Dolores Jane Umbridge
Hallöchen, liebe Harry Potter-Fans. Unser Abenteuer geht weiter, denn heute beginnt offiziell das fünfte Schuljahr für unsere Freunde. Und auch da wird es natürlich eine Menge geheimnisvoller Ereignisse geben. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und habt ein schönes Wochenende :)
Liebe Grüße,
eure Hela
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Dolores Jane Umbridge
Anfang September kehrten die Freunde schließlich nach Hogwarts zurück, denn das fünfte Schuljahr begann und Harry war seiner Anklage dank Professor Dumbledore entgangen. Man hatte ihn freigesprochen, was dem Minister zwar wohl deutlich missfallen war, aber da Dumbledore laut Harry sogar eine Zeugin hatte aufweisen können, war Fudge gar nichts anderes übrig geblieben, als die Anklage fallen zu lassen. Etwas, das Harry und auch seine Freunde ungemein erleichterte.
Als Amberle am ersten Abend mit Ginny zusammen beim Abendessen in der großen Halle saß, warf sie jedoch immer wieder prüfende Blicke Richtung Eingang. Vor einer knappen Stunde waren sie in Hogwarts angekommen, doch von ihren drei Freunden fehlte bis jetzt noch jede Spur. Denn da Amberle mit Ginny den Zug verlassen hatte, waren sie vorerst getrennte Wege gegangen und bisher war das goldene Trio noch nicht wieder aufgetaucht.
Doch dann kamen Harry, Ron und Hermine zusammen mit Neville in die Halle und zogen gerade ihre Gryffindor-Umhänge zurecht. Amberle verspürte beim Anblick ihrer drei besten Freunde Erleichterung, aber auch Verwirrung. Immerhin konnte eine lange Abwesenheit niemals ein gutes Zeichen sein, wenn das Trio eingespannt war. Dies ließ sich nun ebenfalls am Tisch nieder und wurde sogleich von Amberle ins Kreuzverhör genommen.
,,Na, endlich. Wo seid ihr gewesen?"
,,Frag lieber nicht. Wir hatten gerade eine ziemlich unschöne Begegnung.", kam es angesäuert von Ron, woraufhin seine Schwester die Stirn runzelte.
,,Mit wem?"
,,Dreimal darfst du raten.", meinte Hermine und deutete unauffällig zum Tisch der Slytherin.
Amberle machte den Fehler ihrem Blick zu folgen, sodass sie dem von Draco Malfoy begegnete. Doch sie wandte ihn sofort ab und ahnte bereits, dass der blonde Slytherin mal wieder seine Finger mit im Spiel hatte. Ein Seufzen glitt der Hexe über die Lippen.
,,Malfoy. Warum nur überrascht mich das nicht? Was hat er diesmal wieder angestellt?"
,,Er hat sich über meine Anhörung lustig gemacht und behauptet, man würde mich ohnehin nach Askaban schicken.", brummte Harry und Ginny schnaubte abfällig.
,,Idiot. Vielleicht solltest du ihm die Leviten lesen, Amberle. Schließlich kannst du sehr überzeugend sein und hast auch schon Valentin zusammengefaltet."
Amberle sah die Rothaarige überrascht an, winkte dann aber entschieden ab.
,,Vergiss es. Malfoy ist nicht mehr meine Angelegenheit."
,,Zum Glück. Hab mich schon gefragt, wann du endlich einsiehst, dass er voll das Arschloch ist.", entgegnete Ron trocken, was ihm einen Seitenhieb von Hermine einbrachte.
,,Ron!"
,,Nein, Hermine. Er hat ja Recht. Ich hab' viel zu lange gehofft, dass Draco Malfoy auch eine menschliche Seite hat, aber...das war Zeitverschwendung.", stimmte Amberle Ron schließlich zu und verspürte wieder einen Drang zur Selbstbestrafung.
Warum war sie auch so töricht und naiv gewesen, Draco Malfoy ein gewisses Maß an Vertrauen entgegenzubringen? Sie hätte doch wissen müssen, dass dies nicht gut ausgehen würde und im letzten Schuljahr hatte sie den endgültigen Beweis dafür bekommen. Da nützten Draco auch die unzähligen Briefe nicht, die er seiner armen Eule aufgebürdet hatte und die letzten Endes doch alle unbeantwortet geblieben waren. Und obwohl sie ihren Freunden nur einen kleinen Bruchteil von dem erzählt hatte, was vorgefallen war, so hatte denen das schon ausgereicht, um Malfoy noch mehr Missfallen entgegenzubringen.
Die Konversation der Freunde rückte schließlich in den Hintergrund, als Dumbledore an sein Pult trat und seine alljährliche Begrüßungsrede zur Eröffnung des neuen Schuljahres abhielt.
,,Guten Abend, Kinder. Es gibt in diesem Jahr im Kollegium zwei Veränderungen. Wir freuen uns, Professor Raue-Pritsche wieder zu begrüßen. Sie unterrichtet im Fach Magische Kreaturen, während Professor Hagrid vorübergehend auf Urlaub ist. Heißen wir auch unsere neue Lehrerin in Verteidigung gegen die dunklen Künste Willkommen: Professor Dolores Umbridge."
Erst jetzt entdeckte Amberle die Dame, die ganz am Rande des Lehrertischs neben Professor Snape saß und bei ihrem Anblick staunte Amberle nicht schlecht. In ihrer grellen pinken Kleidung stach Dolores Umbridge zwischen den anderen Lehrern sofort heraus, weshalb Amberle sich wunderte, dass sie ihr nicht schon früher aufgefallen war.
Selbst auf ihren dunkelbraunen kurzen Haaren, die sich in Locken kräuselten, prangte ein pinkes Kleidungsstück im Format eines ulkigen Hutes, der ihrer, ohnehin schon schrillen Erscheinung, noch die Krone aufsetzte.
Irgendwas an der Hexe gefiel Amberle nicht, denn als dieser ein eigenartiger Laut entfuhr, was wohl eine Art Kichern sein sollte, verspürte Amberle sogleich ein Maß an Abneigung und sie war sich schon jetzt sicher, dass Dolores Umbridge zu den Lehrern zählen würde, um die Amberle einen großzügigen Bogen machte.
Aber auch Snape warf nur einen Seitenblick auf seine neue Kollegin, der vor Abneigung und Missachtung nur so triefte, was den Reaktionen der anderen Lehrer jedoch ähnelte. Nur Dumbledore bemühte sich um Höflichkeit, wobei Amberle auch ihm ansah, dass er über die neuesten Entwicklungen nicht wirklich begeistert zu sein schien.
,,Es stimmen sicher alle mit ein, wenn ich der Professorin alles Gute wünsche. Wie üblich hat mich unser Hauslehrer Mr. Filch gebeten, daran zu erinnern..."
Dumbledore hielt inne, als Umbridge sich räusperte und doch allen Ernstes eine pinke Handtasche vor sich auf dem Tisch abstellte. Alle Lehrer warfen ausdruckslose Blicke auf das neueste Mitglied in ihren Reihen und Amberle spürte Argwohn, der sich unter den Professoren breit machte, als Dolores Umbridge sich langsam erhob und um den Tisch herumkam, ehe sie auf Dumbledore zusteuerte.
,,Die war bei meiner Anhörung. Sie arbeitet für Fudge.", meinte Harry leise und Amberle brummte.
,,Na, toll. Das kann nichts Gutes bedeuten."
,,Vielen Dank, Schulleiter...für diese herzlichen Worte des Willkommens.", setzte Umbridge an und bei ihrem sarkastischen Unterton wurde Amberle ganz anders. ,,Und es ist so wunderbar, wie ihr Schüler mit strahlender zufriedener Miene zu mir hinauf lächelt."
Amberle genügte ein Blick durch die große Halle, um zu erkennen, dass dies keineswegs der Fall war. Denn fast alle Schüler sahen eher ausdruckslos zu Umbridge oder wirkten von deren sinnlosem Geschwafel unendlich gelangweilt. Doch das störte die Dame in Pink keineswegs, da sie unbeirrt mit ihrer engstirnigen Rede fortfuhr.
,,Wir werden bestimmt alle bald wirklich gute Freunde sein.", meinte sie, woraufhin das Weasley-Duo sich ein ironisches Kommentar nicht verkneifen konnte.
,,Ja, garantiert."
Amberle musste ein Lachen unterdrücken und richtete ihren Blick wieder auf Umbridge, der die abwesende Begeisterung aller Anwesenden gänzlich zu entgehen schien.
,,Für das Ministerium für Magie ist ohne Frage die richtige Erziehung junger Hexen und Zauberer ein Thema von zentraler Bedeutung. Auch, wenn jeder Schulleiter dieser historischen Institution etwas...Neues hinzugefügt hat,", fuhr sie mit einem Nicken in Richtung Dumbledores fort, der es erwiderte. ,,so ist doch Fortschritt, allein um des Fortschritts Willen, auf keinen Fall zu unterstützen. Lasst uns bewahren, was unbedingt bewahrt sein will, perfektionieren, was uns gelingt zu perfektionieren und Gepflogenheiten ablegen, die schleunigst verboten gehören."
Ein Lächeln der Hinterhältigkeit, was dennoch so unschuldig wie das eines Kindes wirkte, umspielte die Lippen von Dolores Jane Umbridge, während ein heimtückisches Kichern ihre Worte unterstrich. Amberle bekam eine Gänsehaut und ein Blick in die Seele dieser Hexe genügte der Gryffindor, um zu wissen, dass dieses Schuljahr sicher eine ganz neue Art von Herausforderung sein würde.
Dumbledore klatschte widerwillig Beifall, um die anderen notgedrungen zu animieren, zumindest den Anschein von Begeisterung zu wahren. Allerdings kamen nur wenige Schüler dem nach und die Worte des Schulleiters ließen keinen Zweifel daran, dass er die unausgesprochene Drohung ebenfalls vernommen hatte.
,,Danke, Professor Umbridge. Das war wirklich höchst...aufschlussreich.", merkte er an, während Ron missbilligend auf die Hexe in Pink deutete.
,,Aufschlussreich? Ein Haufen Geschwafel."
,,Was hat das zu bedeuten?", fragte Harry und Hermine schien nicht ganz wohl zu sein, als sie ihm die Erklärung lieferte.
,,Das Ministerium mischt sich in die Angelegenheiten von Hogwarts ein."
Amberle entging der Unmut ihrer Freunde nicht. Aber sie war nicht gewillt, es Dolores Umbridge so einfach zu machen, hier die Macht an sich zu reißen. Denn genau das schien die neue Professorin im Sinn zu haben, was Amberle ihrer arroganten Fassade deutlich ablesen konnte.
,,Nur, wenn wir das zulassen.", brachte sie hervor und Ron ahnte sofort, dass Amberle einen Hintergedanken hatte.
,,Was hast du im Sinn?"
,,Tja, wenn Umbridge glaubt, dass wir uns ihr einfach willenlos unterwerfen, dann irrt sie sich. Zumindest werde ich keineswegs zulassen, dass sie derartige Methoden hier in Hogwarts anwendet.", erklärte Amberle und die Weasley-Zwillinge grinsten breit über das ganze Gesicht.
,,Klingt nach Rebellion alla Amberle Harvey."
Die Braunhaarige schmunzelte und warf einen unauffälligen Blick der Verachtung auf Dolores Umbridge. Sie spürte, wie sich die Abneigung gegen die neue Professorin in ihrem ganzen Körper ausbreitete und Amberle war entschlossen, Umbridge im Auge zu behalten. Wer wusste schon, was diese sonst alles noch mit sich bringen würde?
Nach dem Abendessen kehrten alle Schüler und Schülerinnen in ihre Häuser zurück. So auch Amberle und Hermine, die sich im Schlafsaal daran machten, nun ihre Koffer auszupacken. Ab diesem Jahr würden sie in dem Raum sogar zu dritt sein, denn aufgrund der neuen Erstklässler hatte man etwas mehr Platz im Schlafsaal schaffen müssen und daher würde Ginny ihre neue Mitbewohnerin sein. Eine Tatsache, die Hermine und Amberle natürlich außerordentlich erfreute.
,,Ich bin sicher, das 5. Schuljahr wird klasse.", sagte Hermine überzeugt und Amberle nickte zustimmend.
,,Oh, ja. Ich bin nur froh, dass Harry bei seiner Anhörung noch mit einem blauen Auge davongekommen ist. Allerdings ist mir diese pinke Furie als Lehrerin ein Dorn im Auge. Wer weiß, wie die im Unterricht drauf ist."
Amberle schüttelte sich, denn Dolores Jane Umbridge rief in ihr das gleiche Misstrauen hervor, wie es im vergangenen Jahr der falsche Professor Moody getan hatte. Diese Frau hatte etwas Heimtückisches an sich und Amberle war sich ziemlich sicher, dass der nächste Ärger nicht lange auf sich warten lassen würde.
Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als Ginny schließlich zu ihnen stieß und auf ihr neues Bett zusteuerte. Es freute Amberle, dass Ginny zu ihr und Hermine ins Zimmer eingeteilt worden war, denn so konnten sie wieder mehr Zeit miteinander verbringen.
,,Hey, Leute.", begrüßte die Rothaarige die zwei Hexen und Hermine hob prüfend eine Augenbraue.
,,Ginny, wo bist du denn gewesen? Wir haben schon fast alles ausgepackt."
,,Ja, sorry. Ich musste noch was erledigen. Ach, übrigens...Amberle, da möchte dich jemand vor unserem Portrait sprechen. Glaub mir, ich hab' versucht ihn abzuwimmeln, aber keine Chance.", teilte sie der Braunhaarigen mit, die ihr einen Blick der puren Verwirrung zuwarf.
,,Was? Wer will mich denn um diese Zeit noch sprechen?"
,,Draco Malfoy!"
Ginnys Antwort traf die Hexe wie ein Schlag und sie konnte kaum glauben, was sie da hörte. Hatte es denn nicht gereicht, dass er sie die Ferien über mit Briefen bombardiert hatte? Musste er nun auch noch einen auf Stalker vor dem Gryffindor-Gemälde machen?
,,Das darf doch wohl nicht wahr sein. Der hat mir gerade noch gefehlt.", brummte sie genervt und Hermine war sofort misstrauisch.
,,Was will der denn so spät noch von dir? Falsche Frage...was will er überhaupt von dir?"
,,Ich habe keine Ahnung.", versicherte Amberle ihr und Ginny wirkte nachdenklich.
,,Vielleicht solltest du ihn einfach da draußen stehen lassen. Irgendwann wird er schon abziehen."
Amberle wünschte sich wirklich, dass sie Recht hatte, wusste es allerdings besser.
,,Oh, da kennst du ihn aber schlecht. Wir sprechen hier immerhin von Draco Malfoy. Glaubt mir...der geht erst, wenn ich rauskomme und mit ihm gesprochen habe."
,,Und was willst du sagen?", hakte Hermine nach, woraufhin Amberle entschlossen in die Runde schaute.
,,Ganz einfach: Zieh Leine, Malfoy und lass dich hier nie wieder blicken!"
Hermine schaute ein wenig skeptisch drein und Ginny seufzte ergeben.
,,Guter Plan. Könnte funktionieren, wenn Malfoy nicht so ein sturer Mistkerl wäre."
Dem konnte weder Amberle, noch Hermine widersprechen. Und obwohl Amberle nun wirklich keine Lust auf eine späte Abendaudienz bei Draco Malfoy hatte, so fügte sie sich widerwillig ihrem Schicksal und machte sich auf den Weg zum Portrait. Auf dem Weg dorthin legte sie sich schon ein paar mögliche Anmerkungen zurecht, sollten diese von Nöten sein. Wobei sie jedoch eher Ignoranz bevorzugen würde, da jegliche Abweisungen ja offenbar ohne Erfolg waren.
Als Amberle am Portrait ankam, zögerte sie kurz und nahm noch einen tiefen Atemzug, ehe sie sich dazu durchrang, das Anliegen ein für allemal zu klären. Sie öffnete es und als sie aus der Öffnung trat, stand dort in der Tat Draco, der sich nun umdrehte und beim Anblick der Hexe mächtig erleichtert wirkte.
,,Amberle!"
,,Ah, Malfoy. Dann hast du dich also tatsächlich verlaufen. Der Slytherin-Raum ist, glaube ich...in dieser Richtung. Solltest du nach 5 Jahren eigentlich wissen."
Ihre Stimmte triefte nur so vor Sarkasmus und sie warf ihm spöttische Blicke entgegen, nur ließ sich der Blonde nicht davon abschrecken.
,,Bitte, ich muss mit dir reden."
,,Kein Interesse! Gute Nacht!"
Amberle wollte sich schon wieder abwenden, doch er packte sie am rechten Arm und hielt sie zurück.
,,Jetzt warte doch. Ich werde hier nicht weggehen, bis du mir wenigstens zugehört hast."
,,Und was hat der werte Mr. Malfoy zu sagen?", brachte Amberle unwillig hervor, woraufhin Draco einen schuldbewussten Blick aufsetzte.
,,Amberle, es tut mir wirklich leid. Ich hab letztes Jahr viel falsch gemacht und ich hatte einfach gehofft, dass..."
Er schaffte es nicht den Satz zu beenden, da Amberle ihn harsch unterbrach.
,,Was? Ich über die Ferien auf einmal einen tragischen Gedächtnisverlust erleide und all deine Schandtaten vergesse? Träum weiter."
,,Gib mir doch wenigstens eine Chance, es wieder gutzumachen.", brachte er hervor und sie atmete tief aus, während sie abwinkte.
,,Bitte, Malfoy. Vergiss es einfach."
,,Was soll das? Warum nennst du mich wieder Malfoy? Ich dachte, das hätten wir hinter uns gelassen.", meinte er leicht irritiert, als der Frust aus Amberle herausplatzte.
,,Ja! Da dachte ich auch noch, du wärst anders als all die anderen aufgeblasenen arroganten Slytherin-Schüler aus deinem ach, so tollen Elitehaus und besitzt eine gewissenhafte Persönlichkeit. Tut mir wirklich leid, dass ich nur zu den minderwertigen Gryffindors gehöre. Ach, nein...ich vergaß! Ich bin ja nur ein wertloses Schlammblut."
Noch immer hatte sie die abscheulichen Worte noch genau im Gedächtnis, als Draco sie ihr im vergangenen Schuljahr an den Kopf geworfen hatte. Sie hatte vergeblich versucht es zu vergessen, doch saß die Enttäuschung darüber einfach zu tief und Draco schien sich deswegen wirklich mies zu fühlen. Denn Amberle sah ihm an, dass er unter Schuldgefühlen litt und dennoch weigerte sie sich, Mitleid zu empfinden.
,,Sag das nicht. Das bist du nicht, Amberle. Es tut mir so leid, dass ich das letztes Jahr zu dir gesagt habe. Ich hab meine Beherrschung verloren und Dinge ausgesprochen, die ich niemals sagen wollte.", wagte er einen weiteren Versuch, doch stieß er bei Amberle damit auf taube Ohren.
,,Du hast sie aber gesagt und das kannst du nicht mehr ungeschehen machen. Tut mir leid, Malfoy...aber Entscheidungen fordern nun mal ihre Konsequenzen ein. Und mit dieser Konsequenz wirst du jetzt leben müssen: ich will nichts mehr mit dir zu tun haben."
Bei dieser Äußerung starrte Draco sie schockiert an und wirkte ehrlich bis in die Grundmauern erschüttert.
,,Wie soll ich das deiner Meinung nach bitte aushalten?", brachte er hervor, doch Amberle zuckte nur gleichgültig mit den Schultern.
,,Keine Ahnung. Find's raus."
Mit diesen Worten wandte sie sich von ihm ab und schlüpfte wieder hinter dem Portrait durch, ehe sie Draco allein auf dem Korridor zurückließ. Das Gespräch hatte sie innerlich aufgewühlt und nur zu gerne würde sie es wieder aus ihrem Gedächtnis streichen. Jedoch wäre das wohl nur mit einem Vergessenszauber möglich und der würde dann garantiert mehr Erinnerungen löschen, als er sollte. Allerdings war Amberle zumindest fest entschlossen, an diesem einen Vorsatz festzuhalten: sie wollte nichts mehr mit Draco Malfoy zu tun haben und daran würde sich gewiss nichts mehr ändern. Ganz egal, was der blonde Slytherin auch noch versuchte.
Niedergeschlagen starrte Draco auf das geschlossene Portrait, welches zum Gemeinschaftsraum der Gryffindors führte und durch welches Amberle eben gerade verschwunden war.
Er hatte es verbockt. Ohne Zweifel maßlos verbockt. Schon nach den unzähligen Briefen in den Sommerferien war ihm im Grunde klar gewesen, dass Amberle ihm nicht so einfach vergeben würde und dennoch hatte er zumindest versuchen wollen mit ihr zu reden. Doch auch das war nun gründlich danebengegangen.
Langsam kehrte der Blonde der dicken Dame, die ihn etwas argwöhnisch betrachtete, den Rücken und machte sich auf den Weg zu den Kerkern, um zu seinem eigenen Haus zurückzukehren. Bald war Nachtruhe und schon jetzt wusste Draco, dass die Nacht wieder mal sehr kurz werden würde.
Seit dem Bruch mit Amberle im vergangenen Schuljahr, hatte er viele schlaflose Nächte hinter sich bringen müssen, da seine Schuldgefühle ihn gequält und die immer stärker werdenden Gefühle ihn wachgehalten hatten. Gefühle, die er niemals zuvor empfunden hatte und nicht ganz zuordnen konnte, ihm aber dennoch eine Heidenangst einjagten.
Irgendwas zog ihn zu dieser jungen Hexe hin und das schon seit ihrer ersten Begegnung, damals vor der Einschulung. Als Draco Amberle im Hogwarts-Express zum ersten Mal gegenüber gestanden hatte, da hatte er sofort gespürt, dass er ihr vertrauen konnte und eine starke Anziehung war von ihr ausgegangen. Als Amberle dann jedoch dem Hause Gryffindor zugeteilt worden war und sich dann auch noch mit Potter angefreundet hatte, war Draco schlagartig klar geworden, dass viel zu viel gegen eine derartige Verbindung zwischen ihnen sprach und er hatte die Hexe mit Ignoranz gestraft. Vergessen hatte er sie jedoch niemals vollkommen.
Als Draco den Gemeinschaftsraum der Slytherin erreichte und geradewegs in sein Zimmer ging, welches er sich auch in diesem Jahr wieder mit Blaise teilte, saß dieser bereits in seinem Bett und sah von seinem Buch auf. Ein prüfender Blick auf Draco genügte, damit Blaise den dicken Wälzer zuklappte und wohl wissend seufzte.
,,Deinem Blick nach zu urteilen, ist es nicht gut gelaufen."
Draco löste hastig seine Krawatte und beförderte diese in die nächstgelegene Ecke des Raumes. Dann ließ er sich auf seiner Bettkante nieder und machte seinem Frust endlich Luft.
,,Amberle hasst mich und ich kann es ihr nicht mal verübeln. Ich war ein Arsch und jetzt kriege ich die Quittung dafür. Verdammt, sie will nichts mehr mit mir zu tun haben, Blaise. Ich glaube, wenn sie könnte, dann würde sie mich zur Hölle jagen."
Dem Blonden missfiel es eigentlich, so offen über seine Gedanken und Gefühle zu sprechen, doch Blaise hatte sie nach den Ereignissen im letzten Schuljahr längst durchschaut und Draco in den Ferien geschickt dazu gebracht, sich endlich einzugestehen, dass Amberle ihm keineswegs so gleichgültig war, wie wohl ein jeder andere annehmen würde und er selbst immer behauptet hatte. Blaise legte das Buch auf seinem Nachttisch ab und setzte sich ein wenig auf.
,,Oje. Klingt nach einer ziemlich aussichtslosen Situation. Was willst du jetzt machen?"
,,Ich hab keine Ahnung, man. Sie hat all meine Briefe ignoriert oder aber in kleinen Fetzen zurückgeschickt. Wenn das kein Statement ist, dann bin ich kein Slytherin."
Draco stand am Rande der Verzweiflung. Etwas, das ihm gänzlich missfiel und er kam sich schon wie ein elender Versager vor, da er sich von seinen Gefühlen so herunterziehen ließ. Sie hatten eine geballte Macht und schienen ihn innerlich zu begraben. Und mit jeder weiteren Abfuhr von Amberle wurde die Last größer, sodass Draco sich inzwischen schon sicher war, früher oder später davon erschlagen zu werden.
Blaise hatte jedoch genug davon, seinen besten Freund als Häufchen Elend vor sich sehen zu müssen und beschloss, ihm einen gehörigen Tritt in den Hintern zu verpassen.
,,Aber du bist ein Slytherin, also verhalte dich auch so. Du hast Mist gebaut, ja...aber dann steh dazu und bieg es wieder gerade. Wenn du wirklich willst, dass das mit Amberle funktioniert, dann musst du ihr klarmachen, dass du es ernst meinst. Deshalb darfst du jetzt nicht aufgeben und musst für das kämpfen, was du willst.", redete Blaise ihm ein und Draco sah fassungslos auf.
,,Du hast gut reden. Dir ist schon klar, dass die Sache keineswegs einfach ist. Amberle ist immer noch eine Gryffindor und gehört zu der Bagage von Potter. Wenn die anderen davon erfahren, dann zerfetzen sie uns wie die Aasgeier."
,,Bei Salazar, dann mach den anderen klar, dass es immer noch deine Entscheidung ist, mit wem du deine Zeit verbringst. Oder ihr behaltet die ganze Sache erstmal für euch.", schlug Blaise vor, doch Draco verzog das Gesicht.
,,Ich weiß ja nicht einmal, was das zwischen uns ist und ich bin mir ziemlich sicher, dass Amberle spätestens nach letztem Jahr in solch einer Hinsicht nichts mehr von mir will."
Der Blonde konnte nicht leugnen, dass ihm dies einen Stich versetzte. Es war doch ohnehin hoffnungslos und deshalb brauchte er sich doch auch gar keine Mühe mehr machen. Blaise jedoch, warf ihm nun einen energischen Blick zu und stellte sich direkt vor Draco hin. Seine Hände stemmte er in die Hüften und er starrte seinen besten Freund geradezu nieder.
,,Jetzt hör mir mal gut zu, Draco Malfoy. Ich kenne dich nun schon eine ganze Weile und noch nie habe ich dich so erlebt. Deshalb bin ich mir ziemlich sicher, dass diese kleine freche Hexe genau das ist, was dir in deinem trostlosen eintönigen Leben fehlt. Und wenn dir deine Gefühle nicht schon vollkommen die Sinne vernebelt haben, dann ist dir das auch selber klar. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Amberle dich insgeheim noch nicht aufgegeben hat und sie wegen alldem Mist von letztem Jahr nur Angst hat, dir zu vertrauen. Also gib ihr einen Grund, dass sie es wieder kann und lösche ihre Zweifel aus. Sonst kannst du wirklich alle Hoffnung auf eine Zukunft mit ihr begraben und dann trete ich dir in den arroganten Hintern, dass du nicht mehr sitzen kannst."
Das hatte gesessen. Sprachlos sah Draco zu Blaise auf, dessen Miene so hart wie Stein war. Und Draco konnte ihm nicht mal widersprechen, denn sein Freund hatte Recht und zwar mit jedem einzelnen Wort. Deshalb nickte der Blonde nur stumm, als er sich geschlagen gab und in ihm keimte ein letzter Funken Hoffnung auf. Hoffnung darauf, dass Amberle ihm vielleicht doch noch irgendwie verzeihen und alles zwischen ihnen gut werden würde.
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