Der Schwur von Severus Snape

                                                         Der Schwur von Severus Snape

Tatsächlich dauerte es nur wenige Tage, bis Artemis mit einer Nachricht bei Amberle auftauchte, welche die ersehnten Neuigkeiten mit sich brachte. Denn in der Tat hatte Minerva die Bitte von Amberle erfüllt und eine Nachricht weitergeleitet, auf die Amberle nun eine Antwort bekommen hatte. Und das hatte zur Folge, dass der Hexe eine wichtige Verabredung bevorstand.
Wo sich das goldene Trio derzeit befand wusste Amberle zwar nicht, aber sie war zuversichtlich, dass es ihnen gut ging. Schließlich war es nicht die erste gefährliche Mission, die sie gemeinsam antraten und wenn sie zusammenhielten, würden sie alles schaffen können.
Deshalb konzentrierte sich Amberle nun voll und ganz auf ihr bevorstehendes Treffen und konnte nur hoffen, dass es seinen gewünschten Erfolg erzielen würde. Auch, wenn sie dafür mit Sicherheit sämtliche Geschütze auffahren musste, denn es würde alles andere als einfach werden. Immerhin war die betreffende Person gewissermaßen zwielichtig und dennoch die einzige, an die sich Amberle mit ihrem Anliegen wenden konnte.
Deshalb führte sie der Weg heute in eine abgelegene Gaststätte von London, wo Amberle sich zum größten Teil hauptsächlich unter Muggeln befand. So war die Chance geringer, dass man sie erkannte und auch, dass sie auf Todesser treffen würde. Sie bekam auch einen Platz in der hintersten Ecke des Lokals, wo Amberle nun saß und wartete.
Gedankenverloren sah sie auf ihre Tasse Tee, in dem sich für einen kurzen Moment ihr gesamtes Leben widerzuspiegeln schien. In den letzten Tagen hatte sie verstärkt über alles nachgedacht. Genauer gesagt, seit sie ihrem Onkel Aberforth den Besuch abgestattet hatte. Seitdem schienen seine Worte sie regelrecht zu verfolgen und Amberle konnte sie nur mit Mühe verdrängen, da sie sich immer wieder nach vorne kämpften.
Allerdings konzentrierte sich Amberle nun auf den Grund, weshalb sie hier war. Denn nach einer knappen halben Stunde öffnete sich die Tür des Lokals und sie konnte die betreffende Präsenz bereits spüren, sodass sie gar nicht erst aufsah, als die Person an ihrem Tisch ankam.
,,Wie ich sehe, haben Sie meine Nachricht erhalten.", sagte Amberle und ein grimmiges Brummen ertönte als Antwort.
,,Es klang nicht so, als hätte ich eine große Wahl gehabt."
Amberle sah auf, wo Severus Snape stand und sie missbilligend betrachtete. Seine dunklen Augen schienen keineswegs Freude auszustrahlen, doch das hatte die Hexe auch nicht erwartet. Immerhin stand ihr gerade der Mörder ihres Vaters gegenüber und sie selbst hatte sich ja schon dazu durchringen müssen, ihn überhaupt für diese Angelegenheit ins Vertrauen zu ziehen. Doch da Albus ihm vertraut zu haben schien, wollte Amberle es auf die gleiche Weise versuchen. Egal, wie schwer ihr das auch fallen sollte.
,,Setzen Sie sich.", wies Amberle an und deutete auf den freien Stuhl ihr gegenüber, auf dem ihr einstiger Professor schließlich Platz nahm und sich aufmerksam umsah, was Amberle keineswegs entging. ,,Sie wirken etwas angespannt."
,,Jedes Treffen mit jemand von der Seite des Ordens ist ein hohes Risiko und Sie sagten, Sie hätten etwas Wichtiges über mich in Erfahrung gebracht. Daher stellt sich mir die Frage, welchem Zweck dieses Treffen dienen soll."

Snape war eindeutig misstrauisch. Amberle konnte es ihm ja nicht mal verdenken, denn immerhin zählte er zu den treuesten Anhängern Voldemorts und für seinen Mord an Dumbledore wurde er vom Orden als ein großer Verräter angesehen. Aus diesem Grund durfte in der Tat niemand etwas von diesem Treffen erfahren und Amberle begann damit, ihre Karten gegenüber Snape auszuspielen.
,,Oh, ich weiß alles über Sie, Severus Snape. Ich weiß, dass Sie der Halbblutprinz sind und meinen Vater auf seinen eigenen Wunsch hin ermordet haben. Und ich weiß auch, dass Sie ihr Herz einst an Lily Potter verloren haben."
Snape wurde kreidebleich, was bei seinem blassen Teint schon nahezu unmöglich war und Amberle konnte seine Fassungslosigkeit förmlich spüren.
,,Woher..."
,,Das ist nicht wichtig. Viel wichtiger ist, dass ich somit Ihr Geheimnis kenne. Ich hatte schon früh erkannt, dass Sie keineswegs ein Böser sind und jetzt weiß ich das mit absoluter Gewissheit.", fuhr die Hexe fort und Snape fand seine grimmige Fassade wieder.
,,Nun, wenn ich nicht böse bin, was bin ich dann?"
,,Verzweifelt. Ihre Seele und auch Ihr Herz sind seit dem Tod von Lily gebrochen und aus diesem Grund haben Sie Tom Riddle auch verraten. Sie wollen seinen Tod...ebenso wie ich. Und das macht uns zu hervorragenden Verbündeten, nicht wahr? Mit Spionage für den Orden haben Sie ja bereits bestens Erfahrung und jetzt werden Sie mir einen Gefallen tun, Severus Snape."
Obgleich Snape keinerlei Reaktion zeigte, so wusste Amberle dennoch, dass sie die Oberhand hatte. Und nicht ohne Grund hatte ihr eigener Vater sie auf diese Spur gebracht, weshalb sie das Geheimnis von Snape ja erst hatte lüften können. Doch der schien von ihrer Äußerung nicht besonders angetan zu sein.
,,Warum um alles in der Welt sollte ich das tun?"
,,Weil ich eine Dumbledore bin und somit die Einzige, die Harry helfen kann, Voldemort zu vernichten. Sie kennen den Plan meines Vaters und genau den werden wir umsetzen, aber vorher müssen wir zunächst einen Teil meines Plans ausführen. Und dafür brauche ich leider Ihre Hilfe."
,,Mal angenommen, ich würde dem zustimmen, wie soll dieser Gefallen denn aussehen?", wollte Snape wissen und Amberle strich gedankenverloren über den Rand ihrer Teetasse.
,,Im Grunde ziemlich einfach. Es wird nicht mehr lange dauern, bis Tom Riddle und ich uns gegenüberstehen und wenn es an der Zeit ist, müssen Sie nur eine Kleinigkeit für mich erledigen."

Amberle griff in die Innentasche ihres Mantels und zog ein zusammengefaltetes Pergament hervor. Dieses legte sie auf den Tisch und schob es zu dem Schwarzhaarigen rüber, der es zögerlich an sich nahm. Snape bedachte Amberle mit einem prüfenden Blick, ehe er das Pergament schließlich auseinander faltete und die Zeilen las, welche Amberle darauf verfasst hatte. Doch dabei wurde sein Blick nahezu fassungslos und zum ersten Mal ließ Snape seine grimmige Fassade in Gegenwart von Amberle gänzlich fallen.
,,Das ist viel zu riskant.", brachte Snape hervor, nachdem er die Inschrift des Pergamentes studierte hatte und Amberle zuckte mit den Schultern.
,,Aber es wird funktionieren."
,,Das können Sie doch unmöglich ernst meinen."
Severus wirkte geradezu erschüttert, doch Amberle zuckte nicht einmal mit der Wimper. Stattdessen lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück und betrachtete die Fledermaus eingehend.
,,Und ob ich das ernst meine. Es ist der einzige Weg."
,,Sie sind genauso sturköpfig wie Ihr Vater.", zischte Snape argwöhnisch, während er das Pergament wütend wieder zusammenfaltete und Amberle seufzte ein wenig.
,,Tja, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm und seien Sie froh, dass ich meinem Vater so ähnlich bin. Denn meine Mutter hätte Ihnen ganz sicher nicht über den Weg getraut und das tue ich auch nicht. Zumindest nicht 100%."
,,Weshalb verlangen Sie das dann von mir?"
Fassungslos sah Snape Amberle an und hielt ihr das Pergament unter die Nase, jedoch zeigte die Hexe kaum eine Reaktion darauf. Sie blieb vollkommen entspannt und wusste bereits, dass Snape ihren Gefallen keineswegs ausschlagen konnte. Denn er hatte immerhin gewissermaßen einen Schwur an ihren Vater geleistet und daher gar keine andere Wahl.
,,Weil ich darauf vertraue, dass Sie den Mord an Lily um jeden Preis rächen wollen. Ihr Hass auf Voldemort ist sicher größer als Ihre heimtückische und intrigante Spionagenseite."
,,Ich kann das nicht.", widersprach Snape, woraufhin Amberle ihn ein wenig aus der Reserve locken wollte.
,,Ach, kommen Sie, Professor. Dieser Gefallen wird Sie doch wohl nicht überfordern. Immerhin arbeiten Sie schon jahrelang als Doppelagent. Außerdem müssen Sie gar nicht viel tun...lediglich Ihren Teil erfüllen. Den Rest erledige ich."
,,Nein, Sie verstehen das nicht, Amberle. Wenn ich das tue, dann breche ich mein Versprechen Sie zu beschützen.", entgegnete der Zauberer, woraufhin Amberle ihn nur vielsagend ansah,
,,Severus, Sie möge meinem Vater ja vielleicht vieles versprochen oder zugesichert haben, aber mich zu beschützen gehörte ganz sicher nicht dazu. Und wissen Sie woher ich das weiß? Ganz einfach: weil mein Vater wusste, dass nichts und niemand auf der Welt im Stande dazu wäre! Nicht einmal er selbst. Das hat er in all meinen Leben bewiesen."
Amberle wusste, wie oft Albus versucht hatte, sie vor ihrem Schicksal zu bewahren und jedes Mal war er gescheitert. Das lag keineswegs an seiner zu geringen Macht, denn von der hatte er mehr als genug gehabt, doch es gab nun einmal Mächte, die stärker waren als das. Selbst für einen Dumbledore. Doch die Antwort von Snape stellte alles in den Schatten, was Amberle erwartet hatte.
,,Dieses Versprechen gab ich nicht Dumbledore, Miss Harvey!"

Dass er den Nachnamen ihrer falschen Identität verwendete, gab Amberle zu denken und einen kurzen Moment dachte sie nach. Doch dann ging ihr ein Licht auf und sie spannte sich am ganzen Körper an, da sie die Antwort bereits kannte.
,,Draco!"
,,Dem jungen Mr. Malfoy liegt sehr viel daran, dass Sie diesen Krieg überleben und riskante Manöver wie dieser Plan bewirken eher das Gegenteil. Ich musste ihm schwören, dass ich Sie unter allen Umständen beschütze.", erklärte Snape, doch Amberle schnaubte nur verächtlich.
,,Wie überaus nobel...ich hatte euch Slytherin ja total unterschätzt. Ich hätte es mir ja denken können. Moment mal, sind Sie mir deshalb im letzten Schuljahr so permanent über den Weg gelaufen? Haben Sie mich da etwa schon ausspioniert?"
Sie funkelte ihren ehemaligen Lehrer bedrohlich an, der daraufhin beschwichtigend die Hände erhob und wohl nicht scharf darauf war, dem Phönix in Amberle zu begegnen.
,,Ich habe lediglich ein wachsames Auge auf Sie geworfen, als Draco dazu nicht in der Lage war."
,,Hervorragend! Also Mr. Malfoy Junior geht auf Abstand, weil Lord Voldy ihm den Auftrag gab meinen Vater zu ermorden. Aber statt mir die Wahrheit darüber zu sagen, hetzt er mir seinen eigenen Hauslehrer als persönlichen Bodyguard auf den Hals. Das ist wirklich eine Glanzleistung.", zischte Amberle abfällig, als Snape Partei für seinen Patensohn ergriff.
,,Er wollte Sie nur beschützen, Amberle. Wenn Voldemort von der Verbindung zwischen Draco und Ihnen erfährt, dann bringt Sie das in tödliche Gefahr. Ebenso wie Ihr verhängnisvoller Geheimplan hier."
Amberle verlor langsam die Geduld und angesichts der wachsenden Bedrohung wäre dies kein guter Gemütszustand. Deshalb beugte sie sich ein wenig vor und sah Severus Snape direkt in seine dunklen Augen, während ihre eigenen leicht golden schimmerten.
,,Ich weiß nicht, ob ich mich zu unklar ausdrücke oder Sie einfach nur schwer von Begriff sind, Professor: ich brauche keinen Beschützer! Weder Sie, noch Draco oder sonst irgendjemanden!"
,,Wenn er erfährt, was Sie vorhaben, dann...", setzte Snape an, doch Amberle unterbrach ihn harsch.
,,Oh, er wird nichts davon erfahren, denn Sie werden mir hier und jetzt schwören, dass Sie es niemanden verraten werden. Sie sagen Draco nichts von dem Plan, dass ich in irgendeiner Form zu Ihnen Kontakt aufgenommen habe oder dieses Treffen hier stattgefunden hat. Er hielt es im letzten Jahr auch nicht für nötig mich einzuweihen...dann ist es nur fair, wenn er jetzt auch im Dunkeln tappt."

In den Augen von Amberle war es nur gerecht und sie wollte sich nicht noch zusätzlich mit Draco auseinandersetzen müssen. Es gab Wichtigeres zu erledigen und dennoch hatte Snape noch ein weiteres Argument parat, welches seiner Meinung nach, eindeutig gegen den Plan von Amberle sprach.
,,Nicht nur Voldemort ist hinter Ihnen her, Harvey. Vor allem Valentin versucht Sie auszuschalten. Er scheint davon wie besessen zu sein."
,,Oh, keine Sorge. Valentin werde ich mich schon annehmen. Er mag mir damals ja einen Schritt voraus gewesen sein, aber diesmal...lasse ich diese hinterlistige Schlange ganz sicher nicht entkommen. Tun Sie einfach nur, was ich Ihnen gesagt habe und schwören Sie mir...kein Wort zu irgendjemandem. Vor allem nicht zu Draco.", brachte sie entschlossen hervor und Snape gab sich schließlich widerwillig geschlagen.
,,Er wird mich dafür zwar in die Hölle schicken, aber gut...ich schwöre es!"
Amberle lehnte sich zufrieden zurück, denn sie hatte ihr Ziel erreicht. Somit stand ihrem Plan nichts mehr im Wege und es würde nur noch eine Frage der Zeit sein, bis sie ihn in die Tat umsetzen würde. Sie trank ihren Tee aus und erhob sich dann von ihrem Platz, ehe sie Snape noch mit einem strengen Blick bedachte, der sichtlich zwiegespalten auf die Hexe wirkte.
,,Gut, ich nehme Sie beim Wort, also enttäuschen Sie mich nicht. Denn das würde mich zwingen, einen unbrechbaren Schwur daraus zu machen und wir wissen beide, wie das enden würde.", sagte sie an ihn gewandt und wollte schon gehen, als der Halbblutprinz sie noch einmal zurückhielt.
,,Ich bin nicht der Einzige mit einem gebrochenen Herzen, Amberle. Doch stelle ich mir die Frage, weshalb du die Gedanken von Draco mit einem Schutzzauber versehen hast, nachdem er dir doch so große Schmerzen zufügte."
Die Tatsache, dass Snape seinen Patensohn und auch das zur Sprache brachte, was Amberle mit ihrem Besuch in Dracos Geist bewirkt hatte, ließ sie für einen kurzen Moment erstarren. Dass Snape dabei sämtliche Förmlichkeiten fallen gelassen hatte, machte die Sache nicht weniger persönlich und sie drehte sich noch einmal zu dem Mann um, der so voller Geheimnisse erfüllt war, dass er die Wahrheit vermutlich zum Teil gar nicht mehr erkennen konnte.
,,Sagen wir einfach, dein Patensohn weiß mehr, als gut für ihn ist. Und es wäre für alle besser, wenn dieses Wissen unter uns bleibt. Wir sehen uns, Severus."
Mit diesen Worten kehrte Amberle Snape den Rücken und verließ das Lokal, nachdem sie der Kellnerin das Geld für den Tee auf dem Tresen hinterlassen hatte. Und sie konnte nur darauf hoffen, dass der Halbblutprinz sein Wort hielt und alles nach Plan verlief. Denn nur auf diese Weise würden sie die Dunkelheit bezwingen und Tom Riddle in die Knie zwingen können.

Es war ein Anflug von Nostalgie und Herzschmerz, der Albus Dumbledore vor langer Zeit zu dem berüchtigten Spiegel Nerhegeb führte. Seine Macht war trügerisch und man lief nur allzu schnell Gefahr, dass man sich in ihr verlieren konnte. Und dennoch warf Albus einen Blick hinein, nachdem Travers und sein Gefolge aus Hogwarts wieder verschwunden waren.
Traurige Erinnerungen tauchten in dem Spiegel auf, der Albus vor Augen führte, was ihn und Gellert vor so langer Zeit miteinander verbunden hatte. Es war der Blutpakt, der zwischen den beiden jungen Zauberern besiegelt wurde und seit jeher verhinderte, dass sie einander verletzten konnten. Aber dennoch fügte die bloße Erinnerung daran, Dumbledore so unermesslichen Schmerz zu, dass er den Blick von dem Spiegel abwandte und sich auch wieder daran erinnerte, was Gellert für grausame Dinge getan hatte. Und dazu zählte nicht nur der Mord an seiner eigenen Schwester Theodora Grindelwald – Amberles Mutter.
,,Ein Blutpakt also. Das ist das große Geheimnis."
Albus sah erschrocken auf, wo er das Spiegelbild von Amberle in Nerhegeb erkannte und fuhr dann zum Eingang des Raumes herum, wo seine Tochter im Türrahmen stand. Amberle musterte Albus mit unergründlichem Blick und dieser hatte keineswegs mit dem Erscheinen seiner Tochter gerechnet.
,,Amberle.", brachte er hervor und die Hexe trat etwas näher in den Raum.
,,Ich hatte mich immer gefragt, was wohl der Grund dafür ist, dass du nicht gegen ihn vorgehen kannst. Aber jetzt wird mir einiges klar."
,,Was machst du hier?", fragte Albus stattdessen und Amberle seufzte kaum merklich.
,,McGonagall hat mir eine Nachricht zukommen lassen und mir darin von dem Besuch der Auroren berichtet. Ich wollte sichergehen, dass sie dich in einem Stück gelassen haben."
Amberle wusste nur zu gut, wie weit die Auroren manchmal für ihre Ziele gingen und derzeit herrschten besonders düstere Zeiten, wo sich jeder vorsehen sollte. Doch Albus winkte nur ab und versuchte, die Situation herunterzuspielen, wobei er die Hände schließlich hinter dem Rücken verschränkte, um seine magischen Fesseln vor Amberle zu verbergen, die Travers ihm angelegt hatte.
,,Mir geht es gut. Du musst dir keine Sorgen um mich machen."
,,Tue ich aber, denn du steckst bis zum Hals in Schwierigkeiten. Warum hast du mir nie von dem Blutschwur erzählt?", wollte Amberle wissen und ihr Vater senkte ein wenig den Blick.
,,Ich wollte dich nicht mit meiner Vergangenheit belasten."
,,Deine Vergangenheit ist auch meine, Vater. Ich weiß, wie nahe du und Grindelwald euch einst standet und glaub mir, ich komme damit klar. Aber was ich nicht toleriere, sind seine Verbrechen, die er verübt. Er hat meine Mutter ermordet und ist jetzt hinter dir her, denn nicht ohne Grund versucht er Credance auf seine Seite zu ziehen. Der Schwur, den ihr zwei damals geschlossen habt, hindert Grindelwald daran, persönlich gegen dich vorzugehen, aber das bedeutet nicht, dass er dich verschont. Im Gegenteil. Er wird versuchen dich zu töten, damit du ihm nicht gefährlich werden kannst."

Amberle führte Albus die unausweichliche Wahrheit vor Augen und der Zauberer wusste sehr wohl, was Gellert im Schilde führte. Schließlich kannte er seinen früheren Freund nur zu gut und wusste, wie weit dieser gehen würde, um seinen Willen durchzusetzen.
,,Mir ist die Lage durchaus bewusst, Amberle. Aber dennoch kann ich nicht gegen ihn vorgehen."
,,Deshalb muss es jemand anders tun.", meinte die Hexe nur, doch Albus ahnte bereits, worauf sie hinauswollte.
,,Dieser Jemand bist aber nicht du. Denn das werde ich nicht zulassen."
Seit ihrer Geburt tat Albus alles, um Amberle zu beschützen und das nicht nur, weil er es Theodora unmittelbar vor ihrem Tod geschworen hatte. Immerhin war Amberle seine Tochter und für sie würde er alles tun, selbst wenn es seinen eigenen Untergang bedeuten sollte. Doch Amberle war mittlerweile mindestens genauso stur wie er und hatte sich offenbar schon eine Strategie im Kopf zurechtgelegt.
,,Selbst wenn ich nicht gegen ihn kämpfen sollte, so werde ich zumindest einen Weg finden, um seine Pläne zu vereiteln. Die Welt hat schon viel zu lange im Schrecken vor meinem Onkel gelegt und es wird an der Zeit, dass er gestoppt wird.", sagte Amberle und wollte schon gehen, als Albus ihren Arm ergriff und sie zurückhielt.
,,Bitte sieh dich vor, Amberle und halte dich um Himmels Willen von Grindelwald fern. Wenn er dir zu nahe kommt, dann sehe ich mich gezwungen..."
,,Er wird mir nicht zu nahe kommen. Denn das würde voraussetzen, dass ich dies zuließe und daran habe ich nun wirklich kein Interesse. Dieser Größenwahnsinnige mag vielleicht mein Onkel sein, aber mir fehlt dennoch jegliche Sympathie ihm gegenüber. Trotzdem werde ich alles daran setzen ihn aufzuhalten.", erwiderte Amberle entschlossen und Albus bedachte seine Tochter mit einem sanften Blick, der eine Spur von Verzweiflung enthielt.
,,Sei trotzdem vorsichtig. Dir darf nichts zustoßen, das musst du mir versprechen. Wenn ich dich schon nicht beschützen kann."
Es war nun einmal die größte Furcht, die in Albus Dumbledore verborgen lag. Dass er Amberle verlieren könnte und diese schien das zu spüren, da sie seine Hände kurz ergriff und ihrem Vater einen zuversichtlichen Blick zuwarf.
,,Keine Sorge. Ich handle ganz alla Dumbledore. Bleibe stets im Hintergrund und wirke auf jeden Fall geheimnisvoll. Düfte mir nicht schwer fallen, immerhin habe ich vom Besten gelernt. Gib du nur Travers keinen Grund, dir noch mehr zu misstrauen."
,,Das werde ich nicht.", versicherte Albus seiner Tochter und diese löste nun ihre Hände voneinander, während sie sich langsam aber sicher, von Dumbledore entfernte.
,,Gut. Dann mache ich mich besser mal auf den Weg. Es ist schon spät und ich habe so das Gefühl, dass unsere kleine Truppe vom Widerstand meine Hilfe gebrauchen könnte."
Amberle kehrte ihrem Vater den Rücken und verschwand wieder nach draußen, während Albus seiner Tochter ein wenig wehmütig nachsah. Es war einer der Momente, in denen er seine Machtlosigkeit gegenüber Gellert verfluchte, denn irgendwie hatte Albus das ungute Gefühl, dass Amberle und ihr Onkel früher oder später sehr wohl aufeinandertreffen würden. Und er wollte sich gar nicht erst ausmalen, was das für schreckliche Folgen mit sich bringen könnte.

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