Die Prophezeiung
Hallo, meine Lieben. Weiter geht's in Hogwarts und mit unseren Freunden. Es bleibt natürlich weiterhin spannend und ich wünsche euch ganz viel Spaß beim Weiterlesen :) Hier ist das neue Kapitel für euch.
Liebe Grüße,
eure Hela
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Die Prophezeiung
Es war ein Anblick, den wohl niemand der Anwesenden jemals wieder vergessen würde. Für Amberle war es der schlimmste Augenblick in ihrem Leben, als der Plan in einem ungeplanten Desaster endete und Dolores Umbridge im Klassenzimmer über Snape herfiel und ihn mit Küssen überhäufte.
Dabei war doch gar nicht Snape, sondern Filch das Ziel gewesen. Der Hausmeister, der Umbridge selbst Avancen machte und sein Herz längst an die Furie in Pink verloren hatte, sollte zumindest einmal in seinem Leben einen Glücksmoment haben, indem Umbridge seine Gefühle für kurze Zeit erwiderte. Nur dummerweise hatte der Liebestrank von Fred und George die Wirkung, dass man der ersten Person verfiel, die man nach Einnahme erblickte. Und da Filch umgehend den Raum verlassen hatte, nachdem er Umbridge den Tee servierte, war es Severus Snape gewesen, der nun zum Opfer des missglückten Plans von Amberle wurde.
Noch immer war der Raum von Gelächter erfüllt, denn die meisten Schüler und Schülerinnen kriegten sich bei dem Schauspiel, welches sich ihnen darbot, gar nicht mehr ein und Draco fuhr erneut zu Amberle herum, die sich in dem Moment jedoch nur das nächste Erdloch herbeisehnte.
Mit Mühe schaffte es Snape schließlich, Umbridge von sich zu stoßen und die Hexe taumelte ein wenig irritiert zurück. Als sie sich erneut auf ihn stürzen wollte, richtete der Zauberer seinen Stab auf sie und sprach einen rettenden Zauberspruch aus.
,,Petrificus Totalus."
Umbridge erstarrte und kippte nach hinten um, woraufhin das Gelächter erstarb und Snape argwöhnisch in die Menge blickte. Die Schüler sanken ein wenig auf ihren Stühlen in sich zusammen und wagten es nicht, einen direkten Blick auf ihren Lehrer zu werfen. Amberle versuchte, möglichst genauso ahnungslos und überrascht wie ihre Klassenkameraden zu wirken, als Snape ein bedrohliches Knurren entfuhr und er seine Klasse zornig anfunkelte.
,,Wenn ich herausfinde, wer dahinter steckt, wird derjenige bis an sein Lebensende Zauberkessel schrubben."
Dann scheuchte er die Slytherin-Schüler Crabbe und Goyle auf, die ihm dabei helfen mussten, Umbridge zum Krankenflügel zu bringen. Mit wehendem Umhang schritt Snape voraus, während die beiden Freunde von Draco Umbridge trugen und schnaufend hinter ihrem Lehrer hereilten. Die Stunde war somit offiziell für beendet erklärt.
Und kaum, dass Snape mit den anderen den Raum verlassen hatte, brach unter den Schülern eine wilde Diskussion aus, in der sie spekulierten, wer für den skurrilen Vorfall mit Umbridge verantwortlich sein könnte.
Amberle schnappte sich ihre Tasche und verließ eilig das Klassenzimmer, woraufhin ihre drei Freunde der Hexe sofort nachsetzten. Nur mit Mühe konnten sie die Braunhaarige einholen, die den Korridor im Fluchttempo hinter sich ließ und noch immer am liebsten im Erdboden versinken würde.
,,Amberle, warte!", rief Harry und nachdem sie um eine Kurve bog, holte das Trio sie schließlich ein und Harry stellte sich Amberle in den Weg. ,,Ich glaube, du solltest uns erklären, was da gerade passiert ist."
,,Was passiert ist? Das Beste, was ich in meinem ganzen Leben gesehen habe. Amberle, wenn du etwas ausheckst, machst du keine halben Sachen. Es war der absolute Wahnsinn."
Ron grinste breit über das ganze Gesicht und klopfte ihr anerkennend auf die Schulter. Amberle wirkte jedoch noch immer zerknirscht und Hermine beäugte ihre Freundin ein wenig skeptisch.
,,Du solltest beten, dass Snape niemals hinter die Wahrheit kommt."
,,Dass es so aus dem Ruder läuft, war ja gar nicht geplant. Bei Merlin. Ich wollte doch, dass Umbridge sich in Filch verknallt und nicht über unsere Fledermaus herfällt. Grundgütiger, das ist eine Katastrophe."
Die junge Hexe verbarg ihr Gesicht in den Händen und hoffte inständig, dass Snape wahrlich niemals erfuhr, dass sie dieses Vorfall zu verantworten hatte. Ron grinste noch immer breit und Hermine seufzte kaum merklich, während Harry Amberle aufmunternd die Schulter tätschelte.
,,Das wird schon. Sieh es doch mal so, Amberle...Umbridge könnte durch diese Eskapade vielleicht etwas dazulernen."
,,Oh, mit Sicherheit. Bestimmt vor allem, wie sie ihre Schüler als Strafe noch mehr foltern kann, damit das nicht noch einmal geschieht.",brummte Amberle und malte sich bereits die schlimmsten Szenarien in ihrem Kopfaus.
Sie stufte Umbridge zumindest als nachtragend genug ein, um bis in alle Ewigkeit Hass und Verachtung für den Schuldigen zu empfinden, was in diesem Fall ja Amberle war. Da konnte die junge Hexe wirklich von Glück reden, dass niemand außer ihren Freunden wusste, dass sie dieses Desaster zu verantworten hatte. Bei Gelegenheit musste sie sich jedoch unbedingt das Weasley-Duo vorknüpfen, denn so hätte der Plan niemals aus dem Ruder laufen dürfen.
Hermine, die noch immer ein wenig nachdenklich wirkte, seufzte mit einem Malauf und deutete dann vielsagend auf den Korridor.
,,Kommt. Lasst uns gehen. Wir sollten schließlich nicht zu spät zu Verwandlung kommen, da McGonagall uns sonst sicher Strafarbeiten verrichten lässt."
Die anderen nickten und gemeinsam setzten sie ihren Weg schließlich fort. Amberle dachte zwar noch immer an das, was sich eben im Unterricht von Snape abgespielt hatte, aber dennoch bemühte sie sich zeitgleich auch nach vorne zu blicken. Schließlich konnte sie es ohnehin nicht mehr ungeschehen machen und sie musste wohl einfach darauf vertrauen, dass die ganze Sache möglichst schnell wieder in Vergessenheit geraten würde. Wobei sie sich nicht ganz sicher war, ob die anderen dieses Ereignis je wieder vergessen würden.
Die Dunkelheit umgab sie, als Amberle sich an dem Ort wiederfand, der für sie einer grenzenlosen Leere vorkam. Schon so unzählige Male in ihren Träumen hatte er sie heimgesucht und nun war sie erneut in ihm gefangen. Gefangen ohne jede Chance zu entkommen.
Amberle stand langsam vom Boden auf, während sie sich umsah und eine Stimme im Flüsterton vernahm. Allerdings konnte sie nicht verstehen, was sie sprach und spürte, dass dies kein Art Traum war, wie sie es bisher erlebt hatte. Denn bisher hatten ihre Träume ihr stets dabei geholfen, ein aktuelles Geheimnis von Hogwarts zu lüften. Doch diesmal führten sie Amberle zu etwas, was die junge Hexe niemals hätte erahnen können.
„Wenn schlägt des Phönix' Schicksalsstund' im Sturm", sprach die flüsternde Stimme nun direkt zu ihr und Amberle fuhr erschrocken herum.
,,Wer ist da?"
Doch niemand außer ihr war dort und Amberle spürte, wie sie am ganzen Körper erschauerte. Eine Gänsehaut legte sich über sie und jeder Muskel spannte sich an, als erneut das Echo zu ihr sprach, dessen Worte jedoch zu weit entfernt waren.
,,Was willst du?", rief Amberle in die grenzenlose Leere, als sie sich erneut umdrehte und mit einem Mal erstarrte.
In der Ferne erkannte sie ihr anderes Ich und diesmal versuchte es nicht, sie fortzuschicken. Denn es machte eine merkwürdige Kopfbewegung und setzte sich schließlich in Bewegung, als zeitgleich seine Stimme im Kopf von Amberle erklang.
,,Folge mir."
Ohne groß nachzudenken, kam Amberle der Aufforderung nach und folgte ihrem anderen Ich durch die grenzenlose Finsternis. Immer wieder riefen die Stimmen Amberle etwas zu, doch sie ignorierte die unverständlichen Worte und hatte nur ihr anderes Ich im Visier. Dieses lief unbeirrt weiter und obgleich Amberle nicht wusste, wohin es sie führen wollte, eilte sie ihm nach.
Bis es mit einem Mal verschwand und Amberle abrupt stehen blieb. Wie gebannt verharrte sie an Ort und Stelle, während sie sich unsicher umsah und fragte, was dies alles zu bedeuten hatte.
,,Die Antwort liegt vor dir."
Amberle fuhr ein weiteres Mal herum, als die Stimme ihres anderen Ichs direkt hinter ihr erklang und auf die unausgesprochene Frage in ihrem Kopf antwortete. Es stand ihr nun direkt gegenüber und zog die Hexe mit seinem fesselnden Blick unmittelbar in einen Bann, dem sie sich unmöglich entziehen konnte. Und dann hörte Amberle wieder das seltsame Flüstern, welches nun aber ganz nah zu sein schien.
Die Antwort darauf fand Amberle in ihrer rechten Hand, wo sie nun eine leuchtende kleine Kugel aus Glas erblickte, die wie durch Magie von selbst dort aufgetaucht war. Amberle hob ihre Hand samt Kugel an und glaubte eine Art Nebelgeschwader im Glas zu erkennen, das wie ein Gewittersturm umher tanzte und glitzernde Funken versprühte.
Aus dem Inneren der Kugel vernahm Amberle das Flüstern und versuchte die Worte zu verstehen, doch es gelang ihr nicht. Stattdessen durchbrach ihr anderes Ich wieder die gespenstige Stille in der Leere, während es Amberle einen undefinierbaren Blick zuwarf.
,,Du kannst es nicht aufhalten. Der Ruf des Schicksals steht unmittelbar bevor und du wirst ihm Folge leisten...ob du es willst oder nicht. Denke daran: keiner von beiden kann leben, während der andere überlebt. Doch ist dies nicht dein Schicksal, obgleich du sehr wohl mit ihm verbunden bist.", sagte es und Amberle war verwirrter als je zuvor.
,,Was hat das zu bedeuten? Wovon sprichst du?"
,,Deine Suche nach der Wahrheit wird schon bald ein Ende nehmen. Aber vorher wirst du dein eigenes Schicksal erkennen müssen. Erst dann wirst du im Stande sein, es anzutreten und bedenke dabei...hast du diesen Pfad erstmal beschritten, gibt es keinen Weg mehr zurück.", erwiderte die Doppelgängerin und entfernte sich immer mehr von Amberle, als irgendwas sie von ihr wegzog. ,,Die Dinge...sind nicht so, wie sie scheinen."
Als ihr anderes Ich verschwunden war, stand Amberle noch immer schockiert an Ort und Stelle. Die Worte ihres Schattenzwillings hatten sie bis ins Mark erschüttert und als sie einen neuen Blick auf die Kugel in ihrer rechten Hand riskierte, stürzte Amberle auf einmal hinab in die Tiefe, als einzelne Bilder wie Donnerschläge in rasender Geschwindigkeit vor ihrem inneren Auge aufblitzten.
Sie sah einen fremden Ort mit dutzenden kleinen Lichtern, die sie nicht zuordnen konnte. Dann durchzuckte ein grellend grüner Lichtblitz die Dunkelheit, als vor ihr das Gesicht von Sirius Black auftauchte. Und darauf folgte die täuschend echte Erscheinung von Lord Voldemort, der mit seiner kalten Stimme den unabwendbaren Fluch des Todes aussprach und die Kugel in den Händen von Amberle mit einem lauten Knall explodierte.
,,Avada Kedavra."
Mit einem lauten Aufschrei schreckte Amberle hoch und kehrte in die Wirklichkeit zurück. Die Leere um sie herum war verschwunden und stattdessen befand sie sich wieder in ihrem Schlafsaal vom Gryffindor-Turm. Das Herz von Amberle raste unaufhaltsam und sie stand zusehends unter Schock nach dem, was sich eben in ihrem Kopf abgespielt hatte. Oder war es vielleicht sogar in den tiefsten Gefilden ihres Geistes gewesen?
Durch den Schrei von Amberle waren auch Hermine und Ginny aufgeschreckt worden, die nun entsetzt auf die leichenblasse Hexe starrten und sofort zu ihr geeilt kamen, nachdem es sie fast aus den Betten gerissen hatte.
,,Amberle, was ist passiert?", brachte Hermine hervor und Ginny warf der Dunkelhaarigen besorgte Blicke zu.
,,Bei Merlin. Du bist ja schneeweiß im Gesicht. Hattest du einen Albtraum?"
Amberle schwieg. Sie war nicht im Stande etwas zu erwidern und das musste sie auch gar nicht. Denn ein Blick auf ihre Freundin reichte Hermine aus, um die nötige Schlussfolgerung zu ziehen.
,,Du hast etwas gesehen, nicht wahr? Deine Träume...sie fangen wieder an.", meinte sie, woraufhin Amberle den Kopf leicht schüttelte und endlich ihre Stimme wiederfand.
,,Nicht ganz. Diesmal ist es etwas anderes. Weitaus mächtiger und...es verfolgt mich."
Ginny und Hermine tauschten einen kurzen Blick, als sie diese Aussage auf sich wirken ließen und wussten anscheinend nicht so ganz, was sie darauf erwidern sollten. Und Amberle wusste es ja selbst nicht einmal. Allerdings ließ etwas die Hexe wieder regelrecht erstarren, denn in ihrer rechten Hand spürte Amberle etwas und als sie einen Blick darauf warf, weiteten sich ihre Augen.
In ihrer Handfläche lagen einzelne Glassplitter und diese zerfielen nun zu Staub, der sich von selbst verflüchtigte. Und Amberle glaubte fast, in ihm noch die kläglichen Überreste des verhängnisvollen Echos zu vernehmen, welches sie in der Leere heimgesucht hatte.
Während Hermine ratlos auf das Geschehen starrte und keine Erklärung dafür hatte, wirkte Ginny sichtlich verunsichert und warf einen skeptischen Blick auf Amberle.
,,Was hat das zu bedeuten?", wollte sie wissen und ein Schatten legte sich über das Gesicht der braunhaarigen Hexe.
,,Dass es längst begonnen hat."
Am nächsten Morgen kämpfte Amberle noch immer mit den Ereignissen der vergangenen Nacht und spürte, dass etwas unmittelbar bevorstand. Die Tatsache, dass Ginny und Hermine noch vergeblich versucht hatten, Amberle wegen ihres Albtraumes zu löchern, machte die Sache nicht gerade einfacher und die Gryffindor hatte Mühe, alles andere um sich herum nicht gleich mit den düsteren Augenblicken des Traums in Verbindung zu bringen.
Wo sie auch hinsah befürchtete Amberle sogleich, grüne Blitze oder Nebelschaden zu sehen, die eine neue Vision der Verdammnis mit sich bringen würden. Auch die kalte Stimme von Lord Voldemort hallte noch immer in ihrem Kopf wieder, was Amberle sämtliche Konzentration erschwerte. Daher war sie froh, dass der Tag mit dem Unterricht bei Trelawney beginnen würde. Denn in Wahrsagen passierte ohnehin nie etwas Spannendes und da würde es gar nicht auffallen, wenn Amberle nicht ganz bei der Sache war.
Zum Glück war zumindest der Vorfall mit Umbridge, der nun schon einige Tage her war, nicht länger Gesprächsthema und das, obwohl sich die ganze Schule noch köstlich darüber amüsiert hatte. Nachdem Umbridge von dem Liebeszauber befreit worden war, hatte sie geflucht und dem Schuldigen mit Konsequenzen gedroht, doch zum Glück hatte sie nach wie vor keine Ahnung, wer hinter der Scharade steckte. Einzig und allein Professor Dumbledore, der Amberle beim Essen einen wissentlichen Blick zugeworfen hatte, schien die Dinge durchschaut zu haben und Amberle hatte Rons Zwillingsbrüdern den Schwur abgenommen, dass sie niemals wieder eine derartige Katastrophe heraufbeschwören würden. Danach war wieder etwas Ruhe eingekehrt und der Vorfall schien langsam aber sicher in Vergessenheit zu geraten.
Aber auch das baute Amberle nicht wirklich auf. Zu aufwühlend war der Traum von vergangener Nacht und sie konnte nicht einmal eine Fassade beim Frühstück wahren, weshalb Harry und Ron natürlich sofort aufgefallen war, dass etwas nicht stimmte. Doch so sehr sie auch versucht hatten Amberle zum Reden zu bringen, die Hexe hüllte sich in Schweigen und hatte stattdessen die bohrenden Blicke von Draco auf sich gespürt, welche dieser ihr vom Slytherin-Tisch aus zugeworfen hatte. Auch er schien wohl zu ahnen, dass etwas passiert war und Amberle hoffte, dass er ihr vielleicht weiterhelfen konnte.
Doch zuerst würde sie den Unterricht hinter sich bringen müssen und als sich Amberle gemeinsam mit ihren Freunden zu Wahrsagen begab, hatte sie ein ungutes Gefühl. Unauffällig sah sie sich um, als ob sie befürchtete, dass ihr anderes Ich wieder von irgendwoher auftauchen und unheimliche Botschaften verkünden würde. Was Amberle noch mehr verunsicherte war die Tatsache, dass sie und ihr anderes Ich wohl in der Tat miteinander verbunden waren. Wie die andere Amberle es im Hauptquartier bereits erwähnt hatte, so schien der Traum es bestätigt zu haben: Amberles Gedanken waren ebenso auch die des Schattenzwillings.
Wie das möglich war und was dies zu bedeuten hatte wusste Amberle zwar noch nicht, aber sie würde es wohl spätestens dann herausfinden, wenn sich die ganze Wahrheit offenbaren würde. Und obwohl sie sich im Grunde nichts sehnlicher als Gewissheit gewünscht hatte, so überkam sie nun doch das Gefühl der Angst. Was, wenn ihr anderes Ich Recht hatte und Unwissenheit in der Tat ein Segen war?
Amberle musste ihre Gedankengänge hinten anstellen, als sie alle das Klassenzimmer von Trelawney erreichten. Diese befand sich bereits im Turmzimmer und zum Entsetzen aller Schüler, in der Anwesenheit von Professor Umbridge.
Die versetzte dem farbenfrohen Ambiente des Klassenzimmers mit ihrem grellen Pink einen unpassenden Zusatz, was einem Störfaktor gleichkam. Beim Anblick der Ministeriumshexe wurde Amberle ganz anders und sie verzog sich mit Hermine an einen der entferntesten Tische, um so wenig wie möglich im Blickfeld von Umbridge zu sein. Zu sehr war ihr noch das Desaster des misslungenen Plans im Gedächtnis, der wirklich übel hätte ausgehen können.
Umbridge sagte noch etwas zu Trelawney, ehe sie sich samt Klemmbrett etwas abseits stellte und wohl mal wieder den Unterricht überwachen würde. Als wäre der eigene Unterricht von Umbridge nicht schon schlimm und ermüdend genug. Aber sie würden diese Debatte wohl mal wieder über sich ergehen lassen müssen.
Der Unterricht begann damit, dass Trelawney mal wieder eine ihrer langweiligen Ansprachen hielt und damit fast die Hälfte der Klasse einschläferte. Selbst Ron und Harry hatten Mühe damit wach zu bleiben, während sie abwesend vor sich hin starrten. Doch dann stellte Trelawney mit einem Mal einen Tisch in die Mitte des Raums und holte eine Kristallkugel hervor, die sie darauf abstellte und dann durch ihre großen Brillengläser erwartungsvoll in die Runde schaute.
,,Nun, befassen wir uns heute mit dem Verkünden von der Zukunft, Kinder. Ein jeder von euch vermag das erforderliche Gespür dafür zu haben, wenn ihr euch nur tief genug darauf einlasst. Also, wer möchte den Anfang machen?"
Wie zu erwarten war, meldete sich kein Freiwilliger und Trelawney wirkte dadurch ein wenig entmutigt. Doch dann spürte sie den prüfenden Blick von Umbridge auf sich und traf selbst die Entscheidung.
,,Ähm, Amberle...wie wäre es mit dir?", sagte sie und Amberle glaubte, sich verhört zu haben.
,,Was, ich? Ich glaube, das ist keine gute Idee, Professor."
,,Nun komm schon her, mein liebes Kind. Keine falsche Scheu."
Trelawney ließ sich nicht erweichen, was wohl der Anwesenheit von Umbridge geschuldet war und Amberle konnte sich nicht herausreden. Deshalb erbarmte sie sich und stand langsam auf, ehe sie zögerlich auf den Tisch samt Kristallkugel zuging. Sofort wurde sie wieder an ihren Albtraum von letzter Nacht erinnert und bereute bereits, heute zum Unterricht erschienen zu sein.
Bevor Amberle womöglich doch noch eine Ausrede einfallen könnte, packte Trelawney sie sanft bei den Schultern und schob sie an die entsprechende Position, während sie ihr aufmunternd die Schulter tätschelte.
,,Schau in die Kugel und dann sag uns, was du siehst. Und keine Angst, die Zukunft wird sich dir offenbaren, wenn du es nur zulässt."
Die Worte von Trelawney bereiteten Amberle mächtig Unbehagen, doch sie nickte nur zögerlich und hatte das Gefühl, in einer Sackgasse zu stecken. Ihre Lehrerin trat auf die andere Seite des Tisches und sah Amberle erwartungsvoll an. Die starrte misstrauisch auf die Kugel vor sich auf dem Tisch und hoffte noch immer, irgendwie aus der Situation herauszukommen.
Allerdings schien das Zögern von Amberle nun das Interesse von Umbridge zu wecken. Denn die trat vor und beäugte das Geschehen mit Neugier und Argwohn zugleich.
,,Mir scheint, als wären die Methoden in Ihrem Unterricht nicht fördernd genug, Professor Trelawney.", äußerte die Hexe kokett und Amberle bemerkte das gefährliche Funkeln in den Augen der Ministeriumshexe.
Sie ahnte, dass Trelawney vermutlich Böses widerfahren würde, wenn Umbridge nur genügend Mittel dafür zusammen hatte und das wollte sie verhindern. Denn so verrückt und sonderbar Trelawney auch war, sie besaß ein gutes Herz und das war für Amberle Grund genug, sich für sie einzusetzen.
,,Schon gut. Es tut mir leid. Ich bin heute Morgen wohl noch nicht ganz konzentriert.", meinte sie und warf dann einen bedeutsamen Blick auf die Kristallkugel. ,,Tja, dann wollen wir mal."
Von wollen konnte zwar nicht wirklich die Rede sein, aber Amberle überwand sich und schob ihre lästigen Gedanken beiseite. Sie warf einen Blick in die Kugel und versuchte sich zu konzentrieren. Zunächst geschah nichts, doch dann glaubte Amberle wieder, ein seltsames Rauschen zu hören, was einem entfernten Echo gleichkam. Das schien auch Trelawney zu merken, denn sie klang hellauf begeistert.
,,Gut. Jetzt verbinde deine Magie mit der Kugel und lass die Zukunft für dich sprechen."
Amberle folgte der Anweisung und streckte ihre Hände nach der Kugel aus. Diese erhob sich nun ein wenig vom Tisch und zog Amberle in ihren Bann, als auf einmal Umbridge die Stille durchbrach.
,,Einen derartigen Unfug habe ich noch nie erlebt. Wir sollten das Grundprinzip dieses Fachs gründlich überdenken."
Die Worte der Hexe störten die Konzentration von Amberle, die verzweifelt versuchte sie auszublenden. Denn zeitgleich wurde sie von dem Rauschen der Kugel in Beschlag genommen und kämpfte somit gegen zwei Stimmen gleichzeitig, wobei die von Umbridge jedoch Überhand zu nehmen drohte.
,,Hören Sie auf.", brachte Amberle angespannt hervor, doch Umbridge fuhr unbeirrt fort.
,,Es ist äußerst kontraproduktiv, wenn junge Hexen und Zauberer mit einem derartigen Schwachsinn belehrt werden. Es wird Zeit, dass neue Strategien angewendet werden, die das Niveau auf die erforderliche Höhe bringen. Denn bedenken Sie alle eins: ich verlange Disziplin und Ordnung.", warf Umbridge in den Raum, als Amberle der Kragen platzte.
,,Hören Sie bitte auf zu reden!!!"
Es geschah so unerwartet, dass es niemand hätte kommen sehen können. Die Kugel vor Amberle explodierte mit einem lauten Knall und ein blauer Nebel kam aus dem zerbrochenen Glas geschossen. Dieser umhüllte Amberle und erhob sie ein wenig in die Lüfte, während der ganze Raum förmlich erbebte. Das Beben erschütterte ganz Hogwarts und Trelawney starrte mit gebanntem Blick auf Amberle, als sie die verhängnisvollen Worte aussprach.
,,Es ist soweit. Die Prophezeiung ist befreit."
Noch ehe Amberle sich Gedanken über die Worte ihrer Lehrerin machen konnte, erfüllte eine fremde Stimme das Turmzimmer und Amberle wurde klar, dass nun genau das eintrat, was ihr anderes Ich vorhergesagt hatte. Der Ruf ihres Schicksals erklang genau jetzt und sie konnte ihm unmöglich entkommen.
Wenn schlägt des Phönix' Schicksalsstund' im Sturm,
Schöpfer wird fallen vom Blitz getroffenen Turm.
Ewige Flamme neu erstrahlen wird,
Ihrem Pfad sie wird folgen unbeirrt.
Wird die Zahl 5 vollenden auch den Kreis,
Magie wird einfordern ihren Preis.
Gebrochen wird der Bann der Ewigkeit,
Verdammnis bringt Vergänglichkeit.
Wer den immer Währenden bezwang,
wird frei wählen seinen Niedergang.
Und regnet Asche vom roten Himmel nieder,
erklingen ein letztes Mal die Klagelieder.
Der Nebel der zerbrochenen Kugel breitete sich mit einem lauten Donnerschlag im ganzen Zimmer aus, als Amberle von der Wucht zu Boden katapultiert wurde. Sie hörte noch, wie ihre Freunde von weither ihren Namen riefen und dann fiel Amberle in tiefe Dunkelheit herab.
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