Erkenne dich selbst
So, meine Lieben :) Das nächste Doppelpack erwartet euch und bei dem Wetter kann man ja nur umso besser lesen :D Ganz viel Spaß bei den neuen Kapiteln und ich freue mich auf eure Meinungen.
Liebe Grüße,
eure Hela
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Erkenne dich selbst
Mit der Gewissheit, dass Neville, Ginny und Seamus nach Hogwarts zurückkehrten, begab sich Amberle nun zu ihrer nächsten Anlaufquelle. Auf die konnte sie zwar eigentlich gut verzichten, doch für den Sieg über Tom Riddle würde sie jedes noch so notwendige Übel in Kauf nehmen. Denn nach all den Jahren wurde es endlich Zeit, dass die Gräueltaten von ihrem einstigen Schulkameraden ein Ende fanden.
Deshalb ignorierte Amberle auch das mulmige Gefühl, welches sie heimsuchte, als sie beim Eberkopf ankam und kurz zögerte, ehe sie die Tür öffnete und die Gaststätte betrat. Sie konnte spüren, dass ein paar Blicke zu ihr wanderten, dann aber wieder von ihr abließen und Amberle fackelte nicht lange, sondern schlug sogleich den Weg zum Hinterzimmer ein. Ein kurzes Nicken genügte, um dem Kellner das nötige Signal zu geben und dieser nickte ebenfalls nur stumm, da er ihre Anwesenheit zur Kenntnis nahm.
Obwohl das letzte Treffen mit Aberforth ja nicht sonderlich gut verlaufen war, so wollte Amberle nicht kampflos aufgeben und in ihr schlummerte trotz allem die absurde Hoffnung, dass ihr Onkel noch zur Besinnung kommen würde. Immerhin konnten sie jede Hilfe in diesem Krieg gebrauchen und er war immerhin ein Dumbledore. Nur noch Aberforth und Amberle waren somit von der Familie übrig, weshalb sie hoffte, dass er Einsicht zeigen würde.
Deshalb verschaffte sich Amberle Zutritt zu den privaten Räumen und konnte nur den Kopf darüber schütteln, wie stark sich Aberforth in den vergangenen Jahren ins Exil zurückgezogen hatte. Die Vergangenheit hatte auch auf ihm ihre Spuren hinterlassen und das keineswegs im guten Sinne. Daher überraschte es Amberle auch keineswegs, als ihr Onkel ihr sogleich mit einem leichten Anflug von Feindseligkeit begegnete, als er ihre Anwesenheit bemerkte.
,,Herrgott, Amberle. Falls du wieder eine deiner Moralpredigten an den Tag legen willst, kannst du gleich wieder gehen. Ich habe keine Zeit für sowas."
,,Du hast wirklich nichts an Freundlichkeit dazugelernt, nicht wahr?", entgegnete sie nur kurz angebunden, woraufhin Aberforth sie missmutig ansah.
,,Warum hätte ich mich verändern sollen, wenn es auch sonst aus unserer Familie niemand getan hat. Man sollte nicht mit alten Traditionen brechen."
Amberle entfuhr ein empörtes Schnauben.
,,Verbitterung steht dir nicht, Aberforth. Wobei, vielleicht sollten wir dich dann bei der Schlacht einfach an vorderster Front einsetzen. Ein Griesgram wie du, schlägt sicher jeden Todesser in die Flucht."
,,Falls du jetzt erwartest, dass ich meine Meinung geändert habe und mich an dem Konflikt beteilige, werde ich dich wohl wieder enttäuschen. Die Welt zu retten, war noch nie mein Ding. Das waren immer du und Albus. Und außerdem wissen wir, wie der letzte Kampf ausgegangen ist, bei dem ich anwesend war."
Natürlich wusste Amberle das nur zu gut. Denn es war immerhin ihr erster Todestag gewesen, als Grindelwald sie vor versammelter Mannschaft ermordet hatte. Noch heute bereitete ihr die Erinnerung daran eine Gänsehaut und Amberle zwang sich, diese in den Hintergrund zu verbannen.
,,Es geht hier nicht um die Vergangenheit, Aberforth.", wollte sie ihrem Onkel klarmachen, doch der ließ sich nur auf einem Stuhl nieder und sie abschätzend musterte.
,,Es geht immer um die Vergangenheit, Amberle. Egal, wie sehr du auch versuchst davor wegzulaufen, sie wird dich immer einholen. Denn sie ist der Schlüssel zu alldem. Sag mir, wenn ihr gegen Voldemort kämpft...wie wird das enden? Wirst du wieder den Todesfluch auf dich nehmen, um den tragischen Heldentod zu sterben? Scheint immerhin dein Metier zu sein. Episch abzutreten."
,,Bist du fertig?"
Amberle konnte nicht leugnen, dass die Worte ihres Onkels sie hart trafen. Für gewöhnlich wahrte sie ihre ausdruckslose Fassade in solchen Momenten, doch diesmal fiel es ihr sichtlich schwer. Vermutlich, weil der Tod ihres Vaters und auch die Rückkehr ihrer Erinnerungen noch nicht so lange zurücklagen. Doch Aberforth schien keineswegs schon genug zu haben, denn er führte seiner Nichte weiter erbarmungslos die Wahrheit vor Augen.
,,Hast du eigentlich mal daran gedacht, was dein Handeln für Konsequenzen mit sich zieht? Was für Folgen es für all jene hat, die zurückgelassen werden?", sagte er und Amberle funkelte ihn eingehend an.
,,Was ich getan habe, geschah immer aus einem bestimmten Grund und es gab keinen anderen Weg, um Grindelwald damals daran zu hindern, meinen Vater zu töten. Es war die einzige Möglichkeit."
,,Nein, war es nicht. Ich kenne dich und deine Fähigkeiten. Ich weiß, wozu du fähig bist und ich bin mir sicher, wenn du es gewollt hättest, dann hättest du den Todesfluch bezwingen können. Denn der Elderstab ist ein Heiligtum des Todes. Des Todes, den du als Phönix bezwungen hast. Und dennoch hast du den Fluch mutwillig auf dich gezogen...wissend, was das für Konsequenzen mit sich bringt."
Aberforth's Blick lag ausnahmslos auf Amberle, die sich in die Ecke gedrängt fühlte. Und sie konnte förmlich spüren, wie die Phönix-Magie in ihr rumorte, während sie sich gegenüber ihrem Onkel rechtfertigen musste.
,,Es war nicht meine Bestimmung, Grindelwald aufzuhalten. Sondern die meines Vaters."
,,Das mag sein, aber an jenem Tag hat dein Vater mehr verloren, als nur die Verbindung zu Grindelwald. Du hast ihn das Schlimmste erleiden lassen, was einem widerfahren kann...den Verlust eines Kindes. Und glaub mir, ich weiß, wovon ich spreche. Albus mag nicht immer der beste Mensch gewesen sein und als Bruder hat er auf ganzer Linie versagt, aber als Vater hat er seine Verantwortung ernst genommen. Er hat dich geliebt, aus tiefstem Herzen und du hast dich mutwillig in den Tod gestürzt. Das hat ihn schwer getroffen und grundlegend verändert. Und dann kehrst du zu ihm zurück, nur um dann erneut im Kampf zu sterben."
Die Erinnerung an ihren zweiten Tod trat in Amberle hervor und sie schüttelte sie von sich, während sie dem Blick von Aberforth auswich, welcher sich langsam wieder von seinem Stuhl erhob.
,,Das war nicht meine Absicht.", beteuerte Amberle, doch Aberforth sah sie eindringlich an.
,,Mag sein. Aber dennoch ist es geschehen und hat seine Spuren hinterlassen. Du hast mindestens genauso viel auf deinem Weg geopfert, wie dein Vater es auf seiner Suche nach Macht getan hat. Aber alles hat nun einmal seinen Preis und manchmal ist dieser einfach zu hoch."
,,Es ist mir niemals leicht gefallen, diesen Weg zu gehen. Ich tat, was ich für das Richtige hielt.", gab Amberle zurück und ihr Onkel blieb unmittelbar neben ihr stehen, während er seine Nichte ein letztes Mal betrachtete.
,,Dessen bin ich mir bewusst. Die Frage ist nur, ob es auch das Richtige war. Viel Glück für den bevorstehenden Kampf. Ihr werdet es brauchen. Und falls du wieder sterben solltest, dann sorge diesmal wenigstens dafür, dass niemand zusehen muss."
Aberforth verschwand und ließ Amberle wie vom Donner gerührt zurück. Sie war tief erschüttert von seinen Worten und hatte Mühe, ihre Fassung zu wahren. Denn obwohl es ihr missfiel, so hatte ihr Onkel gar nicht mal so Unrecht gehabt.
In der Tat hatte sie mit dem, was sie in der Vergangenheit getan hatte, für eine Menge Schmerz gesorgt und das brach ihr förmlich das Herz. Nur konnte sie ihre Taten nicht mehr ungeschehen machen und sie hatte ja stets nur versucht, das Richtige zu tun. Wie von selbst driftete Amberle zurück in die Vergangenheit hinab, wo ihr schon einmal vor Augen geführt worden war, was ihre Taten für Konsequenzen mit sich brachten.
Es war nur kurze Zeit später passiert, als sie ihre Erinnerungen in ihrem zweiten Leben zurückbekommen hatte. Die ersten Jahre in Hogwarts hatte sie nur als Amber Ravenwood verbracht, doch dann hatte ihr Vater Albus gemeinsam mit Horace Slughorn einen Trank erschaffen, der Amberle ihre Erinnerungen an ihr wahres Ich zurückgegeben hatte. Doch damit war auch noch etwas anderen wachgerüttelt worden und zwar ihr Schattenich, welches sie von diesem Zeitpunkt an, stets begleitet und regelrecht heimgesucht hatte.
,,Ich hab dir gesagt, es ist erst der Anfang. Sterben ist einfach...zurückkommen keineswegs. Es wird dich verfolgen und mit jedem Mal ist es schwieriger zurückzufinden.", sagte ihr Zwilling, woraufhin Amberle nur fassungslos an die Decke ihres Zimmers starrte und einen Anflug von Verzweiflung verspürte.
,,Oh, das bedeutet also, ich werde wieder sterben. Fabelhafte Aussichten."
,,Du weißt, weshalb es der einzige Weg war. Du bist gestorben, um ihn zu retten. Es war unvermeidbar.", rief ihr das andere Ich ins Gedächtnis und nur zu gut konnte sich Amberle wieder an den letzten Tag ihres vergangenen Lebens erinnern, der für alle in einer Tragödie geendet hatte.
,,Ich war dabei und kann mich inzwischen auch wieder daran erinnern. Es ist also nicht nötig, dass du es mir noch detailliert schilderst. Warum bist du überhaupt hier? Bitte geh einfach."
Amberle wollte nur noch allein sein und am liebsten alles vergessen, was sich in ihrem Leben bisher zugetragen hatte. Die Erinnerungen waren Segen und Fluch zugleich, da sie wie Tonnen auf ihrer Seele lasteten und die Bürde, eine Dumbledore zu sein, war mit ihren Erinnerungen zurückgekehrt. Doch ihr anderes Ich seufzte nur und hatte keineswegs die Absicht zu verschwinden.
,,Das kann ich nicht."
,,Wieso nicht?", meinte Amberle nur tonlos, woraufhin ihr Zwilling nur mit den Schultern zuckte.
,,Ich muss dafür sorgen, dass du auf dem richtigen Pfad bleibst. Solltest du dich davon abwenden, dann wird das Schicksal einen schrecklichen Verlauf nehmen und das darf nicht passieren."
,,Dann sag mir doch einfach, was passieren wird und schon wäre das Problem gelöst.", knurrte Amberle schon regelrecht, doch die andere Amberle verschränkte daraufhin die Arme vor der Brust.
,,Das darf ich nicht. Es würde die Dinge außer Kontrolle geraten lassen und dann wäre alles hoffnungslos verloren. Folge einfach deinem inneren Instinkt, denn er wird dich auf den richtigen Pfad führen."
Eine dunkle Vorahnung beschlich Amberle bei diesen Worten.
,,Und was erwartet mich am Ende? Der Tod? Ich habe keine Angst davor zu sterben, denn wie du bereits sagtest...es ist leicht. Aber...ich kann es nicht erneut tun."
Amberle graute es davor, erneut solch ein Ereignis zu durchleben. Denn in der Tat war der Tod an sich nicht grauenhaft, doch etwas anderes belastete sie und natürlich wusste ihr anderes Ich genau, was Amberle in solch eine Erschütterung versetzte.
,,Du glaubst, er würde dich hassen für das, was du getan hast. Doch das tut er nicht. Im Gegenteil. Er liebt dich mehr als alles andere und das wird er immer tun. Er kann gar nicht anders, denn du bist seine Familie. Seine Tochter."
,,Die er verlieren wird. Immer und immer wieder. Ist es nicht so? Sag mir, wie oft sterben wir? Wie oft muss er es mit ansehen, ohne etwas dagegen tun zu können?", platzte es mit einem Mal aus Amberle heraus, doch ihr Schattenich hielt sich bezüglich der Informationen sehr bedeckt.
,,Je weniger du weißt, desto besser. Du musst diesem Pfad folgen. Du hast es begonnen und nun gibt es kein Zurück mehr. Es ist dein Schicksal."
Nun verspürte Amberle nichts als Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Sie hatte all dies niemals gewollt. Ihre Fähigkeiten, die spezielle Magie und vor allem die Bürde, die all dies mit sich brachte, hatten einen zu hohen Preis und die Hexe wollte ihn keineswegs ein zweites Mal bezahlen müssen.
,,Ein Schicksal, welches sie niemals wollte. Ich wollte nie der wiederkehrende Phönix sein. Diejenige, die sterben muss, um andere zu retten oder das Böse zu besiegen. Ich wollte nie etwas Besonderes sein. Alles, was ich wollte war..."
,,Ein Leben mit deiner Familie.", vollendete ihr anderes Ich den Satz. ,,Du sehnst dich nach etwas, das für immer verloren ist und das lässt dich innerlich zerbrechen. Aber du bist nicht allein, denn er steht hinter dir. Immer. Du musst nur dir selbst vertrauen und erkennen, wer du wirklich bist."
Ihr Zwilling sah Amberle eindringlich an, die jedoch nur Verzweiflung spürte. Sie wusste einfach nicht mehr, was sie tun sollte und hätte vermutlich noch Stunden so da gestanden, wenn in diesem Moment nicht Albus Dumbledore ins Zimmer gekommen wäre und seine Tochter so verzweifelt vorfand, wie niemals zuvor.
,,Ich weiß nicht, wer ich wirklich bin.", sagte Amberle nur und Dumbledore schloss die Tür hinter sich.
,,Meine Tochter."
Erschrocken fuhr Amberle herum, denn sie hatte ihren Vater gar nicht kommen gehört. Hektisch wischte sie sich die Tränen weg, welche ihr über die Wangen gelaufen waren und Albus trat langsam auf Amberle zu, während er ihr die einzige Wahrheit vor Augen führte.
,,Du bist meine Tochter. Mein Blut. Meine Familie. Das hellste Licht in meinem Leben und die größte Hoffnung für mich. Du bist Amberle. Mein wiederkehrender kleiner Phönix und ich bin so stolz auf dich.", beteuerte er, doch Amberle starrte ihn nur ungläubig an.
,,Stolz? Wie kannst du stolz auf mich sein, wo ich mein Versprechen an dich gebrochen habe? Ich habe dich verlassen."
,,Und bist wieder zu mir zurückgekommen. Außerdem hast du mir das Leben gerettet, Amberle. Eine Schuld, die ich wohl niemand begleichen kann.", erwiderte Albus, doch seine Tochter schüttelte nur den Kopf.
,,Das musst du auch nicht. Solch ein Schicksal hättest du niemals verdient. Es reicht, wenn einer von uns von seinem Schatten verfolgt wird."
Wie von selbst sah Amberle unauffällig über ihre Schulter, wo ihr anderes Ich noch immer stand und die Szene schweigsam betrachtete. Amberle konnte nicht genau zuordnen, ob dieses Abbild von ihr der Vergangenheit oder Zukunft entsprang, doch es verfolgte sie und würde ganz sicher nicht damit aufhören.
Die Worte von ihrem Vater holten Amberle jedoch in die Wirklichkeit zurück, denn er legte ihr die Hände auf die Schultern und sah seine Tochter eingehend an.
,,Amberle, was geschehen ist...das ist geschehen. Wir können es nicht umkehren und obwohl ich dadurch kostbare Zeit mit dir verloren habe, so hat es uns auch offenbart, wie stark du wirklich bist. Und wir sind wieder zusammen. So schnell kann Väter und Töchter also nichts auseinanderreißen. Was auch passieren mag, ich werde immer an deiner Seite stehen. Sowohl damals, als auch heute. Und so wird es auch in Zukunft immer sein."
Die Erinnerung verblasste, als Amberle in die Gegenwart zurückkehrte und spürte, dass ihr einzelne Tränen über die Wangen liefen. In der Tat hatte Aberforth Recht und die Vergangenheit holte sie immer wieder ein. Es war, als wäre sie wie ein Schatten, der einfach nicht von ihrer Seite wich und allzeit präsent war.
Doch heute war alles anders, denn ihr Vater war nicht mehr hier. Er war tot und diesmal war Amberle diejenige, die zurückgeblieben war. Und mit einem Mal spürte Amberle ein Paar Augen auf sich ruhen, woraufhin sie den Blick hob.
An der Wand gegenüber hing ein Gemälde und dieses zeigte ihre Tante Ariana Dumbledore. Es war ebenfalls eine tragische Geschichte, denn Ariana hatte viel zu früh den Tod gefunden und sie zählte zu den Hauptgründen, weshalb die Beziehung zwischen Aberforth und Albus einst zerbrochen war. Die zwei Brüder waren auf ewig entzweit gewesen und hatten nur schwer miteinander umgehen können, da die Wunden niemals verheilt waren.
Amberle betrachtete das Abbild ihrer jungen Tante, welche ihr sanft zulächelte und mit ihren braunen Haaren ganz der Familie Dumbledore entsprach. Auch Amberle hatte die braunen Haare ihres Vaters geerbt und seine blauen Augen, mit denen auch Ariana sie nun musterte. Aus irgendeinem Grund hatte Amberle sich ihrer Tante schon immer verbunden gefühlt, obgleich sie ihr nie begegnet war.
Womöglich lag es daran, dass auch die Geschichte von Ariana in einer Tragödie geendet hatte, wie es bei Amberle der Fall war. Schließlich konnte man es unmöglich als Segen bezeichnen, wenn der Tod einen verfolgte und Amberle spürte, dass er allzeit präsent zu sein schien. Fast so, als würde er nur auf die passende Gelegenheit warten, um über sie herzufallen und ihrer Existenz ein Ende zu bereiten.
Doch Amberle konnte nun nicht daran denken, denn sie hatte noch eine Aufgabe zu erfüllen und sie warf einen letzten Blick auf Ariana, ehe sie sich dazu entschloss, den Eberkopf zu verlassen. Aberforth würde seine Meinung kaum noch ändern und daher war es zwecklos, noch länger hier zu verweilen. Allerdings würde sie wohl niemals mehr die Worte vergessen, welche ihr Onkel an sie gerichtet hatte. Auch sie würden Amberle verfolgen und niemals wieder loslassen, obgleich sie mittlerweile sehr wohl erkannt hatte, wer sie wirklich war. Sie kannte ihre Aufgabe und auch ihr Schicksal. Beides Dinge, denen sie keineswegs entkommen konnte und deshalb blieb Amberle keine andere Wahl, als ihrem vorbestimmten Pfad zu folgen.
Sie ließ den Eberkopf und auch Hogsmeade langsam hinter sich, als sie den entfernten Ruf eines Phönix vernahm. Instinktiv wusste Amberle, dass es sich dabei um Fawkes handelte und sie konnte seine Präsenz förmlich spüren. Es war, als wären sie eins und tief miteinander verbunden, was schon seit jeher der Fall gewesen war.
Unwiderruflich holte es auch die Erinnerung an die Prophezeiung zurück, welche Amberle im fünften Schuljahr befreit hatte. Zu jenem Zeitpunkt hatte sie ja nicht geahnt, was sie da losgetreten hatte und erst jetzt waren ihr die vollen Ausmaße dieses Ereignisses bewusst. Alles hatte sie zu diesem Moment geführt und er war unvermeidlich gewesen, weil sie sich nicht von ihrem Pfad hatte abbringen lassen. Und nun war ihr Schicksal besiegelt, was Amberle akzeptieren musste. Ganz gleich, was es auch kostete.
Die Hexe blieb kurz stehen und sah zum Himmel rauf, der inzwischen von der Finsternis der Nacht erfüllt war. Nur einzelne Sterne funkelten entfernt am Himmel und Amberle ersehnte sich einmal mehr die Gegenwart ihres Vaters herbei.
,,Ich wünschte, du wärst hier. Zwar weiß ich genau, was ich zu tun habe, aber es fühlt sich so falsch an...ohne dich. Aber ich schätze, es ist nur fair, dass ich jetzt alleine diesen Weg beschreiten muss. Denn immerhin...habe ich dich bereits zweimal zurückgelassen und es hat nun einmal alles seinen Preis. Hoffen wir einfach, dass ich diesem ein weiteres Mal gewachsen bin."
Amberle wusste, dass sie keine Antwort darauf bekommen würde und dennoch fühlte sie sich besser, nachdem sie es ausgesprochen hatte. Denn es würde ihr die nötige Kraft geben, um das Unausweichliche hinter sich zu bringen und das würde schon bald der Fall sein.
Deshalb zwang sich Amberle nun, das Vergangene hinter sich zu lassen und nur noch die Zukunft im Visier zu haben. Denn sie würde sich voll und ganz der Phönix-Magie hingeben müssen, wenn ihr Plan funktionieren sollte. Und das war nicht nur überaus riskant, sondern brachte sie auch in einen emotionalen Zwiespalt. Denn um als wiederkehrender Phönix aufzutreten, konnte sie keine störenden Gedanken oder Gefühle gebrauchen, die ihr in die Quere kamen. Sie würde sie tief wegsperren müssen und trotz der Zweifel wusste Amberle, dass es der einzige Weg war.
Es war ja schließlich auch nicht das erste Mal, dass sie sich auf den Pfad der Finsternis begab. Immerhin war Amberle nicht nur eine Dumbledore, sondern auch eine Grindelwald und genau das würde sie sich zu Nutzen machen. Doch bevor Amberle ihren Plan in die Tat umsetzen konnte, würde sie noch eine letzte Angelegenheit regeln müssen und deshalb vertraute Amberle voll und ganz darauf, dass Minerva McGonagall ihre Botschaft erhalten und schon bald ausführen würde.
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