Die Schatten werden länger

Hey, meine Lieben :) So, heute beginnt ganz offiziell das sechste Jahr in Hogwarts für unsere Freunde und wie der Titel schon sagt, die Schatten werden länger. Deshalb wünsche ich euch ganz viel Spaß beim Weiterlesen und freue mich auf eure Feedbacks ;) Schönen Wochenteiler für euch.

Liebe Grüße,
eure Hela

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                                                                     Die Schatten werden länger

Als der Hogwarts-Express schließlich seine Station in Hogsmeade erreichte, stiegen Ginny und Neville gemeinsam mit Amberle aus, als diese sich der Abwesenheit ihres Handgepäcks bewusst wurde.
,,Oh, Mist."
,,Alles in Ordnung?", fragte Neville und Amberle winkte ab.
,,Ähm, ja. Ich habe nur meine Tasche vergessen. Geht doch schon mal vor. Wir treffen uns dann in der großen Halle."
,,Sollen wir nicht auf dich warten?", meinte Ginny, aber Amberle schüttelte den Kopf.
,,Nicht nötig. Wir sehen uns da."
Neville und Ginny nickten zögerlich, ehe sie den Weg zu den Kutschen einschlugen. Amberle ging noch einmal schnell zurück ins Abteil und holte ihre Tasche, ehe auch sei den Hogwarts-Express verließ und die Tür schloss. Als sie dann ebenfalls den Weg zu den Kutschen antreten wollte, entdeckte sie ein Stück weiter vorne eine weitere Person, die soeben aus dem Zug stieg. Und ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, als sie die unverkennbaren weißblonden Harre erkannte und die junge Hexe schritt von hinten an ihren Freund heran, der sie noch nicht entdeckt hatte und mit dem Rücken zu ihr stand, während er mit seiner Tasche beschäftigt war.
Die Braunhaarige konnte einfach nicht widerstehen und legte von hinten ihre Hände auf seine Augen, während sie ihre Freude über das Wiedersehen kaum zügeln konnte.
,,Erwischt.", raunte sie ihm ins Ohr, ehe sie ihre Hände wieder zurückzog und Draco fuhr erschrocken zu ihr herum.
Amberle grinste ihn frech an und Draco hatte das Gefühl, dass sein Herz für einen kurzen Augenblick ausgesetzt hatte. Fassungslos sah er die Hexe vor sich an.
,,Bei Merlin...bist du verrückt geworden?"
,,Nicht mehr als sonst auch."
Seine Freundin zuckte mit den Schultern, doch ihm war offenbar überhaupt nicht nach Scherzen zumute.
,,Sehr witzig. Was machst du überhaupt hier? Solltest du nicht schon längst auf dem Weg in die Schule sein?", meinte er angespannt, woraufhin Amberle ihn etwas verdutzt ansah.
,,Hey, ganz ruhig, Aufseher. Ich hab nur was im Zug vergessen und musste deswegen zurück. Aber was ist mit dir? Du bist auch ganz schön spät dran."
Die Erklärung von Draco fiel äußerst knapp aus.
,,Ich wurde aufgehalten."
,,Klingt spannend. Erzählst du's mir?", brachte Amberle neugierig hervor, doch er winkte nur ab.
,,Besser nicht. Es würde dich ohnehin nur zu Tode langweilen."
,,Glaub ich kaum, aber gut. Dann kannst du mir aber wenigstens sagen, wie deine Ferien gewesen sind. Ich habe die ganze Zeit nichts von dir gehört.", meinte sie, während sie sich bei Draco einhakte und der starrte ein wenig in die Ferne.
,,Da gibt's nicht viel zu erzählen. Sie waren im Grunde...nur ziemlich anstrengend."
,,Es ist wegen deinem Vater, oder? Ist er immer noch in Askaban?", fragte Amberle zögerlich nach und Draco nickte kaum merklich.
,,Ja. Und da wird er so schnell auch nicht wieder rauskommen."
Nun löste Amberle ihren Arm aus seinem und blieb stehen, was Draco dazu veranlasste, ebenfalls Halt zu machen. Irritiert sah er zu der Braunhaarigen, die nun ein wenig niedergeschlagen zu Boden sah und er runzelte die Stirn.
,,Was ist?", wollte er wissen, als Amberle ihm einen reumütigen Blick zuwarf.
,,Es tut mir leid, Draco...ehrlich. Ich weiß, was dein Vater getan hat und warum er nach Askaban geschickt wurde, aber...ich wünschte trotzdem, es wäre nicht so."
,,Tja, es ist nicht mehr zu ändern. Außerdem ist er selbst schuld.", tat Draco die dramatischen Umstände ab, was Amberle nur noch mehr zu verunsichern schien.
,,Aber du bekommst deshalb doch keine Schwierigkeiten, oder? Ich meine, wenn irgendwas wäre, dann würdest du es mir sagen, nicht wahr?"
Unsicher betrachtete sie den Blonden, der ihres Erachtens nach viel zu schnell nickte.
,,Sicher."
Amberle spürte, dass er nicht ganz ehrlich war und obwohl sie versuchte, einen tieferen Einblick in seine Seele zu erhaschen, so stieß sie dort nur auf neue unüberwindbare Mauern, die selbst sie aussperrten. Draco schien zu spüren, dass sie nach Antworten suchte und ergriff stattdessen ihre Hand, um Amberle mit sich zu ziehen.
,,Komm. Bevor auch noch die letzte Kutsche weg ist und wir den ganzen Weg nach Hogwarts laufen müssen."

Den Weg vom Bahnsteig verbrachten Amberle und Draco schweigend, was die junge Hexe innerlich ziemlich aufwühlte. Was war nur mit ihm los? Für gewöhnlich war Draco ihr gegenüber stets aufgeschlossen gewesen, seit sie sich im vergangenen Schuljahr näher gekommen waren und Amberle vermisste diese Seite an ihm gerade entsetzlich. Schon, weil sie die ganzen Ferien über nichts von ihm gehört hatte, was sie zunehmend verunsicherte. Es fühlte sich fast so an, als befände sich eine unsichtbare Mauer zwischen ihnen, die sich einfach nicht überwinden ließ.
Als die beiden Schüler am Tor ankamen, welches an den Grenzen des Schulgeländes stand, trafen sie dort auf Professor Flitwick, der eine Liste in seinen Händen hielt und beim Anblick der Zwei erleichtert aufsah, aber dennoch etwas mürrisch wirkte.
,,Na, das wird aber auch Zeit. Muss ich denn für alle Schüler einen Suchtrupp losschicken?"
,,Es tut uns leid, Professor. Wir hatten nur etwas im Zug vergessen.", entschuldigte sich Amberle, woraufhin der kleine Zauberer abwinkte.
,,Jaja, schon gut. Also...Name?"
,,Ist das Ihr Ernst?", kam es genervt von Draco, während Amberle nur zunehmend verwirrt war.
,,Professor, Sie kennen uns seit unserer Einschulung."
,,Keine Ausnahmen, Miss Harvey. So sind jetzt die Vorschriften. Aber da Sie und Mr. Malfoy auf meiner Liste stehen und jetzt anwesend sind, können Sie beide zur Kontrolle und dann zu den Kutschen. Und keine Umwege mehr, klar? Schön, die Nächsten!"
Professor Flitwick winkte das Pärchen durch und verdutzt sah Amberle noch einmal über die Schulter zu ihm, während Draco sie wieder leicht mit sich zog. Die neuesten Entwicklungen lösten bei Amberle Irritation aus und sie sah Draco nachdenklich an.
,,Verstehst du, was hier vor sich geht?"
,,Nein, aber der hellste Verein war Hogwarts ja noch nie. So ein Affenzirkus.", brummte Draco, woraufhin Amberle unsanft gegen seinen Oberarm schlug.
,,Draco."
,,Was? Ich sage nur, was sich die Meisten bereits denken."
Amberle sah ihn fassungslos an, da sein Tonfall äußerst ruppig und kühl klang. Es baute sie nicht gerade auf, doch als sie erneut das Wort ergreifen wollte, kreuzten sie den Weg des grimmigen Hausmeisters Mr. Filch, der ganz offenbar die besagten Kontrollen durchzuführen schien.
,,Stehen geblieben! Sieh mal einer an, Harvey und der junge Mr. Malfoy. Seltener Anblick eine Gryffindor und einen Slytherin zusammen auf dem Weg zur Schule anzutreffen.", äußerte er verbittert, woraufhin Amberle ihm mit Sarkasmus begegnete.
,,Wir freuen uns auch Sie zu sehen, Mr. Filch."
,,Ganz sicher nicht.", kam es tonlos von Draco, doch Filch ermahnte den blonden Slytherin.
,,Zügeln Sie Ihre Zunge, Mr. Malfoy und jetzt...Taschen vorzeigen."

Der Hausmeister ließ Amberle und Draco keine Wahl, sondern griff sogleich zum Handgepäck der beiden Schüler. Amberle war nicht ganz wohl dabei, dass Filch ihre persönlichen Sachen durchwühlte, aber hatten sie wohl kaum eine Wahl. Bei Dracos Tasche wurde der Hausmeister sogar fündig, denn er zog einen langen Gegenstand heraus und Amberle erkannte sofort den Gehstock von Lucius Malfoy wieder.
,,Was ist denn das hier für 'ne Krücke?", raunte Filch Draco entgegen, der ihm den Stab augenblicklich aus den Händen riss.
,,Geben Sie das her."
,,Könnte als Angriffswaffe oder Schlagstock benutzt werden.", klagte er Draco an, woraufhin Amberle etwas erwidern wollte und doch schritt stattdessen Professor Snape ein, der wie aus dem Nichts plötzlich bei ihnen auftauchte.
,,Schon gut, Mr. Filch. Ich bürge für Mr. Malfoy."
Filch beäugte den Lehrer für Zaubertränke etwas missmutig, doch dann brummte er etwas Unverständliches und zog weiter zu den anderen Schülern. Amberle fühlte sich in der Gesellschaft von Snape sichtlich unwohl, der sie nun abschätzend musterte und Zurechtweisung über sie übte.
,,Miss Harvey, was tun Sie noch hier? Sie sollten längst im Schloss sein."
,,Wieso? Haben Sie etwa auch schon einen Suchtrupp nach mir losgeschickt?", gab die Braunhaarige scharf zurück, während Snape nun etwas desinteressiert klang.
,,Gewiss nicht, aber Professor Dumbledore erwünscht unverzüglich Ihre Anwesenheit. Und lassen Sie sich gesagt sein...er wartet nicht gern. Jetzt gehen Sie schon oder ich ziehe Gryffindor Punkte ab."
Sein Blick duldete keinen Widerspruch und Amberle verspürte einen Anflug von Wut, da sie nur noch genervt von dem Verhalten aller Anwesenden war.
,,Bei Merlins Bart. Sind denn heute alle so impulsiv und launenhaft? Da ist meine Eule ja geselliger.", zischte die Hexe ungehalten und ging dann weiter in Richtung Kutschen.
Somit ließ sie Draco allein mit seinem Hauslehrer zurück und merkte nicht, dass beide Zauberer ihr nachsahen. Und kaum, dass Amberle ihm den Rücken gekehrt hatte, breitete sich Verzweiflung auf dem Gesicht von Draco Malfoy aus, die er bis eben noch hinter einer Fassade der Ausdruckslosigkeit versteckt hatte. Snape schüttelte kaum merklich den Kopf und klang fast schon ein wenig vorwurfsvoll, als er das Wort an seinen Schüler und zeitgleich Patensohn richtete.
,,Ich hoffe, dir ist klar, was du da von mir verlangst. Sie ist ziemlich widerspenstig und kann mich auf den Tod nicht ausstehen."
,,Das weiß ich. Aber Sie haben mir Ihr Wort gegeben, Professor und ich verlasse mich darauf.", rief Draco seinem Paten ins Gedächtnis, der rasch abwinkte.
,,Jaja, schon gut. Ich werde die kleine Gryffindor im Auge behalten. Allerdings wird es für dich nicht leicht werden, sie auf Distanz zu halten. Sie ist stur...besonders, wenn es um dich geht."
Draco schluckte, denn er wusste, dass Snape Recht hatte. Und dennoch würde er an seinem Entschluss festhalten, den er in den Ferien getroffen hatte. Das musste er sogar, denn einen anderen Weg gab es nicht.
,,Ich schaffe das schon. Das muss ich...ich habe keine Wahl."

Amberle war noch immer genervt, als sie die Kutschen schließlich erreichte und die Thestrale wieder erblickte, welche sie auch in diesem Jahr wieder zur Schule bringen würden. Sie versuchte sich selbst etwas zu besänftigen und strich einem Thestral über die Nüstern, was dieser genüsslich über sich ergehen ließ und zu ihrer Überraschung stellte Amberle fest, dass Neville und Ginny in der Kutsche saßen. Denn die Schwester von Ron wirkte sichtlich erleichtert, als sie Amberle erblickte.
,,Hey, da bist du ja endlich. Wir dachten schon, du fährst zurück nach London."
,,Was macht ihr denn hier? Ich dachte, ihr wärt schon in der Schule.", meinte die Braunhaarige, als sie in die Kutsche stieg und Neville lächelte zaghaft.
,,Und lassen dich den ganzen Weg alleine fahren? Vergiss es. Wozu hat man Freunde?"
,,Oh, ihr seid so lieb. Aber ich war gar nicht alleine. Draco war bei mir.", gestand Amberle, die sich auf die Bank gegenüber ihrer beiden Freunde setzte und Ginny sah sich suchend um.
,,Ach, und wo ist er jetzt?"
,,Bei Professor Snape. Muss noch irgendwas bezüglich seiner Sachen da klären. Ich wollte ja helfen, aber dieser Gruftie-Professor hat mich gleich weggescheucht. Diesen Typen kann ich wirklich nicht ausstehen."
Amberle wurde wieder mulmig zumute, als sie an die Situation von eben zurückdachte. Snape schien wie ein Schatten auf sie gelauert zu haben und hatte sich zwischen sie und Draco gedrängt, sodass sie gar keine andere Wahl gehabt hatte, als das Weite zu suchen. Dabei wäre sie ihrem Freund nur ungern von der Seite gewichen, da dieser in höchste Maße seltsam war. Neville versuchte Amberle aufzumuntern, da ihm ihre schlechte Laune keineswegs entging.
,,Ach, komm. Du weißt doch, wie Snape ist. Der wird niemals ein Sonnenschein werden. Kommt lieber. Ich habe keine Lust, das Abendessen zu verpassen."
Der Thestral zog die Kutsche an und sie machten sich auf den direkten Weg nach Hogwarts. Immer wieder sah Amberle auf den Weg, den sie hinter sich ließen und erhoffte sich, Draco irgendwo zu entdecken. Doch jedes Mal wurde sie enttäuscht und sie zerbrach sich den Kopf darüber, was mit ihm los war.
Ginny und Neville versuchten die Hexe mit Ereignissen aus den Ferien zu erheitern, was jedoch nur begrenzt funktionierte. Aber dennoch rechnete Amberle es ihnen hoch an, denn es erleichterte sie ungemein, dass zumindest die Zwei ihre Beziehung zu Draco mittlerweile akzeptiert hatten.
Hermine hatte es ja ebenfalls hingenommen, auch wenn sie Amberle mehrfach versucht hatte klarzumachen, dass es möglicherweise die falsche Entscheidung war. Ron sagte zu dem Thema nichts mehr, konnte sich nur ab und zu seine bissigen Kommentare im Bezug auf den blonden Slytherin nicht verkneifen. Der Einzige, der offenbar noch immer ein großes Problem damit hatte war Harry. Denn dieser war ja keinesfalls begeistert davon, dass Amberle mit seinem Erzfeind zusammen war und dennoch hielt Amberle an ihrer Liebe zu Draco fest. Denn egal, wie er gegenüber den anderen vielleicht in Erscheinung trat, so kannte sie ihn vermutlich besser, als es die anderen taten. Er bedeutete ihr viel zu viel, als dass sie ihn im Stich lassen könnte und sie würde ihn niemals verlassen. Ganz egal, was auch passierte.

Als sie in Hogwarts ankamen, eilten die Gryffindor kurz in ihren Turm und tauschten die Alltagskleidung gegen ihre Schuluniformen aus. Dann trafen sie sich wieder und begaben sich gemeinsam in die große Halle, wo sie zum Tisch ihres Hauses marschierten. Amberle erspähte Ron und Hermine, die bereits dort saßen und ließ sich gemeinsam mit Ginny ihnen gegenüber nieder, während Neville sich zu Seamus und Dean gesellte. Und während Ron sich hungrig über das Abendessen her machte, bemerkte Hermine die Anspannung von Amberle natürlich sofort.
,,Hey, alles in Ordnung?"
,,Das weiß ich selber nicht so genau.", erwiderte Amberle und Hermine runzelte irritiert die Stirn.
,,Hattest du Ärger?"
,,Nicht direkt.", kam es zögerlich von Amberle, als das Gesicht von Ron sich verfinsterte.
,,Ist es wegen Malfoy?"
Den Namen des Slytherin spuckte er förmlich aus, woraufhin Amberle nur mit den Augen rollte. Dennoch sahen die Gryffindor unauffällig zum Slytherin-Tisch, wo auch Draco mittlerweise saß und gedankenverloren vor sich hin starrte. Das Essen würdigte er keines Blickes und er schien nur körperlich anwesend zu sein, weshalb Amberle sich wieder ihren Freunden zuwandte und etwas hilflos drein schaute.
,,Ist kompliziert. Erkläre ich euch später, ja?"
,,Okay.", meinte Hermine und Amberle fiel erst jetzt auf, dass eine Person nicht anwesend war.
,,Wo ist eigentlich Harry?"
Hermine zuckte mit den Schultern.
,,Tja, das wüssten wir auch gern."
,,Was soll das denn heißen?", hakte Amberle nach und Ginny klärte sie auf, da ihr bereits etwas zu Ohren gekommen war.
,,Er wird vermisst."
,,Vermisst? Seit wann denn?"
Amberle war sogleich besorgt, denn die Neuigkeiten alarmierten sie. Immerhin war Harry die Zielscheibe eines jeden Todessers und Hermine wirkte ebenso bestürzt über die Abwesenheit des jungen Zauberers.
,,Seit vorhin. Wir haben ihn im Zug verloren."
,,Keine Sorge. Er kommt sicher gleich.", versuchte Ron die Hexen zu beschwichtigen, als er sich die nächste Ladung Wackelpudding in den Mund schob.
Amberle bedachte den Rotschopf mit einem fassungslosen Blick, da sie gar nicht wusste, wie sie auf seine Leichtfertigkeit reagieren sollte. Hermine schien eine passende Reaktion gefunden zu haben, denn sie griff kurzer Hand zu dem Buch vor sich und schlug damit auf Rons Oberarm ein.
,,Hörst du wohl auf zu essen. Dein bester Freund wird vermisst, Ron.", klagte sie ihn an, woraufhin Ron kaum merklich Richtung Eingang deutete.
,,Ganz locker. Dreh dich um, da ist er, du Verrückte."
Sofort sahen die Mädchen zu den Flügeltüren der großen Halle, wo nun Harry in Begleitung von Luna Lovegood hereinkam. Er hielt sich ein Tuch an die Nase und wirkte mal wieder sichtlich angeschlagen, was auch Ginny keineswegs entging.
,,Er ist schon wieder voller Blut. Wieso ist er immer voller Blut?"
,,Diesmal scheint's sein eigenes zu sein.", stellte ihr Bruder fest, während Amberle seufzend den Kopf schüttelte.
,,Offenbar hat ihn mal wieder der Ärger gefunden."
Harry erreichte sie, während Luna zum Tisch der Ravenclaws ging, und ließ sich neben Ginny nieder. Amberle bedachte ihn mit prüfendem Blick, doch Hermine beließ es nicht dabei und nahm den Schwarzhaarigen stattdessen augenblicklich ins Kreuzverhör.
,,Wo bist du gewesen? Was ist mit deinem Gesicht?"
,,Nicht jetzt. Was hab' ich verpasst?", überging Harry ihre Frage und Ron lehnte sich etwas über den Tisch.
,,Der sprechende Hut hat gesagt, dass wir in diesen Zeiten tapfer sein sollen. Der kann sowas leicht sagen...so als Hut, oder?"
,,Ich glaube, als Hut sind so manche Dinge einfacher zu betrachten, Ron.", meinte Amberle knapp und der Rotschopf klang fast schon ein bisschen wehleidig.
,,Wem sagst du das."

https://youtu.be/0-eupTbesE8

Bei der Tonlage von Ron konnte Amberle nur schmunzeln, doch die Aufmerksamkeit von allen Schülern und Schülerinnen richtete sich nun nach vorne, als Professor Dumbledore an sein Pult trat und mal wieder geheimnisvoll in die Menge blickte. Ginny half Harry noch dabei seine blutende Nase abzutupfen, während Amberle den Worten des Schulleiters lauschte.
,,Ich wünsche euch einen guten Abend. Als Erstes möchte ich euch jemanden vorstellen. Das neueste Mitglied in unserem Kollegium: Horace Slughorn!"
Dumbledore deutete auf seinen alten Freund, der sich kurz erhob und zurückhaltend winkte, ehe er sich wieder setzte. Alle applaudierten, als Dumbledore auch schon fortfuhr.
,,Ich freue mich, dass Professor Slughorn seine alte Stelle als Meister der Zaubertränke wieder antritt. Dem Unterrichtsfach Verteidigung gegen die dunklen Künste widmet sich fortan Professor Snape.", verkündete Dumbledore und Amberle seufzte ein wenig.
,,Na, das kann ja was werden."
Ihre Freunde nickten zustimmend, während der Slytherin-Tisch natürlich begeistert über diese Neuigkeit war. Allerdings rückte diese schnell in den Hintergrund, als die Rede von Dumbledore ein viel düsteres Thema anschlug.
,,Wie ihr bemerkt habt, wurde jeder von euch bei seiner Ankunft heute Abend besucht. Und ihr habt das Recht, den Grund zu erfahren. Es gab einst einen jungen Mann, der, wie ihr auch, in dieser großen Halle saß. Durch die Gänge dieses Schlosses wandelte...unter seinem Dach schlief. Es schien allen, als wäre er ein Schüler wie jeder andere. Sein Name war Tom Riddle!"
Ein leises Raunen ging durch die Menge und Amberle spannte sich an, als Dumbledore den schwarzen Magier zur Sprache brachte. Doch der Schulleiter fuhr unbeirrt fort.
,,Heute freilich, ist er auf der ganzen Welt unter einem anderen Namen bekannt. Welches der Grund ist wieso...jetzt, da ich hier vor euch allen stehe, mir wieder schmerzlich bewusst wird, dass jeden Tag...jede Stunde...vielleicht gar in dieser Minute...dunkle Kräfte versuchen, die Mauern dieses Schlosses zu überwinden. Aber letztendlich seid deren größte Waffe ihr Schüler. Denkt mal in Ruhe darüber nach. Jetzt ab ins Bett, hopp hopp."
Mit diesen Worten beendete Dumbledore seine Ansprache, die dieses Jahr eher düster als motivierend geklungen hatte. Amberle wurde nicht ganz wohl bei den Worten des Zauberers und auch Ron schien so seine Zweifel zu haben.
,,Das war ja eine fröhliche Rede."
Die Schüler und Schülerinnen erhoben sich langsam und Amberle warf noch einen kurzen Blick zum Tisch der Slytherin, wo Draco noch immer gedankenverloren vor sich auf den Tisch starrte. Sie spielte mit dem Gedanken zu ihm zu gehen, doch dann verwarf sie ihn wieder. Es herrschte viel zu viel Gerangel und jetzt war wohl wirklich nicht der passende Augenblick, um Draco auf sein Verhalten anzusprechen. Noch dazu steuerte Professor McGonagall mit einem Mal direkt auf Amberle zu und hatte mal wieder eine Botschaft für die junge Hexe.
,,Miss Harvey, Professor Dumbledore erwartet Sie gleich in seinem Büro.", teilte sie ihr mit und Amberle sah zu ihren Freunden, die auf sie warteten.
,,Schon gut. Geht einfach vor. Ich komme dann nach."
Die anderen nickten und traten den Weg zum Gryffindor-Turm schließlich an, während Amberle stattdessen die Richtung zum Büro von Dumbledore einschlug. Es überraschte sie mittlerweile schon gar nicht mehr, dass der Schulleiter sie des Öfteren zu einem Gespräch zitierte. Es war mittlerweile eine Art Ritual zwischen ihnen geworden. Amberle hoffte einfach nur inständig, dass Dumbledore diesmal bessere Neuigkeiten hatte und nicht noch eine düstere Ansprache hielt. Denn die junge Hexe spürte auch so schon deutlich genug, dass die Schatten des Bösen immer länger zu werden schienen und sich langsam über sie alle ausbreiteten. Und irgendwas sagte Amberle, dass dieses Schuljahr anders als alle anderen werden würde.

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