Flüssiges Glück

Hallo, meine liebe Leserschaft :) Da ich morgen unterwegs bin, gibt es heute ein neues Kapitel für euch. In welchem Hogwarts-Haus würdet ihr denn gerne landen? Bin gespannt auf eure Feedbacks und wünsche euch ein schönes Wochenende ;) Viel Spaß beim Weiterlesen.

Liebe Grüße,
eure Hela

                                                                                                 ~~~

                                                                                   Flüssiges Glück

Als Amberle das Büro von Dumbledore betrat, saß dieser bereits an seinem Schreibtisch und sah auf, als er die junge Hexe erblickte.
,,Ah, Amberle. Du hast meine Nachricht erhalten, komm rein."
,,Guten Abend, Professor.", erwiderte sie und Dumbledore deutete auf den Stuhl vor seinem Tisch.
,,Bitte setz dich."
Kurz zögerte Amberle, doch dann kam sie der Aufforderung nach und setzte sich ihrem Schulleiter gegenüber. Dieser musterte sie nun eingehend und prüfend, als würde er nach etwas Bestimmtem suchen. Das machte Amberle jedoch zunehmend nervös und sie wurde mit jeder Sekunde unsicherer.
,,Habe ich etwas angestellt, Professor?", fragte sie zögerlich nach, doch Dumbledore hob beschwichtigend eine Hand.
,,Oh, nein. Keineswegs. Ich hoffe, du hattest noch angenehme Restferien."
,,Ja. Sie waren ganz okay.", sicherte Amberle ihm zu und Dumbledore nickte kaum merklich.
,,Gut...das ist gut. Amberle, ich möchte dich um einen Gefallen bitten."
Die junge Hexe war etwas überrascht, ließ es sich aber nicht anmerken.
,,Natürlich. Worum geht es?"
,,Du weißt, weshalb ich Harry mit zu dem Treffen mit Slughorn genommen habe und ich werde ihn in diesem Schuljahr mit einer besonderen Aufgabe betrauen. Er soll das Vertrauen von Slughorn gewinnen und ich möchte, dass du ihm dabei hilfst.", erklärte Dumbledore und Amberle runzelte irritiert die Stirn.
,,Ich? Aber wie könnte ich dabei eine Hilfe sein, Professor? Ich meine, ich kenne Slughorn doch überhaupt nicht und bin auch keine Berühmtheit wie Harry. Slughorn würde seine Zeit also kaum mit mir verschwenden."
,,Aber du besitzt eine außergewöhnliche Menschenkenntnis und hast noch so manche Geheimnisse gelüftet. Daher bist du für diese Aufgabe unverzichtbar."
Der Blick von Dumbledore wurde mehr als mysteriös und Amberle bekam dabei eine Gänsehaut. Denn ihr wurde eine Sache schlagartig klar.
,,Professor Slughorn hat demnach ein Geheimnis und Sie wollen, dass ich das ans Licht bringe?", hakte sie nach und der Schulleiter lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
,,In der Tat. Darüber hinaus werde ich dich und Harry gemeinsam zu ein paar Extrastunden in mein Büro zitieren. Wundere dich also nicht, wenn ihr Zwei dieses Jahr des Öfteren eine Nachricht erhalten werdet. Es ist sehr wichtig, dass wir an einem Strang ziehen und uns dieser Sache gemeinsam annehmen. Und kein Wort darüber zu irgendjemandem. Das musst du mir versprechen, Amberle."
,,Ich verspreche es.", gab die junge Hexe zurück und Dumbledore nickte dann.
,,Gut. Dann darfst du jetzt gehen. Und du solltest in diesem Jahr unbedingt den Kurs der Zaubertränke wählen. Wenn du verstehst, was ich meine."
Der Blick durch seine Halbmondbrille war unmissverständlich und Amberle gab nur ein stummes Nicken der Bestätigung von sich. Also würde auch in diesem Jahr eine geheime Mission auf sie warten, nur diesmal im Auftrag von Dumbledore persönlich. Und obwohl Amberle der Bitte ihres Schulleiters nachkommen würde, so beschlich sie ein ungutes Gefühl, als sie das Büro von Dumbledore wieder verließ. Fast so, als hätte der Zauberer ihr nur einen kleinen Bruchteil der Wahrheit offenbart.

Deshalb war Amberle auch so in Gedanken versunken, dass sie ihre Umgebung kaum wahrnahm, als sie den Wasserspeier hinter sich ließ und um eine Kurve zum nächsten Korridor bog. Sie stieß prompt mit jemandem zusammen und wurde somit unsanft in die Wirklichkeit zurückgeholt.
Als sie aufsah erkannte sie Draco, der ebenso nachdenklich durch die Gänge marschiert zu sein schien. Und Amberle war froh, dass sie ihn noch einmal zu Gesicht bekam, wo sie vorhin so ruppig durch das Aufkreuzen von Professor Snape getrennt worden waren.
,,Hey.", begrüßte sie Draco, doch der schien nicht gerade erfreut zu sein, ihr über den Weg zu laufen.
,,Amberle, was machst du um diese Zeit noch hier?"
,,Ich war eben bei Professor Dumbledore. Er wollte was mit mir besprechen. Aber du bist ja auch noch unterwegs.", meinte sie etwas perplex, doch Draco zuckte nur mit den Schultern und deutete kaum merklich auf seinen Button, der ihn als Vertrauensschüler kennzeichnete.
,,Ich habe Rundgang."
Er wirkte wieder enorm angespannt und Amberle spürte, dass etwas auf seiner Seele lastete. Deshalb versuchte sie, die Situation mit Sarkasmus etwas aufzulockern und musterte den Blonden mit herausforderndem Blick.
,,Ah, verstehe. Ziehen Sie mir jetzt Punkte ab, Mr. Malfoy?"
,,Nicht, wenn Sie sich umgehend in den Schlafsaal begeben, Miss Harvey. Dann drücke ich ein Auge zu.", ging er sogar ein wenig drauf ein und sie setzte ein kleines Lächeln auf.
,,Wie überaus großzügig. Heute muss mein Glückstag sein."
Draco zeigte keinerlei Reaktion darauf und Amberle verließ ihr Lächeln sogleich wieder. Sie war nun ernsthaft um ihn besorgt, denn sein Verhalten gefiel ihr gar nicht und sie versuchte ein weiteres Mal, etwas aus ihm rauszubekommen.
,,Hey, was ist denn los?"
,,Was meinst du?"
Draco hob eine Augenbraue und spielte den Unwissenden, aber Amberle ließ sich nicht so einfach austricksen.
,,Du bist so angespannt. Vorhin beim Zug warst du auch schon so komisch und beim Essen warst du geistig total abwesend. Als wärst du gar nicht richtig da."
,,Ich bin nur etwas gestresst wegen dem Schulanfang, das ist alles.", versuchte der Blonde sich rauszureden, nur wollte Amberle es ihm nicht so einfach machen.
,,Dir ist schon klar, dass du hier mit mir redest, oder? Ich kenne dich, Draco und so bist du nicht. Also was auch immer dich beschäftigt, du kannst es mir sagen. Geht es um deinen Vater? Bist du deswegen so durch den Wind?"
Obwohl Draco es nicht wollte, verfinsterte sich sein Blick etwas.
,,Nein."
,,Was ist es denn dann? So wie du dich verhältst, scheint es dir sehr schwer auf der Seele zu liegen und ich kann verstehen, wenn du es verdrängen willst. Aber niemand würde dich dafür verurteilen, wenn du wegen allem was passiert ist, ein wenig Zeit brauchst, um das zu verarbeiten. Und du solltest darüber mit jemandem sprechen, Draco. Es in sich reinzufressen ist niemals gut."

Amberle fühlte sich ein wenig hilflos, da Draco das Gespräch offenbar versuchte abzublocken. Denn erneut verkrampfte er sich und versuchte, die Situation schönzureden.
,,Es ist wirklich nichts. Du musst dir keine Sorgen machen, Amberle."
Obwohl sie genau wusste, dass er nicht die Wahrheit sagte, so wusste sie auch, dass sie Draco nicht bedrängen durfte. Er würde sich nur noch mehr verschließen und daher hatte es keinen Sinn, weiter auf ihn einzureden. Mit einem Seufzen gab sie sich geschlagen und warf ihm einen fürsorglichen Blick zu.
,,Na, gut. Aber vergiss bitte nicht, dass du mir alles sagen kannst. Denn was auch passiert: ich liebe dich und daran wird sich nichts ändern, okay?"
Draco nickte kaum merklich und Amberle hoffte, dass er sich ihr doch bald anvertrauen würde. Um ihre Worte noch zu bekräftigen, streckte sie sich ihm etwas entgegen und küsste Draco sanft auf die Lippen. Zwar erwiderte er den Kuss, doch er wirkte nach wie vor enorm angespannt, weshalb Amberle es bei dem einzigen Kuss beließ und Draco nur ein zaghaftes Lächeln schenkte.
,,Sehen wir uns morgen im Unterricht?", fragte sie vorsichtig und erneut nickte der Slytherin stumm. ,,Okay. Gute Nacht.", verabschiedete sich Amberle von ihm und Dracos Stimme klang ziemlich ausdruckslos.
,,Nacht."
Widerwillig machte Amberle kehrt und ließ ihren Freund auf dem Korridor zurück. Sie beschlich ein ungutes Gefühl, doch zwang sie sich dazu es zu ignorieren. Was auch immer Draco beschäftigte, er würde schon noch auf sie zukommen. Er würde nur eben noch etwas Zeit brauchen und Amberle klammerte sich an die verzweifelte Hoffnung, dass sich das noch unbekannte Problem nicht zwischen sie und Draco stellen würde.

Am nächsten Morgen setzte Amberle die Bitte von Dumbledore auch sogleich in die Tat um und begab sich deshalb gemeinsam mit Hermine zum Klassenzimmer, worin Slughorn Zaubertränke unterrichten würde. Und obwohl die junge Hexe den früheren Bekannten von Dumbledore für einen komischen Kauz hielt, so war sie doch ungemein erleichtert, nicht länger den grimmigen Blicken von Snape in diesem schwierigen Fach ausgesetzt zu sein. Dafür spürte sie zu jeder Zeit die wachsamen Blicke der Auroren auf sich, die überall im Schloss postiert waren und jeden Eindringling daran hindern sollten, einen Fuß in die Schule zu setzen.
Aber auch das überaus seltsame Verhalten von Draco machte Amberle zu schaffen, denn sie hatte die halbe Nacht wach gelegen und sich den Kopf zerbrochen, was mit ihrem Freund los sein könnte. Wo sie sich letztes Jahr so nah gewesen waren, schien sich mit jeder weiteren Begegnung ein tieferer Graben zwischen ihnen zu drängen und das machte Amberle Angst. Hermine entging die Anspannung ihrer besten Freundin nicht und sie warf Amberle einen besorgten Blick zu.
,,Hey, was ist denn los mit dir? Du bist schon die ganze Zeit so angespannt.", fragte sie und Amberle atmete hörbar aus.
,,Es ist nichts. Ich muss nur über viele Dinge nachdenken und das schlaucht mich etwas."
Amberle versuchte sich rauszureden, doch natürlich war ihre beste Freundin viel zu scharfsinnig, als dass ihr das entgehen würde.
,,Amberle, du kannst es mir ruhig erzählen. Selbst wenn es dabei um Draco gehen sollte.", versicherte Hermine ihr und schließlich rang sich Amberle tatsächlich dazu durch, ihre Freundin ins Vertrauen zu ziehen.
,,Ich weiß nicht, was mit ihm los ist. Nach dem Gespräch mit Dumbledore bin ich ihm noch einmal begegnet und er war so angespannt. Und egal, was ich versucht habe, er hat es abgeblockt. Zwar hat Draco es abgestritten, aber ich glaube, die Sache mit seinem Vater macht ihm ziemlich zu schaffen."
,,Du meinst, weil Lucius in Askaban ist?", hakte Hermine nach und die Braunhaarige nickte.
,,Ja. Wir wissen, was Lucius getan hat und seine Taten als Todesser rechtfertigen seine Strafe ja auch, aber Draco ist derjenige, der darunter leiden muss. Und ich fühle mich einfach schlecht, weil ich immerhin auch gegen seinen Vater gekämpft habe."
,,Du hast versucht, Harry zu beschützen und wie du schon sagtest, Lucius Malfoy ist immer noch ein Todesser. Draco wird schon damit fertig werden, Amberle. Vielleicht braucht er einfach noch ein bisschen Zeit."
Hermine versuchte sie aufzubauen und das rechnete Amberle ihr hoch an. Sie wusste, dass ihre beste Freundin sich Mühe gab, die Beziehung zwischen ihr und Draco zu akzeptieren. Und das war in Anbetracht der vergangenen Schuljahre keine Selbstverständlichkeit. Doch Amberle wollte das Thema wechseln und deutete deshalb kaum merklich Richtung Klassenzimmer.
,,Vielleicht hast du recht. Na, komm. Wir wollen nicht am ersten Tag zu spät zum Unterricht kommen."
Sofort stimmte Hermine ihr zu und gemeinsam begaben sie sich in den Klassenraum, wo bereits Slughorn und die meisten Teilnehmer versammelt waren. Amberle hielt kurz inne, als sie auch Draco unter den anwesenden Schülern erkannte, der nur einen flüchtigen Blick in ihre Richtung warf und dann sogleich wieder von Pansy Parkinson in Beschlag genommen wurde. Etwas, das Amberle nach wie vor gründlich missfiel. Schließlich wusste jeder, dass die Slytherin seit jeher auf Draco stand und trotz dessen, dass die Beziehung zwischen Amberle und Draco mittlerweile längst kein Geheimnis mehr war, schien sich Pansy keineswegs daran zu stören, Draco auch weiterhin schöne Augen zu machen. Einzig und allein die Tatsache, dass Draco selbst dies gerade vollkommen ignorierte, hinderte Amberle daran, der Slytherin eine Ansage zu machen und Professor Slughorn holte sie prompt aus ihren Gedankengängen zurück.
,,Ah, Amberle. Welch euch freudige Überraschung. Dumbledore sagte mir bereits, dass Sie sich ebenfalls der Kunst der Zaubertränke anschließen wollen.", begrüßte er sie und Amberle rang sich zu einem Lächeln durch.
,,Tja, da bin ich."
,,Schön, schön. Bücher für den Kurs finden Sie im Schrank.", merkte er noch an, als Hermine bereits mit zwei Ausgaben zurückkehrte und Amberle eins reichte, die ihre beste Freundin schmunzelnd ansah.
,,Wenn ich dich nicht hätte."
,,Du wärst hoffnungslos verloren.", scherzte Hermine und die beiden Hexen gesellten sich zu Katie Bell und Lavender, zwei anderen Gryffindor.

Während Slughorn noch die letzten Vorbereitungen für den Unterricht traf, warf Amberle immer wieder unauffällige Blicke zu Draco rüber. Er wirkte noch immer angespannt und sie machte sich ernsthaft Sorgen um ihn.
Warum vertraute er sich ihr nicht an? Im letzten Schuljahr hatten sie sich doch geschworen, alles gemeinsam durchzustehen und jetzt ging er so stark auf Abstand zu ihr? Amberle war verunsichert, denn sie befürchtete mittlerweile sogar, dass Draco sie für die Verhaftung seines Vaters verantwortlich machte. Sie könnte es ihm nicht mal verübeln, denn trotz allem war Lucius noch Dracos Vater und das würden auch seine Taten als Todesser nicht ändern.
Amberle kehrte in die Gegenwart zurück, als zwei weitere Teilnehmer den Raum betraten und sie diese als Harry und Ron identifizierte. Der jungen Hexe wurde klar, dass Dumbledore also auch schon mit Harry gesprochen haben musste und diesem ebenfalls ans Herz gelegt hatte, diesen Kurs zu belegen. Professor Slughorn zeigte sich diesbezüglich natürlich außerordentlich erfreut.
,,Ah, Harry, mein Freund. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht. Sie bringen noch jemanden mit, wie ich sehe."
,,Ron Weasley, Sir. Aber ich bin voll mies in Zaubertränke. Eine richtige Gefahr, also werde ich wohl wieder...", entgegnete der Rotschopf, doch Slughorn winkte ab und Harry hinderte Ron daran, das Weite zu suchen.
,,Unsinn, wir bringen Sie auf Kurs. Jeder Freund von Harry ist ein Freund von mir. Holen Sie die Bücher raus."
,,Ähm, tut mir leid, Sir. Ich hab leider mein Buch noch nicht und Ron auch nicht.", entschuldigte sich Harry, als Slughorn abermals auf den Schrank in der Ecke deutete.
,,Zaubertränke für Fortgeschrittene...im Schrank."
Die beiden Jungs begaben sich umgehend zum Schrank, während Amberle mit einem Mal der Blick von Lavender auffiel, mit dem ihre Klassenkameradin Richtung Ron starrte. Perplex tauschte sie einen Blick mit Hermine, doch die wirkte sichtlich angesäuert und Amberle entschied sich zu schweigen, da sie bereits ihre Schlüsse gezogen hatte.
,,Oje, das kann ja lustig werden.", murmelte sie vor sich hin, als Slughorn den Unterricht auch schon eröffnete.
,,Ich wollte gerade sagen, ich habe hier ein paar Elixiere vorbereitet. Hat einer eine Ahnung, worum es sich dabei wohl handelt?"
Sofort schnellte die Hand von Hermine in die Luft und der Professor nahm die Gryffindor umgehend dran.
,,Ja, Miss..."
,,Granger, Sir.", stellte sich die Hexe vor und trat an die Elixiere heran. ,,Dieses hier ist Veritaserum. Es ist ein Wahrheitsserum. Und das dort ist Vielsafttrank. Es ist sehr knifflig, ihn herzustellen. Und das ist Amortentia...der wirksamste Liebestrank der Welt. Angeblich riecht er für alle Menschen verschieden, je nachdem was sie anzieht. So duftet er für mich nach frisch gemähtem Gras, neuem Pergament und...Pfefferminzzahnpasta."

Nach ihrer umfangreichen Erklärung kehrte Hermine sofort wieder an die Seite von Amberle zurück, während Professor Slughorn noch ein wichtiges Detail zu dem letzten Zaubertrank verriet.
,,Amortentia bringt keine echte Liebe hervor, das wäre unmöglich. Aber der Trank verursacht eine starke Verliebtheit oder Besessenheit. Und aus diesem Grund ist er vermutlich der gefährlichste Zaubertrank in diesem Raum."
Da sämtliche junge Hexen von dem Duft des Trankes magisch angezogen wurden, machte Slughorn kurzen Prozess und setzte dem Kessel seinen Deckel auf. Katie Bell deutete anschließend auf ein weiteres Elixier, das neben den anderen Zaubertränken ein wenig untergegangen war.
,,Sir, Sie haben uns noch nicht gesagt, was das ist."
,,Ah, ja." Slughorn griff zu einer kleinen gläsernen Phiole und präsentierte sie der Klasse. ,,Was Sie hier vor sich sehen, Herrschaften ist ein besonderer kleiner Zaubertrank. Er heiß Felix Felicis. Ist allgemein aber eher bekannt als..."
,,Flüssiges Glück.", vollendete Hermine seinen Satz und Slughorn nickte.
,,Ja, Miss Granger. Als Flüssiges Glück. Sehr knifflig anzufertigen. Katastrophal, wenn etwas schiefläuft. Ein Schlückchen und man stellt fest, dass alles, was man sich vornimmt gelingt. Naja, zumindest solange, bis die Wirkung um ist. Also, ich will euch heute etwas in Aussicht stellen. Eine kleine Phiole voll flüssigem Glück für den Schüler, der es im Rest unserer Doppelstunde fertigbringt, einen wirksamen Trank „Lebenden Todes" herzustellen. Das Rezept dazu finden Sie auf Seite 10 in Ihrem Buch. Allerdings müssen Sie wissen, dass nur ein Schüler es je geschafft hat, sich mit einem qualitativ überzeugenden Trank diesen Preis zu verdienen. Aber dennoch wünsche ich Ihnen allen viel Glück. Fangen Sie mit dem Brauen an."
Gesagt-getan. Die Schüler machten sich umgehend ans Werk und wo vermutlich ein jeder darauf hoffte, die Phiole Flüssiges Glück für sich gewinnen zu können, so konnte sich Amberle kaum auf den Unterricht konzentrieren. Nur am Rande bekam sie mit, wie etliche Klassenkameraden mit ihrem Zaubertrank zu kämpfen hatten und nur Harry es überraschenderweise fertig brachte, gut voranzukommen.
Seamus wurde seinem explosiven Ruf ebenfalls wieder gerecht, als er die erforderliche Bohne einfach im Ganzen in den Kessel warf und ihm daraufhin natürlich mal wieder alle Haare zu Berge standen. Selbst die Slytherin gingen bei diesem Zaubertrank regelrecht unter und Amberle warf wieder einen heimlichen Blick zu Draco, der kaum bei der Sache war und wirklich keinen guten Eindruck auf Amberle machte.

Doch in dem Moment, als Amberle sich dazu durchgerungen hatte, doch noch zu Draco gehen zu wollen, trat Slughorn an den Tisch, wo sie gemeinsam mit ihren drei besten Freunden den Trank versuchte zu brauen. Denn Harry hatte dem Lehrer das Signal der Fertigstellung gegeben und als Slughorn ein kleines Blatt in den Kessel fallen ließ, wurde dies sofort von dem ätzenden Zaubertrank zerfressen und verschwand.
,,Bei Merlins Bart. Absolut perfekt. So perfekt, dass ein Tropfen uns alle umbringen würde.", lobte Slughorn und Amberle freute sich für Harry, obwohl der plötzliche Erfolg in Zaubertränke sie genauso stutzig machte.
Allerdings fiel ihr Blick in dem Moment zufällig auf ihre rechte Hand und sie starrte perplex auf ihre Haut, unter der sich seltsame goldfarbene Venen langzogen. In der gleichen Sekunde wurde der Gryffindor etwas schwindelig und sie verspürte mit einem Mal den Wunsch, der erdrückenden Atmosphäre in dem Klassenzimmer zu entfliehen.
,,Verzeihen Sie, Professor. Dürfte ich vielleicht kurz an die frische Luft?", fragte Amberle und Slughorn nickte verständnisvoll.
,,Oh, sicher. Natürlich, gehen Sie nur."
Sie nickte ihm dankbar zu und verließ eilig das Klassenzimmer. Dabei entgingen Amberle keineswegs die besorgten Blicke ihrer Freunde und sogar Draco sah ihr nach, als Amberle das Weite suchte.
Im rasanten Tempo hechtete die junge Hexe über den Korridor und flüchtete sich ins Mädchenklo, wo sie zum Glück niemand anderen antraf. Sie stürzte vor zum Waschbecken, wo sie das Porzellan umklammerte und spürte, wie eine seltsame Art von innerer Rebellion durch ihren Körper ging. Ein stechender Schmerz zuckte durch ihren Kopf und Amberle spürte, wie ihr Herz begann zu rasen. Ihr gesamter Kreislauf drohte zu versagen und sie warf einen flüchtigen Blick in den Spiegel, wo ihr der Schreck in die Glieder fiel.
Für einen kurzen Augenblick färbten sich die blauen Augen von Amberle bernsteinfarben bis golden und die Hexe schüttelte den Kopf, als könnte sie damit den Prozess aufhalten. Am Rande nahm sie mit geschlossenen Augen wahr, wie jemand anderes den Raum betrat und ihr Name wurde ausgesprochen.
,,Amberle."
Erschrocken riss die Hexe die Augen auf und fuhr herum, wo Draco stand und beschwichtigend eine Hand hob.
,,Ganz ruhig, ich bin's nur."
,,Draco.", brachte Amberle hervor und schaffte es tatsächlich, sich zu entspannen und sie sah ihn verwirrt an. ,,Was machst du hier?"
,,Nach dir sehen. Slughorn lobt Potter vor der gesamten Klasse für seinen tollen Trank und das wollte ich mir nicht länger anhören. Außerdem hast du ausgesehen, als würdest du jeden Augenblick zusammenbrechen. Ist alles in Ordnung?"

Draco musterte Amberle eingehend und klang ehrlich besorgt. Da war sie wieder. Die magische Vertrautheit, die Amberle seit dem ersten Wiedersehen gänzlich an ihm vermisst hatte und sie freute sich insgeheim darüber, dass Draco ihr gefolgt war. Als sie einen flüchtigen Blick zu ihrer Hand warf, waren die seltsamen Venen auch wieder verschwunden und ihr Körper hatte sich normalisiert. Etwas, das die Hexe ungemein erleichterte.
,,Ja, mir geht's gut. Mir war nur für einen Moment so schwindelig und ich glaube, das lag an den Aromen der verschiedenen Zaubertränke. Aber es ist schon wieder vorbei.", versicherte sie ihm und Draco nickte kaum merklich.
,,Gut. Die Stunde ist jedenfalls beendet und hier ist deine Tasche."
,,Danke."
Amberle nahm ihm ihre Tasche ab und sie spürte, wie die Vertrautheit zwischen ihnen langsam wieder entwich. Denn Draco ging wieder auf Abstand und deutete kaum merklich auf den Ausgang.
,,Tja, dann geh ich mal besser. Ich will nicht erklären müssen, was wir Zwei hier vielleicht gemeinsam angestellt haben und ich bin schon spät dran. Wir sehen uns.", sagte er und machte bereits Anstalten zu verschwinden, als Amberle ihn zurückhielt.
,,Draco, bitte warte."
Tatsächlich hielt der Blonde inne und drehte sich nochmal zu ihr um, wo Amberle ihm einen verunsicherten Blick zuwarf.
,,Geht es dir denn gut? Ich meine, du wirkst so abgeschottet und gehst auf Abstand. Habe ich etwas falsch gemacht?"
,,Nein. Alles bestens. Ich brauche nur gerade einfach ein wenig Zeit für mich. Das ist alles.", erwiderte Draco und Amberle nahm es hin, obwohl sie spürte, dass dies nicht die Wahrheit war.
,,Okay."
Sie wusste nicht, was sie sonst erwidern sollte und Draco schien sich in der Situation zunehmend unwohl zu fühlen, weshalb er sich weiter von ihr entfernte und den Türrahmen passierte.
,,Wie auch immer. Ich muss los."
Ehe Amberle noch etwas sagen konnte, verschwand Draco und ließ sie allein im Mädchenklo zurück. Niedergeschlagen und ratlos sah die Hexe dem Slytherin nach und spürte, wie sich ihr Herz verzweifelt nach ihm sehnte. Obwohl Draco ihr eben gerade direkt gegenüber gestanden hatte, so schien er ihr entfernter denn je zu sein und es machte Amberle zu schaffen, nicht den Grund für sein merkwürdiges Verhalten zu erkennen. Doch selbst der Blick in Dracos Seele blieb ihr neuerdings verborgen und somit hatte sie keine Chance, aus ihm schlau zu werden.
Aber auch der Vorfall von eben gerade verunsicherte die Hexe zusehends. Noch nie war ihr etwas dergleichen widerfahren und es erinnerte sie an den Vorfall in den Ferien. Wo sie das Bewusstsein aus unerklärlichen Gründen verloren hatte und sich bis heute nicht erklären konnte, was an dem Tag mit ihr los gewesen war.
Noch dazu kam es Amberle seltsam vor, dass sie ihr anderes Ich weiterhin nicht zu Gesicht bekam. Als hätte es sich verflüchtigt oder würde nur auf einen geeigneten Zeitpunkt warten, um aus der Finsternis zurückzukehren. Amberle fühlte sich mit einem Mal so allein und verletzlich, wie schon lange nicht mehr. Ihr Leben hatte zwar schon oft Wendungen mit sich gebracht, doch diesmal hatte sie keine Ahnung, wie sie mit alldem fertigwerden sollte.

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