Die Phönix-Magie

Hallo, meine Lieben :) Ich bin echt platt von euren tollen Feedbacks. Es freut mich wirklich, dass die Geschichte so viel Begeisterung findet. Und obwohl die wahre Identität von Amberle ja nun gelüftet ist, so wollte ich auch nochmal betonen, dass es eine Menge spannender Theorien darüber von euch gab. Das sorgt gleich für doppelt so viel Spaß beim Schreiben, weil man weiß, dass die Leser mit einem fiebern :D Aber jetzt will ich euch nicht länger aufhalten und wünsche euch ganz viel Spaß beim Weiterlesen. Habt ein schönes Wochenende.

Liebe Grüße,
eure Hela

                                                                                         ~~~

                                                                            Die Phönix-Magie

Nach der weniger erfreulichen Wiederbegegnung mit ihrem Onkel Aberforth hatte sich Amberle dazu entschlossen, nach Hause zurückzukehren. Oder zumindest den Ort, den sie die vergangenen 16 Jahre für ihr Zuhause gehalten hatte. Denn ihre Rückkehr von Erinnerungen hatte alles verändert und Amberle wusste, dass ihr nun ein weiterer schwerer Teil bevorstehen würde.
Zumindest hatte sie ein ungutes Gefühl dabei, als sie die Straße erreichte, die zu ihrem Haus führte. Und sie war nicht allein, denn Sirius Black schritt neben ihr her, was eher zu den unerwarteten Dingen zählte, die Amberle nicht hatte kommen sehen.
Seit dem Kampf im Ministerium hatte sie ihn nicht mehr gesehen, was aber auch daran lag, dass sie sich zu dem Zeitpunkt noch nicht hatte erklären können, wie sie Sirius vor dem Tod bewahrt hatte.
Nun kannte sie aber die Antwort darauf und das bereitete ihr zusätzliche Sorgen. Denn durch den Tod ihres Vaters waren nicht nur ihre Erinnerungen zurückgekehrt, sondern auch ihre Fähigkeiten. Fähigkeiten, die der Phönix-Magie entsprangen und keineswegs zu unterschätzen waren.
,,Du wirkst etwas angespannt.", stellte Sirius fest und Amberle konnte nicht leugnen, dass der Pate von Harry es auf den Punkt brachte.
,,Naja, ich trete gleich zum ersten Mal den Personen gegenüber, die ich 16 Jahre lang für meine Eltern gehalten habe. Das wird alles andere als leicht werden."
,,Du hast den Willen deines Vaters, das habe ich dir gleich bei unserer ersten Begegnung angesehen. Und der ganze Orden steht hinter dir und Harry. Es kann also gar nichts schiefgehen.", versicherte Sirius ihr und Amberle machte vor dem Haus ihrer „Eltern" Halt.
,,Du musst mich nicht begleiten, Sirius. Auch wenn ich es zu schätzen weiß, dass du bis hierhin mitgekommen bist."
,,Wir alle haben Dumbledore versprochen, dass wir dich beschützen würden. Dass wir dir folgen und auf dich vertrauen werden. Ich bin zwar nicht der Pate von dir, aber dank dir wurde meine Unschuld bewiesen und du hast mich vor meiner verrückten Cousine gerettet. Dir bei dieser schwierigen Situation zu helfen ist das Mindeste, was ich tun kann."
Sirius warf Amberle einen freundlichen Blick zu und diese war dem Paten von Harry sogar dankbar dafür. Denn beim bloßen Gedanken daran, was ihr gleich bevorstehen würde, konnte sie den Beistand sogar gut gebrauchen und deshalb wappnete sich Amberle innerlich dafür, als sie die Haustür öffnete und gemeinsam mit Sirius das Haus der Harveys betrat.
So vertraut die Umgebung auch war, so fremd wirkte sie nun auf Amberle und die Rückkehr in dieses Haus hatte sie sich wahrlich anders vorgestellt. Aber nun ergab natürlich auch das seltsame Verhalten und Andrew und Mary einen Sinn, die ohne Zweifel die ganze Zeit über von der wahren Identität ihrer „Tochter" gewusst hatten.
Noch wusste Amberle nicht so wirklich, wie sie den beiden gegenübertreten sollte und spürte, wie ihr ganzer Körper unter enormer Anspannung stand. Umso mehr konzentrierte sie sich darauf, nicht die Beherrschung zu verlieren und bemühte sich stetig um ihre Selbstkontrolle. Und das war auch gut so, denn in diesem Moment vernahm Amberle Schritte und der Augenblick der Wahrheit war gekommen.
Mary Harvey kam die Treppe herunter und hielt inne, als sie Amberle erkannte und feststellte, dass diese in Begleitung eines fremden Mannes war. Die Überraschung stand Mary buchstäblich ins Gesicht geschrieben, aber sie wirkte trotz allem erleichtert.
,,Amberle, du bist schon zurück.", brachte sie hervor und Amberle nickte.
,,Ja. Das Schuljahr wurde vorzeitig beendet."
,,Verstehe."

Mary wirkte ein wenig unschlüssig und das Wiedersehen fühlte sich vor allem für Amberle extrem seltsam an. Dann kam auch noch Andrew dazu und seine Aufmerksamkeit galt zunächst allen voran Sirius, der für die Harveys ja noch eine unbekannte Persönlichkeit war.
,,Willkommen zurück, Schätzchen. Wen bringst du denn da mit?"
,,Ähm, das ist Sirius Black. Er ist ein guter Freund von mir und der Pate von Harry. Sirius, das sind Andrew und Mary Harvey. Meine...Adoptiveltern."
Bei dem letzten Wort von Amberle horchte das Ehepaar auf und tauschte einen flüchtigen Blick, der mehr sagte, als es Worte jemals hätten tun können. Denn als sie sich wieder der jungen Hexe zuwandten, sah diese ihnen die Schuldgefühle förmlich an und wusste selbst nicht so genau, wie sie mit der ganzen Situation umgehen sollte.
,,Du weißt es.", kam es ein wenig schockiert von Mary, woraufhin Amberle sich durch die langen Haare fuhr und bemühte, ihre Anspannung etwas zu verbergen.
,,Ja."
,,Das bedeutet, Dumbledore ist...", setzte Andrew an und Sirius übernahm den schwierigen Part für Amberle.
,,Tot. Er wurde von Todessern ermordet und deshalb hat man das Schuljahr von Hogwarts frühzeitig beendet."
Der Zauberer klärte das Muggel-Ehepaar ruhig über die jüngsten Ereignisse auf und die Harveys nahmen es hin. Dabei entging Amberle nicht, dass der Blick von ihnen fast ausschließlich auf ihr lag und sie fühlte sich dabei ein wenig unwohl. Denn Amberle wusste nicht so recht was sie sagen oder tun sollte. Immerhin hatten Andrew und Mary sie in diesem Leben aufgezogen und dennoch änderte die Rückkehr ihrer Erinnerungen alles schlagartig. Natürlich empfand sie noch Empathie für das Ehepaar und gleichzeitig vermisste sie ihren Vater mehr denn je, den sie nun für immer verloren hatte. Doch gleichzeitig verfluchte sie Albus Dumbledore auch dafür, ihr in diesem Leben nicht einmal als Vater gegenüber getreten zu sein.
Die Stille zwischen allen schien erdrückend zu sein und schließlich wagte Mary einen Versuch, sich an Amberle heranzutasten.
,,Es tut mir leid, dass wir dir all die Jahre nichts gesagt haben, Amberle. Aber es war der ausdrückliche Wunsch von Dumbledore, dass du die Wahrheit erst dann erfährst, wenn der richtige Zeitpunkt dafür gekommen ist. Und er meinte, das wäre, wenn sein Leben endet.", erklärte sie und Andrew versuchte ebenfalls, die Lage etwas zu entspannen.
,,Amberle, wir haben nur versucht dich zu beschützen. Du solltest weit weg von alldem aufwachsen, das war der ausdrückliche Wunsch deines Vaters. Deshalb brachte er dich damals zu uns und wir haben dich aufgezogen. Ob du nun deine Erinnerung zurück hast und weißt, wer du wirklich bist...du wirst hier immer ein Zuhause haben. Daran wird sich niemals etwas ändern."

Amberle verspürte einen Anflug von Erleichterung, was sie keineswegs erwartet hatte. Doch immerhin hatte sie die meiste Zeit dieses Lebens hier verbracht und es war nach wie vor eine Art Heimat für sie. Nur wusste Amberle diesmal, dass ihre Rückkehr nicht von langer Dauer sein würde und behielt es daher für sich. Und die Hexe bemühte sich daher, ihre Fassung zu wahren und nickte schließlich zustimmend, woraufhin sich Andrew und Mary etwas entspannten.
Sirius schien sich mit einem Mal etwas überflüssig zu fühlen und lächelte daher nun höflich in die Runde.
,,Tja, da der Frieden im Hause Harvey gewahrt bleibt, ist es Zeit für mich zu gehen. Es war mir eine Freude, Sie kennenzulernen.", sagte er an das Ehepaar gewandt und Andrew reichte dem Zauberer die Hand.
,,Ebenfalls. Und danke, dass Sie Amberle nach Hause gebracht haben."
,,War mir ein Vergnügen. Wobei sie inzwischen keineswegs mehr auf Schutz angewiesen ist. Denn immerhin...bist du nun wieder die mächtigste Hexe, die jemals existiert hat.", brachte Sirius mit einem Blick auf Amberle hervor, die dem Thema allerdings auswich.
,,Du solltest wirklich besser gehen. Nicht, dass Remus und die anderen noch einen Suchtrupp losschicken, weil ihr Hund entlaufen ist."
,,Jaja, mach nur deine Scherze. Immerhin werde ich nicht mit einem feurigen Vogel verglichen."
Sirius grinste Amberle an, die daraufhin nur den Kopf schüttelte. Ein kleines Schmunzeln konnte sie sich aber dennoch nicht verkneifen. Immerhin beruhten ihre gegenseitigen Sticheleien auf Tatsachen und lockerten die Anspannung etwas.
Sirius nickte den Harveys noch einmal zu und marschierte dann wieder Richtung Tür, als er sich noch einmal an Amberle wandte.
,,Der Orden wird sich beraten, wie wir weiter vorgehen sollen. Und da Dumbledore nun tot ist, bist du seine offizielle Nachfolgerin. Du solltest dich deshalb in absehbarer Nähe im Hauptquartier blicken lassen."
,,Keine Sorge. Ich werde euch eine Nachricht schicken und dann komme ich zu euch. Haltet euch bis dahin bedeckt und unternehmt nichts ohne Absprache. Die Zeiten sind von jetzt an zu riskant dafür.", trug Amberle ihm auf, woraufhin Sirius sich ein wenig verneigte und frech grinste.
,,Zu Befehl, Miss Dumbledore!"
Mit diesen Worten verließ er das Haus der Harveys und als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, atmete Amberle tief durch, ehe sie den Blick wieder auf ihre Adoptiveltern richtete. Diese wirkten nun ebenfalls ein wenig befangen und niemand von ihnen schien so recht zu wissen, was er sagen sollte. Doch Mary ertrug das erneute Schweigen nicht und musterte Amberle besorgt.
,,Nun, vielleicht möchtest du ja über das reden, was in Hogwarts passiert ist. Ich meine, wenn es dir helfen würde..."
,,Ehrlich gesagt, möchte ich mich erstmal ein bisschen ausruhen. Die letzten Tage waren ziemlich anstrengend und die Reise hat mich etwas geschlaucht.", fiel Amberle ihr ins Wort und Mary nickte verständnisvoll.
,,Oh, natürlich."

Obgleich Amberle den Klang von Enttäuschung in ihrer Stimme vernahm, brauchte sie dennoch etwas Abstand. Deshalb nahm die Hexe ihren Koffer und ging kurzer Hand die Treppe nach oben, wobei sie jedoch noch ein paar Worte der Harveys aufschnappen konnte.
,,Sollen wir sie jetzt wirklich alleine lassen?", kam es zweifelnd von Mary, doch Andrew redete seiner Frau ins Gewissen.
,,Amberle muss erstmal ankommen und vielleicht tut etwas Ruhe ihr ganz gut. Hab Geduld, Schatz. Ich bin sicher, sie wird bald mit uns reden."
Mehr hörte Amberle nicht, da sie in diesem Moment ihr Zimmer betrat und die Tür hinter sich schloss. Doch als sie einen Blick auf den Raum warf, der so viele Jahre ihr Rückzugsort gewesen war, kam auch dieser ihr erschreckend befremdlich vor. Es war, als würde die Persönlichkeit von Amberle Harvey langsam aber sicher vollkommen der von Amberle Dumbledore weichen, was der Hexe kein gutes Gefühl bescherte.
Die vergangenen Jahre waren immerhin real gewesen und Amberle Harvey war ein Teil von ihr. Daran änderten auch ihre wiedergekehrten Erinnerungen nichts. Dennoch versuchte Amberle all das ein wenig auszublenden, als sie ihren Koffer an die Seite stellte und sich ihre Jacke auszog, ehe sie ein kurzes Flattern vernahm.
Sie sah auf und erkannte Artemis, die durch das offene Fenster geflattert kam und sich auf der Lehne des Stuhls am Schreibtisch niederließ. Ihre Augen musterten Amberle aufmerksam und die Hexe rang sich zu einem Lächeln durch, mit dem sie nun auf die Eule zuging und diese am Kopf kraulte.
,,Willkommen zurück, Artemis. Jetzt beginnt das wohl düsterste Kapitel all unserer Existenzen."
Die Eule gab ein leises Schuhu von sich und schmiegte ihren Kopf an die Handfläche von Amberle. Was niemand außer der Hexe wusste: sogar Artemis lebte schon länger, als man vielleicht dachte. Denn Amberle hatte sie in ihrem ersten Leben von ihrem Vater zum Geburtstag bekommen und als sie durch den Todesfluch gestorben war, hatte Albus die Eule verzaubert, sodass diese an die Lebenskraft von Amberles Seele gebunden war. Solange Amberle existierte, lebte auch ihre treue Eule Artemis und diese hatte Amberle immerhin schon durch schwierige Zeiten begleitet.
Doch beim Streicheln von Artemis fiel der Blick von Amberle auf ihren rechten Unterarm und sie erkannte die golden schimmernden Venen, welche sich unter ihrer Haut abzeichneten. Die Hexe ballte die Hand zu einer Faust und konnte fühlen, wie die Magie in ihr förmlich brodelte. Und obwohl sie ihre Selbstkontrolle zum größten Teil wieder zurück hatte, so erlangte die Phönix-Magie in ihr langsam aber sicher ihre ursprüngliche Stärke wieder zurück.

Emotionen und auch Gedanken waren an die Magie gebunden, die in Amberle wie ein Feuer loderte und nur auf einen Zeitpunkt zum Ausbruch wartete. Doch Amberle wusste nur zu gut, was das für Konsequenzen haben konnte und daher zwang sie sich energisch dazu, ihre Magie zurückzuhalten.
Doch das war gar nicht so einfach, da sie in diesem Moment wieder von den dunklen Ereignissen eingeholt wurde, die sich in diesem Schuljahr zugetragen hatten. Der Tod von ihrem Vater Albus war nur die Spitze des Eisberges, welcher vor allem durch den Verrat von Draco zum tiefen Einschnitt im Leben von Amberle gesorgt hatte.
In den letzten Tagen war Amberle viel zu beschäftigt gewesen, weshalb es ein wenig in den Hintergrund gerückt war, in welchem Konflikt sie sich mit Draco befunden hatte. Und dass er ein Todesser war, machte die ganze Sache nicht besser. Obwohl Amberle bereits ahnte, dass er sich nicht selbst dazu entschieden hatte.
Beim Gedanken an Draco griff die Braunhaarige in ihre Hosentasche und holte die Brosche, sowie Halskette heraus, die sie und Draco sich vergangenes Jahr gegenseitig zu Weihnachten geschenkt hatten. Und während die Brosche vorerst einen Platz auf dem Schreibtisch fand, musterte Amberle den Anhänger der Halskette ausgiebig und spürte den neugierigen Blick von Artemis, die ebenfalls das Schmuckstück betrachtete.
Amberle sah zu ihrer Eule und ein kleines Lächeln umspielte die Lippen der Hexe.
,,Tja, wenn du mich fragst, wird uns diese Kette vielleicht sogar noch nützlich sein, Artemis. Denn Draco hat bei ihrer Schöpfung eine Tatsache mit Sicherheit nicht bedacht. Und zwar, dass Blutsmagie sehr viel mächtiger ist, als es zunächst den Anschein hat."
Amberle sah zu einer kleinen silbernen Schatulle in ihrem Bücherregal und öffnete diese mit einer einfachen Handbewegung, ehe sie die Halskette darin verwahrte. Auch die Brosche legte sie dazu und schloss den Deckel, ehe sie ihn durch Magie versiegelte. Zwar besaßen Andrew und Mary keine Magie, aber man konnte in Zeiten wie diesen immerhin nicht vorsichtig genug sein.
Wieder einmal wurde Amberle bewusst, was der Tod ihres Vaters für Folgen mit sich brachte. Tom Riddle, ihr Feind aus dem zweiten Leben, würde nun seine Armee aufstellen und schon bald zum Schlag gegen Harry ausholen, wobei er sicher über Leichen gehen würde, damit er seinen Erzfeind endlich vernichten konnte. Und Amberle konnte selbst nach der langen Zeit nicht fassen, wie weit ihr einstiger Mitschüler gegangen war.
Schon als sie ihn damals zum ersten Mal im Waisenhaus gesehen hatte, wo sie beide aufgewachsen waren, hatte sie die Dunkelheit in ihm gespürt. Hatte seine schwarze Seele erblickt und geahnt, dass er eine Bedrohung sein würde. Und in all den Jahren in Hogwarts hatte Tom Riddle seine Maskerade so perfekt aufrecht erhalten, dass fast jeder ihm die Unschuldsnummer abgenommen hatte. Selbst, als er Hagrid die Anschläge von der Kammer des Schreckens in die Schuhe geschoben hatte.
Nicht einmal Myrte hatte Amberle damals retten können und das bereitete ihr heute noch Schuldgefühle. Dabei hatte sie so verbissen versucht, die Pläne von Tom zu durchkreuzen und dafür sogar die Grenzen überschritten, deren Konsequenzen sich spätestens in diesem Leben bemerkbar machten.

Valentin Blackwell hatte ihr seit dem ersten Schuljahr in Hogwarts aufgelauert und nun kannte Amberle auch den Grund dafür. Sie hatte den Tod ein weiteres Mal betrogen und dieser versuchte seit jeher, sie zu Fall zu bringen. Nur griff er in dieser Lebensspanne zu anderen Methoden, als er es in ihrem vergangenen Leben getan hatte. Und Valentin sollte Recht damit behalten, dass Amberle ihn nun mit anderen Augen sah.
Wo er in diesem Leben ihr Erzfeind war, so hatte er in ihrem vergangenen eine andere Rolle gespielt und Amberle verbot sich jeden Gedanken daran. Dass sie dem Tod erneut gegenüberstehen würde, stand außer Frage und es würde sich schon bald zeigen, welches Ausmaß es diesmal mit sich brachte. Denn wenn Amberle eins wusste, dann dies: ihre Magie hatte immer einen Preis!
Amberle seufzte und ging zu ihrem Koffer, den sie mit einer Handbewegung öffnete. Sie musste ein wenig schmunzeln, da sie nicht länger zwangsläufig auf ihren Zauberstab angewiesen war, was die Phönix-Magie als Vorteil mit sich brachte. Dennoch legte sie ihren Stab sorgfältig auf dem Bett ab und holte dann ein paar Kleinigkeiten aus dem Koffer, die sie vor ihrer Abreise aus dem Büro ihres Vaters geholt hatte.
Es waren sämtliche Fotos aus ihren vergangenen Lebzeiten, die Albus sorgfältig aufbewahrt hatte und eins davon stach Amberle besonders ins Auge. Es zeigte sie in ihrem ersten Leben gemeinsam mit ihrem Vater Albus und ihrer Mutter Theodora, was die Trauer in Amberle aufsteigen ließ.
Ihre Mutter war damals von Grindelwald ermordet worden und das nur, weil er hinter Amberle und ihrer Magie her gewesen war. Lange Zeit hatte Amberle sogar geglaubt, sie hätte selbst die Schuld am Tod ihrer Mutter getragen und war daran fast zerbrochen. Ihr Vater war ihr einziger Halt gewesen und hatte Amberle nach dem Tod von Theodora alleine groß gezogen. Etwas, das keineswegs immer einfach gewesen war.
Die Tränen liefen Amberle über die Wangen und sie spürte, wie sich alles in ihr schmerzhaft zusammenzog. Selbst nach all den Jahren schmerzte die Vergangenheit noch immer und aus diesem Grund bedauerte Amberle einmal mehr, dass sich ihr Verhältnis gegenüber Aberforth keineswegs verbessert hatte. Die Tragödien ihrer Familie hatten wohl einfach zu tiefe Narben hinterlassen.
Sorgfältig stellte Amberle das Bild auf ihrem Nachttisch ab und holte die Schneekugel aus dem Koffer, welche sie dazu stellte. Sie war einst ein Geschenk für ihren Vater gewesen und zeigte Hogwarts im Schnee, da Albus und auch Amberle sich in dem Schloss immer am meisten wie zu Hause gefühlt hatten.
Der Anblick dieser Gegenstände löste in Amberle nicht nur Wehmut und Sehnsucht, sondern auch ein schlechtes Gewissen aus. Sie fühlte sich nicht wohl dabei, so distanziert gegenüber Mary und Andrew zu sein, die sie immerhin wie ihre eigene Tochter aufgezogen hatten. Doch es war notwendig und Amberle ertrug den familiären Umgang so kurz nach dem Tod ihres Vaters einfach nicht. Zu tief saß der Schmerz über den Verlust und in jeder Sekunde sah Amberle Albus erneut vor sich, wie er wehrlos in die Tiefe vom Astronomieturm stürzte.

Als ihre Magie beim Gedanken daran wieder stark pulsierte, riss sich Amberle mühsam zusammen und konzentrierte sich stattdessen darauf, was sie noch zu erledigen hatte. Denn die Hexe hatte noch etwas anderes aus Hogwarts mitgenommen, was sie nun aus ihrem Koffer holte. Es war das Buch des Halbblutprinzen, welches Harry gemeinsam mit Ginny im Raum der Wünsche versteckt hatte. Allerdings war Amberle schlau genug gewesen, es durch ihre Magie aufzuspüren und Artemis gab beim Anblick des Artefaktes ein besorgtes Piepsen von sich, weshalb Amberle zu ihrer Eule sah.
,,Ich weiß. Dieses Buch trägt mindestens genauso viel schwarze Magie in sich, wie das Buch der Schatten. Aber es ist nun einmal das einzig Persönliche, was ich von Severus Snape auftreiben konnte. Und wenn ich mehr über seine Vergangenheit erfahren und seine Geheimnisse lüften will, wird dieses Buch nützlich sein. Außerdem, lieber befindet es sich in meinen Händen, als in denen ahnungsloser Schüler. Wir haben bei Harry gesehen, wohin das führt.", meinte sie und Artemis flatterte auf den Boden, ehe sie ein wenig näher gehüpft kam und Amberle warf ihr einen Blick der Verheißung zu. ,,Ich muss mehr über den Mörder meines Vaters erfahren, dem er ja offenbar sein Vertrauen geschenkt hat. Es muss einen Grund dafür geben, dass mein Vater Severus Snape vertraute und den will ich herausfinden. Aber dafür...werde ich wohl die Vergangenheit unseres Halbblutprinzen lüften müssen."
Zwar fühlte sich Amberle nicht ganz wohl dabei, die Vergangenheit einer anderen Person zu durchforsten und dennoch blieb ihr nichts anderes übrig. Immerhin war dies der einzige Weg, um die Hintergründe herauszufinden und wenn sie den Plan ihres Vaters umsetzen wollte, dann musste sie die ganze Geschichte erkennen.
Artemis beobachtete Amberle dabei, als diese schließlich ein paar Kerzen holte und diese in einem Kreis auf dem Boden abstellte. Das Buch des Halbblutprinzen nahm Amberle an sich und sie richtete ihre rechte Hand auf die Kerzen.
,,Incendio."
Sofort fingen die Kerzen Feuer und Amberle setzte sich in der Mitte des Kreises in einen Schneidersitz, ehe sie das Buch des Halbblutprinzen vor sich auf dem Boden ablegte. Sie verriegelte ihre Zimmertür noch mit einem Zauber, sodass niemand anderes Zutritt hatte und warf Artemis dann einen entschlossenen Blick zu.
,,Wünsch mir Glück."
Die Eule schuhute leise und Amberle deutete dies als Zustimmung. Dann schloss sie die Augen und begann sich zu konzentrieren, da sie immerhin versuchen musste, durch das Buch eine Verbindung zum Geist von Severus herzustellen. Dieser durfte natürlich nicht ahnen, dass Amberle seine Geschichte erforschte und daher musste die Hexe gewissenhaft vorgehen. Alles hing von der Wahrheit ab, die manchmal nicht so einfach zu erkennen war.

Amberle fand zum Glück die nötige innere Ruhe, um die Konzentration aufrecht zu erhalten und legte dann eine Hand auf das Buch ab, während sie ihren Geist öffnete, um hinter die Mauern des Halbblutprinzen blicken zu können.
Seit sie Severus Snape zum ersten Mal in diesem Leben begegnet war, hatte dieser wie eine schaurige Fledermaus gewirkt, der man nur allzu gerne eine Schandtat andichten würde. Doch Amberle hatte seit jeher gespürt, dass mehr hinter der verschlossenen Fassade vom Meister der Zaubertränke steckte und sein Buch ebnete ihr im besten Fall den Weg zur Erkenntnis, welche Geheimnisse ihr ehemaliger Professor vor der ganzen Welt verbarg.
Für gewöhnlich tauchte sie bei diesem Zauber in den Geist einer anderen Person ab, wie in die Schattenwelt, wo sie ihrem anderen Ich begegnet war. Doch Snape hatte jahrelang Mauern errichtet und beherrschte Okklumentik perfekt, weshalb es Amberle kaum möglich war, etwas zu erkennen. Stattdessen blitzten nur ein paar einzelne Bilder vor ihrem inneren Auge auf.
Zuerst sah sie Severus selbst vor sich, bis sie vier junge Zauberer erspähte und sich das Bild dann zu einem Mädchen mit roten Haaren umformte. Dann zerschnitt ein grüner Blitz die Facette an Bildern und zuletzt sah Amberle den bläulichen Schimmer eines Patronus, der die Form einer Hirschkuh angenommen hatte. Und sie vernahm nur ein einziges Wort: Immer.
Wie ein Blitzschlag kehrte Amberle in die Realität zurück und die Flammen ihrer Kerzen erloschen. Artemis sah irritiert auf die Rauchschwaden, welche durch das gelöschte Feuer in dem Raum aufstiegen und Amberle brummte ein wenig, da es sie insgeheim ärgerte, nicht mehr herausgefunden zu haben.
,,Toll. Man sollte meinen, die Rückkehr meiner Erinnerungen und Fähigkeiten würden mir den Weg erleichtern. Aber selbst jetzt scheine ich vor ein paar ungeklärten Fragen zu stehen, Artemis. Und ich fürchte, ich werde noch ein wenig tiefer graben müssen, um die Geheimnisse von dem Halbblutprinzen ans Licht zu bringen. Aber ich glaube, ich weiß schon, wo ich mit meiner Suche anfangen werde."

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