Ein geheimes Hauptquartier

Hallo, meine Lieben. Ich hoffe, ihr seid in Leselaune. Denn es geht wieder weiter und ich habe ein neues Kapitel für euch. Ganz viel Spaß beim Weiterlesen und einen schönen Sonntag wünsche ich euch allen.

Liebe Grüße,
eure Hela

                                                                                              ~~~

                                                                    Ein geheimes Hauptquartier

Auch am nächsten Tag hatte Amberle eine Gänsehaut, die ihr von den Worten ihres schattigen Ebenbilds beschert worden war. Sie machte sich selbst schon genug Vorwürfe wegen dem, was geschehen war...da brauchte sie nicht auch noch die leise Stimme des Gewissens, in Form einer zu anhänglichen Doppelgängerin.
Der Teil von ihr, der den anderen noch verborgen blieb. So hatte die andere Amberle sich selbst bezeichnet und damit eine äußert seltsame Bemerkung gemacht. Was meinte sie damit? Was verbarg sich denn tief in ihrem Inneren, was selbst sie jetzt noch nicht erkennen konnte?
Amberle hatte keine Erklärung und es fühlte sich an, als wäre die Wahrheit weiter von ihr entfernt als je zuvor. Durch das Ritual aus dem Buch der Schatten hatte Amberle zwar die Ereignisse vom letzten Schuljahr aufklären können, doch wusste sie nicht einmal genau, was sie dadurch womöglich entfesselt hatte. Was für Konsequenzen konnte ein wandelndes Schattenich von ihr denn nur mit sich bringen?
,,Amberle, geht es dir gut?"
Die Hexe zuckte zusammen, als die Stimme ihrer Mutter sie aus ihren Gedanken riss. Mary saß mit Amberle zusammen am Frühstückstisch und beobachtete besorgt, wie Amberle gedankenverloren ihre Pancakes mit der Gabel schon fast komplett durchlöchert hatte. Amberle sah nun selbst auf ihr malträtiertes Frühstück, während sie sich verbissen versuchte zu fangen und ihrer Mutter einen zuversichtlichen Blick zuwarf.
,,Ja, alles gut. Ich war nur...in Gedanken."
,,Das bist du in letzter Zeit ziemlich häufig. Du hast dich seit deiner Zeit in Hogwarts sehr verändert. Versteh mich nicht falsch, Schätzchen. Dein Vater und ich machen uns nur Sorgen um dich.", gestand Mary schließlich und Amberle richtete den Blick schuldbewusst auf ihren Teller.
Natürlich wusste sie, dass ihren Eltern ihr neues Verhalten keineswegs entgangen war und es war ja nicht das erste Mal, dass Mary das Gespräch diesbezüglich mit ihrer Tochter suchte. Doch Amberle suchte jedes Mal nach einem Ausweg, um dieser Konversation zu entgehen und wusste auch beim besten Willen nicht, wie sie ihren Eltern die wahren Umstände hätte beibringen sollen.
Dass sie offenbar keine normale Hexe war und durch ein gefährliches Ritual einen heimtückischen Zwilling von sich selbst entfesselt hatte, wäre ohne Zweifel zu viel für die beiden und Amberle wollte ihnen derartige Sorgen ersparen. Allerdings hatte Mary diesmal nicht vor, das eiserne Schweigen ihrer Tochter so einfach hinzunehmen.
,,Amberle, was ist denn los mit dir? Was auch immer es ist, du kannst uns alles sagen. Wir sind deine Eltern und es gibt nichts, was wir nicht verstehen würden."
,,Es ist nichts.", brachte Amberle hervor, seufzte dann jedoch ergeben. ,,Die ganze Sache mit Draco ist einfach...ich weiß auch nicht. Ich wünschte, ich wäre ihm nie begegnet."
Die Braunhaarige verbarg ihr Gesicht in den Händen und stützte sich mit den Ellenbogen auf der Tischplatte ab. Es war nicht mal gelogen, dass sie am liebsten alle Erinnerungen an Draco Malfoy aus ihrem Gedächtnis löschen würde, nur wäre dies lediglich durch einen Vergessenszauber möglich und was dieser für fatale Folgen mit sich bringen würde, wusste jeder Fünftklässler mittlerweile nur zu gut.
Aber obwohl es nur die halbe Wahrheit war, so schien dieser Ansatz Mary schon einmal zu genügen, denn ihr Blick wurde nun sanfter und sie griff nach dem rechten Arm ihrer Tochter.
,,Es tut mir leid, dass die Sache zwischen euch so schiefgelaufen ist. Vielleicht solltest du doch nochmal mit ihm reden."
,,Wozu denn? Er würde früher oder später ohnehin wieder etwas anstellen oder vor seinen Leuten leugnen, dass wir etwas miteinander zu tun haben. Auf derartiger Basis kann eine Freundschaft gar nicht funktionieren. Ach, was soll's. Ich muss noch meine Sachen packen, bevor Mr. Weasley mich abholt."

Amberle erhob sich vom Tisch und Mary sah ihrer Tochter besorgt nach, die nun die Treppe passierte und nach oben in ihr Zimmer ging. Frustriert legte sie den Koffer auf das Bett und öffnete ihn, ehe sie damit begann, ihre Sachen für das neue Schuljahr zusammenzusuchen.
Was wohl dieses Jahr alles auf sie und ihre Freunde zukommen würde? Es war schließlich das erste Schuljahr nach der Rückkehr von Lord Voldemort. Denn ganz egal, wie enorm das Ministerium versuchte dies zu vertuschen, Amberle wusste, dass der dunkle Lord zurück war. Sie wusste es, weil ihr bester Freund gegen ihn gekämpft hatte und eine unsichtbare Bedrohung in der Luft lag, die sie mit jeder Faser ihres magischen Körpers spüren konnte.
Während sie ihre Sachen packte fragte sich Amberle auch, was sie bei der Adresse erwarten würde, die sie von Dumbledore bekommen hatte und zu der Arthur Weasley sie heute Abend begleiten würde. Was führte ihr Schulleiter nur wieder im Schilde, dass er sie forthin schickte? Und was bei Merlins Bart wusste Arthur Weasley darüber?
Amberle legte gerade ihre Schuluniform in den Koffer, als auf einmal ein Klopfen an ihrem Fenster ihre Aufmerksamkeit erregte. Sie sah auf und entdeckte eine weiße Schneeeule auf ihrer äußeren Fensterbank, die ihr nur allzu vertraut war. Sofort eilte Amberle ans Fenster und ließ die gefiederte Eulendame herein, die sie freudig begrüßte.
,,Hedwig! Schön, dich zu sehen. Was hast du denn Schönes für mich?", fragte die junge Hexe und Hedwig reichte ihr den Brief mit ihrem Schnabel, den Amberle entgegennahm.
Sie reichte Harrys Eule einen Eulenkeks, den Hedwig zufrieden verspeiste und öffnete dann den Brief ihres besten Freundes. Allerdings brachte der Brief von Harry keine guten Nachrichten mit sich, denn er offenbarte Amberle, dass er einen Patronuszauber durchgeführt und das Ministerium davon erfahren hatte. Eine Eule hatte ihm bereits den Verweis von Hogwarts gebracht, da er gegen das Zauberverbot für Minderjährige verstoßen hatte. Fassungslos starrte Amberle auf das Briefpapier.
,,Was zum...das darf doch wohl nicht wahr sein!"

Wut kochte in Amberle auf, denn sie konnte einfach nicht fassen, dass Harry deswegen von der Schule geworfen werden sollte. Zwar hatte er in dem Brief keine näheren Details geschildert, aber es schien wohl einen Dementorenangriff auf ihn und seinen Cousin gegeben haben. In den Augen der Hexe hatte ihr bester Freund somit zweifellos aus Notwehr gehandelt, obwohl sie es ja nicht bezeugen konnte. Amberle hoffte inständig, dass sich die ganze Sache noch aufklären würde und Harry an die Schule zurückkehren konnte.
Sie verfasste eine flüchtige Antwort an Harry, die sie Hedwig reichte. Die Schneeeule schnappte sich den Umschlag mit ihrem schwarzen Schnabel und flatterte dann wieder aus dem offenen Fenster, während Amberle ihr noch kurz nachsah.
Das neue Schuljahr schien ja unter keinem besonders guten Stern zu stehen, wenn es noch vor Beginn solche Ereignisse mit sich brachte. Aber warum wurden Harry und sein Cousin in ihrem Heimatort so gezielt von Dementoren angegriffen? Amberle konnte sich zumindest nicht vorstellen, dass die schaurigen Seelensauger ihre Wachposten in Askaban verließen, um einen Ausflug ins kleine Little Whinging zu unternehmen. Es musste ohne Zweifel mehr dahinter stecken und Amberle wollte wissen was.

Am späten Nachmittag brachte Amberle ihren Koffer und den Käfig samt Artemis ins Wohnzimmer, wo ihre Eltern auf dem Sofa saßen. Ihr Vater las in der Zeitung und ihre Mutter legte ein wenig Wäsche zusammen, doch als Amberle den Raum betrat, sahen beide sofort auf. Amberle hatte ihnen erzählt, dass Dumbledore ihre Anwesenheit bei genannter Adresse erwünschte und Arthur Weasley sie dorthin begleiten würde. Und obwohl ihre Eltern nicht sonderlich begeistert waren, so hatten sie es ohne große Einwände hingenommen. Etwas, das Amberle noch immer etwas stutzig machte.
,,Hast du auch alles?", fragte Andrew und legte seine Zeitung beiseite, während Amberle den Koffer abstellte und nickte.
,,Ja, ich denke schon. Das ist schon das zweite Jahr, wo ihr mich nicht zum Bahnhof bringen werdet. Ich hoffe, das ist wirklich in Ordnung für euch."
,,Nun, da diese Anordnung von deinem Schulleiter kommt, scheint es ja ziemlich wichtig zu sein und ich glaube, jemanden wie Professor Dumbledore sollte man nicht verärgern."
Andrew schmunzelte ein wenig und Amberle musste ein Grinsen unterdrücken. Sie hatte ihren Eltern grob geschildert, wie ihr Schulleiter Albus Dumbledore so tickte und die wenigen Andeutungen schienen schon zu genügen, um Muggel wie ihren Eltern, gewaltigen Respekt vor dem Schulleiter einzupferchen. Mary schüttelte nur leicht den Kopf und legte das letzte Kleidungsstück in den Wäschekorb neben sich.
,,Ich hoffe nur, er schickt dich nicht auf irgendeine Spezialmission. Nach allem, was ihr in Hogwarts schon erlebt habt, würde es mich zumindest keineswegs mehr überraschen."
Der Blick ihrer Mutter wirkte nachdenklich, doch Amberle hoffte ja selbst, dass es eine harmlose Angelegenheit war. Und bevor ihre Eltern doch noch Einwände in den Raum werfen konnten, flammte mit einem Mal grünes Feuer in ihrem Kamin auf, woraufhin Mary und Andrew erschrocken zusammenzuckten und ein freundlich lächelnder Arthur Weasley trat aus dem Flammen, während er gut gelaunt in die Runde schaute.
,,Guten Abend, alle zusammen. Ich hoffe doch, ich bin nicht zu spät.", meinte er und während ihre Eltern sich noch vom Schock erholten, begrüßte Amberle den Vater von Ron und Ginny.
,,Keineswegs. Eher ein bisschen zu früh."
Arthur warf einen prüfenden Blick auf seine Armbanduhr und musste sich eingestehen, dass er in der Tat etwas zu früh dran war. Allerdings störte ihn das nicht wirklich und er winkte ab, ehe er einen freundlichen Blick auf die Eltern von Amberle warf.
,,Mr. und Mrs. Harvey, schön Sie wiederzusehen. Und darf ich noch einmal betonen, wie faszinierend ich Ihr Muggelhaus finde. Diese Einrichtung ist wahrlich sonderbar und bemerkenswert.", sprach er mit einem staunenden Blick auf sein Umfeld aus, woraufhin Andrew sich vom Sofa erhob und dem Zauberer die Hand schüttelte.
,,Vielen Dank, Mr. Weasley. Freut uns, dass Sie Gefallen an unserem Zuhause finden. Und Sie werden Amberle demnach zu diesem mysteriösen...Treffpunkt begleiten?"
,,In der Tat. Seien Sie unbesorgt. Ihre Tochter ist bei uns gut aufgehoben und das Treffen wird sicherlich reibungslos verlaufen.", bestätigte Arthur Weasley, doch Amberle wurde hellhörig.
,,Treffen?"
Ihr war zwar klar gewesen, dass Dumbledore sie wohl keineswegs für eine Besichtigung zu gegebener Adresse gebeten hatte, doch von einem Treffen hatte er nichts erwähnt. Und Arthur Weasley sah nun ein wenig ertappt aus, da er einen verlegenen Gesichtsausdruck aufsetzte und leicht am Hinterkopf kratzte.
,,Ähm, ja. Du wirst es sehen, wenn wir dort eintreffen und wir sollten uns nun auf den Weg machen. Die anderen warten sicher schon."
Ohne eine weitere Frage abzuwarten, schnappte sich der rothaarige Zauberer den Koffer von Amberle und trat wieder auf den Kamin zu, während er sich flüchtig an seine Mütze tippte.
,,Mr. und Mrs. Harvey, es war mir wieder eine Freude. Bis zum nächsten Mal."
Mary nickte stumm und warf einen misstrauischen Blick Richtung Kamin, der ihr in der Gegenwart eines erwachsenen Zauberers einfach nicht geheuer war. Andrew wandte sich an Amberle und bedachte seine Tochter mit einem eindringlichen Blick.
,,Amberle, bitte sei vorsichtig und schreib uns, sobald ihr euch auf dem Weg nach Hogwarts befindet. Passt auf euch auf. Wer weiß, was jetzt alles da draußen lauert wo...Ihr-wisst-schon-wer wieder zurück ist."
Amberle sah ihrem Vater sein Unbehagen an und nickte eifrig, ehe sie ihn zum Abschied umarmte. Auch ihre Mutter schloss sie noch einmal in die Arme, ehe sie den Käfig mit Artemis wieder an sich nahm und zu Arthur Weasley in den Kamin stieg. Dieser nickte dem Ehepaar Harvey noch einmal höflich zu und zog dann etwas Flohpulver aus seiner Tasche, ehe er es auf den Boden warf und zeitgleich den gewünschten Zielort aussprach.
,,Gimmauldplatz 12."

Als Amberle zum ersten Mal am Grimmauldplatz stand und das betreffende Gebäude vor sich betrachtete, welches allem Anschein nach der geheime Treffpunkt sein sollte, konnte sie nicht leugnen, dass sie überrascht war. Sie hatte keineswegs eine so abgelegene Gegend erwartet und die Außenfassade des Gebäudes wirkte düster und enorm heruntergekommen. Es würde wohl kaum jemand vermuten, dass sich an solch einem Ort Hexen und Zauberer freiwillig aufhalten würden. Obwohl Amberle zugeben musste, dass das Haus einen soliden Eindruck auf sie machte und seltsamerweise hatte sie das Gefühl, dass sich mehr hinter der Fassade verbarg, als man auf dem ersten Blick vielleicht sah. Zumindest konnte sie nirgends die Hausnummer 12 entdecken und allein das war für sie der beste Beweis, dass Zauberei mit im Spiel war.
,,Das ist es also.", meinte sie und Arthur Weasley nickte, während er mit einem Mal seinen Zauberstab zog.
,,Gut aufpassen."
Er schwenkte seinen Zauberstab und Amberle sah, wie sich die Fassade des Hauses begann zu verändern. Denn die Häuser Nummer 11 und 13 begannen langsam aber sicher, sich durch Magie auseinanderzuziehen und machten dadurch Platz für die verborgene Hausnummer 12. Amberle spürte schwarz-magische Schutzschilde pulsieren und spannte sich ein wenig an, da sie keinerlei Ahnung hatte, was auf sie zukam und was sie an diesem sonderbaren Ort erwarten würde. Die Hexe beobachtete erstaunt, dass die Muggel in den Häusern nebenan von alldem nichts mitzubekommen schienen, aber natürlich blieb ihnen jedes noch so kleine magische Detail verborgen und nichts von alldem war für ihr bloßes Auge sichtbar. Ein zweifelloser Vorteil an der magischen Welt.
,,So, das hätten wir. Dann wollen wir mal."
Arthur Weasley schritt voran und Amberle folgte dem hochgewachsenen Zauberer, der die gitternde Pforte und öffnete dann die Tür des Hauses, während er noch einmal prüfend die Umgebung musterte. Fast schon, als würde er erwarten verfolgt oder beobachtet zu werden.
Amberle sah sich ebenfalls wachsam um, konnte aber niemanden entdecken und schüttelte dann kam merklich den Kopf, als Arthur sie erwartungsvoll musterte. Der Zauberer entspannte sich daraufhin etwas und ließ Amberle den Vortritt, ehe er hinter der Hexe den Eingangskorridor betrat und sie sich sogleich auf einem langen Flur befanden.
Sofort musterte Amberle die fremde Umgebung und stellte sogleich fest, dass der Hausherr einen ziemlich speziellen Geschmack besaß und das Innere des Hauses war mächtig heruntergekommen. Die flackernden Lampen an den Wänden waren mit dicken Spinnweben übersät, einige Gemälde hingen in Fetzen und der schaurige Anblick bereitete Amberle eine Gänsehaut. Doch das war noch nicht alles. Ein abgehaktes Trollbein neben ihr schien als Schirmständer zu dienen, den alten Wänden entfuhr ein unheimliches Knarzen und Amberles Augen weiteten sich leicht, als sie verschrumpelte Köpfe von, sie vermutete ehemalige Hauselfen, entdeckte, die offenbar den Treppenaufgang zierten.
Die Braunhaarige schluckte, da sie sich nicht ganz wohl in ihrer Haut fühlte und als sich mit einem Mal die linke Hand von Arthur Weasley auf ihre Schulter legte, zuckte sie etwas zusammen.
,,Keine Angst, Amberle. Dieser Ort hier ist sicher und sieht gruseliger aus als er ist.", versicherte er ihr und Amberle nickte kaum merklich, als er sie bereits vor sich Richtung Tür schob.

Amberle begleite Arthur Weasley etwas zögerlich, der ihren Koffer am Absatz der Treppe abstellte und dann direkt auf die geschlossene Tür zumarschierte. Die Braunhaarige stellte den Käfig mit Artemis zu ihrem Koffer und vernahm dann Stimmen in dem Raum hinter der Tür und fragte sich, auf wen sie wohl gleich alles treffen würde. Als Arthur Weasley die Tür öffnete und dadurch offenbar gerade mitten in eine hitzige Diskussion platzte, staunte Amberle in der Tat nicht schlecht. Denn sie erhaschte einen Blick auf den Raum und entdeckte dort doch tatsächlich ihren ehemaligen Lehrer Remus Lupin und Sirius Black direkt neben ihm. Die Zwei hatten ihre Konversation unterbrochen und sahen nun zu ihr und Arthur auf, als auch schon Molly Weasley ins Blickfeld der jungen Hexe trat.
,,Arthur, da bist du ja. Gott sei Dank. Hat euch jemand gesehen?"
,,Nein, Molly. Es ist alles in Ordnung.", versicherte Arthur seiner Frau, die sich daraufhin entspannte und dann direkt auf Amberle zukam, um sie in eine herzliche Umarmung zu ziehen.
,,Amberle, wie schön dich zu sehen."
,,Hallo, Mrs. Weasley.", erwiderte Amberle, als Molly sich auch schon wieder aus der Umarmung zurückzog und der Hexe leicht über das dichte dunkle Haar strich.
,,Hübsch bist du geworden. Also, ich meine natürlich noch hübscher als vorher."
,,Oh, vielen Dank.", meinte Amberle etwas verlegen und Arthur tätschelte seiner Frau die Schulter.
,,Wir sollten Amberle nun aufklären, Schatz. Bevor die anderen mit Harry eintreffen."
Molly nickte und Amberle setzte zur Antwort an, wurde dann aber von der tiefen Stimme begrüßt, die dem Paten ihres besten Freundes gehörte.
,,Amberle Harvey. Willkommen im Hauptquartier vom Orden des Phönix."
Amberle, die von Arthur in den Türrahmen geschoben worden war, stand nun direkt Sirius Black gegenüber, der sein typisches Lächeln aufgesetzt hatte und vielsagend auf die Räumlichkeiten um sie herum deutete. Die Hexe war zunehmend verwirrt und machte sich auch nicht die Mühe, dies zu verstecken.
,,Dem was?"
Sie hatte keine Ahnung, was hier vor sich ging und was das alles zu bedeuten hatte. Sirius sah flüchtig über seine Schulter zu Remus, der noch immer am Tisch saß und Amberle nun andeutete, gegenüber von ihm Platz zu nehmen. Sirius trat zur Seite, woraufhin die Dunkelhaarige den Raum betrat, der offenbar eine Art Esszimmer zu sein schien und langsam ließ sie sich auf dem Stuhl gegenüber von Remus Lupin nieder.
Sie nahm ihre Umgebung in Augenschein und fragte sich noch immer, was es mit diesem merkwürdigen Haus auf sich hatte. Sirius nahm unterdessen seinen Platz neben Remus wieder ein, während das Ehepaar Weasley die Stühle seitlich von Amberle in Beschlag nahmen. Erwartungsvoll blickte die junge Hexe in die Runde und erhoffte sich nun etwas Licht ins Dunkel bringen zu können.
,,Also, ich bin ganz Ohr. Was hat das alles zu bedeuten und warum genau bin ich hier?", brach sie ihr Schweigen und Remus verschränkte die Hände auf dem Tisch ineinander, während er Amberle ruhig musterte und sich ein wenig über den Tisch beugte.
,,Das Wichtigste zuerst. Du befindest dich, wie Sirius eben schon sagte, im Hauptquartier vom Orden des Phönix."
,,Der Orden des Phönix? Ist das eine Art Geheimbund?", hakte Amberle nach und Remus bestätigte ihre Vermutung mit einem Nicken.
,,Der Orden wurde einst von Dumbledore gegründet, wobei sich Hexen und Zauberer im Kampf gegen Lord Voldemort verbündet haben. Und jetzt, wo Voldemort zurück ist, wurde er wieder ins Leben gerufen."

Die grünen Augen von Remus musterten Amberle eindringlich und ein paar seiner hellbraunen Haare hingen ihm in wirren Strähnen übers Gesicht, während er Amberle abwartend betrachtete. Diese verarbeitete die neuen Informationen, während sie aus dem Augenwinkel bemerkte, wie Sirius die Arme vor der Brust verschränkte und sich in seinem Stuhl zurücklehnte. Sein Blick wirkte äußerst erwartungsvoll, was Amberle ein wenig irritierte. Es schien, als würde er auf eine ganz bestimmte Reaktion ihrerseits warten. Allerdings tastete sich die Hexe mit Bedacht an die neue Situation heran.
,,Verstehe. Und ihr gehört demnach wohl zu den Mitgliedern, aber was habe ich damit zu tun?"
Amberle beschlich bereits ein Verdacht, doch sie zögerte noch, ihn auszusprechen. Denn es musste schließlich einen Grund haben, warum Dumbledore ausgerechnet ihr die Adresse vom geheimen Hauptquartier seiner Gemeinschaft hatte zukommen lassen. Sirius' Augen funkelten geheimnisvoll und er wandte sich prüfend an Amberle.
,,Was glaubst du denn, weshalb du hier bist?"
,,Nun, da Dumbledore mir die Adresse persönlich zukommen ließ, wollte er ohne Zweifel, dass ich diesem heutigen Treffen beiwohne. Was mich zu dem Entschluss bringt, dass er sich dadurch vielleicht erhofft, ich könnte euch entweder nützliche Informationen liefern oder die viel verrücktere Theorie...er versucht mich auf diese Art und Weise für euren Geheimbund zu rekrutieren."
Amberle hatte ihre Vermutung geradewegs offenbart und während Sirius sichtlich zufrieden aussah, so hob Remus lediglich eine Augenbraue und Amberle merkte, wie Molly und Arthur sie leicht überrascht von der Seite musterten.
,,Tja, was hab ich euch gesagt. Man kann ihr wahrlich nichts vormachen. Unserer kleinen Freundin hier bleibt nichts verborgen und ihr Scharfsinn könnte uns durchaus nützlich sein. Kein Wunder, dass Dumbledore sie gerne in seinen Reihen hätte.", bestätigte Sirius den Verdacht von Amberle und bevor diese etwas erwidern konnte, widersprach Molly ihm energisch.
,,Aber sie ist immer noch ein Kind. Ich gebe zu, Amberle besitzt allem Anschein nach in der Tat außergewöhnliche Fähigkeiten, aber sie ist gerade erst 15 Jahre alt. Sie jetzt schon in einen Krieg mit reinzuziehen, wäre äußerst verantwortungslos und rabiat."
Sirius rollte unauffällig mit den Augen und Remus seufzte kaum merklich, während Amberle vom Ausbruch der rothaarigen Hexe überrascht war. Es kam nicht oft vor, dass Molly Weasley ihr sanftmütiges Wesen in den Hintergrund rücken ließ und etwas kratzbürstig wurde. Jedoch hatten Ginny und Ron schon oft genug erzählt, dass ihre Mutter durchaus zur Furie werden konnte, wenn es die Situation erforderte. Aber mit ihrem Einwand trat Molly nun eine Diskussion los, denn Sirius wies sie bereits in die Schranken.
,,Die Anordnung von Dumbledore war deutlich: Amberle soll ein festes Mitglied des Ordens werden, wenn sie damit einverstanden ist. Und wir brauchen jede Hilfe, die wir kriegen können. Schließlich dürfen wir nicht vergessen, dass Voldemort zurück ist und er wird schon sehr bald voranschreiten, um einen Krieg anzuzetteln. Wir müssen Harry beschützen und das Schlimmste verhindern, solange wir noch können."
,,Indem wir ein junges Mädchen an die Vorderfront stellen und zum Köder machen? Kommt gar nicht infrage.", blaffte Molly den Zauberer an, als Remus beschwichtigend seine rechte Hand hob.
,,Ich verstehe deine Einwände, Molly und bin deiner Meinung. Aber wir sollten Amberle fragen, wie sie darüber denkt. Immerhin ist es ihre Entscheidung."

Nun richteten sich die Blicke aller Anwesenden auf Amberle, die sich daraufhin ziemlich unwohl fühlte. Sie stand nicht gerne im Mittelpunkt und bei der bloßen Vorstellung, sie würde an vorderster Front des Ordens mit den anderen in den Krieg ziehen, wurde ihr ganz anders. Ihr war es lieber, wenn sie im Hintergrund agieren und dadurch hilfreichen Beistand leisten konnte, aber eine Führungsperson war sie nun wirklich nicht. Aber dennoch wusste sie, dass Sirius im Grunde recht hatte. Sie mussten Harry beschützen und einen Krieg verhindern...gemeinsam. Und wenn sie dies am besten in Form eines Ordens tun konnten, dann sah sie darin den einzig richtigen Weg.
,,Es wäre zumindest sinnvoll, dies in Erwägung zu ziehen.", brachte sie hervor und Sirius schaute triumphierend zu Molly, ehe Amberle etwas ernster wurde. ,,Ich werde darüber nachdenken und mich dann endgültig entscheiden. Es gäbe dann aber sehr viele Dinge zu besprechen.", fügte sie noch hinzu und Remus nickte.
,,Selbstverständlich. Am besten, du gehst erstmal nach oben und richtest dich ein. Bis zum Schulanfang bleiben wir alle hier und oben warten schon Ron und Hermine. Sie freuen sich sicher dich wiederzusehen. Wir besprechen noch ein paar Einzelheiten und später findet dann noch einmal eine Versammlung statt, wenn die anderen zurück sind."
,,Apropos, ihr sagtet vorhin, Harry. Weiß er etwa auch vom Orden desPhönix?", fragte Amberle irritiert, doch Arthur schüttelte den Kopf.
,,Nein, er weiß noch nichts. Und wir werden ihm zunächst auch nur das Gröbste sagen, denn so lautet die Anordnung von Dumbledore. Außerdem müssen wir erstmal abwarten, wie Harrys Anhörung im Ministerium verlaufen wird. Wenigstens konnte Dumbledore den Schulverweis bis zum Termin aussetzen."
Amberle verspürte den Anflug von Erleichterung bezüglich dieser Neuigkeiten, war jedoch etwas verwirrt, da Dumbledore Harry wohl zum größten Teil im Unklaren lassen wollte. Aber warum weihte er sie dann in alles ein? Die Hexe fand das Verhalten ihres Schulleiters äußerst merkwürdig und hoffte bei der Rückkehr nach Hogwarts etwas mehr darüber in Erfahrung bringen zu können. Doch zunächst musste sie wohl oder übel eine Entscheidung treffen. Die Entscheidung, ob sie ein festes Mitglied vom geheimen Orden des Phönix und damit offiziell Teil der Rebellion gegen den dunkelsten Zauberer aller Zeiten werden würde.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top