Die Weihnachtsfeier

Hallo, meine Lieben ;) Tja, wir haben schon September und die ersten Lebkuchen, Dominosteine und Spekulatius haben die Supermärkte erreicht. Wir haben noch ein bisschen Zeit, aber in Hogwarts ist schon wieder Weihnachtszeit :) Ich wünsche euch viel Spaß beim Weiterlesen, denn hier ist das neue Kapitel. Habt einen schönen Sonntag ;)

Liebe Grüße,
eure Hela

                                                                                                ~~~

                                                                           Die Weihnachtsfeier

Die folgenden zwei Wochen verbrachten Amberle und Harry zunächst jedoch hauptsächlich damit, Ron und Hermine möglichst voneinander fernzuhalten. Denn während Ron förmlich im Liebesglück mit Lavender schwebte, so schäumte Hermine regelrecht vor Wut und machte ihrem Ärger auch bei jeder Gelegenheit Luft. Dabei wies sie natürlich jeden Vorwurf, in Ron verliebt zu sein, eisern von sich.
Und Amberle entging auch nicht, dass Harry ebenso mehr unter seinem Liebeskummer zu leiden hatte. Denn immerhin hatte der Junge mit der Blitznarbe nach einer halben Ewigkeit sein Herz nun doch an Ginny verloren, die aber derzeit ja nun einmal mit Dean Thomas zusammen war und wodurch Harry einmal mehr unglaublich schlechtes Timing an den Tag legte. Und obwohl er wirklich versuchte, es bestmöglich zu verbergen, so hatte Amberle ja schon immer eine scharfe Beobachtungsgabe gehabt.
Ohnehin kam es der Hexe so vor, als würden die Gemüter und vor allem Hormone im sechsten Schuljahr eindeutig überkochen, denn wo man nur hinsah, fand man glückliche Liebespaare oder dramatische Trennungen vor. Tja, Erwachsen zu werden war nun wirklich nicht einfach und da war jedes Unterrichtsfach ein Leichtes gegen.
Noch immer hatte Amberle nebenbei mit der bevorstehenden Weihnachtsfeier von Slughorn zu kämpfen. Denn für diese war sie nun wirklich nicht in Stimmung, doch sie hatte Harry und auch Hermine versprochen, dass sie da sein würde. Obwohl das bevorstehende Weihnachtsfest nun wirklich keine Glücksgefühle in ihr auslöste.
Im vergangenen Jahr hatte sie Weihnachten immerhin mit Draco verbracht, doch der ging immer noch auf Distanz zu ihr und Amberle wusste nicht warum. Aus Blaise hatte sie ja auch kein Wort herausbekommen und so langsam wurde Amberle das Gefühl nicht los, dass mehr hinter der ganzen Sache steckte.
Dass sie nebenbei auch noch die geheime Mission mit Harry zu bewältigen hatte, war da nicht sonderlich hilfreich und auch in Sachen Selbstkontrolle bemühte sich Amberle um Fortschritte. Immer öfter unter der Woche hatte Dumbledore sie zu sich zitiert und ihr dabei geholfen, mehr Vertrauen und Kontrolle in ihre mysteriösen Fähigkeiten einzubringen. Dabei half Amberle aber vor allem, dass sie seither Valentin nicht mehr über den Weg gelaufen war, was sicher auch der Verdienst von Snape war. Zumindest war das Amberles Vermutung.
Allerdings fragte sich die junge Hexe in den zwei Wochen auch immer öfter, was es mit Horace Slughorn auf sich hatte, denn es musste schon ein sehr wichtiges Geheimnis sein, wenn Dumbledore ihn extra dafür nach Hogwarts zurückholte. Deshalb hatte Amberle auch noch einmal Myrte aufsuchen wollen, doch der Geist vom Mädchenklo war verschwunden und zeigte sich nicht. Etwas, das Amberle ungemein frustrierte und sie hatte das Gefühl, wieder von vorne anfangen zu müssen.
Ebenso musste sie immerzu an diese seltsame Szene zwischen Tom Riddle und der Schülerin Ravenwood denken, welche sie vor dem Aufeinandertreffen mit Valentin beobachtet hatte. Zwar hatte sie keine Ahnung, wer diese Schülerin gewesen war, doch sie schien Tom Riddle damals auf die Spur gekommen zu sein. Vielleicht war es ja sogar jene Schülerin gewesen, an die Amberle Tom Riddle erinnerte, wie er in der Kammer des Schreckens einst offenbart hatte. Zwar war es nur eine Vermutung, doch es war auch besser als nichts und Amberle hoffte, dass sie wenigstens in dieser Hinsicht bald Antworten finden würde.

Am späten Nachmittag ging sie noch durch die Korridore, um sich ein wenig von den ganzen Problemen abzulenken und irgendwie war sie froh, dass die Weihnachtsferien unmittelbar bevorstanden. Dann hätte sie immerhin wieder ein wenig mehr Luft ohne den Unterricht und konnte sich auf ihre Spezialangelegenheiten konzentrieren.
Gerade wollte Amberle auch schon den Weg zum Gryffindor-Turm antreten, als sie zufällig am Klassenzimmer von Slughorn vorbeikam und durch die offene Tür ein interessantes Gespräch aufschnappte.
,,Ich habe ihr nichts gesagt und verhalte mich auch genau so, wie du angewiesen hast, Albus. Obwohl ich das noch immer für einen Fehler halte.", sagte Slughorn und Amberle trat etwas näher heran, während sie verwirrt lauschte und sie entdeckte Dumbledore im Raum bei Slughorn.
,,Lass das mal meine Sorge sein. Wichtig ist, dass du weiterhin Stillschweigen bewahrst und keine Anmerkungen machst."
,,Amberle hat doch ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren.", wandte der Lehrer für Zaubertränke ein, woraufhin der Schulleiter eine Hand hob.
,,Und das wird sie auch, aber erst, wenn der richtige Zeitpunkt dafür gekommen ist."
Amberle runzelte die Stirn und hatte keine Ahnung, was hier vor sich ging. Offenbar sprachen Slughorn und Dumbledore über sie, doch was wussten die beiden? Zwar war Amberle schon länger klar, dass Dumbledore etwas vor ihr verheimlichte, aber sie hätte nun wirklich nicht gedacht, dass Slughorn darüber Bescheid wusste. Wo er doch eigentlich die Person war, deren Geheimnis es zu lüften galt.
,,Der Vorfall in meinem Unterricht zu Anfang des Schuljahres war schon Beweis genug dafür, dass du es nicht mehr lange aufhalten kannst. Sie wird immer stärker und wenn sie erstmal das volle Ausmaß ihrer Kräfte erlangt hat, dann wird Amberle stärker als wir alle sein.", brachte Slughorn nun energisch vor, doch Dumbledore wies ihn erneut zurück.
,,Weshalb wir sie auch um jeden Preis beschützen müssen. Horace, es steht zu viel auf dem Spiel und du musst mir schwören, dass du kein Wort darüber verlierst. Zu niemandem...vor allem nicht zu Amberle."
Die Worte des Schulleiters duldeten keinen Widerspruch und Amberle beschloss, sich zu entfernen. Nicht nur, weil sie sonst womöglich noch erwischt wurde, sondern weil sie genug gehört hatte. Und es war der endgültige Beweis dafür, dass Dumbledore ihr die Wahrheit bewusst vorenthielt. Aber warum?
Die Hexe stand vollkommen neben sich, während sie den Weg zurück zum Gryffindor-Turm antrat und über das Gespräch nachdachte, von dem sie gerade unfreiwillig Zeugin geworden war. Denn es bereitete ihr nicht nur Unbehagen im Bezug auf Dumbledore, sondern jagte ihr auch ein wenig Angst ein.

Wie stark sollte sie denn bitte laut Horace Slughorn werden? Sie war doch nur eine muggelstämmige Hexe, die bis zu ihrem 11. Lebensjahr nicht einmal etwas von dieser magischen Welt geahnt hatte. Ihre Eltern waren Andrew und Mary Harvey, die sie liebevoll aufgezogen und niemals belogen hatten. Zumindest hatte Amberle das angenommen, bis vor dem sechsten Schuljahr Dumbledore in ihrem Wohnzimmer gestanden und ein seltsames Gespräch mit ihren Eltern geführt hatte.
Immer mehr geriet die Welt von Amberle ins Wanken, denn sie konnte förmlich spüren, dass ein ganzes Gerüst um sie herum kurz vor dem Einsturz stand. Valentin hatte ihr gesagt, dass sie erkennen sollte, wer sie wirklich war. Doch wenn sie nicht Amberle Harvey war, wer sollte sie dann sein?

Diese Frage quälte Amberle auch noch, als schließlich die Weihnachtsfeier vom Slug-Club anstand. Bis dahin war sie vor allem Dumbledore großzügig aus dem Weg gegangen und hatte sich im Unterricht von Slughorn alle Mühe gegeben, sich nichts anmerken zu lassen. Denn die beiden Zauberer durften auf gar keinen Fall wissen, dass sie ihr Gespräch mit angehört hatte und deshalb musste Amberle die Fassung wahren. Egal, wie schwer ihr das auch fiel.
Doch die größte Hürde würde die Weihnachtsfeier sein, da Amberle derartige Festlichkeiten ja ohnehin nicht wirklich ausstehen konnte. Doch sie hatte ihren Freunden ein Versprechen gegeben und das hielt sie ein. Ihre einzige Hoffnung bestand darin, dass Harry ohnehin eher die Aufmerksamkeit von Slughorn auf sich ziehen würde und sie damit aus dem Schneider wäre.
Amberle entschied sich deshalb auch für ein schlichtes Outfit. Statt rot für Gryffindor trug sie heute mal grün, denn immerhin war Slughorn ja mal der Hauslehrer von Slytherin gewesen und grün war ja auch die passende Farbe für Weihnachten. Das Kleid reichte Amberle bis zu den Knien und sie trug passende Schuhe dazu, während sie nach wie vor die Halskette trug, welche Draco ihr letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hatte.
Und während Amberle auch Wort hielt und allein zur Weihnachtsfeier ging, so hatte Harry kurzer Hand Luna eingeladen und dadurch würde der Abend immerhin nicht so langweilig werden, wie Amberle es befürchtet hatte. Doch die Begleitung von Hermine war dagegen ein wahrer Schock.
Aus Trotz gegenüber Ron hatte diese nämlich ausgerechnet den Kotzbrocken McLaggen eingeladen, um wohl einen Versuch der Eifersucht bei Ron zu starten. Etwas, das Amberle eher als traurig erachtete und sie versuchte schon den ganzen Abend lang, Hermine ins Gewissen zu reden. Dumm nur, dass diese regelrecht die Flucht ergriff und sogar mit Harry hinter einem Vorhang verschwand, wo dieser auch mal von der speziellen Begleitung der sonst so klugen Hexe erfuhr.
Und als wäre das noch nicht schlimm genug, platzte Snape mitten in eine Konversation zwischen Harry und McLaggen, wobei der arrogante Gryffindor gerade eine Handvoll Drachenbällchen in sich reinstopfte, diese aber prompt auf den Schuhen von Snape erbrach. Und dieser war, wie zu erwarten, keineswegs erfreut darüber.
,,Das hier büßen Sie mit einem Monat Nachsitzen, McLaggen.", zischte er, als er sich an Harry wandte, ohne den Blick von Hermines Date zu wenden. ,,Nicht so eilig, Potter."
Harry, der sich soeben aus dem Staub hatte machen wollen, hielt nun inne und stand neben Amberle, die nur einen abschätzenden Blick Richtung Fledermaus Snape warf, der nun auf die beiden Schüler zusteuerte und wie immer einen grimmigen Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte.
,,Sir, ich muss leider wirklich wieder zurück zur Party. Meine Begleitung...", versuchte sich Harry noch zu retten, wobei Snape ihn jedoch unterbrach.
,,Sollte auch ohne Ihre Anwesenheit eine Minute oder zwei überstehen. Davon abgesehen, will ich nur eine Nachricht an Sie beide überbringen."
,,Was für eine Nachricht?", fragte Amberle und Snape wirkte mit einem Mal sehr geheimnisvoll.
,,Von Professor Dumbledore. Er lässt herzlich grüßen und hofft, Sie würden Ihre Ferien genießen, denn...er ist auf Reisen. Und seine Rückkehr ist sicherlich erst im neuen Halbjahr."
,,Auf Reisen? Wohin?"

Die Frage von Harry blieb unbeantwortet, denn Snape verschwand und ließ die beiden Gryffindor irritiert zurück. Amberle wandte sich verwundert an Harry und machte ein nachdenkliches Gesicht.
,,Weshalb lässt Dumbledore uns wissen, dass er auf Reisen ist, obwohl er vorher kein Wort davon gesagt hat?", brachte sie hervor und Harry zuckte mit den Schultern.
,,Keine Ahnung. Vielleicht kriege ich ja über Arthur Weasley was raus. Der weiß ja manchmal mehr als wir."
Amberle nickte kaum merklich und entfernte sich dann ein wenig von Harry. Sie wollte gerade zu Ginny gehen, als die Weihnachtsfeier von Slughorn mit einem Mal jäh unterbrochen wurde. Denn Hausmeister Filch platzte mit einem Mal in den Raum und hatte eine äußerst widerspenstige und unfreiwillige Begleitung im Gepäck.
,,Finger weg, Sie mieser Scrimp.", fauchte Draco, als Filch ihn gnadenlos durch die Menge bugsierte und sich mit dem Slytherin in der Mitte des Raumes postierte.
Alle starrten verdutzt auf den Hausmeister, der Draco Malfoy in Schach hielt und sich an Horace Slughorn wandte, welcher nun vortrat und den Fotografen davon abhielt, diese unangenehme Situation durch die Kamera festzuhalten.
,,Professor Slughorn, Sir. Hab gerade eben diesen Jungen hier gefunden. Hat ein Stockwerk höher in einem Gang rum gelungert. Und er hat behauptet, er wär ein Gast auf Ihrer Party.", äußerte Filch, der Draco offenbar kein Wort glaubte und bevor jemand anderes ihr zuvorkam, klinkte sich Amberle ein.
,,Ist er auch.", rief sie aus und alle Blicke richteten sich perplex auf Amberle, die sich jedoch nur etwas zerknirscht an Slughorn wandte. ,,Er ist...meine Begleitung. Tut mir leid, Professor...das hätte ich Ihnen sagen sollen. Es ist nur, er hat sich offensichtlich ziemlich verspätet und deshalb bin ich schon mal ohne ihn hergekommen.", erklärte Amberle so überzeugend, dass der Lehrer für Zaubertränke ihr die Ausrede sofort abkaufte.
,,Schon gut...schon gut, Miss Harvey. Dann wäre das ja geklärt. Los weiterfeiern, weiterfeiern."
Horace Slughorn animierte seine Gäste dazu die Party fortzusetzen und das Ereignis von eben zu vergessen. Draco wurde von Filch unsanft in Richtung Amberle geschubst, die den Blonden sogleich am Arm packte und mit einem scharfen Blick bedachte, der keinerlei Widerspruch duldete.
,,Ich muss an die Luft, Schatz. Würdest du mich bitte begleiten?"

Erbarmungslos zog sie Draco mit sich aus dem Raum, hinaus auf den dunklen Korridor, welcher nur durch einzelne Lampions schwach beleuchtet wurde. Erst dort ließ Amberle von seinem Arm ab und Draco schien nach den richtigen Worten zu suchen, denn sie konnte ihm ansehen, dass er sich sichtlich unwohl fühlte.
,,Ich sollte dir wohl danken.", meinte er, doch Amberle überging seine Aussage.
,,Lass gut sein. Aber vielleicht besitzt du wenigstens die Freundlichkeit mir zu sagen, was du da oben getrieben hast, wenn ich dir schon den Kragen rette."
,,Ich musste nachdenken.", erwiderte Draco, woraufhin Amberle ihn ungläubig anstarrte.
,,Nachdenken?"
,,Ja."
Draco hielt an seiner Aussage fest, doch Amberle wusste es besser. Kannte sie seine Maskerade doch langsam viel zu gut, als dass er sie noch täuschen könnte und entschloss sich dazu, ihren Freund etwas in die Enge zu treiben.
,,Hm, der berüchtigte Draco Malfoy spaziert spät abends über die Flure von Hogwarts, um nachzudenken. Du erwartest nicht wirklich von mir, dass ich dir das abkaufe, oder?"
,,Es ist aber so."
Draco warf ihr einen eindringlichen Blick zu, der sie wohl überzeugen sollte. Aber Amberle spürte, dass er ihr etwas verschwieg und das verletzte sie mehr, als es Worte je hätten tun können. Sie konnte ihre Enttäuschung auch nicht länger verbergen, denn sie wuchs mit jeder Sekunde und überwog mittlerweile sogar schon ihre Sorge um Draco, der offenbar nach einem Ausweg aus der Situation suchte.
,,Weißt du, was mich an der ganzen Sache am meisten stört? Ich dachte wirklich, du würdest mir vertrauen, Draco.", brachte Amberle hervor, woraufhin Draco etwas überrascht drein schaute.
,,Das tue ich."
,,Warum sagst du mir dann nicht einfach, was los ist? Du verhältst dich schon das ganze Schuljahr über äußerst merkwürdig. Du verschwindest immer wieder spurlos, redest kaum ein Wort mit mir und wenn ich mal auf dich zukomme, dann habe ich den Eindruck, du läufst vor mir davon. Wenn ich irgendwas gesagt oder getan habe, was dich dazu gebracht hat mir aus dem Weg zu gehen, dann...", setzte Amberle an, wurde von dem Blonden jedoch harsch unterbrochen.
,,Es liegt nicht an dir, okay? Ich...ich kann das nur einfach nicht mehr."
,,Was kannst du nicht mehr?"

Amberle versuchte vergeblich aus seinen Worten schlau zu werden. Und sie glaubte fast schon, einen Anflug von Verzweiflung in den sturmgrauen Augen von Draco zu erkennen, der jedoch sofort verschwand, als eine kühle Stimme die Konversation des Paares unterbrach.
,,Miss Harvey, ich glaube, man vermisst Sie schon auf der Party."
Es war Professor Snape, der wieder einmal aus dem Schatten hervortrat und Amberle daran hinderte, die Sache zwischen sich und Draco zu klären. Etwas, das der jungen Hexe gehörig auf die Nerven ging.
,,Professor Snape, welch' eine Überraschung. Sie scheinen immer wieder aufzutauchen, wenn Draco gerade mal...die Worte fehlen.", entfuhr es der Braunhaarigen spitz, doch Snape zeigte sich gleichgültig bezüglich der Aussage.
,,Mr. Malfoy soll nicht Ihre Sorge sein, Miss Harvey. Und jetzt begeben Sie sich bitte zurück zur Party oder in Ihren Schlafsaal. Ich habe noch etwas mit Mr. Malfoy zu besprechen."
Amberle sah zu Draco, der schweigsam da stand und offenbar keinerlei Einwände erhob, obwohl sein Hauslehrer sich in Angelegenheiten einmischte, die ihn im Grunde gar nichts angingen.
,,Hast du noch irgendwas zu deiner Verteidigung zu sagen, Draco?", kam es harsch von Amberle, doch als er weiterhin schwieg, verließ die Hexe jegliches Einfühlungsvermögen und sie schnaubte abfällig. ,,Natürlich. Weißt du was, vergiss es einfach. Ich werde dich von nun an nicht mehr belästigen und keine Sorge, aus der Patsche helfe ich dir auch nicht mehr. Scheint bei deinem persönlichen Bodyguard hier...ja auch nicht länger nötig zu sein."

Wütend und fassungslos kehrte Amberle den beiden Zauberern den Rücken und machte sich auf den Weg Richtung Gryffindor-Turm. Draco sah ihr verzweifelt nach und machte schon Anstalten ihr zu folgen, wovon Snape ihn allerdings abhielt, indem er ihm eine Hand auf die Schulter legte.
,,Lass sie gehen, Draco. Du wolltest selber, dass sie auf Abstand zu dir geht. Es ist besser so, glaub mir."
,,Aber sie hasst mich.", kam es Draco gequält über die Lippen, woraufhin Snape kaum merklich den Kopf schüttelte.
,,Dazu wird sie wohl kaum fähig sein. Und wenn dem so wäre, dann hätte sie dir eben nicht den Kopf aus der Schlinge gezogen."
,,Spätestens wenn mein Auftrag vollbracht ist, wird sie sich endgültig von mir abwenden. Ich habe sie verloren. In dem Moment, als ER mich hierzu auserwählt hat.", sagte Draco verzweifelt, doch sein Pate bestärkte ihn nur noch in seinem eigenen Entschluss, Distanz gegenüber Amberle zu wahren.
,,Dann sei froh, dass es so ist. Du kennst die Gefahren, denen sie ausgesetzt wäre und hast selbst entschieden, dass du sie da raushalten willst. Dann ertrage es nun auch."
Snape warf ihm noch einen ermahnenden Blick zu und zog seinen Patensohn dann mit sich. Denn er hatte noch ein ernstes Wörtchen mit ihm bezüglich des Auftrages zu reden, doch dafür war der offene Korridor hier nun wirklich nicht der richtige Ort. Dabei ahnten weder Professor Snape, noch Draco Malfoy, dass niemand anderes als Harry Potter ihnen folgte und von ihrem heimlichen Gespräch Zeuge werden würde.

Aufgebracht schlug Amberle die Zimmertür hinter sich zu, wodurch Artemis aus ihrem Tiefschlaf aufschreckte und den Kopf nach oben schnellen ließ. Amberle schüttelte ihre Schuhe ab und machte sich daran, den Reißverschluss ihres Kleides zu öffnen, während sie sich alle Mühe gab, ihre innere Wut zu zügeln.
Sie hatte es so satt. Alle um sie herum hatten irgendwelche Geheimnisse vor ihr und Draco schaffte es ja noch nicht einmal mehr, ein einfaches Gespräch mit ihr alleine zu führen. Nein. Sein Hauslehrer musste wieder dazwischen platzen und ihm Rückendeckung geben, was Amberle fast schon zur Weißglut trieb.
Was war das Problem? Sie verstand nicht, warum Draco sich so verhielt und fragte sich mittlerweile, ob sie überhaupt noch eine Beziehung miteinander führten. Zwar hatte Draco nie offiziell Schluss gemacht, doch das Schuljahr über bis jetzt hatte er sie gemieden und jeglichen Kontakt abgeblockt.
Nur mühsam konnte Amberle ihr festliches Gewand gegen ihren Pyjama tauschen, da die Gedanken immerzu um Draco kreisten und ihr keine Ruhe ließen. Schließlich setzte sich die junge Hexe auf ihre Bettkante und fuhr sich mit ihren Händen durch die langen dunklen Haare, während sich die Verzweiflung auf ihrem Gesicht ausbreitete.
Sie brauchte endlich Antworten und das nicht nur im Fall von Draco. Denn dieses Schuljahr schien mehr und mehr aus den Fugen zu geraten, was nichts Gutes bedeuten konnte. Und bei all den Katastrophen derzeit fragte sich Amberle, ob es überhaupt noch schlimmer kommen konnte.

Ein Rascheln ertönte und Amberle sah auf, als Artemis mit einem Satz zu ihr auf das Bett hüpfte. Ihre graue Eule sah zu ihr auf und Amberle musste ein wenig lächeln, da sie sich zumindest auf ihre gefiederte Freundin zu jeder Zeit verlassen konnte. Sie kraulte Artemis ein wenig das Gefieder am Kopf und war der Eule dankbar für ihre tröstende Geste.
,,Du bist wohl die Einzige, die keine Geheimnisse vor mir hat, was. Gut, ich bin ja selber auch nicht besser. Immerhin verschweige ich meinen Freunden auch so einige Dinge. Was soll ich nur tun, Artemis? Ich weiß einfach nicht mehr, was hier überhaupt los ist und so sehr ich die Wahrheit auch herausfinden will, so sehr fürchte ich mich auch davor. Ich dachte immerhin, genau zu wissen wer ich bin und dabei scheine ich ja jemand ganz anderes zu sein. Zumindest, wenn man den Worten von anderen Glauben schenken will. Wer bin ich, Artemis?"
Die Hexe sah zu der Eule auf, die nur ein leises Piepsen von sich gab. Offenbar hatte Artemis auch keine Antwort darauf und Amberle fühlte sich in diesem Moment vollkommen von der Welt abgeschnitten. Als wäre sie vollkommen allein an diesem Ort und es gab niemanden, der sie noch vor dem Abgrund bewahren könnte, der mit jeder Sekunde näher rückte.
So viele Jahre schon quälten Amberle die ungeklärten Fragen und nun stand auch noch diese mysteriöse Prophezeiung im Raum. Einmal mehr fragte sich die Hexe, was die Zukunft für sie bereithalten würde und wie ihr Schicksal aussah. Aber das würde sie wohl erst erfahren, wenn die ganze Wahrheit ans Licht kam und Amberle spürte, dass dieser Tag gar nicht mehr allzu lang entfernt sein würde.

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