Die erste Aufgabe

So, meine Lieben...da bin ich wieder. Studium erfolgreich beendet bedeutet vor allem: wieder mehr Zeit für meine Herzensprojekte. Habe mich sogleich ans Werk gemacht und pünktlich zum langen Wochenende ein neues Kapitel für euch geschrieben ;) Ich wünsche euch ganz viel Spaß beim Weiterlesen und freue mich auf eure Feedbacks :D

Liebe Grüße,
eure Hela

                                                                                               ~~~

                                                                                    Die erste Aufgabe

Durch die neuen Entwicklungen schöpfte Amberle Hoffnung, vielleicht doch noch ein paar ihrer ungeklärten Fragen beantworten zu können. Jedoch wusste sie nicht so recht, ob es nun gut oder schlecht war, dass ausgerechnet Draco Malfoy ihr dabei helfen würde. Die Konstellation Gryffindor und Slytherin stand schließlich unter keinem guten Stern und Draco Malfoy war immerhin der Eisprinz der Schlangen. Unnahbar, herablassend und arrogant. So hatte es zumindest den Anschein und dennoch hatte er sich aufrichtig bei Amberle für sein Verhalten nach der Sache mit Moody entschuldigt. Aber warum?
Die junge Hexe wurde einfach nicht schlau aus Malfoy, obgleich ihr Instinkt nach wie vor sagte, dass sie ihm vertrauen konnte. Ob sie das nun wirklich tat oder nicht, schien sich zeigen zu müssen.
Doch die Tatsache, dass Draco Malfoy durch das Buch der Schatten immerhin einen wichtigen Anhaltspunkt lieferte, gab es Amberle einen großen Teil ihrer Motivation zurück. Schließlich hoffte sie seit dem ersten Schuljahr darauf, Antworten bezüglich ihrer Fragen zu finden und möglicherweise kam sie ihrem Ziel in diesem Schuljahr endlich ein bisschen näher.
,,Harry, du solltest etwas essen. Schließlich brauchst du all deine Kräfte heute.", drängte Hermine den Schwarzhaarigen, was Amberles Aufmerksamkeit auf ihren besten Freund lenkte, der in seinem Toast herumstocherte.
,,Ich habe keinen Hunger."
,,Hermine hat Recht, Harry. Wenn du es heute wirklich mit einem feuerspeienden Drachen zu tun bekommst, dann brauchst du alle Kräfte, die du aufbringen kannst. Und vergiss nicht deinen Zauberstab."
Amberle warf Harry einen eindringlichen Blick zu, der kaum merklich nickte und die Braunhaarige seufzte ein wenig. Harry hatte ihr gestanden, dass er von Moody den Tipp bekommen hatte, in jedem Fall seinen Zauberstab zu benutzen und noch immer wusste Amberle nicht, was sie davon halten sollte, dass Moody sich bezüglich des Turniers einmischte. Allerdings erleichterte es sie etwas, dass Harry somit ein wenig Rückenstärkung aus dem Kollegium der Lehrer bekam. Auch wenn sie nach wie vor Misstrauen gegenüber Moody hegte, was sich einfach nicht abstellen ließ.
,,Potter, es wird Zeit.", erklang auf einmal die tonlose Stimme von Snape hinter ihnen und Amberle drehte sich ein wenig um, wo die Fledermaus wie immer grimmig dreinschaute.
,,Zeit für was?", verlangte die Hexe zu wissen und Snape schien mal wieder mächtig gelangweilt.
,,Die erste Aufgabe. Alle Champions werden aufgefordert, sich zum Zelt zu begeben und dort auf die Aufgabe vorzubereiten."
Snape wandte seinen Blick nun auf Harry, der stumm nickte und dann widerwillig dem Hauslehrer von Slytherin folgte. Amberle hoffte, dass Harry die Aufgabe unbeschadet überstand und die Konfrontation mit dem Drachen nicht zu heftig für ihn werden würde. Hermine schien den gleichen Gedanken zu hegen, denn sie wirkte mächtig besorgt und nachdenklich, während sie Harry ebenfalls nachsah.
,,Ich hoffe, er schafft das. Dieses Turnier ist gefährlich und die Aufgaben testen das Können aller Teilnehmer auf brutalste Weise.", brachte Hermine hervor und Amberle bedachte sie mit entschlossenem Blick.
,,Harry ist stark. Er wird diese Aufgabe bestehen, ich glaube daran. Und wenn der Drache wirklich zu angriffslustig wird, werfen wir ihm einfach Valentin zum Fraß vor."
,,Oder Malfoy.", stimmte Hermine zu, was Amberle dazu veranlasste, einen unauffälligen Blick zum Tisch der Slytherin zu werfen.
Draco saß neben Crabbe und wurde von Pansy Parkinson zugetextet, was Amberle den Kopf schütteln ließ. Die braunhaarige Slytherin vergötterte Draco regelrecht und er war nirgends vor ihren schleimigen Flirtangriffen sicher, was in den Augen von Amberle schon fast eine Tragödie war. Denn Pansy schien sich so verzweifelt nach der Aufmerksamkeit des Blonden zu sehnen, dass sie alles dafür tat, um von ihm beachtet zu werden und es weckte Mitleid in Amberle, die Hexe so zu sehen.
Der Blick von Draco richtete sich in diesem Moment allerdings auf Amberle, die ihren schnell abwandte und hoffte, nicht zu auffällig gewirkt zu haben. Warum musste sie auch immer wieder zu ihm sehen? Amberle verfluchte sich selbst dafür und beschloss, sich heute voll und ganz auf Harry und seine erste Aufgabe zu konzentrieren. Denn auch wenn sie fest an ihren besten Freund glaubte, so bescherte sein bevorstehendes Duell mit einem feuerspeienden Drachen der jungen Hexe dennoch ein ungutes Gefühl.

Etwas abseits von Hogwarts auf einem Hügel, der von Nebelschwaden überzogen war, hatte man für die erste Aufgabe extra eine runde Tribüne aufgebaut, wo sich nun alle Schüler, Lehrer und Schaulustige zusammenfanden, um den Champions beizustehen und sich das Spektakel live anzusehen. Amberle war mit Ginny und Neville bereits vor Ort, während Hermine laut eigener Aussage noch kurz etwas erledigen wollte.
Der Trubel rund um das trimagische Turnier war kaum zu bremsen und die Weasley Zwillinge Fred und George ließen es sich nicht nehmen, Wettangebote unter den Anwesenden zu verteilen. Amberle konnte darüber nur schmunzelnd den Kopf schütteln und war sich sicher, dass die Zwei eines Tages ohne Zweifel irgendeine verrückte Geschäftsidee verwirklichen würden. Genug Kreativität dafür besaßen sie schließlich allemal.
Ron und Seamus gesellten sich in dem Moment zu ihnen und bevor der Rothaarige weiter seiner Wege gehen konnte, packte Amberle ihn kurzer Hand am Jackenkragen und zog ihn zu sich, was bei ihm für mächtige Verwirrung sorgte.
,,Hey, was soll das?", fuhr Ron sie an, doch Amberle starrte ihn regelrecht nieder und versuchte gar nicht erst, ihren Ärger zu verbergen.
,,Fragst du das ernsthaft, Ronald Weasley? Hör mir jetzt mal gut zu, ich habe es satt, wie du und die anderen mit Harry umgeht, nur weil er an diesem dämlichen Turnier teilnimmt. Du hast ihm kein Wort über die Drachen gesagt und dabei dachte ich, er wäre dein bester Freund. Du hättest ihm zumindest in diesem Punkt helfen können."
,,Das habe ich.", gab Ron tonlos zurück, woraufhin Amberle perplex die Stirn runzelte.
,,Was?"
,,Du weißt doch sicher, dass die Botschaft darüber, dass Hagrid Harry sehen will, über viele Ecken und Kanten zu Harry gelangt ist. Nun, das war gelogen. Im Grunde kam es nur von mir. Ich wollte nur nicht, dass...Harry direkt weiß, von wem die Information kommt."
Amberle war für einen Moment sprachlos und wusste gar nicht, was sie sagen sollte. Einerseits war sie zwar erleichtert über diese Offenbarung, aber andererseits verfluchte sie Ron auch für sein empfindliches Ego und seine Sturheit. Allerdings gab es ihr zumindest Hoffnung, dass die Freundschaft von Harry und Ron vielleicht doch noch zu retten war.
,,Ron, du bist wahrlich ein Vollidiot erster Güte, wenn du ein derartiges Spektakel veranstaltest, nur um nicht persönlich mit Harry darüber reden zu müssen, was zwischen euch vorgefallen ist. Aber es ehrt dich immerhin, dass du ihn nicht vollkommen im Stich gelassen hast.", meinte Amberle und Ron wirkte ein wenig erleichtert.
,,Das bedeutet, du hetzt mir keinen Fluch auf den Hals?"
,,Wenn du schön artig bist und diesen dämlichen Konflikt mit Harry später endlich aus der Welt schaffst, dann sei dir vergeben."
Amberle beäugte ihn mit vielsagendem Blick und Ron nickte zustimmend, was die Hexe zufrieden stimmte. Und ihre Diskussion endete gerade im richtigen Moment, denn Professor Dumbledore trat nun an den Rand der Tribüne und erhob die Stimme, welche er mit Hilfe seines Zauberstabes verstärkte.
,,Heute ist für uns alle ein großer Tag, denn die erste Aufgabe wartet auf unsere vier Champions. Jede der drei Aufgaben wird beträchtliche Gefahren mit sich bringen. Bleiben Sie deshalb alle unbedingt auf Ihren Plätzen. Damit verringern Sie das Risiko von dramatischen Zwischenfällen und Verletzungen. Ich bin sicher, wir alle wünschen unseren Champions viel Glück. Und nun noch ein kleines bisschen Geduld, denn die erste Aufgabe beginnt in wenigen Augenblicken. Vielen Dank!"

Die Ansage war kurz und bündig, doch Amberle war mit den Gedanken nun voll und ganz bei Harry. Der Ärmste starb sicher vor Nervosität und sie konnte nicht einmal ansatzweise erahnen, wie er sich wohl fühlen musste. Wie sollte einem auch schon zumute sein, wenn man kurz davor stand, zum ersten Mal einem leibhaftigen Drachen zu begegnen?
Amberle wurde aus ihren Gedanken gerissen, als Hermine auf einmal aufkreuzte und allein der grimmige Gesichtsausdruck ihrer besten Freundin verriet Amberle, dass irgendwas vorgefallen sein musste.
,,Oje, ich kenne diesen Blick. Was ist passiert?"
,,Dieses hinterlistige Klatschweib. Wenn sie ihre bekloppte Feder nicht bald einpackt, verwandle ich sie in ein Häufchen Asche."
Hermine war eindeutig sauer und umfasste energisch das hölzerne Geländer, wobei sie ein wenig ihrer Wut abzuladen schien. Amberle musterte die Hexe besorgt und wusste natürlich genau, von wem Hermine da sprach.
Die Rede war von Rita Kimmkorn. Eine ziemlich aufbrausende Journalistin, die für den Tagespropheten schrieb und jede noch so kleine Schlagzeile ausschlachtete, wie es ihr beliebte. Amberle war ihr nur einmal flüchtig über den Weg gelaufen und hoffte bis heute, dass diese Begegnung auch die letzte bleiben würde. Denn Rita Kimmkorn war in ihren Augen der Inbegriff von Skandalgeschichten und Klatschweib schlechthin. Blonde Haare, die stets zu einer aufgetürmten Lockenfrisur hochgesteckt waren, blutrote Lippen und eine juwelenbesetzte Brille, sowie ihren langen lackierten Fingernägeln und perlweißen Zähnen. Von ihrer aufreizenden und exzentrischen Kleidung ganz zu schweigen, aber am schlimmsten empfand Amberle die Handtasche aus Krokodilleder, oder aber diese skurrile giftgrüne Schreibfeder, die sich nur zu gerne selbstständig machte. Allein die Existenz dieser Frau kam einem Verbrechen an der Zaubererwelt gleich.
,,Worüber wird sie diesmal schreiben?", kam es tonlos von Ron und die Antwort von Hermine kam einem Knurren gleich.
,,Sie verkauft Harry und mich als Liebespaar. Und das nur, weil ich eben kurz im Zelt war und nochmal nach ihm gesehen habe."
Amberles Augenbrauen schnellten in die Höhe, denn damit hatte sie nicht gerechnet. Aber da Hermine gerade einer tickenden Zeitbombe locker Konkurrenz machte, fragte sie nicht weiter nach und auch Ron beschloss, nicht näher ins Detail zu gehen. Und dafür blieb auch keine Zeit mehr, denn in diesem Moment betrat Victor Krum den inneren Parcours und Amberle spürte, wie ihr Herz vor Aufregung zu rasen begann, während sie der ersten Aufgabe mit gemischten Gefühlen entgegenblickte.
,,Tja, von jetzt an gibt's wohl kein Zurück mehr."

Die Spannung ließ nicht ab und es herrschte eine so unglaubliche Stimmung, dass Amberle nicht wusste, ob dies ein gutes oder schlechtes Zeichen war. Bisher waren Victor, Fleur und Cedric ihren drei Drachen in einem heiklen Duell gegenübergetreten waren und ihnen goldene Eier gestohlen hatten. Und ein jedes dieser Duelle war eine feurig heiße Angelegenheit gewesen, wobei Amberle alleine schon vom Zusehen schlecht wurde. Jetzt fehlte nur noch Harry und sein Drache war ein ungarischer Hornschwanz, der natürlich der übelste Rabauke von allen sein musste.
Als man den Drachen in die Arena brachte, war seine Ausstrahlung gigantisch und mächtig zugleich, aber vor allem nahm Amberle ein hohes Maß an Brutalität bei diesem Geschöpf wahr. Der Hornschwanz war echsenartig mit schwarzen Schuppen und bronzenen Hörnern, sowie scharfen Stacheln. Seine gelben Augen funkelten selbst aus weiter Entfernung bedrohlich, während er sich auf die Lauer legte und nur darauf zu warten schien, seiner Beute einen feuerfesten Empfang zu bereiten.
,,Drei unserer Champions sind nun ihren Drachen gegenübergetreten. Sie werden somit alle zur nächsten Aufgabe voranschreiten. Und nun unser vierter und letzter Teilnehmer.", verkündete Dumbledore und Amberle nahm seine Besorgnis wahr, als Harry sich mit zögerlichen Schritten der Arena näherte.
Viele Schüler und Anwesende jubelten Harry entgegen, doch Amberle und Hermine klatschten nur halbherzig, da ihre Sorge um Harry alles andere überwog. Harry warf einen Blick auf die Zuschauer und dann auf die steinerne Arena, ehe sein Blick das goldene Ei fixierte, welches zum Greifen nahe in der Mitte der Felsen stand und nur auf ihn zu warten schien. Mit schnellen Schritten eilte er darauf zu, als der lange Schwanz des Drachen sich vor ihm in den Boden bohrte und ein ohrenbetäubendes Brüllen erlang. Harry wich aus und rettete sich zur gegenüberliegenden Felswand, als der Hornschwanz eine Ladung Feuer spie und Harry nur um Haaresbreite verfehlte.
Amberle konnte kaum hinsehen, als der Drache immer wieder versuchte, Harry zu erwischen und dieser jedes Mal nur wenige Millimeter entwischte. Der Pegel Adrenalin schien bei allen ins Unermessliche zu steigen und als der Hornschwanz Harry ein gutes Stück durch die Luft schleuderte und triumphierend schrie, brüllte Hermine aus Verzweiflung schon von der Tribüne in die Arena.
,,DEIN ZAUBERSTAB, HARRY! LOS, BENUTZ IHN!"
,,Accio, Feuerblitz!", sprach Harry aus und richtete seinen Zauberstab kurz in die Luft, ehe er sich wieder zur Seite warf und hinter einem Felsen Schutz suchte, als der Drache einen neuen Schwall Flammen in seine Richtung spie.
Und dann kam wie aus dem Nichts Harrys Besen geschossen und der Gryffindor sprang mit einem Satz drauf, was ihm einen gehörigen Vorteil verschaffte und seine Freunde jubeln ließ. Die Slytherin buhten natürlich, doch dann spitzte sich die Lage dramatisch zu. Denn als Harry mit seinem Besen höher flog, riss sich der Hornschwanz von seiner Kette los und folgte dem Schwarzhaarigen, der im rasanten Tempo über die Köpfe der Lehrer hinweg sauste. Der Drache flog ihm nach und brachte durch seinen langen Schwanz das Zelt der Lehrer fast zum Einsturz, wodurch Snape, McGonagall, Rita Kimmkorn und sogar Dumbledore zu Boden gingen. Schnell rappelten sie sich wieder auf und alle anderen sahen Harry und dem Drachen nach, die beide in der Ferne verschwanden. Amberle war erschüttert und betete inständig, dass Harry dieses Duell überstehen würde.

Doch eine gefühlte Ewigkeit geschah nichts, nur gedämpft waren die Schreie des Drachen in der Ferne zu vernehmen und die Machtlosigkeit machte Amberle fast wahnsinnig. Alle richteten ihre Blicke zum Himmel in der Hoffnung, dort etwas erkennen zu können. Aber nichts war zu sehen und wo eben noch bedrückendes Schweigen geherrscht hatte, ging nun ein besorgtes Raunen durch die Menge und Amberle spannte sich mit jeder weiteren Sekunde der Ungewissheit mehr an. Dann vernahm sie hinter sich jedoch ein eigenartiges Zischen und Hermine neben ihr, begann zu jubeln, was auch Amberle unsagbar erleichterte. Denn ein ziemlich verrauchter und mitgenommener, aber durchaus lebendiger Harry, kehrte von seinem Höllenritt zurück und hielt sich wacker auf seinem Besen, als er über die Zuschauertribüne flog und das Ei im rasanten Flug einsammelte. Amberle stützte sich auf dem Geländer ab und hatte das Gefühl, einer Ohnmacht nahe zu sein, da die Erleichterung über die Rückkehr ihres besten Freundes sie fast überwältigte. Harry hatte den Drachen besiegt und somit die erste Aufgabe erfolgreich gemeistert.

Später am Abend herrschte nach wie vor ausgelassene Stimmung im Schloss. Sogar die Slytherin feierten, obwohl sich die Begeisterung über Harrys erfolgreicher Aufgabe bei ihnen natürlich in Grenzen hielt. Sogar Valentin war heute mal ausgelassen und verbrachte den Abend nicht damit, Groll gegen Amberle zu hegen, was für Draco wahrlich eine Überraschung war. Er selbst hielt sich mit feiern allerdings etwas zurück, denn dies würde nur wieder Flirtattacken von Pansy mit sich bringen, die ihm schon seit dem ersten Schuljahr hinterher jagte. Zwar wäre sie durch ihre reinblütige Abstammung und angesehene Familie auch durchaus die perfekte Partie, doch Draco fand sie schrecklich langweilig. Sie hatte, wie auch die meisten Mädchen, nur Schminke und Klamotten im Kopf, was in seinen Augen nur eintönig und uninteressant war. Wer würde denn seine Freizeit schon freiwillig mit Make-up und Styling verbringen?
Blaise, Crabbe und Goyle ließen es zumindest richtig krachen und der Gemeinschaftsraum der Slytherin kam einem reinsten Partykeller gleich, was Snape sicherlich ganz und gar nicht erfreuen würde, sollte er dies zu Gesicht bekommen. Für Draco war es daher ein Segen, dass sein Pate von Natur aus nicht sehr gesellig war und große Menschenmassen daher nur zu gerne mied. Etwas, das ihnen heute durchaus ein großer Vorteil war.
Das dumpfe Klopfen an einem Fenster ließ Draco aufhorchen und er konnte durch die Glasscheibe seinen Uhu Ares erkennen. Zügig eilte er zum Fenster und öffnete es einen Spalt, als seine Eule auch schon rein hüpfte und ihm einen Brief im Schnabel reichte. Draco nahm ihn entgegen und nickte Ares zu, der daraufhin wieder in die Nacht hinausflog und für den heutigen Tag Feierabend machte.
Draco sah sich kurz um und versicherte sich, dass niemand ihn beachtete, als er den Brief auseinanderfaltete. Es war Pergament aus dem Haus seiner eigenen Familie und die Botschaft war kurz und knapp gehalten.

Hogsmeade. Warte an der Grenze zum Schulgelände. T

Draco las die einzelnen Worte und steckte den Zettel dann schnell in die Innentasche seiner Jacke. Er ließ einen weiteren Blick über die anderen schweifen, die allerdings so sehr im Partyfieber waren, dass sie gar nichts anderes außer Alkohol und Spaß wahrnahmen. So konnte sich Draco unauffällig aus dem Gemeinschaftsraum schleichen und machte sich dann schnell auf den Weg nach draußen. Eigentlich war zu dieser Zeit bereits Nachtruhe, doch da heute die erste Aufgabe gewesen war, hatten die Lehrer eine Ausnahme gemacht und somit war es für Draco ein Leichtes, sich auf den Weg nach Hogsmeade zu machen.
Es war kalt draußen und sein Atem verursachte leichte Nebelschwaden in der Luft. Die Dunkelheit war bereits über sie alle hereingebrochen und nur schwache Leuchten spendeten Licht auf dem Weg nach Hogsmeade. Draco wagte jedoch nicht, seinen Zauberstab zu nutzen, um sich mehr Beleuchtung zu verschaffen, denn dafür war die Angelegenheit viel zu heikel und inoffiziell. Er konnte ja selbst kaum glauben, was er hier tat, aber er hatte das Gefühl, dass es das Richtige war. Obgleich eigentlich alles hieran das Gegenteil bedeuten sollte.
Seine Schritte verlangsamten sich etwas, als er die Grenzen des Schulgeländes erreichte. Nun umfasste er doch seinen Zauberstab und zog diesen aus der Jackentasche, denn Draco wollte auf Nummer sicher gehen. Als er nur wenige Meter vor sich einen Schatten wahrnahm, hielt er inne und durchbrach die Stille der Nacht.
,,Ich hoffe doch sehr, du hast meine Anweisungen genau befolgt und bist allein gekommen.", sprach er ernst, als er nun doch einen „Lumos-Zauber" anwandte und nun Twinny gegenüberstand-einer Hauselfe seiner Familie.
,,Twinny hat alles genau so gemacht, wie es der junge Master Malfoy angeordnet hat. Sie ist ganz alleine hier."
,,Und niemand weiß, dass du hier bist?", hakte er nach und die Elfe schüttelte den Kopf.
,,Niemand, Sir. Master Lucius Malfoy befindet sich derzeit viel auf Geschäftsreisen und Lady Narzissa ist bereits zu Bett gegangen."
,,Sehr gut. Hast du gefunden, worum ich dich gebeten habe?"
Draco musterte die Elfe mit abwartendem Blick, die nun eine Tasche hervorholte und sie ihm mit ihren zarten kleinen Händen reichte. Der Slytherin nahm sie entgegen und zog schließlich den Gegenstand hervor, warum er sich so spät nachts noch davongestohlen hatte: das Buch der Schatten!
,,Das ist es.", hauchte Draco leise und Twinny betrachtete das Buch ein wenig skeptisch.
,,Darf Twinny erfahren, was der junge Master Malfoy mit diesem unheimlichen Buch zu tun gedenkt?", fragte die Elfe zögerlich und Draco warf ihr einen vielsagenden Blick zu.
,,Sagen wir einfach, ich helfe einer Kameradin damit möglicherweise aus der Klemme. Geh nun wieder nach Hause und sorg dafür, dass niemand rausfindet, dass das Buch fort ist. Sage niemandem, dass wir miteinander gesprochen haben oder ich dir den Auftrag dafür gegeben habe, sonst wirst du die Konsequenzen dafür tragen. Haben wir uns verstanden?", entgegnete Draco eindringlich und Twinny neigte gehorsam den Kopf.
,,Wie Sie wünschen, Sir. Twinny verspricht kein Wort zu sagen."
,,Gut. Dann geh jetzt. Und gute Arbeit, Twinny."
Die Elfe lächelte zaghaft und verschwand dann zurück nach Malfoy Manor, während Draco allein zurückblieb und noch einen Blick auf das Buch in seinen Händen warf. So unwohl ihm bei diesem gefährlichen Artefakt auch war, er brannte regelrecht darauf zu erfahren, was es in den Händen von Amberle Harvey wohl alles bewirken würde.

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