeichnung Ansprechpartner, aber durchaus kann man dies so stehen lassen. Ich wollte immer, dass der Orden des Phönix für die Rückkehr der Freiheit steht."
Amberles Blick schweifte kurz zu Fawkes, der auf seiner Stange saß und sie mit seinen dunklen Augen aufmerksam beobachtete. Dann sah die Hexe wieder auf ihren Schulleiter.
,,Faszinierender Name. Zu Ehren von Ihrem Phönix Fawkes, nehme ich mal an.", meinte sie und als Dumbledore nichts erwiderte, fuhr sie fort. ,,Das Treffen in den Sommerferien, zu dem Sie mich geschickt haben, war nicht zufällig, oder?", hakte sie nach und zu ihrer Erleichterung spielte der alte Zauberer diesmal mit offenen Karten.
,,Ganz und gar nicht."
,,Dann lehne ich mich mal ganz weit aus dem Fenster und behaupte, Sie wollen mich rekrutieren. Für den bevorstehenden Krieg."
Für Amberle bestand kein Zweifel daran, dass Dumbledore hinter jeder Tat eine Absicht hegte und dies war für sie die einzig logische Erklärung. Zwar kannte sie die Antwort bezüglich des Ordens bereits, aber sie wollte es dennoch von ihm selbst hören.
Dumbledore musterte sie wieder eingehend, als er sich mit einem Mal erhob und um den Tisch zu ihr herumkam. Dabei verschränkte er die Hände hinter seinem Rücken und machte wieder einmal einen mehr als geheimnisvollen Eindruck.
,,Nun, Voldemort ist zurück und wird ohne Zweifel seine Anhänger hinter sich versammeln, wie er es schon früher getan hat. Wir müssen alle zusammenhalten, wenn wir ihn besiegen wollen und ein bisschen Hilfe von einer mächtigen jungen Hexe kann meiner Ansicht nach nicht schaden."
Seine Aussage machte Amberle stutzig, da er davon absolut überzeugt zu sein schien. Ganz im Gegensatz zu der jungen Hexe.
,,Ich bin nicht mächtig, Professor. Vielleicht ein bisschen verrückt und impulsiv, aber nicht mächtig."

Sie senkte leicht den Kopf, denn immerhin war Dumbledore der größte Zauberer der Welt und es klang irgendwie seltsam, dass er sie als mächtig erachtete. Fast schon wie ein Widerspruch in sich selbst. Als Amberle auf einmal spürte, dass sich eine Hand auf ihre Schulter legte, sah sie überrascht auf und Dumbledore sah sie durch seine Halbmondbrille zuversichtlich an.
,,Du bist stärker als du glaubst, Amberle.", versicherte er ihr, aber sie wurde von einer weiteren Welle Selbstzweifel überschwemmt, als sie ihm ihre größten Bedenken offenbarte.
,,Das bezweifle ich. Im Moment weiß ich noch nicht einmal, wer ich überhaupt wirklich bin."
,,Aber du wirst es herausfinden...eines Tages. Und wenn dieser Zeitpunkt gekommen ist, dann musst du dich entscheiden, welchen Weg du einschlagen willst. Deshalb ist es wichtig, dass du an dich glaubst und darauf vertraust, das Richtige zu tun."
Seine Worte ließen Amberle aufhorchen und machten sie stutzig. Es klang wieder nach einer dieser Aussagen, wo sie den starken Verdacht hegte, dass Dumbledore ohne Zweifel mehr wusste, als er offenlegte. Aber warum das alles?
,,Wieso tun Sie das alles, Professor? Ich bin nichts Besonderes. Nur eine Ihrer vielen Schülerinnen.", brachte Amberle verwundert hervor und Dumbledore ließ die Hand langsam von ihrer Schulter sinken.
,,Das ist wahr. Aber du bist auch so viel mehr als das, Amberle."
Da war es wieder. Dieses seltsame Gefühl, dass ihr etwas Wichtiges zu entgehen schien. Verzweifelt suchte Amberle in ihrem Kopf nach einer Antwort, konnte jedoch keine finden. Und Dumbledore hüllte sich natürlich wieder in Schweigen, während er sie nachdenklich betrachtete.
,,Warum werde ich das Gefühl nicht los, dass Sie mehr wissen, als Sie sagen?", fragte Amberle zögerlich und Dumbledore war diesmal überraschend ehrlich zu ihr.
,,Weil es so ist. Nur ist der richtige Zeitpunkt noch nicht gekommen, dir das zu offenbaren."
Dass er dies so offen zugab, überraschte Amberle zusehends und dennoch war sie im Grunde dankbar für seine Ehrlichkeit. Obgleich diese sie auch nicht sonderlich weiterbrachte. Aber immerhin hatte er im Bezug auf den Orden seine Absichten klar gemacht und das genügte Amberle vorerst.
Deshalb nickte sie, um seine Aussage hinzunehmen und wollte schon den Rückweg antreten. Allerdings hielt Dumbledore sie noch einmal zurück.
,,Amberle, eins noch. Hüte dich vor Professor Umbridge. Sie ist gerissen und ich fürchte, ihre Methoden sind alles andere als harmlos.", sagte er und Amberle nickte verständlich.
,,Das ist mir auch schon klar geworden. Ich traue ihr nicht und irgendwas sagt mir, dass sie etwas im Schilde führt. Die Frage ist nur was."
,,Halte dich ihr gegenüber am besten zurück. Ihre Konzentration sollte sich wenn möglich nicht auf dich legen. Die Folgen könnten sonst ziemlich...fatal sein."
Dumbledore sprach die letzten Worte vielmehr zu sich selbst, was Amberle ein wenig irritierte. Der Zauberer wirkte mit einem Mal etwas abwesend und die Braunhaarige fragte sich, was ihm wohl durch den Kopf ging. Aber Dumbledore hatte sich bereits in diesem Augenblick wieder gefangen und lächelte seiner Schülerin aufmunternd entgegen.
,,Nun denn, wir sehen uns beim Abendessen. Denk an meine Worte und vertraue dir selbst, Amberle. Dann wird alles seinen richtigen Weg gehen. Und es ist schön, dich zur Abwechslung auch mal glücklich zu sehen. Die neuesten Entwicklungen dürften dir also den nötigen Mut verleihen."
Als Dumbledore das sagte, wurde Amberle verlegen und war sich sicher, dass ihr Gesicht knallrot wie eine Tomate war. Mehr denn je hatte sie den Wunsch, das Büro des Schulleiters zu verlassen und nickte daher nur hastig in seine Richtung.
,,Danke, Professor. Ich werde es beherzigen.", murmelte sie und Dumbledore klang amüsiert.
,,Davon bin ich überzeugt."
Damit entließ er die junge Hexe, die sogleich das Weite suchte und das Büro fluchtartig verließ. Dumbledore wusste, woher auch immer, was sich zwischen Draco und ihr abspielte und sie wollte auch gar nicht wissen, wie er es erahnen konnte. Sie wusste nur, dass sie wohl auch in diesem Schuljahr wieder einige Grenzen überschreiten würde und wenn es diesmal auch andere als bisher sein würden.

Die nächsten Wochen verliefen im Großen und Ganzen zwar eigentlich ruhig, aber eine Sache zog dennoch große Aufmerksamkeit auf sich und das waren die neuen Regeln, welche Professor Umbridge in der Schule Hogwarts aufstellte. Und dabei hatte die pinke Furie nun wirklich schon genug Hass auf sich gezogen, denn Amberle hatte am Abend ihres Gesprächs mit Dumbledore erkennen müssen, dass dieser und auch Draco mit den Methoden von Umbridge durchaus Recht hatten.
Harry war der Beweis gewesen. Bei seiner Nachsitzstunde war er durch eine spezielle Feder der Ministeriumshexe gezeichnet worden und zwar durch Narben seines eigenen Blutes, die nun auf seinem linken Handrücken prangten. „Ich soll keine Lügen erzählen."
Diesen Satz hatte Harry immer wieder schreiben müssen und die Botschaft hatte sich, wie Umbridge angekündigt hatte, verinnerlicht. Nur, dass dies ein äußerst schmerzhafter Prozess gewesen war und schon Misshandlung gleichkam.
Dabei hatte Harry es schon schwer genug, denn noch immer wahrten die meisten Schüler und Schülerinnen großzügigen Abstand zu ihm, weil sie ihm die Rückkehr von Voldemort nicht glaubten. Eine törichte Einstellung, wie Amberle empfand und sie bemühte sich, ihrem besten Freund ein wenig Unterstützung zu gewährleisten, indem sie offen zu ihm hielt.
Ihre Beziehung zu Draco hielt sie jedoch nach wie vor geheim und in den letzten Wochen hatte sich diese in kleinen Schritten nach und nach mehr gefestigt. Wo es zu Anfang noch ungewohnt und etwas heikel gewesen war, so war sich Amberle inzwischen absolut sicher, die richtige Entscheidung getroffen hatte. Denn mit einem hatte Dumbledore Recht: Draco gab ihr den nötigen Mut!
Zumindest, um einige Dinge etwas klarer zu sehen und deshalb hielt Amberle an ihrem Entschluss fest, Sirius vor dem Tod bewahren zu wollen. Zu ihrer Erleichterung wurde sie zurzeit auch kaum von ihrem anderen Ich heimgesucht, was Amberle vermuten ließ, dass es entweder schmollte oder vielleicht so gnädig war, ihr eine Auszeit zu gönnen.
Die Beziehung zu Draco geheim halten zu können war allerdings leichter gesagt als getan. Ihre Freunde waren ohnehin noch misstrauisch wegen der Aktion in der ersten Unterrichtsstunde bei Umbridge und auch Valentin schien sie förmlich mit Argusaugen zu bewachen, verhielt sich jedoch ausgesprochen ruhig und genau das beunruhigte die Hexe. Obgleich Draco ihr mehrfach versichert hatte, dass er Valentin in Schach hielt und mit Bedacht vorging, so spürte Amberle einfach, dass sich etwas zusammenbraute.
Und als Umbridge dann auch noch zur sogenannten Großinquisitorin von Hogwarts ernannt worden war, wodurch sie sämtliche Befugnisse erlangt hatte, um „aufzuräumen", war das Chaos perfekt. Denn zu den neuen „brillanten" Regeln zählte neuerdings auch, dass Jungen und Mädchen einen vorgeschriebenen Abstand zueinander halten sollte. Eine Forderung, die Draco und Amberle jedes Mal brachen, wenn sie sich heimlich trafen.

So war es auch heute in der großen Pause, als sich die meisten Schüler und Schülerinnen noch beim Mittagessen in der großen Halle befanden. Amberle hatte sich davongestohlen und dabei durchaus die wissenden Blicke von Professor Dumbledore auf sich gespürt, was ihr zwar Unbehagen beschert, sie aber nicht von ihrem Vorhaben abgehalten hatte.
Sie eilte zum geheimen Treffpunkt mit Draco und das war nirgends anders als im Raum der Wünsche. Kein Ort war sicherer, um den wachsamen Blicken von Umbridge zu entgehen und nur dort fühlten sich Amberle und Draco auch sicher genug, um von niemand anderem entdeckt zu werden.
Als Amberle die entsprechende Wand erreichte, schloss sie kurz die Augen und stellte sich den Raum vor, als auch schon die Tür auftauchte und sie diese öffnete. Mit schnellen Schritten betrat sie den Raum der Wünsche und die Tür fiel ins Schloss, als sie erleichtert aufatmete und sich dann umdrehte.
Draco war bereits da und hatte die Arme hinter dem Rücken verschränkt und musterte Amberle, während sie auf ihn zukam.
,,Hey, ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr.", begrüßte er sie und Amberle schaute ihn zerknirscht an.
,,Tut mir leid, aber es ist nicht so leicht sich immer wegzuschleichen."
,,Ich weiß, was du meinst. Mir fallen auch bald keine Ausreden mehr ein.", stimmte Draco ihr zu und Amberle war neugierig.
,,Was ist dein Alibi?"
Er legte seine Arme um sie und zog Amberle ein wenig zu sich heran.
,,Strafarbeit für McGonagall verrichten wegen arrogantem Verhalten."
,,Wie ungezogen, Mr. Malfoy.", tadelte Amberle ihn spielerisch und verschränkte die Arme in seinem Nacken, während er zustimmend nickte.
,,Total."
,,Das muss bestraft werden."
,,Unbedingt.", erwiderte Draco und da verschloss Amberle ihre Lippen auch schon zu einem innigen Kuss.
Es war wieder berauschend seine Lippen auf ihren zu spüren und Amberle spürte, wie ihr Herz begann zu rasen. Jedes Mal schien es einen Marathon gewinnen zu wollen, wenn sie und Draco sich küssten und mit jedem weiteren Kuss wuchs die Verbindung zwischen ihnen...wurde stärker und unantastbarer.

Draco löste den Kuss schließlich, allerdings nur, um Amberle prüfend zu mustern und sie konnte ihm ansehen, dass ihn etwas beschäftigte.
,,Sag mal...kann es sein, dass du Ares schon wieder Eulenkekse gegeben hast?", wollte er wissen und Amberle schmunzelte ein wenig.
,,Vielleicht. Warum?"
,,Weil ich den Eindruck habe, dass er meine Briefe an dich nur zu gerne überbringt. Du verwöhnst ihn.", erwiderte Draco und Amberle konnte sich ein Grinsen nicht länger verkneifen.
,,Naja, so oft wie du mir Briefe schickst...da braucht er Stärkung für den Flug. Nicht, dass der arme Ares überfordert ist."
Draco hob eine Augenbraue und es amüsierte Amberle ungemein, wie sie diese Spielchen manchmal bis zum Äußerste hinaustrieben. Und ihrem Freund schien es nicht anders zu gehen, denn er sah sie nun herausfordernd an.
,,Ich kann auch aufhören dir Post zu schicken...vielleicht braucht er Urlaub.", meinte er und Amberle zog ihn sogleich etwas näher an sich heran.
,,Untersteh dich!"
Ein triumphierendes Grinsen huschte Draco über das Gesicht, ehe er sich vorbeugte und sich einen weiteren Kuss stahl. Amberle ließ sich darauf ein und erwiderte ihn, doch dann wurde sie von den Gedanken heimgesucht, die sie schon seit einigen Tagen beschäftigten und dies entging Draco nicht. Denn er löste seine Lippen von ihren und seine sturmgrauen Augen musterten Amberle eingehend.
,,Was hast du?"
,,Draco, tun wir das Richtige? Es...unseren Freunden zu verheimlichen? Das mit uns, meine ich.", gestand Amberle schließlich und er seufzte, während er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich.
,,Amberle, wir haben doch darüber gesprochen."
,,Ich weiß. Es kommt mir nur so vor, als würden wir sie hintergehen.", erwiderte Amberle und entfernte sich ein wenig von Draco, während sie nicht leugnen konnte, dass ihre Geheimnisse in der Tat einen Preis forderten.
Der Preis für ihre heimliche Liebe zu Draco war es, ihre Freundschaften aufs Spiel zu setzen. Denn immerhin würden ihre Freunde keineswegs begeistert davon sein, wenn sie erfahren sollten, dass Amberle eine Beziehung mit dem Erzfeind von Harry führte. Draco warf Amberle einen bestimmten Blick zu, der im Grunde schon mehr sagte, als es Worte hätten tun können. Und dennoch sprach er sie aus.
,,Wir hintergehen sie nicht...wir belasten sie nur nicht unnötig. Außerdem...kommen wir immer noch aus zwei verschiedenen Häusern. Und Slytherin und Gryffindor sind nun einmal..."
,,Todfeinde...ich weiß.", vollendete Amberle niedergeschlagen seinen Satz und wünschte sich insgeheim, dass dies nicht der Fall wäre.

Was würde sie nur dafür geben, ihre Gefühle für Draco offen zeigen zu können. Ihr ganzes Leben bestand doch schon aus Geheimnissen und nun fiel auch ihre Beziehung darunter. Zu Anfang hatte es sie nicht so beschäftigt, aber mittlerweile setzte es ihr ungemein zu.
Draco trat wieder etwas näher an Amberle heran und umfasste ihre Arme, während er ihr einen liebevollen Blick zuwarf.
,,Amberle, meine Gefühle für dich werden sich niemals ändern. Ich will nur nicht, dass die anderen auf uns losgehen wie die Geier und das werden sie, wenn sie das von uns erfahren.", sagte er und Amberle wusste, dass genau das eintreten würde.
,,Du hast ja Recht. Es tut mir leid. Ich wollte den Moment nicht ruinieren, indem ich mir wieder zu viele Gedanken mache."
Nun umspielte ein Lächeln die Lippen von Draco und er zog sie etwas näher an sich heran.
,,Tja, das macht dich wohl auch so interessant. Wärst du normal und langweilig wie die anderen, würde ich gewiss nicht so für dich empfinden oder meine Zeit mit dir verschwenden."
,,Ey! Pass auf, was du sagst. Sonst werde ich mir eine hübsche Strafe dafür einfallen lassen, mein Freund.", drohte Amberle ihm an und Draco grinste spitzbübisch.
,,Das will ich sehen. Klingt spannend und ich liebe dein Temperament. Es ist unglaublich reizvoll."
Amberle schüttelte den Kopf, musste dabei aber grinsen und konnte nicht fassen, dass Draco sich jedes Mal aufs Neue diesen Spaß machte. Aber irgendwie zeichnete genau dies ihre Beziehung zueinander auch aus und Amberle wollte gerade schon eine neckische Antwort geben, als eine andere Stimme sie davon abhielt.
,,Und leider auch schrecklich unpraktisch."
Amberle fuhr herum, wo sie ihr anderes Ich erblickte, das in einem Sessel am Rande des Raums saß und gelangweilt vor sich hin starrte. Fassungslos starrte Amberle auf ihr Ebenbild, welches keinen unpassenderen Moment für sein Auftauchen hätte wählen können und vergaß für einen kurzen Augenblick sogar die Anwesenheit von Draco.
,,Was zum Teufel suchst du hier?"
,,Oh, störe ich etwa?", kam es gespielt überrascht von der anderen Amberle, woraufhin die Braunhaarige knurrte.
,,In der Tat."
,,Tut mir schrecklich leid, aber ich muss dich ja leider davon abhalten, irgendeinen Unfug anzustellen. Denn zu meinem Bedauern hältst du ja immer noch an deinen irrsinnigen Einfällen fest.", gab ihr anderes Ich zurück und der Blick von Amberle verfinsterte sich noch ein Stück mehr.
,,Das geht dich gar nichts an, also verschwinde!"

Amberle wollte ihr anderes Ich um jeden Preis vertreiben und dies warf ihr einen ausdruckslosen Blick zu, rührte sich jedoch nicht vom Fleck. Dann spürte Amberle mit einem Mal, wie eine Hand ihre Schulter umfasste und sie drehte sich erschrocken um, als sie sich an die Anwesenheit ihres Freundes erinnerte. Denn dieser wirkte zunehmend verwundert und sah Amberle besorgt an.
,,Amberle, mit wem redest du? Ist alles in Ordnung?"
,,Ich...äh..."
Sie fand nicht die richtigen Worte und wie sollte sie Draco auch erklären, was hier vor sich ging? Er würde sie womöglich für verrückt halten und das wollte Amberle nicht riskieren. Allerdings schien ihr Zögern ihn nur zu ermutigen, da er seine Hände auf ihre Schultern legte und ihr somit keine Fluchtmöglichkeit ermöglichte.
,,Was auch immer es ist, du kannst es mir sagen. Ich werde es gewiss verstehen, Amberle.", versicherte er ihr, aber Amberle zögerte noch.
,,Da bin ich nicht sicher."
Nun runzelte Draco die Stirn und wirkte recht nachdenklich. Sein Schweigen verunsicherte Amberle etwas, doch dann umfasste Draco ihr Gesicht und sein Blick wurde ernst.
,,Doch, das werde ich. Du kannst mir vertrauen, Amberle."
Unsicher schielte Amberle zu ihrem anderen Ich, welches sie noch immer schweigsam beobachtete. Dann fasste sich die junge Hexe ein Herz und offenbarte ihrem Freund, was sie beschäftigte.
,,Der Zauber, den wir im vergangenen Schuljahr ausgeführt haben, oder besser gesagt ich, der ist...nicht ganz ohne Folgen geblieben. Ich habe dabei etwas entfesselt, was mich seitdem nicht mehr loslässt. Gewissermaßen ein Schatten."
,,Ein Schatten? Wovon?", hakte Draco nach und Amberle schluckte sichtlich.
,,Mir selbst."
,,Warte, du siehst dich selbst?", kam es perplex von Draco und Amberle sah zu ihrem anderen Ich, was kaum merklich seufzte.
,,Kein Wunder, dass Ravenclaw das Haus der Intelligenten ist. Die Slytherin verfügen lediglich über Stolz und Ehrgeiz."
Amberle wollte widersprechen, schluckte es aber runter. Draco spürte, wie sie sich am ganzen Körper anspannte und zog sie an sich. Amberle verbarg ihr Gesicht an seiner Schulter und suchte Schutz in seinen Armen, den Draco ihr vorbehaltlos gewährte. Er umarmte Amberle und gab ihr damit den nötigen Halt.
,,Alles wird gut, Amberle. Wir werden eine Lösung dafür finden. Ich verspreche es dir. Vertrau darauf."

Sie wollte seinen Worten Glauben schenken und klammerte sich an die Hoffnung daran, dass Draco Recht haben könnte. Vorsichtig riskierte Amberle einen weiteren Blick zu dem Sessel, doch dieser war nun leer. Daraufhin entspannte Amberle sich ein wenig und war ungemein erleichtert.
,,Sie ist weg.", brachte sie hervor und Draco zog sich etwas aus der Umarmung zurück, um ihr einen zuversichtlichen Blick zuzuwerfen.
,,Siehst du. Was ist stärker als eine gefährliche Liebschaft zwischen zwei verfeindeten Häusern."
Nun musste Amberle schmunzeln, denn irgendwie klang diese Aussage gar nicht nach Draco.
,,Das klang jetzt ziemlich kitschig und so gar nicht nach dir."
,,Es hat dich doch aufgemuntert.", entgegnete er grinsend und Amberle stöhnte auf.
,,Bei Merlin. Worauf habe ich mich hier nur eingelassen?"
,,Ich würde sagen, auf das beste Abenteuer deines Lebens. Sag mir lieber, wie wir dein anderes Ich wieder loswerden.", entgegnete Draco, was Amberle seufzen ließ.
,,Nun, ich bin mir nicht sicher, ob wir das können. Das ist gewissermaßen die Quittung dafür, dass ich das Buch der Schatten geöffnet habe. Mein anderes Ich sagte, ich müsste einen Preis für diesen Zauber zahlen. Was für einen, das habe ich noch nicht herausgefunden."
Draco musterte Amberle nachdenklich, aber sie konnte auch seine Besorgnis spüren. Eigentlich hatte sie ihm dies gar nicht offenbaren wollen, aber das Schicksal hatte wohl andere Pläne gehabt. Und obwohl Amberle darauf vertraute, dass vielleicht wirklich alles gut werden würde, so wusste sie bereits insgeheim, dass der zu zahlende Preis keineswegs nur die Heimsuchung einer mysteriösen Doppelgängerin war, deren genaue Bedeutung Amberle noch immer nicht erkannt hatte.

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