Epilog
Epilog
Als Amberle die Augen wieder öffnete, war das Licht verschwunden und auch Hogwarts um sie herum war fort. Stattdessen war es dunkel und zunächst befürchtete die Hexe, dass sie wieder in der Leere gelandet war. Doch dann stellte sie fest, dass es schneite und bei einem genaueren Blick auf ihre Umgebung, erkannte sie eine Straße, die zwischen zwei Reihen von Häusern verlief.
Sie ging ein paar Schritte und glaubte, eine leise Melodie in der Ferne zu hören, während sie versuchte herauszufinden, wo sie war. Doch dann fiel der Blick von Amberle auf die andere Straßenseite und sie traute ihren Augen kaum, als sie eine einzelne Person auf der Bank einer Haltestellte sitzen sah.
Amberle setzte sich wie von selbst in Bewegung und als sie sich ihm näherte, erkannte sie tatsächlich ihren Vater Albus Dumbledore. Er sah aus wie früher mit seinen kastanienbraunen Haaren, dem Bart und seinen blauen Augen, mit denen er Amberle erwartungsvoll musterte. Er trug seinen grauen Mantel und auch der Hut von früher zierte seinen Kopf, was Amberle ein wenig schmunzeln ließ. Und doch kam es ihr so unwirklich vor, ihn tatsächlich leibhaftig vor sich zu sehen.
,,Ist das ein Traum?", war das Erste, was Amberle sagte und Albus warf ihr einen verheißungsvollen Blick zu.
,,Also wenn ja, dann wäre es ein sehr schöner Traum. Aber ich kann dir versichern: all das hier ist Wirklichkeit."
Amberle spürte einen Anflug von Erleichterung und war so überglücklich, wie schon lange nicht mehr. Sie hatte schon befürchtet, ihren Vater niemals wiederzusehen und jetzt waren sie endlich wieder vereint.
Die Hexe trat etwas näher heran und deutete auf die freie Stelle der Bank.
,,Ist hier noch frei?"
,,Der Platz wurde extra freigehalten.", merkte Albus an und Amberle konterte mit ihrer Schlagfertigkeit.
,,Da habe ich ja nochmal Glück gehabt."
Sie setzte sich neben ihren Vater und für einen kurzen Moment schwiegen sie, während sie gemeinsam die Stille genossen. Alles wirkte hier so friedlich und nichts würde diese Ruhe je zerstören, da sie sich jenseits von Raum und Zeit befanden. Und Albus warf seiner Tochter einen prüfenden Seitenblick zu.
,,Du hast dir ja ganz schön Zeit gelassen."
,,Tja, ich schätze, ich war noch nie ein Freund von großen Abschieden. Aber zumindest hatte ich diesmal die Gelegenheit dazu.", erwiderte sie und Albus wurde mal wieder sehr poetisch.
,,Zeit ist schon etwas Einzigartiges. Man weiß nie, wie viel einem von ihr bleibt und man bekommt sie nie zurück."
,,Hast du die ganze Zeit hier auf mich gewartet?", fragte Amberle verblüfft und er schenkte ihr ein sanftes Lächeln.
,,Das habe ich dir doch versprochen, nicht wahr?"
Amberle war froh, wieder bei ihm zu sein und jegliche Trauer war verschwunden. Sie war einfach frei und in der Tat hatte sie ihren Frieden gefunden. Denn das Schicksal hatte ihr ihren sehnlichsten Wunsch erfüllt und sie mit ihrem Vater wieder vereint.
,,Ich muss dir gratulieren. Dein Plan ist reibungslos aufgegangen.", teilte Amberle ihm mit und Albus sah zum Himmel rauf.
,,Im Grunde war es vorherbestimmt. Ich habe nur ein wenig nachgeholfen."
,,Du warst schon immer sehr geheimnisvoll und bist es selbst jetzt noch.", gab Amberle zurück, was Albus mit Humor nahm.
,,Ich schätze, manche Dinge ändern sich nie."
Dem konnte sich Amberle nur anschließen und sie wollte ihren Vater auf den neuesten Stand bringen.
,,Newt hat vor, ein neues Buch zu schreiben."
,,Tatsächlich?", erwiderte er und klang nicht halb so überrascht, wie Amberle vermutet hatte.
,,Ja. Er will meine Geschichte nicht in Vergessenheit geraten lassen."
,,Das ist doch sehr ehrenwert.", meinte Dumbledore und Amberle warf ihm einen skeptischen Blick zu.
,,Naja, ich stand noch nie gerne im Zentrum der Ereignisse. Muss ich wohl von meinem Vater haben."
Amberle und Albus mussten beide schmunzeln und die Hexe sah rüber, wo eine Bäckerei stand. Und irgendwie kam diese ihr bekannt vor, was ihre Neugier weckte. Ein Blick auf das Schild genügte und sie erkannte den Namen Kowalski, was ihr zweifellos offenbarte, dass dies die Bäckerei von Jacob sein musste.
,,Sollen wir reingehen?", fragte Amberle an ihren Vater gewandt und dieser schien ein wenig zwiegespalten zu sein.
,,Das könnten wir. Wir könnten aber auch weiter hier draußen sitzen und du erzählst mir deine Geschichte."
,,Meine Geschichte?"
Amberle kam es ein wenig absurd vor, die Ereignisse als ihre Geschichte zu bezeichnen. Doch ihr Vater machte nun einen leicht wehmütigen Eindruck, während er seufzte.
,,Ja. Ich fürchte, die schönsten Momente habe ich verpasst."
Kurz zögerte Amberle noch, doch dann gab sie sich einen Ruck und erfüllte die unausgesprochene Bitte ihres Vaters.
,,Es ist in der Tat eine...sehr schöne Geschichte, wenn ich so darüber nachdenke. Sie handelt im Grunde von einem Jungen, der überlebte...einem bösen Zauberer, der besiegt wurde...und dem Erbe des Phönix. Oh, und zwischendrin gibt es auch so einige Geheimnisse, das dürfte dir gefallen.", erklärte sie und Albus lächelte.
,,Das klingt in der Tat sehr aufregend und faszinierend."
,,Ja, das war es. Du kommst auch drin vor.", fügte Amberle noch hinzu und natürlich machte das ihren Vater ein wenig verlegen.
,,Hoffentlich nur am Rande. Ich bin gerne ein bescheidener Nebendarsteller."
,,Ebenso wie ich.", stimmte Amberle ihm zu, woraufhin er ihr einen liebevollen Blick zuwarf.
,,Noch etwas, das wir gemeinsam haben."
So vieles verband Amberle und Albus, was durch nichts und niemanden hatte zerstört werden können. Und jetzt, nach all der langen Zeit, waren sie endlich vereint und waren nicht mehr gezwungen, Abschied nehmen zu müssen. Doch die Neugier packte Amberle aufs Neue und sie sah zu den gegenüberliegenden Häusern rüber.
,,Was geht da drinnen nur vor sich?", wollte sie wissen und Albus warf ihr einen prüfenden Blick zu.
,,Willst du einen Blick reinwerfen?"
Amberle nickte und ihr Vater erhob sich von der Bank, woraufhin Amberle es ihm gleich tat. Gemeinsam gingen sie über die Straße und trotz der winterlichen Landschaft, verspürte Amberle kein bisschen Kälte. Es war angenehm warm und als sie einen Blick durch das Schaufenster von Jacobs Bäckerei warf, erkannte sie Andrew und Mary Harvey, die zufrieden in ihrem Wohnzimmer waren und einen gemütlichen Abend miteinander verbrachten. Der Anblick ihrer Adoptiveltern stimmte Amberle etwas wehmütig, aber sie wirkten glücklich und Amberle sah staunend zu ihrem Vater.
,,Ist das eine Illusion?"
,,Nein, das geschieht gerade in diesem Augenblick. Es gewährt uns ein paar Einblicke in die Welt der Lebenden.", erklärte er und auf einmal erklang eine weitere Stimme.
,,Es kann zuweilen äußerst unterhaltsam sein."
Amberle drehte sich um und hatte das Gefühl, dass alles um sie herum für einen kurzen Moment in weite Ferne rückte. Denn nur wenige Meter von ihr entfernt stand ihre Mutter Theodora und die schenkte ihr ein zufriedenes Lächeln, während Amberle ihr Glück kaum fassen konnte.
,,Mum?"
,,Hallo, meine Kleine."
Theodora breitete ihre Arme aus und Amberle lief sofort los, ehe sie ihrer Mutter um den Hals fiel. Es war eine Ewigkeit her, seit sie sich zum letzten Mal gesehen hatten und immerhin zählte der Tod ihrer Mutter zu den tragischsten Ereignissen aus dem Leben von Amberle. Doch all das war jetzt vergessen und Amberle empfand nur noch Freude, dass sie mit ihren Eltern wieder vereint sein konnte.
,,Ich hab dich so vermisst.", brachte Amberle hervor und Theodora strich ihr über das dunkle Haar, ehe sie die Umarmung löste und das Gesicht ihrer Tochter umfasste.
,,Das weiß ich. Aber jetzt ist alles gut. Du hast deine Aufgabe erfüllt und das Böse bezwungen. Wir sind sehr stolz auf dich."
,,Das waren wir schon immer."
Albus sah Amberle zufrieden an und diese war geradezu überwältigt davon, ihren Frieden gefunden zu haben. So viel Zeit hatte sie schon verloren und ihre Eltern hatten viel zu viele Opfer für sie gebracht, was Amberle immer nur schwer hatte verstehen können. Doch Theodora schaffte es, ihre Tochter aus dem trübseligen Erinnerungen zu holen, als sie einen Arm um sie legte und auf das Haus neben der Bäckerei deutete.
,,Du solltest auch mal einen Blick dort hinein werfen. Ich bin sicher, es wird dir das geben, was dir noch fehlt."
Sie gab Amberle einen ganz leichten Anstoß und diese trat näher an das Fenster heran, wobei sie von ihren Eltern beobachtet wurde. Und Amberle wurde von Freudentränen übermannt, als sie doch tatsächlich die große Halle von Hogwarts erkannte, wo all ihre Freunde gerade auf den Sieg über Voldemort anstießen.
,,Auf Harry!", rief Ron aus und alle anderen wiederholten seinen Toast.
,,Auf Harry!!!"
Freudige Gesichter, heitere Stimmung und Gemeinsamkeit. Genau so hatte sich Amberle den Frieden für ihre Freunde vorgestellt und noch glücklicher war sie, als Harry und Draco gemeinsam anstießen und ihre Feindschaft endgültig beiseite zu legen schienen. Amberle drehte sich zu ihren Eltern um und in der Tat war dieser Anblick genau das, was sie brauchte, um wahrlich in ihrem Frieden anzukommen.
,,Es geht ihnen gut."
,,Ja.", bestätigte Theodora und Albus schmunzelte ein wenig.
,,Wollen wir? Ich kenne da zufällig ein schönes Fleckchen, wo wir uns niederlassen und über alte Zeiten plaudern können. Ein Tasse Tee kann niemals schaden."
,,Gute Idee.", stimmte Theodora zu und Amberle sah ein letztes Mal durch das Fenster zu Hogwarts, ehe sie sich ihren Eltern anschloss und Albus legte einen Arm um seine Tochter.
Gemeinsam traten sie den Weg zum gemeinsamen Frieden an, als ein vertrauter Laut zu Amberle durchdrang und sie über sich in die Luft sah.
,,Artemis!", rief die Hexe freudig aus und in der Tat umkreiste ihre treue Eule sie ein paar Mal, ehe sie die Familie begleitete.
Die Reise von Amberle Theodora Dumbledore war zu Ende, denn ihre Aufgabe war nun erfüllt. Das Erbe des Phönix würde stets allen in Erinnerung bleiben und niemals in Vergessenheit geraten. Denn es stand für Hoffnung und die Chance, selbst die dunkelste Finsternis zu überstehen und das Licht zu finden. Und ganz gleich, welche Hürden das Leben auch mit sich brachte, genau diese machten es einzigartig und nur die Zeit würde darüber entscheiden, wann alles ein Ende fand. Denn sie war vergänglich und nicht einmal die Ewigkeit, würde dieses widerlegen können. Doch wann immer man sich besondere Erinnerungen im Leben schuf und einzigartige Momente erlebte, erwachte dadurch auch die Magie zum Leben und vielleicht würde dadurch sogar ein neuer Phönix wiedergeboren werden.
THE END
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